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UFOs – Eine unerwünschte Wahrheit?

Interview mit Frank J. Schäpel

«Brennende Kreise», «grünlich schimmernde Schiffe» oder ein «goldener Globus aus Feuer»: Menschen haben schon immer Dinge am Himmel gesehen, die sie sich nicht erklären konnten – bis jetzt? Der Künstler und UFO-Forscher Frank J. Schäpel erklärt, warum die Zeiten des «Nicht-Wissens» vorbei sind und welche Rolle das UFO-Phänomen in der Politik in naher Zukunft spielen könnte.

«DIE FREIEN»: Lieber Frank, wie kommst du dazu, UFOs und Ausserirdische zu malen und damit das Unerklärliche des Kosmos und seine paranormalen Erscheinungen zum Gegenstand deiner Kunst zu machen?

Frank J. Schäpel: Es schien mir ein gutes Thema, das sehr viel an akademischem Wissen – dem Weltbild, von dem man für gewöhnlich ausgeht – infrage stellt. Es reizt mich, ein Tabu zu brechen, eine Realität aufzugreifen, die allem Anschein nach existiert, aber vollkommen ignoriert wird. Das fand ich spannend, weil es auch eine Chance ist, weiterzukommen mit dem Verständnis von der Welt.

Ab wann hast du angefangen, UFO-Phänomene als wirklich anzuerkennen?

FS: Da war zum einen einfach die Häufung der Fälle. Es ist schon so, dass jeder einzelne Fall kritisch betrachtet werden muss und auch viele Fälle in dem Sinne fragwürdig bleiben, dass sie nicht beweisbar sind, weil die Zeugenaussagen nicht komplett überprüft werden können. Aber wenn man Zehntausende solcher Aussagen hat, die gemeinsame Motive, Handlungsabläufe und Phänomene wie Gravitationsanomalien aufweisen, dann gibt es ab einem bestimmten Punkt keinen Grund mehr, die Existenz des UFO-Phänomens generell anzuzweifeln. Gleichzeitig ist da die Qualität der technischen Daten, wie Radaraufnahmen oder Untersuchungen von Bodenproben von UFO-Landestellen. Diese harten Daten sind grösstenteils so gut dokumentiert, dass viele Wissenschaftler sie unbedingt akzeptieren würden, wenn es sich um ein gewöhnliches, anerkanntes Phänomen handeln würde statt um das tabuisierte UFO-Phänomen …

von Lilly Gebert

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Frank J. Schäpel ist bildender Künstler. Er war Schüler des international bekannten Malers und Bildhauers Georg Baselitz und arbeitet in Berlin.


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Die vierte Gewalt und wir

Im Gespräch mit Christian Oesch

Der Verein WIR hat eine ehrgeizige Aufklärungs- und Protestkampagne gestartet. Im Rahmen seines «Medienboykotts» wurden zahlreiche Medienverantwortliche wegen «organisierter Kriminalität» strafrechtlich angezeigt. Wir sprachen mit WIR-Präsident Christian Oesch über das Versagen der vierten Gewalt und sein Vertrauen in die «kritische Masse».

«DIE FREIEN»: Herr Oesch, im Juni hat der Verein WIR den «Medienboykott» lanciert: Sie haben Tausende von Medienschaffenden angeschrieben und ihnen vorgeworfen, bei allen grossen Themen Manipulation zu betreiben. Sie verweisen sie auf ihre journalistischen Pflichten und fordern eine transparente, ausgewogene, wahrheitsgetreue Berichterstattung. Wie haben die Adressaten reagiert?

Christian Oesch: Wir haben zuerst mit einem rechtlichen Hinweis den Schweizer Presserat angeschrieben, die Geschäftsführerin schrieb uns formell zurück, ohne inhaltlich auf uns einzugehen. Wir hatten in den ersten 24 Stunden ein paar Medienleute und Politiker, die reagierten, aber seither absolute Ruhe, kein Ton mehr. Ich gehe davon aus, dass ein internes Memo durch die Medienlandschaft ging, das dazu auffordert, nur ja nicht über uns zu berichten.

Ausser der «Weltwoche» hat kein etabliertes Medium die Kampagne erwähnt. Wird der Medienboykott von den Medien boykottiert?

CO: Es sieht so aus. (lacht) Aber uns geht es zuallererst darum, die Medienschaffenden über ihre Pflichten und Rechte aufzuklären und aufzuzeigen, dass sie von ihren eigenen Richtlinien völlig abgekommen sind. Viele, die in den Medien aktiv sind, wissen da offenbar gar nicht Bescheid und werden durch uns vielleicht zum ersten Mal überhaupt auf den Journalistenkodex aufmerksam gemacht. Andererseits machen wir es für die Bürger, damit sie besser verstehen, was die Richtlinien der vierten Gewalt wären. Es ist Aufklärungsarbeit mit Lösungsvorschlägen.

Welche nützlichen Informationen können Sie denen vermitteln, die sich ohnehin schon von verdrossen von den Massenmedien abgewendet haben?

CO: Für viele Medienverdrossene ist es psychologische Kriegsführung, für ihr eigenes Manipuliertwerden durch Zwangsabgaben und Steuern auch noch bezahlen zu müssen. Es verursacht geradezu einen psychologischen Schmerz. Wir geben allen die Informationen an die Hand, die sie brauchen, wenn sie sich wehren wollen. Wir sagen nicht: Zahlt eure Serafe-Rechnung nicht mehr. Aber wer unsere rechtlichen Hinweise liest, ist bestens informiert. Es ist Wissen, das schützt, und hilft, sich vorzubereiten. Das motiviert die Menschen, hinzustehen und Forderungen zu stellen.

Sie haben 50 Verwaltungsräte und Geschäftsleitende des Medienhauses SRG und der Serafe, die Erhebungsstelle für die Radio- und TV-Gebühren, angezeigt, weil sie bezüglich Corona Zensur betrieben haben. Sie werfen ihnen «organisierte Kriminalität» vor.

CO: Ohne korrupte Staatsmedien und ihre Psychological Operations (PsyOps) hätten wir nie diese Plandemie gehabt, alles wäre normal geblieben. Die Medien sind die Haupttäter. Sie sind mitverantwortlich, dass Menschen in die Gen-Spritzen getrieben wurden und daran gestorben sind oder schwere gesundheitliche Schäden davontragen. Die SRG-Verantwortlichen haben mit ihrer Dauerpropaganda gegen mehrere Artikel der Bundesverfassung und des Strafgesetzbuchs verstossen. Was Serafe betrifft, ist die Schweizer Bevölkerung nie einen Vertrag mit ihnen eingegangen. Somit fehlt jede rechtliche Grundlage, um diese Gebühr überhaupt erheben zu können.

In den «rechtlichen Hinweisen» an die Medienschaffenden werfen Sie den Medien vor, eine PsyOps zu betreiben und argumentieren mit den Machenschaften von Bill Gates, der WHO, mit NATO-Propaganda und der Transgender-Agenda – ist das nicht ein sehr steiler Einstieg? Die Menschen in der Bewegung sind mit diesen Themen vertraut, aber der durchschnittliche Medienkonsument erkennt doch hier nur wieder die Schlagwörter der «rechten Verschwörungstheoretiker».

CO: Sie haben recht. Wir haben viele verschiedene Ebenen des Vorwissens. Es braucht zwar sehr wenig Eigenrecherche, um herauszufinden, dass wir schon im Ersten und Zweiten Weltkrieg unter einer PsyOps standen, das ist einfach Fakt. Aber unsere Strategie ist nicht, die Mehrheit zu erfassen, sondern diese 15 bis 20 Prozent zu erreichen, die absolut die Nase voll haben, und diejenigen, die für die Covid-Referenden abgestimmt haben. Wir haben keine Zeit mehr, um den heissen Brei herumzureden, sondern wollen allen, die jetzt nach einer Lösung für ihre Situation suchen, Werkzeuge an die Hand geben. Wir machen das nicht für diejenigen, die noch schlafen und weiterhin schlafen möchten, sondern für die Leute in der Bewegung. Auch viele «Aufgewachte» sind langsam wieder am Einschlafen, denn es geht uns ja fast ein bisschen zu gut im Moment, kein Lockdown, keine Maske – aber die Zeit, wo das wieder kommt, ist sehr nahe. Darum laden wir auch alle Organisationen der Bewegung dazu ein, sich dem Medienboykott anzuschliessen.

Muss man nicht die breite Masse mobilisieren, um ein Umdenken bei den etablierten Medien bewirken zu können?

CO: Wir brauchen nicht die Mehrheit. Wenn wir auch nur zehn Prozent haben, können wir schon die ganze Sache auf den Kopf stellen. Man kennt das aus dem Militär: Bei den Spezialeinheiten hat man lieber eine kleine, schlagkräftige Gruppe, mit der kann man einen Feind schlagen, der zehnmal grösser ist als man selbst. Aber wenn wir jetzt wirklich noch etwas erreichen wollen in der Schweiz, müssen wir uns zusammenschliessen und dürfen uns nicht verzetteln, wie gewisse Leute, die jetzt zu politisieren anfangen und gegeneinander schiessen wegen einer Nationalratskandidatur. Jetzt, nach der Plandemie ins Politwesen hinein? Das verstehe ich nicht. Mit der wenigen Zeit, die uns noch übrig bleibt, ist politisch nichts mehr zu retten, das hätte man vielleicht vor 2019 noch versuchen können. Es wird in den nächsten Jahren darum gehen, der Schweiz einen Beitritt in die EU und in die NATO zu ersparen und die neue Weltordnung abzuwenden. Die Zeit des Herumplauderns haben wir hinter uns. Ich bin zwar noch in vier Initiativkomitees tätig, aber ich weiss heute, dass wir keine Chance haben, politisch überhaupt noch etwas zu erreichen. Darum setze ich mit Vollgas auf Guerilla-Konzepte.

Leben wir in einer Demokratieillusion?

CO: Ich meine, dass es auf Gemeindeebene immer noch relativ demokratisch abläuft, aber auch nur dort, wo die Bürger noch nicht völlig aufgegeben haben. Aber auf nationaler Ebene – vergiss es! Und es ist eben so: Demokratie heisst, die Mehrheit befiehlt dir, wie du zu leben hast, auch wenn sie total falsch liegt. In einer richtigen Republik dürften neue Gesetze nie im Widerspruch zu meinen individuellen Rechten stehen. Mit einer Demokratie kann man uns diese Rechte nehmen, und das wird zunehmen in den nächsten Jahren. Aber ich bin nicht bereit, mit der Mehrheit, die falsch unterwegs ist, an die Wand gefahren zu werden und in einem kommunistischen Staat aufzuwachen.

