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Kosmische Lebensgefühle

Im Gespräch mit Uli Fischer

Wer sind wir im Zusammenspiel mit der Natur und ihren Wesenheiten? Schöpfer oder doch Zerstörer? Erschaffer oder Weltenhasser? Wie können wir unser Bewusstsein entwickeln, ohne die Natur, und damit das Leben als solches, zu verraten? Wir sprachen mit dem Autor und Musiker Uli Fischer über die «kosmische Aufgabe» des Menschen.

«DIE FREIEN»: Lieber Uli Fischer, wie lässt sich das heutige Verhältnis des Menschen zur Natur beschreiben?

Uli Fischer: Allgemein gesprochen kann man von einem manipulativ-machtförmigen Umgang des modernen Menschen mit der Natur sprechen. Wir verhalten uns übergriffig, kontrollierend, nutzend-vernutzend, grob und subtil destruktiv – und in vieler Hinsicht vollkommen ahnungslos oder ignorant in Bezug auf die wirklichen Zusammenhänge, die wir meinen nach Gutdünken umgestalten zu dürfen und zu können. Das ist dann in der Konsequenz Transnaturismus/Transhumanismus: Alles ist freigegeben zur grossen Verbesserung – mit den fatalen Folgen der Machtausdehnung und Kontrolle bis in den letzten Winkel des Gestirns.

Wie erklärst du dir diese Abgespaltenheit des Menschen vom Naturzusammenhang?

UF: Ich gehe von diesem Grundgedanken aus: Wir selbst gehen als seelische Wesen aus den Naturreichen hervor, haben diese Stufen der Bewusstseinsentwicklung seelisch «hinter uns», sonst wären wir als Menschen nicht präsent und wären auch nicht in Urresonanz mit der Natur. Friedrich Wilhelm Joseph Schelling hat sinngemäss gesagt: «In der Natur sehen wir unsere eigene Bewusstseinsentwicklungs-Geschichte.» Wenn wir diesen Aspekt nicht zumindest ansatzweise gelten lassen, dann haben wir gar keine Möglichkeit, etwas in der Tiefe von unserem Mensch-Natur-Verhältnis zu verstehen. Tat tvam asi. Das alles bist du – aber wie?

Lässt sich hier noch von «kosmischem Schicksal» sprechen, oder ist das bereits selbst gewählte Verdammnis?

UF: Wir sehen hier wahrscheinlich zwei Seiten einer Medaille und können beides bejahen. Prinzipiell gehen wir zunächst von einem selbst geschaffenen Schicksal aus, das in eine Verdammnis führen kann. Wenn wir uns kollektiv gegen ein Mitschöpfertum entscheiden, dann ist ein Bewusstseinsregress die logische Folge. Wenn uns ein Einsehen in Sinn und Mitwirkungsmöglichkeit respektive -pflicht im schöpferischen Plan der Erde gelingt, dann entwickeln wir transformatorische Kraft.

Du schreibst von einem «schöpfungsnotwendigen Denken». Wie sähe dieses aus?

UF: Gemeint ist, dass wenn wir uns Sinn und Zweck der Schöpfung annähern, dass dann auch unser Denken und Handeln an diese Erkenntnishorizonte schöpferisch angepasst werden könnte und müsste. Schöpfungsgemässes Denken ist vielleicht korrekter. Wir können der höheren Intelligenz dieses Weltprozesses zuarbeiten im Rahmen der Talente und Erkenntnismöglichkeiten – wenn wir die höhere Intelligenz als eine Wirklichkeit akzeptieren und unsere gegebenen Wirkungsmöglichkeiten leben.

Worin besteht für dich dieser Weg, des Menschen Augen wieder für die Fülle der Schöpfung zu öffnen?

UF: Für mich ging es auf meinem Weg – durch das Zeichnen und Malen, Musizieren, Gedichte schreiben, Meditieren und so weiter – darum, selbstheilend empfänglicher zu werden für die kosmischen Impulse. Mit unterschiedlichem Erfolg. Das materialistische Weltbild, das mir in Kindheit und Jugend vermittelt wurde, konnte ich überwinden. Ein spirituelles Grundverständnis des Weltganzen ist mir prinzipiell erwachsen. Doch dann beginnt der eigentliche Weg der konkreten Ausgestaltung des Weges. Und da gab es jede Menge Umwege, auch Abwege, Rückkehr und Besinnungen. Ich befürworte heute eine transzendentale Naturphilosophie, die den Menschen auf dem Weg sieht zu einem umfassend mitschöpferisch tätigen Wesen, dessen Ziel auch die Erreichung der höchsten spirituellen Verwirklichung ist, wie es beispielsweise Buddha Shakyamuni angedeutet hat. Dieser Weg ist ein Heilungsweg auch für die Natur, weil sie uns «folgt» und uns den Rücken freihält, uns trägt. Wir brauchen das Lebensgefühl natürlicher Fülle, jenseits der Scheinfülle und des Scheinmangels. Den mittleren Weg zwischen Mangelmanagement und Raubtiermentalität. Das geht einerseits mit Selbstbescheidung, die die ursprüngliche Fülle wieder erkennbar werden lässt, und andererseits mit Unvoreingenommenheit den Chancen und Möglichkeiten des Lebens gegenüber. Daran arbeite ich, manchmal erfolgreich, manchmal weniger. Meine Lebensaufgabe habe ich noch nicht genau bestimmen können; von dieser Bestimmung und der Erfüllung hängt sicher auch das Gefühl der natürlichen Fülle ab. Und dieses Gefühl ist wichtig und will gepflegt werden. ♦

von Lilly Gebert

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Uli Fischer beschäftigt sich mit Musik, Literatur und transzendentaler Naturphilosophie, komponiert und singt eigene Lieder. Seine Essays erscheinen u.a. bei Manova. ulifischer.de


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Die Demokratie ist tot – Es lebe die Demokratie!

Die Demokratie ist tot? Aber sie wird doch ununterbrochen gelobt, gepriesen und geehrt, ist in jedermanns Munde. Das Bundesministerium für Inneres schuf gar ein Demokratiefördergesetz. Die Verteidigung der Demokratie sei die unbedingt notwendige Aufgabe des Staates, denn die Feinde einer offenen Gesellschaft sässen mit der AfD im Inneren und mit Russland im Äusseren. Deshalb muss unsere Demokratie wehrhaft sein, am besten eine wehrhafte Klimademokratie. So das Gebot der Ampelkoalition. Doch wie passt die Schaffung von Feindbildern mit einer demokratischen Gesellschaft zusammen?

Karl Popper beschrieb in seinem Werk «Die offene Gesellschaft und ihre Feinde» die Merkmale und Voraussetzungen der Demokratie. Er hob besonders die Kritikfähigkeit der Bürger hervor, die den Missbrauch von politischer Macht verhindern kann. Jeder sollte seine eigene Meinung frei äussern können und sagen was ist. Sagen wir also, um mit Herodot oder Rudolf Augstein zu sprechen, was ist.

