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Autor: Lilly Gebert

«Das Universum ist offen»

Interview mit Ronald Steckel

Autor und Regisseur Ronald Steckel macht deutlich, wie machtvoll der Einzelne ist und warum keine gesellschaftliche Veränderung, die sich nicht im Bewusstsein und im Austausch der Individuen dieser Gesellschaft verwirklicht, tragfähig und von Dauer ist.

Lilly Gebert: Lieber Ronald, was ist das Ziel menschlicher Individuation?

Ronald Steckel: Die «Idee» des Bewusstseins ist eine Begierde, ein Willen, ein Streben nach etwas: Selbsterkenntnis. Damit kann das Ziel menschlicher Individuation nichts anderes sein als Selbsterkenntnis – in der Selbsterkenntnis Gottes. «O du edler Mensch», schreibt Jacob Böhme, «wenn du dich kennetest, wer du bist, wie solltest du dich freuen.»

Hat der moderne Mensch sein Gefühl für die integralen Zusammenhänge verloren?

RS: Ich sehe nicht, dass der moderne Mensch überhaupt je ein Gefühl für die grossen Zusammenhänge hatte. Es ist noch nicht einmal sicher, dass der moderne Mensch ein Gefühl für den Raum hat, in dem er sich gerade befindet. Oder für den Menschen, der ihm gegenübersteht. Oder für seinen eigenen Leib. Zudem: «Integraler Zusammenhang» bezeichnet als Chiffre ein Mysterium, das wir nicht verstehen, es ist zu gross, um es zu «verstehen». Für die Annäherung an dieses Mysterium ist das Gefühl, die Empfindungskraft das stärkste und sensibelste Organ der Erkenntnis, über das wir verfügen. In diesem Zusammenhang sieht es für den neurasthenischen, nervlich überreizten modernen Menschen nicht gut aus. Die Kosmologien vieler indigener Kulturen erwecken eher den Eindruck, dass in ihnen ein Gefühl für das EINE und die «grosse Ordnung des Kosmos» noch lebendig ist.

Wie gelangen wir zurück auf die Empfindungstiefe, die Welt, die uns umgibt, als die Ganzheit wahrzunehmen, die in uns lebt und die wir selbst sind?

RS: Die Antwort liegt seit zweitausend Jahren vor: «Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr das Himmelreich nicht schauen.»

Das, was unseren Erfahrungen Farbe und Tiefe gibt, bezeichnest du als «innere Antennen». Sind diese angeboren oder können wir sie uns auch aneignen? Und wenn ja, wie?

RS: Natürlich gibt es Menschen, die mit ausserordentlich weit und tief ausgefächerten seelischen Antennen ausgestattet in diese Welt kommen. Und andere, die tumb sind, unempfindlich. Aber nichts muss so bleiben, wie es sich anfänglich darstellt: Ein seelisch Hochbegabter kann in seinen Lastern und Schwächen verkommen, ein anfänglich «tumber» Mensch kann zu liebevollster, erkennender Weisheit finden. Jeder von uns hat die Möglichkeit, sich durch sein Tun und sein Lassen seelisch selbst zu gestalten. Wir sind wahrlich wunderbare Wesen, und das Meer unserer Seelenkräfte, unserer Eigenschaften, unserer Sensoren ist in unaufhörlicher Dünung und kennt Ebbe und Flut. Entscheidend für das «mehr» oder «weniger» ist die Richtung des Willens: Welchem Attraktor folgt ein Mensch? Wohin zieht es ihn? Wohin will er? Empor? Hinab?

Was sind die Voraussetzungen für einen gesellschaftlichen «Aufwachprozess»?

RS: In den 60er- und 70er-Jahren konnte ich mir einen derartigen Prozess noch als friedliche Transformation vorstellen: mehr und mehr «wache» Menschen, die im Laufe der Zeit den gesellschaftlichen Körper schöner, fröhlicher und dankbarer werden lassen. Diese Vorstellung war erfrischend naiv und machte die Rechnung ohne die Wirtschaft. Aber dass das gesellschaftliche Niveau bestimmt wird von der «Arbeit an sich selbst», wie die Sufis den Prozess der inneren Evolution nennen, gilt nach wie vor. Der Spielraum nach oben ist zweifellos enorm. Auf keinen Fall wird ein «Aufwachen» des sozialen Körpers über eine Ideologie, eine Religion, eine Institution oder Ähnliches erfolgen. Vermutlich wird es, wie oft in der Geschichte, die Not sein, die Menschen aus ihren Lebensträumen erweckt.

Wo und vor allem wie muss man Menschen berühren, damit sie «aufwachen»? Steht es uns überhaupt zu, in den Integrationsprozess eines Menschen einzugreifen?

RS: Nein, das steht keinem Menschen zu. Das wäre – vor allem, wenn gewollt – schiere seelische Gewalt. Möglich ist aber, dass die schlichte Begegnung mit einem Menschen oder der Blick eines Menschen, die Stimme eines Menschen oder der Anblick eines Menschen als schicksalhafte «Berührung» erfahren wird. Absichtslos. Aber diese «erweckende» Berührung kann auch durch etwas ganz anderes ausgelöst werden als durch einen Menschen, durch etwas Gesehenes, Gehörtes oder Gefühltes: ein Stein, ein Licht, eine Landschaft, ein Regen in der Nacht, eine Schönheit, ein Schatten. Zudem: Das warme, atmende, lebendige Leben selber greift unaufhörlich, unablässig und unaufhaltsam in jeden menschlichen Integrationsprozess ein, von dem Moment, wo wir morgens die Augen aufschlagen, bis zur Nacht, bis in die Träume … wir existieren in einer kosmischen Werkstatt, durchkreuzt von allen Strahlungen des Kosmos, in der auf allen Ebenen, an allen Sinnen, unablässig an uns gearbeitet wird, Tag für Tag, Stunde um Stunde. Wir sind wie lebendige, mehr oder minder bewusste Steine, die «behauen» werden, ohne zu wissen, wie ihnen geschieht – oder wie Steine, die den Bauplan erkennen und an der «Gestaltung» mitwirken. Wir, als Wunderwerke individueller bewusster Erlebnisfähigkeit, haben die Möglichkeit, unser Behauenwerden mit Sinn zu erfüllen oder es schlichtweg zu erleiden. «Wir haben das Centrum Naturæ in uns. Machen wir einen Engel aus uns, so sind wir das, machen wir einen Teufel aus uns, so sind wir das auch», sagt Böhme.