Der Medienboykott soll auch dazu anregen, dass sich mehr Leute fragen: Was hast du eigentlich zu verlieren? Wieso haben wir den ganzen Tag Angst und Panik, dass wir den Job verlieren? Dass die Betreibung oder Pfändung kommt, wenn wir die Serafe-Rechnung nicht bezahlen, und so weiter. Wir sollten langsam begreifen, dass wir alle irgendwann sterben – aber wenn dieser Transhumanismus kommt, dann ist das Leben nicht mehr lebenswert. Schauen wir nach China, dann wissen wir genau, was auf uns zukommt. Wollen wir so ein Leben? Deswegen müssen wir jetzt miteinander hinstehen und sagen: Jetzt ist die Linie überschritten, jetzt bestimmen wir, die Bürger, die Wähler, die Steuerzahler.

Vermehrt wird nun auch über schwere Nebenwirkungen der Covid-Spritze in den Mainstream-Medien berichtet. Wie deuten Sie das?

CO: Wir haben ganz interessante Entwicklungen, gleichzeitig wird immer mehr von «Long Covid» geredet – also die werden immer um den heissen Brei herumreden. Wichtig ist, dass wir das begreifen. Mir geht es darum, dass alle, die aufgewacht sind oder es noch werden wollen, so schnell wie möglich zu den Wahrheiten, zu den Fakten, zu den Quellen kommen. Ich habe über 20 Jahre intensiv über Gesundheitsthemen recherchiert und geforscht, um zu dem Wissen zu kommen, das ich jetzt vermittle. Niemand sollte sich jetzt noch jahrelang mit Recherche herumschlagen müssen, dafür reicht die Zeit nicht mehr.

Der Startschuss des Medienboykotts ist gefallen. Wie geht es weiter, was sind die nächsten Schritte?

CO: Wir haben bisher zwei Phasen umgesetzt: Zuerst die Lancierung des Boykotts, wo wir den Schweizer Presserat mit dem rechtlichen Hinweis über die Pflichten im Journalismus konfrontiert haben. Zweitens die Strafanzeige gegen alle Geschäftsführer und Verwaltungsratsmitglieder von SRG und Serafe. In einem dritten Schritt zeigen wir alternativen Vereinen und neuen Medien auf, welche Vorteile sie haben, wenn sie bei uns mitmachen. Wir werden Allianzen schmieden in der Schweiz, in Deutschland und Österreich, es wird Kundgebungen, öffentliche Debatten und virale Aktionen geben. Das wird auch mit viel Spass verbunden sein, zum Beispiel TV-Weitstoss – da geht es darum, den Fernseher zu entsorgen und zu schauen, wer ihn am weitesten wirft. Wir wollen dazu beitragen, dass die Leute ihre Abos bei der «NZZ» und beim «Tages-Anzeiger» künden und ihr Geld stattdessen in die neuen Medien investieren. Und wir wollen bewirken, dass die KMUs aufhören, bei den Leitmedien Werbung zu machen und stattdessen uns unterstützen. Denn die KMUs werden in den nächsten fünf Jahren alle bankrottgehen, wenn sie jetzt nicht aufwachen – aber dann werden sie selber schuld sein, da soll dann kein Einziger heulen.

Wenn die Leute merken, dass es immer mehr solche wie uns gibt, die hinstehen, Rückendeckung geben und zeigen, dass wir nichts zu verlieren, nur noch zu gewinnen haben, dann wird sie das motivieren. Jetzt ist das Zeitfenster, in dem wir uns noch bewegen können. Wir mit unserer Lebenserfahrung müssen das machen. Die Politiker werden das nicht tun, sie werden sich gegen uns wenden, das haben sie schon bewiesen.

In Ihrem «rechtlichen Hinweis» argumentieren Sie pedantisch mit Journalistenkodex, Strafgesetzbuch, Bundesverfassung. Ist Ihr Vertrauen in den Rechtsstaat noch dermassen intakt? Wenn die neue Weltordnung so rücksichtslos durchgeboxt wird, werden diese Paragrafen nicht mit einem Streich weggewischt?

CO: Eigentlich bräuchten wir ja nicht mehr als die zehn Gebote. Aber jetzt sind wir eben mit diesen Regeln unterwegs, und es ist sehr wichtig, dass wir jeden rechtlichen Schritt tun. Denn jeder Richter, der gegen uns Bürger einen Entscheid fällt, muss wissen, dass er zu seiner Zeit zur Rechenschaft gezogen wird. Wir müssen den Richtern eintrichtern, dass nicht einer von ihnen seine Pension geniessen wird, wenn sie uns im Stich lassen. Und manche kommen jetzt auf unsere Seite, sie nehmen unsere Aufdeckungen, Recherchen, Quellen an und entscheiden gegen das System. Beim Thema 5G, in dem sich der Verein WIR stark engagiert, zeigt sich langsam Wirkung: Gemeinden im Kanton Bern gehen strafrechtlich vor gegen Mobilfunkbetreiber, die illegal Antennen aufgeschaltet haben. Wir haben das aufgedeckt, aber es sind die Gemeinden, die jetzt dagegen vorgehen. Wir beraten sie dabei, bis hin zu Bundesgerichtsfragen. Das bestätigt: Wenn wir intelligent und geduldig vorgehen, alles aufdecken und nicht schon beim ersten Gegenwind aufgeben, können wir etwas erreichen. Und wenn die Staatsanwälte unsere Klagen nicht aufgreifen, werden wir jeden Staatsanwalt ebenfalls persönlich anzeigen. Wir werden uns festbeissen und nicht loslassen.

Können Sie auch schon Erfolge im Bereich der Medienberichterstattung vorweisen?

CO: Das Online-Portal «Relinfo.ch» hatte mich und andere als «Verschwörungstheoretiker» gelistet und wir haben den Herausgeber Georg Schmid nun dazu gebracht, das zu ändern in «Gesellschaftskritiker». «Relinfo» ist die Plattform, die die Medien benutzen, um uns diffamieren zu können. Darum haben wir uns hier auf die Ursache konzentriert, auf ihre Quelle. Nun sind Daniele Ganser, Christian Frei, Armin Schmid und viele mehr erlöst davon, als Verschwörungstheoretiker gelistet zu sein – und das ist erst ein Anfang, wir werden weiter verhandeln, dass die Lügen, die über uns verbreitet werden, verschwinden. Das zeigt doch, dass wir eine Chance haben, mit jemandem, der wirklich vom System her delegiert und Macht über uns hat, auf Augenhöhe reden zu können. Sie sehen, wenn man diszipliniert, geduldig und mit Vertrauen vorgeht und mit Fakten und Quellen die Wahrheit pusht, können Dinge passieren, die man sich fast nicht vorstellen kann. ♦

von Christian Schmid Rodriguez

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Christian Oesch ist Präsident des Schweizerischen Vereins WIR. Zuvor war er international als Geschäftsführer, Betriebsleiter und Berater in der Gesundheitsindustrie tätig.

vereinwir.ch

medienboykott.ch

wirmarktplatz.ch


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Der Ausverkauf ans Silicon Valley

Wenn der Code Ihrer Website an irgendeiner Stelle so aussieht, wie das Titelbild dieses Artikels, dann löschen Sie diesen Code heraus. Es gibt keinen Grund, Google Analytics drin zu lassen, der das aufwiegt, was dieses Tool mit all Ihren Besucherdaten macht. Wenn Sie hingegen auf eine Website stossen, welche diesen Code aufweist, dann verlassen Sie die Website bitte möglichst schnell.

Seit gut 25 Jahren betreibe ich ein Website-Business, und am Anfang waren wir Internetuser frei, wirklich frei. Gesetzgeber entdeckten das Internet erst später, Grosskonzerne hatten das Potenzial noch nicht entdeckt, das Web 2.0 war noch nicht erfunden. Ja, es gab tatsächlich keine Gesetze!

Erst mit der Zeit fingen die Behörden an, Vorschriften zu machen, um Macht auszuüben. Man konnte bei alledem richtig zuschauen, die Vorgänge waren sehr lehrreich. Google erfand seine geniale, durch Links gesteuerte Website-Suche. Das Web 2.0 entstand. In Millionen von Fachmagazinartikeln wurde es weltweit gepusht.

Beim Web 2.0 ging es darum, die frei durchs Internet surfenden User alle unter ein Dach zu bekommen, auf einen Server – sodass sie überwacht werden können. Darum nenne ich es das «asoziale Web». Google begann, nach den Websites die Websitebesucher zu analysieren, mit ähnlichen Methoden.

Der Gipfel ist Google Analytics. Das Gratis-Programm zaubert schöne Grafiken auf den Bildschirm des Website-Betreibers – aber die gleichen Besucherdaten gehen ins Silicon Valley, selbstverständlich. Denn eigentlich ist Google Analytics nicht gratis: Sie verkaufen die Daten Ihrer eigenen Websitebesucher an Google! Das ist der Deal.

Früher hat man sich noch über jeden Besucher gefreut, der auf die eigene Website kam. Heute werden den Besuchern erst die Hosen ausgezogen und die Daten ins Silicon Valley spediert, bevor sie sich die Website anschauen können.

Der Fachmann sieht am Screenshot des Titelbilds, dass Analytics mit JavaScript arbeitet. JavaScript liest von jedem Besucher 50 bis 70 Einzeldaten aus – das sind etwa sieben mal mehr als bei reinem HTML. Ein Beispiel? Ich habe am Computer einen speziellen Bildschirmhintergrund, den nicht jeder hat, und vielleicht drei Browsererweiterungen.

Diese Kombination ist wahrscheinlich auf der Welt einzigartig. Das bedeutet, dass ich schon bei der ersten Begegnung mit Analytics identifiziert bin! Das Programm wird mich immer wieder erkennen, die nächsten Tage, Monate, Jahre. Google sieht über lange Zeiträume hinweg, für welche Websites wir uns interessieren.

Die Websites, die wir besuchen, entsprechen stets Ihren Interessen, oder sagen wir gleich: Sie entsprechen Ihren Gedanken. Damit kommen wir dem Szenario des Gedankenlesens langsam sehr nahe.

Und ja, irgendwo steht zwar, dass Analytics bei der Übermittlung der Daten die IP-Adresse anonymisiert. Die anderen 49 bis 69 Daten, durch die man eindeutig identifiziert werden kann, bleiben jedoch unverändert. Wir haben es in der Tat mit cleverem, durchtriebenem Marketing zu tun.

Damit tut sich eine Reihe neuer Fragen auf: Auf wie vielen Websites von Volksinitiativen ist Google Analytics installiert? Und warum ist das ungut? Die Drittanbieter-Cookies werden ja demnächst aufgehoben. Fallen dann die Cookies von Google Analytics auch weg? Kann man nur mit Cookies die Besucherdaten ins Silicon Valley übermitteln oder haben Fertigwebsites noch mehr Tricks auf Lager?