Diejenigen, die den deutschen Staat verhöhnen oder delegitimieren, bekommen es mit einem starken Staat zu tun. Das ist die gegenwärtige Realität und die klingt so, als dürfe der Staat nicht mehr kritisiert werden. Die erweiterten Befugnisse des Verfassungsschutzes erlauben es, Kritiker zu beobachten und strafrechtlich zu verfolgen. Wer sich frei äussert, seine Unzufriedenheit zum Ausdruck bringt, läuft Gefahr, ins Visier der Observationskräfte zu geraten.

Wer traut sich schon, nach dieser politischen Einschüchterungsmassnahme noch frei zu sagen, was er über die Regierung denkt? Da hält man doch lieber den Mund. Austausch, Diskurs, Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt – die Voraussetzungen jeder demokratischen Gesellschaft – werden unterdrückt. Die Regierung verengt den Spielraum für den Widerspruch, den Dissens, das Recht, Nein zu sagen, den von Hannah Arendt geforderten zivilen Ungehorsam und führt damit die Demokratie ad absurdum.

Die Ausweitung der Regierungsmacht

Das zukünftige Heil wird im Kampf gegen die angeblichen Feinde der Demokratie gesucht. Wenn diese besiegt sind, dann hätten wir einen wirklich demokratischen Staat. Um der Bedrohung Herr zu werden, müsse die Macht der Regierung ausgeweitet werden.

Doch jede Ausweitung dieser Macht richtet sich gegen die Demokratie. Mit der Wahlrechtsreform, der Reform der Wegzugsbesteuerung, dem Hinweisgeberschutzgesetz, dem Demokratiefördergesetz, dem Gesetz zur Volksverhetzung oder dem Digital Service Act werden nicht etwa die demokratischen Rechte des Individuums gestärkt und geschützt, sondern lediglich die Macht der Regierung.

Selbst wenn wir rein hypothetisch davon ausgehen würden, dass die Ampelregierung tatsächlich mit ihren neuen Gesetzen und Gesetzesverschärfungen ausschliesslich und allein die Demokratie schützen will, wäre ihr Vorgehen falsch. Denn es ist immer möglich, dass zukünftig eine tyrannische oder diktatorische Regierung an die Macht kommt, die die neuen Gesetze für unlautere Zwecke nutzen und sie gegen die Bevölkerung einsetzen könnte.

Die Ausweitung der Macht der Regierung ist daher immer zu vermeiden und sie ist gegenwärtig in keiner Weise gerechtfertigt.

Die Feinde der Demokratie

Eine Regierung, die meint, die Skepsis gegenüber seiner Politik zu mRNA-Impfstoffen, Klimawandel oder Ukraine-Krieg mit undemokratischen Methoden bekämpfen zu müssen und die dazu ihre Feinde genau definiert, läuft Gefahr, autoritär zu werden und sich abzuschliessen.

Der Aufbau von Feindbildern hat rein gar nichts in einer demokratischen Gesellschaft verloren. Denn diese richtet sich gerade gegen jede Siegesvorstellung, gegen das Ausgrenzen und Verfolgen Andersdenkender, gegen den Faschismus. Der Aufbau von Feindbildern ist vielmehr ein Merkmal totalitärer Staaten und dient der Aufrechterhaltung ihrer Macht.

Mit der Kriminalisierung des legitimen Widerstandes gegen die Corona-Massnahmen und der gewaltsamen Unterdrückung der Proteste durch die Polizei 2021 und 2022, bekam das politische Handeln eine neue Qualität. Das demokratische Recht auf freie Meinungsäusserung wurde untergraben. Das hätte in einer Demokratie nicht passieren dürfen. Die Opposition wurde delegitimiert und als Minderheit nicht mehr geschützt. Die Regierung hatte nun freie Hand und hat sie bis heute.

Gegenwärtig sind es primär die propagierten Vorstellungen des Sieges über Russland, die unbedingte Notwendigkeit der Rettung des Klimas und der Kampf gegen rechts, die von ihr als absolute Wahrheiten vorgegeben werden.

Unser demokratischer Staat

Ein demokratischer Staat zeichnet sich jedoch gerade dadurch aus, dass die Wahrheit nicht vorgegeben, sondern gesucht wird. Der demokratische Staat ist klein und es gibt in ihm Institutionen, die sich gegen eine unkontrollierte ökonomische und politische Macht richten, Institutionen, die die Herrschenden kontrollieren. Die Einhegung der Macht dient ihrer Begrenzung. Das scheint gegenwärtig nicht zu funktionieren.

Die öffentlich-rechtlichen Medien, Judikative und Verfassungsschutz stehen stattdessen weitestgehend unter der Kontrolle der Regierung. Selbst das RKI und damit die Wissenschaft ist weisungsgebunden. Ausländische Fernsehsender werden verboten, YouTube-Videos gelöscht, Menschen mit abweichender Meinung öffentlich diffamiert. Politiker beschimpfen und verklagen Demonstranten, Parteien sollen verboten werden. Mit dem neuen Digital Services Act ist es der Regierung möglich, ganze Plattformen wie Twitter, YouTube oder Instagram einfach abzuschalten.

Die Regierung kontrolliert die Bürger, doch wer kontrolliert die Regierung? Wer verhindert, dass sie selbst gegen das Grundgesetz verstösst? Wer massregelt sie, wenn sie willkürlich und übergriffig handelt?

Was ist zu tun, wenn eine übermächtige Regierung der Bevölkerung unter dem Vorwand des Ukraine-Kriegs und im Namen des Klimaschutzes eine Situation aufzwingt, die sie nicht verantworten, aber auch nicht ändern kann? Mit Demokratie hat das nichts zu tun.

Das Verhalten des Innenministeriums erweckt vielmehr den Anschein, dass, zeitgleich mit der ständig wiederholten Aufführung des Theaterstückes über unsere Demokratie, dieselbe hinter den Kulissen heimlich abgebaut wird. Sie wird vorgespielt und vordergründig geehrt, jedoch im Hintergrund verachtet und entwertet.

Die Absetzbarkeit der Regierung

Die Feindbilder dieser Demokratie werden hochgehalten, die bunte Demokratiefahne immer höher gehisst, doch die realen Lebensbedingungen der Menschen sinken und werden mit jedem Jahr schlechter. Die Inflation steigt und der Krieg rückt näher. Friedensziele gibt es nicht. Von der Politik beteuerte Absichten werden nicht umgesetzt. Die Bevölkerung wird hin- und mit Oberflächlichkeiten bei Laune gehalten.

Das Ergebnis der Europa-Wahl hat diese Politik nun delegitimiert. Nicht mit der nun verbotenen Verhöhnung, sondern mittels einer regulären Wahl. Die regierenden Parteien haben ihre Mehrheit verloren. Hat das Folgen? Gibt es Neuwahlen? Fehlanzeige. Es scheint, dass es selbst derjenige mit einem starken Staat zu tun bekommt, der die Bundesregierung auf legalem Weg delegitimiert.

