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Meine Klaviere und ihre Stimmungen

Klaviere sind eigensinnige, empfindliche Wesen. Man muss gut aufpassen, wie man sie anpackt und mit ihnen umgeht. Wer es sich mit ihnen verspielt, dem können sie richtig gefährlich werden.

In Zeiten von E-Pianos bekommt man alte Klaviere praktisch hintennachgeworfen. Das ist in meinem Fall fast buchstäblich gemeint, denn ich habe diese sperrigen Schmuckstücke immer von Leuten geerbt, die im dritten Stock wohnten. Jeder, der das Abenteuer Klavierumzug schon erlebt hat, weiss, dass das nicht trivial ist, sondern lebensgefährlich. Ich habe früher selbst eine Zeit lang als Zügelmann gearbeitet – jedesmal Adrenalin pur, es wird zehnmal mehr geflucht und geschrien als «normal», denn ein kleiner Misstritt auf der Treppe könnte ein gravierendes Rondo-Finale einläuten. Zügelmänner hassen Klaviere und Klaviere hassen offenbar Zügelmänner. Unfassbar, dass ein so schönes Instrument solche bad vibes auslösen kann.

Mein vorletztes Klavier war am Schluss 120 Jahre alt und todkrank. Der Klavierstimmer betrachtete es mit Abscheu durch seine Goldrandbrille, als ob es ihm eine schlimme Krankheit übertragen könnte, sobald er es berührte. «Werfen Sie es am besten direkt in die Mulde!», riet er mir. Ich war empört über seine Pietätlosigkeit und sein kaltherziges Kalkül. Er sah nichts anderes vor sich als ein elendes Wrack – ich hingegen eine altehrwürdige, treue, sterbende Freundin. Aus Protest bestellte ich mir den billigsten Stimmschlüssel aus China, den ich finden konnte und rief: «Das wäre ja gelacht!» Dieser Stimmschlüssel kam niemals an, und da ich damals in den Zeitungen von diversen schweren Containerschiffhavarien las, nehme ich an, dass er auf stürmischer See zusammen mit dem anderen Plunder über Bord ging und nun irgendwo in den Weiten des Meeres schwimmt statt stimmt. Ich orderte also den zweitbilligsten Stimmschlüssel und rief: «Jetzt aber!» Leider löste mein amateurhafter Eingriff eine unaufhaltsame Kaskade von Folgebeschwerden aus: Saiten rissen, Filzpolsterchen flogen mir nur so um die Ohren. «Polster kann ich wieder ankleben, und wozu überhaupt so viele Saiten?», redete ich mir ein. Die Aktion artete wochenlang aus, bis ich mir zähneknirschend eingestehen musste, dass es schon einen Grund gibt, wieso der Klavierstimmer eine lange, anspruchsvolle Ausbildung durchlaufen hat, um solche Operationen erfolgreich auszuführen, und ich nicht. Am Ende erzeugte das arme, geschundene Instrument nur noch höllische, blecherne Misstöne, geeignet, um John Cage zu intonieren oder den Soundtrack zu einem Endzeit-Western zu spielen. Die Quintessenz: «Do it yourself» in diesem Bereich bewährt sich nicht.

Ich beschloss danach, die alte, kranke Dame gegen eine Jüngere einzutauschen. Die Einzigen im Umkreis von 100 Kilometern, die bereit waren, die Auserwählte aus ihrem Turm im dritten Stock zu locken, waren drei verwegene Tamilen, die das Piano in einer haarsträubenden Aktion die schmale Treppe und beinahe sich selbst den Buckel runterrutschen liessen, während die entsetzte Vorbesitzerin das Spektakel zeternd kommentierte. Ich weiss noch genau, wie ich angstschweissgebadet danebenstand und mir dachte: «Gleich werde ich Zeuge eines schweren Unfalls, wie schrecklich!», während ich gleichzeitig angestrengt mitzuhelfen versuchte, das Ereignis und das Klavier mit Gebeten und Telekinese in die richtige Richtung zu lenken. Nachdem wir das überlebt hatten, beförderten wir die ausgemusterte Ex-Freundin zur Altmetalldeponie, wo die rachelustige Alte es beinahe doch noch geschafft hätte, uns zu erschlagen, weil der Tamile an der Hebebühne den falschen Knopf betätigte. Glücklicherweise drückte die himmlische Intervention an dieser Stelle rechtzeitig «Pause». Mein neues altes Klavier trudelte dann auf einem fliegenden Teppich in die Wohnung. Es wird nur mit Samthandschuhen berührt und schwingt wieder harmonisch auf wohltuenden 432 Hertz. ♦

von Christian Schmid Rodriguez


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Alles ist …

resonare

Wieso, fragt sich der Lateiner, lese ich ausgerechnet diesen Artikel? Aus purem Zufall oder steckt mehr dahinter? Bin ich ein schwingfähiges System, welches auf diese Worte widerhallt, stehe ich in Resonanz zu …? Führt mich mein Lebensweg geradewegs an genau den Ort und die Begebenheit, welche in meinem System ein Mitschwingen erzeugt oder kommt mir das Resonanzgesetz lateinisch vor?

