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Öffentlich-rechtliche Medien – Erneuerung oder Untergang?

«Ohne Hören, ohne Sehen
Steht der Gute sinnend da;
Und er fragt, wie das geschehen, Und warum ihm das geschah.»

Das Zitat von Wilhelm Busch könnte sinnbildlich für die Führungsriege öffentlich-rechtlicher Sender stehen. Vehement ignorieren sie jegliche Impulse für grundlegende Änderungen.

Im April 2024 hat das «Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland» eine landesweite Debatte ausgelöst. Die Autoren, allesamt aktive oder ehemalige Beschäftigte der Öffentlich-Rechtlichen (ÖRR), plädieren für sechs Säulen, die das Angebot ausmachen soll: Meinungs- und Informationsvielfalt; Ausgewogenheit und Fairness; Transparenz und Unabhängigkeit; Förderung von Kultur und Bildung; Bürgerbeteiligung; Beitragsfinanzierung.

In ihrem Text begründen sie, warum der ÖRR seinen Auftrag nicht mehr erfüllt:
«Seit geraumer Zeit verzeichnen wir eine Eingrenzung des Debattenraums anstelle einer Erweiterung der Perspektive. Wir vermissen den Fokus auf unsere Kernaufgabe: Bürgern multiperspektivische Informationen anzubieten. Stattdessen verschwimmen Meinungsmache und Berichterstattung zusehends auf eine Art und Weise, die den Prinzipien eines seriösen Journalismus widerspricht. Nur sehr selten finden relevante inhaltliche Auseinandersetzungen mit konträren Meinungen statt. Stimmen, die einen – medial behaupteten – gesellschaftlichen Konsens hinterfragen, werden wahlweise ignoriert, lächerlich gemacht oder gar ausgegrenzt. Inflationär bedient man sich zu diesem Zwecke verschiedener ‹Kampfbegriffe› wie ‹Schwurbler›, ‹Klima-Leugner›, ‹Putin-Versteher›, ‹Gesinnungspazifist› und anderen, mit denen versucht wird, Minderheiten mit abweichender Meinung zu diffamieren und mundtot zu machen.»

Zu den 100 Erstunterzeichnern gehören unter anderen der Mathematiker Gerd Antes, Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot, Philosoph Michael Andrick, die Regisseurin Gabriele Gysi sowie die Schauspieler Isabelle Barth und Henry Hübchen. 24’000 weitere Menschen haben das Manifest als Petition gezeichnet. Der Text hat über 11’000 Kommentare. Fast alle attestieren dem ÖRR einen dringenden Reformbedarf. Die Reaktionen in den Sendern sind hingegen oft geprägt von lakonischer Ignoranz.

So hiess es vonseiten der Redakteursausschüsse des ÖRR, es gebe überall eine lebhafte Streitkultur und Berichterstattung nach journalistischen Prinzipien. Der Intendant des Deutschlandradios kann immerhin viele Sätze nachvollziehen. Doch mit der generellen Stossrichtung, im Öffentlich-Rechtlichen würden Themen ausgeblendet oder nicht gehört oder gesendet, könne er nur wenig anfangen, erklärte Stefan Raue in der Berliner Zeitung. Den Vorwurf einer politischen Beeinflussung weist WDR-Chefredakteur Stefan Brandenburg zurück. Es gebe «nicht jemanden von aussen, der uns hindert», so Brandenburg im Interview mit dem Deutschlandfunk. Doch man sei sich selbst zu schnell einig, indem man den Konsens und vielleicht an manchen Stellen nicht genug den Streit suche. «Wenn wir den Debattenraum eingrenzen, dann tun wir das selber.» Mittlerweile gibt es weitere, deutlich radikalere Reformvorschläge für den ÖRR. Der «Kronberger Kreis» erwägt eine Beschneidung der massentauglichen Angebote sowie eine Privatisierung des ZDF. Die AfD plädiert für eine minimale Grundversorgung.

Die Kräfte, die den ÖRR am liebsten abschaffen möchten, haben kein demokratisch orientiertes, sondern ein wirtschaftliches oder machtpolitisches Interesse. Sie bekommen Aufwind. Die Granden bei ARDZDF und Co. täten gut daran, Kritik endlich ernst zu nehmen. Sonst sind sie morgen Geschichte.

von Ole Skambraks

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Die Petition kann gezeichnet werden auf: openpetition.de/meinungsvielfalt

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Ole Skambraks arbeitete als Moderator, Reporter, Redaktor, Autor und Sendungsmanager unter anderem bei Radio France Internationale, MDR, WDR und SWR2. Er ist Mitinitiator und Herausgeber des Manifests.


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Nie wieder!

«Freiheit ist das Recht, anderen Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen.» – Wer dieses Orwell-Zitat heute, im besten Deutschland aller Zeiten, in die Tat umzusetzen versucht, muss feststellen, dass recht haben und recht bekommen zweierlei Dinge sind und dass er mit happigen Konsequenzen rechnen muss, wenn er auf sein Grundrecht der freien Meinungsäusserung besteht.

Kaum ist ein regierungskritischer Wortbeitrag online, auch auf einem privaten Social-Media-Kanal, dauert es nicht lange und der Staatsschutz klopft an die Tür, um diese schon Sekunden später unsanft einzutreten. Vollkontakt mit dem eigenen Fussboden ist im Anschluss die nächste Erfahrung, die der bis dahin unbescholtene Bürger mit den vom Staat geschickten Ordnungshütern machen kann. Früher musste man schon unter Terrorverdacht stehen, einschlägiger Waffenschieber sein oder Mitglied einer Drogenbande, um so behandelt zu werden.

Heute, in Faeser-Deutschland, reicht es, wenn die Regierung sich vom Bürger gestört fühlt. Kritik ist in Deutschland weitgehend unerwünscht. Es sei denn, sie betrifft die offizielle Opposition im Inland oder den «Despoten der Woche» im Ausland. Letzterer darf dann mit allen möglichen Herabsetzungen in den Dreck getreten und seiner Menschlichkeit beraubt werden. Ein solches Verhalten ist, entspricht es dem offiziellen Narrativ, sogar ein Karriere-Booster. Schreibe in Deutschland ein völlig verzerrendes Buch über Putin, Orban, Erdogan, Trump oder ganz China und du kannst dich vor Einladungen in die grossen Talkshows zur Primetime nicht mehr retten. Das «Teile und herrsche»-Prinzip der Römer funktioniert immer noch. Ab und an lässt man, übersetzt gesprochen, noch die Löwen rein, um zum Beispiel einen dem Mainstream zum Thema X widersprechenden Gast von parallel geladenen Speichelleckern des Systems öffentlich demontieren zu lassen. Damit das nicht unfreiwillig aus dem Ruder läuft, sieht sich das Opfer immer als Solist auf verlorenem Posten. Während die gekauften Gäste mit mindestens drei Personen in der Überzahl vertreten sind und stets ausreden dürfen, wird dem Opfer vom Talkmaster permanent in die Parade gefahren, um ihn aus dem Konzept oder gar nicht erst zu Wort kommen zu lassen. Werden solche scheinbar offenen Gesprächsrunden nach ihrer Liveübertragung vom mit Gebühren finanzierten Sender ins Netz gestellt, fällt auf, dass die Produzenten solcher Propaganda-Shows stets die Foren schliessen. Nicht im Nachhinein versteht sich, nein, von Anfang an. Der Bürger soll im Nachgang nie die Möglichkeit bekommen, seine Meinung frei zu äussern. Das System hat eine höllische Angst davor, dass die Konsumenten solcher GEZ-Veranstaltungen sich in Massen über das offensichtlich abgekartete Spiel beschweren und vor allem der Einzelne erkennen könnte, dass er mit seiner Erkenntnis doch gar nicht so alleine steht.

Regierungskritik als «Hassverbrechen»

Die aktuelle Bundesregierung erinnert in ihrer Verbohrtheit an das Politbüro aus dem Jahre ’88. Man befindet sich in einem Elfenbeinturm und wünscht keinen Kontakt mehr zu der Gruppe, die sich selbst als das Volk sieht. Um diesem Volk, dem aufmüpfigen Bürger, massenwirksam das Maul zu stopfen, hat die Regierung in Berlin eine neue Form des Verbrechens erfunden: «Delegitimierung des Staates». Legitime Kritik an der Regierung wird so immer häufiger auf die Stufe eines Kapitalverbrechens gehievt. Früher nannte man das schlicht Zensur. Heute ist es die offizielle Methode, um Demokratie zu schützen. Nur vor wem? Den Andersdenkenden?

von Kayvan Soufi-Siavash

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Kayvan Soufi-Siavash ist seit 1986 Reporter, erst beim Privatradio, dann bei ZDF, ARD, Pro 7 und Deutsche Welle. Ab 2011 mit KenFM aktiv, aus dem 2021 apolut.net wurde. 2023 startete sein neues Soloprojekt soufisticated.net.


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Zensur und ich

Als freiheitlicher Mensch befürworte ich Zensur unter bestimmten Voraussetzungen. Das ist kein Kompromiss, sondern konsequent.

Im Umgang mit mir bestehen Regeln. Drei Beispiele:

  • An meinem Esstisch werden keine Fäkalwörter benützt. Wer gegen diese Regel verstösst, wird freundlich daran erinnert. Wer sie nicht einhalten will, ist aufgefordert, seine Mahlzeit woanders einzunehmen.
  • Auf meinem Grundstück muss den hier lebenden Menschen freundlich und mit Anstand begegnet werden. Wer sich nicht an die Regel halten will, muss mein Grundstück verlassen.
  • Auf meiner Website schätze ich kritische Kommentare zu meinen Texten. Hingegen toleriere ich keine persönlichen Angriffe. Entsprechende Kommentare gebe ich nicht frei.

Eine Ode an die Zensur

Das lateinische Wort «censura» bezog sich auf die Überprüfung der römischen Gesellschaft und ihrer moralischen Werte, zum Beispiel in Form von Volkszählungen. Bei Zensur handelt es sich im Wortsinn um eine Prüfung, eine Beurteilung oder eine Kritik. Nichts davon ist gefährlich oder schädlich, ganz im Gegenteil! Deshalb haben die oben aufgeführten Regeln auch so einen positiven Einfluss auf mein Leben: Die Zensur an meinem Esstisch schafft eine angenehme Atmosphäre. Die Zensur auf meinem Grundstück fördert den friedlichen Austausch. Zensur auf meiner Website pflegt das Diskussionsklima. Diese Zensur ist grossartig. Ich liebe diese Zensur!

