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We(h)r will denn eine solche Pflicht?

Seit ich politisch interessiert und aktiv bin, hat mich eine Position der liberal-konservativen Parteien immer sehr irritiert, habe ich doch insbesondere diese eine Position stets als ein grobes Missverständnis betrachtet. Ein Missverständnis darüber nämlich, was die Rolle des Einzelnen, des Individuums im Verhältnis zur Gesellschaft, zum Staat, ist. Bürgerliche Parteien, auch jene, die sonst konsequent und stringent freiheitlich-staatskritisch argumentieren und dabei stets den Einzelnen und dessen Rechte ins Zentrum ihrer Überlegungen stellen, vor allem und insbesondere gegen die Anforderungen und Angriffe von links, sind in dieser Frage stets quergestanden, stets falsch gestanden, fast so wie ein Stürmer, weit im Abseits.

Ich rede nämlich von der Wehrpflicht. Sie ist mit einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung nicht in Einklang zu bringen. Sie ist aus liberaler Sicht grundfalsch. Und sie ist es wohl auch aus ethischer Sicht. Aus christlicher Sicht. Denn die Wehrpflicht greift nachhaltig und sehr massiv in die persönliche Freiheit und auch ins Gewissen eines jeden Einzelnen ein und verpflichtet ihn, sich für eine lange Zeit in den Dienst der Gemeinschaft, der Gesellschaft, des Vaterlands zu stellen. Und dies nicht selten gegen seinen Willen.

Gerade für liberale und konservative Parteien, die immer und überall die Freiheit des Einzelnen propagieren, und dies zu Recht propagieren, ist dies eine verwunderliche Position, eigentlich eine unmögliche Position.

Denn: Wie kann man gegen eine Serafe-Gebühr sein, gegen eine zu hohe Steuerpflicht, gegen eine Hundehalter-Grundkurs-Pflicht, gegen all diese und alle möglichen anderen Pflichten, aber nicht gegen die Pflicht, die sehr weit, wohl am allerweitesten ins Privatleben hineinreicht?

Wie kann eine freiheitliche Partei dem Staat das Recht in die Hand geben, aus freien und mündigen Bürgern Vasallen des Staates zu machen? Eines Staates notabene, der immer übergriffiger, immer unverschämter handelt? Weshalb um alles in der Welt soll also ein Staat ein solches Recht auf den Zugriff auf seine Bürger (nicht Bürgerinnen!) haben? Ein Recht darauf, sie für Monate in einer Rekruten-«Schule» herumzukommandieren und dann, die nächsten Jahre, dazu zu verknurren, sich – oft langweilend – in irgendeiner Kaserne zu verdingen?

Doch ganz egal, ob man sich langweilt oder etwas Sinnvolleres macht: Die zentrale Frage ist nicht die nach dem Inhalt, sondern jene nach der Legitimation. Deshalb dient auch der Zivildienst als Ausrede nicht. Denn: Was gibt dem Staat das Recht, mich einzuziehen – und sei es nur für eine Woche oder einen Tag oder auch nur eine einzelne Stunde –, um im besten Fall mich in einem Bunker zu langweilen, im schlechteren Fall an einem Schwingfest die Besoffenen zu betreuen, und im allerschlimmsten Fall mitzuhelfen, die Bevölkerung gegen Corona zu «immunisieren», in vielen Fällen gegen deren expliziten Willen?

Die letzten Jahre haben diese meine Position noch stark akzentuiert: Während vor dieser «Pandemie» meine Position eine rein politische war, ist es jetzt auch eine emotionale. Und: eine mehr und mehr moralische.

Das Militär und auch der Zivilschutz haben eine wesentliche Rolle gespielt im Aufziehen dieses Unrechtsregimes, das wir in den vergangenen Jahren erlebt haben. Hier mitzuhelfen wäre Verrat. An meinen Mitmenschen. An meinem Gewissen. An meinem Gott, auch das.

Deshalb: Es ist höchste Zeit, die Wehrpflicht abzuschaffen. Subito. Tutti quanti. Und es ist insbesondere Zeit für den zivilen Ungehorsam, sich gewissen «Pflichten» zu verweigern. Mit Verweis aufs Gewissen. Mit Verweis auf die individuelle Freiheit. So wie es früher – als viele von ihnen noch an der persönlichen Freiheit interessiert waren – die Linken getan haben. Wobei sie für ihre mutigen Überzeugungen nicht selten im Bunker gelandet sind.

Natürlich kenne ich den berühmtesten Einwand gegen diese Position: Sicherheit geht uns alle an. Die Verteidigung der Schweiz ist Sache aller wehrhaften Schweizer (nicht Schweizerinnen!), und deshalb sollen sich auch alle in den Dienst des Landes stellen. Mit Verlaub: Dies ist Blödsinn. Denn: Wenn dem so wäre, könnte keine Polizei funktionieren und auch keine Feuerwehr, die sich grossmehrheitlich aus Freiwilligen rekrutieren und ganz ohne Zwang auskommen.

Eine freiwillige Armee schliesslich wäre einem Wettbewerb unterworfen. Man müsste um Menschen ringen, anstatt sie einfach einzuziehen und herumzukommandieren. Man müsste die Armee attraktiver gestalten, damit mehr Menschen dort ihre Zukunft sähen, sei es beruflich oder in einem Milizengagement. Und man muss diesen Menschen die Möglichkeit geben, davonlaufen zu können, wenn ihnen das, was befohlen, zu krude oder zu unsinnig wird. Denn: Was auf Freiwilligkeit basiert, ist immer und in jedem Fall besser, hat immer das solidere Fundament als Zwang und blinder Gehorsam.

Höchste Zeit also, dass wir die Wehrpflicht abschaffen. Höchste Zeit also, dass wir immer mehr staatliche Pflichten und Zwänge abschaffen und stattdessen eine Gesellschaft auf dem Fundament von Freiwilligkeit und Wohlwollen aufbauen. ♦

von Jérôme Schwyzer

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Jérôme Schwyzer ist Lehrer und Präsident des Lehrernetzwerks Schweiz


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Die Zivilisation am Leben erhalten

Viele von uns sind in dem Glauben aufgewachsen, dass die Demokratie die beste aller möglichen Welten biete, aber dieses angenehme Versprechen hat sich ganz offensichtlich als falsch erwiesen. Herrschaft taugt nicht als Quelle eines ehrlichen und menschengerechten Lebens; sie taugt nur dazu, immer noch mehr Herrschaft – also Zwang – hervorzubringen. Und da leider niemand ausser uns da ist, um die Zivilisation zu pflegen, müssen wir das tun.

Das heutige Herrschaftsmodell

Es gibt zwei Grundmodelle, wie eine zivilisierte, menschengerechte und vertrauensvolle Lebensweise hervorzubringen sei:

  1. die Zivilisation im Menschen pflegen
  2. den Menschen die Zivilisation aufzwingen

In der guten alten Zeit begnügten sich Regierungen mit der Abwehr äusserer Bedrohungen und überliessen es den Religionen und Philosophien, die Zivilisation in der Bevölkerung zu kultivieren.

