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Monat: Juli 2023

Fragebogen an Stefan Millius

Was ist Ihr grösster Erfolg?

Jemanden gefunden zu haben, der es mit mir aushält. Aber das war ein Erfolg, der nichts mit meiner eigenen Leistung zu tun hat. Ein grosses Herz auf der anderen Seite reicht.

Welche ist Ihre erste Kindheitserinnerung?

Ich erinnere mich ganz grundsätzlich daran, dass ich sehr früh Befehle verweigert habe, wenn man mir nicht gut begründen konnte, warum ich das nun tun sollte. Am liebsten im Turnunterricht. Leider wissen das meine Kinder und machen es nun ebenso. Jetzt ist mir klar, wie anstrengend das aus der anderen Perspektive ist. Aber an die Adresse des Bundesamts für Gesundheit: Mit «Machs einfach!» kommt man bei mir nicht sehr weit.

Wann fühlten Sie sich das letzte Mal so richtig frei?

An das exakte Datum kann ich mich leider nicht erinnern. Es muss aber definitiv irgendwann vor dem Frühjahr 2020 gewesen sein. In jenen Zeiten also, in denen uns die Freiheit noch nicht als tödliche Gefahr verkauft wurde.

Was sehen Sie, wenn Sie in den Spiegel schauen?

Das, was mir die Genetik mitgegeben hat in Kombination mit dem, was ich danach damit leichtfertig angestellt habe. Entscheidender als der Anblick ist, dass ich es mit einem guten Gewissen tun kann. Das ist nicht immer, aber meistens der Fall.

Was glauben Sie, woher Sie kommen?

Ich weiss, dass ich aus einer befruchteten Eizelle komme. Das finde ich spektakulär genug, um nicht noch an mehr glauben zu müssen. Wunder brauchen keine zusätzlichen Wunder. Und schon gar keine Götter.

Warum sollte man Ihnen zuhören?

Ich möchte lieber nur Zuhörer, die zuhören wollen und keine, die das Gefühl haben, sie sollten. Aber wenn man mein Publikum aus irgendeinem Grund an die Stühle kettet, darf es wenigstens sicher sein: Ich sage nur, was ich wirklich denke.

Ein grüner Daumen oder zwei linke Hände?

Ich brauche 15 Anläufe, um zwei Nägel für ein Bild in die Wand zu schlagen. Danach hängt es schief – wenn überhaupt. Das sollte die Frage ausreichend beantworten. Ich tippe übrigens sogar mit nur drei Fingern, und ich habe nicht einmal eine Ahnung, welche es sind.

Eher mass-los oder mass-voll?

Ich bin in allem, was ich tue, grenzenlos masslos. Ein massvolles Verhalten erwarte ich hingegen von Leuten, die aufgrund ihrer Position in der Lage sind, meine Masslosigkeit grundlos einzuschränken. Ich empfehle das niemandem.

In welcher Rolle fühlen Sie sich am wohlsten?

Ich übernehme keine Rollen. Für diese muss man sich verstellen, und das führt langfristig zu Magengeschwüren.

Politik ist …?

… der Versuch, eine gesellschaftliche Ordnung herzustellen, die für alle mehr oder weniger funktioniert. Das Modell scheitert derzeit daran, dass die meisten Politiker sich nur fragen, was für sie selbst funktioniert.

Wie viel Freiheit ertragen Sie?

Ich will immer tun dürfen, was ich gerade tun will, solange das die Freiheit anderer Menschen nicht einschränkt. Aber bei «Starbucks» und Co. wäre ich sehr froh um eine Einschränkung meiner Wahlfreiheit, weil mich die schlicht überfordert. Das Leben ist kompliziert genug, da muss man das nicht auch noch auf Kaffee übertragen.

Welches Buch sollte jeder gelesen haben?

«Momo» von Michael Ende. Da steht alles drin, was man über die Welt wissen muss. Aber vermutlich finden Faktenchecker irgendwann heraus, dass der Autor mal mit 15 Jahren etwas Falsches gesagt hat. Man sollte sich das Buch also beschaffen, solange es noch nicht verboten ist. Ganz ernsthaft.

Ihre erste Liebesgeschichte?

Die Novelle «Djamila» von Tschingis Aitmatow. Hollywood hat gegen ihn keinen blassen Schimmer, wie man eine echte Liebe erzählt. Der Autor stammt übrigens aus Kirgistan. Wäre das 1991 nicht von Russland unabhängig geworden, wäre das Buch jetzt wohl auf irgendeiner Boykottliste.

Wieviel Macht beanspruchen Sie für sich?

Einzig und allein die Macht über mein eigenes Leben. Wenn das jeder so hält, sind wir alle frei und mächtig zugleich.

Zu welcher Musik tanzen Sie sich frei?

Ich weiss, was ich kann, aber auch, was ich nicht kann. Zu letzterem gehört tanzen. Gelegentlich singe ich mich aber hinter dem Lenkrad frei. Womit nicht gesagt sei, dass ich das besser kann als tanzen.

Ihr Lichtblick in finsteren Zeiten?

Achtung, bitte Taschentücher zücken: Das Lachen meiner Kinder, die Liebeserklärungen meiner Freundin und das Schnurren unserer Katze. In solchen Momenten ist mir sehr egal, welcher Zirkus da draussen gerade wieder veranstaltet wird.

Was geschieht nach dem Ende?

Das habe ich wenige Monate vor seinem Tod Niklaus Meienberg gefragt, und seine Antwort war: «Dann bleiben 200, vielleicht 300 Gramm Asche.» Ich schliesse mich ihm an, und ich mag den Gedanken sogar.

Was wollen Sie noch erreichen?

Der irische Dichter Pat Ingoldsby hat einmal in einzigartigen Zeilen beschrieben, wie schön es wäre, wenn es einfach kein «next thing» gäbe, überhaupt nichts, das als Nächstes auf einen wartet, keine weiteren Aufgaben, keine grossen Ziele, sondern nur das, was eben gerade vor einem liegt. Dass es nur diesen einen Moment gibt und keinen Gedanken darüber hinaus: Daran arbeite ich.

Kommt es gut?

Das spielt gar keine Rolle. Karl Valentin hat gesagt: «Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.» Daran halte ich mich, egal, wie es weitergeht. Aber an meinem letzten Tag würde ich ganz gern sagen können: Es war gut. Unterm Strich. ♦

***

Stefan Millius ist Journalist, Buch- und Drehbuchautor. Er hat zwei Kinder und wohnt im St. Galler Rheintal. Für die Bürgerrechtsbewegung «Aufrecht» kandidiert er im Herbst 2023 im Kanton St. Gallen für den Nationalrat.


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Wir kämpfen weder für noch gegen etwas – wir wirken!

Interview mit Susanne Triner.

Bei Susanne Triner gehen Spiritualität und Tatkraft Hand in Hand. Schon früh auf der Suche nach Lösungen für die grossen Menschheitsprobleme, entwickelte sie Methoden, um Menschen in die Selbstermächtigung zu führen, Arbeitsgruppen beim Ausschöpfen ihres vollen Potenzials zu unterstützen und Initiativen zum Erfolg zu führen, die für die meisten aussichtslos erscheinen würden.

Die bald 70-jährige Solothurnerin ist junggeblieben und sprudelt vor Energie. Sie sagt, das komme vielleicht davon, dass sie sich ihr Leben lang treu geblieben sei und es liebe, mit der Energie des Urquells verbunden zu sein – und diese Aussage kauft man ihr sofort ab. Sie hätte ursprünglich gerne Politologie studieren und die erste Bundesrätin werden wollen. Doch nachdem sie gesehen habe, was mit der ersten Bundesrätin geschah, sei sie ganz zufrieden damit, dass alles anders kam. Susanne Triner arbeitete in Kaderpositionen, weiss, wie man ein Unternehmen erfolgreich führt – doch viel mehr als ihre eigene Karriere interessierte es sie, wie sie zu einem Wandel in der Gesellschaft beitragen kann, der zum Wohl der ganzen Menschheit beiträgt. Mit ihrem Verein «Together to One» begleitet sie seit vielen Jahren Initiativen, bei denen sie «sich voll einsetzt und gleichzeitig weiss, dass nichts unter Kontrolle ist». Am 11. und 12. August 2023 wird sie am Vortrag «Das grosse Miteinander – hin zum Quantensprung» ihre Einsichten aus jahrzehntelanger Projektarbeit teilen und ihre unkonventionellen Methoden erklären. Sie gab uns vorab einen Einblick in ihr bewegtes Leben.

«DIE FREIEN»: Liebe Susanne, was steckt hinter dem «grossen Miteinander»?