Resonanz

Alles auf dem Lebensweg ist Resonanz. Was sonst ausser dieser? In der letzten Ausgabe kolumnisierte ich, «dass buchstäblich Alles, einschliesslich dem Ausschliesslichen (…) in Resonanz steht zueinander oder eben nicht». Dies scheint mir ein Hinweis zu sein, dass ich mich aller Wahrscheinlichkeit nach als Stimmgabel inkarniert habe. Voltaire sagte, kurz bevor er den Löffel abgab: «Ich glaube nicht an die Reinkarnation. Ich habe schon in meinem letzten Leben nicht daran geglaubt.» Mich spricht das an. Resonieren Sie auch damit? Dann scheinen Sie wie Voltaire ein aufgeklärter Geist zu sein. Doch wie ist es um den Geist selber bestellt? Was ist er und wer liess ihn aus der Wunderlampe?

Zeichen

Gibt es überhaupt einen Lebensweg? Ich lese die Zeichen, am liebsten die krummen! Ich stelle Fragen. Fragen hören mit einem Fragezeichen auf. Ganz im Gegenteil zu Aussagen, die mit einem Ausrufezeichen geradewegs von oben nach unten verlaufend in einem Punkt münden. Fragezeichen beginnen im Punkt, um sich dann in einer Spirale, die keinen Anfang und kein Ende hat, aufwärts durch die Unendlichkeit zu winden. Ist das zielführend?

Die Bibel belehrt uns. «Wer sucht, der findet.» Ist nicht vielmehr das Gegenteil der Fall? Wenn ich auf meinen Lebensweg zurückblicke, sehe ich eine Bibel im Kopfstand und lese: «Wer findet, der sucht nicht.» Dies scheint mir, was mich angeht, veritabel. Doch wie ist es um den Geist bestellt und gibt es überhaupt einen Lebensweg?

Geist und Erleuchtung

Die Lehre – manche sagen auch – die Leere vom Geist besagt: Der Geist ist unantastbar. Er ist unbewegt und immerwährend. Er hat keinen Anfang und kein Ende. Der reine Geist ist da, weil er niemals weg war. Wenn das so ist, gibt es dann Erleuchtung? Oder ist das nur ein weiterer Traum im Traum? Waren wir jemals wach? Ist Erleuchtung eine Illusion und der Tanz dieser Illusion schenkt uns die Illusion der Erleuchtung?

Theorie und Praxis

Es gibt eine Menge an Theorien. Unsere Welt ist voll davon. Eine Theorie beruft sich auf eine Theorie, die sich wiederum auf Theorien beruft. Illusion baut sich so zusammen. Jede Theorie ist ein Schlag ins Gesicht.

Ich streife den kuscheligen Pyjama des Traums, in dem ich meine Illusionen träumte, ab, sage allen Theorien und deren Experten und Priestern Adieu, wache auf und untersuche den Geist selbst. Was sagt der Geist dazu? Er sagt, dass man sich dabei vor Allem eins, nämlich nicht verbessern kann, denn man ist schon gut.

Spricht Sie das an? Oder nicht? In beiden Fällen hat das nichts mit dem Inhalt zu tun. Auch nichts mit der Form. Es ist … wahrscheinlich Resonanz. ♦

von Oliver Hepp


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Dings und Bumms

Das Ende im Anfang

Eines steht mal fest: Es gibt nichts Lustigeres, als die Erfindung des Materialismus. Nichts in aller Welt wies darauf hin, dass sich dieser Gedanke zäh wie Granit in unserem Bewusstsein verankern konnte. Und doch – gemäss dem Motto Die Gedanken sind frei – ist es passiert. Irgendwann mal auf den Irrwegen des uns selbst auferlegten Labyrinths haben wir felsenfest beschlossen, uns bis zum Ende aller Zeiten sinnlos zu verlaufen. Diese Zeit ist nun da und frohe Botschaft folgt ihr auf dem Fusse. Der leibhaftige Materialismus befindet sich in rasantester Selbstauflösung. Wenn Rabenschwärze dunkle Schatten wirft, kanns nur noch heller werden. Ist so ein Naturgesetz.

Materialismus for Dummies

Einst tanzte der Mensch zusammen mit den Göttern auf der Erde. Was waren das für Zeiten! Dann kam Dichte in die Geschichte. Der wilde Tanz verstummte. Raum und Zeit traten hervor, reichten sich die Hand, verbündelten und verbändelten sich und begannen ihren behäbig schweren Reigen. Getrennt von den Göttern, gehorsam nur sich selbst, latschte der Mensch auf ausgetretenen Pfaden und tappte in alle Schlingen, Fallen und Fettnäpfchen, die er sich vor die Füsse gelegt hatte. Linear und unendlich langsam wie das Licht, aber stetig Schritt um Schritt. Die Zeit verging, vergang, vergongte. Schicht um Schicht, Bogen auf Bogen stapelte sich der Mensch seine Geschichte aufeinander. Dann aber wurde es wahrwirklich lustig.