Doch seit den 1970er-Jahren haben wir eine feindliche Übernahme der Moral erlebt; die Durchsetzung moralischer Normen durch den Staat, indem alles reguliert und kriminalisiert wurde. Gemäss diesem Modell muss der Staat die korrekte Sprache und ordentliche Sexualpraktiken durchsetzen; er muss die Erbsünde des Rassismus bestrafen und unterdrücken; er muss grüne Politik erzwingen, um die Apokalypse abzuwenden … der Staat muss eine Bedrohung nach der anderen beseitigen, um uns zu guter Letzt ins gelobte Land zu führen.

Der Weg der Herrschenden ins Paradies besteht darin, immer mehr Zwang auszuüben. Und viele Menschen glauben gerne an solche Fantasien, da sie nicht erkennen, welchen hohen Preis sie dafür bezahlen. An diesem Punkt stehen wir heute.

Was also sollen wir tun?

Wir müssen nach eigenem Willen und aus eigener Initiative handeln. Die gute Nachricht ist, dass wir genau das bereits tun. Und es zeigt sich, dass wir wirklich gut darin sind …

von Paul Rosenberg

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Paul Rosenberg beschäftigt sich seit der ersten Cypherpunk-Ära intensiv mit Kryptografie. Er ist Co-Autor eines Grundlagenpapiers über private digitale Volkswirtschaften und betreibt den anarchistischen Blog «Free-Man’s Perspective».

Am 20. Februar 2023 erschienen auf freemansperspective.com. Ins Deutsche übersetzt von Michael Bubendorf.


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Faustdicke Überraschung für Bargeld-Initiative!

Die Medienmitteilung des Bundesrats vom 17.05.2023 ist eine faustdicke Überraschung: Statt die Anliegen der Volksinitiative «Bargeld ist Freiheit» komplett zu verwerfen, will der Bundesrat einen Gegenentwurf erarbeiten.

«Der Bundesrat anerkennt die wichtige Bedeutung von Bargeld für Wirtschaft und Gesellschaft (und) ist bereit, diese Anliegen von Gesetzes- auf Verfassungsstufe zu heben, um deren Bedeutung zu unterstreichen.»

Etablierte Politiker äusserten sich gegenüber dem Anliegen der Bargeld-Initiative bisher kritisch bis ablehnend. So liess die SP-Politikerin Sara Wyss verlauten: «Es gibt überhaupt keine Bestrebungen, das Bargeld abzuschaffen.» Und die Baselbieter FDP-Nationalrätin Daniela Schneeberger fand es nicht notwendig «hier parlamentarisch oder mit einer Initiative korrigierend einzugreifen».

Anders sieht das offenbar der Bundesrat. An der Initiative kritisiert er einzig eine zu wenig präzise Formulierung, weshalb der Bundesrat das Eidgenössische Finanzdepartement beauftragt, eine Vernehmlassungsvorlage für diesen direkten Gegenentwurf auszuarbeiten.

Mit der bundesrätlichen Schützenhilfe scheint die Aufwertung des Bargelds von Gesetzes- auf Verfassungsebene gesichert. Hingegen überrascht der Hinweis zur unpräzisen Formulierung, handelt es sich bei der Bargeld Initiative doch um eine vorbildlich kurze und klare Initiative. Die Initianten rund um die Freiheitliche Bewegung Schweiz und die Bürgerrechtsbewegung werden den Gegenvorschlag der Regierung sicherlich mit Argusaugen prüfen. ♦

von Michael Bubendorf


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Den steilen Hang aufwärts

Im Gespräch mit Philipp Kruse

Rechtsanwalt Philipp Kruse unterstützt sechs Impfopfer, die durch die Zulassungsbehörde Swissmedic und impfende Ärzte geschädigt wurden. Er sprach mit uns über die neusten Erkenntnisse im Fall, über Grundrechte, den Pandemievertrag und Hoffnungsschimmer.

«DIE FREIEN»: Was ist der aktuelle Stand der Strafanzeige gegen die Swissmedic-Verantwortlichen?

Philipp Kruse: Zur Strafanzeige muss man wissen, dass sie aus zwei Ebenen besteht: Es ist in der Hauptsache eine Strafanzeige von sechs betroffenen Impfopfern. Diese klagen einerseits gegen die Verantwortlichen der Zulassungsbehörde Swissmedic: wegen der rechtswidrigen Zulassung neuartiger mRNA-Substanzen unter Verletzung zentraler Sorgfaltspflichten gemäss Arzneimittelgesetz, inklusive ohne eine risikoadäquate Pharmakovigilanz aufzugleisen, die ein verlässliches Bild ermöglicht hätte über die tatsächlichen Schäden; und weil Swissmedic die Öffentlichkeit unmittelbar getäuscht hat in diesem Zusammenhang. Durch diese Rechtsverletzungen wurden meine Mandanten geschädigt. Geschädigt wurden die Opfer natürlich auch durch den Vorgang der Injektion durch die Ärzte, die ihnen nicht alle erforderlichen Informationen gegeben haben, um sich eine freie Meinung bilden zu können. Darum ist es gleichzeitig auch eine Strafanzeige gegen die impfenden Ärzte. Das ist die zweite Ebene.

Neu ist, dass wir mittlerweile wissen, dass in der Strafanzeige gegen die impfenden Ärzte die Zuständigkeit jeweils einer kantonalen Staatsanwaltschaft akzeptiert wurde. In einem ersten Verfahren, für welches der Kanton Bern zuständig ist, haben wir bereits einer ersten Einvernahme beigewohnt. Dort gewannen wir den Eindruck, dass die Staatsanwaltschaft die Sache sehr ernst nimmt. Die Zuständigkeit im Hauptverfahren ist jedoch noch nicht geklärt. Wir sehen die grössten Chancen, eine Zuständigkeit zu begründen mit dem Vorwurf, dass Swissmedic mit Urkunden über die tatsächliche Natur dieser Substanzen getäuscht hat – sowohl bezüglich der Wirksamkeit als auch der Sicherheit. Wir haben jetzt sehr viel mehr Arbeit investiert, um beweisen zu können, dass Swissmedic die Öffentlichkeit systematisch und qualifiziert getäuscht hat. Weil Swissmedic von Gesetzes wegen die höchste Autorität im Lande ist, hat das strafrechtliche Relevanz. Wir sind der Auffassung, dass dadurch Menschen zu Schaden gekommen sind, und dass man die Zulassung auch nicht gestoppt hat, als die Schädlichkeit der mRNA-Substanzen längst der ganzen Welt bekannt war. Die Strafanzeige bezweckt ausserdem, einen gesamtgesellschaftlichen Überprüfungs- und Korrekturprozess in Gang zu setzen. Denn wenn wir das nicht tun, wird sich das Ganze beim nächsten Mal wiederholen …

von Christian Schmid Rodriguez


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Agorismus – Freiheit in der Schattenwirtschaft

Skepsis gegenüber -ismen ist angebracht. Manche -ismen zielen darauf ab, dass der Mensch sich ändert und einer Idee anpasst. Wohin das führen kann, ist bekannt: Staatsterror, Hungersnot, Genozid und Krieg waren allzu oft das Ergebnis.

