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Autor: Marco Caimi

Irgendwann, irgendwo, irgendwie – halleluja!

Doc´s Schnauze

Ich kann´s nicht mehr hören: Wir müssen uns endlich verzeihen und die Ereignisse der letzten drei Jahre aufarbeiten, die Spaltung überwinden.

So viele Krokodilstränen werden da vergossen, mit denen man die Sahelzone bewässern könnte. Und zack, die nächste Impfempfehlung, als wäre nichts geschehen!

Christian «die Locke» Drosten sagte zu Beginn des Jahres: «Die Pandemie ist vorbei, biiiib!» Die Pandemie endet, wie sie begonnen hat. Mit einer Pressemitteilung des epidemiologisch-virologischen Sultans von der Charité-Scharia. Im September dieses Jahres hat der Impfmuezzin Abu Drosten, der über Jahre allerdings die Immungläubigen nicht zum Gebet, sondern zum Pieksen rief, noch einen drauf gesetzt: Er lasse sich nicht boostern diesen Herbst, er gehöre nicht zu einer Risikogruppe und fühle sich gesund! Die Maske wolle er diesen Winter nicht anrühren und er sei auch gegen Testpflicht. Hoppla! Allahu akbar kann man dazu nur sagen.

Michael Müller, der Ex-Bürgermeister von arm aber sexy Berlin sagte im Winter ´22 bei «Hart aber fair»: «Jeder Kontakt mit Ungeimpften ist gefährlich. Es geht dabei, den Kontakt von grösseren Gruppen, zehn, fünfzehn Menschen mit Ungeimpften zu verhindern, weil eben bei einem Kontakt zwischen fünfzehn Menschen mit einem Ungeimpften es für fünfzehn Menschen riskant wird.» Der Mann, damals amtierender Bürgermeister Berlins, unterscheidet also zwischen Ungeimpften und Menschen, für ihn sind das zwei Spezies. Das bedarf nicht primär der Aufarbeitung, aber der Klärung:

1. Müssen wir weiterhin zwischen Ungeimpften und Menschen unterscheiden oder dürfen sich Ungeimpfte Ende 2023 wieder als Menschen fühlen, natürlich und selbstverständlich mit Auflagen und Vorbehalten, wir wollen ja nichts riskieren?

2. Sind bei zukünftigen Grippewellen, wie permanent angedroht, Geimpfte gefährdet, während Ungeimpfte nicht gefährdet sind, und falls ja:

3. Ist Michael Müllers Worten zu entnehmen, dass die neuen Werbekampagnen vom RKI, in der Schweiz BAG, und den entsprechenden Regierungen mit dem Motto «Schütze dich» einen Aufruf darstellen, schnellstmöglich beim Homöopathen einen Impfausleitungstermin zu vereinbaren?

Lieber Herr Müller, lassen Sie sich´s gesagt haben: Wir sind alles Lebewesen, von mir aus Personen, noch lieber Menschen, mit und ohne Pieks. Daran können auch Sie als immunologischer Rassist und ehemaliger Impfgauleiter Berlins nichts ändern. Also, man sieht sich, wahrscheinlich dann vor dem Jüngsten Gericht. Dort arbeiten die Anwälte kostenlos.

Jens Spahn, Vorgänger vom Lauterbach Kari, sagte bereits im August 2020: «Wir werden uns einst viel zu verzeihen haben!» War das weise Voraussicht? Wie hat er das gemeint? Und wann irgendwann ist denn wann irgendwann?

Ich erlaube mir dazu etwas zu sagen, das mir auf der Leber liegt, als jemand, der wegen des Äusserns seiner Meinung, was man ja in der Schweiz angeblich problemlos tun könne, viele gut bezahlte Mandate verloren hat, den die Medien in die immunologische Nazihölle geschrieben und an den Rand der Gesellschaft befördert haben (dabei brav Jean-Paul Sartre folgend, der einst sagte: «Die Hölle sind immer die anderen») und der, spaltungsbedingt, Freundschaften verloren hat:

Keine Vergebung ohne Beichte. Also bitte, die Sakristeien und Beichtstühle sind geöffnet, jetzt, denn irgendwann irgendwo irgendwie ist irgendwann irgendwo irgendwie zu spät!

Halleluja, Halleluja, Halleluja! ♦

von Marco Caimi


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Auf den Hund und den Hummer gekommen

Gérard de Nerval, ein Dichter der Romantik, spazierte an einem herbstlichen Tag des Jahres 1841 durch den Garten des Palais Royal in Paris. Zum grossen Erstaunen der anderen Flanierenden führte er einen Hummer an der Leine.