Was können wir tun, um «den Geschmack des Wachseins nie wieder zu vergessen»?

RS: Wir brauchen nichts zu tun, um diesen «Geschmack» nicht zu verlieren. Eine einzige Berührung aus der wirklichen Welt, aus der Welt der Ursachen, kann genügen, um in einem Menschen ein lebenslanges inneres, seelisches Wachstum auszulösen. Aber wovon ist eigentlich die Rede, wenn von «Wachsein» die Rede ist? In der philosophia perennis finden wir die Metapher des «schlafenden» und des «wachen» Menschen. Was ist damit gemeint? Wer oder was wird «wach»? Der Frage ist nur beizukommen, wenn man das Geheimnis des Menschen betrachtet: Zeit und Ewigkeit in einem Leib: Verschmolzen mit dem sterblichen Körper aus Fleisch lebt ein unsterblicher Leib aus Licht. Und wieder Böhme: «In allen Menschen liegt das Himmelsbild. Aber: Im einen lebts, im andern ist es unlebhaft.»

Wie realistisch ist die Vorstellung einer «heilen» Welt?

RS: Sie weist auf etwas sehr «Wirkliches» hin, etwas, das «wirklicher» ist als die von uns erfahrene und erlittene «Realität». In diesem Bild erscheint der Anamnesis eine andere Wirklichkeit, die wir in uns tragen und die ohne Zweifel mit unserem dramatischen kosmischen Geistes-Schicksal zu tun hat: dem Verlust des «Paradieses». Der US-amerikanische Dramatiker Thornton Wilder hat es in einem berühmten Satz formuliert: «Wir kommen aus einer Welt, in der wir unglaubliche Massstäbe der Vollkommenheit gekannt haben, und erinnern uns deutlich der Schönheiten, die wir nie festzuhalten vermochten, und kehren wieder in jene Welt zurück.» Die «heile» Welt ist ein Traum, eine Sehnsucht, eine Erinnerung unserer ewigen Seele. ♦

von Lilly Gebert

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Ronald Steckel ist Autor, Regisseur, Komponist und Multimediakünstler.


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Vom Mythos der westlichen Schuld

Gefangen in einer Ethik der Tabus und der Kontaktschuld: In seinem neuen Buch «Der alte weisse Mann – Sündenbock der Nation» erklärt Norbert Bolz, warum der Ruf nach Gleichheit weder Gerechtigkeit noch Freiheit zur Folge haben wird. Denn wo die Überempfindlichkeit und Wehleidigkeit von Minderheiten die Debatte tyrannisiere, sei die Verteufelung von Andersdenkenden bereits Teil des Systems.

Sie ist die letzte grosse Erzählung, die den Fanatikern und Moralisten dieser Welt noch geblieben ist: die Erzählung von der weissen Schuld. Gross geworden in einer zusehends säkularen Welt ist es nun an ihr, das spirituelle Vakuum zu schliessen, in das die Errungenschaften der Moderne den Menschen einst stiessen. Seit ihrem radikalen Bruch mit der religiösen Tradition ist es nicht mehr das Menschsein, sondern das «Weisssein» als solches, von deren Erbsünde sich «der alte weisse Mann» – und damit jeder, der seine Gesinnung teilt – allein durch Gehorsam und Selbstgeisselung befreien kann. Es ist die Perversion der westlichen Selbstkritik. Und damit der Anfang vom Ende jeder historischen Wahrheit.

Das falsche Leben im Falschen

Alt, weiss, männlich: für den deutschen Medien- und Kommunikationstheoretiker Norbert Bolz der Inbegriff europäischer Tradition und damit das Sinnbild von Naturbeherrschung, Selbstbehauptung, Heldentum, Freiheitsdrang, Wettkampf, Stolz, Risikobereitschaft, Mut zur Selbstständigkeit, Individualität, Exzellenz. Bis jetzt. Denn gab es einst für einen «guten Europäer» nichts Wertvolleres als die Rede- und Meinungsfreiheit, steht heute nicht mehr die abweichende Meinung, der Dissens, im Zentrum der Redefreiheit, sondern die Angst, sich mit der eigenen Meinung zu isolieren. Wer heute das Wort «Individuum» benutzt, weckt nicht nur den Verdacht, gegen den heiligen Geist der Gruppe zu sündigen – indem er sich zu eben jener Tradition der Aufklärung bekennt, fällt er in die Ungnade all derer, die sich dazu entschlossen haben, in der Unwahrheit zu leben.