Susanne Triner: «Das grosse Miteinander» beschäftigt mich schon seit meiner Kindheit. Bereits mit 13 Jahren fragte ich mich, wieso wir Menschen uns gegenseitig Leid zufügen, wieso wir zu hassen beginnen, was wir zuvor liebten, und zerstören, was wir aufgebaut haben. Natürlich bekam ich von den Erwachsenen die Antwort: Grüble nicht, denk nicht über Dinge nach, die du sowieso nicht ändern kannst. Doch ich forschte nach und kam irgendwann zur Erkenntnis: Das geschieht, weil wir uns getrennt fühlen. Ein Fischschwarm oder eine Rehherde würde nie so gegeneinander vorgehen, wie wir das tun. Ich wollte wissen, was wir tun könnten. 2003 – ich war damals in der Wirtschaft tätig – nahm ich mir eine Auszeit, um mit meinen Fragen zu meditieren, und erhielt tatsächlich Antworten. Ich schrieb Punkt für Punkt auf, und es hat sich seither nichts an meinen Grundeinsichten geändert: Wir müssen lernen, miteinander statt gegeneinander zu arbeiten. Ich gründete die Non-Profit-Organisation «Together to One», um zu einem Miteinander zum Wohle aller beizutragen.

Wie hast du begonnen, deine Einsichten in die Tat umzusetzen?

ST: Der Zufall wollte es, dass ich von Jericho hörte. Das ist der tiefste Punkt der Erde, die älteste Stadt der Welt, absolut faszinierend. Dort begann ich, die Methoden, die ich in der Meditation entdeckt hatte, umzusetzen. An jedem 21. Tag des Monats luden wir mit unserem Verein Menschen ein, ihre Projekte vorzustellen. Wenn ihre Idee auf Begeisterung stiess, begleiteten wir sie. Wir sagten immer: Wir geben kein Geld, wir unterstützen euch mit Wissen. Wir sind drei Jahre für euch da, dann müsst ihr selbstständig sein. Wir haben in Jericho über 30 Projekte zustande gebracht mit dieser Methode, zum Beispiel unser jetziges Hauptprojekt «Adopt a Palm». Eine Gruppe von notleidenden Bauern kam zu uns und bat uns um Hilfe. Auch ihnen sagten wir: Wir haben kein Geld, wir haben nur gute Ideen. Darauf verliessen von den 30 Bauern alle den Raum, ausser Adnan Jaber, er schüttelte uns die Hand und sagte: «Ich habe keine andere Wahl.» Wir halfen, auf dem gepachteten Land Datteln nach Bio- und Fair-Trade-Richtlinien anzubauen. Mit dem Export verdienen sich Adnan Jaber und seine Familie nun ihren Lebensunterhalt. Damals sagte man uns, wir würden das nie schaffen, wir würden niemals Datteln exportieren können als private Initiative, wir würden innert weniger Jahre zerstört sein. Und mittlerweile sind wir in der zweiten Generation und verkaufen jährlich über zehn Tonnen Datteln in die Schweiz und nach Österreich. Und nicht nur das: Wir achten auf Biodiversität und betreiben Permakultur, wir sind wie eine Familie geworden, unter uns, mit der Natur, mit den Pflanzen und den Vögeln – es ist ein paradiesischer Ort.

Ziel war es jeweils, die Initianten so zu unterstützen, dass ihre Projekte finanziell selbsttragend werden?

ST: Ja. Jede Initiantin, jeder Initiant war verantwortlich, für die Finanzierung seines Projekts zu sorgen. Wir hatten ein Creative-Learning-Center, in dem wir Strategien dafür weitergaben. Dort passierte sehr viel, vor allem mit den Kindern, die lernten, Verantwortung zu übernehmen, hinzustehen für sich selbst, authentisch zu sein. Wir hatten beispielsweise eine Gruppe von Kindern, deren Wunsch es war, einmal in ihrem Leben ans Tote Meer zu reisen. Das Tote Meer ist nur zehn Kilometer von Jericho entfernt, aber die meisten waren noch nie dort, weil man den Checkpoint passieren, eine Bewilligung beantragen muss, was sehr mühsam ist. Diese Kinder brachten es zustande, von einem Busunternehmen einen Car zu organisieren, der sie dorthin fuhr, Restaurants spendeten ihnen die Verpflegung. Ich bin immer noch im Kontakt mit vielen aus dieser Gruppe, jetzt sind sie grosse, schöne Frauen und Männer und haben selbst Kinder, sind selbstbewusst und unterstützen sich gegenseitig, einige sind Freunde fürs Leben geworden. Es gelang uns ausserdem mit unserer Methode, ein Hotel zu restaurieren, wir ermöglichten Ausbildungen, halfen bei der Organisation einer Altersvorsorge …

Was beinhaltet diese Methode?

ST: Sie beinhaltet zunächst einmal einen Empowerment-Spruch: Wir sagen uns gegenseitig, dass wir uns von ganzem Herzen und bedingungslos unterstützen. Wir kommen immer am 21. Tag des Monats zusammen und fragen uns: Was war erfolgreich, was brauchst du, wo können wir dir helfen? Ausserdem haben wir einen Code, der uns mit dem Feld ausserhalb von Raum und Zeit verbindet, wo unser ganzes Potenzial vorhanden ist. Von dort «laden» wir uns die beste Version einer Situation quasi «herunter». Der Code lautet 12-21.

Wie meinst du das, ausserhalb von Raum und Zeit?

ST: Ausserhalb von Raum und Zeit sind Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart eins. Wir Menschen haben Raum und Zeit erschaffen und ausgemessen, das ist nichts Gottgegebenes. Wir haben angefangen, unsere Zeit zu bemessen, dadurch wurde sie knapp, und den Raum zu vermessen, dadurch wurde er klein. Ausserhalb davon ist das ewige Jetzt. Von dort holen wir das, was wir verändern wollen, ins Bewusstsein, in die Realität. Wir «laden» auch unsere Freude «hinauf», damit diese Energie für alle vorhanden ist.

Wissen wir denn, was die beste Version des heutigen Tages ist?

ST: Nein, das wissen wir nicht, wir brauchen es auch nicht zu wissen. Es genügt zu wissen, dass wir das Beste herausholen. Wichtig ist, dass die Ausrichtung zum Wohle aller ist. Das bedeutet, die beste Version soll allen dienen und nicht gegen jemanden oder gegen etwas gerichtet sein. Wir setzen damit keine Ideen in die Welt, die zerstörend wirken, das wollen wir ja nicht mehr. Es ist Zeit, dass wir diesen Quantensprung machen hin zu mehr Frieden. In unserem Leitfaden sagen wir darum: Wir kämpfen weder für noch gegen etwas – wir wirken. Das ist etwas vom Wichtigsten.

Was hat es mit diesem Code 12-21 auf sich? Wie bist du darauf gekommen?

ST: Nachdem ich lange meditiert hatte, kam mir diese Zahl, zusammen mit einer grossen Fülle an Informationen darüber, was Einheit bedeutet, und wie wir in die Einheit kommen und wieder daraus hinaus. Wie ein Maler eine Eingebung erhält, wenn er ein Bild malt, erhielt ich diesen Code. Ich hatte es nicht erwartet, obwohl ich ja auf der Suche war nach einer Lösung für die Menschheitsprobleme. 12-21 steht für das ewige Werden, Sein und Vergehen, für das Hin und Her von der Einheit zur Individualität und zurück: Wenn man sich in der Dualität erfährt und erkennt, dass man getrennt ist und leidet, sehnt man sich zurück zu einer Verbindung, zur Einheit. Die Trennungserfahrung geht zurück auf die Geschichte unserer Urahnen: Ursprünglich herrschte Einheit. Doch dann tauchten Pioniere auf, die wissen wollten, wie es ist, wenn wir uns von der Einheit trennen. Weil man wusste, dass das mit Gefahren verbunden ist, gab man ihnen den Code mit, um das Experiment der Trennung beenden zu können. Es gab einige, die diesen Spagat nicht aushielten und zurück in die Einheit wollten. Doch es gab auch welche, die es aushielten und es zu lieben begannen, ihre Macht und ihre Schöpferkraft anzuwenden. Doch sie vergassen den Code und konnten deshalb nicht mehr zurück. Das einzige Volk, das den Code nicht vergessen hat, sind die Mayas. Um 2010 herum sagten einige, dass die Welt demnächst untergehe, weil für sie klar war, dass etwas zu Ende geht. Doch der Code beendet einfach das Experiment der Trennung.

Ist mit dieser Trennung die Entfremdung zwischen Mensch und Natur oder zwischen den Menschen untereinander gemeint?

ST: Sowohl die Trennung von Mensch zu Mensch wie auch von Mensch zu Natur. Wir könnten niemals dermassen die Natur zerstören, wenn wir uns als Einheit sehen würden. Die Evolution des Menschen ist gehindert, solange wir diesen Schritt nicht machen, und darunter leiden alle. Und das ist der Grund, wieso andere Dimensionen Interesse daran haben, dass wir als Menschheit diesen Schritt machen und dieses Experiment beenden. Das wäre dann der Quantensprung – der Moment, in dem es wirklich losgeht. Wir haben es schon x-mal versucht in der Geschichte, aber es hat bisher nicht geklappt, die Spaltung zu überwinden.