Auf die Frage, warum er dieses Tier, das nicht gut zu Fuss wäre, als Begleiter ausgewählt habe, gab er zu Antwort: «Hummer sind ruhig, haben ein ernstes Wesen, kennen die Geheimnisse des Meeres und bellen nicht.» Was für eine Entschleunigung! Aber: Nervals Beispiel hat (noch) nicht Schule gemacht – noch sieht man Hunde, Hunde, Hunde. Der Mensch ist immer noch auf den Hund gekommen, tja, im wahrsten Sinne des Wortes. Machen wir uns nichts vor: Die Menschheit ist mit ihrem Latein am Ende, degeneriert langsam vor sich hin und nähert sich einem amöbischen Dasein, dieses immerhin woke und regenbogenfarbig.

Wenn Sie Folgendes hören, werden Sie sich spontan die Frage stellen, ob man noch vom Homo sapiens oder schon längst vom Homo inconcinnus, dem peinlichen Geschöpf, sprechen sollte. An der Bordeaux-Queer-Week hielt die Geografin Rachele Borghi einen Vortrag mit dem Titel «Die Beziehung zwischen Raum und Queer-Identities, das Performance-Konzept, seine räumliche Umsetzung, die Praktiken der Gegensexualität und der sexuellen Dissidenz, besonders der Post-Porno-Bewegung» …

von Marco Caimi


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Afrika bricht auf

Afrikanische Staaten beginnen zu erwachen: Sie schmeissen ihre alten Kolonialmächte aus dem Land und beginnen eine eigene Würde zu entwickeln. Drücken wir ihnen die Daumen – sie müssen stark sein gegen die Rattenfänger des Westens.

Peter Godwin, Autor und Journalist, aufgewachsen auf einer Farm im ehemaligen Rhodesien (heute Simbabwe), schrieb einst, dass man in Afrika das Leben direkt auf der Bühne, mit allen Sinnen erlebe, während man es in Europa diskret aus dem Zuschauerraum betrachte. Ernest Hemingway sagte zwei Dinge zu Afrika: «Ich kann mich an keinen Morgen erinnern, an welchem ich in Afrika aufgewacht bin und nicht glücklich war!» Und: «Immer, wenn ich etwas Magisches gesehen habe, war es in Afrika!»

Ich liebe Afrika, eine unerklärbare Liebe, un amour fou, der Kontinent, auf dem ich schon über siebzigmal war, von ganz oben im Norden bis zum allersüdlichsten Punkt, Cape Agulhas in Südafrika. Der Kontinent, auf dem ich auch schon bald 20 Jahre Steuern bezahle und insgesamt etwa fünf Jahre meines Lebens verbracht habe. Verstehe ich deshalb Afrika, bin ich gar ein Afrikaexperte?

Weit gefehlt, denn erstens ist Nord- nicht Südafrika und West- nicht Ostafrika und zweitens: Kann man einen Kontinent mit einer dermassen vielfältigen kolonialen Vergangenheit (englisch, französisch, deutsch, portugiesisch, italienisch) überhaupt je verstehen? Das zu bejahen wäre anmassend. …

von Marco Caimi


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Die Leiden der jungen Wörter

Nein, es ist kein Verschreiber, auch wenn Goethe und sein junger Werther den folgenden Text kaum ertragen würden. Lassen wir sie darum lieber in Frieden ruhen. Wer die Leiden der jungen Wörter und deren Symptome studieren möchte, muss sich nur in die Management- und Finanzliteratur der vergangenen Jahre vertiefen, sofern er das Imponier-Kauderwelsch verarbeiten kann. Mittlerweile scheuen sich diese Branchen auch nicht, sich am Hund zu vergreifen: Seit wenigen Jahren ist im Management häufig ein Begriff zu hören, den man bis dato nur vom Hundesport kannte: Agility. Agilität sei das Merkmal eines Managers, flexibel, dynamisch, antizipativ, proaktiv, initiativ und neukreativ. So viele leidende Wörter in nur einem Satz, was auf bereits fortgeschrittenes Leiden hindeutet.

Man machte sich in der Folge auf, total agil und benchmarkorientiert ganze Corporations zu restrukturieren, zu leanmanagen und underperformende Profitcenters downzugraden oder outzuplacen. Restrukturierung. Kein Stein bleibt auf dem anderen …

von Marco Caimi


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Krieg, Frieden und die Menschheitsfamilie

Dr. Daniele Ganser im Gespräch mit Dr. Marco Caimi

Sei es Ukrainekrieg, 9/11 oder Corona – Dr. Daniele Ganser spricht unbequeme Wahrheiten aus und ist deshalb vielen ein Dorn im Auge. Der erfolgreiche Historiker über die Manipulation der öffentlichen Meinung und das Engagement für den Frieden in Zeiten der Kriegstreiberei.

Marco Caimi: Herzlich willkommen, Daniele Ganser. Du bist nicht nur Referent, sondern auch Buchautor von vier Bestsellern. Du polarisierst sehr stark, «20 Minuten» hat sogar geschrieben, du würdest Lügen erzählen. Was legitimiert dich dazu, «Lügen» zu erzählen?