Dabei geht es genau darum: nicht um Wahrheit, sondern um das Gefühl von Wahrheit. In «Der alte weisse Mann» analysiert Norbert Bolz beinahe gnadenlos, wie sich der Westen aus Ermangelung an Selbstbehauptung sowie Unfähigkeit, «andere Kulturen nicht nur in ihrer Eigenart zu respektieren, sondern überhaupt auch nur zu verstehen», dadurch selbst zugrunde richtet, dass er sein eigenes historisches Bewusstsein leugnet. «Rationalität, Fortschritt und Wahrheit» als Herrschaftsbegriffe der westlichen Kultur gelten fortan nicht mehr als Erbe der Aufklärung, sondern als Zeichen für Unterdrückung.

Ab dem Zeitpunkt, schreibt Bolz, wo die Medien aufgehört hätten, sachlich zu informieren, und stattdessen moralisch zu kontrollieren, habe die Emanzipation der Vernunft uns der öffentlichen Meinung versklavt. Oder anders gesagt: «Selbstentblössung als Endform der Aufklärung» ist in einer «Praxis der Selbstgeisselung» verkommen. Verbreitet durch die Echokammern viraler «Verbalexorzismen», ist es den Medien gelungen, im Verschmelzen von Information und Meinung eine «öffentliche Meinung» zu fabrizieren, von der fast alle glauben, dass sie alle teilen. Getarnt als «Propaganda der Gutmenschen» produziert diese eine totalitäre Gesellschaft, in der jeder Abweichende und Andersdenkende umerzogen werden muss. Es herrscht Rousseau, nicht mehr Marx. Und so dient die «Heuchelei von Bussritualen» nicht nur dazu, einen «Mangel an Begabung durch die richtige Gesinnung» zu kompensieren, sondern auch jeden Skeptiker als Leugner zu bezeichnen, der sich an der dogmatischen Wahrheit versündigt hat.

Im Bann der «Gewissensmelker»

Diese Selbsterniedrigung als Antwort auf das Gefühl von Kontrollverlust in einer immer uneindeutlicher werdenden Welt bezeichnet Norbert Bolz als «reaktionären Tribalismus», bei deren Anhängern es sich nicht um politische, sondern um psychische Probleme handelt: Begründet durch Verschmelzungstendenzen und einem Mangel an Abgrenzungsvermögen tendiert der «woke» Mensch dazu, jedes Problem im Aussen zum Eigenen machen zu müssen. Die «Tyrannei der Wehleidigen» habe eine Daueremotionalisierung hervorgebracht, in deren Irrationalität so wie immer grösser werdenden «Treibhäusern der Weltfremdheit» die verfeindeten Parteien zu keinerlei Gespräch mehr fähig sind. Vielmehr sei es laut den Trainingscamps für «sensitivity» und «awareness» der «woken» Linke richtig, bestimmte Gedanken zu tabuisieren. Nicht weil sie falsch sind, sondern weil es unakzeptabel ist, dass man sie denkt. Hier gilt: Wer das Monopol der richtigen Wörter hat, entscheidet, was rassistisch, sexistisch und transphob ist.

Laut Norbert Bolz haben wir es hier mit «einer völlig neuen Form der Legitimation zu tun: Selbstrechtfertigung durch Selbstbezichtigung. Das extreme Schuldgefühl der westlichen Welt manifestiert sich als Kollektivneurose.» Nicht nur wird die Geschichte zur «Therapie für Minderheiten» verkehrt – die «Wokeness» untergräbt den Begriff der Wahrheit an sich: Indem sie Wahrheit und Wirklichkeit zu rein sozialen und allein durch Sprachpolitik bestimmbare Konstruktionen degradiert, verneint sie Universalitäts- und Objektivitätsansprüche. Das einzige Problem: «Nur wer selbstbewusst ist, kann auch offen sein. Wer keine eigenen Werte zu verteidigen hat, kann auch nicht tolerant sein. Pauschale Toleranz nimmt die anderen nicht ernst.»

Kurzum: Nicht nur erkennt der Relativismus keine absoluten Werte mehr an, er zerstört Toleranz, Pluralismus und schliesslich auch Gedankenfreiheit. Wo es nicht mehr darum geht, den anderen zu verstehen, geschweige denn, sich anzunähern, greift Herbert Marcuses Begriff der «repressiven Toleranz»: Um die eigene Wahrheit zu verkünden, wird denjenigen, die widersprechen, der Mund verboten. Gefühle verdrängen die Argumente, es dominieren Hass und Wut. Was in diesen Momenten greift, nennt sich, so Bolz, «Abweichungsverstärkung». Sie sei das Geheimnis jedes Fanatismus: An die Stelle von Freiheit und Verantwortung sind Gleichheit und Fürsorge getreten, wobei Gleichheit nicht Chancengleichheit, sondern Ergebnisgleichheit meint.

Die Welt nehmen, wie sie ist

Von Betroffenheit und Angst zurück zu Argument und Konsens: Neben der Lust auf eine bessere Debattenkultur infolge von «männlicher» Selbstbehauptung, ist das Gefühl und der Ansporn, den Norbert Bolz´ Lobrede auf den kantianischen Mut, selber zu denken, zurücklässt, wieder lernen zu wollen, den anderen zu verstehen. Und damit nicht genug: Die bereits von Hegel vorausgesetzte Geistesmacht, dem Negativen ins Angesicht zu schauen, bei ihm zu verweilen, veranlasst zur Frage, worauf diese rousseauische Umerziehung wirklich abzielt? Wenn es um «die demokratische Nivellierung der Geschlechterdifferenz» (also Gleichberechtigung) am Ende gar nicht geht, was steckt dann dahinter, Männer zu verweichlichen, ihnen Stolz und Ehrgeiz auszutreiben und gleichzeitig Frauen so weit zu «emanzipieren», dass sie in ihrer Imitation der männlichen Sexualität ihren Mutterinstinkt verdrängen? Wenngleich Bolz auf diese Fragen auch keine klare Antwort zu geben vermag, ist sein Buch ein Appell an jeden, der – frei nach Søren Kierkegaard – keine Angst davor hat, ein Einzelner zu sein, sondern den Mut dahingehend aufbringt, die Welt so zu nehmen, wie sie ist. ♦

von Lilly Gebert


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Briefwechsel mit Egon Fischer

Betreff: Wille und Weltenlauf: Alles vorbestimmt?