Diese und andere Fragen kann ich Ihnen auf meinem Blog muinar.ch beantworten. ♦

von Mike S. Krischker

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Mike S. Krischker ist IT-Berater und dipl. Architekt ETH. Seine Webagentur Muinar hat er 1996 gegründet.


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Rote oder blaue Brille?

Drei kräftezehrende Jahre lang haben wir ihn vehement verteidigt, uns vor ihm aufgebaut, unsere schützende Hand über ihn gehalten, um ihn vor Lügen, Propaganda und publizistischem Schmutz zu bewahren, den massenmediale Muldenkipper vor seinen schmaler werdenden Zugängen abgeladen haben – den Debattenraum.

Zeit, Bilanz zu ziehen. Zeit, sich zu fragen, was das alles gebracht hat. Scheint unser Habitat doch trotz dieses selbstlosen Engagements von Idealisten zum Dystopia einer oktroyierten Zeitenwende zu verkommen.

Quartalsberichte, Umsatzkennzahlen, Marktanteile, Seitenaufrufe, Return on Investment (ROI): Auf Basis derartiger «Key Performance Indicators» (KPI) würde man den Erfolg neuer Medien im Management bewerten. Vermutlich sähen entsprechende Statusberichte ganz passabel aus. Denn nie zuvor in der Zivilisationsgeschichte hatte die «fünfte Gewalt» mehr Zulauf, mehr Publikum, mehr Relevanz und mehr Momentum als in den zurückliegenden drei Jahren. Nie zuvor im Postfaktum des Medienzeitalters haben mehr Menschen weltweit gleichzeitig nach alternativen Informationsquellen, objektiver Berichterstattung und intellektueller Einordnung des Zeitgeschehens gesucht als im Zuge der Corona-Krise. Und dieser Trend setzt sich in Anbetracht des zusehends eskalierenden Ukraine-Konflikts, der postulierten Klima-Apokalypse oder dem dunkelgrünen Klassenkampf von oben ungehindert fort.

Nun greift der Ansatz, den Erfolg der fünften Gewalt nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien bewerten zu wollen, natürlich zu kurz. Denn obschon auch neue Medien und ausserparlamentarische Opposition kostendeckend arbeiten oder infrastrukturelle Fixkosten bewältigen müssen, ist monetärer Erfolg selten Primärantrieb der Initiatoren. Für sie steht zumeist gesellschaftlicher «Impact», also der Wirkungsgrad ihres Handelns im Fokus. Sie interessieren sich für den Effekt, den ihre Arbeit auf das sozioökonomische Umfeld, auf Politik und Kulturbetrieb hat. Für das Echo, das ihr Wirken im öffentlichen Raum evoziert. Naturgemäss sind dergestalt Resultate ungleich schwerer quantifizierbar als unternehmerische Triumphe, die sich in Kontoauszügen und Bilanzen niederschlagen.

Zudem ist Erfolg stets abhängig vom eigenen Anspruchsdenken sowie der individuellen Perspektive. Für Tagediebe und Faulenzer mag es schon ein Erfolg sein, sich trotz akuter Unlust pünktlich zur Arbeit eingefunden zu haben, während der getriebene Workaholic trotz ambitioniertem Tagespensum auch nach zwölf Stunden Maloche noch nicht vom Gefühl der Zufriedenheit beschlichen wird. Für die Massai in Kenia ist es bereits ein Segen, wenn nachts keine der wertvollen Dorfziegen vom Löwen gerissen wurde. Für eine in bitterer Armut lebende Familie im Sudan heisst Glück, dass ausnahmsweise mal niemand Hunger oder Durst leiden muss. Und für die Bewohner eines von Bombenhagel heimgesuchten Kriegsgebietes ist jeder weitere Tag, an dem man dem Tod von der Schippe gesprungen ist, ein grosser Erfolg.

Wie also ist das Erreichte zu bewerten? Wohin haben das Engagement von Corona-Massnahmenkritik, Bürgerrechtsbewegung und fünfter Gewalt geführt? Welche Resultate hat der zum Teil massive Arbeitsaufwand der ausserparlamentarischen Opposition gezeitigt? Zunächst ist diesbezüglich einzuräumen: Ja, es hätte durchaus besser laufen können – aber eben auch deutlich schlechter. Immerhin waren die Schweiz und Schweden diejenigen Länder, in denen die mildesten Corona-Massnahmen herrschten. Kein Vergleich mit Australien, wo das Regime eine strikte Zero-Covid-Strategie verfolgte, der österreichischen Impfpflicht oder Deutschland, wo man die Bevölkerung deutlich länger mit faschistoiden 2G-Reglements, Ausgangssperren und ausufernder Maskenpflicht gängelte.

Natürlich wäre es erfreulich gewesen, hätte man das hiesige Covid-Gesetz bereits mit der Volksabstimmung im November 2021 ad acta legen können. Selbstverständlich wäre es zu begrüssen gewesen, hätten sich noch mehr Menschen mit den kritischen Stimmen in puncto mRNA-Technologie beschäftigt, anstatt blindlings der Propaganda mafiöser Pharmakartelle und usurpierter Massenmedien anheimzufallen. Auf der anderen Seite haben hierzulande im November 2021 über 40 Prozent an der Urne gegen das Covid-Gesetz votiert. In der Alterskohorte unter 30 wäre es abgelehnt worden. Zu einem Zeitpunkt, als offizielle Stellen den kritischen Anteil der Bevölkerung beim nördlichen Nachbarn auf maximal 20 Prozent beziffern wollten. Und in Liechtenstein stimmten schon letzten September 52,7 Prozent der Wähler gegen die gesetzliche Grundlage für segregierende 2G-Reglements.

«Erfolg hat nur, wer etwas tut, während er auf den Erfolg wartet», konstatierte dereinst der Erfinder Thomas Alva Edison. Das gilt im Zuge der Corona-Krise speziell für die Sprache. Denn sie war das erste Opfer dieses korporatistisch orchestrierten Social-Engineering-Experiments, dessen Primärziel darin bestand, flächendeckenden Konformismus zu erzeugen. Eine perverse Umdeutung tradierter Begrifflichkeiten ungekannten Ausmasses griff Raum. Wörter wie Solidarität und Freiheit wurden ad absurdum geführt und ihrer Definition beraubt. Und die «Lämmer schwiegen» (Rainer Mausfeld, 2015). So ist davon auszugehen, dass ohne die Arbeit der neuen Medien und kritischen Netzwerke nicht nur das System deutlich autoritärer operiert hätte. Auch die Sprache hätte sich noch extremer in Richtung orwellscher Neusprech entwickelt.

Der französische Schriftsteller und Philosoph Michel de Montaigne (1533 – 1592) gab diesbezüglich zu bedenken:

«Da wir uns miteinander nur durch das Wort zu verständigen vermögen, verrät, wer es fälscht, die menschliche Gemeinschaft. Es ist das einzige Mittel, durch das wir unsern Willen und unsere Gedanken austauschen, es ist der Mittler unserer Seele. Wenn wir es verlieren, so haben wir keinen Zusammenhang und keine Kenntnis mehr voneinander. Wenn es uns betrügt, so zerstört es allen unseren Umgang und zerreisst alle Bande unserer Gesellschaft

Die massnahmenkritische Bewegung der Schweiz kann sich demnach guten Gewissens auf die Fahnen schreiben, durch ihren Verve eine Gegenöffentlichkeit erzeugt zu haben, die sich Gehör verschaffen und Schlimmeres verhindern konnte. Gleiches gilt im Übrigen für Deutschland, wo der Staat ohne den unermüdlichen Einsatz der freien Medien zweifelsohne deutlich weiter gegangen wäre. Quarantäne-Lager, Impfpflichten und Zero-Covid-Konzepte nach chinesischem Vorbild hatte man auch dort in Erwägung gezogen – und zum Teil bereits vorbereitet.

Ja, die Biosicherheitsdoktrin der «vierten industriellen Revolution» konnte nicht gänzlich gestoppt werden. Die invasive «One-Health»-Agenda, ein billiger Euphemismus für die Abschaffung der «souveränen Autonomie des Individuums» (Friedrich Nietzsche, 1887) unter dem Deckmantel der Volksgesundheit, läuft weiter. Die WHO arbeitet unbeirrt an einem neuen Pandemie-Abkommen, das der demokratisch nicht legitimierten, supranationalen Organisation bei Ratifizierung eine nie dagewesene Machtfülle zuschreibt. Auch die fragwürdigen mRNA-Injektionen sind längst nicht endgültig vom Tisch. En contraire – die Technologie soll nun auch gegen Krebs und andere Krankheiten in Stellung gebracht werden. Und der Starttermin für eine ehrliche Aufarbeitung der Verbrechen, die im Zuge der vermeintlichen Pandemie begangen wurden, steht ebenfalls noch in den Sternen. Dennoch dürften im Juni 2023 zumindest gute Chancen darauf bestehen, dass das leidige Covid-Gesetz nun wenigstens im dritten Anlauf abgelehnt wird.

Manch ein Erfolg mag nicht ohne Weiteres greif- oder quantifizierbar sein. Und das Ideal ist kaum jemals zu erreichen. Hin und wieder bemisst sich ein Erfolg aber auch schlicht daran, was in Anbetracht der denkbaren Szenarien alles nicht eingetreten ist. Zudem dürfte zumindest ein Umstand von allen Mitgliedern der oppositionellen Kräfte wohlwollend goutiert werden – dass im Verlauf der zurückliegenden drei Jahre unzählige Menschen zueinander gefunden haben, die sich ohne diese Krise(n) nie begegnet wären. So entstand das Fundament für eine humanere, dezentralere und freiheitlichere Gesellschaft, an der es nun mit neuem Elan weiterzuarbeiten gilt. Für die Zukunft. Gegen Tyrannei.

Ich für meinen Teil habe noch nie zuvor in meinem Leben und in so kurzer Zeit so viele neue, wertvolle Kontakte mit Gleichgesinnten geknüpft, so viele bereichernde Menschen kennengelernt. Dieser Umstand ist fraglos ein massiver Zugewinn an Lebensqualität. Und als grössten persönlichen Erfolg der vergangenen Jahre verbuche ich für mich die Tatsache, dass ich an potenzielle Erfolge oder Misserfolge keine Gedanken mehr verschwende. Ich mache einfach das, was mir richtig und wichtig erscheint, während ich darauf warte, dass sich Erfolge einstellen. Bleiben diese aus, hat man zumindest Gewissheit, das Menschenmögliche dafür getan zu haben. ♦

von Tom-Oliver Regenauer

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Tom-Oliver Regenauer war nach betriebswirtschaftlicher Ausbildung unter anderem als Betriebsleiter, Unternehmens- und Managementberater sowie internationaler Projektmanager mit Einsätzen in über 20 Ländern tätig. Seit Mitte der 1990er-Jahre ist er zudem als Musikproduzent und Texter aktiv und betreibt ein unabhängiges Plattenlabel. Zuletzt erschien von ihm «Homo Demens — Texte zu Zeitenwende, Technokratie und Korporatismus».

regenauer.press


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Der Erfolg von Engagement

Wozu sich aufopfern für die ignorante Masse, wenn es doch so wenig bringt? Ein paar Gedanken über die Ethik des Engagements.