Nach Karl Popper ist die Möglichkeit, die Regierung ohne Blutvergiessen abzuwählen, das entscheidende Merkmal der Demokratie. Eine Gesellschaftsform, in der das nicht möglich ist, bezeichnet er als Diktatur oder Tyrannei. Die Absetzbarkeit der Regierung ist so bedeutend, weil die Regierung dann einen Anreiz hat, sich so zu verhalten, dass die Menschen mit ihr zufrieden sind.

Die Reaktion der Ampelparteien auf die Wahlergebnisse zeigt deutlich, dass sie nicht gewillt sind, diesem Prinzip zu folgen. Stattdessen verharmlosen die Medien die Wahlniederlage als «Denkzettel». Sie ist jedoch kein Denkzettel, sondern die eindeutige Entscheidung der Bevölkerung gegen die Regierung.

Die Koalition aus drei etablierten Parteien ist folglich zwar theoretisch absetzbar, doch praktisch wohl kaum. Erst recht nicht, wenn einer der drei Koalitionspartner durch die CDU ersetzt wird und erst recht nicht, wenn die öffentlich-rechtlichen Medien, also die Macht über die Köpfe, unter staatlicher Kontrolle stehen.

Keine guten Aussichten? Vielleicht, doch wenn die Demokratie es trotz aller Widerstände, die ihr entgegenstehen, schafft, sich zu reorganisieren, sich wieder durchzusetzen, sich auf ihre Werte zu besinnen, dann, allerdings nur dann steht uns eine lange Phase des Friedens und der Freiheit bevor.

Denn, wie schon Karl Popper erkannte: «Wenn unsere Wachsamkeit nachlässt, wenn wir unsere demokratischen Institutionen nicht verstärken, dem Staate aber zusätzliche Gewalt verschaffen, dann kann es leicht geschehen, dass wir unsere Freiheit verlieren. Wenn aber die Freiheit verloren ist, dann ist alles verloren, denn nur die Freiheit kann die Sicherheit sichern.»

Was also tun? Der Mensch ist der Souverän. Jeder kann sich für die Humanität, die Menschenrechte und den Frieden einsetzen. Jeder kann für seine individuellen Bedürfnisse kämpfen. Jeder kann Nein sagen, nicht mitmachen, widersprechen. Das ist Demokratie. Nur davon lebt sie. Es lebe die Demokratie! ♦

von Tom Reimer

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Tom Reimer ist promovierter Neurobiologe und unabhängiger Autor. Er schreibt neben Artikeln Gedichte und Essays, spielt Kabarett, macht Filme und Musik – alles mit der vielleicht unbegründbaren Motivation und Hoffnung, unsere Kultur bereichern zu können. Sein neustes Buch «Schaffen wir eine neue Kultur – Weil Menschsein mehr ist als Ökonomie» ist 2023 erschienen.


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Bitte Mass halten!

Stimmt die Idee, dass Fülle keine Grenzen kennt? Oder entsteht sie nicht erst dann, wenn wir uns selbst zur Mässigung mahnen?

Wie wohl alle Kinder hatte auch ich in jungen Jahren Phasen des Übermutes. Wenn also Fröhlichkeit sich in eine derartige Ausgelassenheit steigert, dass Grenzen, Gefahren und Risiken völlig egal sind. In diesen Situationen ermahnte mich meine Mutter, ich solle doch bitte Mass halten, dann setzte sie hinzu, es würde sonst «nicht gut ausgehen». Tatsächlich kam es immer wieder vor, dass ich mir mitten im schönsten Übermut irgendwo den Kopf stiess oder mir blaue Flecken holte, weil ich nicht achtsam genug war. Einmal krachte das Bett zusammen, auf dem ich, ebenso ausdauernd wie überschwänglich, herumhüpfte.

Auch heute kenne ich Phasen des Übermutes, wenngleich weniger als damals. Sie stellen sich nicht nur, aber auch dann ein, wenn ich das Gefühl habe, dass gerade alles stimmt im Leben, dass nichts mehr hinzuzufügen ist, ich also ganz und gar in der Fülle stehe. Gerade dann weiss ich oft nicht so recht, wohin mit meiner Freude; sie entzieht sich meiner Kontrolle, schiesst über und verführt mich dazu, ausgelassen zu sein. Nichts freilich ist falsch daran, sich dem hinzugeben, schon gar nicht, wenn man daran denkt, wie viel Gegrummel und Missmut gang und gäbe ist. Und doch ist gleichzeitig wahr, dass Mass und Mitte verloren gehen können, obwohl man sich doch eigentlich erfüllt fühlt – oder gerade deshalb?

Auf den ersten Blick scheint die Mässigung konträr zur Fülle zu stehen. Da ist Balance und Begrenzung vorgesehen, dort hingegen will man genau das überwinden. Was aber, wenn unsere Vorstellung von Fülle auf einer irrigen Prämisse beruht? Wenn sie, genauer besehen, unabdingbar verknüpft ist mit der Bereitschaft, Mass zu halten? Kommen wir nicht erst dann an den Punkt einer gesteigerten Daseinsfreude? Man denke etwa an das Ideal der alten Griechen, wonach das Halten des «rechten Masses» der Leitfaden für ein gelingendes Leben sei. Das Streben nach Fülle jedenfalls ist nicht ohne Gefahr. So könnte man durchaus dazu verleitet werden, die Gier zu befeuern und über die Stränge zu schlagen. Das Dilemma ist bekannt: Oft ist es nie genug, nicht mal, wenn man mitten in der Fülle steht. Überraschend schnell tappt man in die Falle, die der Unersättlichkeit eines kleinen Kindes gleichkommt, und einen nach einem «Ich will mehr» rufen lässt. …

von Sylvie-Sophie Schindler


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Weltbeziehung und Urvertrauen

Der Resonanzbegriff bei Harmut Rosa

Regenbögen, Sternschnuppen, die Liebe: Die schönsten Dinge im Leben lassen sich nicht greifen. Sie sind unverfügbar. In sich, wie für uns. Wer mit ihnen in Resonanz gehen will, für den gilt nur eines: absolute Bedingungslosigkeit. Eine Bedingungslosigkeit, bedingt durch nichts anderes als die «Urvertrauen stiftende Erfahrung einer tragenden Weltbeziehung».

Wo der Glaube herrscht, die Welt verfügbar machen zu können, setzen wir «am Leben sein» mit «lebendig sein» gleich. Es gilt: Solange wir am Haben anstatt am Sein orientiert sind, bringen wir nicht nur die Welt auf Distanz zu uns, sondern uns gleichzeitig in eine Fremdheit mit uns selbst. Was bleibt, ist eine Beziehung der Beziehungslosigkeit. Wir sind zu sehr mit uns selbst beschäftigt, als dass wir die Dinge ihrem wahren Wesen nach erkennen könnten. Wir interpretieren und sezieren lieber, anstatt zu beobachten und abzuwarten. Unfähig, das Leben so zu nehmen, wie es ist, verkehren wir unser Gefühl, in die Welt geworfen zu sein, dahingehend, uns aus ihr hinauszuschleudern.