Ist wirklich die ganze Menschheit von der Natur getrennt? Ich meine, es gibt ein kleines Grüppchen, das sehr viel Macht und Kapital konzentriert und die Umwelt in grossem Masse ausbeutet. Andererseits gibt es eine breite Masse, die keinen Krieg will, die meisten Menschen leben sparsam, versuchen, die Umwelt zu schonen, aber haben vergleichsweise wenig Einfluss. Kann man pauschal sagen, dass es «wir» sind, die die Natur zerstören?

ST: So wie du argumentierst, heisst das: Du bist getrennt von denen, die reich und einflussreich sind, und du bist auch getrennt von denen, die keine Macht haben. Aber es ist einfach so, dass wir alle eins sind. Wenn Bill Gates oder wer auch immer etwas tut, so tut er das innerhalb der Menschheitsfamilie. Und es wäre eben wichtig, dass die ganze Menschheitsfamilie sich entwickelt, mit allen, die dazugehören. Das bedeutet auch Mörder, Diebe, Prostituierte, alle, die wir gerne am Rande der Gesellschaft sehen. Denn sie sind ein Teil von uns, und wir sind ein Teil von ihnen. Und das müssen wir lernen. Vielleicht lernen wir es erst in zehn, vielleicht in 100 Jahren – aber dort sollten wir wirklich hingelangen.

Es geht also darum, dass wir diejenigen mittransformieren, die eigentlich entgegen unserem Sinne leben?

ST: Ja, es geht darum, dass wir uns nicht mehr trennen von denen, die wir nicht sein möchten – sondern sie nähren und ihnen Kraft geben, damit sie sich entwickeln können. Aber nicht etwa aus einem elitären Gedanken heraus, dass ich besser wäre als du und erleuchtet und erwacht, und du bist noch da unten im Dunkeln. Sondern auf Augenhöhe mit allen. Denn wir alle machen Erfahrungen und Fehler und lernen aus diesen Fehlern. Und wenn wir uns zusammentäten und unsere Talente und unser Wissen bündeln würden, könnten wir wirklich etwas bewegen. Das ist das Ziel vom «Grossen Miteinander».

Du hast vorher angetönt, dass andere Dimensionen wollen, dass wir diesen evolutionären Quantensprung machen. Was meinst du damit?

ST: Ja, das ist wichtig. Wir haben verschiedene Dimensionen, nicht nur eine. Es gibt die Dimension der Natur, der Verstorbenen, der noch nicht Geborenen, der Engelwesen – sie alle haben ein Interesse, dass wir als Menschheit auf eine höhere evolutionäre Ebene kommen, weil wir andernfalls Gefahr laufen, uns selbst auszulöschen. Und das hätte auch Auswirkungen auf planetarer Ebene. Wir Menschen sind seit einiger Zeit ein Problem, weil wir unsere Erfahrung aus der Dualität nicht wieder in die Einheit, in die Urquelle zurückgeben. Die Einheit erfährt sich dadurch, dass individuelles Leben entsteht. Die Quelle erfährt sich durch ihre Teile – durch das, was aus ihr entspringt. Unsere Erfahrungen sind eine Nahrung für die Urquelle. Aber wir Menschen haben uns über Jahrtausende hinweg geweigert, diese Nahrung zurückzugeben. Es wäre schön, wenn wir das wieder tun könnten. Wenn ich beispielsweise Freude empfinde über einen schönen Sonnenuntergang, dann lade ich diese Freude ins Feld und teile sie so mit allen und nähre damit das Ganze. Das wird im Ganzen wahrgenommen, da ist dann mehr Freude vorhanden. Es geht darum, zu merken, dass wir eingebettet sind in ein grösseres Ganzes. Aber wir Menschen hängen stur in diesem Individualismus bis zum Geht-nicht-mehr: besser, reicher, schöner, schneller, höher.

Dieser Leistungswahn steht für die Schattenseite des Individualismus, aber bedeutet individualistisch sein automatisch Rücksichtslosigkeit, Egozentrismus und Konkurrenzkampf? Bewahrt uns Individualität nicht auch davor, in einer Herde aufzugehen, mit der Masse mitzulaufen und miteinander ins Verderben zu rennen, wie zum Beispiel bei Corona?

ST: Klar. Mit dem «Grossen Miteinander» ist gemeint, dass wir alle Individuen sind und es auch bleiben. Wir sind wie kleine Universen, die sich einbringen in ein grösseres Ganzes, in die Menschheitsfamilie, aber in der ganzen Vielfalt, der ganzen Grossartigkeit und Einzigartigkeit. Und da gibt es manche mit grösserem, manche mit kleinerem Ego. Ich sage immer: Wenn du ein grosses Ego hast, dann brauchst du es offenbar – es wird einem nichts mitgegeben, das man nicht braucht. (lacht) Wir urteilen immer wieder über andere. Aber wenn wir hier etwas entspannter wären, würde vielleicht weniger schief gehen. In der Begleitung von Projekten habe ich immer wieder gemerkt: Am Anfang sind alle begeistert und wollen mitmachen. Dann, nach den ersten Treffen, kommen die ersten Zweifel und Einwände, Trennungseffekte. Da muss man als Begleitung sehr viel Stehvermögen haben, um warten zu können, bis die Lösungen aus der Gruppe entstehen. Manche laufen vielleicht davon, ja, das ist dann auch eine Entscheidung. Aber diejenigen, die bleiben, machen einen Prozess durch, in dem sie verstehen, dass jeder Mensch seinen Platz und seine Wichtigkeit hat, seine Talente einbringen und sein Wissen teilen kann, darf und soll.

Menschen mit grossem Ego haben in der Regel einen grossen Einfluss auf die Gruppendynamik und dominieren oft über die Nachdenklicheren, Vorsichtigeren, Bescheideneren. Wie gehst du damit um?

ST: Meist läuft der Prozess ähnlich ab. Zuerst reden die Dominanten, die wissen den Weg, setzen sich durch und sagen: So und so machen wir es, dann kommt es gut. Zunächst lehnt sich meist niemand dagegen auf. Aber plötzlich melden sich dann doch die stillen Denker zu Wort, mit Ideen, die die Schnellen sich nicht überlegt haben. Dann werden die Dominanten stiller und die Stillen werden lauter – und plötzlich merkt die Gruppe, dass alle Anwesenden eine Schatztruhe von Talent und Wissen sind. Man muss oft durch eine Krise hindurch, aber in einem gewissen Moment kehrt sich alles. Wenn dieser Gruppenprozess durchgestanden ist und im Gegenüber ein Ausdruck derselben Energie erkannt wird, dann passieren grossartige Dinge und die Aufgaben werden vier- bis sechsmal schneller erledigt. Diskussionen werden überflüssig, Vertrauen übernimmt.

Was erwartet einen am zweitägigen «Das grosse Miteinander» am 11. und 12. August in Solothurn? Geht es mehr um Theorie oder darum, gemeinsam konkrete Projekte aufzugleisen und deine Methode gleich zu erproben?

ST: Am Freitagabend werde ich in meinem Vortrag erklären, was ich in den letzten 30 Jahren erforscht und erkannt habe. Jeder kann sich ein Bild machen und entweder sagen: Das ist Habakuk, ich glaube kein Wort – oder aber sich überlegen, ob da wirklich etwas dran ist. Alle sind eingeladen zu entdecken, wie viel Potenzial in dieser Methode steckt. Am ersten Abend geht es darum, gemeinsam die Trennungserfahrung aufzulösen. Am nächsten Tag können dann alle Anwesenden ihre Wünsche und Projektideen vorstellen. Das können Start-ups sein oder Vereinsgründungen – aber auch persönliche Wünsche, zum Beispiel einen Mann oder eine Frau fürs Leben zu finden. Die Gruppe wird dann diesen Wunsch gemeinsam unterstützen und die beste Version ausserhalb von Raum und Zeit herunterladen. Dadurch verstärkt sich die gemeinsame Energie um ein Vielfaches. Das wird bei jedem Einzelnen spürbar – er oder sie beginnt zu strahlen und leuchten. Es braucht etwas Mut, mitzumachen und die Methoden anzuwenden. Unterstützt werde ich von Rolf Locher, der die Einführung macht und mit Lachyoga dafür sorgt, dass eine entspannte Atmosphäre entsteht. Der Künstler und Maya-Experte Urs José Zuber wird meine Erklärungen bildhaft umsetzen, um sie den Anwesenden auch visuell näher zu bringen. ♦

von Christian Schmid Rodriguez

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«Das grosse Miteinander» mit Vorträgen und Workshops findet am 11. und 12. August 2023 in Solothurn statt. Anmeldungen und Informationen unter 12-21.ch


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Widerstand als Weg des spirituellen Erwachens

Interview mit Mary Bauermeister (1934 – 2023).

Das schöpferische Potenzial von Kunst ist scheinbar grenzenlos. Aber wie können wir es nutzen, um die Krise der Wahrheitsfindung zu überwinden? Wir sprachen mit der Avantgardekünstlerin Mary Bauermeister über die konstruktiven Kräfte unserer destruktiven Zeit.

