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Autor: Prisca Würgler

Wettermanipulation – Fakt oder Fiktion?

Können Regen, Überschwemmungen, Hitze, Dürren, Feuer, Wirbelstürme und gar Erdbeben durch Geoengineering künstlich ausgelöst werden? Der promovierte Physiker Philipp Zeller hat die Thematik erforscht und bringt Licht ins Dunkel.

«DIE FREIEN»: Wettermanipulation, das gibts doch gar nicht, sagt der Mainstream. Dabei hat Bundesrätin Simonetta Sommaruga selbst von Geoengineering gesprochen.

Philipp Zeller: Ja, die Umweltministerin sprach 2019 nach der UNO-Umweltkonferenz in Nairobi über Geoengineering. Man findet das Interview online beim Bund. «Geoengineering, also das Sprühen von Partikeln in die Luft», sagte sie wörtlich, gehöre auf den Tisch. Man müsse Chancen und Risiken abklären. Und weiter: «Das sind Versuche, die man macht, ohne die Auswirkungen wirklich zu kennen.»

Dann wäre Simonetta Sommaruga ja die grösste Verschwörungstheoretikerin?

PZ: Ja.

Warum berichten die Massenmedien nicht über Wettermanipulation?

PZ: Sie berichten schon, immer häufiger sogar – als ginge es darum, uns zu konditionieren, damit wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass es eine gute Sache sei. Schliesslich geht es ja um die Bekämpfung der Klimaerwärmung. Lustig ist: Es wird nur über Geoengineering in den «bösen Staaten» wie China, Arabische Emirate, Pakistan oder Russland berichtet!

In China zum Beispiel vor den Olympischen Spielen 2008?

PZ: Ja, dort wurde es im grossen Stil praktiziert. Sie haben Silberiodid in die Wolken geschossen, um diese zum Abregnen zu bringen, bevor das schlechte Wetter Peking erreichte. China manipuliert das Wetter regelmässig. SRF berichtete kürzlich auch, dass in Abu Dhabi jeden Tag Flugzeuge Wolken impfen würden, um diese künstlich zum Ausregnen zu bringen. Wenn solche Länder das machen, wird das von uns belächelt.

Immer mehr wird Wetterbeeinflussung aber auch mit dem Klimawandel verknüpft?

PZ: Ja, denn handkehrum heisst es: So sollte man es machen! Es gäbe tolle Studien darüber, dass damit der Klimawandel gebremst werden könne. Der Tages-Anzeiger hat aber dazu geschrieben, Wissenschaftler würden davor warnen! Ich dachte erst, ich sehe nicht recht – aber wenn man den Artikel liest, steht weiter: wenn wir jetzt damit anfangen würden, dann dürften wir nie mehr aufhören. Sonst würde die Temperatur sprunghaft ansteigen.

Wir sollen die Wetterbeeinflussung als gute Sache empfinden?

PZ: Es scheint ganz so, als bereiteten die Medien die Bevölkerung darauf vor, Geoengineering, das ohnehin schon gängige Praxis ist, zu akzeptieren. Sie kreieren ein Problem, indem sie das Wetter beeinflussen, und versuchen uns mit Wetterextremen Angst einzujagen. Gleichzeitig präsentieren sie uns die Lösung, wonach man das Wetter mit Geoengineering wieder in den Griff bekommen könne.

Die Überschwemmung im Ahrtal könnte also auch künstlich ausgelöst worden sein?

PZ: Ich kann es mir vorstellen, aber nachweisen kann ich es nicht. Wir haben es mit Wetterwaffen zu tun. Wettermanipulation wurde schon in den 1960er-Jahren eingesetzt.

Stichwort Vietnam?

PZ: Ja, genau. Im Vietnamkrieg wurde bei der «Operation Popeye» künstlich Regen erzeugt, um die Versorgungswege der Vietcong unpassierbar zu machen. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Methoden der Wettermanipulation systematisch erforscht und ausgebaut.

Eines dieser «Forschungsprojekte» war das «Project Cumulus» in England.

PZ: Genau. Im August 1952 impfte die britische Royal Air Force im Südwesten Englands Wolken mit Silberiodid, was später über der Ortschaft Lynmouth zu einem 24-stündigen Dauerregen führte, der das 250-fache des durchschnittlichen Monatsniederschlags brachte. Die Flüsse schwollen an und rissen ganze Häuserzeilen mit, 34 Menschen starben.