Es ist dieses «Fremdgesteuertwerden», der Reflex, Ohnmacht durch Kontrolle zu kompensieren, den der Soziologe Hartmut Rosa auf unsere Furcht vor Weltverlust zurückführt. Als «Grundangst der Moderne» versetze sie uns in einen «Agressionsmodus». Aus ihm heraus nähmen wir jede Unkoordinierbarkeit als Bedrohung wahr und liefen obendrein Gefahr, das Ausdehnen unserer eigenen Weltreichweite, also unserer Wahrnehmung dessen, was wir in dieser Welt alles unter Kontrolle und in Besitz nehmen könnten, auf Kosten anderer zu manifestieren. Wir stehen der Welt innerlich unverbunden, gleichgültig oder sogar feindlich gegenüber und befinden uns damit inmitten einer prinzipiellen Verwechslung von Erreichbarkeit und Verfügbarkeit sowie Symbiose und Verbindung. Dies mache uns nicht nur blind dafür, was es bedeute, uns von dieser Welt wahrhaft berühren zu lassen, – wir würden auch verkennen, dass unser insgeheimes Hoffen auf einen Zuwachs an Lebensstandard durch mehr Sicherheit und Macht nicht der Gier nach Mehr, sondern unserer Angst vor dem Immer-weniger entspränge.

Ein anderer Sinn für Verbundenheit

«Eine bessere Welt ist möglich, und sie lässt sich daran erkennen, dass ihr zentraler Massstab nicht mehr das Beherrschen und Verfügen ist, sondern das Hören und das Antworten.» – Hartmut Rosa, Resonanz

Ohne ein intaktes Weltverhältnis, so viel steht für Hartmut Rosa fest, kann es kein gelingendes Selbstverhältnis geben. Wer sich selbst nicht spürt, könne sich auch die Welt nicht anverwandeln. Und wem die Welt stumm und taub geworden sei, dem käme auch das Gefühl für sich selbst abhanden. Was wirkt wie eine Spirale der ausbleibende Begegnung, führt uns unweigerlich zu der Frage: Worin bestünde denn ein «gelingendes Weltverhältnis»? Was würde es bedeuten, wahrhaft mit uns und dieser Welt verbunden zu sein? Unserer immer alternativloser erscheinenden Beschleunigung setzt Rosa an dieser Stelle nicht den Begriff der Entschleunigung entgegen, sondern den der Resonanz. Ihre – wie er sie nennt – horizontalen, diagonalen wie vertikalen «Achsen» von Beziehungsqualitäten ermöglichten dem Menschen nicht nur eine als antwortgebend erfahrene Beziehungen zur Welt, zum Dasein oder zum Leben als Ganzem, sondern obendrein auch das besagte Urvertrauen, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen – und gehen.

Für Hartmut Rosa ist klar: Wolle der Mensch aus seiner Abgespaltenheit austreten, müsse er wieder lernen, sein In-Beziehung-Treten mit sich und der Welt als Totalität zu verstehen. Rosa teilt ihren Prozess des Zueinanderfindens in vier Phasen der Begegnung: den Moment der Berührung (Affizierung), den Moment der Selbstwirksamkeit (Antwort), den Moment der Anverwandlung (Transformation) und den Moment der Unverfügbarkeit (konstitutiv ergebnisoffen). Mit einem Menschen, einer Landschaft, einer Melodie oder einer Idee in Resonanz zu treten, bedeutet für ihn, «von ihm oder ihr gleichsam ‹inwendig› erreicht, berührt oder bewegt zu werden». Entscheidend sei hierbei das Gefühl, die Welt gehe einen etwas an. Folglich liesse sich dieser Moment der Affizierung auch als «Anrufung» übersetzen. Oder wie Rosa formuliert: «Plötzlich ruft uns etwas an, bewegt uns von aussen und gewinnt dabei Bedeutung für uns um seiner selbst willen.» Stumpfe Blicke fangen wieder an zu leuchten und in unseren Augen sammeln sich Tränen. Das Bedürfnis, der Welt zuzugehören, hat den «Panzer der Verdinglichung» durchbrochen. Mit unserem ganzen Körper und vollem Herzen zurück in ihren Bann gezogen, fühlen wir uns (selbst-)wirksam und lebendig mit ihr verbunden. Unsere Augen werden zu «Resonanzfenstern». Wir haben das Gefühl, mit der Welt im Dialog zu stehen.

Diese «Veränderung der Weltbeziehung» bezeichnet Rosa als entscheidendes Element der Resonanzerfahrung: «Wann immer wir mit der Welt in Resonanz treten, bleiben wir nicht dieselben. Resonanzerfahrungen verwandeln uns, und eben darin liegt die Erfahrung von Lebendigkeit. Wenn wir uns von nichts mehr anrufen und verwandeln lassen, oder wenn wir auf die zahlreichen Stimmen da draussen nicht mehr selbstwirksam zu antworten vermögen, sind wir innerlich tot, versteinert, kurz: resonanzunfähig.» Wer diese Anverwandlung erfahren wolle, so Rosa, müsse aufhören, alles um sich herum kontrollieren zu wollen. Lebendigkeit, Berührung und wirkliche Erfahrung entstünden aus der Begegnung mit dem Unverfügbaren. Eine Welt dagegen, «die vollständig gewusst, geplant und beherrscht wäre, wäre eine tote Welt.»

Wege zur Welt

Ohne eine «bidirektionale» – eine auf Gegenseitigkeit beruhende – Welterfahrung, keine Resonanz: So wie Unverfügbarkeit für Rosa die Bereitschaft impliziert, «sich auf nicht vorhersagbare Weise berühren und verändern zu lassen», impliziert Resonanz «Verletzbarkeit und die Bereitschaft, sich verletzbar zu machen». Kontrolle und Berührung schliessen einander nicht nur aus, gemeinsam begründen sie das Gesetz der Anziehung: Je intensiver wir etwas wollen, umso weniger gelingt es uns. Und je mehr wir etwas besitzen möchten, umso schneller verlieren wir es. Wo wir keinen Raum lassen, mit den Dingen wahrhaft in Kontakt zu treten, wo unsere Vorstellung und unser Wille bereits im Vorfeld jede Möglichkeit einer offenen, ehrlichen Begegnung unterlaufen, da schnüren wir selbst uns jedes Berührtwerden ab. Kurzum: Wo uns das Vertrauen fehlt, verfehlen wir das Leben.