Im November 2021, nachdem wir auf unserer Fahrt durch Deutschland quasi obdachlos geworden sind. Kein Hotel und kein Airbnb wollte uns ohne Zertifikat beherbergen. Ein Freund vermittelte uns an das Haus der damals bereits 87-jährigen Künstlerin Mary Bauermeister. Sie selbst war an dem Abend gar nicht zugegen. Ihr wurde der Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Am Tag darauf entstand ein Gespräch über die Kräfte unserer Zeit, das Milosz und mich bis heute prägt.

Milosz Matuschek: Liebe Mary Bauermeister, wir leben in einer Zeit, in der es viele Diskussionen gibt über Pflichten, Abstandsgebote …, also was man alles nicht darf. Was kann die Kunst in so einer Zeit machen?

Mary Bauermeister: Zur Freiheit aufrufen. Kunst ist eigentlich eine freie Tätigkeit. Sie dient niemandem. Wenn Kunst irgendeinem anderen dient ausser dem Geist, aus dem sie entsteht – inspirativ –, dann ist sie schon korrupt.

Wo ist die Widerstandskunst? Wo ist die kritische Kunst? Man sieht wenige Künstler, die sich mit dem Thema der Krise auseinandersetzen.

MB: Ja, das war sehr viel intensiver in der Nachkriegszeit. Wir hatten die entartete Kunst, wir hatten das Verbot von Kunst. Und da gab es natürlich den Widerstand unserer ganzen Generation, die den Krieg miterlebt hat, dass wir keinem Erwachsenen überhaupt mehr geglaubt haben, auch keinem Dogma, auch keiner kirchlichen Moral. Das war ja das ganze ’68. Wir haben alles infrage gestellt, weil das Desaster von zwei Weltkriegen und dann die Wiederaufrüstung eigentlich immer mehr Empörung gebracht hat. Da wurde es verpflichtend für die Kunst, in den Widerstand zu gehen. Das heisst, sich zu wehren. Und du kannst dich nur gegen etwas wehren, was dir bewusst wird. Was unterbewusst abläuft, dem sind wir alle ausgeliefert.
Es ist immer so eine Sache: Wie wirst du dir bewusst, über die nächste Stufe hinaus, welchen Ungeistern du dienst? Das ist ein spirituelles Aufwachen. Und da sehe ich in der Kunst die Möglichkeit, sich nur dem verantwortlich zu fühlen, was aus der geistigen Welt inspirativ in mich hineinkommt. Die moralische Fähigkeit der Unterscheidung lernen, denn auch ich habe lange nicht unterscheiden können. Ich habe nicht an das Böse geglaubt. Bis ich erfahren habe, es gibt das Böse als Element, nicht als Sieger des Kampfes, sondern als…

von Lilly Gebert und Milosz Matuschek

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Mary Bauermeisters Kölner Atelier der 1960er-Jahre wird bis heute als Keimzelle der späteren Fluxus-Bewegung angesehen, einer Bewegung unter Künstlern gegen elitäre Hochkunst als Versuch, neue kollektive Lebensformen zu schaffen. Bauermeisters spätere Verbindung zur Geomantie, einer Art des Erd-Hellsehens, veranlasste sie dazu, weltweit für öffentliche wie private Auftraggeber Gärten anzulegen. Sie starb am 02. März 2023 im Alter von 88 Jahren.


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Briefwechsel mit Richard Koller

Betreff: «Bargeld ist Freiheit und kein Fiat-Zwang»

Lieber Richard

Vor einigen Wochen hat das Anliegen der Bargeld-Initiative unerwartet Schützenhilfe vom Bundesrat erhalten, der einen Gegenentwurf zur von der «Freiheitlichen Bewegung Schweiz» angeführten Initiative ausarbeiten will. Diese erste Bargeld-Initiative ist ein ordnungspolitisches Vorzeigeprojekt: Kurz, klar und knackig formuliert, nimmt die Initiative den Staat an die Leine und fördert so die Individualrechte gegenüber dem Staat. Diese Initiative hat das Potenzial, den gefährlichen Flirt der Mächtigen mit der Bargeldabschaffung zu beenden, was die Einführung eines Orwellschen Überwachungsstaats nachhaltig behindert. Dafür gebührt dir und den weiteren Initianten Dank und Respekt.

Nun hast Du mit weiteren Initianten die zweite Bargeld-Initiative auf den Weg gebracht. Leider ist sie das exakte Gegenteil der ersten Initiative: Umständlich und ausführlich formuliert, hat sie das Ziel, die Bürger des Landes an die Kandare zu nehmen, sie gibt dem Staat Zwangsinstrumente gegen die Bürger des Landes an die Hand und würde zur buchstabengerechten Durchsetzung eine engmaschige Überwachung sämtlicher Transaktionen durch den Bund erfordern. Zeigt sich hier einmal mehr, dass wir zu dem werden, was wir bekämpfen? Die zweite Bargeld-Initiative ist eine der freiheitsfeindlichsten Vorlagen, über die das Volk je zu befinden hatte.

Sämtliche Transaktionen von Dienstleistern in der Schweiz sollen also mit Bargeld bezahlt werden können. Das ist eine ungeheuerliche Anmassung. Wenn ein Mensch mit der Kraft seiner Hände oder seines Geistes ein Produkt herstellt, dann sollte es diesem Menschen – und ihm allein – überlassen sein, gegen welchen Wert er die Früchte seiner Arbeit eintauschen will. Es ist nicht Aufgabe des Staates oder des Stimmbürgers, ihm dies vorzuschreiben. Wenn der Bäcker seine Brötchen lieber gegen Kartoffeln oder Silber tauschen möchte als gegen den Schweizer Franken, dann soll er das Recht dazu haben.

Besonders ironisch erscheint mir, dass es dieselben Menschen sind, die – vollkommen zu Recht – das Fiat-Geldsystem kritisieren und gleichzeitig ihre Mitmenschen zur Teilnahme an diesem kranken System zwingen wollen. Man muss geradezu hoffen, dass das Fiat-Geldsystem zusammenbricht, bevor die zweite Bargeld-Initiative angenommen wird. Sonst wären wir gezwungen, kostbare Güter und qualitativ hochstehende Dienstleistungen gegen ein vollkommen wertlos gewordenes Papiergeld einzutauschen.

Persönlich bin ich ein grosser Fan von Bitcoin. Aber ich würde nie jemanden dazu zwingen wollen, Bitcoin zu nutzen. Das beste Geld soll sich in Zukunft im freien Markt durchsetzen können, nicht mit politischem Zwang.

Viele Grüsse, Michael Bubendorf

*

Lieber Michael

Vielen Dank für deinen Brief, welcher aufzeigt, dass unser Verständnis der gegenwärtigen Geschehnisse und der Bargeld-Initiativen unterschiedlich ist …


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Ich habe immer frei gelernt

Florian Knaus wurde in seinem ganzen Leben nie klassisch unterrichtet. Sein Antrieb zum Lernen waren stets die Neugier und die Freude. Heute begleitet er mit dem Bildungsverein «time4» andere Jugendliche in die Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit. Der 26-jährige Lebenskünstler erzählt, wie sein Bildungsweg verlief.

Klassisch unterrichtet wurde ich noch nie in meinem Leben. Ich habe immer frei gelernt und bin meiner Begeisterung und meiner Freude gefolgt. Als es Zeit gewesen wäre, mich einzuschulen, fanden meine Eltern, es sei doch noch etwas unpassend. Sie hatten bei meinen drei Geschwistern und mir beobachtet, dass wir mit grosser Begeisterung jeden Tag Neues entdeckten, lernten und die Welt erkundeten. Dieses freie natürliche Lernen wollten sie nicht unterbrechen. Deshalb entschieden sie, dass ich nicht die öffentliche Schule besuchen sollte. Stattdessen gründeten sie selbst eine Schule. So durfte ich zu Hause und in der Schule zusammen mit Kindern anderer Familien frei in die Welt hineinwachsen. Und mein grösstes Glück ist, dass sie mir diesen Weg ermöglicht haben.

Meine Mutter ist ursprünglich Primarschullehrerin und mein Vater unterrichtet als Dozent an höheren Fachschulen ICT (Informations- und Kommunikationstechnologie). Auf ihrem Weg orientierten sie sich unter anderem an Maria Montessori, die die Überzeugung teilte, die Aufgabe der Umgebung sei es nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren: «Es verfügt über einen inneren Bauplan und über vorbestimmte Richtlinien für seine Entwicklung.» Und diese gilt es nur noch zu entfalten, indem man seinen eigenen Interessen, seinen Begabungen und seiner Begeisterung folgt. Auch Rebecca und Mauricio Wild und ihr alternatives Kindergarten- und Schulprojekt Pesta in Tumbaco, Ecuador, hatten meine Eltern stark geprägt. Deren Schulform legte ein Schwergewicht auf die Begleitung echter Lebensprozesse, entspannte Umgebung, Verzicht auf Benotung und einen Schulalltag ohne Klassenstruktur. Dazu banden sie die Eltern durch Elternarbeit intensiv ein und legten Wert auf horizontale Teamarbeit statt autoritäre Strukturen.