Trotz all dieser Vorteile hat Zensur einen schlechten Ruf. Sie sei eine Verletzung der Meinungsfreiheit, verzerre die Informationsvermittlung und schränke die kulturelle Freiheit ein. All dies ist richtig. An meinem Esstisch besteht keine Freiheit dazu, etwas «Scheisse» zu nennen. Auf meinem Grundstück wird die Ansicht, dass es sich bei Mitgliedern meiner Familie um schlechte Menschen handeln könnte, nicht nur verzerrt, sondern regelrecht unterbunden. Und wenn mir auf meiner Website ohne Beweise oder Argumente böse Absicht unterstellt wird, lösche ich den Kommentar kaltblütig, womit ich dessen Autor eindeutig in seiner kulturellen Freiheit beschneide.

Das Schlimme an Zensur ist ————–

Was haben mein Esstisch, mein Grundstück und meine Website gemeinsam? Sie gehören zu meinem Eigentum. Eigentum definiert sich im Besonderen darin, dass andere von der Nutzung ausgeschlossen werden können. Das Eigentum markiert die Grenze zwischen legitimer Zensur und widerrechtlicher Zensur. Diese Grenze wird automatisch überschritten, wenn Zensur von staatlichen Institutionen ausgeübt wird, zumal diese aus naturrechtlicher Sicht kein legitimes Eigentum besitzen: Da der Staat nichts erarbeiten kann, kommt er ausschliesslich durch Erpressung (Steuern, Bussen, Abgaben usw.) und Diebstahl (Inflation, Sozialabgaben usw.) zu Besitztümern.

In besonders autoritär geführten Ländern wird Zensur mitunter auf brutale Weise durchgesetzt. Auch im Westen wird Zensur gewaltsam mittels Strafverfolgung durchgesetzt, wie aktuell C. J. Hopkins in Deutschland erfährt. Meist wird in unserer Gegend jedoch subtiler vorgegangen. Zensur wird im Westen vor allem in einer freundschaftlichen Kooperation aus staatlichen Institutionen und Mediengiganten orchestriert, die in einer gemeinsamen Anstrengung die gängigen Narrative stützen. Ein sattsam bekanntes Beispiel ist der Ringier-Konzern, dessen Chefetage Kritik an der Regierung während der Corona-Zeit unterband und sicherlich auch heute noch in einem intimen Austausch mit der Regierung steht. Das Establishment stützt diese Art von Zensur unverblümt: Es sei wenig verwunderlich, dass soziale Netzwerke auch mit Geheimdiensten in Kontakt stünden, verteidigte etwa Mareile Ihde die Zensur auf Twitter. Die damalige Leiterin des Politnetzwerks Polishpere ergänzte, sie fände es nachvollziehbar, dass sich die US-Regierung an Twitter wendete, um Desinformationen zu bekämpfen. Das sind nur wenige Beispiele subtiler Steuerung von Informationsflüssen durch staatliche Akteure; es gibt unzählige weitere: Medienförderung, Konzessionsvergaben, Informationskampagnen, Abstimmungsbüchlein, Staatsmedien …

Gute Zensur, schlechte Zensur

Wie also beurteile ich als freiheitlicher Mensch die verschiedenen Formen der Zensur? Ganz einfach – so wie alle anderen gesellschaftlichen Vorgänge auch: Ich befürworte freiwillige Kooperation und lehne Zwang ab. Konkret:

  • Von staatlichen Institutionen gewaltsam durchgesetzte Zensur wie zum Beispiel mittels Strafverfolgung ist Zwang. Deshalb lehne ich diese Zensur ab.
  • Ebenfalls auf Zwang basieren sämtliche «öffentlich-rechtliche» Sendeanstalten, die weder öffentlich noch rechtlich sind, sondern zwangsfinanziert werden. Als freiheitlicher Geist lehne ich diese Institute und ihre Zensur ab: SRF, ARD, ORF & Co.
  • Auf Freiwilligkeit beruhen Facebook, X (ehemals Twitter), YouTube & Co. Wer diese Plattformen nutzt, tut dies freiwillig. Als freiheitlicher Geist erkenne ich das Hausrecht der Eigentümer, Inhalte auf ihren Portalen nach Belieben zu publizieren, Nutzer zu blockieren oder sogar die perfiden «Shadowbans» zu verhängen. Keinesfalls wäre es mit meinem Freiheitsverständnis vereinbar, die rechtmässigen Eigentümer dieser Plattformen zur Veröffentlichung bestimmter Informationen zu zwingen.
  • Auch der Konsum von Spiegel, Blick, NZZ und ähnlichen staatsnahen Propagandamedien ist freiwillig. Ihre traditionell engen Verbindungen zu den Regierungen sind ethisch bedenklich, da jedoch bei diesen konkreten Vorgängen kein Zwang ausgeübt wird, spricht aus freiheitlicher Sicht nichts gegen sie. Anders verhält es sich natürlich mit der Legitimität von Regierungen an sich.

Freiheit nervt (manchmal)

Einmal mehr zeigt sich: Freiheitlich zu sein ist herausfordernd. Ich mag es nicht, dass YouTube Videos löscht, in denen die Wahrheit zu Corona aufgezeigt wird. Es stört mich, was der Ringier-Konzern im Lotterbett mit dem Gesundheitsminister treibt. Und ich ärgere mich, wenn auf Social Media kritische Beiträge isoliert werden, ohne dass der Benutzer davon erfährt. Dass mich Blick, NZZ, SRF, Tages-Anzeiger, der Infosperber und viele mehr während der letzten drei Jahre persönlich diffamierten, fand ich auch nicht so toll. Doch all dies gilt es auszuhalten. Denn wer den Eigentümern von YouTube oder 20 Minuten vorschreiben will, welche Inhalte sie veröffentlichen müssen, der argumentiert gegen die Redefreiheit und für das Gewaltmonopol.

Dass ich die Redefreiheit dieser Mediengiganten anerkenne, bedeutet nicht, dass ich ihr Gebaren gutheisse. Es freut mich, dass das Vertrauen in diese Konzerne rasant erodiert. Ich hoffe, dass die Nutzerzahlen ihrer Portale schwinden und sich stattdessen Alternativen etablieren, wie jene, die Sie jetzt gerade konsumieren. Der freie Markt soll entscheiden, welche Art von Information sich durchsetzt.

Auch aushalten muss ich die Kritik daran, dass wir auf dem Telegram-Chat von «DIE FREIEN» keine Links zu Inhalten tolerieren, wenn der Bezug zu unseren Beiträgen fehlt. Dass wir nicht nur aus gesetzlicher, sondern auch aus freiheitlicher Sicht jedes Recht haben, Übersichtlichkeit und Substanz in unserem Kanal zu pflegen, hat sich diesen Kritikern bisher nicht erschlossen. Leider fehlt ihnen die solide intellektuelle Basis des Freiheitsgedankens.

Aber vielleicht lesen sie ja diese Kolumne. ♦

von Michael Bubendorf


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Datenschutz versus Freiheit

Das neue Datenschutzgesetz (DSG) und der Digital Services Act (DSA) sind weitere Schritte in die Unfreiheit. Die schweizerischen Bestimmungen sind sogar noch tückischer als die europäischen.

Dachten Sie bisher auch, dass Sie im helvetischen Internet irgendwie sicherer seien als im Internet der EU? Weil man nicht diese lästigen Cookie-Banner wegklicken muss? Sie haben sich leider getäuscht.

Mit dem total revidierten Datenschutzgesetz DSG und den Ausführungsbestimmungen, insbesondere in der neuen Datenschutzverordnung, hat sich die Schweiz dem Datenschutzniveau der Europäischen Union angenähert. Sie setzt jedoch auch eigene Akzente: Im Gegensatz zur in der EU geltenden DSGVO werden beispielsweise keine Cookie-Banner verlangt.

Websites, welche ihre Angebote explizit ans europäische Ausland richten, sowie Websites, welche aus dem europäischen Ausland übernommen wurden, können mit einem Cookie-Banner Ihr Einverständnis zu den Cookies einfordern. Alle anderen müssen über die Verwendung von Cookies nur informieren.

Ein Beispiel? Die Website der Schweizer Post. Die Schweizer Post informiert nur, dass sie «zur Verbesserung Ihres Benutzererlebnisses» Cookies einsetzt. Daneben sehen Sie den Button – mit dessen Betätigung Sie sich einverstanden erklären … müssen!

Während Sie auf einer Website aus dem EU-Raum wählen können, mit welchen Cookies Sie einverstanden sind, setzt Ihnen die Schweizer Post die Pistole auf die Brust: Entweder, Sie akzeptieren, oder Sie verlassen die Website. Weitere Möglichkeiten? Gibt es nicht. Als Benutzer müssen Sie den Cookies, welche abgefragt werden, zustimmen, wenn Sie auf der Website bleiben wollen.

Das DSG dient nicht der Sicherheit, sondern dem Silicon Valley

Das Schweizer Datenschutzgesetz verlangt in der Theorie, dass der Besucher informiert wird, welche Daten von ihm abgefragt werden, und von wem. Website-Betreiber sehen sich neuerdings gezwungen, den Vorgang zu schildern, den das Kontaktformular auslöst: Dass diese Nachricht vom Sekretariat gelesen, gespeichert und archiviert wird. Doch dieser Vorgang existiert schon, seit es Firmen mit einem Sekretariat gibt; es ist sinnlos, darüber ein Wort zu verlieren.

Kein Wort wird hingegen darüber verloren, dass eine Quadrilliarde Informationen ins Silicon Valley fliessen, von jeder Fertig-Website aus. …

von Mike S. Krischker


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Fragebogen an Jasmin Kosubek

Wie viel Freiheit ertragen Sie?