Daniele Ganser: Es sind keine Lügen, sondern meine Analysen des Ukrainekrieges, die immer wieder schlechte Presse geben. Mein Background ist, dass ich Historiker bin, ich habe eine Doktorarbeit geschrieben über NATO-Geheimarmeen, habe in Basel promoviert, interessiere mich für internationale Politik und habe mich spezialisiert auf verdeckte Operationen der USA. Ebenso habe ich beschrieben, dass die USA 2014 einen Putsch in der Ukraine gemacht haben. Ich nehme an, das ist es, was «20 Minuten» mit Lügen meint. Solche Artikel sind oft diffamierend, da keine Gegenargumente aufgeführt werden.

Ein Begriff, der immer wieder in deinen Ausführungen vorkommt, ist der der Menschheitsfamilie. Was verstehst du darunter?

DG: Alle acht Milliarden Menschen. Ich habe festgestellt, dass in der Geschichte immer wieder Spaltungen aufgetreten sind, Spaltungen in eine sogenannte «Ingroup» und eine «Outgroup». Die Outgroup wurde zuerst verfolgt und dann getötet. Unter Pol Pot in Kambodscha hat man zum Beispiel gesagt, die Oberschicht muss getötet werden. Um herauszufinden, wer zur Oberschicht gehört, hat man festgelegt, dass die, die eine Brille tragen, lesen können, und wer lesen kann, gehört zur Oberschicht. Daraus folgte ein Genozid. Oft ist es das gleiche Muster: Bevor es zu einem Kampf kommt, werden zwei Gruppen gebildet, die sich gegenseitig abwerten. Und genau das versuche ich mit dem Begriff und Modell der Menschheitsfamilie zu verhindern …

von Marco Caimi

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Marco Caimi ist Arzt, Kabarettist und Publizist.

Daniele Ganser ist Historiker, Friedensforscher und Buchautor.


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Verwerflich: Diskriminierung im Tierreich!

Ich bin verwirrt, nein, erschöpft. Das Farbwort schwarz macht mich total fertig. Was geht sprachpolizeilich noch, was nicht mehr, wann droht gar Anklage, Busse oder Haft? Bei der humanen Anwendung geht gar nichts mehr, obschon niger ja für lateinisch schwarz steht. Dafür wird mit der Farbe schwarz rücksichtslos im Tierreich gewütet. Bären sind an der Börse im Gegensatz zu den Bullen, diese meist schwarzer Farbe, verhasst, ausser bei denen, die auf sinkende Kurse setzen. Aber bei allen anderen gelten sie als Problembären, die einen Bärenmarkt auslösen, der die Börsenhändler schwarz sehen lässt.

Ein anderer Vertreter aus der Tierwelt wird noch mehr gefürchtet: der schwarze Schwan. Es dürfte kein Zufall sein, dass Nassim Nicholas, der 2007 den schwarzen Schwänen ein Buch widmete, ein Börsianer ist. Seitdem versteht man unter einem schwarzen Schwan ein seltenes, negatives Ereignis, dessen Folgen grosse Kollateralschäden auslösen können. Corona war so ein Cygnus niger, ein schwarzviraler Schwan.

Der Finanzspezialist Markus Krall hat sich sogar erdreistet, ein Buch mit dem Titel «Wenn schwarze Schwäne Junge kriegen» zu schreiben. Eine schwarze bedeutungsmässig negativ konnotierte Grossfamilie? Hallo? Hat die inklusiv-diverse Sprachpolizei noch nicht gemerkt, dass die Diskriminierung im Reich der Tiere weit fortgeschritten ist? Eine Minderheit wird aufgrund ihrer Federfarbe an den Rand des Tierreichs gedrängt. Ich werde die Bewegung BSM gründen: Black Swan Matters …

von Marco Caimi


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75 Jahre WHO

… und kein bisschen müde. Die Weltgesundheitsorganisation arbeitet mit Hochdruck daran, ihre Befugnisse noch weiter auszudehnen. Was steckt hinter dieser mächtigen Organisation und welche Zukunftspläne hält sie für uns bereit?

Am 7. April 1948 wurde die World Health Organization (WHO) als Sonderorganisation der Vereinten Nationen gegründet. Sie hat 194 Mitgliedstaaten, was bedeutet, dass fast jeder Staat Mitglied der WHO ist. Die WHO verfügt über zwei Hauptorgane: die Weltgesundheitsversammlung (World Health Assembly, WHA) und den Exekutivrat (Executive Board) mit 34 sogenannten Gesundheitsexperten. Die WHA ist das höchste Entscheidungsorgan, sie wählt auch den Generaldirektor (aktuell Tedros Adhanom Ghebreyesus). Alle WHO-Mitglieder treffen jedes Jahr im Mai in Genf zusammen, um die finanziellen und organisatorischen Geschäfte zu beschliessen und die zukünftigen Programme festzulegen.

Wer finanziert die WHO?