Beim Agorismus ist es genau umgekehrt: Er beschreibt Handlungen, die seit Menschengedenken stattfinden und oftmals das Überleben jener sicherte, die von anderen -ismen bedroht wurden; beispielsweise vom Nationalsozialismus oder seiner Schwester, dem Kommunismus. Der Agorismus beschreibt die Teilnahme am Markt jenseits des staatlichen Einflusses. Ein Verhalten, wie es der menschlichen Natur entspricht; Ludwig von Mises hat es in «Human Action» beschrieben. Dieses zielgerichtete menschliche Handeln findet seit Menschengedenken auf verschiedenen Märkten statt.

Fasern im Henkersstrick

Den Begriff Agorismus hat Samuel Edward Konkin III geprägt, eine einzigartige, kuriose Persönlichkeit. Konkin kam 1947 in der kanadischen Provinz Saskatchewan zur Welt. In seinen jungen Jahren hätte man ihn als Sozialist bezeichnen müssen. Über die Werke von Robert A. Heinlein, Ayn Rand und Ludwig von Mises fand er zum Libertarismus. Sein Schaffen als libertärer Impulsgeber war entscheidend geprägt vom grossen anarchokapitalistischen Denker Murray Rothbard.

Als Konkin sein neues libertäres Manifest veröffentlichte, richtete er sich an Menschen, die keinen Zweifel an der Natur des Staats mehr haben und welche die «Bande aller Banden, die Mafia allen organisierten Verbrechens, die Verschwörung aller Verschwörungen» in aller Deutlichkeit wahrnehmen: «Der Staat ist eine Institution des Zwangs, die Unmoral zentralisiert, Diebstahl und Mord anordnet und eine Unterdrückung koordiniert, die sich gewöhnliche Kriminelle nicht einmal vorstellen können.» Eindrückliche Beweise für diese These ins Feld zu führen, fällt dem libertären Geist Konkins leicht: Allein im 20. Jahrhundert wurden in staatlichen Kriegen mehr Menschen ermordet als je zuvor; Steuern und Inflation haben mehr Wohlstand vernichtet, als zuvor produziert wurde, was in der globalen Verschuldung Ausdruck findet. Um sein eigenes Überleben zu sichern, hat der Staat dem Verstand der Menschen mehr Schaden zugefügt als jeder Aberglaube zuvor – mit politischen Lügen, Propaganda und vor allem mit vermeintlicher Bildung …

von Michael Bubendorf


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Der unvollendete Regenbogen

Südafrika gilt als Regenbogennation – wegen den diversen Ethnien, die das Land bevölkern, seinen neun Provinzen und elf Amtssprachen. Was 1994 mit den ersten freien Wahlen gut und relativ friedlich begann, droht nun in einem Sumpf von Korruption und Kriminalität unterzugehen. Dabei wurden vor allem in den vergangenen zehn Jahren die (Haus-)Aufgaben nicht erledigt.

Lawrence Mabote ist tief enttäuscht. Seine beiden Kinder, sieben- und achtjährig, verstehen nicht, warum die Toilettenspülung in ihrem Haus am Stadtrand der eher ländlichen Stadt Ditsobotla in der Provinz North West nicht funktioniert.

«Den Kindern zu erklären, dass die Spülung nicht geht, weil kein Wasser da ist, ist schwierig», sagt Mabote. In seinem Haushalt spart er jeden Tropfen Wasser, um ab und zu eine WC-Spülung zu ermöglichen. Das Wasser muss er von der Ladebrücke eines Pick-ups kaufen, zu 5 Rand pro 20 Liter. Der Tageslohn eines Farmarbeiters oder einer Nanny übersteigt oft nicht 150 Rand. Nach der Geschirrspülung wird das Wasser rezykliert und wieder verwendet, auch um Wäsche zu waschen. Was dann noch übrig bleibt, landet in der Klospülung. Vorübergehende Wasserknappheit? Definitionssache: In Ditsobotla und vielen anderen, insbesondere ruralen Gegenden ist das seit über fünf Jahren Dauerzustand. Die Schlaglöcher werden grösser und grösser, ebenso die Abfallberge, die nach Gutdünken der fat cats in den Gemeinderegierungen abgebaut werden.

Eine Realität, die viele Südafrikaner kennen – die sehr viele Regierungsmitglieder aber nicht wahrhaben und schon gar nicht ergründen wollen. Ganz im Gegenteil, Jahr für Jahr zelebriert sich der sich gerade in Amt und Würden befindende Präsident, zurzeit Cyril Ramaphosa, im berühmten SoNA-Ritual (State of the Nation Address, Rede zur Lage der Nation). Er wird dabei umgarnt von pompösen Feierlichkeiten, die in stärkstem Kontrast zur Armut stehen, die viele Menschen wie Lawrence Mabote erleben …

von Marco Caimi


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Niemand hat das Recht zu gehorchen!

In der Schweiz in einer liberalen Familie aufgewachsen zu sein, war mein grosses Glück. Ich hatte mich sogleich für «Gott und die Welt» interessiert, immer alles kritisch hinterfragt und dafür von scheinbaren Autoritätspersonen Schelte, von realen Autoritätspersonen Lob erhalten.

Schon als Kind durfte ich immer wieder hören: «Thomas ist der richtige Name für dich, du Ungläubiger!» Später hatte mich Hannah Arendt in meiner Haltung bestärkt: «Niemand hat das Recht zu gehorchen.» Als quasi kongenitaler Humanist und Wissenschaftler hatte ich nach dem Medizinstudium in Zürich meine Doktorarbeit in Immunologie und Virologie geschrieben und realisiert, dass ich kein Leben als, pardon, «Laborratte» führen, sondern mich um Menschen kümmern, anderen helfen möchte. Deshalb spezialisierte ich mich in Innerer Medizin und Kardiologie. Nach zehn Jahren praktischer Erfahrung als Assistenz- und Oberarzt und im Wissen, dass ich mir niemals von irgendjemandem den Mund verbieten lassen würde, kam für mich nur die selbstständige Tätigkeit als Arzt infrage. 1998 eröffnete ich meine kardiologische Praxis in Wettingen.

Weil Hausärzte immer rarer werden, betreue ich immer mehr insbesondere meiner alten polymorbiden und deshalb «teuren» kardiologischen Patienten, auf deren dringenden Wunsch, auch als Hausarzt. Seit 2012 führen die «digitalen Technokraten» von Tarifsuisse Krieg gegen mich «analogen Arzt». Sie scheinen partout nicht verstehen zu wollen, dass ich dies gegen meine finanziellen Interessen tue – während ich für 30 Franken einen Patienten klinisch untersuche, könnte ich für 300 Franken eine Herzultraschalluntersuchung durchführen – und als Spezial- und Hausarzt in einer Person pro Patient und Jahr viel höhere Kosten generiere als meine Kollegen Kardiologen, welche dies selbstverständlich nicht tun. Tarifsuisse fordert mein gesamtes Einkommen seit 2012 zurück, welches im Übrigen weit unter dem Mittel der Vergleichsgruppe der Kardiologen liegt – ein typischer Abzockerarzt? Immerhin hat das Bundesgericht vor zwei Jahren festgestellt, dass ich statistisch nicht mit der Vergleichsgruppe der Kardiologen vergleichbar bin. Der seither anstehenden Einzelfallprüfung von 32 meiner Patientendossiers sehe ich gelassen entgegen, weil ich weiss, dass ich kein teurer, sondern ein sehr günstiger Arzt bin, und auch nicht der schlechteste. Der von weltfremden Technokraten aus dem faktenfreien Vakuum fabrizierte Zeit-, Energie- und Kostenaufwand, zu meinen und zulasten der Krankenkassen-Prämienzahler, ist aber enorm.