Der Mensch begann, an die Materie zu glauben. Der Mensch war da schon voll des Grams und tief in seine Schwerkraft gebeugt, starrte Löcher in den Boden und folgte behaart, aber beharrlich seinen eigenen Fussstapfen. Um sich in seinem neuen Glauben zu stärken, schuf sich der Mensch, den Ruf der Götter missachtend, eine Wissenschaft, ein Bekenntnis, welches ihn fortan in seinem neuen Glauben bestärkte. Er durchforschte die Materie nach Strich und Faden und kam zum Entschluss, dass MATERIA ein Tanz aus allerlei Neu- und Elektronischem, aus Pro- und Contratonischem sei, welches um ein Atom zu kreisen schien. Das Atom – den Kern der Materie – aber definierte er als kleinstes untrennbares Teilchen. Was ihm dabei entging war, dass «Das Kleinste» in Tat und Wahrheit Das Nichts ist. Was ihm ausserdem entging war, dass «Ein Teilchen» in Wahrheit und Tat Das gewisse Etwas von Etwas ist, weshalb es auch ein Teilchen genannt wird.

Nichts duldet der Mensch weniger als einen Widerspruch im Glauben. Und so begann er den Kern seines Dilemmas nach allen Regeln der Kunst zu spalten. Die strahlende Zukunft schien ihm nun gesichert. Dann öffnete der Mensch ein Fass ohne Boden, setzte sich die Krone auf das Haupt, brach sich daraus einen
Zacken und baute für ein Schweinegeld den Teilchenbeschleuniger – ja ich meine das CERN –, um durch die Zertrümmerung von kleinsten und allerkleinsten Teilchen die chaotische Verkehrslage durch einen herbeigeführten Totalcrash zu beruhigen. Plötzlich sah der Mensch alles unscharf, relativierte Raum und Zeit. Dann krümmte er die Banane. Wer meint, dass es nun aber mal genug ist mit dem Affentheater, vergisst, dass sich der Mensch obendrauf noch den Zufall als Prinzip der Evolution erglaubte und zu guter Letzt … den Urknall vor den Anfang setzte.

So kam es, wie es kommen musste: Wir sind angekommen. Zufällig zwar, aber dennoch genau, da wo wir hingehören: in völlig durchgeknallten Zeiten.

Am Ende gut ist alles gut

Lässt sich so ein Schlamassel auflösen? Aber sicher doch. Durch Bewusstsein. So einfach? So einfach. Viel schneller noch als zähes Licht. Natürlich müssten wir uns erstmal neidlos eingestehen, dass man sich nichts Lustigeres ausdenken kann als den Materialismus, an dessen Ende die totalitäre Technokratie steht. Hat man dieses Eingeständnis erstmal erklommen und den Gipfel unverfroren hinter sich, gehts von da an nur noch unangestrengt talabwärts. Bis jetzt war unser Leben ein gespielter Witz. Wir waren die Komiker des Universums. Schnell, aber sicher kommen wir nun auf den Trichter, dass Alles, buchstäblich Alles, einschliesslich dem Ausschliesslichen, ein Tanz aus Lichtem und Leichtem ist, ein Swing aus Schwingungen, in Auen und in Feldern in allen Dimensionen. Dass alles samt und sonders in Resonanz steht zueinander oder eben nicht.

Es ist an der Zeit, die Spassbremse zu ziehen, den Harmonien des Klanges zu lauschen, sich von allen liebgewonnenen Illusionen zu verabschieden und die lange Reise in das Unbewusste anzutreten. Das Unbewusste, welches bewusst wird, wenn es ins Bewusstsein tritt. Wir haben keine Wahl. Entweder enden wir als Treppenwitz unserer Geschichte oder wir anerkennen, dass da Nichts und abermals Wiedernichts ist, welches uns hindern könnte, wieder – wie in den guten alten Zeiten – frei mit den Göttern zu tanzen. ♦

von Oliver Hepp


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Umgeschlagen

«Hey, was soll das? Das Auto steht höchstens seit drei Minuten hier!» Der Polizist blickte von seinem Block hoch, sah mich über seine Lesebrille hinweg an und antwortete mit einer Gegenfrage: «Sehen Sie die gelbe Markierung?»

Natürlich sehe ich die Markierung, was soll die Frage?» «Diese Markierung bedeutet», antwortete der Polizist betont ruhig, «dass hier nur Warenumschlag stattfinden darf.» «Ja, und? Das waren höchstens drei Minuten!», antwortete ich barsch. «Die gelbe Markierung sagt nichts über die Dauer aus, sondern darüber, dass man das Parkfeld nur zum Warenumschlag benutzen darf. Haben Sie denn Waren umgeschlagen?» «Warum fragen Sie mich das?» «Wegen der gelben Markierung», antwortete der Polizist mit einem geduldigen Lächeln.