Bei der diesjährigen Ausgabe der grössten Bitcoin-Konferenz der Welt («Bitcoin 2023») gab es auch eine Diskussionsrunde zum Thema Journalismus. Die Veranstaltung ist erwähnenswert, denn sie lieferte wohl die ehrlichste Auseinandersetzung der letzten Jahre mit dem aktuellen Journalismus. Geladen war unter anderem Whitney Webb, Herausgeberin von Unlimited Hangout und eine der unerschrockensten Journalistinnen unserer Zeit, die vor keinem noch so heiklen Thema haltmacht.

Ob sie denn keine Angst um sich habe, wurde sie gefragt. Nein, denn sie möchte sich nicht von denen, über die sie schreibt, ihren Gemütszustand diktieren lassen. Ihr Ziel sei es, der Welt unmissverständlich zu zeigen, was passiert, in der Hoffnung, das Schlimmste davon noch abzuwenden. Eine bemerkenswerte Aussage. Ihr Kampf mag aussichtslos wirken, der Gegner übermächtig. Schliesslich hat sie es mit Geheimdiensten, den Mainstream-Medien und Regierungen zu tun, es ist ein Kampf David gegen Goliath. Doch schon der Ausgang dieser Geschichte in der Bibel macht Mut, denn David besiegt Goliath nicht auf dessen Gebiet der körperlichen Überlegenheit; sondern er besiegte ihn auf dem Gebiet seiner Stärken: List, Treffsicherheit, Mut und Schnelligkeit.

Viele, die seit mehreren Jahren kritische Corona-Berichterstattung liefern, fragen sich vielleicht manchmal: Wofür mache ich das überhaupt? Hat kritische Information viel verändert, hat sie irgendeine Entwicklung gebremst, aufgehalten oder umgekehrt? Hat sie andere erreicht als die, die ohnehin schon gezweifelt haben? Immerhin wurde im Deutschen Bundestag sogar eine allgemeine Impfpflicht diskutiert. Die Aufarbeitung verläuft passend dazu schleppend und ist mit reichlich Nebelkerzen flankiert. Die Mehrheit der Bevölkerung glaubt vermutlich immer noch an eine gefährliche Pandemie und an den Segensreichtum von sogenannten «Impfstoffen». Aufarbeitung von Fehlern? Fehlanzeige. Kritiker werden mit Prozessen überzogen, die Täter in WHO, Gesundheitsministerien, in den Medien und der Ärzteschaft dilettieren weiter fröhlich vor sich hin, unbehelligt von der Justiz. Kein Grossverbrechen ohne Vertuschung, und diese geht weiter und wird es vielleicht auch noch eine ganze Weile. Also: alles umsonst? Mitnichten.

Wenn die Wahrheit für Mächtige gefährlich ist, zahlt der Wahrheitsüberbringer einen hohen persönlichen Preis. Niemand weiss das besser als ein Julian Assange, der Begründer und Kopf von Wikileaks, der nahezu im Alleingang in den letzten Jahren mehr an Journalistenpreisen gewonnen und Scoops veröffentlicht hat, als jedes Presseorgan der Welt. Niemand hat der Weltöffentlichkeit deutlicher das hässliche Gesicht ihrer Realität gezeigt als er. Niemand hat so gnadenlos wie er Verbrechen aufgedeckt und Mächtige blossgestellt. Die Folge davon: Keiner der Blossgestellten wurde zur Verantwortung gezogen, er selbst hingegen fristet seit über zehn Jahren ein Leben als Häftling, die letzten vier Jahre in Isolationshaft im britischen Guantánamo, dem Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Ebenfalls: alles umsonst?

Sicher: An den Umständen hat sich nichts verändert, und doch hat sich alles verändert. Denn durch die Veröffentlichungen sind die Machtstrukturen und Fehlentwicklungen offengelegt worden. Jeder, der will, kann die vielen Leaks studieren. Mit der Aufklärung beginnt ein unumkehrbarer Prozess. Denn sobald man etwas weiss, kann man es nicht mehr «nicht wissen». Selbst mit intensiver Verdrängungsarbeit kann man nur schwer hinter den eigenen Kenntnisstand zurückfallen. Damit hat Aufklärungsarbeit einen weitaus stärkeren Anker als Propaganda und Lügen. Letztere vermitteln nur eine wiederholte, zeitweise Verwirrung und Indoktrination, sie sind ein medialer Schleier. Echte Aufklärung hingegen ist eine irreversible Aufhebung des Schleiers. Es ist, als würde man durch eine schwere Tür gehen und diese hinter sich ins Schloss fallen lassen.

Erfolg ist mehr als nur eine mechanisch umgesetzte Veränderung in der Aussenwelt. Wer auf geistigem Gebiet arbeitet, sieht den Erfolg meistens nicht. Denn er oder sie arbeitet zwar an der Veränderung der Gedankenwelt, kontrolliert diesen Vorgang aber nicht. Man veröffentlicht etwas, weiss dann aber nicht, wie viele es aufnehmen oder wie sie es verarbeiten. Niemand hat Kontrolle darüber, was mit Informationen passiert. Für Assange war jede Art von Verabredung unter Mächtigen zulasten des Bürgers ein Verrat an der Demokratie. Und jede Form von Konspiration gedeiht nur im Geheimen. Wo Verschwörer Aufdeckung fürchten müssen, erhöht sich der Preis für Konspiration. Somit ist jeder wahrheitsfördernde Akt selbst schon ein Gegengewicht gegen diese Kräfte, die im Dunkeln operieren. Liegt dann aber der Erfolg nicht schon in der Tat selbst?

Erfolg und Engagement sind ungleiche Geschwister. Engagement ist keine Karrierekategorie, bei der man etwas macht, um etwas zu bekommen. Engagement ist altruistische Aufopferung des Selbst für eine höherwertige Sache. Wer sich unter allen persönlichen Risiken für einen Wert wie die Wahrheit einsetzt, macht schon dadurch etwas Wertvolles. Ebenso ist auch der missglückte Versuch, eine andere Person vor dem Ertrinken zu retten, per se wertvoll und ethisch richtig. Engagement ist Arbeit ohne Aussicht auf Entlohnung, aber mit dem Risiko von persönlichen Einbussen.

Und doch: Der Erfolg zeigt sich nicht selten in der Reaktion auf eine altruistische Tat. Dadurch, dass Julian Assange im Gefängnis sitzt, sieht die Weltöffentlichkeit exemplarisch an ihm die gebündelte Hilflosigkeit des Machtapparates. Der demokratisch-zivilisierte Westen ist auch nur eine Räuberhöhle. Die Mittel der Wahl stammen aus dem Mittelalter, heute greift der Justizapparat sogar zur modernen Version der Folter, der sogenannten «weissen» oder psychologischen Folter. Kann man tatsächlich vom Scheitern sprechen, wenn man der Realität selbst im Moment des persönlichen Misserfolgs noch die Maske vom Gesicht reisst? Wohl kaum.

Die ganze Welt sieht nun, dass Julian Assange wunde Punkte berührt haben muss, wenn sich eine ganze Apparatur gegen ihn wendet. Diese agiert unverhältnismässig hart und in vielerlei Weise ungeschickt, ein wenig mit der Kopflosigkeit desjenigen, der Angst vor Entdeckung hat. In einer Demokratie könnte man ja einfach widerlegt werden, wenn man etwas Falsches verbreitet. In manchen Fällen kann das sogar rechtliche Konsequenzen haben. Doch Assange wurde nie eine falsche Information nachgewiesen. Er wird zum Schweigen gebracht, weil er die Wahrheit sagte. Durch die unmenschliche und undemokratische Reaktion wird die Wahrhaftigkeit seiner Aussagen bestätigt, und zwar sichtbar für die ganze Welt. Die Tat eines anderen, effektiv ausgeführt, hat dazu geführt, dass sich ein ganzer milliardenschwerer Sicherheitsapparat nun die Blösse geben muss und darum kämpft, den Schein der Legalität zu wahren. Ist das nicht auch eine Form von: Macht?

Den grössten Erfolg, den gute Taten haben können, ist der, dass ihre Idee in anderen weiterlebt. Julian Assange mag in seinem Wirken gerade massiv begrenzt sein. Allein durch sein Vorbild hat er andere inspiriert und zu Nachahmern gemacht. In dem Masse, wie er zum sichtbaren Opfer der Umstände wird, vervielfältigt er sich in seinen Nachfolgern. Je mehr es davon gibt, desto schneller verändert die Welt ihr Gesicht. Der grösste Erfolg von Engagement ist vermutlich sein Vorbildcharakter für andere. Jeder kann in seinem Wirkungskreis eine kleine Lawine der Veränderung lostreten. ♦

von Milosz Matuschek

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Milosz Matuschek ist Jurist und Publizist. Er ist Herausgeber von freischwebende-intelligenz.org und Kolumnist für die «Weltwoche». Sein letztes Buch «Wenn’s keiner sagt, sag ich’s» (Fifty-Fifty) ist 2022 erschienen.


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Verlogen, Betrogen, Realitätsverschoben

Von Salamitaktiken und Verblendungsversuchen: Flo Osrainiks neues Buch «Lügen, Lügen, Lügen» ist eine Abrechnung mit jener Politik, die uns das Gegenteil von dem, was wir uns wünschen, als das verkauft, was wir meinen zu wollen.

Ab heute auf Platz 7 der Spiegel-Bestsellerliste!

«Doch wenn der Regierende sein Spiel gerne allein spielen und Politik im Geheimen betreiben will, dann gibt es nur einen Weg: er muss die Masse täuschen. Zwar kann er sich von der Masse nicht absondern, doch er kann zwischen Masse und sich einen undurchlässigen Vorhang ziehen, auf dem die Masse einen projizierten Anschein von Politik sieht, während die eigentliche Politik dahinter gemacht wird.» (Jacques Ellul, «Propaganda»)

Bereits der französische Schriftsteller Honoré de Balzac wusste: «Es gibt zwei Arten von Geschichte: Die eine ist die offizielle, geschönte, jene, die gelehrt wird, eine Geschichte ad usum delphini; und dann ist da die andere geheime Geschichte, welche die wahren Ursachen der Ereignisse birgt, eine beschämende Geschichte.» Und ganz «nebenbei: Wer der offiziellen Verschwörung offen misstraute, war in absehbarer Zeit seinen Job los.»