Lieber Egon

Seit einiger Zeit verfolge ich deine «Eindrücke aus der geistigen und spirituellen Welt». Weiss ich zwar noch nicht so recht, ob diese bei mir mehr Antworten als Fragen wachrufen, bin ich mir eines bewusst: meinem Bauchgefühl. Denn so «hellsichtig» die Sicht, aus der du deine Informationen beziehst, auch ist, so «irr» klingt sie für jemanden, der ähnliche Beobachtungen macht, dem aber die Anbindung fehlt, um sie einzuordnen. So schreibst du beispielsweise von der Schwingungserhöhung, die unserer Erde bevorsteht – und damit auch uns. Um uns «vom Schein zum Sein» zu entwickeln, müssten wir uns unserer Illusionen entledigen und den Zerfall der «Alten Welt» zulassen, ehe etwas Neues entstehen kann, etwas Echtes. Ein hoffnungsvoller Gedanke, dessen benötigtes Vertrauen jedoch in dem Masse zu schrumpfen scheint, wie die Destruktivität sich beschleunigt. Ich frage mich: Wie kannst du dir sicher sein, dass die derzeitigen Katastrophen als «Wegbereiter» einer lichteren Zeit nicht von den «dunklen Kräften» missbraucht werden, um sich erneut selbst zu inszenieren? Woher weisst du, dass ihr Ende – sprich, der eigentliche Anfang – tatsächlich bevorsteht? Und bis es so weit ist: Woher nehmen wir die Kraft, inmitten dieses Informationskrieges bei uns zu bleiben, uns eben nicht weiterhin «täuschen» zu lassen? Woran merken wir, dass wir «richtig» stehen?

Damit wären wir auch schon bei meiner nächsten «Sorge»: Bis dato habe ich immer geglaubt, der Sinn dieser Zeit bestünde darin, «das Böse» in seiner luziferianischen, ahrimanischen oder baphometischen Erscheinung zu integrieren, um so das natürliche Gleichgewicht der Kräfte wiederherzustellen. Du aber sprichst nun zunehmend von «Trennung». In deinem Artikel über den «Fahrplan zur neuen Menschheit» heisst es sogar, dass all diejenigen, denen es nicht gelingt, sich rechtzeitig aus der «Beharrungsphase» und dem «Endkampf um die Macht» zu verabschieden, automatisch Teil seiner Selbstzerstörung würden. Sie hätten sich dazu «entschieden», diese Transformation nicht mitzumachen, und müssten folglich anderweitig «gehen».

Doch obgleich dein Begriff der «Weltentrennung» nicht aufhört, mich – Erdenbewohnerin, die ich bin – zu schmerzen, treibt er mich auch an, besser verstehen zu wollen: Inwieweit kann ein Mensch zu diesem Zeitpunkt noch etwas an seiner individuellen «Zeitlinie» ändern, oder ist die Entscheidung darüber, wer es in die «Neue Zeit» schafft und wer nicht, schon längst gefallen? Und inwiefern hat diese Trennung dann wiederum etwas mit Integration zu tun? Gibt es Mächte, die von ihrem Wesen her so böse und unbelehrbar sind, dass sie sich schlichtweg nicht integrieren lassen? Und ist es am Ende doch nicht unser Wille, der darüber entscheidet, welchen Weg wir einschlagen? Ist wirklich alles vom Seelenplan vorherbestimmt, oder liegt nicht doch noch ein Funken Hoffnung darin, im Bewältigen seiner Lernaufgaben, die notwendige Schwingungserhöhung zu erreichen? Wie weit kann ein Mensch sich von seinen dunklen Kräften befreien, um nicht von ihnen mitgerissen zu werden? Besteht für einen Menschen, dessen Verbindung nach «oben» abgerissen ist, die Möglichkeit, diese (wieder) zu erlernen? Hier denke ich zum Beispiel auch an all diejenigen, die sich in den vergangenen drei Jahren etwas haben injizieren lassen, das sie sich besser nicht hätten injizieren lassen sollen …

In hoffnungsvoller Aussicht auf deine Antworten und die Einschätzungen aus der geistigen Welt
Lilly Gebert


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Das Genie der Antischöpfung

Es ist die Geschichte von Werden und Vergehen, einem nie enden wollenden Nicht-Verstehen. Die Frage danach, warum der Mensch nicht existieren kann, ohne dass anderes untergeht im Schlamm. Und er auf der Suche nach seinem Selbst dieses permanent verfälscht.

Angenommen, Atlantis existierte. Warum musste es untergehen? Während sich die Mythen über sein Verschwinden um Polsprünge, Meteoriteneinschläge oder den Zorn der Götter ranken, sieht eine Theorie die Ursache im Okkultismus. Die Anwendung schwarzer Magie in ihrer Hauptstadt Poseidonis habe eine solche Destruktivität und Lebensverneinung auf die Erde gebracht, dass dieser kein anderer Ausweg geblieben sei, als sie von ihr verschwinden zu lassen, um das Gleichgewicht von Licht und Dunkel wieder herzustellen.

