Skip to main content

Das Bewusstsein braucht die Augen nicht, um zu sehen

Mit ihrem Praxisseminar «Sehen ohne Augen» bieten Evelyn Ohly und Axel Kimmel ein ganzheitliches Training für Gehirn und Geist an – eine aussergewöhnliche Bereicherung, die vor Augen führt, wie viel verborgenes Potenzial in jedem von uns steckt.

Seit 2014 haben Evelyn Ohly und Axel Kimmel aus Pforzheim über 3000 Teilnehmern beigebracht, mit abgedeckten oder geschlossenen Augen visuell wahrzunehmen. Die beiden liessen sich am Centre of Informational Perception zum Coach ausbilden, nachdem ihre beiden Kinder an einem «Sehen ohne Augen»-Seminar teilgenommen hatten, das ihre Erwartungen weit übertraf: Beide Kinder blühten auf, lösten Blockaden in der Schule, gewannen an Selbstvertrauen und zeigten eine gestärkte Persönlichkeit. Beeindruckt von diesem Entwicklungssprung beschlossen die Eltern, diese Technik ebenfalls zu erlernen und als Trainer Kindern wie Erwachsenen beizubringen, wie sie dieses Potenzial ausschöpfen. Was Kinder ohne nachzudenken mit spielerischer Leichtigkeit und Spass binnen einem Tag erlernen, verlangt von Teenagern und Erwachsenen fünf intensive Tage Geduld, Achtsamkeit und Mut, um sich auf diese Bewusstseinserweiterung einzulassen. Im März 2024 nahm ich in Frankfurt an einem ihrer Praxisseminare teil. Es waren fünf anstrengende und lehrreiche Tage voller Herzlichkeit, Offenheit und Wunder.

«Ich kann»

Der Kurs begann mit dem Auspacken und Anprobieren der fabrikneuen «Mindfold»-Masken, einer Art lichtdichter Skibrille, unter der man die Augen geöffnet lassen kann. Nachdem sich alle Teilnehmer davon überzeugen konnten, dass es in der Maske stockdunkel ist, demonstrierte die mittlerweile erwachsene Tochter Lara eindrucksvoll ihre Fähigkeiten: Schnell und mühelos konnte sie durch diese Maske jeden privaten Gegenstand detailliert benennen, der von den Teilnehmern hochgehalten wurde, bis hin zu der Aufschrift auf einem Schlüsselband. Diese Vorführung liess uns begreifen und akzeptieren, dass es tatsächlich möglich ist, die Umgebung ohne Augen klar wahrnehmen zu können. Auf ihrem YouTube-Kanal Sehen ohne Augen hatte ich bereits zahlreiche Erfahrungsberichte angesehen, die beweisen, dass es funktioniert – Geübte erkennen ihr Umfeld mit allen Arten von Augenbinden und auch mit Watte und Tape verklebten Augen, sogar durch Türen und Wände hindurch!

Evelyn Ohly und Axel Kimmel verzichten bewusst darauf, theoretisch zu erklären, wie das «Dritte Auge» und die lichtempfindliche Zirbeldrüse funktionieren, denn dies ist nicht vollständig erforscht. Man weiss durch Nahtoderfahrungen, dass die Betroffenen sich und ihre Umgebung sogar von aussen sehen konnten. Neurowissenschaft und Quantenphysik liefern Antworten jenseits der bekannten physiologischen und physikalischen Gesetze, aber wichtig ist hier nur, dass es in der Praxis funktioniert, und dass wir bereit sind, ohne Zweifel und Vorurteile einen uns bisher unbekannten Wahrnehmungskanal nutzen zu lernen.

von Verena Brachtel

***

Verena Brachtel ist ehemalige Pilotin. Sie setzt sich als Netzwerkerin, Organisatorin und Moderatorin für Freiheit, Wahrheit und Frieden ein und ist aktiv bei den Freiheitstrychlern.

***

Evelyn Ohly und Axel Kimmel bieten ihre 5-Tages-Kurse an verschiedenen Orten in Deutschland, Österreich und der Schweiz an, auch für Blinde und Sehbehinderte, auf Deutsch und Englisch. Vom 19. bis 23. August 2024 findet ein Seminar in Basel beim Basler Verein PSI statt. CHF 1325.- (für Mitglieder CHF 1200.-); inklusive Maske, Getränke und Snacks. 1-Tages- Kurs für Kinder: CHF 325.-. Weitere Seminaroptionen: sehen-ohne-augen.de

Buchtipp: «Sehen ohne Augen – das Praxishandbuch», 2021, 252 Seiten, Books on Demand.


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 13. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Ein Unternehmer auf Wolke sieben

Interview mit Thomas Becherer

Herausforderungen nimmt er mit offenen Armen an. Sein Credo lautet: Visionsumsetzung und inneres Wachstum statt Stillstand und Bequemlichkeit. Thomas Becherer hat in Windeseile die Onlineplattform Conscious:Love auf die Beine gestellt. Im Interview erklärt der 43-jährige Unternehmer, was eine bewusste Partnerschaft ausmacht.

In Thomas´ Dachwohnung ist es wohlig warm. Das Feuer knistert im Cheminée; entspannte Klaviermusik läuft im Hintergrund; auf dem Couchtisch stehen Schälchen mit allerlei salzigen und süssen Knabbereien. Thomas hat sich gut vorbereitet. Es ist kein Zufall, dass er mir unter anderem «Sugus» und Grüntee offeriert. Er hat im Internet gelesen, dass ich nach diesen Kaubonbons und dieser Teeart «süchtig» sei.

Die Info aus dem Netz traf vor sechs Jahren noch zu – heute ist sie alles andere als aktuell. Auch Thomas führte vor sechs Jahren ein anderes Leben. Er war einer dieser geschniegelten Anzug-Männer – Unternehmensberater, geschäftlich viel auf Reisen. «Damals fand ich den Business Lifestyle ‹voll geil›», gesteht der 43-Jährige, der heute sein eigenes Unternehmen, die Conscious Life AG, führt. Kerngeschäft ist die Onlineplattform Conscious:Love (s. Infobox), die verschiedene Bereiche wie Dating, Freundschaft, Events und Podcasts vereint.

Thomas studierte ursprünglich Chemie, entschied sich nach seinem Abschluss aber, noch den Master of Business Administration zu machen. Aufgewachsen in der Nähe von München, kam der Deutsche 2016 in die Schweiz, wo er als Unternehmensberater diverse Projekte leitete, unter anderem für einen führenden Schweizer Medienkonzern. Anfang 2019 wagte Thomas den Sprung ins kalte Wasser: Er stieg aus dem «Angestelltensystem» aus und gab dem Leben so die Chance, ihm zu zeigen, was es noch für ihn geplant hat, wie auf der Website der von ihm gegründeten Plattform Conscious:Love zu lesen ist. Als er nach dem Austritt erst mal in Urlaub ging – vier Wochen Fuerteventura –, hatte er eine Erkenntnis: «Auch wenn ich alles erreicht habe, was ich wollte, war ich unglücklich – wahres Glück kommt eben von innen, nicht von aussen.»

Mit der Umsetzung der Onlineplattform, die anfangs Impffrei Love hiess, begann Thomas im Frühling 2021. Innert sechs Wochen stellte er die Website auf die Beine. «Ich arbeitete zum Teil bis zu 16 Stunden pro Tag; oft war ich so im Flow, dass ich bis spät in die Nacht produktiv war.» Schon vor der Corona-Zeit realisierte der 43-Jährige Projekte, bei denen es darum ging, «bewusste Menschen», die Alternativen aufbauen wollen, zusammenzubringen.

Übrigens: Thomas hatte im Laufe der Zeit auch ein Profil auf Conscious:Love erstellt: Nach einer langjährigen Beziehung war er wieder Single – «die Trennung hat mich ganz schön durchgeschüttelt». Während des Verarbeitungs- und Heilungsprozesses habe er seinen Blick nach innen gerichtet und so viel über sich selbst gelernt.

Von emotionalen Herausforderungen nach dem Ende einer intensiven Beziehung handelt auch das Lied «Another Love» von Tom Odell. In diesem heisst es: «I want to learn to love, but all my tears have been used up.» Der Song erzählt die Geschichte eines Mannes, der nicht mehr richtig lieben kann, weil seine vorherige Beziehung all seine Liebe aufgebraucht hat. Daheim auf Thomas´ Klavier liegen die Noten dieses Liedes. Er hat sich das Klavierspiel mit Videos selbst beigebracht und spielt das Instrument nun seit gut einem Jahr, wie er beiläufig erzählt.

