Briefwechsel mit Richard Koller

Betreff: «Bargeld ist Freiheit und kein Fiat-Zwang»

Lieber Richard

Vor einigen Wochen hat das Anliegen der Bargeld-Initiative unerwartet Schützenhilfe vom Bundesrat erhalten, der einen Gegenentwurf zur von der «Freiheitlichen Bewegung Schweiz» angeführten Initiative ausarbeiten will. Diese erste Bargeld-Initiative ist ein ordnungspolitisches Vorzeigeprojekt: Kurz, klar und knackig formuliert, nimmt die Initiative den Staat an die Leine und fördert so die Individualrechte gegenüber dem Staat. Diese Initiative hat das Potenzial, den gefährlichen Flirt der Mächtigen mit der Bargeldabschaffung zu beenden, was die Einführung eines Orwellschen Überwachungsstaats nachhaltig behindert. Dafür gebührt dir und den weiteren Initianten Dank und Respekt.

Nun hast Du mit weiteren Initianten die zweite Bargeld-Initiative auf den Weg gebracht. Leider ist sie das exakte Gegenteil der ersten Initiative: Umständlich und ausführlich formuliert, hat sie das Ziel, die Bürger des Landes an die Kandare zu nehmen, sie gibt dem Staat Zwangsinstrumente gegen die Bürger des Landes an die Hand und würde zur buchstabengerechten Durchsetzung eine engmaschige Überwachung sämtlicher Transaktionen durch den Bund erfordern. Zeigt sich hier einmal mehr, dass wir zu dem werden, was wir bekämpfen? Die zweite Bargeld-Initiative ist eine der freiheitsfeindlichsten Vorlagen, über die das Volk je zu befinden hatte.

Sämtliche Transaktionen von Dienstleistern in der Schweiz sollen also mit Bargeld bezahlt werden können. Das ist eine ungeheuerliche Anmassung. Wenn ein Mensch mit der Kraft seiner Hände oder seines Geistes ein Produkt herstellt, dann sollte es diesem Menschen – und ihm allein – überlassen sein, gegen welchen Wert er die Früchte seiner Arbeit eintauschen will. Es ist nicht Aufgabe des Staates oder des Stimmbürgers, ihm dies vorzuschreiben. Wenn der Bäcker seine Brötchen lieber gegen Kartoffeln oder Silber tauschen möchte als gegen den Schweizer Franken, dann soll er das Recht dazu haben.

Besonders ironisch erscheint mir, dass es dieselben Menschen sind, die – vollkommen zu Recht – das Fiat-Geldsystem kritisieren und gleichzeitig ihre Mitmenschen zur Teilnahme an diesem kranken System zwingen wollen. Man muss geradezu hoffen, dass das Fiat-Geldsystem zusammenbricht, bevor die zweite Bargeld-Initiative angenommen wird. Sonst wären wir gezwungen, kostbare Güter und qualitativ hochstehende Dienstleistungen gegen ein vollkommen wertlos gewordenes Papiergeld einzutauschen.

Persönlich bin ich ein grosser Fan von Bitcoin. Aber ich würde nie jemanden dazu zwingen wollen, Bitcoin zu nutzen. Das beste Geld soll sich in Zukunft im freien Markt durchsetzen können, nicht mit politischem Zwang.

Viele Grüsse, Michael Bubendorf

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Lieber Michael

Vielen Dank für deinen Brief, welcher aufzeigt, dass unser Verständnis der gegenwärtigen Geschehnisse und der Bargeld-Initiativen unterschiedlich ist …


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