Ich habe keine Ahnung weshalb, irgendwie hatte ich immer das Gefühl, ich würde, von wem auch immer, mein Leben lang auf meine eigentliche Aufgabe vorbereitet. 2015 hatte ich dies geschrieben:

«Es ist die Aufgabe der ‹Intellektuellen›, wörtlich der Einsichtigen, immer und überall unparteiisch die sokratische Position einzunehmen, sich immer alle Narrative anzuhören, die Fakten zusammenzustellen, diese zu defragmentieren und zu kontextualisieren und das faire Optimum, andere sagen die Wahrheit, zu suchen, zu finden und zu formulieren, immer im ‹sowohl als auch›, niemals im ‹entweder oder›, sich niemals selbst verblenden oder kaufen zu lassen, immer authentisch zu bleiben und, falls alle menschlichen Dämme inmitten der alles erschütternden Krisis zu brechen drohen, den Mythen der eigensüchtigen Verblender die Fakten entgegenzustellen, deren Wahnsinn zu entlarven und ihm mutig und entschlossen entgegenzutreten, ohne Rücksicht auf eigene Nachteile, bei Bedarf auch mit ihrem Leben, um die Menschheit vor ihrer Unmenschlichkeit und somit vor sich selbst zu beschützen.»

Heute weiss ich, dass meine eigentliche Aufgabe im Februar 2020 begann. In meiner befohlen halbleeren Praxis hatte ich Zeit, zu denken, und wenn ich Zeit zum Denken habe, werde ich offensichtlich gefährlich. Alles, was ich im Medizinstudium, in meiner wissenschaftlichen Ausbildung und in meiner praktischen medizinischen Tätigkeit gelernt hatte, wurde auf den Kopf gestellt. Ich hatte sofort realisiert, dass das gesamte herrschende Corona-Narrativ unwissenschaftlicher, unrechtlicher und unethischer Nonsens ist, von A wie keine epidemiologisch relevante Asymptomatische Übertragung über I wie falsche Test-Indikation, K wie kein Killer-Virus, P wie keine Pandemie, T wie falscher Test und V wie betrügerische Vakzine bis Z wie Zero Covid ist eine biologische Unmöglichkeit. Ich hatte es als meine Aufgabe als Arzt verstanden, die Bevölkerung über die Realität dieser neuen Krankheit der ganzen Gesellschaft so zu informieren, dass dies auch Laien verstehen und informiert entscheiden können, wie sie damit umgehen wollen. Ich musste dies tun, weil ich sonst nicht mehr hätte in den Spiegel schauen können.

Weil mir keine Arztkollegen, Politiker und Journalisten antworteten, schrieb ich Blogs und postete in sozialen Medien. Nachdem ein am Donnerstag vor Ostern 2020 auf Vimentis publizierter Blog-Beitrag innerhalb von 24 Stunden 20’000 Clicks erhalten hatte, wurde ich am Ostersamstag 2020 in meiner Praxis von der Antiterroreinheit Argus brutal verhaftet. Ein oder eine bis heute öffentlich nicht bekannte(r) Verleumder(in) und gute(r) Bekannte(r) von mir wähnte in meinen Publikationen Bedrohungen gegen Behörden und sogar Familienmitglieder zu sehen. In einem Telefongespräch mit dem mir ebenfalls gut bekannten damaligen Landammann des Kantons Aargau behauptete er oder sie, ich würde solche Drohungen aussprechen, sei bewaffnet und hätte eine psychiatrische Vorgeschichte. Meine beiden Bekannten beschlossen nicht, mich anzurufen und dies bei Bedarf bei einem Corona mit mir zu besprechen, sondern alarmierten den Chef der Kapo Aargau, der dann völlig durchdrehte. Nach einer Stunde realisierten die weniger aggressiven Untersuchungsbehörden, dass alle Behauptungen falsch waren: Meine Armeepistole, die ich 1980 als Sanitätsrekrut erhalten, als Oberleutnant der Armee behalten und seit etwa 15 Jahren zu Hause eingelagert hatte, wurde morgens um eins beim Erstürmen meines Hauses mit fast zu Tode Erschrecken meiner Ehefrau am von mir beschriebenen Ort, ohne Munition, vorgefunden, meine «psychiatrische Vorgeschichte» war eine kurze Ehetherapie vor 20 Jahren und bedroht hatte ich bloss das verquere (Corona-)Weltbild des feigen Verleumders und des Landammanns. Also gab es keinen Haftgrund: Falscher Alarm! Eigenartigerweise wurde ich aber noch von einer corona-panischen, geistig immobilen Internistin der «Mobilen Ärzte» untersucht. Ihre erste Frage nach dem Datum beantwortete ich mit 11. April 2020, ihre etwa dritte nach dem Jahr mit 1984. Weshalb sie mich nicht mochte, ist mir schleierhaft: Wegen «Selbstgefährlichkeit bei Corona-Wahnsinn» – ein paar Tage vorher hatte ich getwittert, dass ich niemals in meinem Leben Selbstmord begehen würde – spedierte sie mich für 36 Stunden in eine Isolationszelle, bevor die erste Einvernahme im Beisein meines Anwalts stattfand. Ich legte Rekurs ein, wurde aber, weil ein «corona-wahnsinniger» PDAG-Psychiater Manie diagnostizierte, vor die Wahl gestellt: «Entweder Sie bleiben sechs Wochen stationär zur Behandlung der Manie oder Sie können nach Hause gehen und weiterarbeiten, müssen aber ein Neuroleptikum einnehmen, was mittels wöchentlicher Blutspiegelbestimmung kontrolliert wird.» Ich biss in den diskret weniger Sowjet-Style-psychiatrischen Zwangsapfel und liess mich bis heute nicht unterkriegen, zumal ich nie etwas Unrechtes getan und nie etwas nicht 100 Prozent wissenschaftlich Evidenzbasiertes gesagt habe. Bei allem Respekt mit Verlaub: Bei mir sind alle mit nichts als Macht und Geld aufgeblasenen Scheinriesen an den Falschen geraten. Den Journalisten, zuallererst denjenigen der Wanner-Desinformations- und Diffamierungsmedien, mag ich gönnen, dass die Oberstaatsanwaltschaft, angeblich wegen Personalmangels, das Strafverfahren gegen mich nicht nach 24 Stunden, sondern erst nach 15 Monaten einstellte. So konnten sie mich lange Zeit als «kriminellen Wahnsinnigen» abtun.