Während andere sich nicht aus ihrer Komfortzone bewegen, nimmt der Unternehmer neue Herausforderungen mit offenen Armen an – Visionsumsetzung und inneres Wachstum statt Stillstand und Bequemlichkeit, lautet sein Credo. «Entscheidend ist, was du in die Welt bringst», sagt er und zitiert Steve Jobs: «Ich möchte eine Delle ins Universum schlagen.»

«DIE FREIEN»: Lieber Thomas, Datingplattformen werden in Zeiten von Tinder und Co. in erster Linie mit oberflächlichen Begegnungen und schnellem Sex in Verbindung gebracht. Deine Vision ist es, «bewusste und aufgewachte Menschen» zu verbinden, sodass «tiefgründige und authentische Begegnungen, bewusste Partnerschaften» entstehen können. Was verstehst du unter einer «bewussten Partnerschaft»?

Thomas Becherer: Meiner Ansicht nach gibt es fünf Punkte, die eine bewusste Partnerschaft ausmachen. Eine bewusste Partnerschaft fängt bei der Beziehung zu dir selbst an. Es geht um Fragen wie: Akzeptierst du dich so, wie du bist? Lebst du im Einklang mit dir selbst? Bist du ehrlich zu dir? Selbstreflexion, -fürsorge und -liebe spielen bei diesem ersten Punkt eine wichtige Rolle. Die eigenen Themen werden aufgearbeitet, um Klarheit zu schaffen. Welche Traumata trägst du noch mit dir herum? Was triggert dich in Beziehungen, und weshalb? Kennst du deine Verhaltensmuster? Welcher Beziehungstyp bist du? Es geht also darum, die volle Verantwortung für dein eigenes Leben und Wohlbefinden zu übernehmen.
Bei einer Partnerschaft, die aus dem Zustand des Mangels und der Bedürftigkeit entstanden ist, wird die Verantwortung für die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse, für das eigene Glück an die Partnerin oder den Partner abgegeben. Damit verbunden sind Projektionen und Erwartungen. Erfüllen sich Letztere nicht, geht das Drama los: Man fühlt sich nicht geliebt, ist enttäuscht und unglücklich. Bist du im Reinen mit dir, kannst du mit ganz anderen Startbedingungen eine Partnerschaft eingehen. Taucht in der Beziehung ein Thema auf, welches in dir etwas auslöst, weisst du, dass es in den meisten Fällen mit dir und nichts mit deinem Partner zu tun hat, denn er ist ja der Spiegel deines Selbst. Natürlich lässt sich so nicht alles rechtfertigen – narzisstisches Verhalten, Missbrauch oder dergleichen sind davon sicher ausgeschlossen.

Kommen wir zum zweiten Punkt.

TB: Aus der eigenen Fülle und Liebe bist du bereit für die Beziehung zu zweit. Du und dein Partner können ein Feld von Geben, Schenken, Wohlwollen und Liebe öffnen.

Brauchen Paare, die eine bewusste Beziehung leben möchten, gemeinsame Ziele?

TB: Ja, gemeinsame Werte, Visionen und Ziele sind sehr wichtig. Was möchtest du mit deinem Partner gemeinsam aufbauen? Vielleicht wollt ihr eine Familie gründen. Aber was passiert, wenn die Kinder ausziehen? Habt ihr eine grosse Vision, die euch zusammenschweisst? Muss diese im Laufe eurer Beziehung angepasst werden? Geht ihr noch in dieselbe Richtung? Ich kenne viele Paare, die eine gemeinsame Vision, ein gemeinsames Projekt haben oder gar zusammen arbeiten. Es ist sehr schön zu sehen, wie das verbindet.

Nun fehlen noch die beiden letzten Punkte.

TB: Beim vierten Punkt geht es darum, die Illusion loszulassen und der Realität ins Auge zu sehen: Projizierst du vielleicht Hoffnungen in den Partner hinein? Oder baust du sogar eine Illusion auf? Um herauszufinden, ob dein eigenes Bild von der Realität abweicht, hilft es, immer mal wieder einen Schritt zurückzutreten – wie sieht das Ganze aus einer neutralen Position aus? Bist du dir bewusst, was der Realität entspricht oder was nur eine Illusion ist, kannst du dies über den fünften Punkt – die Kommunikation – deinem Partner offen und ehrlich mitteilen.

Das heisst, will man eine bewusste Partnerschaft leben, müssen auch unangenehme Wahrheiten aus- und angesprochen werden?

TB: Auf jeden Fall, denn gerade dies schafft Nähe und stärkt die Verbindung. Mit Kommunikationsritualen, etwa einem wöchentlichen Zwiegespräch, kann ein Einblick ins momentane Befinden des Partners gewährt werden. Dies sind die fünf Punkte, die aus meiner Sicht eine bewusste Beziehung ausmachen. Ich sehe darin grosses Potenzial, das Thema Partnerschaft in der aktuellen Zeit zu transformieren.

Deine Onlineplattform sei für Partner- und Freundschaft «fernab des Woke-Wahnsinns und Gender-Terrors», also «jenseits des Mainstreams und der Matrix», heisst es auf der Website von «Conscious:Love». Auf dieser erfährt man auch, dass täglich über 1000 Smileys zwischen Profilen verschickt werden. Seit der Gründung im Jahr 2021 wurden über eine Million Nachrichten versendet. Das klingt dann doch nach digitaler Fast-Food-Kommunikation und somit nach Mainstream …

TB: Die Zahlen sollen verdeutlichen: Hier ist richtig was los! Die Smiley-Funktion haben wir auf vielfachen Wunsch im Spätsommer 2023 eingebaut. Diese zusätzliche Option des Anschreibens macht die erste Kontaktaufnahme einfacher. Wenn etwa eine Nutzerin auf ein Profil stösst, das sie besonders anspricht, kann sie dieser Person ein lachendes Smiley schicken. Lächelt die Person zurück, entsteht ein Match.

Selbstarbeit, innere Heilung und persönliche Weiterentwicklung: Solchen Themen widmet sich dein Podcast, der auf YouTube rund 3000 Abonnenten zählt. Mit deinen Gesprächspartnern unterhältst du dich etwa darüber, wie man Bindungsängste auflösen oder eine bewusste Sexualität leben kann. Bei mittlerweile fast 80 Gesprächen konntest du dir bestimmt viel Wissen aneignen – erzähle von einem Aha-Erlebnis.

TB: Der Podcast ist für mich ein grosses Lernfeld. Ein Aha-Erlebnis hatte ich während des Gesprächs mit «SEOM» [deutscher Rapper im Bereich spiritueller Hip-Hop, Songwriter, Redner und Autor; Anm. d. Red.]. Er erzählte mir unter anderem, wie er seine jetzige Frau kennengelernt hat. Als er ihr zum ersten Mal begegnet sei, habe er eine so starke Anziehung gespürt, dass für ihn klar gewesen sei: Wow, das ist sie! Die Sache hatte jedoch einen Haken: Die Frau war damals bereits in einer anderen Beziehung. Dieser Umstand stellte für «SEOM» aber kein Hindernis dar. Er sagte ihr, wie toll er sie fände, und sollte sie irgendwann nicht mehr in der Beziehung sein, würde er sich freuen, sie kennenlernen zu dürfen. Nach eineinhalb Jahren trat dies schliesslich ein. Auf meine Frage, wie lange er bereit gewesen wäre, auf sie zu warten, antwortete «SEOM», er habe eben gewusst, dass sie die Richtige sei und sie eines Tages wieder frei sein werde. Dass man in einem so tiefen Vertrauen sein kann, hat mich zutiefst beeindruckt.

Wie geht es mit «Conscious:Love» weiter? Welche neuen Ideen möchtest du umsetzen?

TB: Mein Unternehmen trägt bewusst den Namen Conscious Life AG: Die Angebotspalette für bewusste Menschen ist breit gefächert, darin sehe ich viel Potenzial. Auf der Onlineplattform wird es bald einen neuen Bereich geben, die «Conscious:Academy». Ob Seminar, Workshop oder Referat: Wissen und Inspiration stehen hier im Fokus. Ausserdem möchte ich den Bereich Events ausbauen. Noch im ersten Halbjahr 2024 soll es für Nutzerinnen und Nutzer möglich sein, auf der Plattform kleine Events, wie beispielsweise einen Wanderausflug oder einen Grillabend, selber zu erstellen. Grössere Events organisiere ich selbst oder zusammen mit Partnern. Bedingung ist, dass sie thematisch zu «Conscious:Love» passen. Beispiele hierfür wären Themen wie bedrohte Männlichkeit und Weiblichkeit oder energetische Heilarbeit.