Für mich gab es nie einen Unterschied zwischen Schule und Freizeit. Schule hiess einfach, dass die «Gspänli» da sind, während ich in der Freizeit selber abmachen musste, wenn ich jemanden treffen wollte. Die Schule bestand aus mehreren Räumen mit verschiedenen Lernumgebungen, unterschiedlichen Materialien wie Rechen- und Geometriematerial, Schulbüchern, einfach allem, was man in normalen Schulzimmern auch vorfindet. Dazu gab es ein Zimmer mit einer Nähmaschine und ganz vielen Stoffen, ein Zimmer mit einem Hochsitz, Legos, Spiele, ein Zimmer mit «Verchäuferli»-Dingen, Puppensachen, Knobelspielen, eine Metall- und Holzwerkstatt, einen grossen Gartenbereich mit vielen Tieren wie Enten, Hühnern, Hasen, Truthähnen, Geissen, zwei Pferden und einen Fussballplatz … Zudem konnten wir eine Küche nutzen, wo wir oft kochten und ein «Restaurant» und eine «Bar» betrieben. Alles war möglich!

In der Schule stand das natürliche, freie Lernen im Mittelpunkt. Die Freude und die Neugier waren der Antrieb. Entsprechend dem afrikanischen Sprichwort «Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht» machte ich meine Lern- und Entwicklungsschritte, sobald ich bereit war. Und es funktioniert.

Da ich im Alter von 15 Jahren bei meinen beiden älteren Brüdern beobachtet hatte, dass ihnen durch ihre klassischen Ausbildungswege – sie haben beide eine Lehre absolviert – viel wertvolle Zeit und viel Kreativität abhanden kam, entschied ich mich, keine Lehre zu absolvieren und auch keine weiterführende Schule zu besuchen. So viele Dinge hätten damit in meinem Leben keinen Platz mehr gehabt: der Sport mit dem Fussballspielen, die Musik mit dem Klavier-, Gitarre-, Schlagzeugspielen und das Singen, die Zeit mit Freunden … Stattdessen folgte ich meiner damaligen Leidenschaft, dem Mofa-Reparieren. Bald hatte ich den ganzen Garten voller Mofas und Velos, die ich reparierte und verkaufte. Ich sammelte auch Berufserfahrung bei einem Motorgerätemechaniker. Gleichzeitig vertiefte ich mich unter anderem mit Manfred Spitzer, Gerald Hüther, André Stern, Gordon Neufeld, Jean Piaget und anderen in dem Bereich der Psychologie und des Lernens. Mich faszinierte die Frage, wie Lernen wirklich funktioniert. Zudem durfte ich auf mehreren Reisen verschiedene Länder, Völker und Sprachen kennenlernen.

Mittlerweile arbeite ich an der Schule meiner Eltern als kantonal bewilligter und anerkannter Lernbegleiter. Via Validierungsverfahren konnte ich mich – ohne eine Lehre zu absolvieren – zum Fachmann Betreuung EFZ durcharbeiten. Zusätzlich engagiere ich mich zusammen mit einem Team bei time4 für Jugendliche, denen ich nach der obligatorischen Schulzeit eine Alternative zur herkömmlichen Berufslehre oder Mittelschule anbiete. Unterdessen begleiten wir bei time4 rund 30 Jugendliche bei ihren individuellen Entwicklungs- und Lernprozessen. Sie lernen so, wie ich es in meinem ganzen bisherigen Leben getan habe und entscheiden individuell was, wann, wo und wie sie lernen möchten. Dabei entwickeln sie sich zu freien, motivierten, selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Jugendlichen. Das macht so viel Freude! Eine schönere Aufgabe hätte ich mir nicht erträumen können! Dafür bin ich unendlich dankbar!

Ich gebe in Vorträgen in der ganzen Deutschschweiz auch meine Erfahrungen und Erkenntnisse aus meinem Lebensweg weiter, der durch Begeisterung und intrinsische Motivation, also Motivation aus sich selbst heraus, geleitet ist. Ob in Chur, Winterthur, Luzern oder Bern – es freut mich, dass ich bei meinen Auftritten auf immer mehr Menschen treffe, die sich für ein freies, selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben begeistern, und dass ich sie durch meine Worte weiter inspirieren und ermutigen kann! ♦

***

Bei time4 planen die Jugendlichen ihre Grundbildung selbst. Das Angebot kann von einem bis acht Semester, als komplette Grundbildung oder als 10. Schuljahr genutzt werden. Der Non-Profit-Verein ist in der ganzen Deutschschweiz aktiv.

time4.ch


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Die unermessliche Liebe der Natur

Im Gespräch mit Sam Hess.

Der ehemalige Förster Sam Hess befasst sich sein ganzes Leben lang mit den verborgenen Kräften in der Natur. Er sprach mit uns über Bewusstsein und Materie, Dunkelheit und Licht, Geist und Inkarnation und die unsichtbare Verbindung zwischen Menschen, Pflanzen und Tieren.

«DIE FREIEN»: Sam, in deinen Büchern erwähnst du immer wieder die Naturwesen. Was sind Naturwesen?

Sam Hess: Naturwesen, das ist eigentlich der Geist, der die Erde beseelt. Die Naturwesen sind der Ursprung des Lebens auf dieser Erde, sonst könnten wir mit unseren Körpern hier gar nicht existieren. Du musst sie dir nicht als Individuen vorstellen. Der physische Körper, der beseelt wird, ist ein Individuum, der Geist ist die Gesamtheit. Der Geist der Erde begeistert einen Samen und dann wächst dieser. Was entsteht, ist im Samen enthalten, da muss der Geist nichts mehr dazu tun. Der Geist kann einem Kirschbaum seine Kraft geben und danach einem Pfirsichbaum. Naturwesen sind an die Erde gebunden, das ist ihre Welt.

Also sind sie Teil eines grossen Geistes?

SH: Ja, genau. Und dann gibt es noch Unterteilungen, die hierarchisch aufgeteilt sind, weil sie verschiedene Aufgaben haben. Jede dieser Wesenheiten hat ihre Aufgabe, die in einer anderen Schwingungsform ist. Jede Landschaft hat einen eigenen Geist. Jeder Fluss hat seinen Geist, jeder Berg. Ich sage ja immer, wenn die Schweiz die Berge nicht hätte, gäbe es sie nicht mehr. Das sind dermassen wunderbare, mächtige Kräfte.

In diesem Fall ist es klar und logisch, dass Freiheitsbewegungen wie Graswurzle ihren Sitz in Altdorf haben, inmitten mächtiger Berge, eigentlicher Wächter.

SH: Ja, so ist es. Und die Kristallwelten in den Bergen stellen eigene Informationssysteme dar. Auch die Goldadern, die die ganze Erde überziehen, sind Informationssysteme. Unsere Vögel oder auch die Wale, die riesige Strecken überwinden, orientieren sich nach diesen Informationssystemen. Pflanzen informieren die Menschen und Tiere auch auf energetischer Ebene darüber, was in ihnen drin ist, nicht nur über ihre physischen Eigenschaften wie Duft, Farbe und so weiter. Unsere Vorfahren haben sich ihr Wissen über Pflanzen auf diese Weise angeeignet, und nicht darüber, dass sie einfach mal alles probiert und so herausgefunden haben, welche Pflanzen giftig sind. Sie haben die Informationen auf energetischer Ebene von den Pflanzen empfangen. In den Naturgeistern sehen wir auch einen Abglanz des Göttlichen, der Liebe. Diese Liebe ist unermesslich. Die Naturgeister machen alles mit, sie flössen selbst den Pflanzen in künstlicher Nährflüssigkeit noch Geist ein, damit sie wachsen. Der Mensch wird nie Leben erzeugen können. Er kann mit dem Lebendigen arbeiten, aber er kann kein Leben erzeugen.

Die Natur ist eine in sich abgeschlossene Welt. Sie existiert seit Millionen von Jahren und wird weiterhin existieren. Nun kann der Mensch Stoffe entwickeln, die für uns und andere Lebewesen giftig sind. Am Schluss ist ja doch immer die Natur dahinter, denn die Menschen können nur mit dem arbeiten, was auf dieser Erde vorhanden ist. Unsere Pflanzen kennen das alles, deshalb ist ihnen das egal. Jetzt haben wir Plastik erzeugt, und auch dieser wird in vierzigtausend Jahren kein Problem mehr für die Natur sein. Aber für uns ist das eine Katastrophe, weil wir den Plastik nun in der Leber, in der Lunge und so weiter haben, im Trinkwasser, in unserer Nahrung. Die Naturgeister sagen mir die ganze Zeit: «Ihr arbeitet gegen euch selber, für uns spielt das keine Rolle. Die Welt müsst ihr nicht retten, nur euch selber.»

Welchen Status haben Tiere? Sind sie erdgebunden oder können auch sie auf verschiedenen Welten inkarnieren?

SH: Tiere sind nicht an die Erde gebunden und können ebenfalls auf verschiedenen Welten inkarnieren. Du kannst ein Tier sogar in deine nächste Inkarnation mitnehmen, wenn du das unbedingt möchtest.