Wer dies verstanden – oder besser noch: durchfühlt – hat, dem bleibt keine andere Wahl, als von sich aus neue Pforten zur Welt zu schaffen. Denn wem die Welt nicht mehr als Aggressionspunkt, sondern als Resonanzpunkt erscheint, wer ihr nicht in einem Modus der Aneignung begegnet, sondern dessen «Haltung des anverwandelnden und selbstwirksamen Hörens und Antwortens» auf eine «wechselseitige responsive Erreichbarkeit» gerichtet ist, für den verliere «das Steigerungsspiel» seinen Sinn und, wichtiger noch, seine «psychische Antriebsenergie».

Nur wer ohne Angst auf die Welt zugehen kann, dem steht es frei, sich ehrlich auf sie und ihre Teilnehmer einzulassen. Nicht im Sinne eines ideologisch aufgeladenen Objektbegehrens, sondern als menschliches Begehren, als Beziehungsbegehren. Und wie sollte es anders sein: Der Weg hin zu einer ehrlichen Beziehung zu unserer Mitwelt führt über uns selbst. Und dieser Weg zu uns selbst ist der Weg des Herzens. Und das ist ein Weg jenseits von Argumenten.

… oder, um es mit Udo Jürgens zu sagen:

Von jetzt an Sein statt Haben
Nicht das Gefühl vergraben
Einander finden
Anstatt Worte verlier’n

von Lilly Gebert
Buchvorlage: Hartmut Rosa (2020): «Unverfügbarkeit» (Suhrkamp)


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Alles ist …

resonare

Wieso, fragt sich der Lateiner, lese ich ausgerechnet diesen Artikel? Aus purem Zufall oder steckt mehr dahinter? Bin ich ein schwingfähiges System, welches auf diese Worte widerhallt, stehe ich in Resonanz zu …? Führt mich mein Lebensweg geradewegs an genau den Ort und die Begebenheit, welche in meinem System ein Mitschwingen erzeugt oder kommt mir das Resonanzgesetz lateinisch vor?

Resonanz

Alles auf dem Lebensweg ist Resonanz. Was sonst ausser dieser? In der letzten Ausgabe kolumnisierte ich, «dass buchstäblich Alles, einschliesslich dem Ausschliesslichen (…) in Resonanz steht zueinander oder eben nicht». Dies scheint mir ein Hinweis zu sein, dass ich mich aller Wahrscheinlichkeit nach als Stimmgabel inkarniert habe. Voltaire sagte, kurz bevor er den Löffel abgab: «Ich glaube nicht an die Reinkarnation. Ich habe schon in meinem letzten Leben nicht daran geglaubt.» Mich spricht das an. Resonieren Sie auch damit? Dann scheinen Sie wie Voltaire ein aufgeklärter Geist zu sein. Doch wie ist es um den Geist selber bestellt? Was ist er und wer liess ihn aus der Wunderlampe?

Zeichen

Gibt es überhaupt einen Lebensweg? Ich lese die Zeichen, am liebsten die krummen! Ich stelle Fragen. Fragen hören mit einem Fragezeichen auf. Ganz im Gegenteil zu Aussagen, die mit einem Ausrufezeichen geradewegs von oben nach unten verlaufend in einem Punkt münden. Fragezeichen beginnen im Punkt, um sich dann in einer Spirale, die keinen Anfang und kein Ende hat, aufwärts durch die Unendlichkeit zu winden. Ist das zielführend?

Die Bibel belehrt uns. «Wer sucht, der findet.» Ist nicht vielmehr das Gegenteil der Fall? Wenn ich auf meinen Lebensweg zurückblicke, sehe ich eine Bibel im Kopfstand und lese: «Wer findet, der sucht nicht.» Dies scheint mir, was mich angeht, veritabel. Doch wie ist es um den Geist bestellt und gibt es überhaupt einen Lebensweg?

Geist und Erleuchtung

Die Lehre – manche sagen auch – die Leere vom Geist besagt: Der Geist ist unantastbar. Er ist unbewegt und immerwährend. Er hat keinen Anfang und kein Ende. Der reine Geist ist da, weil er niemals weg war. Wenn das so ist, gibt es dann Erleuchtung? Oder ist das nur ein weiterer Traum im Traum? Waren wir jemals wach? Ist Erleuchtung eine Illusion und der Tanz dieser Illusion schenkt uns die Illusion der Erleuchtung?

Theorie und Praxis

Es gibt eine Menge an Theorien. Unsere Welt ist voll davon. Eine Theorie beruft sich auf eine Theorie, die sich wiederum auf Theorien beruft. Illusion baut sich so zusammen. Jede Theorie ist ein Schlag ins Gesicht.

Ich streife den kuscheligen Pyjama des Traums, in dem ich meine Illusionen träumte, ab, sage allen Theorien und deren Experten und Priestern Adieu, wache auf und untersuche den Geist selbst. Was sagt der Geist dazu? Er sagt, dass man sich dabei vor Allem eins, nämlich nicht verbessern kann, denn man ist schon gut.

Spricht Sie das an? Oder nicht? In beiden Fällen hat das nichts mit dem Inhalt zu tun. Auch nichts mit der Form. Es ist … wahrscheinlich Resonanz. ♦

von Oliver Hepp


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Die Welt als Klangkosmos

Interview mit Jochen Kirchhoff

Klassische Musik ist ein Weg der Bewusstseinsentwicklung, sagt der Berliner Philosoph Jochen Kirchhoff. Indem sie das Höhere und Tiefere anklinge, führe sie uns in unsere eigenen kosmischen Tiefen oder Höhen.

«DIE FREIEN»: Lieber Jochen, die Welt scheint aus dem «Takt» geraten. Wie erklärst du dir diese Verschiebung zwischen uns und dem Klangkörper dieser Erde?

Jochen Kirchhoff: Das ist natürlich eine grundsätzliche Frage. Was ist dieser Klangkörper der Erde? Ich gehe ja davon aus, dass es eine kosmische Harmonie gibt und dass die Erde in dieser eingebaut ist; im Grunde genommen als Klangkörper, der eine hohe Ausrichtung ins Kosmische hat. Wie die Diskrepanz zu erklären ist, das liegt daran, dass die Menschheitsentwicklung in den letzten Jahrhunderten sich dramatisch verändert hat. Diese Menschheit scheint in einen Katastrophenkurs verliebt zu sein, den man nicht letztgültig erklären kann. Es gibt da eine gefährliche Entwicklung, die sich seit Jahrhunderten zuspitzt. Und das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass irgendetwas fundamental schiefgelaufen ist. Da müssten wir mal darüber reden, was könnte schiefgelaufen sein? Erklärungsversuche gibt es, aber dafür müsste man in die Geschichte und ihre Grundfragen überhaupt einsteigen: Gibt es das Böse? Gibt es irgendwelche Widersachermächte, die eingreifen und das Ganze verunmöglichen? Und was hat das Ganze wiederum mit der Musik zu tun?

Wenn wir jetzt schon von diabolischen Kräften sprechen: In deinem Buch «Klang und Verwandlung» unterscheidest du zwischen «hypnotischer» Musik, die uns «knechtet», und «meditativer» Musik, die uns «erweckt». Woran machst du dieses «Doppelgesicht der Verwandlung» fest?