Die WHO wird aus verschiedenen Quellen finanziert: einerseits durch die Beiträge von Mitgliedstaaten, andererseits durch Spenden von Regierungen, Stiftungen und privaten Organisationen, die bestimmte Programme und Projekte innerhalb der WHO unterstützen können. Die Beiträge der Mitgliedstaaten werden auf der Grundlage von Bevölkerungszahl und BNE (Bruttonationaleinkommen) berechnet. Unter den zehn grössten Geldgebern finden wir vier Staaten (USA, Grossbritannien, Deutschland und Japan), die EU sowie private Stiftungen wie die Bill & Melinda Gates Foundation, GAVI (Global Alliance for Vaccines and Immunisation) und Rotary International. Im Jahr 2022 wurden die Einnahmen auf 4,35 Milliarden Dollar beziffert, bei Ausgaben von 3,85 Milliarden. 84 Prozent waren sogenannte freiwillige Beiträge, sprich Nichtregierungsgelder. Diese starke Finanzierung durch private Gelder raubt der WHO jegliche Unabhängigkeit und wissenschaftliche Neutralität.

Ist die WHO immun?

Die WHO hat ihren Hauptsitz in Genf. Sie besitzt keine Immunität im rechtlichen Sinne, geniesst aber weitreichende Vorrechte und Immunitäten gemäss einer Vereinbarung mit dem Gastgeberland Schweiz, um ihre Unabhängigkeit und Wirksamkeit bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu gewährleisten. Diese Vorrechte und Immunitäten betreffen Steuern, Zollfreiheit, Befreiung von Beschränkungen bei der Einreise und Aufenthaltsdauer, das Recht, eigene Regelungen und Gesetze zu erlassen (!), und die Unmöglichkeit der Vollstreckung von Gerichtsurteilen gegen die WHO. Das bedeutet im Klartext die Immunität von Menschen, die von keinem Schweizer Steuerzahler respektive Stimmbürger je gewählt wurden. Auch die GAVI (ebenfalls mit Sitz in Genf) geniesst Immunität.

Vom 21. bis 30. Mai 2023 fand in Genf die jährliche Weltgesundheitsversammlung statt. Zwei grosse Themen standen auf der Traktandenliste, die praktisch für die ganze Welt wegweisend sind: die «International Health Regulations» (IHR; internationale Gesundheitsvorschriften) undder neue Pandemievertrag («Pandemic Treaty»).

Was steht in den internationalen Gesundheitsvorschriften?

Gemäss der WHO und ihren – insbesondere privaten – Financiers haben wir spätestens mit Corona das pandemische Zeitalter beschritten. Zurzeit befinden wir uns in einer «interpandemischen Phase», wobei wir nicht vergessen wollen, dass die Notstände betreffend Affenpocken und Polio noch nicht aufgehoben sind.

Es genügt schon, einige wenige Artikel zu lesen, um zu erkennen, dass es der WHO tatsächlich um einen Freipass geht, schalten und walten zu können, wie es ihr gerade beliebt. Beispielsweise Artikel 1: Bei den Empfehlungen wird in der neuen Fassung «non-binding» (nicht verpflichtend) weggelassen – die Empfehlungen sollen demzufolge verpflichtend sein. Oder Artikel 13a: Die Staaten übernehmen die Verpflichtung, den Weisungen der WHO zu folgen. Wie bitte? Gemäss der Wiener Vertragsrechtskonvention vom 23. Mai 1969 (für die Schweiz in Kraft seit 6. Juni 1990) sind die Staaten bei solchen supranationalen Vertragswerken souverän. Aber sind die Staaten wirklich frei – und wollen sie das überhaupt sein? Die meisten Staaten sind eindeutig bestrebt, die WHO in ihrem Absolutismus zu stärken. So hat sich beispielsweise der Deutsche Bundestag am 12. Mai 2023 für eine Reform der WHO ausgesprochen. Ein entsprechender Antrag der Ampelkoalition anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Weltgesundheitsorganisation wurde mit 497 Stimmen angenommen. 68 Abgeordnete votierten gegen die Vorlage, 25 enthielten sich.

Werfen wir auch einen Blick auf einen Abschnitt im Anhang 2 der IHR, der auf Artikel 12 basiert: Dort werden im Rahmen des «One Health»-Konzeptes die Sachverhalte für die Ausrufung eines internationalen Gesundheitsnotstandes erweitert – nicht nur unter Einbezug des Menschen, sondern auch der Tiere, der Pflanzen, der Landwirtschaft. Wenn also die gemeinen Lavahamster auf Lanzarote an einer epidemischen Entzündung ihrer Kniescheiben leiden und eine Übertragung auf den Menschen nicht ausgeschlossen werden kann, ist die WHO ermächtigt, den Notstand auszurufen. Dabei unterscheidet man zwischen vorsorglichem, regionalem und globalem Gesundheitsnotstand.