Und bei uns verjagen die Bauern die Wolken mit Raketen?

PZ: Ja, Silberiodid wird auch bei uns eingesetzt, um Hagel zu vertreiben. Als Bub durfte ich dem Bauern in den Ferien zuschauen, wie er Hagelraketen in den Himmel schoss, um die Hagelwolken frühzeitig zum Abregnen zu bringen, damit es eben keinen Hagel gibt.

Kritiker entgegnen, das Wetter könne sehr wohl kleinräumig manipuliert werden, aber doch niemals grossflächig.

PZ: Ja, da setzen viele Menschen ein grosses Fragezeichen. Hinter den Wetterwaffen steckt aber natürlich auch jahrzehntelange Forschung, und zwar im Geheimen. Es war seit jeher das Ziel der Akteure in den USA, das Wetter an einem beliebigen Ort der Welt zu jeder Zeit beherrschen zu können. Denn wer das Wetter kontrolliert, kontrolliert die Welt.

Owning the Weather in 2025 …

PZ: Da gibt es ein Dokument der US Air Force (USAF) mit diesem Titel. Darin deklarieren sie explizit ihre Pläne, wonach sie bis im Jahr 2025 an jedem beliebigen Ort der Welt zu jedem Zeitpunkt das Wetter bestimmen können wollen.

Was sind denn die Ziele?

PZ: Die hauptsächlichen Ziele der Wettermanipulation sind das Hervorrufen von Dürren – womit man auch Hungersnöte auslösen kann –, sintflutartigen Überschwemmungen mit enormem Schadenspotenzial wie damals in Lynmouth, Wirbelstürmen …

Kann man auch die Ozonschicht beeinflussen?

PZ: Ja, man kann ein Ozonloch evozieren. Das Ozonloch, von dem wir seit den 1990er-Jahren sprechen, wird mehrheitlich durch Wetterwaffen hervorgerufen und nicht durch die Spraydosen mit FCKW, die wir in den 1980er-Jahren noch verwendet haben. Und durch das Ozonloch nimmt natürlich auch die kürzerwellige Strahlung UV-B und UV-C massiv zu. Es gibt sogar eine NASA-Studie dazu. Die Manipulationstechniken gehen aber noch weiter mit Nebel, Erdbeben, Tsunamis …

Und wie wird das gemacht? Wir haben bis jetzt vom Wolkenimpfen gesprochen.

PZ: Sinn und Zweck des Wolkenimpfens mit kleinsten schwebenden Partikeln, also Aerosolen, ist es, dass Wasserdampf daran kondensiert und Wolken bildet, die dann ausregnen oder eben nicht. Es braucht stets einen Kondensations- beziehungsweise Kristallisationskeim, woran das Wasser sich zum Wassertropfen oder Eiskristall ausformt.

Und wenn Flugzeuge diese kleinsten Partikel ausbringen, entstehen diese weissen Streifen
am Himmel?

PZ: Genau.

Was sind denn Aerosole überhaupt?

PZ: Mikro- und Nanopartikel oder -tröpfchen. Und die sollten niemals in so grossem Ausmass entstehen beim Verbrennen von normalem Kerosin.

Gibts dazu Messungen?

PZ: Ja, und die zeigen, dass dort oben massiv Aerosole ausgebracht werden, etwa Aluminium-Nanopartikel, Strontium, Barium oder Asche verbrannter Steinkohle. Diese Aerosole sind verantwortlich dafür, dass am Himmel diese Streifen entstehen.

Was ist mit natürlich in der Luft vorkommenden Aerosolen?

PZ: Die gibt es auch. Sie entstehen durch Vulkanausbrüche und in hohen Atmosphärenschichten infolge von Ionisierungsvorgängen durch die Sonnenstrahlung, aber natürlich treten sie über die ganze Erde verteilt nur in sehr geringer Konzentration auf.

Im Vergleich zu den Sprühflugzeug-Aerosolen meinen Sie?