Wenn alle Institutionen und die angeblichen Intellektuellen total versagen, müssen die das Licht scheuenden realen Intellektuellen und die Zivilgesellschaft an das (Sonnen-)licht treten und deren Verantwortung übernehmen. Ich denke, alle mutigen «Aufklärer der ersten Stunde» sind lichtscheue reale Intellektuelle. Ist unser gemeinsames Aufstehen Zufall oder für einmal eine Verschwörung des Guten gegen das Böse? Ich weiss, dass ich (die wichtigen Dinge) nicht weiss. Ich weiss aber, dass die Wahrheit aka das Gute immer gewinnt, irgendwann, und dass wir der Frage unserer (Gross-)kinder, ob wir damals Täter, feige Mitläufer oder im Widerstand waren, gelassen entgegenblicken können – venceremos!

Seit bald drei Jahren habe ich zwei Jobs zu erledigen, den zweiten unbezahlt, oft nachts und an Wochenenden. Ich denke, Letzterer ist weitgehend erledigt. (Fast) alles, was ich sagen kann, habe ich schon lange gesagt, es ist an vielen Quellen, unter anderem auf meiner Homepage, selbstverständlich frei verfügbar und muss nur verbreitet werden. Ich möchte nun gerne etwas gelassen zurücklehnen und die Hauptverantwortung an die Zivilgesellschaft abgeben, an Sie, liebe Leserin und lieber Leser – danke! ♦

von Thomas Binder

***

Dr. med. Thomas Binder ist Kardiologe und Internist. Er hat in Immunologie und Virologie doktoriert und 35 Jahre Erfahrung auch in Diagnostik und Therapie akuter Atemwegsinfekte in Spitälern, Intensivstationen und eigener Praxis. Er war lange im Vorstand von «Aletheia», ist Mitglied von «Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie (MWGFD)» sowie «Doctors for Covid Ethics (D4CE)» und war Teil der internationalen Forschergruppe, die im November 2020 den Corman-Drosten-RT-PCR-Test als unwissenschaftlichen Nonsens entlarvte.


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Herr Najadi, ich habe Fragen

Was ist dran an der Klage gegen Pfizer Inc. vor dem NY Supreme Court? Wird die Strafanzeige in der Schweiz gegen Alain Berset von der Staatsanwaltschaft wirklich verfolgt? Hat Pascal Najadi tatsächlich etwas mit dem «Pandemie-Ende» in den USA zu tun? Rechtsanwältin Viviane Fischer hat Fragen.

Najadi hat am 13. Dezember 2022 gegen den amtierenden Schweizer Bundespräsidenten und Innenminister Alain Berset Strafanzeige wegen Amtsmissbrauchs eingereicht. Najadi wirft Alain Berset vor, die Unwahrheit gesagt zu haben, weil dieser entgegen offiziellen Feststellungen aus seinem eigenen Bundesamt für Gesundheit (BAG; Virginie Masserey: «Auch Geimpfte können das Virus weiterüberrtragen.») kurz vor der Abstimmung über die Einführung des Impfzertifikats in einer Livesendung des Schweizer Fernsehens die Aussage tätigte: «Mit dem Zertifikat kann man zeigen, dass man nicht ansteckend ist.»

Am 6. Februar 2023 hat Najadi in einem Artikel bei Global Research behauptet, dass die Bundesanwaltschaft schon ein Verfahren gegen Bundespräsident Berset eröffnet habe («To everyone’s surprise, the Attorney General of Switzerland has decided to launch an investigation into the President – the first, of a sitting head of state – over their ‹vaccine› policies.»). Dies entspricht jedoch nicht der Wahrheit.

Am 9. März 2023 hat die Bundesanwaltschaft befreundeten Journalisten mitgeteilt: «Seitens Bundesanwaltschaft bestätigen wir den Eingang einer Strafanzeige in diesem Zusammenhang. Die Strafanzeige wird zurzeit durch die Bundesanwaltschaft geprüft. Wie immer gilt die Unschuldsvermutung. Einordnend halten wir fest: Der Eingang einer Strafanzeige ist nicht gleichzusetzen mit der Eröffnung eines Strafverfahrens. Die Prüfung der Strafanzeige durch die Bundesanwaltschaft wird ergeben, ob Bundeszuständigkeit gegeben ist und ob ein hinreichender Tatverdacht besteht (Art. 309 StPO). Darauf basierend wird entweder kein Strafverfahren eröffnet und eine entsprechende Nichtanhandnahme (Art. 310 StPO) verfügt, ein Strafverfahren eröffnet oder die Bundesanwaltschaft kann das Verfahren auch an eine andere zuständige Stelle weiterleiten, z.B. wegen fehlender Bundeszuständigkeit an einen Kanton.»

Najadi hat immer wieder öffentlich verkündet, dass es seine Anzeige gewesen sei, die das Pandemie- und Massnahmengeschehen in der Schweiz, in Deutschland und England zum Erliegen gebracht habe. Eine Anzeige, die von der Behörde drei Monate nach Eingang noch in aller Seelenruhe geprüft wird, kann auf keinen Fall die von Najadi behauptete extreme Durchschlagskraft auf das Massnahmengeschehen entfaltet haben, das alle anderen juristischen Aktivitäten nicht gehabt haben. Ich weiss nicht, ob Najadi selbst an eine Kausalität seiner Anzeigenerstattung für das Ende der Massnahmen glaubt oder ob er dies nur behauptet, weil es sich gut anhört. Genau so gut oder besser könnte man das Massnahmenende an der 400 Seiten starken Strafanzeige von Rechtsanwalt Philipp Kruse im Juli 2022 gegen die Swissmedic festmachen, die allerdings auch nicht die Aufnahme von Ermittlungsarbeiten nach sich gezogen hat.

Najadi stellt es weiter so dar, als habe sich US-Präsident Joe Biden einem von ihm erwirkten Urteil vor dem New Yorker Supreme Court beugen müssen, als er die Resolution H.J.Res.7 unterzeichnet hat, die das Ende der Pandemie einläutete. Auf seiner neuen Website nmp.associates hat Najadi die Resolution unter dem Stichwort «Positive Ergebnisse» verlinkt.

Es findet sich dort die kryptische Formulierung: «Der Oberste Gerichtshof von New York hat einen Kläger angewiesen, eine einstweilige Verfügung (TRO) zu notifizieren. Der NY SUPREME COURT und Pfizer Inc. wurden über eine TRO informiert. Am 10. April 2023: Präsident Biden beendete EO 14042 (den nationalen Notstand) ZWEI TAGE nach Benachrichtigung des NY SUPREME Court.»

Es gibt aber gar kein Urteil, in dem Joe Biden aufgegeben wird, den nationalen Pandemiestatus zu beenden, erst recht keines, das Najadi erwirkt hätte. Die Unterschrift von Joe Biden unter die H.J.Res.7 hat demgemäss nichts mit Najadi oder mit der ihn angabegemäss unterstützenden Ana McCarthy zu tun.

Von McCarthy hat Najadi zunächst behauptet, dass sie eine hoch kompetente US-Rechtsanwältin sei. Nach eigener Darstellung ist sie jedoch eine Übersetzerin, die eine Zeit lang Jura studiert hat und in Panama eine Lizenz hält – was das für eine Lizenz ist, bleibt unklar.