Hast du einen Herzenswunsch?

TB: Ich würde gerne ein Buch über das Thema bewusste Partnerschaft schreiben. Von der operativen Arbeit bei der Conscious Life AG möchte ich mich etwas freimachen – im vergangenen Jahr habe ich extrem viel gearbeitet –, damit ich wieder mehr Musse habe, neue Projekte anzustossen. Es ist mir wichtig, Freiräume zu schaffen – nur so kann Neues zu mir finden.

Auf der Website von «Conscious:Love» schreibst du: «Ich selbst hatte immer den Wunsch, eine bewusste und tiefgehende Partnerschaft zu leben (…).» Ist dieser Wunsch schon wahr geworden?

TB: Ja, ich habe mittlerweile eine wunderbare Frau an meiner Seite, und wir bauen eine bewusste Partnerschaft auf. Kennengelernt haben wir uns natürlich – wie könnte es anders sein – über «Conscious:Love».

Im Gegensatz zum Protagonisten des Liedes von Tom Odell möchte Thomas sich auf «Another Love» einlassen. Ein Unternehmer, der nach den Sternen und der Wolke sieben greift. ♦

von Luisa Aeberhard

***

Conscious:Love zählt rund 19´000 aktive Nutzer, die grösstenteils in Deutschland, der Schweiz oder Österreich leben. Aber auch Menschen aus Japan oder den USA sind unter anderem vertreten. Seit der Gründung im Jahr 2021 sind mehr als 150´000 Verbindungen zwischen den Profilen entstanden. Die Plattform ist werbefrei und finanziert sich ausschliesslich durch die kostenpflichtigen Premiumprofile für Datinginteressierte. Die Basisprofile sowie die Profile für die Freundschaftssuche sind dagegen kostenlos.

Die Onlineplattform wird von der Conscious Life AG betrieben, deren Gründer und Inhaber ist Thomas Becherer. Das Unternehmen mit Sitz im Kanton Zug arbeitet mit Partnern wie dem «Schweizerischen Verein WIR», dem Angebot von «Ja zum Leben» und dem Portal staatenlos.ch zusammen.


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Synchronizitäten

Die Wiederentdeckung des grossen Zusammenhangs

Entweder man erlebt sie oder nicht – und tut sie dann als «lustige Zufälle» ab oder nicht. Diese seltsamen wunderlichen Gleichzeitigkeiten zwischen Innen- und Aussenwelt, die zusammenpassen, als wären sie choreographiert. Unser logisch-kausales Denken ist damit überfordert, aber das ist womöglich «nur» ein kulturelles Problem.

Was ist der Unterschied zwischen Zufall und Synchronizität? Charakteristisch für Letzteres ist die Sinnhaftigkeit des Zusammenhangs, die sich in einer deutlichen Ähnlichkeit zwischen innerem und äusserem Ereignis ausdrückt: Wenn Sie sich die Nase putzen in dem Moment, wo irgendjemand irgendwo vom Fahrrad stürzt, ist da kein gemeinsamer Sinn ersichtlich. Hingegen wenn Sie von einem Freund träumen, den Sie seit Langem nicht mehr gesehen haben, und dieser am nächsten Tag unerwartet vor Ihrer Tür steht, schon. Auch, wenn Sie gerade in ein leidenschaftliches Gespräch über das Jagdverhalten von Jaguaren vertieft sind und plötzlich neben Ihnen ein Auto der gleichnamigen Marke hupt, ist das einer dieser seltsamen Momente, bei denen eine blosse «Zufälligkeit» schon wahrscheinlichkeitsrechnerisch nicht zu überzeugen vermag.

Als «bedeutsame Koinzidenz psychischer und äusserer Ereignisse», bei der es sich nicht um Ursache und Effekt handeln kann, «sondern um ein Zusammenfallen in der Zeit» – so definierte der Schweizer Tiefenpsychologe C. G. Jung das faszinierende Phänomen, das er als «Synchronizität», Gleichzeitigkeit, bezeichnete.

Wer hat´s entdeckt? Die Schweizer?

Jung war ein Pionier in der Erforschung der Synchronizität, obwohl natürlich schon vor ihm geistreiche Gelehrte wie Schopenhauer die seltsamen «sinnhaften Koinzidenzen» ernstnahmen. Die Herausforderung bestand darin, ein so schwer fassbares und nicht reproduzierbares Phänomen wissenschaftlich überhaupt zu thematisieren. Jung hatte diesbezüglich grosse Vorbehalte, obwohl er überzeugt war, dass Synchronizitäten eine Tatsache und kein Hirngespinst sind. Gut überliefert ist Jungs Sitzung mit einer Patientin, die ihm einen Traum mit einem Skarabäus schilderte – kurz bevor ein aufdringlicher Käfer derselben Gattung gegen das Fenster seines Behandlungszimmers flog und lautstark Einlass begehrte. Jung war sich sicher: Solche Zeichen sind Hinweise der «tiefen, verborgenen Ordnung und Einheit aller Dinge, die existieren», die es erlaubten, «in die Welt der Magie, der unerklärlichen Phänomene des kollektiven Unbewussten vorzudringen». Aber Jung wollte nicht als Spinner dastehen. Er hatte immer strenge Ansprüche an seine Forschung, Empirik wurde von ihm grossgeschrieben. So beschrieb er seine Gedanken zur Synchronizität und zum «unus mundus» (geeinter Kosmos) relativ spät und zögerte jahrelang, mit der Thematik an die Öffentlichkeit zu gehen. Jung-Experte Murray Stein resümiert:

«1952 veröffentlichte er gemeinsam mit dem Nobelpreisträger und Physiker Wolfgang Pauli die Schrift ‹Naturerklärung und Psyche›, die den Versuch darstellt, die möglichen Beziehungen zwischen Natur und Psyche zu erhellen. Es ist bezeichnend, dass Jung das Werk gerade mit einem Naturwissenschaftler herausgab und nicht mit einem Philosophen oder Theologen … Jung wollte auf keinen Fall als Mystiker oder Metaphysiker gelten, sein Ehrgeiz war, Naturwissenschaft zu betreiben.»

von Christian Schmid Rodriguez


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 12. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Im Spinnennetz der Beziehung

Gemeinsam die Zukunft gestalten. Eine Familie gründen. Füreinander da sein. Miteinander durchs Leben gehen. Bis dass der Tod uns scheidet. Was mit Schmetterlingen im Bauch beginnt und sich vielversprechend entwickelt, kann trotzdem zu chronischen Bauchschmerzen führen und in einer grossen Enttäuschung enden.

Warum finden sich Paare anziehend, die danach eine destruktive, toxische Beziehung leben und weder miteinander noch ohne einander glücklich leben können? In welchem Spinnennetz der Beziehung sind diese Paare gefangen? Mit diesen Fragen lade ich Sie ein, sich mit mir auf die Reise an den Ursprung des Geschehens zu begeben. An den Anfang, als alles begann.

Hilflos, aber ruhig liegt das Neugeborene im Arm der Mutter. Noch weiss es nicht, was aus ihm werden wird, welche Abenteuer es erwarten. Es fühlt sich sicher und geborgen. Vor einer halben Stunde ist es aus der Einheit mit der Mutter gefallen. Es wurde geboren. Ab jetzt muss es als eigenes Wesen beginnen, Beziehungen aufzubauen.

Die erste Beziehung geht es mit der Mutter ein. Sie wird es versorgen. Hoffentlich kann sie seine Bedürfnisse erkennen und befriedigend erfüllen. Das Kind möchte sich an die Mutter binden, damit es überleben kann. Es hat von Natur aus sowohl ein Bindungsbedürfnis als auch die Bindungsfähigkeit. Eine sichere Bindung gibt ihm den tragenden Boden für seine Entwicklung. Damit diese gelingt, muss es mit der Mutter vier Aufgaben erfolgreich meistern: Erst muss es sein Bedürfnis erkennen, dann dies ausdrücken lernen, so dass es verstanden wird, und dann muss dies befriedigend erfüllt werden. Gelingt dies zusammen mit der primären Bindungsperson ein paar Mal vollständig, kann sich das Kind an diese sicher binden. Gelingt dies nicht, weil die Mutter das Kind nicht richtig lesen kann oder selber Defizite hat, wird das Kind immer wieder Existenzängste durchleben. Es kann sich nur unsicher binden. Je nach Verhalten und Erfahrung entsteht ein unsicher-ambivalenter, unsicher-vermeidender oder ein desorganisierter-desorientierter Bindungsstil. Aufgrund der Erfahrung verhält sich das Kind nun in der Beziehung zur Mutter unsicher. Dies kommt vor allem in Stresssituationen zur Geltung, wenn das Bindungssystem hoch aktiviert ist – in Alarm steht.