PZ: Ja, genau. In den letzten Jahren hat sich die Konzentration der künstlich ausgebrachten Aerosole massiv erhöht. Das erkennt man daran, dass der Himmel oft so milchig-weiss oder bleigrau ist, wenn sich Wolken bilden, und besonders an den häufigen, intensiv rot-orangefarbenen Sonnenuntergängen. Das deutet auf eine massive Luftverschmutzung hin, die absichtlich herbeigeführt wird. Denn die modernen Flugzeugtriebwerke könnten so sauber verbrennen, dass sich praktisch keine Aerosole bilden. Ein bisschen Russ entsteht natürlich schon beim Verbrennungsprozess, Kerosin ist ja ein kohlenstoffbasierter Brennstoff. Im Wesentlichen entsteht Wasserdampf und CO2. Beides ist gasförmig.

Kritiker sagen aber, das seien doch einfach normale Kondensstreifen?

PZ: Es sind ja auch Kondensstreifen, aber eben keine natürlichen. Wenn man dem Bundesamt für Zivilluftfahrt, dem BAZL, eine Mail schickt und sie auf die auffälligen Geschehnisse am Himmel aufmerksam macht, kommt die Antwort, das seien natürliche Kondensstreifen. Oft widersprechen sie sich aber in diesen Mails selber. Sie schreiben zum Beispiel, es gäbe halt so viele Aerosole in der Luft.

Von offizieller Seite hört man also nichts über Geoengineering in unseren Breitengraden?

PZ: Kaum. Oder dann eben als Option für die Klimaregulation. Das BAZL sagt, dass Kondensstreifen bei sehr feuchter Luft entstehen. Und durch den Abgasstrahl würden sich die Wolken bilden. Diese Erklärung stimmt schon. Aber diese Feuchtigkeit trifft vielleicht auf einen von 100 Tagen zu, an denen man solche Streifen am Himmel beobachten kann. ♦

Die Fortsetzung des Interviews erscheint in unserer nächsten Ausgabe.

von Redaktion


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Der Hölle entkommen, um an die Liebe zu erinnern

Herbert Steiner wurde als Kind Opfer von rituellem Missbrauch und Gewalt. Sein ganzes Leben hat er darüber geschwiegen, nun wendet sich der 56-Jährige mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit: «Ich will vor allem Mut machen! Bleibt zuversichtlich, denn die Liebe ist die stärkste Kraft!»

Er sei ein bisschen nervös, gesteht er vor dem Interview mit «DIE FREIEN». Wen wunderts! Ein Mensch, der sich 50 Jahre lang niemandem anvertrauen konnte, da das durch und durch Böse, das er erlitten hat, das Vorstellungsvermögen der allermeisten Menschen sprengt. Sein jüngst erschienenes Buch «Einfach Herbi» ist harte Kost. Doch Herbert Steiner fokussiert darin nicht auf das Schreckliche, das ihm angetan worden ist, sondern auf das Lichtvolle, den Glauben und die Hoffnung. «Glaubt an die Liebe!» ist seine Hauptbotschaft.

Herbi schildert in seinem Buch auch seine mediale Begabung und beschreibt, wie er auf seinem Leidensweg Unterstützung aus der «unsichtbaren Welt» bekam: Seine «geistigen Freunde», wie er sie nennt, hätten ihn schon als Kleinkind besucht, und sie täten es noch heute. Sie lehrten ihn das Leben, trösteten ihn, gemahnten ihn zum Durchhalten, machten ihm Mut und schenkten ihm die Hoffnung, dass seine Zeit noch kommen würde. Im Interview kommt auch Martina Amato, die Herausgeberin des Buchs, zu Wort. Sie ist Juristin und hat jahrelang im Kindesschutz gearbeitet.

«DIE FREIEN»: Herbi, dein Leben, so wie du es in deinem Buch beschreibst, gleicht einem Balanceakt zwischen Himmel und Hölle. Einerseits die Freuden der geistigen Welt, andererseits die rituelle Gewalt.

Herbert Steiner: Ja, beide Themen haben es in sich. Und wenn man darüber berichtet, wird man schnell in eine Schublade gesteckt.

Dennoch hast du dich entschieden, nach über 50 Jahren dein Schweigen zu brechen und an die Öffentlichkeit zu treten?

HS: Ja, und ich wollte über mein ganzes Leben berichten, denn beides sind Facetten meines erlebten und mitunter überlebten Lebens. Dabei wollte ich dem Dunklen nicht zu viel Energie schenken, also nicht zu tief hineingehen – es würde viele Leser abschrecken.

Was beabsichtigst du mit deinem Buch?