Ertragen ist ein interessantes Wort in diesem Zusammenhang. Ich denke, ich beanspruche viel Freiheit für mich und würde politisch betrachtet noch viel mehr «ertragen». Natürlich geht diese Einstellung auch mit einer gewissen Toleranz gegenüber anderen einher, und dieser Muskel wird in Berlin sehr gut trainiert. Somit schätze ich meine Freiheitstoleranz als sehr hoch ein.


Wann fühlten Sie sich das letzte Mal so richtig frei?


Auf dem «Hohen Dieb» in Südtirol. Die Berge haben einfach eine unglaublich befreiende Wirkung.


Was glauben Sie, woher Sie kommen?

Ich komme aus einem kleinen Dorf am Fusse der schwäbischen Alb. Aber ich schätze, dass Sie mit dieser Frage eher das grosse Rätsel der Menschheit gemeint haben. Wo kommen wir her? Über diese Frage kann man herrlich philosophieren oder wissenschaftliche Theorien und Hypothesen aufstellen. Im besten Fall können wir uns der Wahrheit nähern. Ich habe jedenfalls keine schlüssige Erklärung.


Ihre erste Kindheitserinnerung?

Ich erinnere mich an das Dorf, in dem ich gross geworden bin. An den Steinbruch, den wir als Kinder immer wieder aufgesucht haben und das Hexenhaus, das uns allen irgendwie Angst gemacht hat. Ich erinnere mich an die gigantische rote Buche im Garten, an der wir hochgeklettert sind und an den kleinen Fluss, der in der Nähe unseres Hauses floss und so kalt war, dass es an den Füssen weh tat.


Warum sollte man Ihnen zuhören?


Ich würde es wohl anders formulieren: Man kann mir zuhören, da ich durchaus bemüht bin, ein breites Themenspektrum auf meinem Kanal abzubilden und somit eigentlich für jeden etwas dabei ist.

In welcher Rolle fühlen Sie sich am wohlsten?

Ich fühle mich wohl, wenn ich mich frei und unabhängig fühle und vor allem selbst über meine Zeit bestimmen kann.


Politik ist …?

Anstrengend, nervig, zeitraubend und in dem Masse, wie wir uns heute damit beschäftigen (müssen) absolut übertrieben. Auf der anderen Seite ist die Demokratie eine sehr voraussetzungsstarke Regierungsform, somit bleibt es nicht aus, sich einzumischen, wenn man etwas verändern möchte.


Wem vertrauen Sie?


Meiner Familie, meinem Mann und einer Handvoll Freunden.


Eher mass-los oder mass-voll?


Es gab wohl Phasen in meinem Leben, die man als mass-los bezeichnen könnte. Allerdings würde ich mich grundsätzlich doch eher als den mass-vollen Typen bezeichnen. Ich bin nicht dogmatisch und suche immer die Balance.


Wie viel Macht beanspruchen Sie für sich?


Das ist eine schwierige Frage. Ich weiss nicht, ob ich überhaupt Macht beanspruche, da ich eigentlich nur für mich, meinen Mann und im weitesten Sinne meine Familie Verantwortung trage. Somit spielt Macht für mich persönlich keine grosse Rolle.


Zu welcher Musik tanzen Sie sich frei?


Das ist ganz unterschiedlich. Die letzte erinnerungswürdige Tanznacht war zu 80er-Jahre-Musik und es war grossartig.


Ihr Lichtblick in finsteren Zeiten?


Die Natur.

Wie schärfen Sie Ihre Urteilskraft?

Ich versuche tatsächlich nicht zu urteilen, weder über mich oder andere. Was das Beurteilen angeht, so versuche ich, immer eine gewisse Durchlässigkeit zuzulassen, damit ich in meinen Ansichten nicht verharre.


Wo stehen Sie in Ihrer persönlichen Entwicklung?

Hoffentlich erst am Anfang.


Ihr grösster Erfolg?

Ich würde schon sagen, dass mein grösster Erfolg sich aktuell auf meine beruf liche Laufbahn beschränkt. Ich freue mich sehr, dass ich mich selbstständig machen konnte und meine Inhalte auf Interesse stossen. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Arbeit machen darf.


Was wollen Sie wirklich?


Das ist eine gute Frage. Ich habe das Gefühl, dass ich mich dieser Frage nur annähern kann, denn mein Wollen ändert sich fortlaufend. Grundsätzlich möchte ich ein interessantes Leben führen. Ich möchte interessante Orte sehen und Menschen kennenlernen. Ich möchte mein Leben leben und nicht geschehen lassen.


Was geschieht nach dem Ende?


Das weiss ich nicht. Ich kann dazu nur sagen, dass ich zwar etwas Angst vor dem Sterbeprozess habe, aber nicht vor dem Tod.


Kommt es gut?


Es kommt, wie es kommt. Mit dem zu sein was ist, ist die Herausforderung. ♦

***


Jasmin Kosubek ist als Gesicht des russischen Nachrichtensenders RT DE bekannt geworden. Anfang 2022 hat sie sich mit ihrem eigenen YouTube-Kanal selbstständig gemacht und veröffentlicht regelmässig Interviews.

von Redaktion


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Mit dem Kovic spricht man nicht!

Wir wussten von Anfang an, dass es wohl nicht nur für Friede, Freude und Eierkuchen sorgen würde: Das Zwiegespräch zwischen dem linken «Experten für Verschwörungstheorien» Marko Kovic und dem libertären Unternehmer Titus Gebel in unserer 9. Ausgabe.

Unsere Redaktion war jedoch erstaunt über die Gegensätzlichkeit und Heftigkeit der Reaktionen auf diesen Beitrag. So hiess es auf der einen Seite: «Ein Highlight», «Endlich lasst ihr auch mal eine linke Stimme in eurer Zeitschrift zu Wort kommen». Auf der anderen Seite: «Was fällt euch ein, mit so einem zu reden?», «Wieso bietet ihr dem eine Plattform?», «Ich bin schwer enttäuscht von euch», «Das Gespräch ist missglückt». Wir wurden daran erinnert, dass Kovic mit seinen öffentlichen Aussagen der Gesellschaft und insbesondere den Menschen in der Bürgerrechtsbewegung schwer geschadet hat, dass er ein schändlicher «Systemling» sei und schlimmeres, womöglich sogar ein «Agent» des deep state.

Ich kann diese Reaktionen gut nachvollziehen, schliesslich ist der Corona-Faschismus auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen. Es ist mir keineswegs entgangen, wie gegen die Massnahmenkritiker gehetzt wurde und immer noch wird.

Und trotzdem sehe ich gute Gründe, einen Marko Kovic zum Gespräch einzuladen. Hier sind zehn davon:

1. Es findet sich praktisch nie jemand von den «Zeugen Coronas», der mit uns «Covidioten» sprechen will. Diskursverweigerung und soziales Ausschliessen ist bekanntlich deren Regel. Wieso eigentlich nicht? Ich nehme an, weil sie insgeheim wissen, dass sie keinerlei solide Argumente haben. Dass sie sich nicht wirklich mit der Materie beschäftigt haben und seit Jahren einfach die vorgesetzte Meinung nachplappern. Sie wissen genau, dass sie zu faul oder zu feige waren, selbstständig über das Problem nachzudenken und nachzuforschen. Und einige von ihnen wissen natürlich, dass sie ganz einfach korrupt sind. Aber wir sind nicht die. Wir waren in all dieser Zeit bereit, uns mit der Gegenseite an einen Tisch zu setzen, Argumente auszutauschen und uns über Fakten zu unterhalten. Wir sind immer noch dazu bereit und werden auch weiterhin dazu bereit sein. Das letzte Wörtchen in der «Pandemie»-Geschichte ist noch lange nicht gesprochen. Kovic ist einer der ganz wenigen, die zumindest den Mut haben, zu einem solchen Gespräch aufzukreuzen. Seit es «DIE FREIEN» gibt, haben wir Dutzende bekannte Verteter der Mainstreammeinung zu solchen Zwiegesprächen eingeladen. Obwohl diese Personen normalerweise sehr gern in der Öffentlichkeit stehen, erhalten wir in der Regel eine Absage, wenn überhaupt eine Antwort kommt.

2. Und dann sitzt man eines Tages dem Kovic gegenüber – da hätten natürlich viele Leser erwartet, dass man die Gelegenheit nutzt, um ihn «auseinanderzunehmen». Darauf war aber unser Zwiegespräch nicht ausgerichtet. Weder habe ich das gewollt, noch hätte ich das gekonnt: Man kann einen Kovic nicht argumentativ «widerlegen». Man kann ihm haufenweise Fakten vor die Füsse werfen – er wird einem immer entgegnen, dass es eine «bessere Studie» gäbe, die etwas anderes behaupte. Und wie wir alle wissen, gibt es natürlich diese Studie, so wie es zu allem irgendeine Studie gibt, darunter auch eine Studie, die «belegt», dass eben diese Studie wirklich besser sei als jene. Dass ein Austausch auf dieser Ebene kaum fruchtbar werden würde, war mir schon 2021 klar, nachdem Daniel Stricker in seinem Interview sein Glück versucht hatte.

Marko Kovic hat eine Mission: Die besteht darin, uns «Verschwörungstheoretikern» zu erklären, dass wir auf dem Holzweg sind, und wieso wir auf dem Holzweg sind. Nebenbei demonstriert er die wissenschaftliche Autorität, die brillant genug ist, sich uns zu stellen und es locker mit uns aufnimmt. Ob er dafür bezahlt wird, weiss ich nicht, aber dass da zumindest eine klitzekleine Dosis narzisstische Motivation mitspielt, würde ich schon behaupten. Kovic ist geradezu empört, wenn man ihn auf der wissenschaftlichen Ebene kontert. Die Reaktion fühlt sich dann jeweils an wie: «Was fällt dir ein, dich auf die Wissenschaft zu beziehen, wenn ich doch der Wissenschaftler bin, der alle Studien gelesen hat und die Wissenschaft repräsentiert, und nicht du? How dare you?!» Obwohl zwischenmenschlich ganz umgänglich, war Kovic im Gespräch relativ dünnhäutig und reagierte ziemlich empfindlich, wenn ich ihn herausforderte – was mich umso mehr irritierte, als er beim Urteilen über Andersdenkende bekanntlich alles andere als zimperlich ist. Das Resultat war, dass wir eher einen Fechtkampf mit Sticheleien hatten als einen schwungvollen Tanz der Argumente. Die emotionalen Implikationen verrate ich unter Punkt 10.