Das Kind muss die Welt kennenlernen. So baut es schon früh innere Arbeitsmodelle der Welt auf, vor allem von sich und der Mutter. Eine Bindungsstörung und das damit verbundene Verhalten wird als inneres Arbeitsmodell und Blaupause für die Gestaltung von Beziehungen gespeichert. Ab jetzt wirkt das Modell in allen nahen Beziehungen. Diese werden vom Bindungstrauma geprägt sein und sich je nach Blaupause ambivalent, vermeidend, desorientiert-desorganisiert im Beziehungsverhalten zeigen. Die Unsicherheit, die Erfahrung und das angelegte Arbeitsmodell werden aber auch Teil der Persönlichkeit werden und den Selbstwert betreffen. Dies kann zu Persönlichkeitsdefiziten bis hin zu Persönlichkeitsstörungen, aber auch zu Angst, Zwang, fehlender Impulskontrolle, niedriger Frustrationstoleranz und zu Problemen in der Nähe- und Distanz-Regulation führen.

Der Bindungswunsch dieser Menschen ist gross. Gleichzeitig haben sie Angst, sich einzulassen. So sehnen sie sich sehr nach einer erfüllten Beziehung und träumen von dem Menschen, der (endlich) ihre Bedürfnisse erkennt und erfüllt. Aufgrund der Erfahrung trauen sie sich vielleicht nicht, diese zu äussern. Sie haben Angst vor Ablehnung und Enttäuschung und sind bereit, viel zu geben. Ihre Attraktivität drücken sie durch eine betont verständnisvolle, rücksichtsvolle und fürsorgliche Art aus. Je nach Blaupause können sie aber auch leidenschaftlich fordernd sein und so mit einem «passenden» Gegenüber in Resonanz gehen. Mit einem Gegenüber, das sie bewundert für das, was es nicht ist, oder jemandem, der sich im Spiegel selber erkennt. Wenn nun der Partner in ihr Leben tritt, der sie beachtet, sie sieht, erkennt und bereit ist, mit ihnen die Sehnsucht zu teilen, dann haben sich zwei gefunden, die gerne die ganze Palette an unerfüllten Wünschen plötzlich im Gegenüber entdecken. Aus dem Frosch wurde ein Prinz und aus Aschenputtel eine Prinzessin. «So wie mit dir war es noch nie», hören sie sich sagen. «Wir sind füreinander geschaffen.» «Bis dass der Tod uns scheidet», schwören sie sich am glitzernden Hochzeitsfest. Doch irgendwann bekommt der Spiegel einen Kratzer. Spätestens dann, wenn der andauernde Bestätigungsbedarf anstrengend wird, die Autonomie anklopft und sagt: «Mich gibt es auch noch.» In deren Schlepptau wird nun die Eifersucht zum Dauergast.

Auch merkt man nun, dass der ursprüngliche Glanz doch etwas fleckig war. Hier war mehr der Wunsch der Vater des Gedankens. Das grosszügige Kleinreden von Fehlern oder Defiziten ist vorbei. Sie nisten sich in die Realität des Alltags ein. Plötzlich kehrt die Stimmung. Von ganz toll kippt es auf ganz furchtbar. Was sich vorher angehimmelt hat, macht sich nun nieder und kontrolliert. «Siehst du!» «Da schau her!» Beide erhöhen sich, indem sie den anderen erniedrigen. Eine Opfer-Täter-Dynamik bestimmt nun die Beziehung im Alltag. Sie halten sich ihre Fehler gegenseitig vor, konkurrenzieren und triumphieren. Das Bindungssystem ist in Alarm. Nach dem Streit kommt die klammernde Versöhnung. Nun wird alles wieder gut. Doch schon baut sich die nächste düstere Wolke, getrieben von Misstrauen und Angst, auf. Sie würden sich trennen, doch die Verlustangst schlägt zu. Das Schuldenkonto ist noch nicht getilgt. Jeder meint, der andere müsste ihm noch etwas geben von dem, was er einst versprochen hat und für die Aufopferung in der Beziehung. Dies hält sie gefangen im toxischen Spinnennetz. Sie können nicht mit- und nicht ohneeinander. Gemeinsam ins Verderben. Immer tiefer, bis das Netz reisst. Sie erschöpft zu Boden fallen. Und der Richter sie scheidet.

Ihre Kinder werden ihr traumatisches Erbe weiterleben – oder endlich den toxischen Bindungsfaden lösen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im Aufbau des Selbstwerts. Eine sichere Bindungserfahrung im therapeutischen Rahmen könnte das Fundament dafür legen, diese engen Kleider der Minderwertigkeit und Verlustangst abzustreifen. Die passenden liegen schon lange bereit. ♦

von Sieglinde Kliemen

***

Sieglinde Kliemen ist Systemische Beraterin und Therapeutin mit eigener Praxis in Bern. Sie ist spezialisiert auf Traumatherapie, Paartherapie und Opfer-Täter-Dynamiken. Als Leiterin eines Männerhauses unterstützte sie jahrelang von häuslicher Gewalt betroffene Männer und Väter mit ihren Kindern. Sie ist Co-Präsidentin des Vereins ZwüscheHalt, welcher die Männerhäuser in Bern, Luzern und Zürich betreibt.


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Mit dem Kovic spricht man nicht!

Wir wussten von Anfang an, dass es wohl nicht nur für Friede, Freude und Eierkuchen sorgen würde: Das Zwiegespräch zwischen dem linken «Experten für Verschwörungstheorien» Marko Kovic und dem libertären Unternehmer Titus Gebel in unserer 9. Ausgabe.

Unsere Redaktion war jedoch erstaunt über die Gegensätzlichkeit und Heftigkeit der Reaktionen auf diesen Beitrag. So hiess es auf der einen Seite: «Ein Highlight», «Endlich lasst ihr auch mal eine linke Stimme in eurer Zeitschrift zu Wort kommen». Auf der anderen Seite: «Was fällt euch ein, mit so einem zu reden?», «Wieso bietet ihr dem eine Plattform?», «Ich bin schwer enttäuscht von euch», «Das Gespräch ist missglückt». Wir wurden daran erinnert, dass Kovic mit seinen öffentlichen Aussagen der Gesellschaft und insbesondere den Menschen in der Bürgerrechtsbewegung schwer geschadet hat, dass er ein schändlicher «Systemling» sei und schlimmeres, womöglich sogar ein «Agent» des deep state.

Ich kann diese Reaktionen gut nachvollziehen, schliesslich ist der Corona-Faschismus auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen. Es ist mir keineswegs entgangen, wie gegen die Massnahmenkritiker gehetzt wurde und immer noch wird.

Und trotzdem sehe ich gute Gründe, einen Marko Kovic zum Gespräch einzuladen. Hier sind zehn davon:

1. Es findet sich praktisch nie jemand von den «Zeugen Coronas», der mit uns «Covidioten» sprechen will. Diskursverweigerung und soziales Ausschliessen ist bekanntlich deren Regel. Wieso eigentlich nicht? Ich nehme an, weil sie insgeheim wissen, dass sie keinerlei solide Argumente haben. Dass sie sich nicht wirklich mit der Materie beschäftigt haben und seit Jahren einfach die vorgesetzte Meinung nachplappern. Sie wissen genau, dass sie zu faul oder zu feige waren, selbstständig über das Problem nachzudenken und nachzuforschen. Und einige von ihnen wissen natürlich, dass sie ganz einfach korrupt sind. Aber wir sind nicht die. Wir waren in all dieser Zeit bereit, uns mit der Gegenseite an einen Tisch zu setzen, Argumente auszutauschen und uns über Fakten zu unterhalten. Wir sind immer noch dazu bereit und werden auch weiterhin dazu bereit sein. Das letzte Wörtchen in der «Pandemie»-Geschichte ist noch lange nicht gesprochen. Kovic ist einer der ganz wenigen, die zumindest den Mut haben, zu einem solchen Gespräch aufzukreuzen. Seit es «DIE FREIEN» gibt, haben wir Dutzende bekannte Verteter der Mainstreammeinung zu solchen Zwiegesprächen eingeladen. Obwohl diese Personen normalerweise sehr gern in der Öffentlichkeit stehen, erhalten wir in der Regel eine Absage, wenn überhaupt eine Antwort kommt.