Gemäss Armin Risi ist die Erde eine von vielen Welten, auf der wir uns inkarnieren können. Er sagt auch, dass die Erde keine sehr hoch entwickelte Welt sei und eher in einer der dichteren, niederen Schwingungen existiere. Aber es sei ein einzigartiger Ort im Universum, weil es der einzige Ort sei, an dem sich das Licht und die Dunkelheit treffen können, die sonst klar getrennt sind. Und das mache die Erde zu einem spannenden Aufenthaltsort.

SH: Das stimmt haargenau. Und die verschiedenen Kulturen hier auf der Erde, die kommen nicht aus den gleichen Dimensionen. Sie treffen sich hier und gehen nachher wieder in anderen Frequenzen weiter. Das Prinzip ist sehr einfach. Du reinkarnierst dich hier, hast deine Aufgabe, und was du hast, kann dir niemand nehmen, das ist dein freier Wille. Du kannst dich natürlich in ein bestimmtes Schema zwängen lassen, aber …

von Roman Westermann und Dorota Niedzwiecka

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Sam Hess war 35 Jahre lang als Förster tätig. Von Kindheit an hellsichtig, arbeitet er heute im geistig-medialen Bereich. Er hat mehrere Bücher über Naturwesen und Totengeister geschrieben und bietet Kurse und Seminare an: waldmystik.ch

Roman Westermann ist Graswurzle-Vorstand und koordiniert die Lokal- und Themengruppen. Er arbeitet als Fotograf, NLP-Trainer und ist Detailhandelsökonom.

Dorota Niedzwiecka ist Graswurzle-Vorstand und Lektorin, Korrektorin und Übersetzerin und hat langjährige Erfahrung in der internationalen Forschungszusammenarbeit im Bereich nachhaltige Entwicklung.


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Der Erfolg von Engagement

Wozu sich aufopfern für die ignorante Masse, wenn es doch so wenig bringt? Ein paar Gedanken über die Ethik des Engagements.

Bei der diesjährigen Ausgabe der grössten Bitcoin-Konferenz der Welt («Bitcoin 2023») gab es auch eine Diskussionsrunde zum Thema Journalismus. Die Veranstaltung ist erwähnenswert, denn sie lieferte wohl die ehrlichste Auseinandersetzung der letzten Jahre mit dem aktuellen Journalismus. Geladen war unter anderem Whitney Webb, Herausgeberin von Unlimited Hangout und eine der unerschrockensten Journalistinnen unserer Zeit, die vor keinem noch so heiklen Thema haltmacht.

Ob sie denn keine Angst um sich habe, wurde sie gefragt. Nein, denn sie möchte sich nicht von denen, über die sie schreibt, ihren Gemütszustand diktieren lassen. Ihr Ziel sei es, der Welt unmissverständlich zu zeigen, was passiert, in der Hoffnung, das Schlimmste davon noch abzuwenden. Eine bemerkenswerte Aussage. Ihr Kampf mag aussichtslos wirken, der Gegner übermächtig. Schliesslich hat sie es mit Geheimdiensten, den Mainstream-Medien und Regierungen zu tun, es ist ein Kampf David gegen Goliath. Doch schon der Ausgang dieser Geschichte in der Bibel macht Mut, denn David besiegt Goliath nicht auf dessen Gebiet der körperlichen Überlegenheit; sondern er besiegte ihn auf dem Gebiet seiner Stärken: List, Treffsicherheit, Mut und Schnelligkeit.

Viele, die seit mehreren Jahren kritische Corona-Berichterstattung liefern, fragen sich vielleicht manchmal: Wofür mache ich das überhaupt? Hat kritische Information viel verändert, hat sie irgendeine Entwicklung gebremst, aufgehalten oder umgekehrt? Hat sie andere erreicht als die, die ohnehin schon gezweifelt haben? Immerhin wurde im Deutschen Bundestag sogar eine allgemeine Impfpflicht diskutiert. Die Aufarbeitung verläuft passend dazu schleppend und ist mit reichlich Nebelkerzen flankiert. Die Mehrheit der Bevölkerung glaubt vermutlich immer noch an eine gefährliche Pandemie und an den Segensreichtum von sogenannten «Impfstoffen». Aufarbeitung von Fehlern? Fehlanzeige. Kritiker werden mit Prozessen überzogen, die Täter in WHO, Gesundheitsministerien, in den Medien und der Ärzteschaft dilettieren weiter fröhlich vor sich hin, unbehelligt von der Justiz. Kein Grossverbrechen ohne Vertuschung, und diese geht weiter und wird es vielleicht auch noch eine ganze Weile. Also: alles umsonst? Mitnichten.

Wenn die Wahrheit für Mächtige gefährlich ist, zahlt der Wahrheitsüberbringer einen hohen persönlichen Preis. Niemand weiss das besser als ein Julian Assange, der Begründer und Kopf von Wikileaks, der nahezu im Alleingang in den letzten Jahren mehr an Journalistenpreisen gewonnen und Scoops veröffentlicht hat, als jedes Presseorgan der Welt. Niemand hat der Weltöffentlichkeit deutlicher das hässliche Gesicht ihrer Realität gezeigt als er. Niemand hat so gnadenlos wie er Verbrechen aufgedeckt und Mächtige blossgestellt. Die Folge davon: Keiner der Blossgestellten wurde zur Verantwortung gezogen, er selbst hingegen fristet seit über zehn Jahren ein Leben als Häftling, die letzten vier Jahre in Isolationshaft im britischen Guantánamo, dem Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Ebenfalls: alles umsonst?

Sicher: An den Umständen hat sich nichts verändert, und doch hat sich alles verändert. Denn durch die Veröffentlichungen sind die Machtstrukturen und Fehlentwicklungen offengelegt worden. Jeder, der will, kann die vielen Leaks studieren. Mit der Aufklärung beginnt ein unumkehrbarer Prozess. Denn sobald man etwas weiss, kann man es nicht mehr «nicht wissen». Selbst mit intensiver Verdrängungsarbeit kann man nur schwer hinter den eigenen Kenntnisstand zurückfallen. Damit hat Aufklärungsarbeit einen weitaus stärkeren Anker als Propaganda und Lügen. Letztere vermitteln nur eine wiederholte, zeitweise Verwirrung und Indoktrination, sie sind ein medialer Schleier. Echte Aufklärung hingegen ist eine irreversible Aufhebung des Schleiers. Es ist, als würde man durch eine schwere Tür gehen und diese hinter sich ins Schloss fallen lassen.

Erfolg ist mehr als nur eine mechanisch umgesetzte Veränderung in der Aussenwelt. Wer auf geistigem Gebiet arbeitet, sieht den Erfolg meistens nicht. Denn er oder sie arbeitet zwar an der Veränderung der Gedankenwelt, kontrolliert diesen Vorgang aber nicht. Man veröffentlicht etwas, weiss dann aber nicht, wie viele es aufnehmen oder wie sie es verarbeiten. Niemand hat Kontrolle darüber, was mit Informationen passiert. Für Assange war jede Art von Verabredung unter Mächtigen zulasten des Bürgers ein Verrat an der Demokratie. Und jede Form von Konspiration gedeiht nur im Geheimen. Wo Verschwörer Aufdeckung fürchten müssen, erhöht sich der Preis für Konspiration. Somit ist jeder wahrheitsfördernde Akt selbst schon ein Gegengewicht gegen diese Kräfte, die im Dunkeln operieren. Liegt dann aber der Erfolg nicht schon in der Tat selbst?

Erfolg und Engagement sind ungleiche Geschwister. Engagement ist keine Karrierekategorie, bei der man etwas macht, um etwas zu bekommen. Engagement ist altruistische Aufopferung des Selbst für eine höherwertige Sache. Wer sich unter allen persönlichen Risiken für einen Wert wie die Wahrheit einsetzt, macht schon dadurch etwas Wertvolles. Ebenso ist auch der missglückte Versuch, eine andere Person vor dem Ertrinken zu retten, per se wertvoll und ethisch richtig. Engagement ist Arbeit ohne Aussicht auf Entlohnung, aber mit dem Risiko von persönlichen Einbussen.

Und doch: Der Erfolg zeigt sich nicht selten in der Reaktion auf eine altruistische Tat. Dadurch, dass Julian Assange im Gefängnis sitzt, sieht die Weltöffentlichkeit exemplarisch an ihm die gebündelte Hilflosigkeit des Machtapparates. Der demokratisch-zivilisierte Westen ist auch nur eine Räuberhöhle. Die Mittel der Wahl stammen aus dem Mittelalter, heute greift der Justizapparat sogar zur modernen Version der Folter, der sogenannten «weissen» oder psychologischen Folter. Kann man tatsächlich vom Scheitern sprechen, wenn man der Realität selbst im Moment des persönlichen Misserfolgs noch die Maske vom Gesicht reisst? Wohl kaum.