HS: Mein Buch soll Mut und Zuversicht verbreiten. Gerade in dieser Zeit des Umbruchs und der grossen Veränderungen brauchen die Menschen Halt und Hoffnung. Und wenn ich es geschafft habe, aus dieser Dunkelheit hervorzutreten, schaffen wir es auch als Gesellschaft, durch diese absonderlichen Zeiten hindurchzukommen.

Deine Positivität ist erstaunlich, nach all dem Bösen, das dir angetan worden ist!

HS: Ich möchte meine Energie einfach insbesondere dem Lichtvollen und Positiven schenken. Denn es gibt immer einen Weg, wenn man an die Liebe glaubt!

Dabei war Liebe für dich lange ein Fremdwort. Deine Mutter gab dich zwei Tage nach deiner Geburt in eine Pflegefamilie.

HS: Ja, ich wurde als Einziger und Zweitgeborener von sechs Kindern kurz nach der Geburt weggegeben.

Dann kamst du zu Pflegeeltern auf eine Hühnerfarm. Bei ihnen ging es dir soweit gut. In der Primarschule jedoch wurdest du eines Tages nach dem Religionsunterricht in ein Auto gezerrt …

HS: Und ich konnte nicht flüchten.

Und ich konnte nicht flüchten. Du hast Augen und Mund verbunden, stehst unter Schock. Du hast Angst. Du hattest Religionsunterricht und jetzt bist du in einem Auto unterwegs nach «Nirgendwo». Dein Puls steigt in die Höhe, du zitterst, du kennst das alles nicht. Man hat mich ausgezogen, alle Kleider ausgezogen. Es folgte sexueller Missbrauch durch mehrere Menschen. Und es dauert lange. Also sehr lange, es hört fast nicht auf, tut weh. Du bist einfach da, zitterst nur noch und hast Angst. Gefühlt war das mehr als eine Stunde, würde ich sagen. Und es waren viele und es wurden auch Sachen eingeführt aus Metall, Werkzeuge. Auch mit Nadeln hat man hantiert.

Was ging da in dir vor?

HS: Du verstehst es einfach nicht, und es tut furchtbar weh. Überall. Das sind Sadisten. Ihr Ziel ist es – beziehungsweise sie finden es lustig –, wenn man jemandem Schmerzen zufügen kann. Und zwar nicht einfach ein wenig. Viel Schmerz. Bis zur Bewusstlosigkeit. Als ich wieder zurück auf dem Hof war, hatte ich beim Nachtessen einfach keinen Hunger. Ich ging aufs Zimmer und heulte. Von da an holten sie mich immer und immer wieder. Die Folter und Foltertechniken wurden stets extremer.

Warum hat das niemand gemerkt?

HS: Ich war der beste Schauspieler überhaupt und sagte einfach, ich sei vom Fahrrad gestürzt. Ich hatte für alles eine Ausrede, weil ich wusste, dass, wenn das rauskommt, es böse enden wird. Mir wurde von Anfang an eingetrichtert: Du hast dir alles eingebildet. Das gibt es gar nicht. Man drohte mir: Du wirst mit niemandem darüber reden, sonst wird es noch viel schlimmer. Es gibt eine Art Schweigepflicht, die dir «einprogrammiert» wird, wie eingebrannt. …

von Redaktion


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Der Hüter des Urgetreides

Der bald 70-jährige Hanspeter Saxer tut, was er liebt: Er hütet das Urgetreide. Über 100 Sorten zählen heute zu seinem Schatz.

Sie tragen so schillernde Namen wie Purpur Weizen, Waldstaudenroggen, Valser Gerste oder Huron, eine der Lieblingssorten des grossherzigen Berner Oberländer Sämanns. Denn mit dem Huron-Weizen hatte vor über 40 Jahren seine leidenschaftliche Reise und sein unermüdlicher Einsatz für Biodiversität und Sortenvielfalt begonnen.

Es war im Schwarzwald auf dem biologisch-dynamisch bewirtschafteten «Goldenhof» in Urberg auf 1000 Metern, wo der junge Hanspeter Saxer einen Narren am Urweizen Huron frass. Sein Lehrmeister Franz Karl Rödelberger, ein Schweizer, hatte damals einige Körner dieser von den Äckern verschwundenen Urweizen-Sorte im Walliser Mattertal auf einem Getreidespeicherboden zwischen den Holzlatten aufgestöbert und mit in den Südschwarzwald genommen. Er hütete sie wie seinen Augapfel, baute sie an und vermehrte sie.

