Skip to main content

Monat: November 2023

Das Genie der Antischöpfung

Es ist die Geschichte von Werden und Vergehen, einem nie enden wollenden Nicht-Verstehen. Die Frage danach, warum der Mensch nicht existieren kann, ohne dass anderes untergeht im Schlamm. Und er auf der Suche nach seinem Selbst dieses permanent verfälscht.

Angenommen, Atlantis existierte. Warum musste es untergehen? Während sich die Mythen über sein Verschwinden um Polsprünge, Meteoriteneinschläge oder den Zorn der Götter ranken, sieht eine Theorie die Ursache im Okkultismus. Die Anwendung schwarzer Magie in ihrer Hauptstadt Poseidonis habe eine solche Destruktivität und Lebensverneinung auf die Erde gebracht, dass dieser kein anderer Ausweg geblieben sei, als sie von ihr verschwinden zu lassen, um das Gleichgewicht von Licht und Dunkel wieder herzustellen.

Antinatalismus

Mythen hin oder her. Dunkle Kräfte existieren auch heute. Hierbei erwecken Begriffe wie Luziferianismus oder Satanismus schnell Assoziationen mit Geheimbünden, die für sich genommen keine Berührungspunkte mit unserem Leben haben. Wer aktuell jedoch seinen Blick auf die vielen Inszenierungen innerhalb der Kunst- und Musikbranche richtet, den beschleicht schnell das Gefühl, er wohne einer rituellen Teufelsanbetung bei. Ähnlich fassungslos – wie an seiner eigenen Unversehrtheit zweifelnd – lassen einen Berichte über die Agrar-, Lebensmittel- oder Kosmetikindustrie zurück. Neben ihrer «Chemieindustrialisierung» macht spätestens die aktive Verdrängung von Hebammen und gleichzeitige Zunahme von Kaiserschnitten deutlich: Nicht nur scheint sich mittlerweile alles gegen das natürliche Entstehen von Lebendigem zu richten, auch sind es grösstenteils nicht mehr wir, die dieses «Leben» in der Hand zu haben scheinen.

Dieses zunehmend anzutreffende «Ideal», sich mehr dem Tod als dem Leben zuzuwenden, pflege ich unter dem Begriff «Antinatalismus» zusammenzufassen. Als politische Strömung meint dieser schliesslich nicht nur freiwillige Kinderlosigkeit: Im Sinne des Materialismus ist er das Verneinen allen Aufkeimens neuen Lebens – aus Angst, dieses könnte das Leben des bereits Lebendigen weniger lebenswert machen. Getarnt als Moraltheorien, die nichts weiter möchten, als zukünftiges Leiden verhindern, findet das Aussterben der Menschheit vielerorts institutionellen Rückhalt: im Club of Rome mit seinem Bericht über «Die Grenzen des Wachstums», in Vereinigungen wie Planned Parenthood und dem seit den 1970ern existierenden Voluntary Human Extinction Movement («Bewegung für das freiwillige Aussterben der Menschheit») oder in der Religionsgemeinschaft Church of Euthanasia, die für die Rettung der Erde durch Suizid, Schwangerschaftsabbruch, Kannibalismus und Analverkehr wirbt. …

von Lilly Gebert


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 09. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Fragebogen an Franzobel

Wann fühlten Sie sich das letzte Mal so richtig frei?

Ich war gerade in Qaanaaq, Nordgrönland, wo die Menschen vor allem von dem leben, was das Meer hergibt, Robben, Wale, Walrösser, die mit Kajaks und Harpunen gejagt und dann auf Schollen zerteilt werden. Dort leben 500 Menschen und es gibt im ganzen Ort nur Plumpsklos. Keine Restaurants, kein Bankomat. Krank werden will man da nicht, aber die Landschaft ist atemberaubend. Selten zuvor sind mir die Themen der Medien so nichtig vorgekommen. Ich bin Künstler geworden, um frei und selbstbestimmt leben zu können, aber in Nordgrönland und der Wüste Algeriens durfte ich noch einmal eine völlig andere, naturverbundene Freiheit kennenlernen.

Was sehen Sie, wenn Sie in den Spiegel schauen?

Eine Mischung aus Tom Waits und meinem Vater. Je nach Beleuchtung bin ich mal mehr, mal weniger zufrieden. Stolz ist mir fremd, aber etwas Eitelkeit ist schon vorhanden, weshalb ich mit meinem Äusseren nie zufrieden war. Für mein Leben aber bin ich dankbar, weil da gilt, was ein Freund einmal über mich gesagt hat: Du bist wie der Obelix als Kind in den Zaubertrank gefallen, ein Franzobelix.

Ihre erste Kindheitserinnerung?

Meine Eltern waren Häuslbauer, weshalb ich in jungen Jahren viel bei meinen Grosseltern gewesen bin. Einmal habe ich Oma und Opa gesagt, dass ich jetzt mit ihrem Auto nach Hause fahre. Die beiden haben gelacht. Ich, damals vier oder fünf, bin in den vor dem Haus geparkten VW-Käfer gestiegen und habe den steckenden Zündschlüssel gedreht. Die Strecke war ich zuvor ein paar Mal im Kopf abgefahren. Wo das Gaspedal war, wusste ich. Zum Glück war der Rückwärtsgang drinnen. Das Auto machte einen Hüpfer und landete im Hauseck. Die Grosseltern kamen angestürmt, waren aber froh, dass mir nichts passiert ist. Das abgeschlagene Hauseck liessen sie nie ausbessern.

In welcher Rolle fühlen Sie sich am wohlsten?

Als Zuhörer und Beobachter. Mich interessieren Menschen und die Natur. Ich will niemanden belehren, überzeugen oder Recht haben. Mir reicht es, wenn ich etwas Neues erfahre, da bin ich ziemlich egoistisch. Ich bin keiner von denen, die nur von der Vergangenheit erzählen, weil ich immer noch versuche, ganz in der Gegenwart zu leben.

Politik ist …?

Eine Bühne für Selbstdarsteller. Diesen Menschen misstraue ich zutiefst – egal, welcher Partei sie angehören. Politik ist ein schmutziges Geschäft, und seit es die unsozialen sozialen Medien gibt, auch ein verlogenes. Wer sich darauf einlässt, verliert seine Seele. Früher wollten Politiker etwas bewegen, aber heute geht es nur noch um den Kontostand …


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 09. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Auf- oder Abstieg?

Wir befinden uns an einer entscheidenden Stelle der menschlichen Evolution. Grundsätzlich schreitet Evolution im Stillen, aber äusserst beständig voran. An gewissen Schnittpunkten jedoch, in Zeiten wie diesen, ist eine damit einhergehende R-Evolution nicht zu vermeiden.

Es wurde gesagt, dass eine Zeit kommen wird, in welcher sich die «Spreu vom Weizen» trennen wird. Eine Zeit, in welcher eine komplette Umorientierung und ein universeller Neubeginn des Lebens stattfinden wird. Ist es möglich, dass gerade wir uns an einem solchen Schnittpunkt der Neuorientierung befinden? Die Zeichen deuten jedenfalls darauf hin.

Dass gewisse finstere Mächte diesen Neustart in ihrer eigenen Form eines «Great Resets» adaptieren wollen, macht dabei keinen Unterschied. Was aber ist mit «Spreu» und «Weizen» eigentlich gemeint? Ganz einfach: Die auf- und die abbauenden Kräfte, Konstruktives und Destruktives. Alles Destruktive wird dem Konstruktiven weichen müssen.

Eine Entscheidung ist fällig

Jeder Mensch muss sich jetzt entscheiden, welchem Weg er folgen will. Daher befinden wir uns in der Zeit der «Offenbarung». Offenbarung meint, dass sich alles zeigen wird, was im Verborgenen geschieht und geschah. Dies wird viele Menschen schockieren, da sie sich nie für Wesentliches interessiert haben. Aber dieser Schock ist notwendig, damit jeder bewusst entscheiden kann, wie er mit seinem Leben weiterfahren will.

Einige Menschen werden sich dem Zeitgeist verschliessen und wie gewohnt weitermachen. Andere wiederum werden erkennen, dass dieses System ausgedient hat und sie es nicht weiter bedienen wollen. Sie haben erkannt, dass ein Umdenken Not tut, und dass die kommende Zeit die komplette Umstellung ihrer persönlichen Lebensweise bedingt. Sie machen sich auf den Weg. Sie werden die dringend benötigte Revolution sein, welche zur Bewusstwerdung und zum Aufstieg vieler beitragen wird.

Das Individuelle wird zum Kollektiven

Bewusstwerdung ist erstmal immer ein individueller Prozess. Ist sie jedoch auf persönlicher Ebene vollzogen, so beginnt sie das kollektive Bewusstsein der Menschen zu formen. Es kommt also auf jeden Einzelnen von uns an. Der Prozess, in welchem sich die gesamte Menschheit momentan gerade befindet, fordert und fördert somit sämtliche unserer Reserven. Die Geschehnisse da draussen, welche mit «Covid» noch längst nicht abgeschlossen sind, werden sich weiter verschärfen. Es warten neue «Virus-Varianten», neue Impfungen, 15-Minuten-Städte und Klima-Lockdowns auf uns. Gemeinsam mit der unverständlichen Politik dienen solche Ereignisse allerdings mehr der Bewusstwerdung, als jenen lieb ist, die diese Ereignisse ins Leben rufen.

Die Schöpfung ist immer daran interessiert, in solchen geschichtsträchtigen – ja, biblischen – Zeiten, so viele Menschen wie möglich in die neue Zeit mitzunehmen. Daher werden auch Verbrechen an der Menschheit erlaubt, um den Menschen die Augen zu öffnen. Bald kann keiner mehr sagen, dass er «es» nicht gewusst hätte. Wir alle wissen und sehen es täglich und immer deutlicher.

Jeder Mensch hat nun die Möglichkeit, für sich zu entscheiden und sein eigenes Schicksal zu bestimmen – ob er ein Leben in Abhängigkeit und Sklaverei oder in Freiheit bevorzugt. Beides hat Vorteile und jeder entscheidet für sich selbst. Der eine Weg führt in die Freiheit, der andere in den Transhumanismus.

Dass man es den Freien nicht leicht machen wird, ist klar, aber wir können standhalten. Wir können uns gemeinsam eine neue, zunächst parallele Gesellschaft erschaffen. Dafür müssen wir uns organisieren. Dann werden wir dabei zuschauen können oder müssen, wie die nicht lebensfähige Alternative der vollkommenen Sklaverei zu Grunde gehen wird.

Wie gesagt, wir befinden uns an der Schnittstelle zu einer neuen Realität, und nicht alle sind bereit dafür. Jeder wählt das, was er für sich als das Beste empfindet.

Wie findet man seinen richtigen Weg und seine richtige Entscheidung?

Das ist ganz einfach. Es gilt, seinem Gefühl, seinem Herzen zu folgen. Es gilt, fortan seine Entscheidungen nicht mehr vom Verstand, sondern vom Gefühl her zu treffen. Das zu leben, was man fühlt, das zu sagen, was man denkt und das zu tun, was seiner Intuition entspricht. Spirituell gesprochen müssen wir wieder Eins werden. Das bedeutet, dass das, was wir denken, was wir fühlen und was wir tun in Übereinstimmung sein müssen.

Die Zeit der ewigen Kompromisse ist vorbei. Es geht nun nicht mehr darum, einfach zufrieden zu sein. Es geht darum, glücklich zu sein!

Jetzt ist die Zeit, in welcher wir alle die Verantwortung für unser eigenes Glücklichsein wieder in die eigenen Hände nehmen sollten. Und das ist in der Tat eine Revolution. Die Macht über unser eigenes Leben gehört uns, uns alleine, und wir sollten sie nie wieder in die Hände anderer legen, nur weil wir die Verantwortung nicht übernehmen wollen. Unser Dasein hier auf Erden ist zu kostbar und das Leben selbst ist zu schön, um es in Sklaverei an uns vorbeigehen zu lassen. Es ist Zeit, aufzuwachen. Je länger es dauert, desto unangenehmer wird es werden.

Das neue Zeitalter

Das neue Zeitalter wird nicht kommen. Es ist schon da! Die Frage ist, ob wir es sehen und ihm uns anvertrauen oder nicht. Was entscheidest du? Bist du bereit, in einer aussterbenden Gesellschaft ein paar Schritte als Aussenseiter zu gehen? Bist du bereit, die kurzfristigen Nachteile in Kauf zu nehmen? Bist du bereit dazu, die Schönfärberei aufzugeben und dich den Tatsachen zu stellen? Hast du Mut oder wirst du dich bei der nächsten Gelegenheit wieder beugen und brechen lassen?

Entscheide weise und wisse, dass es entscheidend sein wird, welchem Spiel du folgen wirst und welchen Regeln du dich unterwirfst oder nicht. Es liegt in unseren Händen, ob wir das Leben auf diesem Planeten gewissenlosen Psychopathen überlassen oder es in die Hände bewusster und liebevoller Herzensmenschen legen. Es wird eine Revolution geben. Ob diese eine schmerzhafte und zerstörerische oder eine liebevolle sein wird, entscheiden wir.

Ich für meinen Teil habe entschieden, viele andere auch. Wie steht es mit dir? Von welcher Welt wirst du in Zukunft ein Teil sein?

Lebe dein Herz, folge deinem Gefühl, verwirkliche deine Träume und kümmere dich nicht mehr nur um kurzfristige Eigenvorteile. Sie werden in naher Zukunft alle hinfällig sein. Das Zeitalter der Liebe ist angebrochen und alles, was nicht Liebe ist, wird vergehen. ♦

von Bruno Würtenberger


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Die demokratische Illusion

– und die Dreigliederung des sozialen Organismus

Ist die moderne Demokratie in der Lage, die Ansprüche von freien und selbstbestimmten Menschen angemessen zu repräsentieren? Viele Freiheitsliebende beantworten die Frage mit einem klaren Nein. Kann die heutige Demokratie so umgebaut werden, dass unsere Ansprüche besser vertreten werden oder müssen wir sie grundsätzlich überdenken?

Die von Rudolf Steiner vorgelegte Idee der Dreigliederung zeigt, weshalb und wie wir
die Rolle der Demokratie im Gesamtgefüge von Staat, Wirtschaft und Kultur neu verorten müssen. Damit der Staat wirksam reduziert werden kann, braucht es einen radikalen Umbau hin zu einer solidarisch-brüderlichen Wirtschaft und die Entwicklung eines freien Kultur- und Geisteslebens.

Die Illusion der modernen, repräsentativen Demokratie beruht auf der Vorstellung, der Stimmbürger könne durch Wahl, durch Abstimmungen und die öffentliche Meinung die Politiker so leiten, dass diese ihm dienstbar würden. Oder umgekehrt: der Politiker werde durch diese Faktoren gezwungen, dem Bürger zu dienen. Man geht davon aus, dass rechtlich-demokratische Mechanismen, Medienkontrolle und Gewaltentrennung dafür sorgen würden, dass ungeeignete Politiker ersetzt werden, wenn sie versagen. Diese Überzeugung ist grundlegend falsch. Trotzdem hält sie sich auch in der Bürgerrechtsbewegung hartnäckig. Man debattiert immer noch darüber, was der Stimmbürger alles tun könnte, um seine Repräsentanten dazu zu bringen, ihn wirklich zu vertreten.

Eine Aufarbeitung der Corona-Zeit und der Mechanismen, die zur Korrumpierung des Staates geführt haben, ist wichtig. Ebenso eine Analyse der Berichterstattung der Medien und deren Verflechtung mit Staats- und Wirtschaftsinteressen. Was man jedoch bei aller berechtigten Kritik vermisst, ist ein Lösungsansatz. …

von Istvan Hunter


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 09. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

JFK und die Faktenchecker

– Hallo.

– Hallo.

– Du bist die Faktencheckerin (im Folgenden FC) der Stunde. Du hast einen tollen Preis bekommen. Erstmal Glückwunsch dazu.

– Danke. Den Fuck & Check-Award.

– Fuck mit «U»?

– «U» steht für «unterirdisch».

– OK. Deine FCs gehen weg wie warme Semmeln.

– Ja. Alle 20 Minuten gehen sie raus. Da komm ich mit dem Checken gar nicht mehr nach.

– Auch im Fake-News checken bist du grosse Klasse.

– Da hab´ ich meinen Master drin gemacht.

– In Fake-News?

– Ja. Den graduierten «Fake Master» (FM).

– Wie alt bist du?

– Gerade volljährig geworden.

– Wow. Und schon den Master!

– Logo.

– Die Leute hören auf dich.

– Ja. Voll krass.

– Ich finde das toll, wenn Leute auf junge Leute wie dich hören und nicht auf so alte reaktionäre Säcke wie mich.

– Ja. Krass.

– Darf ich dich ein bisschen checken?

– Klar. Leg los.

– Okay. Los geht´s. Wer hat 9/11 die drei Zwillingstürme des WTC in Schutt und Asche gebombt?

– Osama bin Laden.

– Okay. War ´ne Fangfrage. Es waren nur zwei Zwillingstürme. Drum heissen sie ja Zwillingstürme. Und Osama war an diesem Tag gar nicht vor Ort.

– Cool.

– Der dritte Turm war gar kein Turm, sondern ein Gebäude Namens WTC 7. Aber der Name ist ja immerhin gefallen.

– Wer ist gefallen?

– Osama bin Laden.

– Aber das ist doch auch so ´ne Verschwörungstheorie, oder? (im Folgenden VT)

– Wow. Das weisst du?

– Klar. In VT hab´ ich meinen Bachelor gemacht.

– Cool. Darf ich dich in VT abchecken?

– Schiess los.

– Wer erschoss JFK?

– Wen?

– John Fitzgerald Kennedy, den 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten?

– Lee Harvey Oswald.

– Das kam ja wie aus der Pistole geschossen.

– Darf ich dich auch mal was fragen?

– Klar.

– Du sagtest der 35. Präsident!

– Sagte ich.

– Gab´s da vor dem … JFK noch andere Präsidenten?

– Ne Menge.

– Wie viele?

– Vierunddreissig. Darum war dann John Fitzgerald der 35.

– Cool.

– Bin ich wieder dran?

– Klar. Du machst das Interview.

– OK. Also JFK …

– … der 35. Präsident der Vereinigen Staaten von Amerika.

– 1963. Dallas.

– Klar. Und?

– Und es war nicht die CIA, die ihn erschoss?

– Nö.

– Sicher?

– Ich hab ´nen Bachelor.

– Nächste Frage: Wer erfand das Wort Verschwörungstheorie?

– Keine Ahnung.

– Die CIA. 1963.

– Echt wahr jetzt?

– Kannst du checken.

– Krass. Das muss ich mir aufschreiben.

– Wenn du so weitermachst, bekommst du noch ´nen Master in VT.

– Cool. Dann krieg ich auch mal den Pulitzerpreis.

– Sicher. Zurück zum Attentat.

– Okay.

– Also, es war Lee Harvey Oswald?

– Eindeutig.

– Ein Einzeltäter.

– Klar.

– Also Lee & Harvey & Oswald?

– Logo.

– Also dann waren es insgesamt drei Täter, die den 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika am 22. November 1963 um 12 Uhr 30 in Dallas erschossen? Nicht nur einer?

– Es waren drei Einzeltäter.

– Danke für dieses Gespräch. ♦

von Oliver Hepp


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Revolution – Fluch oder Segen?

Revolutionäre Zeiten sind segensreich und Augenöffner zugleich. Sie führen dazu, dass Bürger aus dem Tiefschlaf erwachen und damit beginnen, sich zu engagieren, zu vernetzen und selbstständig zu urteilen.

Umwälzungen. Kämpfe. Proteste: Die Menschheitsgeschichte ist voll davon. Die Französische Revolution ersetzte den Feudalismus durch die repräsentative Demokratie. Die bolschewistische Revolution stürzte das Zarenreich. Später im 20. Jahrhundert folgten kommunistische Machthaber auf kapitalistische und umgekehrt – ein Fidel Castro ersetzte Fulgencio Batista in Kuba. Und auf Salvador Allende folgte Augusto Pinochet in Chile – die Liste ist lang.

Im letzten Jahrhundert wimmelte es nur so von Revolutionen: von Südamerika bis Afrika, von Europa bis nach Asien. Exemplarisch für «die Revolution der Revolutionen» steht Kuba: «Viva la Revolución», rief Fidel Castro den Massen in Havanna zu Beginn der 1960er-Jahre zu. Für eine ganze Generation von Linken bildete Kuba einen Anknüpfungspunkt. Da schaffte es ein kleines Land, sich gegen den übermächtigen Aggressor aus dem Norden zu befreien. Castro, Che Guevara und Konsorten inspirierten. Kuba galt lange als Vorbild für eine echte Revolution. Wenig später folgte die grosse Ernüchterung. Die Revolution, die den US-Vasallen und Diktator Batista stürzte, mutierte selbst zur Diktatur. Aus Unterdrückten werden Unterdrücker. Ein ewiger Kreislauf der Conditio humana?

Pessimismus ist angebracht

Bei der Frage, ob Revolutionen etwas Gutes sind, scheiden sich bis heute die Geister. Das Wort Revolution kommt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie «Umdrehung». Daher ist es wenig überraschend, dass der Begriff zunächst kein politischer war. In den Studien von Nikolaus Kopernikus war mit «Revolution» der gleichbleibende Lauf der Gestirne und somit auch der Wiederholungscharakter gemeint. Eine zunehmende Politisierung erfährt das Wort «Revolution» seit dem 17. Jahrhundert, schreibt der Philosoph Florian Gasser in seinem Buch «Theorien der Revolution».

Ab dem 17. und 18. Jahrhundert erhält der Begriff neben der politischen auch eine moralische Aufladung. Verantwortlich dafür waren die Revolutionen in England, den USA und Frankreich. Beginnend mit der «Glorious Revolution» von 1688, die die Grundlage des heutigen parlamentarischen Regierungssystems bildet, bis hin zur Französischen Revolution mit ihrer Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Vermehrt positiv konnotiert wird der Begriff ab dem 18. Jahrhundert. …

von Rafael Lutz


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 09. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Friktionslos durch die Disruption

Versuch einer Aufklärung des Unübersichtlichen

Wohin man auch blickt: Alles ist im Umbruch. Im Aufbruch. Altes bricht weg, Neues bricht herein. Niemand weiss, was kommen mag. Nicht nur unsere Nerven sind zum Zerreissen gespannt.

Nach den Corona-Wegsperrungen, dem Versperren von Türen und Einsperren von Krankheitsverdächtigen leiden die Seelen der Massen. Psychologen wissen nicht, wohin mit der Arbeit. Therapieplätze sind rar und ausgebucht. Wie sehr der verwirrte Mensch auch auf den Anrufbeantworter seines Therapeuten weint: Der ruft so schnell nicht zurück.

Dreifach geimpft sass der Musterbürger mit Maske in seinem neuen Elektromobil, um im nächsten Bioladen einen veganen Tofu-Bratling zu erwerben. Mit plastikfreien Strohhalmen genoss er am Steuerungs-Screen der rollenden Hightech-Maschine seine fair gehandelte Hafermilch-Latte aus dem wiederverwertbaren Becher. Bald schon würde er – hinter einer Plexiglas-Spuckschutzwand – den einzigen Menschenkontakt seines Tagesablaufes haben: Eine Kassierperson würde ihm behandschuht seinen Einkauf im Gegenzug für das berührungslose Hochhalten einer Kreditkarte aushändigen. Dann schnell zurück zum nächsten Online-Meeting.

Inzwischen sind wir – vorsichtig, sehr vorsichtig – in unsere Büros zurückgekehrt. Langsam nur haben sich die Fäuste wieder zum Gruss geöffnet und das Gegeneinanderdotzen der Fingergrundgelenke oder Ellenbogen mit dem Handschlag getauscht. Die Gespräche am Arbeitsplatz wirken nach wie vor steif: Man findet immer weniger Elektroroller in der Innenstadt. Stimmt es wirklich, dass die jetzt schon wieder verboten werden? Warum meldet sich beim Lieferdienst niemand mehr? Stimmt es wirklich, dass die insolvent sind? Ist es für die Lunge schädlich, wenn man den ganzen Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad auf einer stinkenden, knallroten Sonderspur fährt? Stimmt es wirklich, dass die Grossbatterien an einem Lastenfahrrad von Kleinkindern in afrikanischen Minen hergestellt werden?

Eine «Disruption» ist eine Zerreissung. Ärzte beruhigen schmerzerfüllte Unfallopfer mit dem Wort «Ruptur»: Wenn der Doktor das sagt, tut es schon weniger weh. Es klingt wie die Verheissung einer nahenden Heilung. Der erste Schritt zur richtigen Antwort ist die richtige Frage. Der erste Schritt zur Genesung ist die richtige Diagnose. Fehlt nur noch die Auswahl der richtigen Therapie. Dann kann alles ganz schnell gehen. Während der Krankenwagen mit Blaulicht durch die neuangelegte Fussgängerzone rast, hört der Patient in der Watte seiner Schmerzmittel das Reden von der Ruptur. Ob er weiss, dass seine Bänder und Sehnen und Muskeln zerrissen sind?

Was dem Arzt die Ruptur, das ist dem Ökonomen die Disruption. Hier reisst nicht die Statik eines Körpers, sondern hier reissen Lieferketten. Hier zerreissen wirtschaftliche Zusammenhänge. Hier zerreissen Lebensläufe und Lebenspläne. Hier zerreissen Hoffnungen und Träume. Die volkswirtschaftliche Disruption beendet lang gewachsene Zusammenhänge. Ganze Nationalökonomien wenden sich in eine andere Richtung: Sie wollen neue Produkte, sie erzwingen neue Produktlinien und neue Produktionsabläufe. Was gerade noch vertraut erschien, womit man sich arrangiert hatte, was man beherrschte und verstand: Weg ist es! Abgerissen, weggerissen, fortgerissen.

Wenn Menschen sich fürchten, dann sprechen sie schnell von der Hölle. In der Hölle wohnt der Teufel. Den nennt man auch Satan. Oder Diabolos. Der Diabolos ist – seiner griechischen Wortherkunft nach – der Durcheinanderwerfer. Der Durcheinanderwürfelnde. Er spielt nicht entspannt Boule, sondern er schmeisst mit Schicksalen nur so um sich. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Alles gerät in Unordnung. Nichts ist mehr dort, wo es war. Es entsteht die grosse Verwirrung. Haltlosigkeit ist eine psychologische Diagnose. Nirgendwo findet der Betroffene eine Stütze. Wo er gerade noch rasten konnte, verschnaufen und ausruhen, da ist jetzt nur ein Loch. Und sinnbildhaft erheben sich überall die rot-weissen Verkehrsleitbaken in unseren Städten. Eben noch bist du auf dieser Strasse gefahren, eben noch bist du auf diesen Wegen gegangen, eben noch war hier eine Ampel. Doch jetzt: Abbiegegebot! Statt einmal nach links zum Ziel heisst es jetzt: Fünf Kilometer gegenläufig im Kreis um die City herum. Wo Disruptionen sind, da ist motivierendes Stupsen nicht fern. Man nennt es: Das Neue Normal.

Je mehr der Einzelne herumgeschubst und durcheinandergewirbelt wird, je mehr Hindernisse ihm in seinen Alltag gelegt und vor die Füsse gekegelt werden, desto schneller schlägt sein verwirrtes Herz. War er gerade noch der Todesgefahr eines neuartigen Virus um Haaresbreite lebendig entronnen, glüht ihm nun der mögliche Hitzetod von allen Bildschirmen entgegen. Griechenland brennt, Italien glüht, Spanien lodert. Warte nur, bald kochest auch du!

Wenn es nicht das blinde Schicksal ist, das unser Leben mal hier und mal dort, an kleinen Stellen, gut verteilt über die Lebenszeit, in neue Bahnen zwingt, sondern wenn es ein totaler Generalangriff auf unsere routinierten Abläufe ist, eine geplante Grossoffensive zur Zerreissung aller kollektiven und individuellen Gewohnheiten – dann fordert die Lebensklugheit den Einzelnen plötzlich ganz anders heraus. Er steht unvermittelt vor der Frage, ob er sich dem revolutionär herbeiverfügten Neuen Normal beugt, oder ob er das, was bis eben noch sein eigenes Leben war und hiess, verteidigt.

Während alles Gewohnte und Vertraute zusammenpurzelt, die Perspektiven verschwinden und die Träume zerfallen, steigt der Druck nicht nur auf die Seelen, sondern auch auf die Gemeinschaften, auf die Geldbeutel, auf das Alltagsverhalten und – vor allem – auf die Erwartungssicherheiten. Was gedrückt und gepresst wird, das heizt sich auf. Die Gesetze der Physik sind den menschlichen Legislatoren unzugänglich. Aber auch wenn Volkswirtschaften gepresst und gegängelt werden, hören sie auf, sich in eingearbeiteten Routinen zu bewegen. Der Reibewiderstand im System wächst. Die Unzufriedenheit auch. Techniker sprechen von Friktionen. Man versucht, sie zu überwinden. Technisch, aber auch ökonomisch. Kann der Einzelne ihnen entgehen? Was tun, um nicht zerrieben zu werden zwischen den politischen Grossmühlsteinen?

Friktionslos durch Disruptionen zu schwimmen kann Aalen gelingen. Aber friktionslos kann auch bleiben, wer seinen eigenen Standpunkt gut erhärtet. Wer sich wappnet gegen jene Teile des Neuen Normal, die ihm missfallen, die seinen Werten widersprechen, von denen er – anders als seine Mitmenschen vielleicht – schon sieht, dass sie in allgemeines Chaos münden. Merke: Menschlich geplante Disruptionen sind zerstörerisch, aber sie sind nicht aus sich heraus kreativ. Wenn Altes vernichtet wird, entsteht nicht automatisch gutes Neues. Im Umbruch gewisse Konstanz zu wahren, inmitten des Wegbruchs Wertvolles zu erhalten, sich am Aufbruch anderer nicht kritiklos zu beteiligen – all das kann auf mittlere und lange Sicht ein Segen für alle sein. Je kopfloser die Masse agiert, desto mehr Kopf muss der Einzelne investieren, um friktionslos durch die Disruption zu tauchen. Nicht nur Ärzte wissen: Am besten ist, wenn nichts gebrochen und gerissen ist. ♦

von Carlos A. Gebauer


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Das Internet ist tot – Lang lebe das Internet

Zensur, Internetabschaltungen, digitale Zertifizierungen – die Zeiten des wilden, kreativen Internets, das einst als Informations-Superhighway in die Freiheit gepriesen wurde, sind vorbei. Doch im Hintergrund erobern sich Pioniere das Netz als Ort der menschlichen Verbindung längst zurück.

Haben Sie schon das Neuste gehört? Die Kanadier verlieren ihren Zugang zu Online-Nachrichten, denn es gibt ein neues Gesetz, das Tech-Unternehmen schon für das Verlinken von Nachrichten haftbar machen kann. Der französische Präsident Macron denkt über eine Abschaltung der sozialen Medien nach, um die sozialen Unruhen in Frankreich zu bekämpfen. Metas neue «Twitter-Killer»-App Threads zensiert vom ersten Tag an (was für eine Überraschung!). Und die britische Regierung erwägt, dem GCHQ, dem Pendant der NSA, noch nie dagewesene, weitreichende Befugnisse zur Überwachung von Internetprotokollen in Echtzeit zu geben.

Erkennen Sie ein Muster? Jenes Internet, das in den 1990er-Jahren einer leichtgläubigen Öffentlichkeit als digitales Allheilmittel verkauft wurde, ist nun offiziell tot. Was bedeutet das? Und wie geht es jetzt weiter? Lassen Sie mich die Theorie des toten Internets beleuchten und erklären, was Verschwörungsrealisten damit anfangen sollen.

Die dunklen Hintergründe des Internets

Herzlichen Glückwunsch, wenn Sie die 1990er erlebt haben! Dann hatten Sie nämlich einen Sitzplatz in der ersten Reihe, als sich die Gesellschaft so grundlegend veränderte, wie es seit Gutenberg keine Generation mehr erlebt hatte. Wenn Sie nicht gerade an einer Universität oder in einem Labor der US-Regierung arbeiteten, kannten Sie zu Beginn des Jahrzehnts weder E-Mails noch Message Boards, geschweige denn die Grundzüge der Computervernetzung. Aber als das neue Jahrtausend eingeläutet wurde, waren Sie höchstwahrscheinlich schon online, verschickten E-Mails, surften im Internet und kämpften Ihre ersten Online-Scharmützel.

Sie bekamen die endlose Propaganda mit, wonach das Internet die Informationen demokratisieren, jedem, der auf dem digitalen Marktplatz mitreden will, eine Stimme geben und uns alle in Frieden, Harmonie und Verständnis vereinen würde. Und Sie ertrugen, wie verwirrte Fernsehmoderatoren ihr Publikum endlos über URLs und E-Mail-Adressen aufklärten, dabei jeden Buchstaben, Doppelpunkt und umgekehrten Schrägstrich sorgfältig intonierten und darüber stritten, wie man das @-Symbol ausspricht, als würden sie einen fremdsprachigen Lexikoneintrag vorlesen. …

von James Corbett


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 09. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Briefwechsel mit C.J. Hopkins

Betreff: Wenn der Wahnsinn regiert …

Geschätzter C.J. Hopkins

Seit Jahrzehnten schreiben Sie als preisgekrönter Satiriker, Dramatiker und Gesellschaftskritiker gegen totalitäre und autokratische Tendenzen an. Dissens und kritische Gedanken zeichnen Sie aus. Sie stehen für die USA der Rebellen. Die US-Politik setzte Ihnen in den letzten Jahrzehnten zu. Sie fanden in Berlin eine neue Heimat; dem Berlin, das John F. Kennedy einst als Hort der Freiheit bezeichnete. In dieser Stadt macht die Justiz Ihnen nun das Leben zur Hölle, weil sie Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf die Schippe genommen haben. Lauterbach hatte in einem Tweet geschrieben: «Die Masken senden immer ein Signal.» Dem fügten Sie das Cover zu ihrem Buch «The Rise of the New Normal Reich» hinzu, auf dem eine Gesichtsmaske mit einem kleinen Hakenkreuz abgebildet ist. Sie hatten schon früher festgehalten, dass Masken «ideologische Konformitätssymbole» seien. Zu viel des Guten für die Regierenden in Berlin, die offenbar keine Kunst und erst recht keinen Widerspruch mehr dulden. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft weitere Ermittlungen gegen Sie aufgenommen – weil Sie über das kafkaeske Verfahren berichtet haben. In Berlin regiert offenbar der Wahnsinn. Zuletzt haben Sie sich deshalb sogar nach Italien zurückgezogen – bleiben Sie noch länger im Süden Europas?

Man scheint Sie einschüchtern zu wollen. Und diese Wahnsinnigen definieren heutzutage die «Realität», das «neue Normal», wie Sie es nennen. Diese Leute verlangen, dass wir nach ihren Spielregeln spielen, ihre Befehle befolgen. Ein grosser Fehler in Ihren Augen. Was sagen Sie den Menschen, die zwar mit den Regeln auch nicht unbedingt einverstanden sind, sie aber noch immer befolgen?

Für mich sind Sie der Beweis dafür, dass es den Verfechtern der Cancel-Culture und des neuen Totalitarismus niemals gelingen wird, Dissens erfolgreich zu unterdrücken. Sie und viele andere inspirierende Menschen verdeutlichen durch ihr Wirken: Je härter die Oberbefehlshaber der Deutungshoheit gegen Kritiker vorgehen, desto rascher dreht sich der Bumerang und wird auf sie selbst zurückfallen. Sie geben nicht sehr gerne Ratschläge. Trotzdem frage ich Sie: Was raten Sie, als subversiver Zeitgenosse, heute den Kritikern? Und wie können unsere Leser Sie unterstützen oder mehr über Ihre aktuelle Arbeit und den Stand des Verfahrens erfahren?

Herzliche Grüsse, Rafael Lutz …


Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 09. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Die Schule von morgen

Wo Menschen einander wahrhaft begegnen, sich nahekommen und füreinander offen sind, können «Orte der Kraft» entstehen. So etwas kann ich mir auch für die Schule vorstellen. Noch sind wir nicht soweit. Etliches wird sich noch bewegen müssen.

Schule ist heute noch für manche Kinder ein angstbeladener Raum oder gar ein Ort des Schreckens. «Schule kann einem das Leben kaputt machen!», meinte unlängst ein neunjähriges Mädchen zu seiner Mutter. Es ist ein Ort, an dem Kinder «daran gewöhnt werden, Langeweile zu ertragen», wie Frithjof Bergmann es ausdrückte. Ein Ort der Leere, statt der Lehre. Ein Ort, wo Kinder auf ihre Defizite reduziert werden und sich als Menschen, wie sie sind, kaum angenommen, geschweige denn respektiert fühlen. Ein Ort, an dem mit viel Druck und wenig «Sog» gearbeitet wird.

Ich habe eine Vision von Schule. Vielen Lehrpersonen fehlt es heute an Visionen. Das lässt Schule oft so saft- und kraftlos, so flügellahm erscheinen. Und in einem derart perspektivlosen Umfeld sollen Kinder gross werden? Gross, stark, mutig und lebensfroh? Wie manche Schule dümpelt, als notwendiges Übel einfach hingenommen, freudlos vor sich hin? Wo bleiben die beflügelnde Begeisterung, die Wärme, der frische Wind?

Keine Schule ohne Visionen! Denn eine Schule ohne Visionen ist eine Schule ohne Zukunft, und das wollen wir keinem Kind zumuten. Auch keinem Kollegium. Vergessen wir nie: Mit jeder Kindergeneration ist der Welt ein Riesenpotenzial geschenkt.

Schulen im Reformstau

Gegen Reformen, gegen einen beständigen Wandel der Schule, wäre gar nichts einzuwenden, solange sie der Initiative des einzelnen Lehrers, der einzelnen Lehrerin entspringen. Das ist aber leider in der Regel nicht der Fall. Es sind von oben herab verordnete, aufgezwungene Reformen, die die Initiativkraft des einzelnen Lehrers, der einzelnen Lehrerin korrumpieren. Die jüngste OECD-Lehrerstudie gibt uns recht, wenn sie sagt: «Hoch engagierte Kollegen scheitern zu oft an rigiden Verwaltungsvorschriften, die wenig Raum für das persönliche Engagement schaffen.» Lehrkräfte fühlen sich übergangen, zu Vollzugsbeamten degradiert und entmündigt. Kein Wunder, dass sich so viel Frust breitgemacht hat.

Die Fakten sprechen eine unmissverständliche Sprache: 90 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer drehen ihrem Beruf nach durchschnittlich nicht einmal sechs Jahren für immer den Rücken zu. Man bedenke: Die Ausbildungskosten für einen Primarlehrer belaufen sich in der Schweiz auf zirka 200`000 Franken.

Ein Grossteil der im Beruf stehenden Kolleginnen und Kollegen leidet an psychosomatischen Beschwerden, ist ausgepowert, harrt aus, solange es gerade noch geht. Fast alle beklagen sich über das Übermass an Erwartungen seitens der Eltern. Hinzu kommen die vielen schwierigen Kinder, der Spardruck…

Und die Kinder, wie geht es ihnen?

Ich denke, wir unterschätzen die Not der Kinder bei Weitem. Nahezu die Hälfte der Zeit, die Schulkinder zu Hause verbringen, sind sie ganz alleine. Mit 12 Jahren hat ein Kind etwa 9000 Stunden in der Schule und 250`000 Stunden vor der Glotze verbracht. Bei einer Grosszahl der Kinder ist, laut neusten Untersuchungen, der Sehwinkel heute auf 70 Grad reduziert. Normal wären: 220 Grad! Das Fernsehen, der Kreativitätskiller Nummer eins, bringt viele Kinder während täglich durchschnittlich 250 Minuten (!) um ihr Lebenselement: Bewegung. Entsprechend leidet in Amerika schon heute jedes vierte Kind an Fettleibigkeit.

Ein Vater spricht heute im Durchschnitt noch ganze 20 Minuten pro Tag mit seinen Kindern. Bildungsbehörden in Deutschland haben auf diese alarmierenden Zustände reagiert und allen jungen Eltern die Broschüre «Sprich mit mir!» abgegeben. Sie enthält nichts anderes als eine Reihe von Tipps, wie und worüber man mit den eigenen Kindern reden könnte!

In Deutschland hat man unlängst festgestellt, dass 60 Prozent der Schulanfänger Haltungsschäden aufweisen und dass bei 40 Prozent der Kinder der Kreislauf geschwächt ist. Bei über 50 Prozent der Kinder wird ausserdem vor Schuleintritt eine Sprachstörung diagnostiziert. In der Stadt Zürich kommen zurzeit 60 Prozent der Zweitklässler ohne Nachhilfe nicht mehr über die Runden.

Der Anteil an sogenannt «schwierigen Kindern» nimmt beständig zu. Auch die Anzahl derer, die Schule schlechthin verweigern. Wohlgemerkt: In ausserschulischen Projekten – im Wald, auf dem Bauernhof – sind diese Kinder ganz unauffällig, leben förmlich auf! In der Schule versucht man sie mit gewaltigem und inzwischen unbezahlbarem Aufwand zurechtzubiegen, was aber in vielen Fällen gar nicht mehr gelingt. Manche werden schliesslich «ausgemustert», in Sonderklassen oder Heime abgeschoben.

Es ist «kalt» geworden

Die sehr ernüchternden Resultate der PISA-Studie bringen es nach meiner Einschätzung an den Tag: In manchen Schulen Europas ist es «kalt» geworden.

Doch wieso schwingen in der ominösen Studie die finnischen Schulen ganz obenauf? In Finnland wird in einer Präambel des Lehrplans mit Nachdruck hervorgehoben, dass es den Kindern in der Schule primär gut gehen soll, und dies im umfassenden Sinne. Gesundheitsfürsorge, Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen und Förderlehrerinnen stehen den Lehrern dort helfend zur Seite. Die gemeinsame Sorge um das Wohlergehen des einzelnen Kindes ist das A und O allen Unterrichtens, da werden offensichtlich ganz andere Prioritäten gesetzt. In Finnland ist die Schule für die Kinder da, und nicht umgekehrt.

Kinder gedeihen in der Tat nur, wenn ihnen Wärme, Geborgenheit, Zuwendung und Aufmerksamkeit zukommen. Andernfalls gerät auch das Lernen ins Stocken. Lernstörungen treten eigentlich immer dann auf, wenn im Umfeld der Kinder etwas nicht stimmt. Wenn jetzt bloss die Störung wegtherapiert wird, ist weder dem Kind noch der Schule in irgendeiner Art geholfen.

Doch nicht nur in manchen Schulen ist es kalt geworden, sondern auch in manchen Elternhäusern: In vielen Familien sind beide Elternteile berufstätig. Viele Kinder sind tagtäglich über Stunden nicht betreut oder werden in Krippen abgeschoben. Manche kommen völlig übermüdet und ohne Frühstück zur Schule. Mahnrufe seitens der Lehrkräfte und Schulbehörden bleiben wirkungslos. Da muss doch die Schule in die Lücke springen! Wer denn sonst?

Wie heilen?

Jede Schule müsste heute den heilenden Ansatz stärker ins Zentrum rücken, wenn sie nachhaltig und präventiv wirken soll. Alles andere können wir uns gar nicht mehr leisten!