JK: Das geht letzten Endes zurück auf meine jahrzehntelange Musikerfahrung. Ursprünglich kam ich ja vom Jazz, bin dann aber zur sogenannten Klassik übergewechselt, habe auch eine Gesangsausbildung gemacht, und habe dann einfach verstanden, oder gefühlt, oder gewusst – durch mein Hören –, dass das eine wirkliche Öffnung bedeutet, wenn man «richtig» hört. Und als ich dann auch andere Musik gründlich studiert habe, musste ich feststellen, dass es Musik gibt, die das Bewusstsein nicht erweitert, sondern verkleistert. Hierzu gehört beispielsweise technische Musik, die im Grunde genommen den Menschen ruiniert. Da öffnet sich gar nichts. …

von Lilly Gebert

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Jochen Kirchhoff (*1944) studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik, war viele Jahre Dozent für Philosophie an der Humboldt-Universität und der Lessing-Hochschule in Berlin. Sein Hauptinteresse galt stets dem Mensch-Kosmos-Verhältnis in erkenntnistheoretischer, naturphilosophischer und spiritueller Hinsicht.


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Die erhellende Nachtseite unserer Existenz

Über die Notwendigkeit, mit dem Dunklen in Resonanz zu gehen

Nicht jede Kindheit war eine glückliche Kindheit. Nicht jedes Kind war ein geliebtes Kind. Trotzdem bringen es manche Menschen ein ganzes Leben lang nicht fertig, zu denken, geschweige denn zu sagen: «Meine Mutter hat mich nicht geliebt», oder: «Mein Vater hat mich nicht geliebt.» Oder zusammengefasst: «Ich bin ungeliebt.» Dieser eine Satz «scheint so vernichtend zu sein, dass er nicht mal in der Stille innerer Zwiegespräche laut werden darf», schreibt der Schweizer Psychoanalytiker Peter Schellenbaum in seinem Buch «Die Wunde der Ungeliebten».

Was geschieht, wenn du es dir eingestehst? Also das, was du dir nicht so gerne eingestehst. Das können auch ganz andere Wunden oder welche auch immer gearteten Schattenanteile sein. Jeder Mensch hat sein Dunkles. In der Regel ist er allerdings bestrebt, es auch dort zu belassen, also dort, wohin kein Licht fällt. Daher vermeidet er auch, mit dem Dunklen des anderen in Resonanz zu gehen. Denn dadurch würde es offenbar. Ohnehin hat es sich etabliert, nur dann ein «damit gehe ich in Resonanz» zuzugestehen, wenn es sich um etwas handelt, was sympathischen Charakter hat.

Keine Frage: Das Dunkel fordert uns heraus. Auch ganz konkret. Man denke an die Nacht, die einerseits Stille bringt, Poesie, Traum und Mystisches, aber eben nicht nur das allein. Sie hat auch ihre Heimlichkeiten und Unheimlichkeiten, ihre Gefahren, die lauern könnten, ihr Monströses, auf das man nicht gefasst ist. Man begegnet also all dem, das sich vor der Helle des Tages verbirgt oder verborgen werden muss, das sich vor dem Licht scheut oder sich seiner entzieht. Umgekehrt lässt sich sagen, dass das Dunkel hervorbringt, was selbst im hellsten Schein nicht wahrnehmbar ist, egal wie sehr man die Sinne bemüht.

Das Dunkel der Nacht hat sein Adäquat in der Nachtseite unserer Existenz. Sie erlaubt uns, dem nachzugehen, was wir sonst lieber verdrängen, etwa aus Angst vor unserem eigenen Urteil, vor allem aber weil wir die vernichtenden Blicke anderer fürchten. In Fantasien leben wir das eine oder andere Begehren aus, dem wir nicht zutrauen, es könnte in der Realität bestehen oder von dem wir nicht wagen würden, es auszuprobieren. Das können Tagträumereien sein, sexuelle Gelüste oder tabuisierte Impulse. Mitunter werden in Gedanken auch Morde begangen, die allerdings selten auf eine tatsächliche Umsetzung zustreben.

Dunkles gibt es nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch in jeder Familie – sogenannte Familiengeheimnisse. Scham- und angstbesetzte Themen wie unter anderem früh verstorbene Kinder, Vergewaltigungen, Inzest, Heimeinweisungen, Gewaltverbrechen und Selbsttötungen einzelner Familienmitglieder werden verschwiegen, meist über Generationen hinweg. Um nicht hinsehen zu müssen, werden Strategien der Verleugnung oder Verharmlosung entwickelt. Die Krux ist: Auch Ereignisse, über die man keine Kenntnis hat, können schaden.

Mitunter leiden die nachfolgenden Generationen unter den nicht oder nur unvollständig aufgearbeiteten Traumata ihrer Eltern, Gross- und Urgrosseltern.

Dass vieles, was sich im Seelischen zuträgt, im Dunklen liegt, sogar verdrängt ist und dem Menschen selbst nicht zugänglich, inspirierte Sigmund Freud dazu, sich ausführlicher damit zu befassen. Er begründete die Psychoanalyse, eine Methode, um an die Orte der Psyche zu gelangen, die einem kaum oder gar nicht bewusst sind. Wir könnten natürlich so tun, als existierten sie nicht. Trotzdem wirkt das Unbewusste in den Alltag hinein, und zwar gerade da, wo wir irrational oder besonders emotional reagieren, also so, dass es nur schwer nachvollziehbar ist für andere und uns daher in Konflikte bringt, auch mit uns selbst.

Alleine die aktuellen, oft rigoros geführten Debatten sind ein Ausdruck dessen, dass vieles abgewehrt wird. Selten bekennen sich Menschen zu eigenen Fehlern und gestehen ein, dass sie sich getäuscht oder Grenzen überschritten haben. Viel einfacher ist es, die Schuld beim anderen zu suchen. Man erkennt, mit einem Bibelzitat gesprochen, den Splitter in den Augen des anderen, aber nicht den eigenen Balken. «Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar», befand die österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann. Anscheinend sehen das viele anders. Wegschauen ist eine Disziplin, in der die meisten brillieren. Die Gründe dafür sind vielfältig: Angst, Scham, Schuld.

Wohin die Abspaltung von dunklen Gefühlen führen kann, dazu hat auch der Psychoanalytiker Arno Gruen ausgiebig geforscht. Er nannte das Beispiel eines deutschen Skinheads, der einen Menschen «einfach so» zu Tode getrampelt hatte und später, während seines Aufenthalts in der Psychiatrie, über sich sagte: «Ärger, Frust, Schmerz, Trauer, die dringen nicht in mein Inneres vor … Einfach verdrängen, das ist am besten, oder in eisigen Hass umwandeln.» Ein Mechanismus, der sich laut Gruen im Grunde in der ganzen Menschheitsgeschichte findet: «In Wahrheit liefen die Feldherren vor ihrem eigenen Schmerz davon, um ihn ausserhalb ihrer selbst in vermeintlichen Feinden zu zerstören.» Ignorierten wir das, würden Pogrome, Holocaust, ethnische Säuberungen und verdeckter oder offener Fremdenhass weiter die Geschichte des Menschen bestimmen.