Ich sah einmal einen psychologischen Ratgeber mit dem Titel «Willst du Recht haben oder glücklich sein?». Diese Frage fällt mir immer wieder ein, wenn ich mit komplett Andersdenkenden zu tun habe. Was bringt mehr: Kämpfen, um «Recht» zu bekommen, koste es was es wolle – oder beweisen, dass man überhaupt fähig und willens ist, ein gesittetes Gespräch zu führen, auch wenn man weiterhin nicht gleicher Meinung ist? Für mich ist der Fall klar, und das sollen die Gesprächsverweigerer nur erfahren. Die interessieren sich nämlich durchaus für uns, mehr als viele glauben möchten – sie dürfen es halt nicht eingestehen.

3. Jeder, der besser spät als nie doch noch «aufwacht» und unsere Zeitschrift aufschlägt, wird feststellen müssen, dass wir jederzeit für die Gesprächskultur eingestanden sind und akzeptieren, dass jeder Mensch auf einem anderen Wissens- und Erkenntnisstand ist – sei es medizinisch, politisch, philosophisch, psychologisch oder spirituell. Ich kenne persönlich eine Ärztin, die übelst über uns Ungeimpfte hergezogen war – heute spricht sie auf Augenhöhe mit uns, weil sie doch ins Grübeln gekommen und neugierig geworden ist, wie wir so ticken, und gemerkt hat, dass wir doch nicht nur Unmenschen sind, die ausschliesslich Unsinn erzählen.

Gesellschaftlich ist noch längst nicht alles entschieden, und es kann sich noch viel verändern, wenn immer mehr Impfgeschädigten ein Lichtlein aufgeht und die korrupten Eliten sich mit ihrer immer grösseren Dreistigkeit immer schneller demaskieren. Wenn es soweit ist, dann sollen die Betrogenen wissen, dass sie bei uns willkommen sind, die Fakten und das Wissen abzuholen, das nützlich ist und hilft, um sich selbst zu helfen, die Zivilisation wieder aufzubauen und echte Souveränität zu erlangen. Es sind andere, die unsere zivilisatorischen Werte verraten haben.

4. Das Hauptmotiv dieses Zwiegesprächs war, einen Libertären und einen Sozialisten gegenüberzustellen. Ein Gegensatz, wie er spannender nicht sein könnte – und hoch relevant, denn die Diskussion, welche Gesellschaft wir in Zukunft wollen, fängt doch eigentlich erst jetzt richtig an. Kovic ist nur ein Repräsentant der salonfähigen Linksextremen, und er war bereit, sich mit einem Kontrahenten auszutauschen. Unsere Leserschaft ist mündig genug, um selbst zu beurteilen, ob seine Positionen sinnvoll sind oder nicht. Wieder: Wir bilden ab, wie ein kultiviertes Gespräch zwischen Andersdenkenden ablaufen kann. Andere zelebrieren, wie man sich gegenseitig an die Gurgel geht – sollen sie doch. Wir können auf Augenhöhe mit der anderen Seite sprechen. Es ist an der Gegenseite, zu beweisen, dass sie es auch kann.

5. Das politische Pendel kann irgendwann auch wieder zurückschwingen. Spätestens dann, wenn die Betrogenen sich zu hinterfragen beginnen, sind wir dank solcher Zwiegespräche argumentativ bestens gerüstet. Politik ist ja nichts anderes als Aushandeln, und das will gelernt sein. Was wäre denn die Alternative? Auge um Auge, Zahn um Zahn? Bürgerkrieg? Wer will das denn?

6. Wieso macht es ausserdem noch Sinn, Andersdenkenden trotz allem mit einem gewissen Grundrespekt zu begegnen? Ich lese derzeit ein spannendes Buch über den Widerstand in der NS-Zeit. Da finden sich viele bemerkenswerte Berichte über KZ-Wärter oder Spitzenfunktionäre, die sich doch nicht nur als Unmenschen erwiesen, sondern im Rahmen des Möglichen dem einen oder anderen Häftling halfen oder das System von innen her zu sabotieren versuchten. Klar waren diese Leute alles Mittäter, Zahnräder im Maschinenwerk der Nazidiktatur, und wenn sie alle «einfach nicht mitgemacht» hätten, dann wäre alles anders herausgekommen. Aber es werden eben nie alle gleichzeitig dasselbe tun, weil nie alle gleich denken, wahrnehmen und erkennen. Auch im Dritten Reich waren die meisten Menschen offenbar Frösche im Kochtopf und merkten erst, dass sie eigentlich gar keine Freunde der Diktatur sind, als die Diktatur plötzlich da war. Damit will ich keineswegs sagen, dass ich mich heute verbiegen würde vor den Vertretern der Mehrheitsmeinung, damit sie mich morgen im Impf-KZ eventuell milder behandeln … nein – ich glaube einfach generell, dass es für jeden Menschen insgesamt besser ausgeht, wenn wir den Nächsten trotz allem versuchen, als Mensch zu behandeln, auch wenn wir als verurteilungswürdig erachten, was er tut. Vielleicht ist er ja noch lernfähig.

7. Umgekehrt betrachtet: Ich habe noch nie erlebt, dass jemand seine Meinung geändert hat, weil man ihn beschimpft, beleidigt, ausstösst, unterdrückt, ihn seine Ablehnung zu verstehen geben liess. Genau das ist doch die autoritäre schwarze Pädagogik unserer Unterdrücker. Mich jedenfalls hat das nicht überzeugt.

8. Aus vielen enttäuschten Reaktionen auf unser Zwiegespräch spürte ich so etwas wie eine Opfermentalität heraus. Ja, die Corona-Hetzer haben Verbrechen gegen uns begangen, einige davon halte ich für unentschuldbar. Aber werden sie in ein paar Jahren noch in den Spiegel schauen können? Werden sie noch ruhig schlafen können? Werden sie an ihrem Lebensende zufrieden sein mit ihrem Leistungsausweis? Ich glaube: Sie sind die wahren Opfer, sie haben intellektuell und moralisch versagt und werden die Schuld, die sie auf sich geladen haben, auf irgendeine Weise zu spüren bekommen. Aber eben: Solange die falsch liegende Mehrheit nicht begreift, dass sie die ganze Zeit die Herrschaft des Psychopathismus unterstützt hat, während sie tragischer- und peinlicherweise geglaubt hat, sie würde das Richtige tun, indem sie tut, was die meisten tun – solange muss jeder Einzelne selbst zur Erkenntnis kommen, durch eigenes Nachdenken, im eigenen Tempo, und insbesondere: in Freiheit. Man kann niemanden zur Erkenntnis zwingen. Sollen die «Experten» doch spotten über uns «Verschwörungstheoretiker». Wir wissen doch genau, dass uns die Geschichte in neun von zehn Fällen recht gibt.

9. Wir von «DIE FREIEN» sehen uns nicht als Opfer. Wir standen von Anfang an auf der richtigen Seite, haben uns weit rausgelehnt, dafür viel eingesteckt, und sind im Reinen mit uns selbst. Wir stehen über den Attacken und Ungerechtigkeiten der Impffaschisten, und das sollen die wissen. Sie haben versucht, uns kleinzukriegen, aber das schaffen sie nicht, im Gegenteil, wir sind stärker geworden, wir sind daran gewachsen. Wir haben die Grösse, mit ihnen zu reden, trotz ihrer Aussagen und Taten. Und es ist uns sogar ein Vergnügen, ihnen unter die Nase zu reiben, dass wir diese Grösse haben. Denn die erwarten, dass wir sie genauso hassen wie sie uns – aber diesen Gefallen tun wir ihnen nicht.

10. Das heisst nicht, dass Grösse zu zeigen nicht auch anstrengend sein kann. Ja, ich hatte die Illusion, dass wir mit Kovic vielleicht noch den einen oder anderen gemeinsamen Nenner finden würden, und dass er im Jahre 2023 eine seiner irrigen Corona-Positionen hinterfragt oder revidiert hätte. Das war zu viel erwartet. Der Modus war Kampf, Abwehr, Abgrenzung und Selbstbehauptung. In dieser Hinsicht war das Gespräch für mich eine Enttäuschung. Kovic ist in der Diskussion eiskalt, verhält sich wie ein menschlicher Schachcomputer und wartet ab, bis der Gegenspieler irgendeine Aussage macht, die er nicht hundertprozentig belegen kann, oder die etwas zu pauschal oder übertrieben ist. Dann zack – stürzt er sich wie die Spinne im Netz auf genau diesen Punkt und «beweist» damit die Unglaubwürdigkeit des Gesprächspartners. Jeder, der solche Diskussionen kennt, weiss, dass ihnen eine gewisse Toxizität innewohnt, es ist jedenfalls nicht wirklich ein Vergnügen. Toxische Gespräche erkennt man daran, dass sie energieraubend sind, einen auszehren und desillusionieren, statt einen zu bereichern und zu erfüllen. Wie es um meinen Energiehaushalt am Tag nach diesem Gespräch bestellt war, lässt sich gut mit diesen Zeilen George Orwells zusammenfassen: «Die meiste Zeit geisterte ich herum, und wenn ich auch nicht wirklich stöhnte und mit Ketten rasselte, so war mir doch manchmal danach zumut. Auch trank ich mehr, als mir gut tat.» Kurzum: Gut, dass ich diese Erfahrung gemacht habe; noch besser, dass ich sie hinter mir habe.

11. Und zum Schluss noch eine Sondermitteilung an all unsere geschätzten Abonnenten, die sich geärgert haben, dass sie das Gespräch mit Kovic mitfinanziert haben: Nein, bitte denken Sie nicht so! Stellen Sie sich einfach vor, dass Sie mit Ihrem Beitrag die Artikel bezahlt haben, die Ihnen bisher gefallen haben. Das Zwiegespräch haben die anderen Abonnenten bezahlt – denen dafür etwas anderes vielleicht nicht gefallen hat …

Letztlich läuft doch alles darauf hinaus, ob es überhaupt noch Sinn macht, mit Andersdenkenden zu reden. Ja, was soll man denn sonst machen? Alle ausstossen, niederschreien oder zusammenklopfen, die in den eigenen Augen falsch liegen? Das ist das Rezept der Antifa und anderer Freunde des Totalitarismus. Ich möchte eigentlich nicht nach denselben Mustern agieren wie diejenigen, die ich kritisiere.