Die Tyrannei der Unwahrheit

Ausbeutung, Ausgrenzung, Arbeitslosigkeit: Eine abweichende Meinung hatte immer schon ihre Konsequenzen. Und dennoch scheuten Balzac wie auch der Soziologe Jacques Ellul sich nicht davor, das infrage zu stellen, was der Westen selbst für unumstösslich hält: seine Mündigkeit. Also die Fähigkeit seiner Bürger, darüber zu urteilen, ob das, was ihnen als Wirklichkeit verkauft wird, auch wirklich wirklich ist. Für beide war klar: Wenn die Kluft zwischen Leben und Lüge nicht noch weiter aufreissen soll, wir nicht als Rad im Getriebe eines unmenschlichen Systems enden wollen, gilt es nicht nur den Vorhang jenes Machtgefüges zu lüften, sondern zugleich auch an der eigenen Widerstandskraft zu arbeiten.

Gleich dem Risiko, zur Ressource eines Machtkomplexes zu verkommen, dessen Algorithmen und Zensurmechanismen mit zunehmender Radikalität auch eine immer breitere gesellschaftliche Akzeptanz finden, gilt es sich folglich der Frage zu stellen: Haben die Prinzipien der Aufklärung jemals gegolten? Oder hat uns, sowohl im 19. Jahrhundert wie auch heute, mehr ihr progressiver Schein als ihr – teilweise vielleicht auch unangenehmes – Sein imponiert? Waren wir jemals darauf aus, gesellschaftlich klare Machtverhältnisse zu schaffen? Oder hat es uns, wenn wir mal ehrlich sind, nicht immer schon gereicht, wenn von irgendwoher das Versprechen kam, «man werde sich schon darum kümmern»? Wie viel Mut zur Revolte ist uns am Ende wirklich in Fleisch und Blut übergegangen? Und wie viel Systemkritik wird allein dadurch abgefedert, dass uns durch das Erzählen eines Parallelnarrativs schlichtweg kein Anlass dazu gegeben wird, gegen das vorherrschende System aufzubegehren?

Es sind diese Fragen, die auch Flo Osrainik zum Schreiben veranlassen: Sein neues Buch «Lügen, Lügen, Lügen» ist die gnadenlose Enthüllung der Unmenschlichkeit jener Herrschaftsvertreter, die meinen, in ihrem deep state über uns und die demokratischen Prinzipien hinwegregieren zu können. Denn egal ob es sich um das seit 1954 hinter verschlossenen Türen stattfindende Bilderberg-Treffen, die zeremonielle Grafschaft der City of London oder das ins Gönnerische gekleidete Davos handelt: Das, was uns letztendlich alle betrifft, beschliesst man nicht nur ohne uns, man ist auch nicht mal dazu bereit, uns ehrliche Antworten zu geben. Für Osrainik Grund genug, in die Tiefen der gegen uns gerichteten Verschwörungen zu tauchen.

Im Lügenlexikon

Dem Untertitel seines Buches «Terror, Tyrannei und Weltenbrand als Neue Normalität der Globalisten» gerechtwerdend, stellt (und beantwortet) er genau jene Fragen, die uns allen unter den Nägeln brennen: War Osama bin Laden verantwortlich für die Terroranschläge vom 11. September 2001? Oder war er nur das notwendige Feindbild, um im Nahen Osten die «Demokratie zu erkämpfen»? Nutzt man tatsächliche Terrorgruppen, um Aktionen auszuführen, die man aber, weil sie einer politischen Agenda entsprechen, im Hintergrund durch V-Leute anleitet? Warum werden die Amerikaner nicht für ihre Verbrechen in Guantánamo zur Rechenschaft gezogen? Was ist mit den Biowaffenlaboren in der Ukraine? Wenn es schlussendlich nur noch die Reichen und Mächtigen sind, die darüber bestimmen, was wir als «wahr» zu akzeptieren haben, leben wir dann noch in einer Demokratie oder bereits in einer Oligarchie? Und wenn ja, wie könnte sich eine Fassadendemokratie besser entlarven als mit einem Präsidenten, der öfter der Luft die Hand schüttelt, als dass er einen geraden Satz herausbekommt?

Auf fast 400 Seiten und mit viel Detailtreue gewährt uns Osrainik einen Überblick über die Verschwörungen und Verbrechen der vergangenen Dekaden und zeigt dabei unverblümt auf, wie sich NATO, CIA und weitere Geheimdienste durch die Manipulation der öffentlichen Meinung zu ihren Gunsten nicht nur bereichern, sondern in erster Instanz überhaupt erst legitimieren und am Leben erhalten. Dabei klärt Osrainik nicht nur auf, er macht auch deutlich: Das Einzige, was diese verbrecherischen Organisationen noch aufrechterhält, ist unser Glaube an sie. Wäre die Masse nicht derart davon überzeugt, dass sie gemäss ihrem Willen und zwecks ihres Schutzes handeln würden, zerfiele ihr auf Lügen gebautes Kartenhaus binnen kurzer Zeit.

Boykottieren, sanktionieren, revolutionieren

«Weckt man in den Menschen die Idee der Freiheit, so werden die Freien sich auch unablässig immer wieder selbst befreien; macht man sie hingegen nur gebildet, so werden sie sich auf höchst gebildete und feine Weise allezeit den Umständen anpassen und zu unterwürfigen Bedientenseelen ausarten. Was sind unsere geistreichen und gebildeten Subjekte grösstenteils? Hohnlächelnde Sklavenbesitzer und selber – Sklaven.» (Max Stirner, «Das unwahre Prinzip unserer Erziehung»)

Für Osrainik ist es Zeit für die Erkenntnis, dass wir es mit einer systemischen Frage zutun haben. Die Kritik an Einzelpersonen – Politikern und Journalisten wie Agendaköpfen – ist zwar richtig und wichtig, sie ist aber nicht die Lösung des Problems. Solange wir glauben, dieses löse sich, sobald «da oben» einfach jemand anderes sässe, haben wir den Ernst unserer Lage nicht verstanden: Das politische System, so wie es sich momentan strukturiert und motiviert, ist nicht darauf ausgelegt, das Leben derer, denen gegenüber es verpflichtet ist, einfacher und besser zu machen. Es ist zu einem Lobbykartell verkommen, ausgerichtet und hörig einzig jenen gegenüber, deren Ziel es ist, den Kuchen nicht nur nicht zu teilen, sondern ihn gleichzeitig für sich grösser und für «den Rest» kleiner werden zu lassen.

Konträr zu dieser elitären, mitunterals menschenfeindlich zu bezeichnenden Haltung steht Flo Osrainiks Widerwille, das momentane Gefühl von Spaltung langfristig zu akzeptieren: Denn mögen Begriffe wie «Gegenöffentlichkeit» oder «Mainstream-» und «Alternativ-»Medien momentan zwar den von Lagerbildung geprägten Diskurs beherrschen, sollte das nicht das Ziel sein. Dieses besteht für Osrainik vielmehr darin, dass wir uns von dem befreien, was Kapitalinteressen und Grosskonzerne für uns vorgesehen haben, und uns stattdessen wieder darauf zurückbesinnen, was wir wollen. Erst wenn wir einsehen, dass die uns umgebenden Strukturen – egal wie und von wem sie geführt werden – zu gross geworden sind, um das Leben als solches noch zu erfassen, können wir anfangen, an dem zu bauen, was uns und unseren Bedürfnissen wahrhaft zu entsprechen vermag.

Was wir einmal als Lüge enttarnt und seinem wahren Kern nach erkannt haben, können wir nicht mehr nicht wissen. Während sich die Lüge rückgängig machen lässt, ist Erkenntnis irreversibel. Darin besteht unser grosser Vorteil gegenüber all denen, die diesen Schritt noch vor sich haben. Und dennoch liegt hier die Krux begraben, die Flo Osranik, seinen Lesern deutlich zu machen versucht: Die Dinge zur Kenntnis nehmen und sich einzugestehen, dass man belogen wurde, reicht langfristig gesehen nicht aus. Es ist nur die Grundlage, die es braucht, um jene positive Empörung in sich zu entwickeln, die es letztendlich unabdingbar macht, ins eigene Handeln zu kommen. Für ihn ist klar: Wenn sich etwas ändern soll, braucht es das Eingeständnis, dass sich nichts ändern wird, solange wir es nicht selber tun.

Osrainik geht es darum, das Bedürfnis des Menschen zu streiten, in etwas Positives zu verwandeln: Nur indem wir lernen, uns auszutauschen, ohne uns gegenseitig zu zerfleischen, besteht langfristig gesehen die Möglichkeit, unabhängig zu werden von übergeordneten Narrativen und Schubladensystemen, die auf nichts anderes aus sind, als uns zu teilen. Erst wenn wir wieder aufeinander eingehen – selbst wenn wir vielleicht nicht dergleichen Meinung sind oder jemals sein werden –, nähern wir uns einzeln wie auch gemeinsam dem, was wir für uns als unsere Wirklichkeit bereit sind anzuerkennen.

Die Frage ist nur, worauf warten wir noch? ♦

von Lilly Gebert

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Flo Osrainik ist in München geboren und aufgewachsen. Der Deutsch-Österreicher ist heute als freier Journalist und Autor tätig. Er lebt und arbeitet in München und Istanbul. Er hat unter anderem Beiträge für RT Deutsch, junge Welt, Telepolis, amerika21, Hintergrund sowie das Weblog NEOPresse verfasst. Ausserdem ist er Vorstandsmitglied von acTVism Munich. Weitere Informationen unter floosrainik.net.

Sein Buch «Lügen, Lügen, Lügen» ist am 12.06.2023 erschienen und seither überall erhältlich.

– Ellul, Jacques (2021): Propaganda. Wie die öffentliche Meinung entsteht und geformt wird. Westend. S. 164f.

– Stirner, Max (1927): Das unwahre Prinzip unserer Erziehung oder Humanismus und Realismus. Verlag f. freies Geistesleben. (Erstveröffentlichung 1842 in der Rheinischen Zeitung).


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Macht, Moral, Mut

Das Streben nach der Erlösung von der Klimaschuld.

Es ist der Traum jeder Politik, die von Machtstreben und Gesinnungsmoral geleitet wird: ein absoluter, unhinterfragbarer Massstab, der praktisch jede Massnahme rechtfertigt. In Thomas Eisingers Roman «Hinter der Zukunft» wird diese Dystopie Wirklichkeit.

Unlösbar am Handgelenk eines jeden Bürgers fixierte «Smart-Watches» bemessen anhand jeder seiner Handlungen und jeder seiner Worte die Zuteilung seines individuellen CO₂-Lebensbudgets. Was unter dem Deckmantel «Der gute Helfer» die «richtige Haltung» fördern soll, korrumpiert innere Freiheiten und bricht ihre Sinnhaftigkeit auf ein einziges Ziel herunter: Klimagerechtigkeit.