Najadi schmückt sich unter anderem in seinem Twitter-Podcast auch mit der fremden Feder, den Impfzwang der SWISS gegenüber den Schweizer Piloten durch Gerichtsverfahren beendet zu haben. Es sind aber in Wahrheit die Rechtsanwälte Therese Hintermann und Philipp Kruse, welche diverse Klagen im Namen von Schweizer Flugpersonal eingereicht haben. Najadi ist an diesen Klagen nicht beteiligt. Er hat sie auch nicht finanziert. Die Impfzwangaufhebung bei den Piloten hat nichts mit irgendwelchen Urteilen zu tun, insbesondere nicht mit solchen, die Najadi erstritten hätte.

McCarthy hat in eigenem Namen und ohne anwaltliche Vertretung in New York mehrere Klagen gegen die Pfizer Inc. eingereicht zur Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen aus unerlaubter Handlung.

Eine dieser Klagen ist vom Gericht des Southern District of New York allerdings am 14. November 2022 als «frivolous» also «leichtfertig» zurückgewiesen worden, was sich in der deutschen Rechtssprache am besten mit «rechtsmissbräuchlich» übersetzen lässt. McCarthy fehle die Klagebefugnis, führt das Gericht aus. Sie bräuchte zumindest einen panamaischen Kläger, der durch die Missachtung der angeblichen panamaischen Gerichtsanordnung durch Pfizer geschädigt wurde.

Die Klage, in die Najadi einbezogen sein soll und die er öffentlich als die Klage benennt, für die er um Spenden bittet, wurde von McCarthy wieder in eigenem Namen erhoben. Erneut ist sie nicht anwaltlich vertreten. Von der Klage findet sich im Netz nur ein handschriftlich ausgefülltes Formular zur Einreichung. Auf Rückfragen gegenüber Najadi und McCarthy wollten diese ausser dem auf der Website ausgewiesenen Statusreport vom Gericht keine weiteren Dokumente – etwa eine Klageschrift – vorlegen. Sie gaben auch keine Erklärung ab, wie Najadi Partei dieses Gerichtsverfahrens geworden sein soll.

Wenn man in die Suchmaske des New York Supreme Courts den Namen von Pascal Najadi als Kläger («Plaintiff») eingibt und bei dem Punkt «Return only Cases with Future Appearances» das Kästchen «No» anklickt, erscheint die Information, dass zu diesem Namen keinerlei Klagen anhängig sind. Gibt man Pfizer als Gegner ein («Defendant»), so erscheint eine ganze Liste von Rechtsstreitigkeiten. Es ist also keineswegs so, dass die Klagen von McCarthy (und gegebenenfalls Najadi) die einzigen gegen die Pfizer Inc. sind. Auffällig ist aber, dass die Klagen von McCarthy die beiden einzigen ohne anwaltliche Vertretung sind.

Najadi hat in einem Twitter-Post nun ausgeführt, dass er 500´000 US-Dollar für Rechtsanwälte und nicht näher spezifizierte Ausgaben benötige.

Wofür wird aber eine halbe Million Dollar benötigt, wenn McCarthy gar nicht von Anwälten vertreten wird? Hierzu machen Najadi und McCarthy ganz unterschiedliche Angaben. Najadi führt aus, den Umzug von McCarthy in die USA finanziert zu haben und diese Umzugskosten nun über Spenden wieder reinholen zu wollen. Er hat mir gegenüber weiter ausgeführt, dass man Anwälte habe anheuern müssen, um die Namen und die Reputation von ihm und McCarthy zu schützen. McCarthy hat mir mitgeteilt, dass sie aus vorgängigen Verfahren Anwaltskosten in Höhe von mindestens 100´000 US-Dollar noch nicht ausgeglichen habe. Handelt es sich dabei möglicherweise um Kosten auch für das Verfahren, das das New Yorker Gericht gerade als rechtsmissbräuchlich zurückgewiesen hat? All dies ist in jedem Fall aber nicht, was Najadi und McCarthy der Öffentlichkeit kommunizieren. Dort wird mitgeteilt, dass die Unterstützer die aktuelle Klage Index-Nummer 100917/2023 finanzieren sollen. Welche Kosten für die anwaltslos eingereichte Klage überhaupt entstanden sind, ist unklar.

Najadi und McCarthy behaupten, dass ihr Rechtsstreit (welcher der mindestens zwei aktiven Klagevorgänge das nun ist, hat sich mir nicht erhellt) für 90 Tage vom Gericht «versiegelt» worden sei. Dies sei der Grund dafür, dass sie keine Unterlagen vorlegen könnten. Najadi und McCarthy haben öffentlich mitgeteilt, dass sie unter Polizeischutz stünden, unter anderem wegen Drohanrufen von Behördenseite. Einen Beleg für die «Versiegelung» der Unterlagen und für die gerichtliche Anordnung des Polizeischutzes haben sie nicht übermittelt. Ich frage mich, warum Najadi trotz seiner behaupteten Gefährdungslage aktuell auf Veranstaltungen vor Hunderten von Teilnehmern spricht, ohne dass sein Polizeischutz aufgefallen wäre. Und ich frage mich auch, warum er und McCarthy die einzigen zwei Kläger gegen Pfizer sein sollen, die unter Polizeischutz stehen, wenn zum Beispiel in Deutschland Rechtsanwalt Tobias Ulbrich Hunderte von Covid-19-Impfstoffopfern gegen alle Impfstoffhersteller (Pfizer, Moderna usw.) ohne jeglichen Polizeischutz vor Gericht vertritt und auch seine Kläger offensichtlich ohne Polizeischutz auskommen. Diese Fragen habe ich auch Najadi und McCarthy gestellt. Eine Antwort sind die beiden mir schuldig geblieben.

Ich möchte Najadi und McCarthy hiermit öffentlich auffordern, für vollständige Transparenz hinsichtlich ihrer öffentlich vorgestellten, juristischen Aktivitäten zu sorgen, insbesondere soweit diese auch noch von einem Spendenaufruf begleitet sind. Ich habe aktuell viel mehr Fragezeichen als Antworten und werde hinter die Angelegenheit nicht so schnell einen Punkt setzen. ♦

von Viviane Fischer

***

Viviane Fischer ist Rechtsanwältin, Volkswirtin, Gründerin und Chefredakteurin von 2020news. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde sie als Gründerin und Leiterin des «Corona-Ausschusses».


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Macht, Moral, Mut

Das Streben nach der Erlösung von der Klimaschuld.

Es ist der Traum jeder Politik, die von Machtstreben und Gesinnungsmoral geleitet wird: ein absoluter, unhinterfragbarer Massstab, der praktisch jede Massnahme rechtfertigt. In Thomas Eisingers Roman «Hinter der Zukunft» wird diese Dystopie Wirklichkeit.

Unlösbar am Handgelenk eines jeden Bürgers fixierte «Smart-Watches» bemessen anhand jeder seiner Handlungen und jeder seiner Worte die Zuteilung seines individuellen CO₂-Lebensbudgets. Was unter dem Deckmantel «Der gute Helfer» die «richtige Haltung» fördern soll, korrumpiert innere Freiheiten und bricht ihre Sinnhaftigkeit auf ein einziges Ziel herunter: Klimagerechtigkeit.