In den Kriegsjahren war Huron in der Schweiz einst das Getreide überhaupt. Das aus Kanada stammende Korn hatte neben der Sorte Manitoba die beste Backqualität. «Dieser Huron stand in einem herrlich wogenden Felde da», erinnert sich Hanspeter Saxer mit glänzenden Augen an seine Lehrzeit auf dem Goldenhof zurück, wo Handarbeit noch Trumpf war. «Wir bewirtschafteten zirka 90 Hektaren Land. Aber nicht mit riesengrossen Traktoren. Nein, es waren die kleinen, ausdauernden Norweger-Pferde.

Und auf den Weiden grasten keine Hochleistungskühe, sondern die früher dort heimischen Hinterwälder-Kühe, eine kleine genügsame Zweinutzungs-Rinderrasse.» Es war ein Hof, wo man den Schweiss der arbeitenden und schnaubenden Pferde noch roch und das Pferdegeschirr leise klirrte, wo man statt des Dieselmotorengeknatters überall das Summen der Bienen und das trillernde Pfeifen der Vögel vernahm, und wo man manchmal auch die Menschen fröhlich und singend erlebte – trotz der oft schweren Arbeit. …


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Der visionäre Winzer vom Iselisberg

Roland und Karin Lenz produzieren am Iselisberg im Kanton Thurgau seit mehr als 25 Jahren Bioweine pur – und das heute völlig pestizidfrei.

In ihren Weinen steckt somit noch mehr Bio, als es das Knospe-Label verlangt, verzichtet das Winzerpaar doch auch auf Kupfer und Schwefel, die im Biorebbau sonst gang und gäbe sind. Das Geheimnis der beiden Pioniere: pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Eine Erfolgsgeschichte.

Roland Lenz führt durch den üppig mit Traubenrispen behangenen Rebgarten neben seinem Hof am Iselisberg, wo es summt und brummt, Schmetterlinge tanzen und unterschiedlichste Arten nebeneinander erblühen: Verschiedene pilzresistente Rebsorten – sogenannte Piwis –, pralle Grünflächen zwischen den Rebreihen und mitten in den Rebenreihen auch Haselnusssträucher, Mandel- und Walnussbäume. Rund 3000 Büsche, Gehölze und Bäume werden auf dem Weingut Lenz gehegt und gepflegt. «Dank unserer konsequent naturwertschätzenden Bewirtschaftungsweise hat sich der Boden unterdessen so gut erholt und ist dermassen fruchtbar geworden, dass wir auf derselben Fläche doppelt so viel Ertrag erzielen», erzählt Lenz freudestrahlend. Biodiversität ist bei ihm Trumpf. Deshalb wird er diesen Rebberg nun mit einem Obst- und Getreidegarten erweitern. «Wir lichten die Reihen aus und pflanzen dazwischen andere Kulturpflanzen an, etwa Dinkel, Hafer oder Buchweizen. Mit weniger Reihen, aber doppelt so viel Ertrag der Reben werden wir hier sogar mehr produzieren als vorher», so Lenz, «aber zusätzlich können wir noch Menschen ernähren mit Getreide oder Öl, falls wir zum Beispiel mal Lein, Flachs oder Hanf zwischen den Rebreihen anbauen.»

Was wie ein Märchen tönt, ist auf dem Rebhof Lenz gelebter Alltag. Weniger oder gar keine Pestizide und weniger Arbeitsaufwand ergeben einen höheren Ertrag, denn die Natur kann unter der Demeter-Bewirtschaftungsweise in ihrer ganzen Fülle erblühen.