Was aber passiert, wenn Ideale zu Mitteln verkommen und der anfängliche Wunsch, der Natur keinen weiteren Schaden zuzufügen, zwecks Kontrollausweitung totalitärer Ideologien missbraucht wird? Wenn weder als «grün» deklarierte «Schutzmassnahmen», noch das täglich gesprochene «pray for the planet» etwas anderem zugutekommen, als dem Glauben, Gutes zu tun?

«DIE FREIEN»: Lieber Herr Eisinger, in Ihrem Buch zeichnen Sie ein Regime, das in seinem Ausmass an Freiheitsberaubung und Überwachung George Orwells «1984» sehr nahekommt. Und dennoch verlautbart die durch diese unterdrückte Gesellschaft keinen Widerstand. Wie kann das sein?

Thomas Eisinger: Das ist tatsächlich der grosse Unterschied zu dem Szenario, das Orwell entworfen hat. In meinem Buch «Hinter der Zukunft» stehen die Menschen tatsächlich auf der Seite der Regierung, also sprich der Unterdrücker. Sie sind der Meinung, sich auf der Seite der höchsten Moral, also des absolut Guten, zu befinden und damit etwas Gutes zu tun, indem sie ihr Verhalten komplett verändern und an ihre Regeln anpassen.

Ist das die Gefahr moderner «Demokratien», dass wir ihnen keine eigenen Interessen mehr zuschreiben, sondern sie als moralisch einwandfreie Instanzen wahrnehmen?

TE: Gehen wir mal davon aus, dass wir existierende Demokratien haben … Es gibt natürlich dieses paternalistische Prinzip, das davon ausgeht, dass der Staat – was immer das sein mag – in Form seiner ganzen Institutionen besser weiss, was gut für uns, für den Einzelnen ist, als es die Menschen selbst wissen. Sobald aber ein Staat, der als abstraktes System wiederum aus nichts anderem besteht als Einzelpersonen, sich einbildet, der Einschätzung des Einzelnen überlegen zu sein, ist das die Abschaffung jeder individuellen Freiheit. Und ich glaube, darum geht es schlussendlich auch: Gerade der jüngeren Generation ist dieser Wert der Freiheit so nicht mehr bewusst. Sie kennen es nicht anders. Sie sind in einer Welt aufgewachsen, wo es zu jeder Frage immer nur eine alternativlose Antwort gibt. Es gab ja zu keinem grossen Ereignis ernsthaft geführte Diskussionen – egal ob 9/11, die Migrationskrise, Klimawandel oder jetzt Corona. …

von Lilly Gebert


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Die Kritik und ich

«Also, ich drücke jetzt den Knopf, dann geht der Artikel online. Bist du sicher, dass ich drücken soll?» Prisca wusste, was uns bevorstand, schon bevor sie unseren Artikel «Das Najadi-Phänomen» online stellte.

Rückblende. Im April 2021 sass ich bei Telebasel Claude Bühler gegenüber und entblösste seine unverschämte Diffamierung der Bürgerrechtsbewegung. Die Reaktionen hätten nicht unterschiedlicher ausfallen können. Respektlosigkeit und schlechter Stil wurden mir auf der einen Seite vorgeworfen, während ich auf der anderen Seite auf Kundgebungen um Selfies gebeten wurde. Ich fand beides übertrieben. Ich sah mich eher wie das von Paulo Coelho beschriebene «Werkzeug», wie jemand, der einfach die Wahrheit sucht und sich dafür weder zu brüsten, noch zu schämen braucht.

Weitere öffentliche Auftritte folgten: «Tagesschau», «10 vor 10», «Arena», «Club». Das Muster der Reaktionen blieb dasselbe und reichte von handfesten Morddrohungen («21 Kugeln in den Kopf») bis hin zu glühender Verehrung («Wir brauchen 7 Bubendorfs im Bundesrat»). Ich misstraute dem kleinen bisschen Ruhm, der mir eine Zeit lang zuflog, doch streichelte es auch mein Ego, und ich gebe zu, dass ich das auch genoss. Gleichzeitig setzte mir die heftige Kritik zu. Es war ein Wechselbad der Gefühle. Ich wusste, dass weder Verehrung noch Verdammung berechtigt waren und lernte, auf der Achterbahn der Gefühle weniger mitzufahren. Denn wer mit hochfährt, muss auch wieder runterrasen. Die Flughöhe entspricht immer der Fallhöhe. Ich entschied, meinen Weg unbeirrt von Kritik oder Zustimmung zu gehen und der Wahrheit treu zu bleiben – was schwieriger ist, als es sich anhört. Ich befreite mich, so gut ich konnte, vom Urteil anderer.

Die Heftigkeit der Reaktionen erkläre ich mir damit, dass ich einerseits Führungspersonen attackierte und andererseits dadurch selbst zu einer wurde. Viele empfanden Alain Berset und den restlichen Pandemieapparat als Autoritäten, fast schon als Vaterfiguren. Das war kein Zufall und wurde medial befeuert. Viele Menschen reagierten auf meine Kritik am Gesundheitsminister so, als hätte ich ihre Eltern angegriffen. Interessant war, dass ich fast gar keine inhaltliche Kritik erhielt. Kaum ein Tadel bezog sich auf die von mir präsentierten Fakten, auf die Studien, die ich zitierte oder auf die Beweise, die ich dafür vorbrachte, dass die Pandemieautoritäten brandschwarz gelogen haben. Es ging fast immer nur um Befindlichkeiten: Wer ich denn sei, einen Bundesrat zu kritisieren, woher ich mir als Unternehmer das Recht nehme, einen Professor zu kritisieren, und dass Bundesrat und Task Force es doch gut meinen, auch wenn sie mal falschliegen.

Knapp zwei Jahre später drückte Prisca den Knopf, und der Artikel «Das Najadi-Phänomen» war im Feld, wurde geteilt und geklickt wie noch keiner unserer rund 150 zuvor veröffentlichten Artikel. Wir hatten einen Nerv getroffen. Und die erwarteten Reaktionen folgten auf dem Fuss: «Was wollt ihr mit diesem Artikel erreichen?» «Und ihr nennt euch frei?» «Unglaublich». «Schockierend». «Herablassend». «Diffamierung.» Und sogar: «Hetze».

Und auch hier wieder die Gegenseite: «Ihr habt den Nagel auf den Kopf getroffen.» «Vielen Dank für euren Mut und euer Engagement.» «Wofür ihr Kritik bekommt, ist mir ein Rätsel.» «Ihr macht es genau richtig.» «Danke für eure Auffassung von Journalismus.» «Ihr seid zurzeit die Einzigen, die echten Journalismus betreiben und menschlich und fair bleiben. Danke.» Daniel Stricker und Marco Caimi bezogen öffentlich Stellung für unsere Arbeit und zogen beide den Vorwurf des «Rampenneids» auf sich. Mehrere Vorstandsmitglieder von Aletheia bedankten sich persönlich bei uns für den Artikel, während im Verein, der nach der Göttin der Wahrheit benannt ist, ein verblüffend heftig geführtes Wortgefecht über Nebenschauplätze unserer Enthüllungen tobte.

«Bereite dich auf den Sturm vor», schrieb ich Prisca am Morgen vor der Veröffentlichung. Und doch überraschte mich die Heftigkeit der Kritik und auch die Menge an Voten, die uns kritisierte. Es dauerte einen Moment, bis wir realisierten, dass es eine Handvoll User waren, die die Telegram-Chats fluteten und jeden positiven Kommentar auf unsere Recherche niederschrien. Irgendwann griff Prisca entnervt zum Handy, schrieb den gehässigsten User an, der sich hinter dem Pseudonym «David» versteckt, und forderte ein Gespräch. Doch der Mann, der hinter der Tastatur so mutig austeilt, scheute das Telefongespräch mit Prisca, lehnte ab und zündelte online weiter. Das ging so weit, dass sich Leser aus den Chats verabschiedeten. Ein Abonnent, der sich herzlich für unseren Text bedankte, erklärte seinen Rückzug aus den Chats mit den «vielen primitiven Kommentaren, die haben mich richtig schockiert». Ist das dieselbe Bewegung, die drei Jahre pausenlos den Untergang der Debattenkultur beklagte?

Aus anderen Gründen war auch ich schockiert: Weil die Reaktionen auf unsere Kritik an Pascal Najadi eine perfekte Kopie jener Reaktionen war, die auf meine Kritik an Alain Berset eingingen. Wieder machte sich niemand die Mühe, auf unsere Argumente einzugehen. Nicht einmal Herr Najadi selbst greift in seiner von uns veröffentlichten Gegendarstellung unsere konkrete Kritik auf, er verliert sich stattdessen in Beanstandungen über unseren Schreibstil und in argumentfreien Anschuldigungen. Für die Beweise, die wir für Herrn Najadis Lügen vorlegten, interessierten sich weder deren Absender noch seine Unterstützer. Auch dass Herr Najadi als «ehrenwerter Richter» ein bizarres «Tribunal» veranstaltete und verbreitete, dass Xi Jinping und Klaus Schwab aufgrund seines Urteilsspruchs verhaftet würden, schmälert die Begeisterung mancher Najadi-Befürworter in keiner Weise. Stattdessen drehten sich ihre Argumente um die «Tonalität» unseres Artikels, wobei nie konkretisiert wurde, welche unserer Formulierungen unanständig seien. Ich kann bis heute keine finden – dank Prisca war der Text zurückhaltend und höflich formuliert. Auch wurde uns erklärt, dass Herr Najadi Menschen erreiche, die sich ausserhalb der Bubble aufhalten. Zwar werden für diese Behauptung keinerlei Beweise vorgelegt, aber der angebliche Ausbruch aus der Blase genügt vielen Bürgerrechtlern als Rechtfertigung für Lügen und Täuschungen.

Und immer wieder: der Vorwurf der Spaltung. Jede kritische Auseinandersetzung innerhalb der Bewegung wird als spaltend gesehen. Das ist offensichtlicher Unsinn. Konflikte sind nährend und reinigend für die Gesundheit jeder Gemeinschaft, das zeigt auch ein Blick in die Geschichtsbücher: Wo wäre die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner hingekommen ohne den Konflikt, den ihre so gegensätzlichen Identitätsfiguren Martin Luther King und Malcolm X öffentlich austrugen? So viel Dissonanz muss aushalten können, wer der globalen Machtelite Paroli bieten will.