Ich hob ein klein wenig meine Stimme und erklärte dem Polizisten, dass ich da keinerlei Zusammenhang erkennen könne, ihm aber sagen könne, so es ihn denn interessiere, dass ich nur kurz am Kiosk war, um mir die neuste Ausgabe der Glückspost zu kaufen, was ich normalerweise nicht täte, aber die aktuelle Coverstory über Prinz William für eine Recherche über das Haus Windsor lesen wolle, die ja interessanterweise in Wirklichkeit alles Deutsche seien und gar nicht Windsor hiessen, sondern eigentlich auf den Namen «Sachsen-Coburg und Gotha» hörten und diesen Namen nur ablegten, damit die Engländer nicht merkten, dass sie von Deutschen regiert würden, was ja nun wirklich urkomisch sei …

von Michael Bubendorf


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Das Jüngste Gericht

ein Waterloo

Das Raum-Zeit-Kontinuum gerät aus allen Fugen. Wir sind – der Krümmung sei´s geschuldet – auf dem Bundesplatz. Gott allein weiss warum. Himmlisches wird heute mit Irdischem vertauscht. Heute, an diesem Tag des Jüngsten Gerichts. Dieser Tag ist nun da. Der Tag, an dem Recht gesprochen wird, in Tagen wie diesen, da Recht längstens zum Privileg der Privilegierten verkommen ist.

Wie immer an solch einem Anlass herrscht kurz davor grosses Brimborium. Posaunen werden geölt, himmlische Reiter satteln ihre Rösser und schleifen die Sporen. Siegelwachs wird über Feuer, Pech und Schwefel geschmolzen, die Sonne und der Mond verfinstern. Erste Sterne fallen vom Himmel. Das Tier – der fürchterliche Drache – fläzt noch in der Maniküre, um sich die Kralle schärfen zu lassen, derweil man in der Küche Skorpione, Heuschrecken und alle sonstigen Plagen in siedendem Öl frittiert, um dem zu erwartenden Ansturm der Massen kulinarisch gerecht zu werden.

Raum und Zeit kommen nun endgültig zu ihrem Ende. Altehrwürdige Gerichtsbarkeit und mit ihr die geblendete Justitia verabschieden sich endgültig in den wohlverdienten Ruhestand, als urplötzlich ein markerschütternder Schrei – die Maniköse hat dem Tier ins Nagelfleisch geschnitten – aus den Eingeweiden des Universums dringt und den Gepeinigten im Zwischenreich das Blut in ihren Adern gefrieren lässt. Eine Promenadenmischung, schwarz wie der Tod, huscht über den Platz, hebt noch schnell ein Bein und erleichtert sich an einer der sieben Säulen. Dann entschwindet es in den Winkel der Nacht, derweil im Grauen des Morgens Gottes Thron hereingewuchtet wird.

Auf Gottes Thron thront – heute leicht anglophil angehaucht – Gottvater höchstpersönlich.

Zu seiner Rechten aber sitzet Jesu, Gottes Sohn.

Gott: Hello everybody!

Jesus: Noch nicht, Vater.

Ach so. Wo sind wir?

– In Bern.

Wo?

– Bäärn!

Ach, in Bern! Nun denn.

Posaunen erschallen. Apokalyptische Reiter formieren sich. Siegel werden gebrochen. Siegel erbrechen sich. Sämtliche Sphären, Sonne und Mond erzittern. Gott spricht.

Von Anbeginn zu Anbeginne … always the same Procedure as every Time.

Gott teilt die Himmel.

Niccolò Machiavelli betritt den Plan.

Machiavelli: «Divide et Impera.»

Wer ist das?

Ein alter Schreiberling.

Was schrub er?

Den Fürsten.

… der Finsternis?

Nein Vater. Doch er schrieb Diesem die Betriebsanleitung, um Böses zu ermöglichen.

Eine unermessliche Heerschar an Mitläufern betritt den Plan.

Hans wie Heiri, Hinz und Kunz im drangvollen Seelenbeieinander.

Schulter an Schulter, gegliedert zu Reihen. Reihe um Reihe

gestaffelt bis weit hinter den Horizont.

Wer sind diese?

– Die ganze Bande, Herr. Vollzählig angetreten zum jüngsten Gericht.

Nun denn. Ich höre.

Nach einer unendlich langen Weile tritt – stellvertretend für die Mehrheit – das Schweigen hervor und wird sofort, bevor es sich brechen kann, von der Angst gefressen.

Was soll der Zauber?

– The same Procedure as every Time, Vater Unser.

So sei es. Wahrlich, ich sage euch: Helft euch selbst, so hilft euch Gott.

Amen.

Die Sonne verfinstert sich abermals und sinkt in unergründliche Tiefen.

Weitere Sterne fallen vom Firmament und werden vom Schlund der Unterwelt verschlungen.

Das Zentrum, angeführt von den üblichen Verdächtigen, stösst nach vorne.