Seit 1994 ist Roland Lenz mit den pilzresistenten Rebsorten unterwegs, und seit 1995 bewirtschaftet er seine Rebberge ohne chemisch-synthetische Hilfsstoffe. Auf Bioproduktion umgestiegen war er, weil er selber an einer durch Pestizide ausgelösten Allergie gelitten hatte. «Drei Stunden nach dem Ausbringen von Folpet, einem Wirkstoff von Bayer, war meine Haut jeweils stark gerötet und ich hatte Kopfweh», erinnert er sich. Dagegen nahm er dann eine Kopfwehtablette von Bayer, womit der Kreislauf geschlossen war – jedenfalls für Bayer. Doch die Agroindustrie hatte die Rechnung ohne den Winzer gemacht. «Was machen wir eigentlich hier?», fragte Roland Lenz eines Tages – und läutete die Wende auf seinem Betrieb ein. …


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Von der Hand in den Mund

Auf dem Biohof Gumme oberhalb von Thörishaus nahe der Stadt Bern beackert eine kleine motivierte Gemeinschaft mit viel Handarbeit, Liebe und Fleiss einen kleinen steilen Flecken Land und versucht dort, neue Wege zu gehen. Das frische Obst und Gemüse vertreiben die Bäuerinnen und Bauern im Abo-System und auf regionalen Märkten. Lokal produzieren und lokal konsumieren – das hat Zukunftspotenzial.

Über dem Sensegraben am sonnenverwöhnten Südhang mit wunderbarem Ausblick auf die Gantrischkette arbeitet die kleine Gemeinschaft noch vorwiegend von Hand. Und da sie versucht, in geschlossenen Kreisläufen mit statt gegen die Natur zu arbeiten, ist ihre Wirtschaftsweise auch enkeltauglich.

«Wir möchten Landwirtschaft möglichst ressourcenschonend betreiben», sagt Betriebsleiter Thomas alias Gogo Ramser. Denn dass immer grösser auch besser sei, entspringe der überholten Idee aus Zeiten der Industrialisierung, die unter anderem zu degenerierten und vergifteten Böden, Insektensterben und vergiftetem Wasser geführt habe.

Fünf Parteien von Jung bis Alt leben und arbeiten auf dem Biohof Gumme wie in einer kleinen Dorfgemeinschaft. Die Grosselterngeneration Paula & Fritz Jost, die den Betrieb noch konventionell führten, wohnen unterdessen im schmucken Stöckli. Im Bauernhaus nebenan wohnen die beiden jungen Familien von ihrer Tochter Bea mit Gogo Ramser sowie ihrer Tochter Hanna und Marianne und Thomas Wieland mit ihren beiden Söhnen Manuel und Jaro. Der Gemüsegärtner Daniel Flühmann aus Mittelhäusern und der Weinfachmann Serge Berger aus Bern komplettieren das Gumme-Team. Dazu kommen immer wieder helfende Hände wie die von Elsbeth und Tanja, die der Gumme-Gemeinschaft freiwillig unter die Arme greifen.

Was sie alle vereint ist der Wunsch nach einer nachhaltigen Landwirtschaft mit kleinem ökologischen Fussabdruck und einem achtsamen Umgang mit Menschen, Tieren, Pflanzen, dem Boden, dem Wasser und der Luft. Die industrielle Landwirtschaft führe in eine Sackgasse, davon ist Gogo überzeugt: «Wo sie betrieben wird, sind die Böden vielerorts degeneriert und mit Schadstoffen belastet – etwa in China, den USA und in Europa. Der Humusgehalt der Böden war früher viel höher. Unterdessen ähnelt er mit 2 bis 2,5 Prozent vielerorts demjenigen in der Wüste. Der Rückhalt von Wasser und Nährstoffen in solchen Böden ist schlecht, und sie erodieren leicht.»

Hier sucht die kleine Gemeinschaft nach neuen Lösungen. Auf ihrem Land sollen auch noch ihre Kinder fruchtbare Böden antreten können. «Ich wünschte mir, dass wieder mehr Menschen in der Landwirtschaft arbeiten und dass der Boden wieder vermehrt von Hand bearbeitet wird», äussert der Betriebsleiter. So hätte einst die Hälfte der Bevölkerung in der Landwirtschaft gearbeitet, seien es heute noch magere zwei Prozent. «Deshalb fehlt den Menschen der Bezug zur Landwirtschaft und zu den Lebensmitteln. Die Nahrung sollte wieder einen höheren Stellenwert erhalten.»