2. Und dann sitzt man eines Tages dem Kovic gegenüber – da hätten natürlich viele Leser erwartet, dass man die Gelegenheit nutzt, um ihn «auseinanderzunehmen». Darauf war aber unser Zwiegespräch nicht ausgerichtet. Weder habe ich das gewollt, noch hätte ich das gekonnt: Man kann einen Kovic nicht argumentativ «widerlegen». Man kann ihm haufenweise Fakten vor die Füsse werfen – er wird einem immer entgegnen, dass es eine «bessere Studie» gäbe, die etwas anderes behaupte. Und wie wir alle wissen, gibt es natürlich diese Studie, so wie es zu allem irgendeine Studie gibt, darunter auch eine Studie, die «belegt», dass eben diese Studie wirklich besser sei als jene. Dass ein Austausch auf dieser Ebene kaum fruchtbar werden würde, war mir schon 2021 klar, nachdem Daniel Stricker in seinem Interview sein Glück versucht hatte.

Marko Kovic hat eine Mission: Die besteht darin, uns «Verschwörungstheoretikern» zu erklären, dass wir auf dem Holzweg sind, und wieso wir auf dem Holzweg sind. Nebenbei demonstriert er die wissenschaftliche Autorität, die brillant genug ist, sich uns zu stellen und es locker mit uns aufnimmt. Ob er dafür bezahlt wird, weiss ich nicht, aber dass da zumindest eine klitzekleine Dosis narzisstische Motivation mitspielt, würde ich schon behaupten. Kovic ist geradezu empört, wenn man ihn auf der wissenschaftlichen Ebene kontert. Die Reaktion fühlt sich dann jeweils an wie: «Was fällt dir ein, dich auf die Wissenschaft zu beziehen, wenn ich doch der Wissenschaftler bin, der alle Studien gelesen hat und die Wissenschaft repräsentiert, und nicht du? How dare you?!» Obwohl zwischenmenschlich ganz umgänglich, war Kovic im Gespräch relativ dünnhäutig und reagierte ziemlich empfindlich, wenn ich ihn herausforderte – was mich umso mehr irritierte, als er beim Urteilen über Andersdenkende bekanntlich alles andere als zimperlich ist. Das Resultat war, dass wir eher einen Fechtkampf mit Sticheleien hatten als einen schwungvollen Tanz der Argumente. Die emotionalen Implikationen verrate ich unter Punkt 10.

Ich sah einmal einen psychologischen Ratgeber mit dem Titel «Willst du Recht haben oder glücklich sein?». Diese Frage fällt mir immer wieder ein, wenn ich mit komplett Andersdenkenden zu tun habe. Was bringt mehr: Kämpfen, um «Recht» zu bekommen, koste es was es wolle – oder beweisen, dass man überhaupt fähig und willens ist, ein gesittetes Gespräch zu führen, auch wenn man weiterhin nicht gleicher Meinung ist? Für mich ist der Fall klar, und das sollen die Gesprächsverweigerer nur erfahren. Die interessieren sich nämlich durchaus für uns, mehr als viele glauben möchten – sie dürfen es halt nicht eingestehen.

3. Jeder, der besser spät als nie doch noch «aufwacht» und unsere Zeitschrift aufschlägt, wird feststellen müssen, dass wir jederzeit für die Gesprächskultur eingestanden sind und akzeptieren, dass jeder Mensch auf einem anderen Wissens- und Erkenntnisstand ist – sei es medizinisch, politisch, philosophisch, psychologisch oder spirituell. Ich kenne persönlich eine Ärztin, die übelst über uns Ungeimpfte hergezogen war – heute spricht sie auf Augenhöhe mit uns, weil sie doch ins Grübeln gekommen und neugierig geworden ist, wie wir so ticken, und gemerkt hat, dass wir doch nicht nur Unmenschen sind, die ausschliesslich Unsinn erzählen.

Gesellschaftlich ist noch längst nicht alles entschieden, und es kann sich noch viel verändern, wenn immer mehr Impfgeschädigten ein Lichtlein aufgeht und die korrupten Eliten sich mit ihrer immer grösseren Dreistigkeit immer schneller demaskieren. Wenn es soweit ist, dann sollen die Betrogenen wissen, dass sie bei uns willkommen sind, die Fakten und das Wissen abzuholen, das nützlich ist und hilft, um sich selbst zu helfen, die Zivilisation wieder aufzubauen und echte Souveränität zu erlangen. Es sind andere, die unsere zivilisatorischen Werte verraten haben.

4. Das Hauptmotiv dieses Zwiegesprächs war, einen Libertären und einen Sozialisten gegenüberzustellen. Ein Gegensatz, wie er spannender nicht sein könnte – und hoch relevant, denn die Diskussion, welche Gesellschaft wir in Zukunft wollen, fängt doch eigentlich erst jetzt richtig an. Kovic ist nur ein Repräsentant der salonfähigen Linksextremen, und er war bereit, sich mit einem Kontrahenten auszutauschen. Unsere Leserschaft ist mündig genug, um selbst zu beurteilen, ob seine Positionen sinnvoll sind oder nicht. Wieder: Wir bilden ab, wie ein kultiviertes Gespräch zwischen Andersdenkenden ablaufen kann. Andere zelebrieren, wie man sich gegenseitig an die Gurgel geht – sollen sie doch. Wir können auf Augenhöhe mit der anderen Seite sprechen. Es ist an der Gegenseite, zu beweisen, dass sie es auch kann.

5. Das politische Pendel kann irgendwann auch wieder zurückschwingen. Spätestens dann, wenn die Betrogenen sich zu hinterfragen beginnen, sind wir dank solcher Zwiegespräche argumentativ bestens gerüstet. Politik ist ja nichts anderes als Aushandeln, und das will gelernt sein. Was wäre denn die Alternative? Auge um Auge, Zahn um Zahn? Bürgerkrieg? Wer will das denn?

6. Wieso macht es ausserdem noch Sinn, Andersdenkenden trotz allem mit einem gewissen Grundrespekt zu begegnen? Ich lese derzeit ein spannendes Buch über den Widerstand in der NS-Zeit. Da finden sich viele bemerkenswerte Berichte über KZ-Wärter oder Spitzenfunktionäre, die sich doch nicht nur als Unmenschen erwiesen, sondern im Rahmen des Möglichen dem einen oder anderen Häftling halfen oder das System von innen her zu sabotieren versuchten. Klar waren diese Leute alles Mittäter, Zahnräder im Maschinenwerk der Nazidiktatur, und wenn sie alle «einfach nicht mitgemacht» hätten, dann wäre alles anders herausgekommen. Aber es werden eben nie alle gleichzeitig dasselbe tun, weil nie alle gleich denken, wahrnehmen und erkennen. Auch im Dritten Reich waren die meisten Menschen offenbar Frösche im Kochtopf und merkten erst, dass sie eigentlich gar keine Freunde der Diktatur sind, als die Diktatur plötzlich da war. Damit will ich keineswegs sagen, dass ich mich heute verbiegen würde vor den Vertretern der Mehrheitsmeinung, damit sie mich morgen im Impf-KZ eventuell milder behandeln … nein – ich glaube einfach generell, dass es für jeden Menschen insgesamt besser ausgeht, wenn wir den Nächsten trotz allem versuchen, als Mensch zu behandeln, auch wenn wir als verurteilungswürdig erachten, was er tut. Vielleicht ist er ja noch lernfähig.

7. Umgekehrt betrachtet: Ich habe noch nie erlebt, dass jemand seine Meinung geändert hat, weil man ihn beschimpft, beleidigt, ausstösst, unterdrückt, ihn seine Ablehnung zu verstehen geben liess. Genau das ist doch die autoritäre schwarze Pädagogik unserer Unterdrücker. Mich jedenfalls hat das nicht überzeugt.