Die Lakaien der Macht formieren sich. Experten und deren Experten stützen die Flanken.

Wer ist nun das schon wieder?

Die Elite, Herr.

Die alte Garde?

Die Selbige, oh Herr.

Was riecht hier so angebrannt?

Diese sind es, Vater. Sie kommen frisch aus der Hölle.

Das ist nicht zu ertragen. Schafft mir die Pestilenz aus meiner Nase.

Dein Wille geschehe. Doch wohin mit diesen, Vater?

Sollen sie sich meinetwegen zum Teufel scheren. Nur, schafft sie fort von hier.

Sie erwarten Gerechtigkeit.

Soll sie der richtet, welchen sie anbeten.

Dein Wille geschehe.

Ihr habt es gehört. Hinweg! Schert Euch dorthin, wo ihr hergekommen seid. Schert euch zum Teufel.

Die Bande schert sich zurück zu ihren Firmensitzen in Genf. Manche scheren sich direkt zur respiratorischen Rekonvaleszenz in ihre alpinen Naherholungsgebiete rings um den Zauberberg.

Nahendes Donnergrollen.

Was ist das für ein Lärm?

Die Pforten des Bundeshauses öffnen sich. Heraus strömen die frisch gebackenen Delegierten des Volkes. Ein leicht rechtshängender Mob, dicht umhüllt vom beissenden Pulverdampf der Schlacht. Schwadernde Schwaden der Selbstbeweihräucherung erfüllen plappernd und wie die Vöglein zwitschernd den Platz des Bundes.

Was soll das und Wer ist das?

Die Auserwählten.

Wer erwählte diese?

Das Volk, Vater.

Und das ist die Auswahl?

Ja Herr. Sie erwarten Deinen Richtspruch.

Was hätt´ ich mit diesen zu schaffen?

Diese sind es, welche Jenen Obdach und Refugium gewähren, die Du – oh Herr – zum Teufel schicktest. Diese sind es, welche Jenen Schutz und Schirm und immerwährende Immunität gewähren, von Ewigkeit zu Ewigkeit …

… Amen. Unter welcher Flagge?

Unter der Flagge des weissen Kreuzes auf blutrotem Grund, oh Herr.

Teufel auch. Kuschelt hier eigentlich Jeder mit jedem?

Viele sind es, die kuscheln und viele, die kuschen.

Unter imposanten Gedönse öffnen sich abermals die Pforten des Bundeshauses.

Heraus tritt eine handverlesene Auswahl der Auserwählten. Sieben sind es an der Zahl.

Sieben erwählt aus einer Schar der Sieben mal Sieben mal Sieben.

Den Sieben Säulen gleich formieren sich die Sieben um den Thron Gottes.

Was soll das und Wer ist das?

Die Zwerge. Sieben sind es an der Zahl. Sie wollen Dir Tribut zollen, oh Herr!

Zwerge? Aus dem Zauberberg?

Sie gehen ein und aus in diesem und bei denen, welchen sie Obdach gewähren, suchen sie Rat.

Is that so?

Ja. Sie streifen manchmal durch die schwefligen Urgründe der Hölle, wo auf Teufelkommraus Ränke geschmiedet, Tränke gebraut und wundersame Zauberformeln erfunden werden.

Dacht ich´s mir doch. Es riecht es schon wieder so kokelig. Wo ist eigentlich Schneewittchen?

Schläft noch ihren Schönheitsschlaf.

So? Blaaset mer doch alli i d Schue.

Gleichwohl, ob National-, Stände- oder Bundesrat, ziehen sich – gehorsam wie die Lämmer – je einen Schuh aus, um in diesen zu blasen. Um nur ja nicht die Balance – manche sagen den Konsens – zu verlieren, hüpft ein Jeder von ihnen auf dem jeweils anderen Bein.

Ein Mancher, wenn nicht gar Jeder, singt dazu das Lied «Ein Männlein steht im Walde …»

Was soll das Gehüpfe?

Sie halbieren ihren ökologischen Fussabdruck.

So? Mir reichts! Soll richten, wer da will. Von mir aus kann auch jeder von jetzt ab die Luft anhalten, um seine CO₂-Bilanz zu schönen. Macht, was ihr wollt. Das Jüngste Gericht ist bis auf weiteres verschoben. Ich geh jetzt meine Radieschen von unten giessen.

Unter grossem Brimborium wird das apokalyptische Szenario abgebaut. Das Tier grunzt und schert sich dahin zurück, wo es hergekommen: in sein altes, stickig-stinkendes Drachennest.

Derweil halten die armen Seelen die Luft an. Raum und Zeit entspannen sich, um noch – nur für dieses eine Mal noch – ihr Kontinuum fortzusetzen. ♦

von Oliver Hepp


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Irgendwann, irgendwo, irgendwie – halleluja!

Doc´s Schnauze

Ich kann´s nicht mehr hören: Wir müssen uns endlich verzeihen und die Ereignisse der letzten drei Jahre aufarbeiten, die Spaltung überwinden.