Und: «DIE FREIEN» nehmen sich selbstverständlich weiterhin die Freiheit, frei zu entscheiden, mit wem sie reden wollen und mit wem nicht. In der nächsten Ausgabe werden wir uns mit «krassesten Verschwörungstheoretikern» unterhalten, und das wird wiederum manchen Lesern nicht gefallen, die den Kovic-Austausch ganz sinnvoll fanden. Schauen Sie auf jeden Fall rein, wir sind gespannt, was Sie davon halten! ♦

von Christian Schmid Rodriguez


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Das Internet ist tot – Lang lebe das Internet

Zensur, Internetabschaltungen, digitale Zertifizierungen – die Zeiten des wilden, kreativen Internets, das einst als Informations-Superhighway in die Freiheit gepriesen wurde, sind vorbei. Doch im Hintergrund erobern sich Pioniere das Netz als Ort der menschlichen Verbindung längst zurück.

Haben Sie schon das Neuste gehört? Die Kanadier verlieren ihren Zugang zu Online-Nachrichten, denn es gibt ein neues Gesetz, das Tech-Unternehmen schon für das Verlinken von Nachrichten haftbar machen kann. Der französische Präsident Macron denkt über eine Abschaltung der sozialen Medien nach, um die sozialen Unruhen in Frankreich zu bekämpfen. Metas neue «Twitter-Killer»-App Threads zensiert vom ersten Tag an (was für eine Überraschung!). Und die britische Regierung erwägt, dem GCHQ, dem Pendant der NSA, noch nie dagewesene, weitreichende Befugnisse zur Überwachung von Internetprotokollen in Echtzeit zu geben.

Erkennen Sie ein Muster? Jenes Internet, das in den 1990er-Jahren einer leichtgläubigen Öffentlichkeit als digitales Allheilmittel verkauft wurde, ist nun offiziell tot. Was bedeutet das? Und wie geht es jetzt weiter? Lassen Sie mich die Theorie des toten Internets beleuchten und erklären, was Verschwörungsrealisten damit anfangen sollen.

Die dunklen Hintergründe des Internets

Herzlichen Glückwunsch, wenn Sie die 1990er erlebt haben! Dann hatten Sie nämlich einen Sitzplatz in der ersten Reihe, als sich die Gesellschaft so grundlegend veränderte, wie es seit Gutenberg keine Generation mehr erlebt hatte. Wenn Sie nicht gerade an einer Universität oder in einem Labor der US-Regierung arbeiteten, kannten Sie zu Beginn des Jahrzehnts weder E-Mails noch Message Boards, geschweige denn die Grundzüge der Computervernetzung. Aber als das neue Jahrtausend eingeläutet wurde, waren Sie höchstwahrscheinlich schon online, verschickten E-Mails, surften im Internet und kämpften Ihre ersten Online-Scharmützel.

Sie bekamen die endlose Propaganda mit, wonach das Internet die Informationen demokratisieren, jedem, der auf dem digitalen Marktplatz mitreden will, eine Stimme geben und uns alle in Frieden, Harmonie und Verständnis vereinen würde. Und Sie ertrugen, wie verwirrte Fernsehmoderatoren ihr Publikum endlos über URLs und E-Mail-Adressen aufklärten, dabei jeden Buchstaben, Doppelpunkt und umgekehrten Schrägstrich sorgfältig intonierten und darüber stritten, wie man das @-Symbol ausspricht, als würden sie einen fremdsprachigen Lexikoneintrag vorlesen. …

von James Corbett


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Was ist eine gerechte Gesellschaft?

Zwiegespräch mit Marko Kovic und Titus Gebel

Titus Gebel ist erfolgreicher libertärer Unternehmer und fördert weltweit freie Privatstädte. Marko Kovic bekennt sich zum Sozialismus und ist als «Experte für Verschwörungstheorien» ein scharfer Kritiker der Bürgerrechtsbewegung. Wie sieht die Gesellschaft aus, die sie sich wünschen?

«DIE FREIEN»: Lieber Marko, lieber Titus, ihr habt beide sehr unterschiedliche politische Weltanschauungen. Wie stellt ihr euch eine lebenswerte Gesellschaft vor, und wie kann diese erreicht werden?

Titus Gebel: Eine lebenswerte Gesellschaft ist für mich gekennzeichnet durch das Motto «Leben und leben lassen», sodass jeder nach seiner Façon glücklich werden kann. Wir möchten alle in Frieden leben, wir möchten nicht totgeschlagen oder ausgeraubt werden – das will nicht mal ein Krimineller. Da haben wir alle eine hundertprozentige Übereinstimmung – bei allem, was darüber hinausgeht, nicht. Aber heute haben wir Systeme, in denen die Mehrheit entscheidet und die Minderheit zu Dingen zwingt, die sie eigentlich nicht möchte. Und dieses System wird natürlich gekapert von allen möglichen Interessengruppen, was zu einem permanenten politischen Konflikt führt, um die Mehrheit zu erringen, Gesetze zu verabschieden oder abzuwehren. Ich nenne das einen unsichtbaren Bürgerkrieg. Und das will ich nicht. Ich möchte, dass sich jeder auf das konzentriert, was er am besten kann, und das geht nur, wenn wir den Staat beschränken auf Schutz von Freiheit, Leben, Eigentum. Weil er, sobald er darüber hinausgeht, Missbrauch betreibt.

Wie kommen wir da hin?

TG: Schwierige Frage. Meine Erfahrung ist, dass die meisten das gar nicht wollen, das muss ich auch akzeptieren. Das Problem in der Demokratie ist, dass man den Wählern tendenziell immer mehr verspricht, um gewählt zu werden. Dadurch steigt die Staatsquote an und irgendwann sind so viele Leute und Unternehmen direkt oder indirekt vom Staat abhängig, dass das System nicht mehr reformierbar ist. Die Idee des schlanken Staats funktioniert in der Theorie, aber nicht in der Praxis. Deshalb denke ich, dass man sich komplett aus dem System rausnehmen und alternative Systeme von ausserhalb anbieten muss, aber ausschliesslich für Freiwillige. Ich habe mir so ein System überlegt: die Freie Privatstadt, in der wir anstelle des Staats alle Dienstleistungen privat erbringen. Wenn es Interessenskonflikte gibt, werden sie vor unabhängigen Schiedsgerichten ausserhalb unserer Organisation ausgehandelt. Es ist volle Vertragsfreiheit gegeben, sodass sich die Zivilgesellschaft spontan so entwickeln kann, wie sie das möchte. Aber man kann eben nicht andere dazu zwingen, nach seiner Pfeife zu tanzen. Auch dann nicht, wenn man die Mehrheit hat.

Wie weit sind diese Pläne fortgeschritten?

TG: In der Praxis ist es natürlich schwierig, denn man muss mit bestehenden Staaten verhandeln, die bereit sind, so ein Experiment durchzuführen. Das geht mit Staaten, die sowieso schon Sonderwirtschaftszonen haben und sich überlegen, so etwas auch für Bürger zu machen, sodass man dort auch wohnen kann. Es gibt seit einigen Jahren den Trend hin zu solchen Zonen, weil einige Staaten sich auch einen Wettbewerbsvorteil davon versprechen. Es ist aber noch ganz am Anfang und in der Schweiz eigentlich ausgeschlossen.

Marko Kovic: Du hast die Diagnose der Pathologie von einem zu grossen Staat, der sich plagt mit Partikularinteressen – das würde ich sogar ein Stück weit teilen. Aber habe ich richtig verstanden, dass du denkst, das ist die Konsequenz des demokratischen Systems an sich? Du denkst also nicht, dass eine Demokratie funktionieren kann ohne diese Pathologien? …

von Christian Schmid Rodriguez


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«Wir können die Welt besser verlassen, als wir sie vorgefunden haben»

Interview mit Kai Stuht.

Kai Stuht fotografierte früher Promis, Sportler und Models, heute setzt er sich für Wahrheit und Aufklärung ein. Sein neuster Dokumentarfilm «Können 100 Ärzte lügen?» handelt vom Missbrauch der Medizin in der Corona-Krise. Wir sprachen mit dem Filmemacher über sein politisches Engagement, persönliche Schicksalsschläge und die Schöpferkraft in jedem von uns.

«DIE FREIEN»: Herr Stuht, kommen Sie nicht etwas spät mit Ihrem Film? Corona bewegt doch mittlerweile niemanden mehr.

Kai Stuht: Das sagten mir viele: «Kai, das Thema interessiert keinen Menschen mehr.» Solche Sätze musste ich mir zur Genüge anhören. Fakt ist: Es handelt sich um den erfolgreichsten Film, den ich und mein Team bisher gedreht haben. Ich hatte während der Pandemie schon den Beitrag «Empty» zur Corona-Krise produziert, der sehr gut gelaufen und 2021 erschienen ist. Später folgte das «Project Fovea», ein autobiografischer Film, in dem ich meine Gedanken zur Krise äusserte. Für mich war aber klar: Es braucht einen dritten Film.

Warum?

KS: Weil ich und mein Team in den vergangenen Jahren so viele Ärzte interviewt hatten. Dass mein neuster Film nun dermassen einschlagen würde, hätte ich trotzdem nicht gedacht. «Können 100 Ärzte lügen» wird nun auch ins Englische übersetzt. Ich bin mir sicher: Der Film wird nicht nur in Deutschland für Furore sorgen.

Wie können Sie schon jetzt wissen, dass es sich um Ihren erfolgreichsten Film handelt?

KS: Viele Menschen schauten sich die Dokumentation auf unserer Website an. Wir hatten zwar keine Millionenklicks. Wir bewegen uns aber im hohen fünfstelligen Bereich. «Apolut» veröffentlichte den Film zudem im September. Dort war man total begeistert. Der Film ist auf ein riesiges Interesse gestossen. Das zeigt sich auch dadurch, dass ich viele Interviewanfragen und positive Feedbacks erhalten habe. Von Zuschauern habe ich auch die Rückmeldung, dass der Film nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam sei.