8. Aus vielen enttäuschten Reaktionen auf unser Zwiegespräch spürte ich so etwas wie eine Opfermentalität heraus. Ja, die Corona-Hetzer haben Verbrechen gegen uns begangen, einige davon halte ich für unentschuldbar. Aber werden sie in ein paar Jahren noch in den Spiegel schauen können? Werden sie noch ruhig schlafen können? Werden sie an ihrem Lebensende zufrieden sein mit ihrem Leistungsausweis? Ich glaube: Sie sind die wahren Opfer, sie haben intellektuell und moralisch versagt und werden die Schuld, die sie auf sich geladen haben, auf irgendeine Weise zu spüren bekommen. Aber eben: Solange die falsch liegende Mehrheit nicht begreift, dass sie die ganze Zeit die Herrschaft des Psychopathismus unterstützt hat, während sie tragischer- und peinlicherweise geglaubt hat, sie würde das Richtige tun, indem sie tut, was die meisten tun – solange muss jeder Einzelne selbst zur Erkenntnis kommen, durch eigenes Nachdenken, im eigenen Tempo, und insbesondere: in Freiheit. Man kann niemanden zur Erkenntnis zwingen. Sollen die «Experten» doch spotten über uns «Verschwörungstheoretiker». Wir wissen doch genau, dass uns die Geschichte in neun von zehn Fällen recht gibt.

9. Wir von «DIE FREIEN» sehen uns nicht als Opfer. Wir standen von Anfang an auf der richtigen Seite, haben uns weit rausgelehnt, dafür viel eingesteckt, und sind im Reinen mit uns selbst. Wir stehen über den Attacken und Ungerechtigkeiten der Impffaschisten, und das sollen die wissen. Sie haben versucht, uns kleinzukriegen, aber das schaffen sie nicht, im Gegenteil, wir sind stärker geworden, wir sind daran gewachsen. Wir haben die Grösse, mit ihnen zu reden, trotz ihrer Aussagen und Taten. Und es ist uns sogar ein Vergnügen, ihnen unter die Nase zu reiben, dass wir diese Grösse haben. Denn die erwarten, dass wir sie genauso hassen wie sie uns – aber diesen Gefallen tun wir ihnen nicht.

10. Das heisst nicht, dass Grösse zu zeigen nicht auch anstrengend sein kann. Ja, ich hatte die Illusion, dass wir mit Kovic vielleicht noch den einen oder anderen gemeinsamen Nenner finden würden, und dass er im Jahre 2023 eine seiner irrigen Corona-Positionen hinterfragt oder revidiert hätte. Das war zu viel erwartet. Der Modus war Kampf, Abwehr, Abgrenzung und Selbstbehauptung. In dieser Hinsicht war das Gespräch für mich eine Enttäuschung. Kovic ist in der Diskussion eiskalt, verhält sich wie ein menschlicher Schachcomputer und wartet ab, bis der Gegenspieler irgendeine Aussage macht, die er nicht hundertprozentig belegen kann, oder die etwas zu pauschal oder übertrieben ist. Dann zack – stürzt er sich wie die Spinne im Netz auf genau diesen Punkt und «beweist» damit die Unglaubwürdigkeit des Gesprächspartners. Jeder, der solche Diskussionen kennt, weiss, dass ihnen eine gewisse Toxizität innewohnt, es ist jedenfalls nicht wirklich ein Vergnügen. Toxische Gespräche erkennt man daran, dass sie energieraubend sind, einen auszehren und desillusionieren, statt einen zu bereichern und zu erfüllen. Wie es um meinen Energiehaushalt am Tag nach diesem Gespräch bestellt war, lässt sich gut mit diesen Zeilen George Orwells zusammenfassen: «Die meiste Zeit geisterte ich herum, und wenn ich auch nicht wirklich stöhnte und mit Ketten rasselte, so war mir doch manchmal danach zumut. Auch trank ich mehr, als mir gut tat.» Kurzum: Gut, dass ich diese Erfahrung gemacht habe; noch besser, dass ich sie hinter mir habe.

11. Und zum Schluss noch eine Sondermitteilung an all unsere geschätzten Abonnenten, die sich geärgert haben, dass sie das Gespräch mit Kovic mitfinanziert haben: Nein, bitte denken Sie nicht so! Stellen Sie sich einfach vor, dass Sie mit Ihrem Beitrag die Artikel bezahlt haben, die Ihnen bisher gefallen haben. Das Zwiegespräch haben die anderen Abonnenten bezahlt – denen dafür etwas anderes vielleicht nicht gefallen hat …

Letztlich läuft doch alles darauf hinaus, ob es überhaupt noch Sinn macht, mit Andersdenkenden zu reden. Ja, was soll man denn sonst machen? Alle ausstossen, niederschreien oder zusammenklopfen, die in den eigenen Augen falsch liegen? Das ist das Rezept der Antifa und anderer Freunde des Totalitarismus. Ich möchte eigentlich nicht nach denselben Mustern agieren wie diejenigen, die ich kritisiere.

Und: «DIE FREIEN» nehmen sich selbstverständlich weiterhin die Freiheit, frei zu entscheiden, mit wem sie reden wollen und mit wem nicht. In der nächsten Ausgabe werden wir uns mit «krassesten Verschwörungstheoretikern» unterhalten, und das wird wiederum manchen Lesern nicht gefallen, die den Kovic-Austausch ganz sinnvoll fanden. Schauen Sie auf jeden Fall rein, wir sind gespannt, was Sie davon halten! ♦

von Christian Schmid Rodriguez


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Friktionslos durch die Disruption

Versuch einer Aufklärung des Unübersichtlichen

Wohin man auch blickt: Alles ist im Umbruch. Im Aufbruch. Altes bricht weg, Neues bricht herein. Niemand weiss, was kommen mag. Nicht nur unsere Nerven sind zum Zerreissen gespannt.

Nach den Corona-Wegsperrungen, dem Versperren von Türen und Einsperren von Krankheitsverdächtigen leiden die Seelen der Massen. Psychologen wissen nicht, wohin mit der Arbeit. Therapieplätze sind rar und ausgebucht. Wie sehr der verwirrte Mensch auch auf den Anrufbeantworter seines Therapeuten weint: Der ruft so schnell nicht zurück.

Dreifach geimpft sass der Musterbürger mit Maske in seinem neuen Elektromobil, um im nächsten Bioladen einen veganen Tofu-Bratling zu erwerben. Mit plastikfreien Strohhalmen genoss er am Steuerungs-Screen der rollenden Hightech-Maschine seine fair gehandelte Hafermilch-Latte aus dem wiederverwertbaren Becher. Bald schon würde er – hinter einer Plexiglas-Spuckschutzwand – den einzigen Menschenkontakt seines Tagesablaufes haben: Eine Kassierperson würde ihm behandschuht seinen Einkauf im Gegenzug für das berührungslose Hochhalten einer Kreditkarte aushändigen. Dann schnell zurück zum nächsten Online-Meeting.

Inzwischen sind wir – vorsichtig, sehr vorsichtig – in unsere Büros zurückgekehrt. Langsam nur haben sich die Fäuste wieder zum Gruss geöffnet und das Gegeneinanderdotzen der Fingergrundgelenke oder Ellenbogen mit dem Handschlag getauscht. Die Gespräche am Arbeitsplatz wirken nach wie vor steif: Man findet immer weniger Elektroroller in der Innenstadt. Stimmt es wirklich, dass die jetzt schon wieder verboten werden? Warum meldet sich beim Lieferdienst niemand mehr? Stimmt es wirklich, dass die insolvent sind? Ist es für die Lunge schädlich, wenn man den ganzen Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad auf einer stinkenden, knallroten Sonderspur fährt? Stimmt es wirklich, dass die Grossbatterien an einem Lastenfahrrad von Kleinkindern in afrikanischen Minen hergestellt werden?

Eine «Disruption» ist eine Zerreissung. Ärzte beruhigen schmerzerfüllte Unfallopfer mit dem Wort «Ruptur»: Wenn der Doktor das sagt, tut es schon weniger weh. Es klingt wie die Verheissung einer nahenden Heilung. Der erste Schritt zur richtigen Antwort ist die richtige Frage. Der erste Schritt zur Genesung ist die richtige Diagnose. Fehlt nur noch die Auswahl der richtigen Therapie. Dann kann alles ganz schnell gehen. Während der Krankenwagen mit Blaulicht durch die neuangelegte Fussgängerzone rast, hört der Patient in der Watte seiner Schmerzmittel das Reden von der Ruptur. Ob er weiss, dass seine Bänder und Sehnen und Muskeln zerrissen sind?