So viele Krokodilstränen werden da vergossen, mit denen man die Sahelzone bewässern könnte. Und zack, die nächste Impfempfehlung, als wäre nichts geschehen!

Christian «die Locke» Drosten sagte zu Beginn des Jahres: «Die Pandemie ist vorbei, biiiib!» Die Pandemie endet, wie sie begonnen hat. Mit einer Pressemitteilung des epidemiologisch-virologischen Sultans von der Charité-Scharia. Im September dieses Jahres hat der Impfmuezzin Abu Drosten, der über Jahre allerdings die Immungläubigen nicht zum Gebet, sondern zum Pieksen rief, noch einen drauf gesetzt: Er lasse sich nicht boostern diesen Herbst, er gehöre nicht zu einer Risikogruppe und fühle sich gesund! Die Maske wolle er diesen Winter nicht anrühren und er sei auch gegen Testpflicht. Hoppla! Allahu akbar kann man dazu nur sagen.

Michael Müller, der Ex-Bürgermeister von arm aber sexy Berlin sagte im Winter ´22 bei «Hart aber fair»: «Jeder Kontakt mit Ungeimpften ist gefährlich. Es geht dabei, den Kontakt von grösseren Gruppen, zehn, fünfzehn Menschen mit Ungeimpften zu verhindern, weil eben bei einem Kontakt zwischen fünfzehn Menschen mit einem Ungeimpften es für fünfzehn Menschen riskant wird.» Der Mann, damals amtierender Bürgermeister Berlins, unterscheidet also zwischen Ungeimpften und Menschen, für ihn sind das zwei Spezies. Das bedarf nicht primär der Aufarbeitung, aber der Klärung:

1. Müssen wir weiterhin zwischen Ungeimpften und Menschen unterscheiden oder dürfen sich Ungeimpfte Ende 2023 wieder als Menschen fühlen, natürlich und selbstverständlich mit Auflagen und Vorbehalten, wir wollen ja nichts riskieren?

2. Sind bei zukünftigen Grippewellen, wie permanent angedroht, Geimpfte gefährdet, während Ungeimpfte nicht gefährdet sind, und falls ja:

3. Ist Michael Müllers Worten zu entnehmen, dass die neuen Werbekampagnen vom RKI, in der Schweiz BAG, und den entsprechenden Regierungen mit dem Motto «Schütze dich» einen Aufruf darstellen, schnellstmöglich beim Homöopathen einen Impfausleitungstermin zu vereinbaren?

Lieber Herr Müller, lassen Sie sich´s gesagt haben: Wir sind alles Lebewesen, von mir aus Personen, noch lieber Menschen, mit und ohne Pieks. Daran können auch Sie als immunologischer Rassist und ehemaliger Impfgauleiter Berlins nichts ändern. Also, man sieht sich, wahrscheinlich dann vor dem Jüngsten Gericht. Dort arbeiten die Anwälte kostenlos.

Jens Spahn, Vorgänger vom Lauterbach Kari, sagte bereits im August 2020: «Wir werden uns einst viel zu verzeihen haben!» War das weise Voraussicht? Wie hat er das gemeint? Und wann irgendwann ist denn wann irgendwann?

Ich erlaube mir dazu etwas zu sagen, das mir auf der Leber liegt, als jemand, der wegen des Äusserns seiner Meinung, was man ja in der Schweiz angeblich problemlos tun könne, viele gut bezahlte Mandate verloren hat, den die Medien in die immunologische Nazihölle geschrieben und an den Rand der Gesellschaft befördert haben (dabei brav Jean-Paul Sartre folgend, der einst sagte: «Die Hölle sind immer die anderen») und der, spaltungsbedingt, Freundschaften verloren hat:

Keine Vergebung ohne Beichte. Also bitte, die Sakristeien und Beichtstühle sind geöffnet, jetzt, denn irgendwann irgendwo irgendwie ist irgendwann irgendwo irgendwie zu spät!

Halleluja, Halleluja, Halleluja! ♦

von Marco Caimi


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Weihnachten auf dem Land

Eine warme Stube, Kaminfeuer knistert, Kerzen leuchten. Leise klingt Stubenmusik aus einem alten Radio und es riecht nach Keksen und Glühwein. Draussen fallen dicke Schneeflocken und decken langsam alles zu. Ich liege eingemummelt in eine dicke Kuscheldecke im weichen Sessel, eine heisse Tasse Tee in meinen Händen. Auf dem Adventskranz brennen die Kerzen und die Türen des Adventskalenders stehen offen.

Besorgen der Geschenke ohne Hektik, dafür mit Spass und Freude und Verpacken in buntem Geschenkpapier. Die Vorbereitungen für das Festtagsessen in der gemütlichen Küche sind im vollen Gange und es duftet bereits nach herrlichem Ganserlbraten und Rotkraut. Sobald es dunkel wird, kann man die Weihnachtsbeleuchtung geniessen und in einen sternenklaren Himmel schauen. Dick eingepackt stapfe ich durch den knirschenden Schnee und bewundere die weisse Pracht, in der ab und zu ein Reh oder ein Hase den Weg kreuzt.