Was aber passiert, wenn Ideale zu Mitteln verkommen und der anfängliche Wunsch, der Natur keinen weiteren Schaden zuzufügen, zwecks Kontrollausweitung totalitärer Ideologien missbraucht wird? Wenn weder als «grün» deklarierte «Schutzmassnahmen», noch das täglich gesprochene «pray for the planet» etwas anderem zugutekommen, als dem Glauben, Gutes zu tun?

«DIE FREIEN»: Lieber Herr Eisinger, in Ihrem Buch zeichnen Sie ein Regime, das in seinem Ausmass an Freiheitsberaubung und Überwachung George Orwells «1984» sehr nahekommt. Und dennoch verlautbart die durch diese unterdrückte Gesellschaft keinen Widerstand. Wie kann das sein?

Thomas Eisinger: Das ist tatsächlich der grosse Unterschied zu dem Szenario, das Orwell entworfen hat. In meinem Buch «Hinter der Zukunft» stehen die Menschen tatsächlich auf der Seite der Regierung, also sprich der Unterdrücker. Sie sind der Meinung, sich auf der Seite der höchsten Moral, also des absolut Guten, zu befinden und damit etwas Gutes zu tun, indem sie ihr Verhalten komplett verändern und an ihre Regeln anpassen.

Ist das die Gefahr moderner «Demokratien», dass wir ihnen keine eigenen Interessen mehr zuschreiben, sondern sie als moralisch einwandfreie Instanzen wahrnehmen?

TE: Gehen wir mal davon aus, dass wir existierende Demokratien haben … Es gibt natürlich dieses paternalistische Prinzip, das davon ausgeht, dass der Staat – was immer das sein mag – in Form seiner ganzen Institutionen besser weiss, was gut für uns, für den Einzelnen ist, als es die Menschen selbst wissen. Sobald aber ein Staat, der als abstraktes System wiederum aus nichts anderem besteht als Einzelpersonen, sich einbildet, der Einschätzung des Einzelnen überlegen zu sein, ist das die Abschaffung jeder individuellen Freiheit. Und ich glaube, darum geht es schlussendlich auch: Gerade der jüngeren Generation ist dieser Wert der Freiheit so nicht mehr bewusst. Sie kennen es nicht anders. Sie sind in einer Welt aufgewachsen, wo es zu jeder Frage immer nur eine alternativlose Antwort gibt. Es gab ja zu keinem grossen Ereignis ernsthaft geführte Diskussionen – egal ob 9/11, die Migrationskrise, Klimawandel oder jetzt Corona. …

von Lilly Gebert


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Die Kritik und ich

«Also, ich drücke jetzt den Knopf, dann geht der Artikel online. Bist du sicher, dass ich drücken soll?» Prisca wusste, was uns bevorstand, schon bevor sie unseren Artikel «Das Najadi-Phänomen» online stellte.

Rückblende. Im April 2021 sass ich bei Telebasel Claude Bühler gegenüber und entblösste seine unverschämte Diffamierung der Bürgerrechtsbewegung. Die Reaktionen hätten nicht unterschiedlicher ausfallen können. Respektlosigkeit und schlechter Stil wurden mir auf der einen Seite vorgeworfen, während ich auf der anderen Seite auf Kundgebungen um Selfies gebeten wurde. Ich fand beides übertrieben. Ich sah mich eher wie das von Paulo Coelho beschriebene «Werkzeug», wie jemand, der einfach die Wahrheit sucht und sich dafür weder zu brüsten, noch zu schämen braucht.

Weitere öffentliche Auftritte folgten: «Tagesschau», «10 vor 10», «Arena», «Club». Das Muster der Reaktionen blieb dasselbe und reichte von handfesten Morddrohungen («21 Kugeln in den Kopf») bis hin zu glühender Verehrung («Wir brauchen 7 Bubendorfs im Bundesrat»). Ich misstraute dem kleinen bisschen Ruhm, der mir eine Zeit lang zuflog, doch streichelte es auch mein Ego, und ich gebe zu, dass ich das auch genoss. Gleichzeitig setzte mir die heftige Kritik zu. Es war ein Wechselbad der Gefühle. Ich wusste, dass weder Verehrung noch Verdammung berechtigt waren und lernte, auf der Achterbahn der Gefühle weniger mitzufahren. Denn wer mit hochfährt, muss auch wieder runterrasen. Die Flughöhe entspricht immer der Fallhöhe. Ich entschied, meinen Weg unbeirrt von Kritik oder Zustimmung zu gehen und der Wahrheit treu zu bleiben – was schwieriger ist, als es sich anhört. Ich befreite mich, so gut ich konnte, vom Urteil anderer.

Die Heftigkeit der Reaktionen erkläre ich mir damit, dass ich einerseits Führungspersonen attackierte und andererseits dadurch selbst zu einer wurde. Viele empfanden Alain Berset und den restlichen Pandemieapparat als Autoritäten, fast schon als Vaterfiguren. Das war kein Zufall und wurde medial befeuert. Viele Menschen reagierten auf meine Kritik am Gesundheitsminister so, als hätte ich ihre Eltern angegriffen. Interessant war, dass ich fast gar keine inhaltliche Kritik erhielt. Kaum ein Tadel bezog sich auf die von mir präsentierten Fakten, auf die Studien, die ich zitierte oder auf die Beweise, die ich dafür vorbrachte, dass die Pandemieautoritäten brandschwarz gelogen haben. Es ging fast immer nur um Befindlichkeiten: Wer ich denn sei, einen Bundesrat zu kritisieren, woher ich mir als Unternehmer das Recht nehme, einen Professor zu kritisieren, und dass Bundesrat und Task Force es doch gut meinen, auch wenn sie mal falschliegen.

Knapp zwei Jahre später drückte Prisca den Knopf, und der Artikel «Das Najadi-Phänomen» war im Feld, wurde geteilt und geklickt wie noch keiner unserer rund 150 zuvor veröffentlichten Artikel. Wir hatten einen Nerv getroffen. Und die erwarteten Reaktionen folgten auf dem Fuss: «Was wollt ihr mit diesem Artikel erreichen?» «Und ihr nennt euch frei?» «Unglaublich». «Schockierend». «Herablassend». «Diffamierung.» Und sogar: «Hetze».

Und auch hier wieder die Gegenseite: «Ihr habt den Nagel auf den Kopf getroffen.» «Vielen Dank für euren Mut und euer Engagement.» «Wofür ihr Kritik bekommt, ist mir ein Rätsel.» «Ihr macht es genau richtig.» «Danke für eure Auffassung von Journalismus.» «Ihr seid zurzeit die Einzigen, die echten Journalismus betreiben und menschlich und fair bleiben. Danke.» Daniel Stricker und Marco Caimi bezogen öffentlich Stellung für unsere Arbeit und zogen beide den Vorwurf des «Rampenneids» auf sich. Mehrere Vorstandsmitglieder von Aletheia bedankten sich persönlich bei uns für den Artikel, während im Verein, der nach der Göttin der Wahrheit benannt ist, ein verblüffend heftig geführtes Wortgefecht über Nebenschauplätze unserer Enthüllungen tobte.