Wie also dem Dunkel begegnen? Denn es sollte klar geworden sein: Ihm muss begegnet werden. Das Dunkel ist da; es will nicht bekämpft, nicht verdrängt, sondern gesehen und akzeptiert werden. Sonst bläst es sich bis zum Monströsen auf. Das Dunkle muss also ans Licht gebracht, alles Unannehmbare annehmbar gemacht werden. Derart, dass man es ohne Angst anschauen kann. Niemand kann den ersten Stein werfen. Jeder hat seine Irrungen und Verfehlungen. Du und ich, wir sind Menschen. Würden wir vor unseren Dunkelheiten fliehen, würden wir vor dem Menschsein fliehen.

Daher ist es gut, wenn wir uns dafür entscheiden, ohne Scheu in Resonanz mit den dunklen Themen zu gehen. Lange müssen wir ohnehin nicht danach suchen. Denn ob wir wollen oder nicht, wir sind damit genauso beständig in Resonanz wie mit dem Hellen und Lichten. Und es tut not, sich das endlich einzugestehen. ♦

von Sylvie-Sophie Schindler


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Die Stunde der kosmischen Entscheidung

Es geht ein Riss durch die Welt und ihre Herzen. Aus Sorge, dass der Mensch sich selbst nicht aus dem Blick verliert, trägt der Romantiker sein Gefühl auf der Zunge und sich selbst zu Grabe. Gibt es keinen anderen Weg, mit unserer Zerrissenheit umzugehen? Wo bleibt das «Dazwischen», die Grenze zwischen icht und Schatten? Ein Aufruf zur transzendentalen Vernunft.

Was hält die Welt in ihrem Innersten zusammen? Kaum eine andere Frage hat die Philosophie je so beschäftigt, und tut es noch. Atome, Materie, die gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse, unser Verstand, das Bewusstsein, die Ideen? – Welchen Bewegungskräften unterliegen wir? Werden wir von etwas durchströmt, oder durch etwas gesteuert? Der Streit um die Urfrage, das Sein alles Seienden, fand seinen Höhepunkt gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als sich in Deutschland, genauer gesagt in Jena, eine Strömung entwickelte, die man später Idealismus nennen sollte. Seine Akteure, unter ihnen die Philosophen Hegel, Schelling und Fichte sowie die Dichter Schiller, Hölderlin und Novalis, träumten davon, dem Leben mehr Bedeutung zu verleihen und die edle Ruhe gegen ein Leben voll tieferer Empfindungen einzutauschen. Sie wollten sich nicht länger auf die Wahrnehmung und Urteilskraft anderer verlassen, sondern machten es sich zur Aufgabe, die Dinge selbst zu untersuchen.

Gemeinsam mit ihren Gefühlsverwandten, den Romantikern, vertraten sie die Ansicht, dass die Welt immer kälter werde und ihre Bewohner seelisch verarmten. «Der Lärm von Vernunft und Wissenschaft» mache die Menschen taub für den Traum, die Fantasie, das Unbewusste. Nicht nur bezweifelten sie, dass der Fortschritt immer das «Bessere» mit sich bringe; den Widerspruch von rauer Verstandesherrschaft und der Verletzlichkeit des Einzelnen empfanden sie als Epochenkrise. …

von Lilly Gebert


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Bunte Bahrtücher

Der Materialismus ist im Kern menschenfeindlich. Als politische Leitidee wird er gefährlich. Obwohl er als praktizierte Ideologie bereits Millionen von Opfern gefordert hat, gilt er heute in buntem Gewand als Rechtfertigung, um in alle Lebensbereiche hineinzuregieren.

Der Materialismus behauptet, alles sei Materie. Auch Geist und Seele, jedes Denken und die Frage nach Sinn seien bloss eine Art Ausscheidung des Stofflichen. Diese Behauptung mag absurd anmuten oder nicht – gefährlicher als andere Ideen ist sie nicht. Ideen sind dazu da, dass man sie diskutiert und kritisiert. Halten sie der Kritik stand, wachsen sie als Fortschritt in die Gesellschaft hinein. Werden sie widerlegt, «sterben» sie (Popper) und neue Ideen treten an ihre Stelle.

Der Materialismus wird dann gefährlich, wenn er als politische Leitidee von oben verordnet wird. Denn Tatsache ist: er ist im Kern menschenfeindlich. Unser Menschenbild beruht – ob uns das gefällt oder nicht – auf dem Menschenbild der Bibel, das auch von den frühen Humanisten und den Aufklärern vertieft wurde. Auf ihm fussen sämtliche zivilisatorischen Institutionen – insbesondere der Rechtsstaat. Es sieht den Menschen als einzigartiges und unersetzliches Individuum, das aufgrund seiner geistigen Ausstattung in der Lage ist und in der Pflicht steht, zu erkennen, zu entscheiden und zu handeln. Nur auf dieser Basis können Freiheit und Verantwortung überhaupt gedacht werden. …

von Monika Hausammann


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Die Wirklichkeit, die wir meinen

Gemäss Arthur Schopenhauer sehen wir die Dinge nicht so, wie sie tatsächlich sind, sondern wie sie für uns sind. Das bedeutet, dass für acht Milliarden Menschen acht Milliarden Wirklichkeiten existieren.

Leben ist Leiden. Heisst es im Buddhismus. Manchmal könnte man sicher weniger leiden. Zum Beispiel, indem man sich nicht angegriffen fühlt oder sich entscheidet, sich über den, über den man sich gerade ärgert, nicht mehr zu ärgern. Da auch derjenige leidet, der sich Illusionen über sich selbst macht, auch wenn ihm das nicht unbedingt bewusst ist, empfiehlt sich überdies, diese Illusionen fallenzulassen. Fraglich ist etwa, ob unser Wille tatsächlich so frei ist wie wir es gerne hätten. Er scheint in seiner Absolutheit eine Illusion, da nicht von der Hand zu weisen ist, dass unsere Entscheidungen von zig Faktoren abhängen.

Auch wäre einzugestehen, dass wir beständig Einflüsterern ausgesetzt sind, die uns gemäss ihrer Vorstellungen manipulieren wollen. Niemand ist davon ausgenommen, es sei denn, er lebt als Eremit in einer Höhle wie einst Nietzsches Zarathustra. Man hüte sich also vor der Täuschung, man wäre gegen Fremdsteuerung immun. Ist der nächste Gedanke, den wir denken, tatsächlich ein originär eigener Gedanke? Woher kommt er wirklich? Wer könnte wollen, dass wir ihn denken? Vielleicht sind wir gar unser eigener Einflüsterer?