Der alte Plattenspieler mit seinen knisternden Weihnachtsschallplatten lädt, nachdem das Christkind geläutet hat, in ein feudal geschmücktes Weihnachtswunderland ein. Im Zentrum ein liebevoll geschmückter Christbaum mit glitzernden Kugeln, unter dessen Zweigen unzählige bunte Geschenke liegen. Es riecht nach Wachs und Marzipan.

Im Wald haben die Tiere, die Rehe, Hasen, Füchse, Mäuse, Eichkatzerln usw. einen Weihnachtsmarkt gebaut und laden uns ein, ihre selbstgebastelten Geschenke aus Tannenzapfen, Kastanien und bunten Waldfrüchten zu bewundern.

Eine Auszeit von der irren Welt und der Satire. ♦

von Lisa Fitz

***

Lisa Fitz ist derzeit auf Tour mit ihrem Jubiläumsprogramm «Dauerbrenner». Ihre nächsten Auftritte in der Schweiz:

13.12.23: Häbse Theater, Basel

14.12.23: Casinotheater, Winterthur

15.12.23: Kulturkarussell Rössli, Stäfa

17.12.23: Industrie36, Rorschach


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Auf den Hund und den Hummer gekommen

Gérard de Nerval, ein Dichter der Romantik, spazierte an einem herbstlichen Tag des Jahres 1841 durch den Garten des Palais Royal in Paris. Zum grossen Erstaunen der anderen Flanierenden führte er einen Hummer an der Leine.

Auf die Frage, warum er dieses Tier, das nicht gut zu Fuss wäre, als Begleiter ausgewählt habe, gab er zu Antwort: «Hummer sind ruhig, haben ein ernstes Wesen, kennen die Geheimnisse des Meeres und bellen nicht.» Was für eine Entschleunigung! Aber: Nervals Beispiel hat (noch) nicht Schule gemacht – noch sieht man Hunde, Hunde, Hunde. Der Mensch ist immer noch auf den Hund gekommen, tja, im wahrsten Sinne des Wortes. Machen wir uns nichts vor: Die Menschheit ist mit ihrem Latein am Ende, degeneriert langsam vor sich hin und nähert sich einem amöbischen Dasein, dieses immerhin woke und regenbogenfarbig.

Wenn Sie Folgendes hören, werden Sie sich spontan die Frage stellen, ob man noch vom Homo sapiens oder schon längst vom Homo inconcinnus, dem peinlichen Geschöpf, sprechen sollte. An der Bordeaux-Queer-Week hielt die Geografin Rachele Borghi einen Vortrag mit dem Titel «Die Beziehung zwischen Raum und Queer-Identities, das Performance-Konzept, seine räumliche Umsetzung, die Praktiken der Gegensexualität und der sexuellen Dissidenz, besonders der Post-Porno-Bewegung» …

von Marco Caimi


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Fragebogen an Franzobel

Wann fühlten Sie sich das letzte Mal so richtig frei?

Ich war gerade in Qaanaaq, Nordgrönland, wo die Menschen vor allem von dem leben, was das Meer hergibt, Robben, Wale, Walrösser, die mit Kajaks und Harpunen gejagt und dann auf Schollen zerteilt werden. Dort leben 500 Menschen und es gibt im ganzen Ort nur Plumpsklos. Keine Restaurants, kein Bankomat. Krank werden will man da nicht, aber die Landschaft ist atemberaubend. Selten zuvor sind mir die Themen der Medien so nichtig vorgekommen. Ich bin Künstler geworden, um frei und selbstbestimmt leben zu können, aber in Nordgrönland und der Wüste Algeriens durfte ich noch einmal eine völlig andere, naturverbundene Freiheit kennenlernen.

Was sehen Sie, wenn Sie in den Spiegel schauen?

Eine Mischung aus Tom Waits und meinem Vater. Je nach Beleuchtung bin ich mal mehr, mal weniger zufrieden. Stolz ist mir fremd, aber etwas Eitelkeit ist schon vorhanden, weshalb ich mit meinem Äusseren nie zufrieden war. Für mein Leben aber bin ich dankbar, weil da gilt, was ein Freund einmal über mich gesagt hat: Du bist wie der Obelix als Kind in den Zaubertrank gefallen, ein Franzobelix.

Ihre erste Kindheitserinnerung?

Meine Eltern waren Häuslbauer, weshalb ich in jungen Jahren viel bei meinen Grosseltern gewesen bin. Einmal habe ich Oma und Opa gesagt, dass ich jetzt mit ihrem Auto nach Hause fahre. Die beiden haben gelacht. Ich, damals vier oder fünf, bin in den vor dem Haus geparkten VW-Käfer gestiegen und habe den steckenden Zündschlüssel gedreht. Die Strecke war ich zuvor ein paar Mal im Kopf abgefahren. Wo das Gaspedal war, wusste ich. Zum Glück war der Rückwärtsgang drinnen. Das Auto machte einen Hüpfer und landete im Hauseck. Die Grosseltern kamen angestürmt, waren aber froh, dass mir nichts passiert ist. Das abgeschlagene Hauseck liessen sie nie ausbessern.