Antinatalismus

Mythen hin oder her. Dunkle Kräfte existieren auch heute. Hierbei erwecken Begriffe wie Luziferianismus oder Satanismus schnell Assoziationen mit Geheimbünden, die für sich genommen keine Berührungspunkte mit unserem Leben haben. Wer aktuell jedoch seinen Blick auf die vielen Inszenierungen innerhalb der Kunst- und Musikbranche richtet, den beschleicht schnell das Gefühl, er wohne einer rituellen Teufelsanbetung bei. Ähnlich fassungslos – wie an seiner eigenen Unversehrtheit zweifelnd – lassen einen Berichte über die Agrar-, Lebensmittel- oder Kosmetikindustrie zurück. Neben ihrer «Chemieindustrialisierung» macht spätestens die aktive Verdrängung von Hebammen und gleichzeitige Zunahme von Kaiserschnitten deutlich: Nicht nur scheint sich mittlerweile alles gegen das natürliche Entstehen von Lebendigem zu richten, auch sind es grösstenteils nicht mehr wir, die dieses «Leben» in der Hand zu haben scheinen.

Dieses zunehmend anzutreffende «Ideal», sich mehr dem Tod als dem Leben zuzuwenden, pflege ich unter dem Begriff «Antinatalismus» zusammenzufassen. Als politische Strömung meint dieser schliesslich nicht nur freiwillige Kinderlosigkeit: Im Sinne des Materialismus ist er das Verneinen allen Aufkeimens neuen Lebens – aus Angst, dieses könnte das Leben des bereits Lebendigen weniger lebenswert machen. Getarnt als Moraltheorien, die nichts weiter möchten, als zukünftiges Leiden verhindern, findet das Aussterben der Menschheit vielerorts institutionellen Rückhalt: im Club of Rome mit seinem Bericht über «Die Grenzen des Wachstums», in Vereinigungen wie Planned Parenthood und dem seit den 1970ern existierenden Voluntary Human Extinction Movement («Bewegung für das freiwillige Aussterben der Menschheit») oder in der Religionsgemeinschaft Church of Euthanasia, die für die Rettung der Erde durch Suizid, Schwangerschaftsabbruch, Kannibalismus und Analverkehr wirbt. …

von Lilly Gebert


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Auf der Suche nach den verlorenen Genen

Im Gespräch mit Daniel Ebner

Darwin zufolge kennt die Evolution nur eine Richtung: höher, besser, schneller, weiter. Ein Weltbild, das unter Daniel Ebners Forschungen zum «Urzeit-Code» nicht länger standhält. Wollen wir stärkere und überlebensfähigere Organismen, als wir sie heute kennen, gilt es nicht «vorwärts», sondern «rückwärts in der Evolution» zu gehen.

Wissen ist Macht und Macht bewirkt Veränderung: Je mehr ich mich mit Monsantos Vorgehen, Bauern weltweit durch Saatgutpatente in lebenslange Abhängigkeiten zu zwingen, oder dem Entstehen von Krankheiten infolge von gentechnisch veränderten Organismen auseinandersetzte, desto stärker wurde mein Wunsch nach Unabhängigkeit und möglichst ursprünglichen Lebensmitteln. Ich beschloss, Vandana Shivas Aussage, dass wer das Saatgut kontrolliere, das Leben auf Erden kontrolliere, positiv zu lesen. Ich fing an, mein eigenes Gemüse anzubauen und das Saatgut alter Sorten zu «horten». Stets in der Überzeugung, dass alles Saatgut, das von Bayer, Corteva, ChemChina und Limagrain aufgekauft und gentechnisch manipuliert wurde, für immer verloren sei.

Dass dies keineswegs so sein muss, lernte ich erst, als ich auf die Experimente des Physikochemikers Dr. Guido Ebner stiess: Ende der 1980er-Jahre bauten er und sein Mitarbeiter Heinz Schürch in Laborexperimenten beim Pharmakonzern Ciba-Geigy (heute Novartis) ein elektrostatisches Hochspannungsfeld auf – also ein elektrisches Feld mit hoher Spannung, in dem aber kein Strom fliesst. Diesem Feld setzten die beiden Forscher Getreidekeimlinge, Sporen, Samen oder Fischeier aus, die sie nach einer Zeit zurück in ihre natürliche Lebensumgebung führten. Die Resultate gelten bis heute als bahnbrechend: Nicht nur Wachstum und Ertrag konnten massiv gesteigert werden, man erhielt gleichzeitig eine Art «Urform» der ursprünglichen Pflanzen und Tierarten, welche in der Natur nicht mehr existierten. So beispielsweise «Urmais» mit bis zu zwölf Kolben pro Stiel oder ausgestorbene Riesenforellen mit Lachshaken. …

von Lilly Gebert


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Der aufrechte Mensch

Was bedeutet es, in sich selbst verwurzelt zu sein?

Der Physiotherapeut Berino Schmid hat die Behandlungsmethode «Gravity Rebalancing» entwickelt. Sie soll den Menschen helfen, sich mittels der Schwerkraft sowohl ins körperliche als auch ins seelische Lot zu bringen.

«DIE FREIEN»: Lieber Herr Schmid, bevor wir darauf eingehen, was «bewusstes Einpendeln in der Schwerkraft» bedeutet, würde ich Sie gerne fragen, wie Sie zu diesem Thema gekommen sind. Gab es einen Wendepunkt in Ihrem Leben, an dem es vielleicht auch Ihnen an «Mitte» gefehlt hat?

Berino Schmid: Nach dieser Tiefe und diesem Fundament habe ich eigentlich mein Leben lang gesucht. Ich habe immer gewusst: Da gibts mehr als das, was wir glauben zu sein. Diese Suche begann bei mir schon sehr früh und das erste Mal bin ich damit auf meiner Weltreise in Kontakt gekommen. Auf dieser habe ich mehrere Heiler kennengelernt. Auf Bali hatte ich das Erlebnis, dass mir jemand die Hände aufgelegt hat und nach zwei Stunden war mein Fieber verschwunden. Das, und die Ausbildungen, die ich dann gemacht habe, hat mich schon sehr geprägt.