An diesem schönen Sommernachmittag ist Feldarbeit Trumpf. Boden lockern ist angesagt. Mit grossen überdimensionalen Stechgabeln wird Luft in die unteren Bodenschichten transportiert und damit die Mineralisierung des Bodens unterstützt. «Das ist mein Lieblingssport», sagt Bea augenzwinkernd, während ihr der Schweiss von der Stirn rinnt. Die Bodenqualität zu verbessern sei eines der Steckenpferde der Hofgemeinschaft, wie ihr Mann und Betriebsleiter Gogo später unter dem kühlenden Laubdach des Lindenbaumes auf dem Hofplatz erzählt: «Wir arbeiten mit effektiven Mikroorganismen, den sogenannten EM, um die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern.» Kleinstlebewesen oder Mikroorganismen bauen im Boden dauernd Stoffe um. Sie stellen den Pflanzen Nährstoffe zur Verfügung und tragen so zu einem fruchtbareren Boden bei. «Wir setzen EM auch im Stall ein gegen die Fliegen und impfen den Kompost damit.»

Ein zweiter raffinierter Helfer auf dem Hof ist der Komposttee, ein Kaltwasserauszug aus Kompost oder Regenwurmhumus. Bei dieser Methode der regenerativen Landwirtschaft werden aerobe Mikroorganismen vermehrt, um Pflanzen zu stärken und gesund zu halten. Der Tee wird aufgespritzt und damit der Pflanze ein Impuls gegeben. Dieser kurbelt die Photosynthese-Leistung der Pflanze an. Sie wird vitaler und ihr Immunsystem gestärkt, womit sie sich besser gegen Schadpilze und Schädlinge wehren kann. Während die konventionelle Landwirtschaft diesen Kleinstlebewesen mit Giften – Fungiziden, Pestiziden und Herbiziden – zuleibe rückt, setzt die Gumme-Gemeinschaft so weit wie möglich auf einen diametral entgegengesetzten Kurs: «Wir wollen die Pflanzen und den Boden stärken, damit die Natur sich selber ins Gleichgewicht bringen kann», sagt Gogo.

Damit ist die Gumme-Hofgemeinschaft bisher gut gefahren. Die Nachfrage nach ihren Gemüse-Abos ist stabil. Auch auf den Gemüsemärkten in der näheren Umgebung – Thörishaus, Mittelhäusern und Bern – ist ihr frisches und regional produziertes Obst und Gemüse ebenfalls sehr beliebt.

Dabei hatte einst alles klein angefangen: Anfangs bewirtschafteten Paula und Fritz den Hof noch zu zweit mit Helferinnen und Helfern. 2015 fand dann auch Daniel Flühmann auf dem Hof sein Glück. Er konnte einen Blätz Land übernehmen und dort sein Gemüse anpflanzen. Mittlerweile baut er eine grosse Varietät an Gemüse an und liefert seinen Abonnentinnen und Abonnenten einmal pro Woche eine kleine oder grosse Kiste Gemüse in eines der sechs Depots in der Region aus, wo die Kundschaft ihr Gemüse erntefrisch abholen kann.

Im selben Jahr legte die Gemeinschaft zusammen mit Serge Berger von der Rebenhackerei Berger aus Bern einen kleinen Weinberg mit Pinot-Noir-Reben an. Marianne und Tom leben schon länger auf dem Hof, wobei Tom mit seinem «GmüesEsel» weitherum bekannt ist. Mit seinem Carla Cargo-Veloanhänger radelt er den Hochstammbäumen in der Region nach, pflückt deren Früchte und pedalt mit bis zu 200 Kilogramm Gewicht auf dem Anhänger zurück auf den Gumme-Hof, um die Köstlichkeiten dort mit einfachsten Mitteln zu verarbeiten. Im Dorf unten bietet er der Bevölkerung überdies seine muskelbetriebenen Geräte zur Mitbenutzung an: Zwei Velos, ein Crosstrainer und ein Rudergerät treiben Mühlen zur Produktion von Polenta, Hartweizengriess, Weizenmehl oder Roggenmehl und Ölpressen zur Produktion von Rapsöl an. Auch auf dem Hof nutzt Tom ausgeklügelte Technik für seinen Dörrapparat. So sorgt ein Wasser-Luft-Tauscher dafür, dass aus dem Warmwasserüberschuss der Warmwasserkollektoren auf dem Dach warme Luft entsteht, mit der er seine Bohnen, Kirschen, Zwetschgen, Birnen und Äpfel dörren und haltbar machen kann.

Ein Einkommen aus kleinen Nebenerwerben ermöglicht der Gemeinschaft zudem noch mehr Narrenfreiheit bei ihrer innovativen Form der Landwirtschaft.

Diesen warmen Sommerabend liessen sie ausklingen bei gemeinnütziger Arbeit im Sensegraben, indem sie den Fluss von Abfällen befreiten – Idealistinnen und Idealisten durch und durch! ♦


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Hinaufgestürzt

An meine ehemaligen Vorgesetzten:

Ihr standet eines Nachmittags unangekündigt im Türrahmen zu meinem Schulzimmer, einen Brief in der Hand; den letzten in der Reihe eurer Briefe an mich. Mit ernster, doch verunsicherter Miene tratet ihr an mich heran. Robert wechselte von einem Fuss auf den anderen, als hätte er sein Gleichgewicht auszutarieren, Katharina stand breitbeiniger als üblich und mit verschränkten Armen da. Den Brief legtet ihr mir offen hin und batet mich, ihn in eurer Anwesenheit zu lesen. Damit verschloss sich mir die Tür zu meinem kleinen Reich für immer.

Es war die Tür zu einer Welt, in der alle als Glieder in eine Kette verhängnisvoller Abhängigkeiten eingebunden sind. Aus dieser Kette wurde ich entfernt – durch euch! Nicht wissend, welches Glück mir damit zuteil wurde, war ich gezwungen, mich abseits des Gewöhnlichen zurechtzufinden. Da war plötzlich Raum für die grosse Krise, die Krise, die ich mir ein Leben lang nicht gegönnt hatte. Endlich durfte ich mal falsch, schlecht, daneben sein. Jetzt musste ich mir keine Mühe mehr geben, als zurechtgeschnittenes Puzzleteil in ein Bild zu passen, das mit dem Label «Gutmensch» versehen ist.

Ich stand auf der Aussenseite, unerwartet und ungeübt. Vor den Kopf geschlagen, kochte ich erst vor Wut; wie mir später bewusst wurde, vor allem deshalb, weil ich diese Entscheidung nicht selbst getroffen hatte. Vermutlich hätte ich den Absprung so nicht gewagt; das hätte ich wohl ohne euer Dazutun nicht geschafft. Ohne eure Hilfe, eure Intoleranz, eure Unfähigkeit, mit einer Vielfalt an Ansichten umzugehen, wäre ich nicht da, wo ich nun bin. Es war das Wachrütteln eines schlafenden Potenzials, das Kofferpacken für die grösste Reise im Leben. Eine andere Welt! Eine Welt, in der ich Freiheit atme und in der die Freude navigiert. Doch am Anfang war da die Angst vor dem Unbekannten. Die Leere, die sich breit machte, nahm mir jeglichen Sinn für Orientierung. Oft war ich kurz davor, den Koffer wieder abzustellen, spielte mit dem Gedanken, umzukehren und mich wieder in die bekannten Strukturen einzugliedern. Wie beruhigend und bequem war doch der Mantel des Staates …

Der Übergang in die Freiheit war schmerzhaft. Das Gefühl der Ablehnung begleitete mich noch lange, und die immer gleichen Fragen besetzten mein Denken: Mich arbeitslos melden oder auf einem Bauernhof Kühe melken? Für mich wäre das eine Option, aber da sind noch zwei schulpflichtige Kinder, für die ich aufkommen muss. Mich selbst neu erfinden, aber als was denn? Blind auf alle Stelleninserate bewerben im Wissen, dass ich da nicht hingehöre? Im dicken Nebel des Zweifels suchte ich nach einem Wegweiser, bis ich merkte: Das, wonach ich suche, ist in mir. Welche Reise mir bestimmt ist, enthüllt sich erst, wenn ich vertraue – mir selbst und dem Leben. Das Leben führt mich immer wieder an die richtigen Orte, ich muss es bloss erkennen und mich darauf einlassen. Wo ich das Ziel nicht kenne, kann sich Freiheit erst entfalten. Und wahrlich, die Welt der Freiheit ist eine andere! Sie ist durchlässig, durchsichtig und doch da. Erfahrbar ist sie für jene, die es wagen, zu ihr aufzubrechen. Als Kompass dient die Vorstellungskraft, denn mit Vernunft allein ist die Freiheit nicht zu finden. Und meine Reise zur Freiheit hat auf der Schwelle zur Schulzimmertür ihren Anfang genommen. ♦


von Prisca Würgler
Credit (Bild): pexels.com – Tetyana Kovyrina


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