Machen wir uns nichts vor: Im Namen von «One Health» kann eine ausser Kontrolle geratene WHO beliebig Gesundheitsnotstände proklamieren – von herbeigezauberten Klima-Konstrukten bis hin zu Problemen mit der Artenvielfalt (zu viele von einer Art …?).

Sobald ein Gesundheitsnotstand ausgerufen ist, können die Staaten ihre Arzneimittelgesetze aussetzen. Das ist der Moment, in dem die Pharmaindustrie zubeisst, denn es handelt sich um einen «Health Alert» (Gesundheitsalarm). Nun reichen die Pharmafirmen sehr schnell – als würden sie Kaninchen aus dem Zylinder zaubern – Vorprüfungen irgendwelcher Medikamente und Impfstoffe an die entsprechenden Zertifizierungsstellen ein, die es an sogenannte «Prequalification Departments» weiterleiten.

CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations) ist eine globale Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Entwicklung von Impfstoffen gegen aufkommende Infektionskrankheiten schnell voranzutreiben. Sie wurde 2017 am WEF in Davos gegründet und arbeitet eng mit der WHO zusammen. Das deklarierte Ziel von CEPI: 100 Tage von der Virussequenzierung bis zum Impfstoff. Spätestens dann soll die Suppe für jeden Bürger bereit sein. Die Verträge der Staaten mit den Pharmamultis sind zwar für die Steuerzahler einsehbar – sie haben jedoch einen klitzekleinen Makel: Die meisten Seiten sind geschwärzt.

Juristen haben in der Schweiz die Gerichte und das Parlament aufgefordert, die Voraussetzungen für das Ausrufen einer Pandemie zu überprüfen. Geschehen ist nichts. Das Argument: «Aber wir sind ja noch in der Pandemie, da können wir doch nichts überprüfen.» Der kritische Bürger dreht sich im Kreis, bis ihm so schwindlig wird, dass er resigniert.

Der neue Pandemievertrag und die «Infodemic»

Im neuen «Pandemic Treaty» sind zwei Punkte wesentlich: Menschenrechte werden massiv zurückgestuft oder sogar herausgestrichen und durch das Konzept equity (Gleichheit) ersetzt – was am Ende des Tages ganz einfach bedeutet, dass alle Staaten (sofern es dann noch welche gibt) die gleiche Impfquote haben sollen.

Äusserst bedrohlich erscheint mir auch Artikel 17 des Pandemievertrages: Die WHO darf sich in soziale Medien einschalten zur Bekämpfung von Desinformation. Das führt mich zur Drohkulisse der infodemic, welche die WHO in Zusammenarbeit mit Big Pharma und Big Tech aufzieht.

Mit infodemic ist die Verbreitung von Fehlinformationen, Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit bestimmten Themen oder Ereignissen gemeint. Eine infodemic kann dazu führen, dass Menschen falsche Annahmen treffen oder sich verängstigen oder irritieren lassen, was wiederum zu Fehlentscheidungen führen kann. Da WHO et al. davon ausgehen, dass die Menschen selbst nicht entscheiden können, was gut und nicht gut für sie ist, erledigt sie das zusammen mit ihren – zwar ausschliesslich profitorientierten – Helfeshelfern für uns. Dass das für manche existenzbedrohend ausgehen kann, zeigen die unzähligen Strafanzeigen gegen Ärzte und Heilpraktiker, die sich nicht WHO-konform verhalten haben. Auch in den Community-Richtlinien von YouTube steht explizit, dass man der WHO nicht widersprechen darf, ansonsten das Video gelöscht wird. Der Feind hört stets mit – man spricht bereits von social listening

Nutzen wir die interpandemische Phase

Im pandemischen Zeitalter wird ein neues Paradigma geschaffen: Ab Inkrafttreten der IHR und des Pandemievertrages ist es möglich, dass internationale Organisationen mit von niemandem aus dem Staatensouverän gewählten Körperschaften direkt über die Menschen bestimmen. Zumindest bis 2020 stand der Staat noch als Schutzschild für seine Bürger dazwischen. Dieser Schutz fällt nun weg, vor allem in Europa, wo die EU die neuen WHO-Bestimmungen, die im Mai 2024 definitiv in Kraft treten sollen, besonders eifrig vorantreibt. Der Bürger ist somit schutzlos ausgeliefert gegenüber internationalen Organisationen und Mächten, die wegen ihrer Immunität nicht einmal juristisch belangt werden können. Das ist nicht nur das Ende der Selbstbestimmung, sondern der Totalausverkauf der Demokratie und der Verfassung frei nach dem Motto: Alle Grundrechte müssen weg!

Nutzen wir die interpandemische Phase, um unsere Restfreiheit und damit das Leben zu geniessen, aber auch, um die Schweiz nicht nur aus der WHO zu entfernen, sondern ebenso die WHO aus der Schweiz! Ex-Bundesrat Ueli Maurer kann ich nur beipflichten: «Wir wollen keine fremden Richter!» Und ihn ergänzen: «Und schon gar keine fremden Henker!» ♦

von Marco Caimi

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Marco Caimi ist Arzt, Kabarettist und Publizist. Seinen Caimi Report finden Sie auf YouTube und Rumble.