«Bereite dich auf den Sturm vor», schrieb ich Prisca am Morgen vor der Veröffentlichung. Und doch überraschte mich die Heftigkeit der Kritik und auch die Menge an Voten, die uns kritisierte. Es dauerte einen Moment, bis wir realisierten, dass es eine Handvoll User waren, die die Telegram-Chats fluteten und jeden positiven Kommentar auf unsere Recherche niederschrien. Irgendwann griff Prisca entnervt zum Handy, schrieb den gehässigsten User an, der sich hinter dem Pseudonym «David» versteckt, und forderte ein Gespräch. Doch der Mann, der hinter der Tastatur so mutig austeilt, scheute das Telefongespräch mit Prisca, lehnte ab und zündelte online weiter. Das ging so weit, dass sich Leser aus den Chats verabschiedeten. Ein Abonnent, der sich herzlich für unseren Text bedankte, erklärte seinen Rückzug aus den Chats mit den «vielen primitiven Kommentaren, die haben mich richtig schockiert». Ist das dieselbe Bewegung, die drei Jahre pausenlos den Untergang der Debattenkultur beklagte?

Aus anderen Gründen war auch ich schockiert: Weil die Reaktionen auf unsere Kritik an Pascal Najadi eine perfekte Kopie jener Reaktionen war, die auf meine Kritik an Alain Berset eingingen. Wieder machte sich niemand die Mühe, auf unsere Argumente einzugehen. Nicht einmal Herr Najadi selbst greift in seiner von uns veröffentlichten Gegendarstellung unsere konkrete Kritik auf, er verliert sich stattdessen in Beanstandungen über unseren Schreibstil und in argumentfreien Anschuldigungen. Für die Beweise, die wir für Herrn Najadis Lügen vorlegten, interessierten sich weder deren Absender noch seine Unterstützer. Auch dass Herr Najadi als «ehrenwerter Richter» ein bizarres «Tribunal» veranstaltete und verbreitete, dass Xi Jinping und Klaus Schwab aufgrund seines Urteilsspruchs verhaftet würden, schmälert die Begeisterung mancher Najadi-Befürworter in keiner Weise. Stattdessen drehten sich ihre Argumente um die «Tonalität» unseres Artikels, wobei nie konkretisiert wurde, welche unserer Formulierungen unanständig seien. Ich kann bis heute keine finden – dank Prisca war der Text zurückhaltend und höflich formuliert. Auch wurde uns erklärt, dass Herr Najadi Menschen erreiche, die sich ausserhalb der Bubble aufhalten. Zwar werden für diese Behauptung keinerlei Beweise vorgelegt, aber der angebliche Ausbruch aus der Blase genügt vielen Bürgerrechtlern als Rechtfertigung für Lügen und Täuschungen.

Und immer wieder: der Vorwurf der Spaltung. Jede kritische Auseinandersetzung innerhalb der Bewegung wird als spaltend gesehen. Das ist offensichtlicher Unsinn. Konflikte sind nährend und reinigend für die Gesundheit jeder Gemeinschaft, das zeigt auch ein Blick in die Geschichtsbücher: Wo wäre die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner hingekommen ohne den Konflikt, den ihre so gegensätzlichen Identitätsfiguren Martin Luther King und Malcolm X öffentlich austrugen? So viel Dissonanz muss aushalten können, wer der globalen Machtelite Paroli bieten will.

Dass auch wir Neojournalisten noch eine viel dickere Haut brauchen, zeigen uns die Geschichten von Journalisten, denen wir bedeutende Enthüllungen verdanken. Als Dan McCrum den Wirecard-Skandal aufdeckte, geriet er während seiner Recherchen unter massiven Druck seines Arbeitgebers, der Financial Times. Politiker setzten ihr Netzwerk in Bewegung, um McCrum von seiner Arbeit abzuhalten, ja selbst professionelle Schläger wurden auf den Journalisten angesetzt, um ihn zu bedrohen. McCrum blieb unbeirrt, zerrte die Wahrheit ans Licht und brachte das Lügengebäude von Wirecard zum Einsturz. Erst seit sich die Wahrheit über den Finanzdienstleister auf breiter Front durchsetzte, wird McCrum gefeiert. Bis dahin fand er sich in einem regelrechten Sturm der Kritik. Weniger Glück hatte Gary Webb, der die Verbindungen zwischen Drogenkartellen und der CIA aufdeckte. Er beging angeblich «Suizid», indem er sich zweimal (!) in den Kopf schoss. Ich möchte unsere Najadi-Geschichte nicht mit den wichtigen Enthüllungen dieser grossen Journalisten vergleichen, sondern von ihnen lernen, dass kritischer Journalismus entgegen der allgemeinen Wahrnehmung anfänglich selten auf Begeisterung stösst und immer Kritik auslöst.

Fundierte Kritik an unserer Arbeit über Pascal Najadi nehmen wir an, wir wachsen daran. So war das Videointerview wirklich schlecht. Es war ein Fehler. Najadi entschied sich während des Gesprächs für eine Videoaufzeichnung; das war vorher nicht vereinbart. Wir hatten die Chance, das zu verhindern, wir hätten ganz einfach auf unserer Abmachung beharren können. Ich hatte alle meine Fragen bereits gestellt und fand es seltsam, ein zweites Interview für die Öffentlichkeit anzuhängen. Prisca und ich agieren im Video gekünstelt, unauthentisch, schwach. Es ist mir ein Rätsel, weshalb zwei Starrköpfe wie wir nicht die Kraft und den Mut aufbrachten, Herrn Najadi für die Aufzeichnung eine Absage zu erteilen. Nun, wir sind neu im Geschäft, gestehen uns Fehler zu und lernen daraus. Wichtig ist uns, dass wir bei der Wahrheit bleiben, und das ist uns gelungen; keine einzige unserer Aussagen konnte widerlegt werden.

Lügen und Täuschungen können nicht zu Freiheit führen, im Gegenteil werden sie den Weg zur Freiheit verlängern und erschweren. Wer mich dafür beglückwünscht, dass ich Bersets Lügen offengelegt habe, mich aber verdammt, wenn ich dasselbe bei Herrn Najadi tue, dem werfe ich inkonsistentes Denken vor. Und was nicht konsistent ist, ist sinnlos und ein Betrug. Das sagte Samuel Edward Konkin III., der folgerte: «Inkonsistenz aufzuzeigen ist die wichtigste Aufgabe des libertären Denkers.» Genau das werde ich weiterhin tun. Völlig unabhängig davon, wer der Absender von Lügen und Täuschungen ist. Und auch unabhängig davon, wie viele Menschen mir auf diesem Weg folgen.

Wir würden Abonnenten und Follower verlieren, wurde uns in den letzten Tagen oft prophezeit. Geschehen ist das Gegenteil. Doch darum geht es nicht. Denn wir brauchen niemanden, der uns folgt, solange wir der Wahrheit folgen. ♦

von Michael Bubendorf


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