Wer heute gut hinschaut, weiss, dass es nur eine Schulform gibt, welche die gegenwärtige Not vieler Kinder effektiv zu lindern vermag: die Tagesschule. Schule als Grossfamilie. Schule als Ort der Begegnung, der Wärme, Geborgenheit und Verlässlichkeit. Ein Ort, den Kinder immer dann aufsuchen können, wenn es «kalt» um sie herum wird. Ausserdem: Schule als angstfreier Raum. Denn Angst lähmt alles, insbesondere die Entwicklung unserer Kinder.

Ich plädiere hier für eine neue Schulkultur! Nach PISA aber reden fast alle davon, Schulstrukturen zu verändern. Das ist Kosmetik, nicht mehr. Über Jahrzehnte haben wir nun schon an der alten Schule «herumgeflickt». Aber sie hat ausgedient.

Schule muss in der Tat ganz neu werden, von der Basis auf. An der Basis sind die Lehrerinnen, die Lehrer und die Eltern. In ihre Hände ist die Neugestaltung der Schule vertrauensvoll zu legen. Das heisst: Befreiung der Schule von der staatlichen Aufsicht. Abschaffung der verbindlichen Lehrpläne.

Gleichstellung der Alternativschulmodelle mit der sogenannten Staatsschulpädagogik. Befreiung der Lehrerinnen und Lehrer von sämtlichen Zwängen! Damit hat Finnland wohlgemerkt schon in den 1960er-Jahren ernst gemacht. Und, wie man sieht, mit messbarem Erfolg.

Schule «mit Hand und Fuss»

Was eine zukunftsvolle Schule ausserdem existenziell braucht, ist die entschiedene Aufwertung des künstlerisch-handwerklichen Bereichs. Nicht bloss als Ausgleich zum Kognitiven; ich rede von Kunst als Allheilmittel in einer rundum heillosen Zeit – als das Mittel zur Individualisierung und Erziehung zur Innerlichkeit. Kunst und Handwerk müssen als wesentliche Mittel zur Bildung des Menschlichen schlechthin endlich ihren festen Platz im Fächerkanon erhalten. Sie allein vermögen die allenthalben anzutreffenden Einseitigkeiten auszugleichen.

Mit jeder Stunde Handwerk oder Kunst, die wir aus dem Stundenplan streichen, handeln wir uns auf längere Sicht eine oder mehrere Therapiestunden ein. Was für ein Widersinn! Dennoch sind es regelmässig diese Fächer, die der Sparfuchtel zum Opfer fallen.

Schule – krankmachend oder gesundheitsfördernd?

Über den Wert oder Unwert einer Schule wird in naher Zukunft insbesondere die Frage entscheiden, ob sie die Kinder gesund erhält. An dieser Stelle gilt es allerdings festzuhalten, dass alles an der Schule gesund oder eben krank machen kann. Ich rede hier also weder von Drogenprävention noch von anatomisch optimiertem Schulmobiliar oder der Aufklärung in Ernährungs- und Gesundheitsfragen. Gesund oder krank macht primär die Schulatmosphäre, der «Geist oder eben Ungeist einer Schule». Ich denke an unterschiedliche Unterrichtsstile, an Kolleginnen und Kollegen, die mit viel Druck und Angst operieren oder andere, die auf geheimnisvolle Art den Kindern manch Ungeahntes entlocken. Ich denke aber auch an die «Kopflastigkeit» der Schule und die damit einhergehende Vernachlässigung der Herzenskräfte. Eine Kollege plädierte da unlängst sehr treffend für «weniger Hoch- aber mehr Tiefschulen»! Darauf gilt es also unsere ganze Aufmerksamkeit zu lenken. Alles andere ist zweitrangig.

Keine Verschulung der Kindheit

Mit grosser Wachheit gilt es zu verhindern, dass es zu einer Verschulung der Kindheit kommt. Wir ruinieren damit in dramatischem Ausmass die seelisch-leibliche Gesundheit der Kinder, wie eine Vielzahl von Studien weltweit unmissverständlich belegt. England, das die frühe Einschulung seit Jahrzehnten kennt, beklagt seit einiger Zeit ein veritables «early-childhood-disaster» und will nunmehr wieder später einschulen. Dass gerade als Folge des PISA-Schocks allenthalben der Schrei nach «früher ran!» – also nach früherer Einschulung – ertönt, ist in Anbetracht dessen fatal.

Vergleiche nie ein Kind mit einem andern

Schliesslich sei eine ressourcen- anstatt defizitorientierte Schule gefordert, also eine Schule, die Abstand von der Vorstellung der Schule als Reparaturwerkstatt nimmt und jedem Kind seinen eigenen Weg zubilligt. Ich wende mich hier gegen alles Normative in der Pädagogik. Remo Largo wurde unlängst gefragt, in welchem Alter Kinder heute denn lesen lernten. «Zwischen drei und dreizehn!» – «Aber wann normalerweise?», wurde nachgedoppelt. Largo: «Zwischen drei und dreizehn.» Den individuellen Lerntempi der Kinder ist vermehrt Rechnung zu tragen, auch ihrem eigenen Lernstil. Damit ist die individualisierende Schule gemeint.

Schule live oder online?

Hartmut von Hentig spricht in einem seiner neusten Bücher von dem «nicht ganz allmählichen Verschwinden der Wirklichkeit aus den Schulen». Hentig macht dafür insbesondere das Überhandnehmen der Medien im Schulalltag verantwortlich. «Schulen ans Netz!», heisst die Parole. An welches Netz ist da nur die Frage? Ich meine ganz entschieden: ans Lebensnetz! Wie sollen Kinder mit so viel Scheinwelt umgehen, sie, die doch immer und überall das eine suchen: das unmittelbare Leben. Wenn sie es nicht finden, hat ihr Suchen kein Ende und die Sucht ist nahe.

Schule für das dritte Jahrtausend

Welche Schule also braucht es im dritten Jahrtausend? Eine rundum neue. Was hier erwähnt wurde, ist bloss als richtungweisend zu betrachten. Darüber hinaus muss ein weites Feld offen bleiben. Ein hohes Mass an Improvisationsgabe wird gefragt sein. Aus dem Moment, aus der unmittelbaren Begegnung heraus, muss die Schule am besten Tag für Tag neu werden – und sich, wie alles, was wächst, beständig wandeln. ♦

von Daniel Wirz


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.