In welcher Rolle fühlen Sie sich am wohlsten?

Als Zuhörer und Beobachter. Mich interessieren Menschen und die Natur. Ich will niemanden belehren, überzeugen oder Recht haben. Mir reicht es, wenn ich etwas Neues erfahre, da bin ich ziemlich egoistisch. Ich bin keiner von denen, die nur von der Vergangenheit erzählen, weil ich immer noch versuche, ganz in der Gegenwart zu leben.

Politik ist …?

Eine Bühne für Selbstdarsteller. Diesen Menschen misstraue ich zutiefst – egal, welcher Partei sie angehören. Politik ist ein schmutziges Geschäft, und seit es die unsozialen sozialen Medien gibt, auch ein verlogenes. Wer sich darauf einlässt, verliert seine Seele. Früher wollten Politiker etwas bewegen, aber heute geht es nur noch um den Kontostand …


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JFK und die Faktenchecker

– Hallo.

– Hallo.

– Du bist die Faktencheckerin (im Folgenden FC) der Stunde. Du hast einen tollen Preis bekommen. Erstmal Glückwunsch dazu.

– Danke. Den Fuck & Check-Award.

– Fuck mit «U»?

– «U» steht für «unterirdisch».

– OK. Deine FCs gehen weg wie warme Semmeln.

– Ja. Alle 20 Minuten gehen sie raus. Da komm ich mit dem Checken gar nicht mehr nach.

– Auch im Fake-News checken bist du grosse Klasse.

– Da hab´ ich meinen Master drin gemacht.

– In Fake-News?

– Ja. Den graduierten «Fake Master» (FM).

– Wie alt bist du?

– Gerade volljährig geworden.

– Wow. Und schon den Master!

– Logo.

– Die Leute hören auf dich.

– Ja. Voll krass.

– Ich finde das toll, wenn Leute auf junge Leute wie dich hören und nicht auf so alte reaktionäre Säcke wie mich.

– Ja. Krass.

– Darf ich dich ein bisschen checken?

– Klar. Leg los.

– Okay. Los geht´s. Wer hat 9/11 die drei Zwillingstürme des WTC in Schutt und Asche gebombt?

– Osama bin Laden.

– Okay. War ´ne Fangfrage. Es waren nur zwei Zwillingstürme. Drum heissen sie ja Zwillingstürme. Und Osama war an diesem Tag gar nicht vor Ort.

– Cool.

– Der dritte Turm war gar kein Turm, sondern ein Gebäude Namens WTC 7. Aber der Name ist ja immerhin gefallen.

– Wer ist gefallen?

– Osama bin Laden.

– Aber das ist doch auch so ´ne Verschwörungstheorie, oder? (im Folgenden VT)

– Wow. Das weisst du?

– Klar. In VT hab´ ich meinen Bachelor gemacht.

– Cool. Darf ich dich in VT abchecken?

– Schiess los.

– Wer erschoss JFK?

– Wen?

– John Fitzgerald Kennedy, den 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten?

– Lee Harvey Oswald.

– Das kam ja wie aus der Pistole geschossen.

– Darf ich dich auch mal was fragen?

– Klar.

– Du sagtest der 35. Präsident!

– Sagte ich.

– Gab´s da vor dem … JFK noch andere Präsidenten?

– Ne Menge.

– Wie viele?

– Vierunddreissig. Darum war dann John Fitzgerald der 35.

– Cool.

– Bin ich wieder dran?

– Klar. Du machst das Interview.

– OK. Also JFK …

– … der 35. Präsident der Vereinigen Staaten von Amerika.

– 1963. Dallas.

– Klar. Und?

– Und es war nicht die CIA, die ihn erschoss?

– Nö.

– Sicher?

– Ich hab ´nen Bachelor.

– Nächste Frage: Wer erfand das Wort Verschwörungstheorie?

– Keine Ahnung.

– Die CIA. 1963.

– Echt wahr jetzt?

– Kannst du checken.

– Krass. Das muss ich mir aufschreiben.

– Wenn du so weitermachst, bekommst du noch ´nen Master in VT.

– Cool. Dann krieg ich auch mal den Pulitzerpreis.

– Sicher. Zurück zum Attentat.

– Okay.

– Also, es war Lee Harvey Oswald?

– Eindeutig.

– Ein Einzeltäter.

– Klar.

– Also Lee & Harvey & Oswald?

– Logo.

– Also dann waren es insgesamt drei Täter, die den 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika am 22. November 1963 um 12 Uhr 30 in Dallas erschossen? Nicht nur einer?

– Es waren drei Einzeltäter.

– Danke für dieses Gespräch. ♦

von Oliver Hepp


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