Was genau waren das für Ausbildungen?

BS: Die gingen in die verschiedensten Richtungen: von Reflexzonenmassagen über Physiotherapie, Osteopathie, Yoga, Meditation, Quantenphysik bis hin zur Zwei-Punkt-Methode oder dem Entwickeln eigener Mudras, den symbolischen Handgesten aus Indien. Dabei war mein Ansatz immer der, dem eigenen Denken und Fühlen näherzukommen. Schlicht und einfach, weil ich weiss, wie sehr unser körperliches Wohlbefinden davon abhängig ist …

von Lilly Gebert


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Bruno Gröning und die Säulen des Vergessens

Das menschliche Gedächtnis beruht auf Vertrauen, nicht auf Zweifel. Ob und wie lange wir uns an etwas erinnern, hängt von der Übereinstimmung mit unserem bisherigen Weltbild ab. Was aber bedeutet es, wenn wir immer nur dem vertrauen, woran wir schon glauben?

Ein Phänomen, das aufgrund eben jenes Zerwürfnisses von Realität und Wirklichkeit beinahe gänzlich aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden ist, heisst Bruno Gröning. Am 3. Mai 1906 als viertes von sieben Geschwistern in Danzig geboren, erregte der gelernte Zimmermann in den 1950er-Jahren weltweites Aufsehen als «Wunderheiler». Dabei traf sein «von Gott gesandter Heilstrom» nicht nur die Wurzel vieler Krankheiten, sondern auch den Nerv der Zeit: Die gleichzeitige Not und Hoffnung vieler Menschen, nach einer Zeit der Verwirrung, in der die materiellen und seelischen Schäden des Krieges noch lange nachwirkten, wieder Hilfe und Heilung zu erlangen. Doch während die einen schlichtweg dankbar waren, von ihren Leiden befreit worden zu sein, galt die Unerklärlichkeit von Grönings Heilerfolgen für die anderen als Grund, eben diesen ein Ende zu bereiten. Auf wenige Monate des Aufatmens folgten Jahre der Unterdrückung und des Rufmordes …

von Lilly Gebert


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UFOs – Eine unerwünschte Wahrheit?

Interview mit Frank J. Schäpel

«Brennende Kreise», «grünlich schimmernde Schiffe» oder ein «goldener Globus aus Feuer»: Menschen haben schon immer Dinge am Himmel gesehen, die sie sich nicht erklären konnten – bis jetzt? Der Künstler und UFO-Forscher Frank J. Schäpel erklärt, warum die Zeiten des «Nicht-Wissens» vorbei sind und welche Rolle das UFO-Phänomen in der Politik in naher Zukunft spielen könnte.

«DIE FREIEN»: Lieber Frank, wie kommst du dazu, UFOs und Ausserirdische zu malen und damit das Unerklärliche des Kosmos und seine paranormalen Erscheinungen zum Gegenstand deiner Kunst zu machen?

Frank J. Schäpel: Es schien mir ein gutes Thema, das sehr viel an akademischem Wissen – dem Weltbild, von dem man für gewöhnlich ausgeht – infrage stellt. Es reizt mich, ein Tabu zu brechen, eine Realität aufzugreifen, die allem Anschein nach existiert, aber vollkommen ignoriert wird. Das fand ich spannend, weil es auch eine Chance ist, weiterzukommen mit dem Verständnis von der Welt.

Ab wann hast du angefangen, UFO-Phänomene als wirklich anzuerkennen?

FS: Da war zum einen einfach die Häufung der Fälle. Es ist schon so, dass jeder einzelne Fall kritisch betrachtet werden muss und auch viele Fälle in dem Sinne fragwürdig bleiben, dass sie nicht beweisbar sind, weil die Zeugenaussagen nicht komplett überprüft werden können. Aber wenn man Zehntausende solcher Aussagen hat, die gemeinsame Motive, Handlungsabläufe und Phänomene wie Gravitationsanomalien aufweisen, dann gibt es ab einem bestimmten Punkt keinen Grund mehr, die Existenz des UFO-Phänomens generell anzuzweifeln. Gleichzeitig ist da die Qualität der technischen Daten, wie Radaraufnahmen oder Untersuchungen von Bodenproben von UFO-Landestellen. Diese harten Daten sind grösstenteils so gut dokumentiert, dass viele Wissenschaftler sie unbedingt akzeptieren würden, wenn es sich um ein gewöhnliches, anerkanntes Phänomen handeln würde statt um das tabuisierte UFO-Phänomen …

von Lilly Gebert

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Frank J. Schäpel ist bildender Künstler. Er war Schüler des international bekannten Malers und Bildhauers Georg Baselitz und arbeitet in Berlin.


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Das meint der andere Experte … Thomas Mayer

Corona-Impfung: Was wissen wir wirklich?

Während die vielen Impfschäden und gravierenden Nebenwirkungen augenfällig sind, sind die Auswirkungen der sogenannten Covid-Impfung auf die Seele schwerer fassbar. Der Anthroposoph und Meditationslehrer Thomas Mayer spricht an, was für viele bislang nur ein Bauchgefühl ist: Die Folgen der Covid-Injektionen aus spiritueller Sicht.

Welche Auswirkung hat die sogenannte Impfung gegen Covid-19 auf unsere Seele?

Mit dieser Frage habe ich mich intensiv beschäftigt, woraus das Buch «Corona-Impfungen aus spiritueller Sicht» entstanden ist. Das Buch enthält Erfahrungsberichte von über 50 übersinnlich forschenden Kolleginnen und Kollegen. Es zeigte sich, dass die Covid-Impfungen ein sehr starker Angriff auf den physischen Leib und den Lebensenergieleib sind, wodurch diese für das Hereinwirken von Seele und Geist des Menschen blockiert werden. Durch die Impfung können die übersinnlichen Wesensglieder des Menschen auseinandergerissen werden – man steht dann neben sich, wie der Volksmund das treffend ausdrückt. Die Aura kann zusammenfallen und grau werden. Therapeuten stellten fest, dass ihre rhythmischen Einreibungen und Massagen, Heileurythmie und Cranio-Sacral-Therapie bei frisch geimpften Patienten nicht mehr wirksam waren. Das Gewebe, der Ätherleib und der Astralleib waren verhärtet. Auch der Engel und das Körperelementarwesen können belastet und weggedrängt werden. Dies alles kann dann dazu führen, dass bestehende Schattenseiten der Seele stärker hervortreten und ungehemmter wirken, man wird starrsinniger, unempathischer und aggressiver. In meinen Augen beförderten die Massenimpfungen, dass es überhaupt möglich wurde, dass grosse Teile der Bevölkerung, die keine Impfung wollten, diskriminiert und entwürdigt wurden. Diese seelische Härte ging dann nahtlos in die Kriegstreiberei über. Frühere Impfungen wie zum Beispiel zu Masern haben zwar auch viele negative Wirkungen, aber bei den genbasierten Covid-Impfstoffen ist das ein Vielfaches stärker.

Unsere Recherchen zeigten, dass die Corona-Impfungen das bewirken, wovon der Geistesforscher Rudolf Steiner überraschenderweise schon 1917 sprach: «Man wird die Menschen gegen die Anlage für geistige Ideen impfen.» «Den materialistischen Medizinern wird man es übergeben, die Seelen auszutreiben aus der Menschheit.» …

von Lilly Gebert

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Thomas Mayer ist Meditationslehrer, Autor, Bürgerrechtler und Mitbegründer der «Mehr Demokratie e.V.». Seit 2005 leitet er Kurse und Ausbildungen in Anthroposophischer Meditation. Es liegt ihm am Herzen, lebensnahe Zugänge zur geistigen Welt zu ermöglichen. Zu seinen letzten Veröffentlichungen zählen «Corona-Impfungen aus spiritueller Sicht», «Ratgeber Impfdruck und Impfpflicht – Selbstachtung und Würde bewahren» sowie «Spirituelle Notwehr in der Coronakrise – 28 Meditationen».

anthroposophische-meditation.de


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Keine Bildung ohne Beziehung

Interview mit Matthias Burchardt

Was ist das Geheimnis gelingender Bildung? Ist es die Selbstbestimmtheit des Schülers, seinen Neigungen frei nachzugehen, oder doch die autoritäre Hand, die nicht müde wird, ihm Leistungsanforderungen zu stellen? Der Bildungsphilosoph Matthias Burchardt ist überzeugt: Wollen wir Bildung zurück auf die Pfeiler der Menschlichkeit stellen, ist Beziehung das Erste, was wir lernen müssen.

«DIE FREIEN»: Lieber Matthias, deiner Doktorarbeit hast du damals den schönen Titel «Erziehung im Weltbezug» verliehen. Was darf man sich darunter vorstellen?

Matthias Burchardt: Der Ansatz ist eigentlich der, dass sich der Mensch oft als isoliertes Wesen betrachtet hat. Insbesondere die Vorstellung des Subjektes in den Zeiten der Aufklärung hat uns auf uns selbst zurückgeworfen. Sie hat uns zwar viel Macht über die Natur und den Mitmenschen verliehen, aber uns zugleich auch einsam und verloren gemacht, sodass wir nicht nur in der Welt als Aussenseiter erscheinen, sondern auch gegenüber unseren Mitmenschen. Und meine Arbeit versucht eigentlich die Beziehungen, in denen wir stehen, wieder zum Thema zu machen. Da geht es nicht nur um den Weltbezug, sondern auch den Mit-Bezug, die soziale Dimension unserer Existenz, und um den Selbst-Bezug, also dass wir nicht nur einfach ein Ich sind, sondern auch eine dunkle oder eine Rückseite haben, die ich das Selbst nennen würde.

Inwiefern unterstützt die aktuelle Auffassung von Bildung derartige Formen von Beziehung?

MB: Ganz und gar nicht. In Deutschland werden OECD-Pläne ausgerollt, die nicht nur mit formalen Schulreformen verbunden sind, sondern auch mit einer neuen Formulierung des Bildungsbegriffs in Hinblick auf Kompetenzen. Hinzu kommt das «selbstgesteuerte Lernen». Das ist eine Modellierung des Lernprozesses, nach dem sich der Schüler gewissermassen unabhängig von Anleitung und pädagogischer Zuwendung einen Weg durch die Bildungslandschaften bahnen soll. Was dabei natürlich völlig fehlt, ist der Weltbezug im Sinne der Fachlichkeit. Die reine Kompetenzorientierung verzichtet auf das Wissen und die tatsächliche Weltbegegnung. Das selbstgesteuerte Lernen verzichtet auf die pädagogische Beziehung und das Verhältnis des Selbst zum Ich wird auch nicht als Bildungsdimension reflektiert.

Pläne, die auf Modellierungen und Steuerungsmechanismen beruhen … Inwieweit werden die Kinder in diesem Konzept überhaupt noch als Menschen gesehen?

MB: Also der Begriff der Selbststeuerung changiert zwischen zwei Aspekten: Er hat einmal eine scheinbare Emanzipations-Qualität, weil ich selbst steuere – also die Schule ist nicht mehr die «böse Schule» der autoritären Unterdrückung, sondern sie zwingt den Schüler fortan in einen Modus der Selbst-Unterwerfung. Nur ist diese Unterwerfung des «Sich-selbst-steuern-Müssens» eben kein pädagogisches Handeln, kein Bildungsprozess, sondern ein technokratischer und technomorpher. Also müssen wir, wenn wir die Schule kritisieren wollen, nicht nur darauf abheben, wie die Verhältnisse zwischen Lehrern und Schülern balanciert sind, sondern auch wie die Handlungsmodelle sind, – ob sie tatsächlich menschlich und frei sind, oder nicht doch technokratisch.

Seinem Wortursprung zufolge bedeutet Schule übersetzt so viel wie Musse. Also die Zeit, die wir mit dem verbringen können, was unseren eigentlichen Neigungen entspringt, ohne dabei durch die Handlungszwecke anderer fremdbestimmt zu werden. Brauchen wir, damit dieser ursprüngliche Gedanke von Schule und Bildung gelingen kann, eine andere Form von Beziehung?

MB: Ja, und auch eine andere Beziehung zu Zeit. Wir haben eine ziemlich starke Aufgabenverdichtung. Diese ganzen Arbeitsblätter, die der Schüler erledigen muss – er ist ja nicht nur mit Lernen beschäftigt, sondern bekommt obendrein die Lernorganisation aufgedrückt. Eigentlich ist mit den modernen Pädagogiken eine Form der Grossraumbüro-Mentalität von Projekt und Aufgabe in unsere Schulen eingekehrt. Seither herrscht in ihnen ein grosser Beschleunigungs- wie auch Pragmatismusdruck. Alles muss funktional und nutzbar sein, wohingegen die Musse Dinge gedeihen lässt, ohne dabei diesen äusseren Handlungsdruck zu erzeugen. Nicht um untätig zu bleiben, sondern um danach handlungsfähig aus der Schule herauszukommen. Denn die Schule ist eigentlich eine Schutzzeit. Sie wurde errungen, so wie auch die Idee der Kindheit kulturell geboren wurde und nun verteidigt werden muss.

Ich höre oft, das Einzige, was den Kindern fehle, um erfolgreich zu lernen, sei die Begeisterung. Wenn das Konzept Schule jetzt aber nicht darauf ausgerichtet zu sein scheint, dem Kind zu einem erfolgreichen Lernprozess zu verhelfen, stellt sich mir die Frage: Wem oder was dient sie dann?

MB: Begeisterung finde ich wichtig, aber es ist nicht das Einzige, was zählt. Es bedarf auch des Fleisses, der Geduld, der Übung, des Gehorsams, des Sich-Einlassens auf sachliche Erfordernisse und äussere Anforderungen, die allerdings dann nur gerechtfertigt sind, wenn

Schule wiederum ihre Bedingungen erfüllt, sprich eine verantwortungsvolle, behütende Lehrerschaft oder eine Atmosphäre, die mich von Druck befreit. Dass das Lernen nicht immer nur mit Lust und Freude zu tun hat, da bin ich mir nicht ganz sicher. Jeder, der mal ein Musikinstrument gelernt hat, weiss, dass es da auch Durststrecken gibt, über die man hinweg muss, um dann bei der Begeisterung zu landen. Wenn man nur mit der Begeisterung spielt, dann kommt man nicht weit.

Aber wem dient die Schule? Das ist eine gute Frage. Der Idee nach sollte sie der Entfaltung des Menschen als Individuum, als Person und als Subjekt dienen. Natürlich ist sie auch ein Ort, an dem so was wie staatsbürgerliches Handeln oder staatsbürgerliches Denken entfaltet wird. Das finde ich übrigens auch legitim. Aber sie ist eben kein Ort der Indoktrination. Und momentan dient sie eigentlich der Zubereitung des Menschen für bestimmte Verwertungszusammenhänge, dann aber auch eine Ideologisierung für bestimmte politische Konstellationen und vielleicht auch einer Beraubung von Aufklärungsmöglichkeiten und einer Desillusionierung in Hinblick auf die eigenen Handlungsmöglichkeiten im politischen Raum.

Kritisches Denken braucht Fantasie. Und für Fantasie brauchen wir die Verbindung zu unserer eigenen Vorstellungskraft. Wohin steuern wir, wenn uns beides genommen wird?

MB: Die Schule ist für mich grundsätzlich schon ein Ort, an dem so etwas entfaltet werden kann. Ich selbst bin sehr gerne zur Schule gegangen. Ich habe einen grandiosen Philosophie- und Deutschunterricht genossen, an dem ich zu dem Denker, zu dem Schriftsteller geworden bin, der ich heute bin. Das verdanke ich meinen Lehrern, die haben mich mit ganz viel Frischluft versorgt. Und das, obwohl es eine katholische Schule war, mit durchaus strengen moralischen Regeln.

Trotzdem gibt es den Vorwurf, dass Schule per se zerstörerisch sei. Das ist ein Narrativ, das von bestimmten Schulreformern immer wieder angeführt wurde, um die Bindung zwischen Schüler und Lehrer zu kappen. Da gibt es ein schönes Beispiel aus dem Kunstunterricht. Dort gibt es die Meinung, Kinder müssten sich selbst entfalten dürfen, man dürfe ihnen keine Anleitung geben und ihre Fantasie müsse völlig blühen. Was rauskommt, ist dann meistens eher bescheiden. Es sei denn, jemand ist von sich aus sehr begabt oder Autodidakt … