Skip to main content

In guten Händen? Pro und Kontra Bitcoin

Es herrscht wenig Einigkeit über Bitcoin. Das fängt bei der Definition an. Für die einen ist Bitcoin eine digitale Währung, für andere ein digitaler Wertspeicher und für den nächsten eine Spekulationsblase analog der Tulpenmanie des 16. Jahrhunderts. Das liegt auch an der diffusen Entstehungsgeschichte der ersten und grössten Kryptowährung.

Der Erfinder von Bitcoin ist Satoshi Nakamoto, der 2008 ein revolutionäres Dokument mit dem Titel «Bitcoin: Ein elektronisches Peer-to-Peer-Cash-System» veröffentlichte, in dem er die Idee einer Kryptowährung vorstellte. Im Januar 2009 veröffentlichte Nakamoto die erste Version der Bitcoin-Software und begleitete die Entwicklung der dezentralen Datenbank (der «Blockchain») während mehrerer Jahre, schrieb bei Online-Foren zum Thema und tauschte mit anderen Bitcoin-Entwicklern rege E-Mails aus, bis er im Jahr 2011 die Netzwerk-Schlüssel und damit die Geschicke Bitcoins anderen Entwicklern übergab. «Ich habe mich anderen Dingen zugewandt. Bitcoin ist in guten Händen.» Seither hat niemand mehr von ihm gehört. Mittels Blockchain-Analyse können Satoshi Nakamoto ungefähr eine Million Bitcoin zugewiesen werden, das sind aktuell etwa 60 Milliarden Schweizer Franken, was nahezu dem Gegenwert sämtlicher in Umlauf befindlichen Banknoten der Schweizer Nationalbank entspricht. Dieses ungeheuerliche Vermögen wurde nie bewegt, kein einziger Coin jemals ausgegeben.
Es gibt viele Argumente gegen Bitcoin. Schauen wir uns diese genauer an:

1. Man weiss nicht, wer Bitcoin erfunden hat. Satoshi Nakamoto ist ein Pseudonym. Die Identität des Bitcoin-Erfinders konnte nie geklärt werden, möglicherweise ist er weder ein Mann, noch aus Japan, noch ein einzelner Mensch. Doch ist dies ein Argument gegen Bitcoin oder eher eines, das für die Kryptowährung spricht? Wäre bekannt, welcher Mensch hinter Bitcoin steht, wäre dieser auch anfällig für Druckversuche und Manipulationen. Ohnehin liegt die Macht über Bitcoin längst nicht mehr bei einem Einzelnen, sondern bei einem riesigen Netzwerk von Teilnehmern weltweit.

2. Bitcoin hat keinen intrinsischen Wert. Über die Definition des Werts kann man Bücher füllen. Letztlich lässt sich feststellen, dass kein Gut einen Wert hat, sondern dass die Menschen Dingen einen Wert geben. Viele sehen in Bitcoin eine Chance für ein dezentrales Geld, das sich dem Zugriff und der Manipulation des Staates entzieht. Das ist eine historisch erstmalige Chance, der viele Menschen einen Wert zumessen. Andere sehen in der limitierten Schöpfung neuer Bitcoin einen Wert. Es wird nie mehr als 21 Millionen Bitcoins geben können. Ein radikaler Unterschied zu den aufgeblähten Geldmengen der Federal Reserve, der Europäischen Zentralbank oder der Schweizer Nationalbank.

von Michael Bubendorf


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 13. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Geomantie – Der Weg einer neuen Herzenskultur

Nymphen, Waldfeen, Elementarwesen: Sind sie für viele im Reich der Märchen und Sagen verschwunden, erachtet die Geomantie unsere Vergessenheit ihnen gegenüber als Wurzel unseres materialistischen Weltbildes und des damit ins Wanken geratenen Gleichgewichts dieser Erde. Mit ihr wieder in Kontakt, so die Geomantie, kommen wir nur, indem wir wieder lernen zu fühlen.

Manchmal braucht es nicht viel: ein kleiner Windhauch, ein besonderer Lichteinfall und uns beschleicht die Ahnung, uns umgäbe etwas Grösseres, etwas, das wir längst vergessen haben. Wir bekommen Gänsehaut, in unseren Augen bilden sich Tränen. Denn gleichzeitig ahnen wir: Mit unserem Verstand ist hier kein Fortkommen. Und doch haben wir einen anderen Weg, auf die Welt zuzugehen, nie gelernt.

Dieser «Sackgasse» widmet sich die Geomantie. Als uralte Weissagekunst, die – anders als die Chiromantie – nicht aus der Hand, sondern aus der Erde liest, legt sie den Fokus auf das Sinnliche. Durch das mit ihm einhergehende Körperbewusstsein versucht sie den Menschen zurück ins Gefühl und damit zurück in die Verbundenheit mit der Natur und der Erde als solcher zu befördern. Anders als moderne Wissenschaften blickt die Geomantie nicht auf Materie, sondern auf das, was feinstofflicher Natur ist; auf die Atmosphäre, die Mystik, das Spezielle, das einen Ort umgibt. Ihre Praktik, das Land nach genauen astronomischen Gesichtspunkten zu vermessen und mithilfe von Ritualen und Wallfahrten in seiner Energie aufrechtzuerhalten, reicht bis in die Steinzeit zurück.

Die Geomantie trägt Sehnsüchte von dem Wunsch nach einem Gemeinwesen, das im Einklang mit der Natur und ihren Kräften lebt, bis hin zur Hoffnung auf eine Rückkehr zum heidnischen Übermenschentum. Gemäss ihrer Lehre waren die germanischen Ahnen noch fähig, Kraftorte und Kraftlinien, die sogenannten «Leylines», wahrzunehmen. Als architektonische Idee eines mehr energetischen Koordinatensystems, das mit seinen meridian-ähnlichen Verbindungslinien die Landschaft durchzöge, sind sie Ausdruck von Weltverständnis, das sich ständig neu entfaltet und entwickelt. Kraftorte hingegen gelten als Plätze, die von Gott selbst bestimmt wurden; an denen er Kontakt mit Menschen aufgenommen hatte, an denen Menschen verstorben waren oder gar ein Engel einem Heiligen den Platz als Wunderquelle im Schlaf offenbarte. Als geografisch fixierte Schnittstellen zwischen Alltag und Schicksal, zwischen Gott und Mensch, zwischen Leben und Tod, errichtete man an ihnen Hinkelsteine, sogenannte «Menhire», deren Bezeichnung sich dem Bretonischen entlehnt, und wo sie in Carnac in ihren kilometerlangen Reihen oder kreisförmig als Stonehenge den Archäologen bis heute ein Rätsel sind.

Fühlen, was ist

Der Geomant hat es sich durch seine «Erdstrahlfühligkeit» zum «Auftrag» gemacht, Energiezentren auf der Erdoberfläche auszumachen und künstliche Veränderungen der Landschaft an ihre geometrische Verbindung mit anderen Zentren zurückzuerinnern. Sein «Alltag» besteht oftmals darin, Energien von Verstorbenen, von Unerlöstem, von Unterdrückung, kurzum: von Desintegration, aufzuspüren und nachzugehen, um sie den vor Ort lebenden Menschen mitzuteilen, sie zu übersetzen und sie schliesslich zu befreien. Diese Form der Erdheilung gab es in allen alten Kulturen, die eben nicht rein rational, sondern ganzheitlich aufgestellt waren: Priester oder Schamanen gehen mit Glocken oder Räucherwerk durch Räume und bereinigen so jene alten Energien, die es von sich nicht geschafft haben, ins Licht zu gehen.

von Lilly Gebert

***

Lesetipps:

Marko Pogacnik: «Schule der Geomantie», 1996, 480 Seiten, Droemer Knaur.

Ulrich Magin: «Geheimwissenschaft Geomantie. Der Glaube an die magischen Kräfte der Erde», 1996, 175 Seiten, Beck.


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 13. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Öffentlich-rechtliche Medien – Erneuerung oder Untergang?

«Ohne Hören, ohne Sehen
Steht der Gute sinnend da;
Und er fragt, wie das geschehen, Und warum ihm das geschah.»

Das Zitat von Wilhelm Busch könnte sinnbildlich für die Führungsriege öffentlich-rechtlicher Sender stehen. Vehement ignorieren sie jegliche Impulse für grundlegende Änderungen.

Im April 2024 hat das «Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland» eine landesweite Debatte ausgelöst. Die Autoren, allesamt aktive oder ehemalige Beschäftigte der Öffentlich-Rechtlichen (ÖRR), plädieren für sechs Säulen, die das Angebot ausmachen soll: Meinungs- und Informationsvielfalt; Ausgewogenheit und Fairness; Transparenz und Unabhängigkeit; Förderung von Kultur und Bildung; Bürgerbeteiligung; Beitragsfinanzierung.

In ihrem Text begründen sie, warum der ÖRR seinen Auftrag nicht mehr erfüllt:
«Seit geraumer Zeit verzeichnen wir eine Eingrenzung des Debattenraums anstelle einer Erweiterung der Perspektive. Wir vermissen den Fokus auf unsere Kernaufgabe: Bürgern multiperspektivische Informationen anzubieten. Stattdessen verschwimmen Meinungsmache und Berichterstattung zusehends auf eine Art und Weise, die den Prinzipien eines seriösen Journalismus widerspricht. Nur sehr selten finden relevante inhaltliche Auseinandersetzungen mit konträren Meinungen statt. Stimmen, die einen – medial behaupteten – gesellschaftlichen Konsens hinterfragen, werden wahlweise ignoriert, lächerlich gemacht oder gar ausgegrenzt. Inflationär bedient man sich zu diesem Zwecke verschiedener ‹Kampfbegriffe› wie ‹Schwurbler›, ‹Klima-Leugner›, ‹Putin-Versteher›, ‹Gesinnungspazifist› und anderen, mit denen versucht wird, Minderheiten mit abweichender Meinung zu diffamieren und mundtot zu machen.»

Zu den 100 Erstunterzeichnern gehören unter anderen der Mathematiker Gerd Antes, Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot, Philosoph Michael Andrick, die Regisseurin Gabriele Gysi sowie die Schauspieler Isabelle Barth und Henry Hübchen. 24’000 weitere Menschen haben das Manifest als Petition gezeichnet. Der Text hat über 11’000 Kommentare. Fast alle attestieren dem ÖRR einen dringenden Reformbedarf. Die Reaktionen in den Sendern sind hingegen oft geprägt von lakonischer Ignoranz.

So hiess es vonseiten der Redakteursausschüsse des ÖRR, es gebe überall eine lebhafte Streitkultur und Berichterstattung nach journalistischen Prinzipien. Der Intendant des Deutschlandradios kann immerhin viele Sätze nachvollziehen. Doch mit der generellen Stossrichtung, im Öffentlich-Rechtlichen würden Themen ausgeblendet oder nicht gehört oder gesendet, könne er nur wenig anfangen, erklärte Stefan Raue in der Berliner Zeitung. Den Vorwurf einer politischen Beeinflussung weist WDR-Chefredakteur Stefan Brandenburg zurück. Es gebe «nicht jemanden von aussen, der uns hindert», so Brandenburg im Interview mit dem Deutschlandfunk. Doch man sei sich selbst zu schnell einig, indem man den Konsens und vielleicht an manchen Stellen nicht genug den Streit suche. «Wenn wir den Debattenraum eingrenzen, dann tun wir das selber.» Mittlerweile gibt es weitere, deutlich radikalere Reformvorschläge für den ÖRR. Der «Kronberger Kreis» erwägt eine Beschneidung der massentauglichen Angebote sowie eine Privatisierung des ZDF. Die AfD plädiert für eine minimale Grundversorgung.

Die Kräfte, die den ÖRR am liebsten abschaffen möchten, haben kein demokratisch orientiertes, sondern ein wirtschaftliches oder machtpolitisches Interesse. Sie bekommen Aufwind. Die Granden bei ARDZDF und Co. täten gut daran, Kritik endlich ernst zu nehmen. Sonst sind sie morgen Geschichte.

von Ole Skambraks

***

Die Petition kann gezeichnet werden auf: openpetition.de/meinungsvielfalt

***

Ole Skambraks arbeitete als Moderator, Reporter, Redaktor, Autor und Sendungsmanager unter anderem bei Radio France Internationale, MDR, WDR und SWR2. Er ist Mitinitiator und Herausgeber des Manifests.


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Intelligente Pflanzen – Stumm und taub gezüchtet

Gesunde Pflanzen sind «intelligente» und empfindsame Lebewesen. Sie zeigen Reaktionen und haben ein ätherisches Bewusstsein. Der italienische Pflanzenneurologe Stefano Mancuso von der Universität Florenz beschreibt, wie Bäume über Blätter und Wurzelspitzen «lauschen» und einander «zuhören», wie sie ständig Informationen aus der Umwelt aufnehmen und verarbeiten, um dann entsprechend zu «handeln».

Mancuso entdeckte, dass die Bäume Informationen auch durch die Luft senden und auf diese Weise miteinander kommunizieren können. Hauptverantwortlich hierfür scheint das gasförmige Molekül Äthylen zu sein, das die Bäume in verschiedenen Situationen über die Blätter ausschütten. Die Botschaften können durch den Wind über mehrere Hundert Meter weit verbreitet werden.

Bäume kommunizieren nicht nur durch die Luft, sondern auch unter der Erde. Hierzu nutzen sie ihr immenses, dynamisches Wurzelnetz – das «wood wide web». Beim Informationsaustausch innerhalb dieses Netzes spielen symbiotische Pilze (Mykorrhizen) eine entscheidende Rolle. Nehmen Bäume über deren Wurzeln Informationen über schädliche Bakterien, Viren oder Pilze auf, können sie ihr Abwehrsystem aktivieren oder ihr Wachstum flexibel anpassen. Gesunde Bäume sind über einen weiten Wahrnehmungskreis resonanzfähig, sie können zusammenklingen und untereinander kommunizieren. Indem sie Veränderungen in ihrer Umwelt erkennen und darauf reagieren, gewährleisten sie die Erhaltung ihrer Art.

Auf der Grundlage dieser Informationen stimmt es nicht nur Pflanzenneurologen sehr nachdenklich, dass manche Arten von Kulturpflanzen ihre Fähigkeit zu Resonanz und Kommunikation verloren haben. «Sie können die Alarmrufe ihrer Artgenossen nicht mehr verstehen und sind selbst nicht mehr in der Lage, zu warnen. Sie sind stumm und taub gezüchtet worden. Das heisst, sie können keine Duftstoffe mehr aussenden, um Helfer anzulocken, die Schädlinge fressen oder vertreiben sollen», sagt Stefano Mancuso in einem Vortrag.

Künstliche Nahrung für High-Tech-Städter?

Gegenwärtig werden durch gezielte Manipulation weltweit schrille und grobe Unstimmigkeiten in der harmonischen Welt der Pflanzen erzeugt. So werden in grossem Stil sogenannte Farmscrapers vorangetrieben, in denen High-Tech-Pflanzen produziert werden. Die Produktion erfolgt ganzjährig, wobei eine maximale Produktion pro Quadratmeter angestrebt wird. Das Pflanzenwachstum wird durch künstliches und damit informationsarmes Licht angeregt und erfolgt in Hydrokulturen (wassergefüllten Behältern) oder durch Aeroponik (geschlossene Behälter mit Aerosolen). Vorreiter im Farmscraping sind asiatische Länder sowie die USA. In Kopenhagen steht seit 2021 der grösste europäische Farmscraper mit 14 Etagen. In der Schweiz sucht derzeit die GreenState AG nach Investoren. …

von Silvia Siegenthaler


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 13. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Bitte Mass halten!

Stimmt die Idee, dass Fülle keine Grenzen kennt? Oder entsteht sie nicht erst dann, wenn wir uns selbst zur Mässigung mahnen?

Wie wohl alle Kinder hatte auch ich in jungen Jahren Phasen des Übermutes. Wenn also Fröhlichkeit sich in eine derartige Ausgelassenheit steigert, dass Grenzen, Gefahren und Risiken völlig egal sind. In diesen Situationen ermahnte mich meine Mutter, ich solle doch bitte Mass halten, dann setzte sie hinzu, es würde sonst «nicht gut ausgehen». Tatsächlich kam es immer wieder vor, dass ich mir mitten im schönsten Übermut irgendwo den Kopf stiess oder mir blaue Flecken holte, weil ich nicht achtsam genug war. Einmal krachte das Bett zusammen, auf dem ich, ebenso ausdauernd wie überschwänglich, herumhüpfte.

Auch heute kenne ich Phasen des Übermutes, wenngleich weniger als damals. Sie stellen sich nicht nur, aber auch dann ein, wenn ich das Gefühl habe, dass gerade alles stimmt im Leben, dass nichts mehr hinzuzufügen ist, ich also ganz und gar in der Fülle stehe. Gerade dann weiss ich oft nicht so recht, wohin mit meiner Freude; sie entzieht sich meiner Kontrolle, schiesst über und verführt mich dazu, ausgelassen zu sein. Nichts freilich ist falsch daran, sich dem hinzugeben, schon gar nicht, wenn man daran denkt, wie viel Gegrummel und Missmut gang und gäbe ist. Und doch ist gleichzeitig wahr, dass Mass und Mitte verloren gehen können, obwohl man sich doch eigentlich erfüllt fühlt – oder gerade deshalb?

Auf den ersten Blick scheint die Mässigung konträr zur Fülle zu stehen. Da ist Balance und Begrenzung vorgesehen, dort hingegen will man genau das überwinden. Was aber, wenn unsere Vorstellung von Fülle auf einer irrigen Prämisse beruht? Wenn sie, genauer besehen, unabdingbar verknüpft ist mit der Bereitschaft, Mass zu halten? Kommen wir nicht erst dann an den Punkt einer gesteigerten Daseinsfreude? Man denke etwa an das Ideal der alten Griechen, wonach das Halten des «rechten Masses» der Leitfaden für ein gelingendes Leben sei. Das Streben nach Fülle jedenfalls ist nicht ohne Gefahr. So könnte man durchaus dazu verleitet werden, die Gier zu befeuern und über die Stränge zu schlagen. Das Dilemma ist bekannt: Oft ist es nie genug, nicht mal, wenn man mitten in der Fülle steht. Überraschend schnell tappt man in die Falle, die der Unersättlichkeit eines kleinen Kindes gleichkommt, und einen nach einem «Ich will mehr» rufen lässt. …

von Sylvie-Sophie Schindler


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 13. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Zurück zu den Wurzeln

Die Kraft der Wildpflanzen

Sie sind naturverbunden, gehen ihren ureigenen Weg und haben ein grosses Wissen über die wilden Grünen: 13 Kräuterleute porträtiert Daniela Schwegler in ihrem neuesten Buch «Grünkraft». Der sehr ansprechend gestaltete Porträtband mit Illustrationen von Trix Barmettler und Reportagefotos von Gerry Amstutz ist Lesegenuss und Augenschmaus zugleich. Auch für die Gaumenfreude ist gesorgt: Wildkräuter-Rezepte bieten Inspiration für etwas andere Speisen.

Schmackhaft, vitalstoffreich und heilsam: Sie sind Alleskönner und wahre Überlebenskünstler. Bei der Wahl ihres Lebensraums sind sie definitiv nicht wählerisch. So wachsen und gedeihen sie etwa im Wald, an Wegrändern, auf Äckern oder sogar in Pflasterritzen. Heutzutage werden sie von vielen aus Unkenntnis als Unkraut abgestempelt, dabei sind sie die Urnahrung und Urmedizin der Menschheit.

«Die wilden Grünen erobern sich Land zurück. Immer mehr Menschen besinnen sich und entdecken mit den Wildpflanzen wieder ihre eigenen Wurzeln», sagt Daniela Schwegler. Die 54-jährige Autorin und freischaffende Texterin lädt in ihrem neuesten Buch «Grünkraft. Kräuterleute im Porträt» dazu ein, den Reichtum der Wildpflanzenwelt neu zu entdecken und die wilden Grünen wieder in den Alltag zu integrieren.

In zwölf Kapiteln erzählen zehn Kräuterfrauen, ein Kräutermann sowie ein Kräuterpaar, die in den verschiedensten Ecken der Schweiz leben, wie sie zu den Wildpflanzen gefunden haben, diese in den Alltag integrieren, und weshalb das Leben mit Kräutern so viel bereichernder ist als ohne. Sie geben Einblicke in ihr Wissen über die Verwendungszwecke, Wirk- und Heilkräfte der Wildpflanzen.

Heilkräuter statt Chemie

Von Rita Huwiler Weissen etwa erfährt man, dass eine Tinktur aus der Weidenrinde oder dem Mädesüss den Wirkstoff Salicylsäure enthält und somit als natürliche Alternative zu Aspirin verwendet werden kann. «Es dauert vielleicht teilweise etwas länger, wenn man etwas mit Heilkräutern statt mit Chemie auskuriert, aber dafür ist es nachhaltiger und nebenwirkungsfreier», sagt die pensionierte Naturheilpraktikerin, die im Wallis Heil- und Wildpflanzenkurse anbietet. Oft wachse unser Heilmittel in unmittelbarer Nähe. Ein selbst gesammelter Tee oder eine eigene Salbe helfe uns auf körperlicher und seelischer Ebene tiefer als ein schnell gekauftes Medikament, ist Huwiler Weissen überzeugt. Die 68-Jährige, die auch viel über Wildfrüchte weiss – «es gibt über 40 verschiedene Hagebuttensorten» –, besuchte schon Kurse bei der begnadeten Wildpflanzenköchin Meret Bissegger, die ebenfalls porträtiert wird.

Ihre erste Wildspinatsuppe aus Gutem Heinrich kochte sich Bissegger auf 1800 Metern über Meer, und zwar auf dem offenen Kaminfeuer: Drei Monate lang war sie einst auf einer Tessiner Alp – «vier Stunden Fussmarsch vom nächsten Dorfladen entfernt» –, wo sie zusammen mit vier Männern 210 Geissen und 48 Kühe hütete. Heute führt sie das Bed & Breakfast Casa Merogusto in Malvaglia, wo sie ihr Wissen in Kochkursen und auf Kräuterwanderungen weitergibt. Kursteilnehmer lernen zum Beispiel, dass der Spitzwegerich ähnlich wie ein Steinpilz schmeckt. Bissegger ist es ein grosses Anliegen, die lateinischen Namen für die Wildpflanzen zu verwenden: «Mit dem wissenschaftlichen Namen kann man über die Sprach- und Regionsgrenzen hinweg kommunizieren.» Sie veranschaulicht dies anhand des Gänsefusses (Chenopodium): «Chenopodium album ist die Weisse Melde. Chenopodium gigantum, der sehr ähnlich ist, der Baumspinat. Chenopodium bonus-henricus ist der Gute Heinrich. Chenopodium quinoa ist Quinoa.» Wenn man sie nun alle auf Deutsch benenne, seien es ganz unterschiedliche Pflanzen. Aber wenn man ihren lateinischen Namen benutze, merke man, dass alle verwandt sind. «Darum sind sie so ähnlich im Gebrauch, im Geschmack, und darum sind in Ötzis Magen Chenopodium album-Samen gefunden worden.»

Apropos Samen: Maurice Maggi, Blumengrafikkünstler und passionierter Koch aus Zürich, «streift im Schutze der Nacht mit ‹Samenbomben› durch die Quartiere und streut Malven, Eselsdisteln, Wegwarten oder auch mal Kulturgemüse wie Pak Choi und Schwarzkohl an trostlosen und öden Orten aus».

Die 13 porträtierten Kräuterleute haben alle ihren ganz eigenen Zugang zu den wilden Grünen. Was sie vereint: das Leben im Einklang mit der Natur und den Mitmenschen. Mit viel Achtsamkeit, Sorgfalt und feinem Humor ist es der Autorin gelungen, die Charaktere der Kräuterleute umfassend darzustellen. Entstanden sind inspirierende und tief berührende Texte über bewusste, teils spirituelle Menschen, deren Lebensläufe nicht geradlinig verliefen.

«Graue Erbsenzähler»

Auch Schwegler musste in ihrem Leben schon einige Umwege gehen. Umwege, die sie zu ihrer wahren Berufung führten. «Das Schreiben ist die einzige Konstante in meinem Leben», sagt die Autorin, die in einem Handwerkerhaushalt im Thurgauer Dorf Istighofen aufgewachsen ist. Während ihrer Kantonsschulzeit schrieb sie Artikel für die Thurgauer Zeitung. Im Laufe des Volkswirtschaftsstudiums in Konstanz interviewte sie die Thurgauer Rechtsanwältin Ruth Bommer. «Ich stellte mir Juristen bis dahin als graue Erbsenzähler vor. Und auf einmal hatte ich eine faszinierende Rechtsanwältin vor mir, die Jeans trug, in einer Rockband spielte und einen Klienten im Gefängnis besuchte.» Das hat Schwegler dazu bewogen, auf ein Jurastudium umzusatteln.

Doch den Glauben an den Rechtsstaat verlor sie früh. Als Gerichtsberichterstatterin musste sie unter anderem auch über Sexualdelikte berichten. «In allen Fällen wurde der Beschuldigte freigesprochen – in dubio pro reo.» Es folgte der Sprung vom regionalen zum nationalen Journalismus: Als Redaktorin arbeitete sie bei der Schweizerischen Depeschenagentur in Bern, beim juristischen Fachmagazin plädoyer und bei der Kirchenzeitung reformiert. Seit 2011 ist die Autorin und Texterin freischaffend unterwegs. In einer existenziellen Krise hatte sie sich für die Selbstständigkeit entschieden. «Manchmal muss uns Gott eben einen Tritt in den Hintern geben», sagt die 54-Jährige schmunzelnd. So entstand ihr erster Porträtband «Traum Alp», der 2013 auf der Schweizer Sachbuch-Bestsellerliste landete. «Die Selbstständigkeit ist eine Schulung im Gottvertrauen.»

Von Wildpflanzen lernen

Vor einigen Jahren hat Schwegler das «Wildpflanzenfieber» gepackt. Alles begann mit einem Vortrag des Ethnobotanikers Wolf-Dieter Storl, an dem ihr die Sitznachbarin auch noch von der Kräuterakademie in Salez vorschwärmte. Alsbald meldete sie sich für den dortigen Lehrgang an. Die Autorin erinnert sich, wie überrascht sie war, als sie zum ersten Mal erlebte, wie jemand Löwenzahn direkt von der Wiese ass – heute ist sie selbst eine passionierte Wildpflanzensammlerin. «Die Wildpflanzen sind vollkommen mit Gott verbunden, sie haben kein Ego wie wir Menschen. Und sie verfügen über ein ungeheures Überlebenswissen. Herrschen schlechte Bedingungen, können sie jahre-, im Extremfall jahrhundertelang als Samenkorn in der Erde zuwarten, und wenn die Bedingungen dann gut sind, erwachen sie zu neuem Leben.» Die wilden Grünen zeugten von der Schönheit der Schöpfung, findet Schwegler.

Die Autorin wünscht sich, dass sie mit «Grünkraft» viele Menschen erreicht, «die sich vom ‹Wildpflanzenfieber› anstecken lassen». Und sie hofft, dass sie «den Mut finden, den von der Natur geschenkten üppigen Schatz vor ihrer Haustür zu entdecken». ♦

von Luisa Aeberhard

***

«Grünkraft. Kräuterleute im Porträt» ist seit Juni 2024 in Buchhandlungen erhältlich. Daniela Schwegler gibt ihr Buch, an dem sie zwei Jahre gearbeitet hat, erstmals als Verlegerin in ihrem neu gegründeten WörterglückVerlag heraus, in Co-Produktion mit dem AS-Verlag. Der Band kann auch auf der Website der Autorin bestellt werden. Dort ebenfalls bestellbar sind: «Uferlos. Fährleute im Porträt» (2022), «Himmelwärts. Bergführerinnen im Porträt» (2019), «Landluft. Bergbäuerinnen im Porträt» (2017), «Bergfieber. Hüttenwartinnen im Porträt» (2015) und «Traum Alp. Älplerinnen im Porträt» (2013). danielaschwegler.ch

Rezept-Tipp: Wildes Blackenkompott

Der Alpenampfer ist unser wilder Rhabarber. Das Kompott aus diesen Blackenstängeln schmeckt milder und runder als jener des kultivierten Gartenrhabarbers.

30 – 50 Stängel von Alpenblacken, jene mit den breiten Riesenblättern, zwischen Juni und August erntenDie Blackenstängel grosszügig schälen. In kleine Stücklein schneiden.
Zitronensaft, frisch oder aus der PlastikzitroneMit Zitronensaft beträufeln.
5 – 10 EL WasserMit Wasser und Zitronensaft aufkochen, 10 Minuten köcheln lassen.
Rohzucker oder Melasse, notfalls BienenhonigMit Zucker abschmecken, nach Belieben mit dem Stabmixer pürieren.

Das Kompott lässt sich auch einfrieren oder frisch-heiss in Schraubdeckelgläser abfüllen. Früchtetiramisu mit Himbeeren oder Erdbeeren kann auch sehr gut mit Blacken- statt Rhabarberkompott hergestellt werden. Ausserdem eignet sich Blackenkompott mit Löffelbiskuits oder Zwieback und Vanillepudding sehr gut für die Götterspeise. (Rezept von Gisula Tscharner in «Grünkraft. Kräuterleute im Porträt»)


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Energie erhöhen – Unsere neue Welt manifestieren

Publireportage

Wir durchleben gerade eine höchst spannende Zeit, in der sich vieles rasant verändert und in der sich die Schwingung der Erde erhöht. Viele Menschen spüren das und möchten den Prozess bewusst erleben, unterstützen und auch für sich nutzen. Wertvolle Werkzeuge hierfür können die Produkte der Firma Ambition AG sein.

Da ist zum einen der TOWER®, eine Skulptur, die nicht nur schön anzusehen ist, sondern aus speziell ausgewählten Materialien erschaffen, mit Halbedelsteinen des Tals der bosnischen Pyramiden gefüllt und anschliessend energetisiert wird. «Der TOWER® hat als Artefakt ein eigenes Bewusstsein, man sollte ihm einen Namen geben und kann mit ihm kommunizieren», führt Gregor von Drabich, Gründer und Verwaltungsrat der Ambition AG aus. «Unsere TOWER® sind untereinander verbunden und bilden ein Energienetz, welches wir Menschen nutzen können. Die TOWER® erhöhen unsere Energie, harmonisieren Elektrosmog, inklusive 5G, und unterstützen uns bei der Manifestation unserer Wünsche. Man kann ihnen Aufträge erteilen – geistig oder indem man seinen Wunsch auf einen Zettel schreibt und unter den TOWER® legt. Die TOWER® wirken auch, wenn man nicht an sie glaubt oder nichts von ihrer Existenz weiss. So wurden schon verlorene Pakete gefunden, technische Probleme gelöst, Gesundheitswünsche erfüllt, sowie Geld, Partner und Wohnungen manifestiert. Die TOWER® arbeiten mit unserem Bewusstsein und unserem Seelenplan und harmonisieren auch die Beziehungen in der Familie.» Die grösseren TOWER® können mehrere Aufträge parallel ausführen, während die kleinen TOWER®-Amulette jeweils einen Auftrag aufs Mal erfüllen können. Erfahrungsberichte können Sie unter mail@ambition.ch anfordern.

Gregor von Drabich hat sich nicht nur intensiv mit der Harmonisierung von Elektrosmog auseinandergesetzt, sondern auch mit der Belebung von Wasser. Seine Firma bietet seit Jahren eine breite Palette von Produkten in diesen beiden Bereichen an, die seit Kurzem von einem revolutionären neuen Gerät ergänzt wird, das nicht nur Wasser energetisiert und es damit hexagonal macht, sondern uns bei der Selbstheilung und der Schwingungserhöhung unserer Körper unterstützen kann: Der teslaLife® ist einerseits mit einem TOWER®-Sticker ausgestattet und verbindet sich so mit dem gesamten TOWER®-Netzwerk; des Weiteren nutzt er die Frequenz von 150 MHz, welche die Mitochondrien und somit die Zellen stärkt; als dritte Energie ist ein Rosenquarz integriert, der die Heilschwingung der Erde von 350 Hertz verkörpert und das Herz öffnet; und viertens ist das Gerät mit der Orgonenergie (siehe die Forschungen von Wilhelm Reich) aufgeladen, die bereits seit einem Jahrhundert sehr erfolgreich eingesetzt wird. Der teslaLife® lässt sich stufenweise vom feinstofflichen bis zum grobstofflichen Bereich einstellen, um den Heilungsprozess auf allen Ebenen zu unterstützen. Er wird von vielen Therapeuten genutzt und auch im Profisport eingesetzt, wo er Sportlern zu einer schnelleren Regeneration und bei Sportverletzungen helfen kann. Fordern Sie Erfahrungsberichte unter mail@ambition.ch an.

Die Schwingungserhöhung der Erde gebe uns die Möglichkeit, unsere Welt neu zu erschaffen, so Gregor von Drabich. Die Werkzeuge, die er zur Verfügung stellt, sollen den Menschen helfen, in ihre Kraft zu kommen, unsere Gebrechen zu heilen und uns selbst zu ermächtigen.

«DIE FREIEN»-Leser erhalten einen Willkommensgutschein von 10 Prozent auf alle TOWER®-Produkte – einfach «frei10» als Gutscheincode eingeben!
ambition.life


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

«Bitcoin bedeutet finanzielle Souveränität»

Der Berner EDU-Grossrat Samuel Kullmann ist überzeugter Anhänger der Kryptowährung Bitcoin. Er gehört zu den wenigen Politikern in der Schweiz, welche dieses Thema in die öffentliche Debatte einbringen.

Samuel Kullmanns Einstellung zum Bitcoin kontrastiert das Bild, welches die Mainstreammedien von der Kryptowährung zeichnen. Ihre Vorwürfe lauten meist gleich: Bitcoin sei wegen der Kursausschläge bloss Spekulationsobjekt, werde wegen der Anonymität zur Finanzierung krimineller Aktivitäten missbraucht, und sei letztlich durch keinen realen Wert gedeckt. Kullmann widerspricht, für ihn ist der Bitcoin «ein grosser Durchbruch.» Seit fast zehn Jahren beschäftigt er sich genauer mit dem Finanzsystem. Es begann im Januar 2015, als die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro aufhob: «Dies führte zu extremen Kursschwankungen. Da fragte ich mich: Was passiert da genau?» Die SNB habe das nur gemacht, weil die Europäische Zentralbank (EZB) begann, für 60 Milliarden Euro monatlich Staatsanleihen zu kaufen. «Das klang ungesund.» Kullmann kam zum Schluss, dass es besser ist, unabhängiger von den Banken zu werden, denn die systemische Instabilität sei gross: Seit der Finanzkrise 2008 hätten allein westliche Grossbanken Strafzahlungen in der Höhe von 400 Milliarden Dollar leisten müssen.

Kullmann, der sich auch mit Gold und Silber auseinandergesetzt hat, weil sich damit Ersparnisse aus dem Bankensystem herausnehmen liessen, erwarb seinen ersten Bitcoin Ende 2016 – «für ungefähr 800 Franken». Mit der Lektüre von «Der Bitcoin-Standard» des Wirtschaftswissenschaftlers Saifedean Ammous habe er sein Verständnis für die Kryptowährung vertieft. Im April 2024 hat der 37-Jährige ein eigenes Buch zum Thema herausgegeben.

Unsicheres Fiatgeld

Das Hauptproblem im gegenwärtigen Finanzsystem laut Kullmann: Geld werde per staatliches Dekret zu Geld, «das aber durch nichts mehr gedeckt ist, wie es beim Goldstandard noch war. Durch Druck von Banknoten und Münzprägung gibt die SNB neues Fiatgeld heraus. Das entspricht aber weniger als zehn Prozent der Geldmenge.» Der Rest existiere nicht physisch, sondern entstehe durch Verschuldung. «Wenn sich Private, Unternehmen oder Staaten verschulden, schaffen Geschäftsbanken aus dem Nichts neues Geld, Buchgeld genannt.» So sei in den vergangenen 40 Jahren die Geldmenge des Frankens im Durchschnitt zwischen vier und fünf Prozent jährlich gewachsen. «Dieser Wert geht zulasten der Kaufkraft. Die meisten Leute wissen das nicht», sagt Kullmann. …

von Armin Stalder

***

Weitere Infos zu Samuel Kullmanns Bitcoin-Engagement: kullmann-services.ch


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 13. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Das Bewusstsein braucht die Augen nicht, um zu sehen

Mit ihrem Praxisseminar «Sehen ohne Augen» bieten Evelyn Ohly und Axel Kimmel ein ganzheitliches Training für Gehirn und Geist an – eine aussergewöhnliche Bereicherung, die vor Augen führt, wie viel verborgenes Potenzial in jedem von uns steckt.

Seit 2014 haben Evelyn Ohly und Axel Kimmel aus Pforzheim über 3000 Teilnehmern beigebracht, mit abgedeckten oder geschlossenen Augen visuell wahrzunehmen. Die beiden liessen sich am Centre of Informational Perception zum Coach ausbilden, nachdem ihre beiden Kinder an einem «Sehen ohne Augen»-Seminar teilgenommen hatten, das ihre Erwartungen weit übertraf: Beide Kinder blühten auf, lösten Blockaden in der Schule, gewannen an Selbstvertrauen und zeigten eine gestärkte Persönlichkeit. Beeindruckt von diesem Entwicklungssprung beschlossen die Eltern, diese Technik ebenfalls zu erlernen und als Trainer Kindern wie Erwachsenen beizubringen, wie sie dieses Potenzial ausschöpfen. Was Kinder ohne nachzudenken mit spielerischer Leichtigkeit und Spass binnen einem Tag erlernen, verlangt von Teenagern und Erwachsenen fünf intensive Tage Geduld, Achtsamkeit und Mut, um sich auf diese Bewusstseinserweiterung einzulassen. Im März 2024 nahm ich in Frankfurt an einem ihrer Praxisseminare teil. Es waren fünf anstrengende und lehrreiche Tage voller Herzlichkeit, Offenheit und Wunder.

«Ich kann»

Der Kurs begann mit dem Auspacken und Anprobieren der fabrikneuen «Mindfold»-Masken, einer Art lichtdichter Skibrille, unter der man die Augen geöffnet lassen kann. Nachdem sich alle Teilnehmer davon überzeugen konnten, dass es in der Maske stockdunkel ist, demonstrierte die mittlerweile erwachsene Tochter Lara eindrucksvoll ihre Fähigkeiten: Schnell und mühelos konnte sie durch diese Maske jeden privaten Gegenstand detailliert benennen, der von den Teilnehmern hochgehalten wurde, bis hin zu der Aufschrift auf einem Schlüsselband. Diese Vorführung liess uns begreifen und akzeptieren, dass es tatsächlich möglich ist, die Umgebung ohne Augen klar wahrnehmen zu können. Auf ihrem YouTube-Kanal Sehen ohne Augen hatte ich bereits zahlreiche Erfahrungsberichte angesehen, die beweisen, dass es funktioniert – Geübte erkennen ihr Umfeld mit allen Arten von Augenbinden und auch mit Watte und Tape verklebten Augen, sogar durch Türen und Wände hindurch!

Evelyn Ohly und Axel Kimmel verzichten bewusst darauf, theoretisch zu erklären, wie das «Dritte Auge» und die lichtempfindliche Zirbeldrüse funktionieren, denn dies ist nicht vollständig erforscht. Man weiss durch Nahtoderfahrungen, dass die Betroffenen sich und ihre Umgebung sogar von aussen sehen konnten. Neurowissenschaft und Quantenphysik liefern Antworten jenseits der bekannten physiologischen und physikalischen Gesetze, aber wichtig ist hier nur, dass es in der Praxis funktioniert, und dass wir bereit sind, ohne Zweifel und Vorurteile einen uns bisher unbekannten Wahrnehmungskanal nutzen zu lernen.

von Verena Brachtel

***

Verena Brachtel ist ehemalige Pilotin. Sie setzt sich als Netzwerkerin, Organisatorin und Moderatorin für Freiheit, Wahrheit und Frieden ein und ist aktiv bei den Freiheitstrychlern.

***

Evelyn Ohly und Axel Kimmel bieten ihre 5-Tages-Kurse an verschiedenen Orten in Deutschland, Österreich und der Schweiz an, auch für Blinde und Sehbehinderte, auf Deutsch und Englisch. Vom 19. bis 23. August 2024 findet ein Seminar in Basel beim Basler Verein PSI statt. CHF 1325.- (für Mitglieder CHF 1200.-); inklusive Maske, Getränke und Snacks. 1-Tages- Kurs für Kinder: CHF 325.-. Weitere Seminaroptionen: sehen-ohne-augen.de

Buchtipp: «Sehen ohne Augen – das Praxishandbuch», 2021, 252 Seiten, Books on Demand.


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 13. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Wie entsteht Ethik?

Als ich Klaus Schwabs Buch zur Agenda 2030 las, kam es mir vor, dass da ein guter Mensch die Welt retten will – mithilfe der Wirtschaft, aber ganz ohne die Mitwirkung der betroffenen Menschen. Je weniger Überbevölkerung, desto einfacher wird es. Zudem sollen sie arm werden und glücklich. Und: Die Lösung der Probleme kommt von aussen.

Als Künstler und Vater weiss ich, dass alle von aussen her erzwungenen Lösungen und Veränderungen auf die Dauer nicht taugen. Wenn der Mensch nicht von innen her motiviert, inspiriert wird, ist jede Änderung aufgesetzt und meist nur eine andere Variante des Irrtums. Wie kann der Mensch aber in dieser Zeit der grossen Herausforderungen sich so verändern, dass er aus sich heraus der Welt als Freund statt als Räuber, als Partner statt als Unterwerfer begegnet? Diese Frage ist in Schwabs Buch ausgeklammert.

Radikal geteilte Lebendigkeit

Genau diese Frage hat uns dazu bewogen, einen Ort der Begegnung zu schaffen, an dem andere als nur wirtschaftliche Lösungsansätze reflektiert werden. 2020 gründeten wir das World Ethic Forum, mit dem Anspruch, eine Forschungsreise zu unternehmen mit Menschen, die an einer Kultur radikal geteilter Lebendigkeit mitdenken und mitarbeiten. Radikal bedeutet: an die Wurzel gehend. Lebendigkeit bedeutet Subjektivität. Jedes Wesen auf dieser Erde ist ein Subjekt, das sich mitteilen kann und dem wir in der unendlichen Bezogenheit alles Seienden eine ihm gemässe Rolle zuerkennen. Geteilt bedeutet, dass die Bezogenheit aller Subjekte zueinander in einem Verhältnis des gleichwertigen Austauschs gewürdigt wird.

Staunen heisst Erwachen am anderen

Eine Kultur radikal geteilter Lebendigkeit entsteht aus dem Staunen. Dazu folgendes Bild: Stellen Sie sich ein Seeufer an einem Wald vor, darüber der Himmel. Allein dies würde schon genügen, um Lebendigkeit zu teilen. Wir atmen die Luft, 70 Prozent unseres Körpers besteht aus Wasser, wir stehen auf der Erde. Diese aber zeigt sich noch viel unmittelbarer: Plötzlich springt ein Fisch aus dem Wasser, schnappt nach einer Mücke und fällt zurück ins Wasser, worauf sich Wellenringe in Richtung des Ufers bewegen. Dieses Geschehen kann man als Ereignis verstehen. «Ereignis» kommt aus dem althochdeutschen «er-äugen» und bedeutet so viel wie: sich vor Augen stellen und gesehen werden. In dem Bild des Sees ist das Ereignis das Sichtbarwerden dessen, was unter dem Wasser als das bisher Unsichtbare uns vor die Augen tritt. Das Offenbarwerden eines Geheimnisses, das wir im Staunen wahrnehmen. Durch den Moment der Überraschung reagieren wir unwillkürlich im Staunen auf das als lebendig Erfahrene. Wir reagieren, ohne unseren Verstand einzuschalten in radikaler Offenheit und finden so die Chance, am sich Ereignen des Andern aufzuwachen.

Im Staunen nehmen wir den Andern, das Andere mit all unseren Sinnen und Gefühlen wahr, so dass es uns auch im Körper trifft: Wir atmen ein, gleichzeitig öffnen wir die Arme und neigen uns nach vorne, weil wir teilhaben möchten an dem, was sich ereignet. Die Begegnung mit dem Geheimnis, das sich uns zeigt, ist der Anfang einer Beziehung, die uns zu Teilhabern an der Lebendigkeit des Seins macht. Das Staunen führt uns dazu, dass wir das, was uns als Geheimnis offenbart wird, bewundern oder lieben lernen.

Im Englischen «it happens» (es geschieht) hat das «hap» eine onomatopoetische Dimension: Wenn etwas sich ereignet (happens) schnappen wir es auf, wie der Fisch sich die Mücke oder der Hund einen Happen schnappt. Etwas happt uns und wir happen es. Das Ereignis, das zum Staunen führt, macht uns neugierig, was denn sonst noch alles im See sein könnte, welche Lebendigkeit sich uns noch zeigen könnte. Diese Neugierde ist die Voraussetzung, dass wir überhaupt erfahren können, was hier als Ereignis beschrieben ist. Auf Schweizerdeutsch heisst Neugierde «Gwunder», es drückt aus, dass uns jederzeit ein Wunder zustossen kann. Dieser Dreiklang Gwunder–Ereignis–Staunen bringt uns in Beziehung und ruft in uns die Liebe wach. Das ist der Beginn einer intrinsischen Ethik. Denn wie könnten wir mit Füssen treten, was uns aufgeweckt, was uns in Beziehung gebracht hat?

Ethik als Prozess

Maximen, Gebote und Verbote sind Wegmarken, um das völlige Überborden der Gier und Gewinnmaximierung mit dem Gesetz, mit der Moral, mit der Gerichtsbarkeit der dritten Gewalt flankieren zu können. Das war in der Vergangenheit so und wird es auch in der Zukunft sein. Zu einem neuen Weltbild aber taugen sie nur beschränkt. Nur aus Furcht vor Strafe kann es keine Ethik geben, die in einer Krisenzeit wie der unseren Leitfaden und Leuchtturm wird.

Was Sinn und Ethik stiftet, ist das Erlebnis. Eine der Quellen ethischen Erkennens und Handelns ist eben das Staunen, das uns aufgeweckt hat und zu einer Haltung der Offenheit gegenüber allen Wesen dieser Welt führen kann. Diese Offenheit kann die Liebe ans Licht bringen. Und Liebe ist die Grundlage für Schönheit, das Gute, Mitte und Mass. Während die goldene Regel Kants – «Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde!» – etwas Berechnendes hat, eine Art Selbstüberlistung im Pflichtfach, ist eine Prozessethik, die auf die innere Kraft des Menschen baut, lustvoll und abenteuerlich zugleich, weil sie immer wieder neu vom Staunen ins Aufwachen, vom Aufwachen zur Beziehung führt. Beziehung und mehr an Lebendigkeit wahrzunehmen und zu verursachen, hat hingegen nichts mit einer verkopften Maxime zu tun, auch nicht mit einem Rezept, mit dem das Böse ausgeschaltet werden soll.

Das Ereignis des Bösen

Der Mensch ist auf dem Weg, zu werden, was er ist. Dies kann er nur in der Gemeinschaft und mit Verlaub des eigenen Schattens. Im Goetheanum in Dornach steht eine Statue des Menschen, der unten von einer dämonischen, gewalttätigen, verdumpfenden Gestalt flankiert wird, oben von einem Lichtwesen, das ihm einflüstert, unsterblich, unbesiegbar und unfehlbar zu sein. Gewalt und Verdumpfung, Verlust der geistigen Dimension einerseits, ideologische Verblendung durch Verlust der Wirklichkeit und Arroganz andererseits sind die Kräfte und Merkmale, gegenüber denen sich der Mensch zu Mitte und Mass hin zentrieren muss, um wirklich Mensch zu werden. Dabei werden die dämonischen Kräfte nicht abgelehnt, sondern als Teil der menschlichen Bedingtheit gleichsam als notwendig betrachtet. Eine prozesshafte Ethik ignoriert nicht das Böse, sie betrügt sich nicht selbst mit einer Gutmenschen-Romantik. Immer aber steht der vielschichtige Dialog im Vordergrund, auch mit dem vermeintlich oder effektiv Bösen. Denn auch das Erschrecken über das Offenbarwerden der Schattenkräfte ist Teil der Menschwerdung und des Wahrnehmens und Aufwachens am Andern. Der Weltenhumor dient uns, dieses Erkennen hygienisch zu begleiten.

Das World Ethic Forum – ein Versuchslabor

Ethik hat verschiedene Quellen. Bei noch nicht völlig zerstörten Stämmen und Ethnien mit zusammenhängender Tradition betrachten die Menschen values, Werte, als eine solche Quelle. Dass die Wichtigkeit der Familie oder der Gemeinschaft über den Eigeninteressen der Individuen steht, ist ein Beispiel. Aus dieser Wichtigkeit heraus erwachsen die Maximen des Umgangs. Sie werden etwa Ubuntu oder Ho’oponopono genannt, die Beziehung zu den Ahnen und zu den geistigen Wesen der Erde. Sie sind vielfältig und die daraus erwachsenden Versöhnungsinstrumente und Leitrituale höchst unterschiedlich. Die Kultur der geteilten Lebendigkeit hat keine ausschliessende Leitnorm. Sie ist offen zu lernen, auszutauschen und im Gespräch an und mit den Andern zu staunen und aufzuwachen.
Das World Ethic Forum ist ein Versuchslabor, um über all dies nachzudenken. Jedes Jahr treffen sich Menschen aus aller Welt, die eine Kultur der radikal geteilten Lebendigkeit praktisch zu verwirklichen suchen. Sie heissen firekeeper, kommen aus allen Bereichen der Gesellschaft und beraten sich über die Frage, wie diese Kultur getragen und in der Erziehung, in der Wirtschaft oder in der Landwirtschaft umgesetzt werden kann. Dabei sind auch Entkolonialisierung, Generationendialog und sorgsamer Umgang mit den Wesen dieser Erde Themen, die gemeinsam reflektiert und erlebt werden. Vom 30. August bis am 1. September 2024 in Pontresina im Engadin ist es wieder so weit: Wir laden alle ein, die sich mit der Frage auseinandersetzen möchten, was eine Kultur radikal geteilter Lebendigkeit für sie und die Welt bedeuten könnte.

von Linard Bardill

***

Infos und Anmeldung: WorldEthicForum.com

Linard Bardill ist Liedermacher, Autor und Geschichtenerzähler und zählt zu den erfolgreichsten Persönlichkeiten der Schweizer Kleinkunst- und Kindermusikszene. Er steht seit fast 40 Jahren auf der Bühne, in dieser Zeit sind über 100 Musikalben, Theaterstücke, Bühnenprogramme, Gedichtbände, Romane oder Kinderbücher entstanden.
bardill.ch


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.