Was dem Arzt die Ruptur, das ist dem Ökonomen die Disruption. Hier reisst nicht die Statik eines Körpers, sondern hier reissen Lieferketten. Hier zerreissen wirtschaftliche Zusammenhänge. Hier zerreissen Lebensläufe und Lebenspläne. Hier zerreissen Hoffnungen und Träume. Die volkswirtschaftliche Disruption beendet lang gewachsene Zusammenhänge. Ganze Nationalökonomien wenden sich in eine andere Richtung: Sie wollen neue Produkte, sie erzwingen neue Produktlinien und neue Produktionsabläufe. Was gerade noch vertraut erschien, womit man sich arrangiert hatte, was man beherrschte und verstand: Weg ist es! Abgerissen, weggerissen, fortgerissen.

Wenn Menschen sich fürchten, dann sprechen sie schnell von der Hölle. In der Hölle wohnt der Teufel. Den nennt man auch Satan. Oder Diabolos. Der Diabolos ist – seiner griechischen Wortherkunft nach – der Durcheinanderwerfer. Der Durcheinanderwürfelnde. Er spielt nicht entspannt Boule, sondern er schmeisst mit Schicksalen nur so um sich. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Alles gerät in Unordnung. Nichts ist mehr dort, wo es war. Es entsteht die grosse Verwirrung. Haltlosigkeit ist eine psychologische Diagnose. Nirgendwo findet der Betroffene eine Stütze. Wo er gerade noch rasten konnte, verschnaufen und ausruhen, da ist jetzt nur ein Loch. Und sinnbildhaft erheben sich überall die rot-weissen Verkehrsleitbaken in unseren Städten. Eben noch bist du auf dieser Strasse gefahren, eben noch bist du auf diesen Wegen gegangen, eben noch war hier eine Ampel. Doch jetzt: Abbiegegebot! Statt einmal nach links zum Ziel heisst es jetzt: Fünf Kilometer gegenläufig im Kreis um die City herum. Wo Disruptionen sind, da ist motivierendes Stupsen nicht fern. Man nennt es: Das Neue Normal.

Je mehr der Einzelne herumgeschubst und durcheinandergewirbelt wird, je mehr Hindernisse ihm in seinen Alltag gelegt und vor die Füsse gekegelt werden, desto schneller schlägt sein verwirrtes Herz. War er gerade noch der Todesgefahr eines neuartigen Virus um Haaresbreite lebendig entronnen, glüht ihm nun der mögliche Hitzetod von allen Bildschirmen entgegen. Griechenland brennt, Italien glüht, Spanien lodert. Warte nur, bald kochest auch du!

Wenn es nicht das blinde Schicksal ist, das unser Leben mal hier und mal dort, an kleinen Stellen, gut verteilt über die Lebenszeit, in neue Bahnen zwingt, sondern wenn es ein totaler Generalangriff auf unsere routinierten Abläufe ist, eine geplante Grossoffensive zur Zerreissung aller kollektiven und individuellen Gewohnheiten – dann fordert die Lebensklugheit den Einzelnen plötzlich ganz anders heraus. Er steht unvermittelt vor der Frage, ob er sich dem revolutionär herbeiverfügten Neuen Normal beugt, oder ob er das, was bis eben noch sein eigenes Leben war und hiess, verteidigt.

Während alles Gewohnte und Vertraute zusammenpurzelt, die Perspektiven verschwinden und die Träume zerfallen, steigt der Druck nicht nur auf die Seelen, sondern auch auf die Gemeinschaften, auf die Geldbeutel, auf das Alltagsverhalten und – vor allem – auf die Erwartungssicherheiten. Was gedrückt und gepresst wird, das heizt sich auf. Die Gesetze der Physik sind den menschlichen Legislatoren unzugänglich. Aber auch wenn Volkswirtschaften gepresst und gegängelt werden, hören sie auf, sich in eingearbeiteten Routinen zu bewegen. Der Reibewiderstand im System wächst. Die Unzufriedenheit auch. Techniker sprechen von Friktionen. Man versucht, sie zu überwinden. Technisch, aber auch ökonomisch. Kann der Einzelne ihnen entgehen? Was tun, um nicht zerrieben zu werden zwischen den politischen Grossmühlsteinen?

Friktionslos durch Disruptionen zu schwimmen kann Aalen gelingen. Aber friktionslos kann auch bleiben, wer seinen eigenen Standpunkt gut erhärtet. Wer sich wappnet gegen jene Teile des Neuen Normal, die ihm missfallen, die seinen Werten widersprechen, von denen er – anders als seine Mitmenschen vielleicht – schon sieht, dass sie in allgemeines Chaos münden. Merke: Menschlich geplante Disruptionen sind zerstörerisch, aber sie sind nicht aus sich heraus kreativ. Wenn Altes vernichtet wird, entsteht nicht automatisch gutes Neues. Im Umbruch gewisse Konstanz zu wahren, inmitten des Wegbruchs Wertvolles zu erhalten, sich am Aufbruch anderer nicht kritiklos zu beteiligen – all das kann auf mittlere und lange Sicht ein Segen für alle sein. Je kopfloser die Masse agiert, desto mehr Kopf muss der Einzelne investieren, um friktionslos durch die Disruption zu tauchen. Nicht nur Ärzte wissen: Am besten ist, wenn nichts gebrochen und gerissen ist. ♦

von Carlos A. Gebauer


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Der Regierung vertrauen?

Auf keinen Fall.

Obwohl ich im Westen Deutschlands sozialisiert bin, habe ich einen Seismografen in mir ausgebildet, wie ihn auch die Menschen aus der DDR haben dürften. Das habe ich meinen Eltern zu verdanken, die aus dem tschechoslowakischen Kommunismus geflohen sind.

Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, standen auch die Menschen in der Tschechoslowakei unter dem Schock der deutschen Besetzung durch Hitler. Man strebte möglichst schnell eine neue Staatsgründung an, deren erste Weichenstellungen bereits im Exil erfolgt waren. Dazu gehörte unter anderem die Annäherung zwischen den Kommunisten und den restlichen Linksparteien. Bereits im Regierungsprogramm von 1945 liess sich der kommunistische Einfluss erkennen, der sich immer weiter ausdehnte. Am 25. Februar 1948 ereignete sich schliesslich der bekannte «Februarumsturz». Es war der Beginn der Alleinherrschaft der Kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei.

Wenige Monate später wird in einer tschechoslowakischen Kleinstadt ein Mädchen geboren, das eines Tages mich auf die Welt bringen wird – meine Mutter. Ihr Vater ist Schreiner, ihre Mutter kümmert sich um die drei Kinder, sie leben in einem hübschen kleinen Haus, in dessen Nähe ein Fluss vorbeiführt. In der Nachbarschaft bellen Hunde, nachts leuchtet am Schulgebäude eine riesige Uhr. Meine Mutter ist ein aufgewecktes Kind mit blondem Pferdeschwanz, sie stellt viele Fragen, sie lacht viel, sie ist der Liebling ihres Vaters. Ins Ballett geht sie besonders gerne, der Unterricht findet in einem Schloss statt, das irgendwann in Feuer aufgeht – man vermutet einen Anschlag. Meine Mutter weint, als sie davon erfährt. Später wird sie mir erzählen, dass sie in ihrer Kindheit immer Angst hatte vor «den Kommunisten».

Man habe seine Meinung nie frei sagen können, man habe nie gewusst, ob jemand einen belauerte …

von Sylvie-Sophie Schindler

***

Sylvie-Sophie Schindler ist philosophisch und pädagogisch ausgebildet und hat über 1500 Kinder begleitet. Die Journalistin ist Trägerin des Walter-Kempowski-Literaturpreises und publiziert unter anderem bei der Weltwoche.


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 08. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Vertrauensverlust

Das grosse Loslassen

Mit dem Vertrauen ist es so eine Sache. Man hat es oder man hat es eben oft nicht. Die Psychologie hat da schnell ihre Erklärungen. «Finde den Fehler in der Kindheit», heisst es da oft in Therapien. Und oft landet man allzu schnell bei der Ursache eines angeblich frühkindlichen Traumas, das verhindert, sich auf Menschen oder auch das Leben einzulassen. Dass diese Begründung nicht immer zutrifft, sieht man an der heutigen Zeit.

Was aktuell passiert, ist eine recht eigentümliche Erscheinung. Menschen verlieren reihenweise das Vertrauen – flächendeckend, wenn man so sagen will – in vieles oder vielleicht in alles gerade: in Wissenschaft und Politik, in Institutionen, öffentliche Medien, in Banken und Konzerne, sogar in die Nahrungsmittel auf dem Teller oder die medizinischen, teils zweifelhaften Unterstützungen der letzten Jahre. Ja, selbst die einstige Stütze unserer Gesellschaft, Rückzugsort und Höhle in aller Not, die Familie, demontiert sich geradezu in Windeseile. Man findet keine Zuflucht mehr, keinen Rückhalt, dort wo man es in Sippe und Freundeskreis gewohnt war.