Was auffällt: Sie lassen nur Kritiker des Corona-Regimes zu Wort kommen. Warum haben Sie nicht auch mit der Gegenseite gesprochen?

KS: Wir haben versucht, mit der anderen Seite ins Gespräch zu kommen. Wir haben über 50 Mediziner angeschrieben, die auf der anderen Seite stehen und das Narrativ gestützt und die «Impfungen» propagiert hatten – darunter auch Christian Drosten. Wir haben aber nie eine Antwort erhalten. Genau gleich erging es auch Professor Sucharit Bhakdi mit seinem Brief an Ex-Kanzlerin Angela Merkel. Auch er wartete vergeblich auf eine Antwort der Regierung.

Kein einziger Arzt, der regierungskonform war, wollte mit Ihnen sprechen? Das ist doch nicht möglich.

KS: Wir haben mit einem Arzt aus New York gesprochen, der die Massnahmen unterstützte. Ihn haben wir aber bewusst nicht in den Film eingebettet. Wir können nicht einen einzigen konformen Arzt hundert kritischen Ärzten gegenüberstellen. Die Auswahl sollte ausgeglichen sein. Das Schlimme ist: Keiner dieser angeschriebenen Ärzte wollte mit Bhakdi in Verbindung gesetzt werden. Keiner will in einem regierungskritischen Film zu Wort kommen. Wir haben zudem mehrere Ärzte interviewt, die ihre Patienten impften. Die merkten aber auch: Die Patienten sind vielfach nicht aus freien Stücken zu ihnen gekommen, sondern aufgrund des Impfdrucks. Diese Tatsache wiederum stimmte sie kritisch und führte dazu, dass sie ihre Meinung später änderten. Die Ärzte wussten gar nicht, was sie spritzten. Die konnten sich oftmals kein eigenes Bild machen. Sie glaubten lediglich das, was die Pharmaindustrie sagte. Deswegen sind noch immer viele Ärzte im Blindflug. Sie wissen nicht einmal, was sie ihren Patienten gespritzt haben.

Anfangs planten Sie, einen versöhnlichen Beitrag zu drehen, in dem Gegner wie auch Kritiker der Regierung zu Wort kommen sollten. Das gelang Ihnen nicht.

KS: Die ursprüngliche Idee lautete: Einen vermittelnden Film über die Dramatik der Lockdowns zu produzieren. Mein Team und ich interviewten viele Menschen aus der linksextremistischen Szene. Doch diese Leute fanden keinen Gefallen daran, dass wir auch mit Kritikern sprachen. Sie wollten nicht gemeinsam mit Bhakdi oder Ken Jebsen in einem Film vorkommen.

Stichwort Ken Jebsen, heute auch bekannt unter seinem bürgerlichen Namen Kayvan Soufi-Siavash. Er veröffentlichte am 19. April 2020 ein Interview mit Bhakdi, das auf ein riesiges Interesse stiess – besonders innerhalb der massnahmenkritischen Bewegung. Rückblickend kann man sagen: Sie waren mitunter der Erste, der Bhakdi eine Bühne gab. Jebsen und Sie machten Bhakdi regelrecht bekannt.

KS: Ich sagte Ken, den ich damals schon seit mehr als 10 Jahren kannte: «Den musst du unbedingt interviewen.» Dadurch erlangte Bhakdi dann auch einen unheimlichen Bekanntheitsgrad. Ich hatte das erste Interview mit Bhakdi in Kiel bereits Ende März 2020 geführt – also noch einige Tage vor Ken Jebsen. Unser Video ging damals richtig viral. Anlass dafür war Bhakdis Brief an Merkel. Darin äusserte er sachliche Kritik an den Corona-Massnahmen. Mein Team und ich wussten zu diesem Zeitpunkt bereits: Diese Inhalte sind filmreif. Uns war klar: Mediziner werden in dieser Krise eine wichtige Rolle spielen. Das war der Start für den Film «Können 100 Ärzte lügen?», nur war mir das damals noch nicht bewusst.

Sie sind ursprünglich eher ein Linker. Warum haben gerade die Linken in der Pandemie so versagt?

KS: Linkes Gedankengut ist strategisch zerstört worden. Ein Pazifist gilt mittlerweile als Feigling, als Kriegsverweigerer. Pazifismus versteht man heute bloss noch als eine naive Illusion, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Die Grundwerte haben sich komplett verändert. Viele haben sich mit den bestehenden Ungerechtigkeiten arrangiert. Man akzeptiert sie, wie ein Naturgesetz. Die Grünen stehen exemplarisch dafür. Auf ihren Plakaten vertraten sie bis vor kurzem noch pazifistische Positionen. Sie warben dafür, keine schweren Waffen in Kriegsgebiete zu senden. Inzwischen stellt sich ein Anton Hofreiter hin und sagt, dass Deutschland schwere Waffen in die Ukraine schicken müsse. Das ist ein Skandal.

Die Welt ist aus den Fugen geraten. In Deutschland wirbt der grüne Politiker Anton Hofreiter für Waffen, und die Massenmedien klatschen. Umgekehrt kämpft Bhakdi mit den Mühlen der Justiz, weil er die Impfpolitik Israels kritisierte und das Land als «lebende Hölle» bezeichnete. Er wurde darauf als Volksverhetzer und Antisemit abgestempelt, der den Holocaust verharmlose.

KS: Gegen Professor Bhakdi läuft noch immer ein Verfahren wegen Antisemitismus. Die Aussage war ungünstig. Ich weiss, dass er das nicht böse gemeint hatte. Er war wütend. Er versteht die deutsche Geschichte womöglich nicht so gut wie viele Deutsche. Wir Deutsche sind mit der Geschichte der Nazi-Verbrechen sicherlich vertrauter. Wir haben sie über Jahrzehnte immer und immer wieder vorgesetzt bekommen. Respekt zu haben vor Menschen, die wegen der Nazis kurz vor der Ausrottung standen, ist richtig. Hier ist Demut angebracht. Was wir aber auch nicht vergessen dürfen: Deutschland hat auch gegenüber Russland ähnliche Verbrechen zu verantworten. Rund 27 Millionen Russen sind während des Zweiten Weltkriegs umgebracht worden. Und jetzt stellt sich ein deutscher Politiker hin und sagt: «Wir brauchen schwere Waffen.» Was löst das im russischen Volk aus? Einem Volk, das wohlgemerkt Deutschland auch die Wiedervereinigung ermöglicht hat; einem Volk, das in Frieden auf uns zugegangen ist. Als ehemaliger Linker sage ich: Wir haben verdammt nochmal die Fresse zu halten und neutral zu bleiben. Wir müssen uns bewusst sein: Hofreiters Aussagen lösen in Russland eine enorme Wut aus. Das führt wiederum nur zu Hass. In den Worten des Grünen Politikers steckt so viel Ignoranz und Frechheit. Wenn Amerikaner oder Skandinavier solche Aussagen tätigen, ist das was anderes. Aber gerade wir Deutschen sollten gegenüber Völkern wie Russland oder Israel mehr Demut an den Tag legen. Und das gilt besonders für Politiker. Wenn sie jetzt mit dem Finger auf Menschen wie Bhakdi zeigen und ein Schauprozess vorantreiben, dann messen sie mit zweierlei Mass. Daran sieht man schon die Korruption. Das allein wäre schon ein Film wert.

Verstehen Sie sich heute noch als Linker?

KS: In meinen Augen geht es nicht um links oder rechts. Es geht darum, dass sich die Leute engagieren. Es geht darum, aufzuklären. Auch wenn man dann als rechter Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt wird. Damit muss man leben. Es ist wichtig, Menschen auf die Strasse zu bringen. Sie zu überzeugen. Meine tiefste Überzeugung lautet: Wir können die Welt besser verlassen, als wir sie vorgefunden haben. Das ist in meinen Augen auch der Sinn des Lebens. Man kann sich nicht davor drücken, bestimmte Probleme anzupacken. Ich stehe für friedliche Anarchie und ich bin überzeugt: Wir müssen uns spirituell weiterentwickeln. Die gegenwärtige Krise hilft uns diesbezüglich. Wir, die 99 Prozent, sind immer stärker. Albert Einstein sagte sinngemäss: Nicht die Eliten sind für Machtmissbrauch verantwortlich, sondern die Gesellschaft, die diesen erst zulässt. Das ist auch der Grund, weshalb ich kürzlich in Bonn war. Dort fanden die Bundesvorstandswahlen der Partei «Die Basis» statt, wo ich zum Kommunikationsverantwortlichen gewählt worden bin. Für mich als ehemaliges Mitglied der Piratenpartei ist «Die Basis» zur neuen Heimat geworden. Ich bin mir sicher: Wir, die 99 Prozent, können alles verändern, was wir verändern wollen. Wir sind in der Lage, sozialen Frieden zu schaffen. Wir sind fähig, eine vernünftigere Aussen- und Wirtschaftspolitik voranzutreiben.

Wie soll das gehen? Ihre Partei ist machtlos. Sie ist nicht einmal im Bundestag.

KS: Die Partei zählt rund 27´000 Mitglieder. Wenn jedes Mitglied in seinem Umfeld wiederum zehn neue Mitglieder in die Partei bringt, dann sind wir schon bei 270´000 Menschen. Mit einer weiteren Kampagne erreichen wir rasch einmal über eine Million Menschen. Dann können die grossen Medien die Partei nicht mehr ignorieren. Das sollte uns klar sein. Wenn wir etwas verändern wollen, braucht es Mut. Es geht darum, die Macht des Souveräns zu zeigen.

Den Parteien ist doch nicht mehr zu trauen. Sobald eine Partei wie «Die Basis» zu einem Machtfaktor wird, wird sie gekapert …

KS: Ich glaube auch nicht an das bisherige Parteiensystem. Ich glaube aber an das Grundgesetz, das gut ist – auch wenn es teilweise überarbeitet werden muss. Genauso glaube ich an die Demokratie. Ich glaube an ein Bürgerparlament. Bürger müssen sich politisch viel mehr engagieren und mitarbeiten können. Ums kurz zu machen: Eine ausserparlamentarische Opposition kann man viel schneller zerstören. Deshalb ist es wichtig, ins System hineinzugehen und dieses mit den eigenen Waffen zu schlagen. Man stelle sich vor: Eine Million Menschen organisieren sich bei der Partei «Die Basis». Für die etablierten Parteien wäre das ein K.O.-Schlag. Ich will ein chaotisches System, erst dann kann wieder etwas Neues entstehen.