Die ganze Welt sieht nun, dass Julian Assange wunde Punkte berührt haben muss, wenn sich eine ganze Apparatur gegen ihn wendet. Diese agiert unverhältnismässig hart und in vielerlei Weise ungeschickt, ein wenig mit der Kopflosigkeit desjenigen, der Angst vor Entdeckung hat. In einer Demokratie könnte man ja einfach widerlegt werden, wenn man etwas Falsches verbreitet. In manchen Fällen kann das sogar rechtliche Konsequenzen haben. Doch Assange wurde nie eine falsche Information nachgewiesen. Er wird zum Schweigen gebracht, weil er die Wahrheit sagte. Durch die unmenschliche und undemokratische Reaktion wird die Wahrhaftigkeit seiner Aussagen bestätigt, und zwar sichtbar für die ganze Welt. Die Tat eines anderen, effektiv ausgeführt, hat dazu geführt, dass sich ein ganzer milliardenschwerer Sicherheitsapparat nun die Blösse geben muss und darum kämpft, den Schein der Legalität zu wahren. Ist das nicht auch eine Form von: Macht?

Den grössten Erfolg, den gute Taten haben können, ist der, dass ihre Idee in anderen weiterlebt. Julian Assange mag in seinem Wirken gerade massiv begrenzt sein. Allein durch sein Vorbild hat er andere inspiriert und zu Nachahmern gemacht. In dem Masse, wie er zum sichtbaren Opfer der Umstände wird, vervielfältigt er sich in seinen Nachfolgern. Je mehr es davon gibt, desto schneller verändert die Welt ihr Gesicht. Der grösste Erfolg von Engagement ist vermutlich sein Vorbildcharakter für andere. Jeder kann in seinem Wirkungskreis eine kleine Lawine der Veränderung lostreten. ♦

von Milosz Matuschek

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Milosz Matuschek ist Jurist und Publizist. Er ist Herausgeber von freischwebende-intelligenz.org und Kolumnist für die «Weltwoche». Sein letztes Buch «Wenn’s keiner sagt, sag ich’s» (Fifty-Fifty) ist 2022 erschienen.


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Die humane Marktwirtschaft

Ein Wirtschafts- und Finanzsystem zum Wohle aller Menschen ist möglich. Eine durchdachte Diskussionsgrundlage für eine humanistische Ära ohne digitales Zentralbank-Fiatgeld.

Die wahre Ursache für Armut und Unfrieden ist unser derzeitiges Geldsystem. Unser von den Banken in beliebiger Menge aus dem Nichts gedrucktes, alltägliches Zahlungsmittel wird in Form von Gewinnen und Zinsen der Realwirtschaft entzogen und wandert über die Börse auf die Konten der reichsten 0,1 Prozent, die immer mehr Macht und Kontrolle anhäufen und Land aufkaufen, während andere verhungern. Das zeigt eindrücklich die jährliche Oxfam-Studie.

Dieses Ungleichgewicht wäre mit der humanen Marktwirtschaft vorbei. Für die Funktion der Wertaufbewahrung gäbe es digitale Konten in einem sogenannten Wertspeicher. Diese neue Institution wäre nicht staatlich, sondern befände sich im Volkseigentum. Er wäre ausgestattet mit einem maximalen Datenschutz und einem unveränderbaren Regelwerk. Um einen sanften Übergang zu ermöglichen, würde man hierfür die finanziellen Rücklagen, also die Ersparnisse, Renten und Versicherungsbeiträge aller Bürger, in den Wertspeicher überführen. Das Geld im Wertspeicher kann jederzeit zu Kreislauf-Geld umgewandelt werden.

Zum Kreislauf-Geld zählen die Guthaben auf Girokonten bei den herkömmlichen Privatbanken und das gute alte Bargeld, die Basis unserer Freiheit. Dieses Bargeld könnte weiterhin wie aktuell aussehen. Seine Gesamtmenge jedoch wäre zum ersten Mal begrenzt. Das Monopol der Banken, Schuld-Geld zu schöpfen und dafür Zinsen zu verlangen – und den damit verbundenen Wachstumszwang – gibts nicht mehr. Das Zentralbankensystem wird abgeschafft. Vereinfacht gesagt, wäre die Gesamtmenge an Kreislauf-Geld so hoch wie alle monatlichen Einkommen und es wird periodisch (analog der Bevölkerungszahl) angepasst. Durch diese natürlich begrenzte Kreislauf-Geldmenge wird eine Inflation verunmöglicht.

Jeder Kreislauf-Geldschein wird mit einem Ablaufdatum bedruckt. Eine Gebühr (zwölf Prozent pro Jahr) wird fällig, wenn der Schein nicht rechtzeitig bei der Bank oder dem Detailhändler ausgetauscht wird. Dieses Prinzip bezeichnet man als fliessendes Geld. Unsere Wirtschaft würde in kürzester Zeit aufblühen, da es plötzlich viele zahlungsbereite Kunden gibt. Die Umlaufgeschwindigkeit steigt. Wer Ende Monat mehr als zum Beispiel 5000 Franken auf seinem Girokonto hortet, dem wird eine Gebühr von drei Prozent belastet, es sei denn, er überweist es auf sein Konto im Wertspeicher, von wo praktisch alle Überweisungen innerhalb des Wertspeichers getätigt werden können. Die Gesamtliquidität im Wertspeicher wird in nachfolgender Priorität an denjenigen in der Realwirtschaft zurückfliessen, der zuerst danach fragt:

1.) Bürger heben ihr privates Geld wieder ab.

2.) Banken vergeben Investitionskredite für die Realwirtschaft, wobei die Zinserträge (inkl. zwölf Prozent Konsumkredite) nicht mehr an die Bank, sondern in einen Fonds für Härtefälle gehen. Dieser erhält zusätzlich die drei Prozent Börsenumsatzsteuer. Damit wird das Leben der Arbeitsunfähigen finanziert.

3.) muss der Staat das restliche Geld im Wertspeicher Ende Jahr bestmöglich zugunsten des Gemeinwohls investieren. Für Rüstung und Kriege bliebe da kaum etwas, denn die Bürger haben in einer direkten Demokratie das letzte Wort.

Dadurch würde sichergestellt, dass es in der Realwirtschaft im Gegensatz zu heute nie wieder einen Mangel an Geld gibt. Und da es keine Inflation mehr gibt, hat jeder Bürger eine maximale finanzielle Planungssicherheit bis ans Lebensende. Spekulation und Gewinnabflüsse mit der Verwaltung unserer Altersvorsorgegelder sind unmöglich – anders als heute!

Ein nicht profitorientiertes Gesundheitssystem und ein knappes Grundeinkommen für alle werden durch eine Art Mehrwertsteuer von etwa 20 Prozent auf alle Produkte und Dienstleistungen finanziert.

Der abgespeckte Staat finanziert sich nicht mehr durch eine Besteuerung von Arbeit und Vermögen, sondern nur noch durch eine 40-prozentige Gewinnsteuer auf leistungsloses Einkommen wie Mieten, Dividenden, realisierten Aktien- und Konzerngewinnen. Für Angestellte hingegen gibt es keine Steuern, kein Finanzamt, keine Bürokratie.

Grundeinkommen und Fonds für Härtefälle ersetzen das Sozialsystem. Nach einem Staatsschuldenerlass entfällt der staatliche Schuldendienst und ein Grossteil der Militärausgaben würde gestrichen werden.

Banker und viele Superreiche mögen diese Ideen nicht. Ihre unsympathischen Grosskonzerne würden ihre Lohnarbeiter verlieren, weil viele vielleicht lieber für ein sympathisches Kleinunternehmen arbeiten würden. Andere könnten sich dank fehlender Steuern und Grundeinkommen selbstständig machen.

Solch ein nicht kapitalistisches Geldsystem kann man auch in einem weltweiten kapitalistischen Geldsystem einbetten. Eine zusätzliche Auslandsabteilung kann die Exportüberschüsse oder -defizite mit den kapitalistischen Zentralbanken anderer Staaten genauso wie heute ausgleichen, aber nur durch gedeckte Geldscheine oder Gold.

Vor dem Ersten Weltkrieg diskutierten bereits berühmte Erfinder wie Rudolf Diesel und Silvio Gesell über eine humane Marktwirtschaft. Allerdings lief diese Idee mit dem Beginn dieser Urkatastrophe ins Leere. Die Bücher wurden verbrannt und das Ergebnis war eine Konkurrenz von Kapitalismus und Kommunismus. Kapitalismus und Kommunismus unterdrücken die Menschen. Der wahre Konkurrent dieser beiden Systeme ist die humane Marktwirtschaft. Sie ist eine durchdachte Diskussionsgrundlage für eine humanistische Ära ohne digitales Zentralbank-Fiat-Ggeld. ♦

von Peter Haisenko

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Peter Haisenko war 30 Jahre lang als Verkehrspilot tätig. Seit 2004 schreibt er als Autor und Journalist zu den Schwerpunkten Wirtschaft, Historie, Politik und Luftfahrt. Haisenko ist Gründer des AnderweltVerlags des Online-Magazins «Anderweltonline».