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Der unvollendete Regenbogen

Südafrika gilt als Regenbogennation – wegen den diversen Ethnien, die das Land bevölkern, seinen neun Provinzen und elf Amtssprachen. Was 1994 mit den ersten freien Wahlen gut und relativ friedlich begann, droht nun in einem Sumpf von Korruption und Kriminalität unterzugehen. Dabei wurden vor allem in den vergangenen zehn Jahren die (Haus-)Aufgaben nicht erledigt.

Lawrence Mabote ist tief enttäuscht. Seine beiden Kinder, sieben- und achtjährig, verstehen nicht, warum die Toilettenspülung in ihrem Haus am Stadtrand der eher ländlichen Stadt Ditsobotla in der Provinz North West nicht funktioniert.

«Den Kindern zu erklären, dass die Spülung nicht geht, weil kein Wasser da ist, ist schwierig», sagt Mabote. In seinem Haushalt spart er jeden Tropfen Wasser, um ab und zu eine WC-Spülung zu ermöglichen. Das Wasser muss er von der Ladebrücke eines Pick-ups kaufen, zu 5 Rand pro 20 Liter. Der Tageslohn eines Farmarbeiters oder einer Nanny übersteigt oft nicht 150 Rand. Nach der Geschirrspülung wird das Wasser rezykliert und wieder verwendet, auch um Wäsche zu waschen. Was dann noch übrig bleibt, landet in der Klospülung. Vorübergehende Wasserknappheit? Definitionssache: In Ditsobotla und vielen anderen, insbesondere ruralen Gegenden ist das seit über fünf Jahren Dauerzustand. Die Schlaglöcher werden grösser und grösser, ebenso die Abfallberge, die nach Gutdünken der fat cats in den Gemeinderegierungen abgebaut werden.

Eine Realität, die viele Südafrikaner kennen – die sehr viele Regierungsmitglieder aber nicht wahrhaben und schon gar nicht ergründen wollen. Ganz im Gegenteil, Jahr für Jahr zelebriert sich der sich gerade in Amt und Würden befindende Präsident, zurzeit Cyril Ramaphosa, im berühmten SoNA-Ritual (State of the Nation Address, Rede zur Lage der Nation). Er wird dabei umgarnt von pompösen Feierlichkeiten, die in stärkstem Kontrast zur Armut stehen, die viele Menschen wie Lawrence Mabote erleben …

von Marco Caimi


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Die Jupiters und die Ochsen

Mehr und mehr spielt sich der Westen als alternativlose moralische Weltinstanz auf. Niemand hat uns die herrschende Doppelmoral besser vor Augen geführt als Gianni Infantino, der amtierende FIFA-Präsident und ehemalige Hobbykicker beim FC Brig-Glis.

Wir sind im Zeitalter der Doppelmoral und der double standards angekommen oder wie ein lateinisches Zitat lautet: Quod licet Jovi non licet bovi (Was Jupiter darf, ist einem Ochsen nicht erlaubt). Die Jupiters der westlichen Elite treiben ihre Untertanen und den restlichen, nicht westlichen Teil der Welt vor sich her.

Es begann schon im letzten Jahrhundert. Die Absetzung von Mossadegh im Iran durch MI5 und CIA, um ans iranische Öl zu gelangen. Napalm und Agent Orange in Vietnam. Das chilenische 9/11 mit dem Putsch gegen Allende 1973. «500’000 tote Kinder waren es als Preis wert, das Embargo gegen den Irak durchzuziehen.» Das sagte die damalige US-Aussenministerin Madelaine Albright am 12. Mai 1996 einer konsternierten Journalistin Lesley Stahl. Das sind mehr Opfer als in Hiroshima!

1997 gründeten Rumsfeld, Cheney, Wolfowitz, Bolton und andere PNAC (Project of the New American Century – Rebuilding America’s Defense), um nach dem Kollaps der Sowjetunion für immer die Weltherrschaft der USA zu sichern. Das umfasste regime changes in diversen muslimischen Ländern. Die PNAC-Gründer sprachen davon, dass ein «neues Pearl Harbour» als grossartiger Katalysator wirken würde. Der «Event» kam schnell, angeblich dank Osama bin Laden und seinen 19 fluguntauglichen Teppichmessern. Das Gleitmittel, um Afghanistan in Schutt und Asche zu legen – und 20 Jahre später vor den Taliban zu kapitulieren und wie geprügelte Hunde davonzuschleichen.