Das «Neue» kann von den üblichen Verdächtigen sofort unterwandert werden …

KS: Klar. Streitereien und Unterwanderung sind nie zu vermeiden. Aber: Allein das bringt schon neue Strukturen. Plötzlich entdecken die Leute ihre Kraft. Es geht darum, ein Zeichen der Macht zu setzen. Ich bin davon überzeugt: Das wird alles verändern. So kann ein Zeichen für ganz Europa gesetzt werden.

Zurück zu Ihrem Film: Die Reichen und Mächtigen kommen in Ihrer Dokumentation schlecht weg. Gibt es auch Dinge, die wir von ihnen lernen können?

KS: Menschen, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Macht erfolgreich sind, haben ihre Gott-ähnliche Energie entdeckt. Nehmen wir Elon Musk. Er hat mit Autos und Raketen die Welt verändert und will jetzt zum Mars fliegen. Das Entscheidende ist: Diese Schöpferkraft steckt in uns allen drin. Für die Tycoons besteht die Gefahr darin, dass die Bürger diese Kraft bei sich selbst zu entdecken beginnen. Das versuchten sie schon immer zu verhindern. Auch während der Pandemie, die man den Bürgern auf eine dilettantische Art und Weise verkaufte. Die Mächtigen sagten sich: «Schaut euch diese Idioten an. Wir verbreiten etwas Angst und die lassen sich sofort alle impfen. Dafür stellen sich die Massen auch noch in Schlangen an, obwohl wir alle Grundregeln der Medizin brechen. Wir spritzen sie wie Vieh.»

Das Problem ist, dass die Masse ihren «Führern» blind folgt …

KS: Klar. Die grosse Mehrheit fügt sich. Nur deshalb können die Tycoons dieses Spiel mit uns spielen. Wir müssen uns deshalb auch an unserer eigenen Nase packen. Wir sind selbst schuld, dass wir in dieser Misere stecken. Wir sollten Menschen niemals so viel Macht geben, dass sie eine Gesellschaft dermassen manipulieren können.

Sie haben sich in der Corona-Krise weit aus dem Fenster gelehnt. Hatten Sie nie Angst?

KS: Das würde ich so nicht sagen. Mir ist klar: Wir haben es mit Kräften zu tun, die keine Rücksicht auf Verluste nehmen. Nehmen wir die Ukraine: Laut einem Bericht des israelischen Geheimdienstes sind ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffs rund 18´000 Russen und etwa 160´000 Ukrainer gefallen. Als friedliche Krieger müssen wir die Auseinandersetzung, den Widerspruch suchen. Wenn wir diesen Mut nicht aufbringen, werden wir nichts verändern. Aber verglichen mit dem, was die Menschen in der Ukraine durchmachen, ist es für uns hier nicht annähernd so gefährlich. Trotzdem ist mir die Gefahr bewusst. Mein Engagement ist nicht ungefährlich und kann Konsequenzen haben. Ich kenne – als Kämpfer, der ich bin – auch meine Energie. Was mir Sicherheit gibt: Ich fühle eine spirituelle Energie, dass ich das Richtige tue. Und dieses Gefühl gibt mir eine unglaubliche Kraft, mit Ängsten, Zweifeln und Schwierigkeiten zu leben. Diese Kraft möchte ich anderen Menschen vermitteln.

Kritiker können heute schnell diskreditiert werden …

KS: Über Künstliche Intelligenz (KI) kann man den Menschen alles Mögliche in den Mund legen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass viele Menschen aufstehen. Je mehr wir sind, desto besser kann man die Gefahr auf mehr Menschen verteilen. Und desto schwieriger wird es für die Mächtigen, die Leute zu diskreditieren.

Stichwort KI: Sie sind ein grosser Gegner des Transhumanismus und der KI. Daraus machen Sie in Ihrem Film keinen Hehl. Warum eigentlich?

KS: KI ist nichts anderes als Wissen, dass man uns in den letzten 20 Jahren gestohlen hat. Die Transhumanisten haben daraus ein Geschäftsmodell gemacht. Das nennt man dann KI. Der Name ist schon falsch. Es ist künstliches, geklautes Wissen. Der Transhumanismus ist eine entartete, rationale Dummheit. Wir denken, dass die KI mehr kann als wir. Das ist Unsinn. Man muss sich das am besten so vorstellen: KI ist nichts weiter als Wissen, das in einen «Mixer» gepackt und dann willkürlich wieder ausgespuckt wird – sei das zum Beispiel ein Gedicht, ein Text von Konfuzius oder sonst was.

KI wird also überschätzt?

KS: Wir Menschen sind fähig, über den «Mixer» hinaus Sachen zu interpretieren – zum Beispiel Gedichte. Wir sind schaffende, schöpferische Wesen. Und wir sind nicht dieser «Plastikmixer», bei dem einfach nur Müll rauskommt. Wir Menschen sind unglaublich vielfältig und facettenreich. Die KI bewegt sich nur im rationalen Bereich. Deshalb wird es für eine KI auch niemals möglich sein, das Menschsein als Ganzes zu erfassen, geschweige zu leben. Echtheit, Verbundenheit, Schaffenskraft, Kreativität: All das kennt die KI nicht. Wir Menschen haben die Fähigkeit, eine unheimliche Kraft in uns selbst zu entdecken. Das Gleiche gilt für das Intuitive, das Spirituelle. Das sind grosse Gaben, die der Mensch hat. Gleichzeitig sind es Ebenen, welche der KI immer verborgen bleiben werden. Das Rationale und Intuitive muss wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.

Die Intuition passt den Transhumanisten nicht in Kram. Auch um das Gleichgewicht zwischen Vernunft und Intuition scheren sie sich wenig.

KS: Mit der Globalisierung sind in jedem Winkel dieser Erde die gleichen Bedürfnisse geschaffen worden. Dafür haben digitale Geräte wie das Handy gesorgt. Das haben die Eliten kapiert. Sie wissen über die zerstörerischen Einflüsse Bescheid, die ihre Politik verursacht hat. Künftig werden sie uns einfach in einer digitalen Welt verschwinden lassen. Man wird Menschen in 15-Minuten-Städten in Angst und Schrecken versetzen. Im digitalen «Leben» können Menschen schliesslich das Gleiche erleben. Zum Beispiel Urlaub, Abenteuer und Sex. Gleichzeitig sind sie dabei nicht den Gefahren des realen Lebens ausgesetzt. Wenn man die Leute benebelt, verstehen sie überhaupt nicht mehr, was mit ihnen geschieht. Sie sehen dann nicht mehr, dass sie in eine Falle gelaufen sind. Wir sind gerade auf dem besten Wege, in eine solche Falle zu treten.

In Ihren Augen ist die mangelnde Intuition ein Grund dafür, dass Menschen sich manipulieren oder korrumpieren lassen. Das ist auch Thema ihres Films: «Die Wissenschaft ist eine Hure der Politik geworden», sagt Ronald Weikl.

KS: Im übertragenen Sinne kann man sagen: Der Fisch stinkt. Das wissen viele Menschen in Spitzenpositionen auch ganz genau. Sie wissen, dass er nicht gesund ist. Aber: Viele schützen gleichzeitig weiterhin ihren Lebensstil, weil sie nichts anderes kennen. Sie haben Angst, dass noch etwas viel Schlimmeres kommen könnte – zum Beispiel Krieg oder Chaos. Deshalb trauen sie lieber dem Hegemon, dem Status quo, anstatt sich selber zu ermächtigen. Dem Polizisten wird gesagt: «Demonstranten sind böse.» Ähnlich läuft es in der Wissenschaft. Da kommt ein Bill Gates, finanziert dich. Und plötzlich denkst du als aufstrebender Wissenschaftler: «Das ist ja eine riesige Chance.» Entsprechend will man auch etwas «liefern». Und zwar am besten ein Resultat, das wiederum dem Geldgeber gefällt. Geld manipuliert extrem.

Wir lassen uns von Geld und Macht beeinflussen. Wir stellen Menschen rasch auf einen Thron. Und machen und selbst klein. Ein Teufelskreis.

KS: In der Tat. Wir schenken erfolgreichen Menschen oftmals unglaublich viel Aufmerksamkeit und Energie. Das habe ich früher selbst miterlebt als Fotograf von Promis. Das beobachtete ich bei Prinz Charles, Sathya Sai Baba, Chester Bennington von Linkin Park, Paris Hilton und vielen weiteren. Ich traf sie alle. Diese Menschen haben eine enorme Energie. Nehmen wir das Beispiel Chester Bennington. Ihn begleitete ich einmal während eines Auftritts.

Was beobachteten Sie?

KS: Alles begann mit einem «Meet and Greet». Da kamen Tausende von Fans. Sie überreichten Bennington Geschenke. Sie zeigten stolz ihre Tattoos, schenkten ihm Aufmerksamkeit, umarmten ihn und machten sich dann mit Tränen in den Augen wieder davon. Chester war danach voller Euphorie. Jetzt ging es richtig los. Er ging auf die Bühne, da standen 100´000 Menschen. Sie jubelten ihm zu. Es folgte ein Musikgewitter. Eine Stimmgewalt, die man sich gar nicht vorstellen kann. Doch nach dem Konzert änderte sich alles. Als wir wieder ins Hotel zurückgekehrt waren, war dieser Mann komplett am Ende. Ich machte damals ein Foto von ihm im Fahrstuhl. Auf diesem Bild sah man, wie die gesamte Energie verpulvert war. Der Mann war wie entkernt. Auf einmal war der ganze Glamour weg. All die Energie, die einem geschenkt wurde. Nun musste er sich wieder mit sich selbst auseinandersetzen. Bennington ist bloss eine Metapher. Sie zeigt: Schenken wir unsere Energie einer erfolgreichen Person, so erhält diese immer mehr Energie. Dabei sollten wir sie für uns selbst verwenden. Uns muss klar sein: Wir sind schöpferische Wesen, die Energie verteilen können.