Arthur Schopenhauer (1788 – 1860) würde antworten, dass wir das ganz sicher sind. Und zwar konstant. Weil wir uns in unserer Wahrnehmung selbst manipulieren, indem wir sie subjektiv färben – nicht weil wir es wollen, sondern weil wir nicht anders können. Eine nächste Illusion wäre also, dass wir jemals in eine Position kommen könnten, die uns zur Objektivität befähigt. «Die Welt ist meine Vorstellung: – dies ist die Wahrheit, welche in Beziehung auf jedes lebende und erkennende Wesen gilt», schreibt der deutsche Philosoph in seinem erstmals 1819 erschienenen und 1844 und 1859 erweiterten Hauptwerk «Die Welt als Wille und Vorstellung».

Rechthaberei ist völlig sinnlos

Wie wir die Welt sehen, hat also gemäss Schopenhauer nur mit uns zu tun. Pippi Langstrumpf würde salopp sagen, dass wir uns die Welt machen, wie sie uns gefällt. Max Frisch würde beisteuern, dass jeder sich eine Geschichte erfindet und sie für sein Leben hält. Die Aussagen zielen zwar nicht auf genau dasselbe, aber im Kern verweisen sie darauf, dass wir der Urheber dessen sind, was wir Realität nennen. Es gibt also keine andere Wirklichkeit als die, die wir meinen. Und das bedeutet bei rund acht Milliarden Menschen weltweit, dass rund acht Milliarden Wirklichkeiten existieren. Würden wir das im Miteinander berücksichtigen, ginge es wohl ziemlich friedlich unter den Menschen zu. Vor allem die Rechthaberei hätte ausgedient und würde endlich erkannt als das, was sie ist: völlig sinnlos.

Erübrigt sich demnach auch, um das zu ringen, was man allgemeinhin Wahrheit nennt? Ist es falsch, diesbezüglich einen faustschen Eifer zu entwickeln? Darf jemandem zugestanden werden, eine für alle gültige Wahrheit erkannt zu haben? Oder verfangen wir uns auch hier im Illusionären? Wahrheit und Wirklichkeit müssen unbedingt unterschieden und präzise definiert werden, zugleich aber verweist ihre häufige Gleichsetzung auf eine anthropologisch konstante Sehnsucht: Wir wollen, dass unsere Wirklichkeit auch für alle anderen ihre Gültigkeit hat und also als Wahrheit anerkannt wird. Doch was verlangen wir da eigentlich?

Selbst wenn wir denselben Berg sehen, ist er doch nicht derselbe. Mehr noch, und hier zu Schopenhauer zurück, unsere individuellen Vorstellungen verhindern, ihn so zu sehen, wie er tatsächlich ist. Und das heisst, dass wir über das wahre Wesen der Dinge nichts erfahren, dass wir niemals dahin vordringen können. Insofern existiert eine Art Parallelwelt, die unerreichbar bleibt, auch wenn wir das in der Regel ignorieren, weil es uns gar nicht bewusst ist beziehungsweise es uns schwerfällt, das anzuerkennen.

Unsere Wahrnehmung färbt die Dinge individuell

Schopenhauer stützte sich in seinen Aussagen über die Erkenntnisfähigkeit des Menschen an die philosophischen Untersuchungen Immanuel Kants, der in seinem erkenntnistheoretischen, im Jahr 1781 erstveröffentlichten Hauptwerk «Kritik der reinen Vernunft» ausführte, «dass wir nämlich von den Dingen nur das a priori erkennen, was wir selbst in sie legen». «A priori» meint Erkenntnisse, die ohne die Einwirkung unserer Wahrnehmung Gültigkeit haben. Diese Erkenntnisse bleiben uns versperrt, da wir unsere Wahrnehmung als Instrument brauchen und die Wahrnehmung wiederum eine individuelle Färbung auf die Dinge legt. Auch Kant kommt also zu der Schlussfolgerung, dass wir die Wirklichkeit, wie sie ist, nie erkennen können, sondern nur die Wirklichkeit, wie wir sie konstruieren. Wir erfassen die Dinge also nicht «an sich», sondern «für uns». Schopenhauer merkte diesbezüglich übrigens kritisch an, dass darin der menschliche Egoismus begründet sei.

Zu unseren Vorstellungen kommen wir durch unsere Sinne. Wir müssen also den Weg durch den Körper nehmen, er ist sozusagen unser Hilfsmittel, oder spirituell ausgedrückt, unser Medium. Zugleich aber sind unsere Sinne, wie Schopenhauer deutlich macht, genau das Hindernis, das eine unmittelbare Wahrnehmung verunmöglicht. Auch wenn wir gewohnheitsmässig sagen würden, dass der Berg grau sei, entspricht das nicht dem, was wir tatsächlich aussagen können. Wollten wir den Vorgang so präzise wie möglich beschreiben, so müssten wir uns wie folgt äussern: «Meine Augen vermitteln mir, dass mir dieser Berg grau erscheint.» Man mag das für spitzfindig halten. Genauer betrachtet konstituiert dieser Unterschied allerdings ein fundamental anderes Dasein in der Welt. Wer sich im Gewahrsein hält, dass er nicht zu dem Eigentlichen der Dinge dringen kann, mag bisweilen vielleicht verzweifeln, wird sich aber gewiss eine wohltuende Demut bewahren.

Alles trägt einen Willen in sich

Wer sich damit nicht abfinden will, dem bietet Schopenhauer dennoch ein Verständniswerkzeug an, um das Wesen der Dinge zu erfassen. Das klingt erstmal wie ein Widerspruch, zielt aber auf eine Ebene, die nicht über die Vorstellung steuerbar ist – Schopenhauer bezeichnet sie als «Wille». Damit aber meint er etwas grundlegend anderes als wir allgemeinhin darunter verstehen. Ihm zufolge handelt es sich um eine von der Natur gegebene, universale Kraft, die in jedem Lebewesen steckt, und also das Prinzip des Lebendigen schlechthin ist. Der Wille umfasst demnach auch alle Naturphänomene wie das Wetter und die Gravitation. Ihn zu kontrollieren ist nicht möglich, wir sind ihm quasi ausgeliefert. Daher ist er beim Menschen auch mit dessen Trieben gleichzusetzen, wenn auch nicht ausschliesslich.

Weiterhin bleibt zwar, dass wir das «Ding an sich» nicht wahrnehmen können, aber da es ebenso den Willen in sich trägt, wie wir den Willen in uns tragen, kennen wir es quasi aus unserer eigenen Erfahrung und dringen auf diese Weise zu ihm vor. Das freilich kann man glauben oder nicht. Zuallererst ist es eine nächste Möglichkeit, sich mit einer vielleicht fremden Perspektive vertraut zu machen, um es sich nicht in den eigenen – vermeintlichen – Gewissheiten allzu bequem einzurichten. ♦

von Sylvie-Sophie Schindler


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