Dekadente Prozesse überall, sie marodieren inzwischen Werte, Ethik und was uns lieb, teuer oder heilig war. Man wähnt sich inzwischen auf einer «einsamen Insel» mit seinem guten alten Hausverstand und der Idee, noch Hüter einer gesunden Einschätzung zu sein, während im Aussen die Grundfesten jeder Moral und jedes prosozialen Gefüges verschwinden. Der Letzte dürfte nun inzwischen ins Grübeln gekommen sein, ob die sakrosankte Bühne der Medizin, die heilige Kuh der Wissenschaft, die Unantastbarkeit der Kirche, die Verehrungswürdigkeit der Alma Mater, die Verlässlichkeit der Politik nicht gerade bröselt, wie mürbe gewordener Sandstein …

von Susanne Lohrey

***

Susanne Lohrey ist Kommunikationstrainerin und Coach. Sie kommentiert die aktuellen gesellschaftlichen Umwälzungen regelmässig aus einer psychologischen Perspektive. Ihr Telegram-Kanal: t.me/lohreytraining


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 08. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Vom Überwinden der erlernten Hilflosigkeit

Die meisten von uns leben in einem Gefängnis. Einem Gefängnis, dessen Gitter sie in allen Bereichen mit zunehmendem Alter immer heftiger spüren, nie aber überwinden können. Es gelingt ihnen einfach nicht.

Die meisten von uns scheitern beim Versuch, den Zwängen, die von aussen vorgegeben werden, zu entkommen. Sie scheitern immer und immer wieder, bis sie eines Tages beschliessen aufzugeben, sich der Gefängnisordnung zu beugen, oder aber auf einen Menschen zu warten, der sie bei der Flucht anführt. Einem Menschen also, der ihnen den fertigen Plan zum Ausbruch vorlegt, sie dann bei der Hand nimmt und in die Freiheit führt.

Die meisten von uns warten ihr Leben lang auf diesen Befreier, doch selbst wenn er kommt und sie beschliessen, dieser Person freiwillig zu folgen, fühlt sich der Ort, an dem sie sich später wiederfinden, alles andere als frei an. Im Gegenteil: Sie finden sich im besten Fall in einer anderen Haftanstalt wieder, meistens wechseln sie aber nur die Zelle innerhalb bekannter Mauern.

So oder so kann für die meisten von uns von einem Ausbruch in die ersehnte Freiheit keine Rede sein. Die meisten von uns enden nach unzähligen gescheiterten Fluchtversuchen in der Resignation, die mittels Dauerkonsum und permanenter Selbstoptimierung den Gefängnishof wie einen Spielplatz mit unendlichen Möglichkeiten wirken lässt. Doch diese Täuschung kann nur aufrechterhalten werden, wenn wir, die Gefangenen, bereit sind, immer mehr Energie in diesen Selbstbetrug zu investieren.

Ein Gefängnis bleibt ein Gefängnis, ganz egal, wie bunt die Farben sind, mit denen wir die Gitterstäbe anmalen dürfen. Und jetzt die gute Nachricht. Es gibt Hoffnung, denn Freiheit existiert. Was nicht existiert, ist die Möglichkeit, echte Freiheit wie eine Dose Cola zu konsumieren.

Freiheit gibt es nicht in Dosen. Freiheit lebt. Sie ist überall und kann von jedem Punkt, zu jeder Zeit erreicht werden. Nötig ist dabei nur eine Überdosis Zuversicht und Mumm. Zuversicht in die Tatsache, dass wir alle frei geboren wurden, auch wenn die meisten von uns sich daran nicht mehr erinnern können. Und Mumm, der in jedem von uns vorhanden ist, aber seine Wirkung nur entfalten kann, wenn wir aufhören zu glauben, Dritte hätten den Schlüssel zu unserer Gefängniszelle. Das ist nicht der Fall.

Wir selber sind im Besitz dieses Schlüssels. Die Macht der gelebten Haftanstalt besteht vor allem darin, uns von dieser Tatsache abzulenken. Die meisten von uns können sich nur an die verschlossene Zelle erinnern, nicht aber an den Moment, als wir sie selber von innen zugeschlossen haben, auf Geheiss von aussen. Wir haben uns selber eingesperrt, und nur wir sind in der Lage, unsere Zelle von innen zu öffnen …

von Kayvan Soufi-Siavash

***

Kayvan Soufi-Siavash ist Reporter seit 1986, erst beim Privatradio sowie bei ZDF, ARD, Pro7 und Deutsche Welle. Seit 2011 mit KenFM aktiv, aus dem 2021 apolut.net wurde. In seinem neuen Solo-Projekt soufisticated.net geht es weniger um Politik, als um das, was das Leben wirklich ausmacht – menschliche Begegnung.


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 08. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Mein Haus, mein Auto, mein Boot – sieht so Erfolg aus?

Nachdenken über das Streben des Menschen angesichts einer Welt, die im Wandel steht.

Ein Mensch wird geboren. Um die neun Monate lang hat er sich dahin entwickelt. Im Laufe der sechsten Schwangerschaftswoche begannen die ersten Organe, Form anzunehmen – sein Herz fing an zu schlagen. Etwa ab der 15. Schwangerschaftswoche war er in der Lage, zu schlucken und sein Fruchtwasser zu trinken. Ab ungefähr der 24. Schwangerschaftswoche war es ihm möglich, mehrere Stunden lang durchzuschlafen. Zudem begannen die Lungenzellen mit der Produktion des sogenannten Surfactant, einer Substanz, die die Oberflächenspannung der Lungenbläschen reduziert, damit sich die Lunge gut entfalten kann – ein weiterer entscheidender Schritt in Richtung Überlebensfähigkeit.

Ein Mensch wird geboren: Eine Erfolgsgeschichte? Gleichwohl es ein natürlicher Prozess ist, ist es keine Selbstverständlichkeit, dass er tatsächlich vollzogen wird. Man denke nur daran, was sich alles an Komplikationen in der Zeit von der Zeugung bis zur Geburt ereignen kann, die erschweren oder gar verunmöglichen, dass die mikroskopische kleine Keimzelle heran- und ausreift. Auch während oder direkt nach der Geburt. Wird beispielsweise der erste Stuhl des Kindes, Mekonium genannt, bereits in der Gebärmutter abgegeben und nicht in den ersten Tagen nach der Geburt, drohen gefährliche Folgen für das Kind, beispielsweise kann es zu einer schweren Lungenentzündung durch Mekoniumaspiration kommen.

Ein Mensch wird geboren. Bleiben wir dabei, dass das ein Erfolg ist, jedes Mal, wobei freilich zunächst der Begriff definiert werden muss. Das althochdeutsche Verb «erfolgen» bedeutet erstmal nichts weiter als dass eine Handlung zu einem Ergebnis führt. Erfolg folgt also aus dem, was man tut; etwas wird erreicht respektive wird einem zuteil. Das ist gross gefasst und impliziert eine Beliebigkeit, die dem gängigen Gebrauch nicht mehr entspricht. Gelingt es, morgens aus dem Bett zu steigen und sich eine Tasse Kaffee zu machen, würde niemand von Erfolg sprechen oder vielleicht nur die, denen das antriebsbedingt enorm schwer fällt.

Der Duden beschreibt Erfolg als «positives Ergebnis einer Bemühung» oder «Eintreten einer beabsichtigten, erstrebten Wirkung». Erfolgreich zu sein heisst demnach, das zu bekommen, was man will. Oder anders ausgedrückt: Die erbrachte Leistung liegt mindestens auf, besser noch über dem Bereich der selbst und/oder von anderen gesetzten Erwartung. Der kapitalistisch geprägte Mensch ist überdies darauf konditioniert, Erfolg in Zusammenhang mit monetärem Zugewinn zu stellen; ins Sichtbare gebracht durch Statussymbole gemäss der legendären Sparkassen-Werbung: «Mein Haus, mein Auto, mein Boot.»

Nun aber ist der Mensch ganz wesenhaft dafür begabt, zu scheitern …

von Sylvie-Sophie Schindler

***

Sylvie-Sophie Schindler ist philosophisch und pädagogisch ausgebildet und hat über 1500 Kinder begleitet. Die Journalistin ist Trägerin des Walter-Kempowski-Literaturpreises und publiziert unter anderem bei der «Weltwoche».


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 07. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.