Wie sind Sie eigentlich zum Massnahmenkritiker geworden. Wie kam Ihr Engagement zustande?

KS: Zu Beginn des ersten Lockdowns machte ich zahlreiche Interviews: Über leere Kiez, das Stillstehen der Subkultur der linken Szene und so weiter. Dann fuhr ich zur ersten Demo am Rosa-Luxemburg-Platz. Was ich sah, schockierte mich: Polizisten prügelten auf wehrlose Menschen ein, die das Grundgesetz hochhielten. Ich sagte damals zu Ken Jebsen: «Wenn das so weitergeht, gibt es hier bald Tote. Lass uns ein pazifistisches Zeichen setzen.» In einem Video rief ich die Demonstranten dazu auf, friedlich zu meditieren. Ken und ich setzten uns dann auf mein Wohnmobil und legten los. In den folgenden Tagen und Wochen begannen Tausende von Menschen auf Demonstrationen in Deutschland zu meditieren.

Die Polizei machte es den Demonstranten nicht einfach. Provokationen waren an der Tagesordnung. Die grosse Kundgebung am 1. August 2020 wurde gar aufgelöst.

KS: Umso beeindruckender war es, dass die Zigtausenden Menschen friedlich blieben nach der Auflösung. Kurz zuvor hatten die Teilnehmer alle noch eine Minute lang meditiert und ein Herz gemacht. Es war so still und friedlich, man hätte eine Nadel fallen hören können. Diese friedliche Kraft ist bei den grossen Demos immer erhalten geblieben. Ich sehe darin auch eine spirituelle Ebene.

Wie meinen Sie das?

KS: Diese Krise ist vor allem auch eine Erkenntnisreise. Sie verdeutlicht uns: Wir müssen als Gesellschaft endlich ins Handeln kommen. Wir dürfen auch nicht denken, dass die Zeit vor Corona eine gute war. Sie war vielleicht angenehm und bequem. Sie war aber auch unsozial. Wenn man den ganzen Tag immer nur herumsitzt, Chips isst und nichts macht, kommt irgendwann einmal die Watsche. Das gilt auch für die Gesellschaft: Vor Corona lebten zu viele Menschen in der Ignoranz – das versuchte ich auch mit meiner Kampagne «Ignorance Pulls The Trigger» aufzuzeigen. Nun sind wir als Gesellschaft gefordert, spirituell zu wachsen.

Auch Sie scheinen fasziniert zu seinen von den Reichen und Mächtigen. Ihre frühere künstlerische Arbeit war nur möglich, weil sie zumindest auch eine gewisse Faszination für diese Leute hegten. Als Fotograf konnten Sie lange auf gute Sponsoren aus der Industrie zählen. Sie verdienten unter anderem auch deshalb gutes Geld, weil Sie Promis fotografierten. Trotzdem sind Sie schon lange sehr kritisch. Wie kommt das?

KS: Bei mir hat die Manipulation schlecht funktioniert. Vermutlich hat das auch mit meiner frühen Krebskrankheit zu tun, mit der ich zwischen dem dritten und zehnten Lebensjahr zu kämpfen hatte. Schön früh in meinem Leben wurde ich mit essenziellen Dingen konfrontiert.

Sie sprechen viel darüber, wie wichtig die Intuition ist. Sie sagen, dass Sie diese auch dank Ihrer schwierigen Kindheit bewahren konnten. Hat man der Intuition heute den Kampf angesagt?

KS: Wenn wir Kinder füttern wie eine Stopfgans, dann triggern wir immer nur das rationale Gehirn. Oder anders gesagt: Wenn Kinder bloss mit fremdem Wissen gefüttert werden, ist das nicht ihr Wissen. Das führt später dazu, dass sie zu rationalen Ich-Wesen werden. Wir sollten für Kinder die Möglichkeiten schaffen, dass sie autodidaktisch lernen und sich selbst entwickeln können. Dann bleibt auch das Intuitive automatisch im Gleichgewicht. So bleiben sie diese Genies, die wir als Kind alle sind. Aber so funktioniert der Trick, der schon über viele Generationen weitergegebenen Manipulation.

Nicht nur in der frühen Kindheit, auch im Erwachsenenalter ereilte Sie ein weiteres Schicksalereignis.

KS: In der Tat. Mit 32 Jahren wurde ich schwer durch einen Blitz getroffen. Damals dachte ich mir: Wenn ich das schon überlebe, denn sollte ich doch künftig zumindest auf ein fotografisches Gedächtnis zurückgreifen und in grossen Shows auftreten können. Doch all das habe ich leider nicht in mir entdeckt.

Dafür kamen Sie zu anderen Erkenntnissen …

KS: In mir geschah etwas. Ich begann die Strukturen der Probleme zu verstehen. Auf einmal wurde mir vieles klar, was mir zuvor nicht bewusst respektive für mich nicht sichtbar war. Vieles von dem konnte ich später auch in meiner Arbeit aufnehmen. Beispielsweise in meiner «Ignorance Pulls The Trigger»-Kampagne oder auch im «Projekt Fovea». Eine zentrale, intuitive Erkenntnis für mich lautete: Wir sind Menschen, die alles in uns haben, aber wir sind uns dessen oft nicht bewusst.

Diese Erkenntnis liess Sie das Fliegen lernen im übertragenen Sinn. Sie sind unheimlich aktiv, immer unterwegs. Drehten allein in der Coronazeit mehrere Filme. Um nochmals auf Ihre schwierige Kindheit zurückzukommen: Hat Ihr Aktivismus auch damit zu tun? Haben Sie erst durch die Tiefen, die Sie schon früh durchgemacht haben, das Leben zu lieben gelernt?

KS: Für mich ist das Leben eine Hass-Liebe. Ich lebe in einer Welt, in der ich mich schon als Kind nicht immer zurechtfinden konnte. Schon als Kind ist mir die Welt sehr schizophren vorgekommen. Ich muss mich hier beweisen, so kommt es mir oft vor, weil es nicht meine Welt ist. Gleichzeitig liebe ich diese Welt mit all ihren Farben, Möglichkeiten und allen spannenden Erfahrungen. Unabhängig davon, ob sie gut oder schlecht sind. Doch zurück zur Frage: Ist mein heutiges Engagement auf meine Kindheit zurückzuführen? Ja, sicherlich. Das war mir aber viele Jahre nicht bewusst. Dass ich schon als Kind ums Leben kämpfen musste, half mir, die Essenz des Seins zu bewahren. Ich habe den Blick des Überlebens und der Essenz des Lebens immer in mir getragen. Um meine Krankheit zu überstehen, die laut den Ärzten nicht zu überleben war, musste ich eine immense Energie aufbringen. Diese Energie spürte ich immer. Und diese Energie ist immer in mir. Das war mir nur lange nicht klar.

Kommen wir zum Schluss nochmals auf das Thema Manipulation. Was können wir Bürger tun, um uns gegen die Flut der Propaganda von Seiten der Regierungen und Medien möglichst zu immunisieren?

KS: Wir müssen endlich die Kraft in uns selbst entdecken. Wir müssen unserer Intuition freien Lauf lassen. Nur deshalb konnte auch mein Film entstehen. Und so ist es auch mit anderen Dingen. Das Corona-Experiment der letzten Jahre hat nur funktioniert, weil ein Grossteil der Menschen immer zu den Gewinnern zählen will. Deshalb erwähne ich die eine «Million-Geschichte» gerne. Ich bin mir sicher: Wir stehen an einem Kipppunkt. Mittlerweile sind wir so weit, dass immer mehr Menschen das Risiko eingehen, sich kritisch zu äussern – ohne dabei gleich ihre Familie oder ihren Job zu gefährden. Da sind Kräfte auf der Strasse, die die Veränderung vorantreiben, und denen man sich anschliessen kann.

von Rafael Lutz

***

Kai Stuht ist Fotograf, Filmemacher und Künstler. Er hat seit den 1990er-Jahren unzählige Kampagnen grosser Konzerne fotografiert, war als Sport- und Fashion-Fotograf tätig und hat zahlreiche Stars porträtiert. Die Doku «Können 100 Ärzte lügen?» finden Sie auf 100aerzte.com.


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Individueller Datenschutz

Realistisch oder ein Wunschtraum?

Ein wichtiges Ziel der zivilisierten Menschheit ist die vollständige Transparenz von Institutionen und der vollständige Schutz der Privatsphäre von Individuen. Wir erkennen dies als notwendige Voraussetzung für Gesundheit, Wohlstand und allgemeines Wohlergehen an.

Wie wir beobachten können, wird dies leider noch nicht von allen verstanden; viele Menschen sind domestiziert und stecken tief in verschiedenen etatistischen Glaubenssätzen fest. Was die Kollektivisten und Gegner der individuellen Freiheit wollen, ist nämlich das Gegenteil: Undurchsichtigkeit der Institutionen und Transparenz des Einzelnen. Wenn es nach ihnen geht, muss die individuelle Privatsphäre wie andere Formen von Privateigentum sein: kontrollierbar, manipulierbar, steuerpflichtig und pfändbar.

Aber ich habe gute Nachrichten: Die zivilisierte Menscheit macht Fortschritte. Wir haben heute mehr Privatsphäre als noch vor 30 Jahren. Ich weiss, dass sich diese Aussage absurd anhören muss. Ich weiss, sie widerspricht einer weit verbreiteten Meinung in der «Post-Snowden»-Ära. Und doch glaube ich, dass ich ihre Richtigkeit beweisen kann.

Der Schlüssel dazu ist natürlich die Verantwortung. Der Vollständigkeit halber sollte die Aussage lauten: Wir haben heute mehr individuelle Privatsphäre als vor 30 Jahren, wenn wir es möchten. Aber dieser Zusatz ist überflüssig, denn Freiheit und Verantwortung sind zwei Aspekte derselben zugrunde liegenden, natürlichen, namenlosen Substanz. Mit anderen Worten: Wir alle können heute ein unvergleichliches Mass an individueller Privatsphäre haben, aber wir müssen eine Vorliebe dafür haben.

Fangen wir mit einem einfachen Beispiel an …

von Marco Ricca

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Marco Ricca, ing. dipl. EPFL, ist ethischer Hacker und Cybersicherheitsforscher.


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