Afghanistan war irgendwie doch die falsche Adresse – also ab in den Irak, liegt ja in der gleichen Region. Der Einsatz von depleted uranium schädigte unzählige Menschen, vor allem Kinder. Der Dokumentarfilmer und Autor Frieder Wagner hat in den Kinderkrankenhäusern des Iraks Bilder des Schreckens aufgenommen. Gemeinsam mit dem deutschen Arzt Siegwart-Horst Günther suchte er die verseuchten Kriegsschauplätze auf und berichtete über die Vertuschungsstrategien des Militärs, der Industrie und der Regierungen, aber auch der Medien. Der Film «Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra» (2003) war sein letzter öffentlich-rechtlicher Filmauftrag.

2006: Saddam ist gestürzt, die Demokratie importiert, also machen die US-Streitkräfte Platz, damit sich das demokratische Gebilde des IS entfalten kann. Die USA haben anderswo noch viel zu tun – Tunesien, Libyen. Nach der Ermordung Gaddafis lachte Hillary Clinton: «Wir kamen, wir schauten, er starb.» Als Sahnehäubchen obendrauf kam der Gaspipeline-Krieg in Syrien, gefolgt vom Maidan-Putsch. Und als Krönung der Friedensnobelpreis für den tausendfachen Drohnenmörder Obama.

Dennoch finden viele es immer noch legitim, dass der grosse «Demokratie- und Friedensexporteur» USA als hegemonialer Weltpolizist urteilen, richten (und vernichten?) darf.

Tango Korrupti auf dem Narrenschiff

Die EU dackelt den USA indessen brav hinterher und kommandiert ihre Bürger von einem hochkorrupten Narrenschiff aus – von Gesundheitsfragen bis zur Bargeldabschaffung (während man bei der EU-Vizepräsidentin und deren Handlanger sackweise Bargeld findet). Die von niemandem gewählte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hält moralische Ansprachen. Wegen des Bundeswehr-Beraterskandals um McKinsey und Accenture wurde sie von der Spitze des deutschen Heeres nach Brüssel wegbefördert, wo sie offensichtlich juristisch in Sicherheit ist. Ihre privaten SMS an Pfizer-CEO Bourla hat sie schnellstens gelöscht, die Impfstoff-Verträge sind geschwärzt. Just auf dem Höhepunkt des EU-Korruptionsskandals fror die EU Milliardenzahlungen an Ungarn ein – angeblich, weil die Regierung Orban zu wenig gegen die Korruption unternehme … Welche Drogen braucht man, um solche Widersprüche tagtäglich aushalten zu können?

Eine staatsmännische Rede

Genau diese Verlogenheit und Heuchelei hat Infantino in seiner Rede dem über Katar hechelnden Westen vorgehalten. Es fehlte nur noch Gretas «How dare you?»: Wie könnt ausgerechnet Ihr es wagen, das muslimische Katar zu kritisieren, nachdem was Ihr in den letzten Jahren angerichtet habt und immer noch tut? Infantino sprach über die Arbeitsbedingungen der WM-Arbeiter, die eingeführten Versicherungen und Kompensationszahlungen – und auch darüber, wie wir Schweizer damals die Saisonniers behandelten, wie diese wohnen mussten, und wann der letzte Kanton das Frauenstimmrecht einführte. Oder darüber, welches Land bereit gewesen wäre, Hunderte von fussballspielenden und damit vom Tode bedrohte Mädchen und Frauen aus Afghanistan aufzunehmen nach der Machtwiederübernahme der Talibans – nämlich Katar. Man findet seine Rede unter dem Titel «FIFA President Press Conference».

Die Ver- und Aburteilung der FIFA

Die FIFA ist keine Sonntagsschule. Dass geschmiert wird, was das Zeug hält, dürfte eine Tatsache sein. Aber: Als Sepp Blatter 1998 Präsident wurde, stand die Firma mit leeren Kassen da. Heute ist sie eine finanziell prosperierende Organisation, die entgegen allen Unkenrufen auch Steuern abliefert: Im vorletzten WM-Jahr 2018 gingen 29 Millionen in Zürich an den Fiskus. Eindrücklich ist auch, was die FIFA ausserhalb der Kameras und Redaktionsstuben so unternimmt: Sie sorgt für Ernährung, Hygiene, Infrastrukturen und medizinische Betreuung – nicht nur in Doha, sondern in den hintersten Winkeln der Erde mit bekannten Fussballern als Botschafter vor Ort. Das scheint für die Mainstreammedien jedoch völlig uninteressant zu sein: An der Eröffnungspressekonferenz in Doha waren über 400 Journis anwesend. An einer Pressekonferenz, an der die FIFA über die Arbeitsbedingungen in Katar, die Schaffung von Sozialhilfefonds und Lohn- und Behindertenentschädigungen informierte, kamen – vier.

Die Doppelmoral-Weltmeister

Doch gemach, gemach … Auch ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich zu schnell urteile: Urteilen = im Ursprung teilen. Machen wir uns also ein möglichst perspektivenreiches Bild, bevor wir richten und urteilen. Audiatur et altera pars – auch die andere Seite anhören. Das haben doch gerade wir im Widerstand immer verlangt. Und es hat doch auch mit Respekt zu tun.