Sein Buch «Die Humane Marktwirtschaft. Das Wirtschafts- und Finanzsystem zum Wohle aller Menschen» (210 S.) ist im Buchhandel oder direkt beim AnderweltVerlag erhältlich.

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Quellen:

– Odysee: Plan B – Die humane Marktwirtschaft (2022) Doku

https://odysee.com/@Zivilcourage:4/Plan-B–Die-Humane-Marktwirtschaft:7

– Oxfam: Soziale Ungleichheit überwinden

https://www.oxfam.de/unsere-arbeit/themen/soziale-ungleichheit

– YouTube: Die Humane Marktwirtschaft in 13 Min (2023 ENG SUB)


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Das meint der andere Experte … Thomas Mayer

Corona-Impfung: Was wissen wir wirklich?

Während die vielen Impfschäden und gravierenden Nebenwirkungen augenfällig sind, sind die Auswirkungen der sogenannten Covid-Impfung auf die Seele schwerer fassbar. Der Anthroposoph und Meditationslehrer Thomas Mayer spricht an, was für viele bislang nur ein Bauchgefühl ist: Die Folgen der Covid-Injektionen aus spiritueller Sicht.

Welche Auswirkung hat die sogenannte Impfung gegen Covid-19 auf unsere Seele?

Mit dieser Frage habe ich mich intensiv beschäftigt, woraus das Buch «Corona-Impfungen aus spiritueller Sicht» entstanden ist. Das Buch enthält Erfahrungsberichte von über 50 übersinnlich forschenden Kolleginnen und Kollegen. Es zeigte sich, dass die Covid-Impfungen ein sehr starker Angriff auf den physischen Leib und den Lebensenergieleib sind, wodurch diese für das Hereinwirken von Seele und Geist des Menschen blockiert werden. Durch die Impfung können die übersinnlichen Wesensglieder des Menschen auseinandergerissen werden – man steht dann neben sich, wie der Volksmund das treffend ausdrückt. Die Aura kann zusammenfallen und grau werden. Therapeuten stellten fest, dass ihre rhythmischen Einreibungen und Massagen, Heileurythmie und Cranio-Sacral-Therapie bei frisch geimpften Patienten nicht mehr wirksam waren. Das Gewebe, der Ätherleib und der Astralleib waren verhärtet. Auch der Engel und das Körperelementarwesen können belastet und weggedrängt werden. Dies alles kann dann dazu führen, dass bestehende Schattenseiten der Seele stärker hervortreten und ungehemmter wirken, man wird starrsinniger, unempathischer und aggressiver. In meinen Augen beförderten die Massenimpfungen, dass es überhaupt möglich wurde, dass grosse Teile der Bevölkerung, die keine Impfung wollten, diskriminiert und entwürdigt wurden. Diese seelische Härte ging dann nahtlos in die Kriegstreiberei über. Frühere Impfungen wie zum Beispiel zu Masern haben zwar auch viele negative Wirkungen, aber bei den genbasierten Covid-Impfstoffen ist das ein Vielfaches stärker.

Unsere Recherchen zeigten, dass die Corona-Impfungen das bewirken, wovon der Geistesforscher Rudolf Steiner überraschenderweise schon 1917 sprach: «Man wird die Menschen gegen die Anlage für geistige Ideen impfen.» «Den materialistischen Medizinern wird man es übergeben, die Seelen auszutreiben aus der Menschheit.» …

von Lilly Gebert

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Thomas Mayer ist Meditationslehrer, Autor, Bürgerrechtler und Mitbegründer der «Mehr Demokratie e.V.». Seit 2005 leitet er Kurse und Ausbildungen in Anthroposophischer Meditation. Es liegt ihm am Herzen, lebensnahe Zugänge zur geistigen Welt zu ermöglichen. Zu seinen letzten Veröffentlichungen zählen «Corona-Impfungen aus spiritueller Sicht», «Ratgeber Impfdruck und Impfpflicht – Selbstachtung und Würde bewahren» sowie «Spirituelle Notwehr in der Coronakrise – 28 Meditationen».

anthroposophische-meditation.de


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Das meint der eine Experte … Prof. Dr. Stefan Hockertz

Corona-Impfung: was wissen wir wirklich?

Nach wie vor gibt es viel Ungewissheit, Halbwissen und Gerüchte im Zusammenhang mit den experimentellen Genpräparaten gegen Covid-19. Wir wollten vom Pharmakologen und Toxikologen Prof. Dr. Stefan Hockertz wissen, ob es neue Erkenntnisse gibt bezüglich Corona-«Impfungen» und …

… Graphenoxid. Lässt es sich nachweisen? Wenn ja, was macht es?

Graphenoxid ist nachweisbar per Raman-Spektroskopie. Es gibt Daten, die nachweisen wollen, dass Graphenoxid in den Genpräparaten als Verunreinigung vorliegt.1 Graphenoxid verändert unseren Metabolismus, insbesondere im Bereich der Steroide. Es induziert Genotoxizität im Knochenmark und in der Lunge, wo die Zellen auch histopathologisch geschädigt werden. Graphenoxid ist toxikologisch gut untersucht.2

… dem menschlichen Erbgut. Sind «Geimpfte» genmodifiziert?

mRNA ist in der Regel in unserem Organismus nicht in der Lage, das Genom zu beeinflussen. Dazu fehlt dem Menschen das Enzym «RNA-abhängige DNA-Polymerase». Allerdings gibt es eine häufig auch beim Menschen vorkommende Virusspezies, die genau dieses Enzym besitzt und aus RNA wieder DNA herstellen kann: Retroviren. Diese endogenen Retroviren sind immer in unserem Organismus vorhanden, zum Beispiel häufig in der Plazenta.3 Also besteht durchaus die Möglichkeit, dass über Retroviren die injizierte mRNA wieder in DNA umgeschrieben wird und so in das Genom gelangt.

… Auswirkungen auf Neugeborene. Gibt es Auffälligkeiten bei Nachkommen von «geimpften» Eltern?

Durch die oben beschriebene Häufung von Retroviren in der Plazenta kann es eben auch zum Einbau der fremden Spike-mRNA in die Fetus-DNA kommen. Dies führt in der Regel zu einem frühen Absterben des werdenden Lebens, aber auch zu Missbildungen. Wir sehen in der Schweiz einen eklatanten Rückgang der Geburten in 2022 und müssen die Genspritze dafür auch als Ursache annehmen. Auf der anderen Seite haben sich embryonale Missbildungen in 2022 vervielfacht. Die Umschreibung der mRNA in DNA in der Plazenta könnte dafür neben der direkten toxischen Wirkung der Spikeproteine und kationischen Lipide eine Ursache darstellen.

… Nano-Bots. Gibt es wirklich winzige 5G-Empfänger in den Genpräparaten?

Mir liegen dazu keine wissenschaftlich evidenten Ergebnisse vor. Auszuschliessen ist es dennoch nicht, denn technisch – so wurde mir berichtet – sei es möglich.

… Shedding. Übertragen «Geimpfte» Spike-Proteine?

Shedding stellt eine potenzielle, also denkbar mögliche Gefahr dar, die bislang weder von den Herstellern noch den Behörden pflichtgemäss ausgeräumt wurde. Die Übertragung des genetischen Materials ist weit weniger denkbar als die Übertragung des Spike-Proteins. Wenn das Spike-Protein oral übertragen wird, dann landet es im Magen und wird wie viele andere Fremdproteine, die wir täglich mit der Nahrung aufnehmen, verdaut. Daher – und das ist meine Arbeitshypothese – sollte dieser Übertragungsweg zwar geklärt werden, stellt aber meines Erachtens nur eine geringere Gefahr da. Die Übertragung direkt von Körperflüssigkeiten – also nicht oral, sondern per Injektion – ist zweifellos vorhanden und kann auch aktives Spike-Protein vermitteln. Hier ist bis zu der bitter notwendigen Klärung der Hersteller tatsächlich Vorsicht geboten, insbesondere bei Bluttransfusionen. Zur potenziellen Übertragung durch sexuellen Kontakt: Die Übertragung ist denkbar, aber wahrscheinlich gering. Jedoch fehlen uns belastbare Daten.

Wichtig ist, dass Shedding nicht zur weiteren Spaltung der Menschen, Familien, Freunde genutzt wird. Ob geimpft oder ungeimpft, wir sind eine Menschheitsfamilie. ♦

von Christian Schmid Rodriguez

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Prof. Dr. Stefan Hockertz ist Pharmakologe und Toxikologe und hat jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Impfstoff-Zulassung. Sein Telegram-Kanal: t.me/ProfHockertz

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Quellen:

(1) Nachweis von Graphen in Covid19-Impfstoffen mittels Mikro-Raman-Sepktroskopie https://docplayer.org/221857727-Nachweis-von-graphen-in-covid19-impfstoffen-mittels-mikro-raman-spektroskopie.html

(2) Exp Toxicol Pathol. 2017 Jul 5; 69(6): 383-392

(3) Curr Biol. 2012 Aug 7;22 (15): R609-13


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