Dass auch wir Neojournalisten noch eine viel dickere Haut brauchen, zeigen uns die Geschichten von Journalisten, denen wir bedeutende Enthüllungen verdanken. Als Dan McCrum den Wirecard-Skandal aufdeckte, geriet er während seiner Recherchen unter massiven Druck seines Arbeitgebers, der Financial Times. Politiker setzten ihr Netzwerk in Bewegung, um McCrum von seiner Arbeit abzuhalten, ja selbst professionelle Schläger wurden auf den Journalisten angesetzt, um ihn zu bedrohen. McCrum blieb unbeirrt, zerrte die Wahrheit ans Licht und brachte das Lügengebäude von Wirecard zum Einsturz. Erst seit sich die Wahrheit über den Finanzdienstleister auf breiter Front durchsetzte, wird McCrum gefeiert. Bis dahin fand er sich in einem regelrechten Sturm der Kritik. Weniger Glück hatte Gary Webb, der die Verbindungen zwischen Drogenkartellen und der CIA aufdeckte. Er beging angeblich «Suizid», indem er sich zweimal (!) in den Kopf schoss. Ich möchte unsere Najadi-Geschichte nicht mit den wichtigen Enthüllungen dieser grossen Journalisten vergleichen, sondern von ihnen lernen, dass kritischer Journalismus entgegen der allgemeinen Wahrnehmung anfänglich selten auf Begeisterung stösst und immer Kritik auslöst.

Fundierte Kritik an unserer Arbeit über Pascal Najadi nehmen wir an, wir wachsen daran. So war das Videointerview wirklich schlecht. Es war ein Fehler. Najadi entschied sich während des Gesprächs für eine Videoaufzeichnung; das war vorher nicht vereinbart. Wir hatten die Chance, das zu verhindern, wir hätten ganz einfach auf unserer Abmachung beharren können. Ich hatte alle meine Fragen bereits gestellt und fand es seltsam, ein zweites Interview für die Öffentlichkeit anzuhängen. Prisca und ich agieren im Video gekünstelt, unauthentisch, schwach. Es ist mir ein Rätsel, weshalb zwei Starrköpfe wie wir nicht die Kraft und den Mut aufbrachten, Herrn Najadi für die Aufzeichnung eine Absage zu erteilen. Nun, wir sind neu im Geschäft, gestehen uns Fehler zu und lernen daraus. Wichtig ist uns, dass wir bei der Wahrheit bleiben, und das ist uns gelungen; keine einzige unserer Aussagen konnte widerlegt werden.

Lügen und Täuschungen können nicht zu Freiheit führen, im Gegenteil werden sie den Weg zur Freiheit verlängern und erschweren. Wer mich dafür beglückwünscht, dass ich Bersets Lügen offengelegt habe, mich aber verdammt, wenn ich dasselbe bei Herrn Najadi tue, dem werfe ich inkonsistentes Denken vor. Und was nicht konsistent ist, ist sinnlos und ein Betrug. Das sagte Samuel Edward Konkin III., der folgerte: «Inkonsistenz aufzuzeigen ist die wichtigste Aufgabe des libertären Denkers.» Genau das werde ich weiterhin tun. Völlig unabhängig davon, wer der Absender von Lügen und Täuschungen ist. Und auch unabhängig davon, wie viele Menschen mir auf diesem Weg folgen.

Wir würden Abonnenten und Follower verlieren, wurde uns in den letzten Tagen oft prophezeit. Geschehen ist das Gegenteil. Doch darum geht es nicht. Denn wir brauchen niemanden, der uns folgt, solange wir der Wahrheit folgen. ♦

von Michael Bubendorf


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Kein Bild ist ein Abbild

Bilder – diejenigen in den Medien, wie auch diejenigen der Kunst – könnten als «Beurteilungen» der Wirklichkeit bezeichnet werden. Sie machen – mehr oder weniger prägnant – anschaulich, was Menschen als «wirklich» ansehen. Auch umgekehrt gilt: Das in einem eindrücklichen Bild Gezeigte beurteilen viele Betrachter als «real» (Beispiel: Die «Bilder aus Bergamo»).

Wir nehmen in unserem Alltag das Wirkliche als etwas wahr, das aus zahllosen Dingen besteht. Als «realistisch» beurteilen wir jene Bilder, die dieser Sicht einer Welt aus lauter vereinzelten Dingen zu entsprechen scheinen. Meistens halten wir foto-ähnliche Bilder für «wirklichkeitsgetreu». Denselben Standpunkt vertreten auch Kunsthistoriker. Sie lehren, dass in der Bildproduktion seit der Renaissance, seit der Anwendung der Perspektive, stets «realistischere» (oder «naturalistischere») Bilder entstanden und dass diese Entwicklung mit der Erfindung der Farbfotografie ihren Höhe- und Endpunkt erreicht habe.

Dieser Standpunkt blendet allerdings aus, dass jedes Bild bedingt ist durch das Bild-System, dessen Produkt es ist. Auch eine Fotografie kann aus der Realität nur jenen Aspekt auswählen, den die Kameratechnik wiederzugeben erlaubt. Weil die Wirklichkeit un-bedingt da ist, ohne in «Aspekte» aufteilbar zu sein, zeigt ein Bild sie nie so, wie sie ist. Auch nicht so, wie wir sie sehen – denn unser Sehen und Erleben ist vielschichtig, nicht nur auf einen Aspekt ausgerichtet.

Künstler – jene Leute, die berufen sind, eigenhändig Bilder herzustellen – kennen die Praktiken, mittels derer sie einen scheinbar realistischen Effekt erzielen können. Sie glauben deshalb eher weniger an die «Beweiskraft» eines Bildes. Zudem hat ihr künstlerisches Schaffen sie zur Einsicht geführt, dass die endlos wandelbare Wirklichkeit sich in kein fixiertes Bild zwängen lässt. Weil ein Bild eine Fläche ist, kann es der Natur – die Bewegung, die Raum-Tiefe ist – nicht entsprechen. …

von Manfred E. Cuny


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Zum Tod von Clemens G. Arvay

Ich schreibe diese Zeilen am 24. Februar 2023, einen Tag nachdem die Welt erfahren hat, dass Clemens G. Arvay sich am 18. Februar 2023 mit 42 Jahren das Leben genommen hat.

Dies hat mich und mein Umfeld tief erschüttert und fassungslos stehe ich einer Welt gegenüber, die ohne ihn ärmer geworden ist.

Clemens Arvay war unter anderem Biologe, Autor und Doktorand am Institut für Biologie der Universität Graz. Er hat sich kritisch mit der Corona-Pandemie auseinandergesetzt, in einer besonnenen, sorgfältigen und differenzierten Weise. Arvay beschäftigte sich intensiv mit umstrittenen Biotechnologien und engagierte sich leidenschaftlich im Tierschutz. Seine Masterarbeit hatte Clemens Arvay dem Thema Selbstversorgung gewidmet. Er hat zudem viele Jahre zum Thema Naturverbundenheit (Gesundheitsökologie; eine biologische Wissenschaft) geforscht und publiziert und war dazu gern gesehener TV-Gast: Er informierte darüber, wie die Natur unser Immunsystem unterstützen kann und betrachtete die Bedeutung kranker und gesunder Ökosysteme für den Menschen. – Er hat sich also mit viel Sensibilität, Expertise und Herzblut dem gewidmet, das die Menschheit meiner Meinung nach noch erinnern und retten könnte, bevor sie sich, durch die Entfremdung der eigenen lebendigen Lebensgrundlagen gegenüber, selbst zerstört.

Er hinterlässt einen pflegebedürftigen Sohn, mehrere geplante Projekte wie eine neue Website arvay.tv, ein im Frühling erscheinendes Buch über Selbstversorgung und seine unvollendete Doktorarbeit.

Und er hinterlässt dieser Tage eine grosse dunkle Lücke, gleich einem Leuchtturm, der erloschen ist.

Seine offizielle Website ist nicht mehr erreichbar. Seine Videos zum Thema Corona sind auf YouTube gelöscht worden.

Clemens Arvay hat sich auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Erscheinen seines Buches «Corona-Impfstoffe: Rettung oder Risiko?» (18.02.2021; Quadriga-Verlag) umgebracht.

Warum er sich letztlich das Leben genommen hat, kann kein aussenstehender Mensch wissen. Was ihn in den letzten Jahren beschäftigt hat, darüber hatte er jedoch mehrfach über Facebook oder YouTube berichtet. Arvay sprach von «Zermürbungstaktik» und «Psychoterror». Und das nehme ich zum Anlass, ihn einerseits zu würdigen und andererseits einen hässlichen Aspekt unserer heutigen Gesellschaft / Medienlandschaft zu betrachten.

Vornweg möchte ich eine These aufstellen: Die Welt braucht Menschen, die sich eben kein «dickes Fell zulegen» können. Die offen, verletzlich und sensibel bleiben. Jede und jeder von uns sollte von Clemens Arvay lernen: Man sollte sich eben schon «zu Herzen nehmen» was da draussen passiert. Dann würde nämlich so einiges gesunden. Und davon abgesehen sollte es natürlich auch nicht derart viele Gründe geben, um ein dickes Fell haben zu müssen.

Clemens Arvay war ein aussergewöhnlicher Mensch. Ein sensibler, sehr naturverbundener, zutiefst friedlicher Mensch mit festen Werten und strengen moralischen Ansprüchen an sich selbst und seine Arbeit.

Es gibt eine Online-Enzyklopädie, die grösste der Welt. Man sollte meinen dieses «freie» und gemeinnützige Nachschlagewerk wäre im bestmöglichen Sinne objektiv – ein seriöses, neutrales Werk. Ist es doch eine Art Gemeinschaftsprojekt, das demokratisch viele Stimmen – und somit Korrekturen – zulässt, und eine gewisse Transparenz über die Entstehungsvorgänge eines Eintrags bietet. Wikipedia ermöglicht jedoch Menschen, anonym dort zu publizieren und zu editieren.

Was soll es einem sagen, wenn ein einzelner Account sich an einem Thema (in der Regel geistes- und politikwissenschaftlicher Natur) festbeisst und dabei regelmässig Tag und Nacht zugange ist? Ist das noch eine normale Person in ihrer Freizeit? Oder vielleicht vielmehr ein bezahlter Mensch oder ein bewusst eingesetzes Kollektiv?

«Man nimmt alles raus, was facheinschlägig ist von mir; man nimmt alle positiven Rezensionen auch raus, ersetzt sie durch negative und möchte mich sozusagen ganz weit weg von diesem Thema positionieren und dann noch mit schlechten Rezensionen eindecken. Man gräbt in meiner Vita offensichtlich Tag und Nacht.» (Clemens G. Arvay)

Man sollte meinen, dass im Jahr 2023 eine Diversität an Meinungen und Forschungsergebnissen gewünscht wäre. Gewünscht bei der Enzyklopädie scheint es zu sein, bei «umstrittenen» Personen jede noch so kleine und unbedeutende (und natürlich auch gern grosse) Nachrichtenquelle, die in irgendeiner Weise negativ berichtet, zu versammeln. Diese Schandtaten eines Menschen werden konstruiert zu einer Demontage der Person, die der Gesellschaft nicht passt bzw. nicht passen soll. Gleich einer Art verschriftlichter Weihnachts-Mann-Standpauke für ein Kind; doch das nicht am Jahresende, sondern 24/7 – das ganze Jahr – für jeden sichtbar. «Petzer» laufen zu Höchstformen auf, indem sie mit innerlich ausgestrecktem Finger schreiben dürfen und sollen: «XXX hat mit XXX geredet!», «XXX hat XXX behauptet!» Zudem berichtete Arvay in einem eigenen, auf YouTube mittlerweile gelöschten Video davon, dass wichtige Fachartikel aus seiner eigenen Feder bewusst aus dem Wikipedia-Eintrag (Werkliste) entfernt wurden, etwa die Mitwirkung an einem Fachbuch bei einem renommierten akademischen Verlag (Cambridge Scholars; University of Cambridge); gleichzeitig wurde etwa ein privater, tendenziös-negativer, von der Pharmaindustrie mitfinanzierter Blog zitiert. Über die Manipulation von Wikipedia zugunsten der Pharmaindustrie hat übrigens Der Spiegel bereits 2011 berichtet («Wir bleiben im Hintergrund»). – Bringt uns all das denn irgendwie in irgendeiner Form konstruktiv weiter?

«Ein so komplexes Geschehen wie Covid-19, das nach wie vor viele Fragezeichen beinhaltet, braucht einen umfassenden und differenzierten Diskurs, keine Denkverbote und keine Totschlagargumente.» (Clemens G. Arvay in «Wir können es besser», S. 82, Quadriga-Verlag)

Im Wikipedia-Eintrag von Clemens G. Arvay (Stand 23.02.2023) ist gleich im ersten Absatz oben ‒ damit man gleich weiss, woran man ist! – zu lesen: «Er fiel besonders durch irreführende Schlussfolgerungen über das Verhältnis zwischen Nutzen und Risiko der Corona-Impfstoffe auf.» Das ist Satz Nummer vier seines gesamten Eintrages! Man fällt als Kind auf, wenn man im Laden geklaut hat oder seine Unterhose auf dem Kopf trägt. Man fällt als Erwachsener auf, wenn man sich in irgendeiner Weise fehlverhalten hat. In einer gesunden Gesellschaft «fällt» man als Wissenschaftler nicht «auf», man «zeichnet» sich vielleicht aus.

Es fällt auf: In einem gesunden Online-Nachschlagewerk fällt man ebenfalls nicht auf. Ein Satz wie: «Er setzte sich kritisch mit dem Nutzen- und Risiko-Verhältnis der neuartigen Corona-Injektionen auseinander» wäre meiner Meinung nach viel eher angebracht.

Arvay selbst hat auf seiner eigenen Website seinen Wikipedia-Eintrag, den er als «unterwandert» betrachtete, eigens kommentiert und korrigiert, selbiges hat er sogar direkt auf Wikipedia mit einem eigenen Nutzeraccount erfolglos versucht.

Besonders frech und dilettantisch: Sogar seine – selbstverständlich dokumentierte – Ausbildung wurde in Frage gestellt bzw. falsch dargestellt. Ihm wurde von Wikipedia im Eintrag abgesprochen, dass er Biologe war (!). Zum Stand 26.02.2023 ist Arvay sagenhafterweise nach wie vor lediglich «Sachbuchautor». Arvay hatte zwei biowissenschaftliche Studienabschlüsse und sich schwerpunktmässig professionell mit biologischer Wissenschaft befasst. Seine Ausbildung an einem biowissenschaftlichen Zentrum (Universität für Bodenkultur, Wien: BOKU – University of Natural Resources and Life Sciences – The University of Sustainability and Life) wurde als «landwirtschaftliche Schule» dargestellt. Es wurde hinter den Kulissen des Weiteren wahnwitzigerweise behauptet, das Fachgebiet «Gesundheitsökologie» wäre von Arvay erfunden worden, und der Begriff wurde zeitweise ebenfalls gelöscht. Seine Bücher zum Thema Gesundheitsökologie wurden übrigens in zahlreiche Sprachen übersetzt, so auch ins Chinesische und Koreanische.

Und dass das Corona-Thema nicht einen Hauptteil seiner Arbeit ausmachte, steht auf einem anderen Blatt. Die Gewichtung ist willkürlich; bei Arvay nimmt «COVID-19 und Impfstoffentwicklung» den weitaus grössten Teil seines deutschen Eintrags ein.

Der Eintrag strotzt nur so vor Herabwürdigung. So «versucht» Arvay eine Analyse, biete «exzessives Gerede», sei – natürlich! – «Verschwörungstheoretiker» und – als Krönung der Geschmacklosigkeit – ein «klassischer Corona-Trittbrettfahrer» mit seinen Büchern – welche Bestseller wurden. Und millionenfach geklickten Videos.

Interessant bei alledem: Im englischsprachigen Wikipedia hingegen ist der Ton weitaus gemässigter.

«(…) eine Beeinflussung der globalen Politik durch die Interessen vor allem der pharmazeutischen Industrie, die sich auf Corona aufgesetzt haben. Ich sage nicht, dass sie das erfunden haben oder dass es Fake ist, aber sie haben sich sehr stark darauf aufgesetzt. Und deswegen ist dieser Kurs jetzt mit Evidenzen nicht mehr korrigierbar. Ich erlebe es auch aus meiner Pressearbeit, wie massiv festgefahren das ist. – Habe ich noch nie erlebt zuvor. Sie sehen, ich bin auch sehr besorgt. (…) Ich lasse mich auch nicht einschüchtern. Da war ja die Agroindustrie und die Saatgutindustrie, mit der ich mich in der Vergangenheit angelegt habe, ein Kinderspiel dagegen.» (Clemens G. Arvay)

Arvay, der auch Musiker war, hat uns – neben der differenzierten Auseinandersetzung mit der Corona-Pandemie und der Kritik beispielsweise an verkürzten Zulassungen bei den entsprechenden Impfstoffen – wie gesagt noch viel mehr hinterlassen. Er wollte die Themen laut eines Facebook-Posts von vor – auf den Tag genau – einem Monat, am 24.01.2023, sogar ganz hinter sich lassen («Auf Shitstorms, Denunziation und Attacken aller Art auf mich habe ich schlicht keine Lust mehr.»). Er hat sich etwa kritisch mit den grossen Lebensmittel- und Saatgutkonzernen auseinandergesetzt, und dabei bewusst die Wichtigkeit und den Lösungsweg der regionalen, kleinteiligen Landwirtschaft und Selbstversorgung betont. Wir haben ihm zu verdanken, dass das japanische «Waldbaden» in unseren Breitengraden bekannter geworden ist, also die Heilkraft des Waldes mehr Aufmerksamkeit bekommt. Zu dieser «Waldmedizin» (Begriff von Arvay) war auch eine Studie in Verbindung mit der Zirbelkiefer von ihm geplant. 2022 und 2023 setzte er sich verstärkt mit dem wichtigen Thema Selbstversorgung auseinander.

Am Tag nach Bekanntwerden der erschütternden Nachricht hat kein einziges grösseres oder grosses deutsches Medium im Internet über seinen Tod berichtet (Stand: 10:00 Uhr). Lediglich Wikipedia hat sein Sterbedatum im Eintrag ergänzt.

Und man fragt sich wirklich, was in der Welt menschlich schiefläuft, wenn Der Standard (Österreich) in einer Meldung nach Arvays tragischem Suizid schreiben kann: «Der an der Wiener Universität für Bodenkultur diplomierte Pflanzenwissenschaftler Arvay (…) hatte sich im Zuge der Corona-Pandemie äusserst erfolgreich als Impfskeptiker inszeniert.» (Stand vom 23.02.23, 20:30 Uhr). Wie geschmacklos so etwas wenige Tage nach dem Tod eines Menschen ist, fiel dann wohl auch der Redaktion auf, denn danach war «nur» noch der folgende Satz zu lesen: «Der an der Universität für Bodenkultur diplomierte Pflanzenwissenschaftler Arvay, der zuletzt auch Doktorand an der Universität Graz war, machte sich als erfolgreicher Sachbuchautor einen Namen. (…) Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich der auch musikalisch begabte Arvay erfolgreich als Covid-Impfskeptiker positioniert.» (Stand 24.02.23, 9:30 Uhr).

Einige schlimme Hetzer machen sogar nach seinem Tod weiter. Zufällig habe ich einige Postings auf Twitter entdeckt. Die Worte sind so widerwärtig, dass ich sie hier nicht wiedergeben kann. Warum darf sowas geschrieben werden?

Wie bereits erwähnt, wurde Arvay auch als «Verschwörungstheoretiker» bezeichnet. Und das, weil etwa «Verschwörungstheoretiker» sein Video geteilt haben (!) und er RT Deutsch ein Interview gab. Dabei hatte er sich zu Beginn des Interviews vom besagten Sender ausdrücklich politisch distanziert. (Mit Sicherheit hätte Arvay auch lieber dem ZDF ein Interview gegeben, wenn sie ihn denn gefragt hätten …) Keine Relevanz hatte bei alledem der Umstand, dass Arvay mehrmals öffentlich gegen rechte Verschwörungstheorien und die Reichsbürgerszene aufgetreten ist.

«Auch die Reichsbürger, mit denen habe ich mich angelegt, weil ich bin ja schon oft gegen rechte Verschwörungstheorien aufgetreten, das ist auch medial dokumentiert (…) Trotzdem versucht mich dieses Klientel durch perfide Art genau diesem Eck zuzuordnen, das ist völlig absurd.» (Clemens G. Arvay)

Soweit es für eine Aussenstehende erkennbar ist, hat Clemens Arvay die Hetze der letzten Jahre nicht überlebt. Zumindest ist tragischerweise anzunehmen, dass sie mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Fundament, eine Vorgeschichte für den Schritt seines Freitods war.

Arvays Arbeit, die er uns geschenkt hat, wird jedoch überleben. Deshalb versammeln wir nachfolgend einige seiner Bücher und Videos.

Unsere Welt ist ärmer ohne Dich, Clemens Arvay.

Wir können so nicht mit Menschen umgehen. Beantworten wir Hetze nicht mit Hetze, sondern mit Dialog, Klarheit und Achtsamkeit.

In tiefer Dankbarkeit und Respekt, den Angehörigen Anteilnahme aussprechend.

von Maria Rabia Rossmanith, MEERSTERN

Foto: © Lukas Beck; Wien

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Quellen:

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Dieser Artikel erschien zuerst im Blog auf meerstern.de

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Bücher von Clemens G. Arvay bei MEERSTERN:


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