Apropos Respekt: Deutschlands Nationalmannschaft, die – wenig respektvoll – mit regenbogenfarbigem LGBTQ+-Flieger Richtung Katar flog, ist Doppelmoral-Weltmeister geworden! Dafür ist sie sang- und klanglos an der WM ausgeschieden. Regenbogen-Buntland ist abgebrannt. Der Trost: Die EM 2024 findet in Alemannia statt, sofern dann noch Energie für das Flutlicht vorhanden ist. Grünen-Co-Chef Omid Nouripour spricht sich jetzt schon dafür aus, dass die «EM politisch vorbereitet wird». Vielleicht spielen dann alle mit ganzen regenbogenfarbenen Leibchen und Höschen oder knien 90 Minuten mit der Hand vor dem Mund? Ich habe fertig, Flasche leer. ♦

von Marco Caimi


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Die Rettung der Bourbaki-Armee

Als die Schweiz Neutralität und Solidarität wirklich lebte.

Aus der Geschichte können wir lernen, was Neutralität und Solidarität einst für die Eidgenossenschaft bedeuteten: Im Deutsch-Französischen Krieg half die Schweiz Zehntausenden verzweifelten Menschen aus der Not.

Wir schreiben das Jahr 1870. Am 19. Juli bricht der Deutsch-Französische Krieg aus. Einen Tag zuvor hatte der schweizerische Bundesrat mit einer offiziellen Note die Neutralität erklärt. Diese wird den Kriegsführenden zur Kenntnis gebracht. Bismarck erinnert die Schweiz daran, dass sie zur Aufrechterhaltung der Neutralität militärische Massnahmen zu ergreifen habe, was bedeutet: Sie ist verpflichtet, allfällige Übergriffe auf schweizerisches Territorium mit Waffengewalt zu verhindern. Bismarck schätzt die Abwehrkraft der Schweiz als hoch ein und bezeichnet die Schweizer Armee in den Memoranden von 1858 und 1868/69 als «starke und wohlorganisierte Miliz».

Die Schweiz ist auch wirklich gewillt, ihr Territorium zu schützen. So werden bereits einige Tage vor Kriegsausbruch fünf Divisionen mit insgesamt 37’000 Mann zum Schutz der nördlichen Grenze aufgeboten. Der Rest der Armee wird auf Pikett gestellt. Hans Herzog aus Aarau wird zum General der aufgebotenen Schweizer Armee ernannt. Nachdem im August 1870 die militärischen Ereignisse nördlich der Schweiz abgenommen haben, wird ein Grossteil der Truppen demobilisiert und das Oberkommando aufgelöst.

Allerdings bittet ein Schweizer Divisionskommandant, der mit seiner Truppe am 12. Januar 1871 an der Grenze steht, den Bundesrat wieder um Verstärkung, da vor der Nordwestgrenze starke deutsche Verbände in schwere Kämpfe mit der französischen Bourbaki-Armee verwickelt sind. Der Kriegsschauplatz verlagert sich nach Westen und die Schweizer Einheiten werden entsprechend nachmobilisiert. Im Vergleich zu den rund 200’000 Mann auf der anderen Seite der Grenze ist das Schweizer Aufgebot mit rund 20’000 Mann geradezu bescheiden.

Der französische Hilferuf

Ende Januar 1871 gerät die Bourbaki-Armee (benannt nach General Charles Denis Bourbaki; offiziell hiess sie L’Armée de l’Est) in Rücklage und wird von den Deutschen gegen die Schweizer Grenze gedrängt. General Bourbaki hatte aus Verzweiflung bereits am 26. Januar 1871 einen Suizidversuch unternommen, die Armee wurde danach von General Clinchant geführt. Am 1. Februar 1871 um 2 Uhr morgens erscheint ein hoher französischer Offizier im Grenzort Les Verrières und wünscht den Schweizer General Herzog zu sprechen, um mit ihm den Übertritt seiner Armee in die Schweiz zu verhandeln. Da er aber keine schriftliche Vollmacht besitzt, schickt ihn Herzog wieder zurück, eine solche zu besorgen. Die so gewonnene Zeit nutzt Herzog, um die Übertrittsbedingungen zu bereinigen, die er stellen will. Grundlage dazu bildet eine Verordnung des Bundesrats vom 16. Juli 1870, wonach übertretende einzelne Flüchtlinge oder Deserteure auf angemessene Entfernung zu internieren und bei Auftreten in grösserer Zahl an einem oder mehreren geeigneten Plätzen im Innern der Schweiz unterzubringen, militärisch zu organisieren und zu (ver-)pflegen seien. 90 Minuten später kehrt der französische Offizier mit der Vollmacht zurück und Herzog diktiert die Bedingungen in einem Privathaus in Les Verrières. …

von Marco Caimi


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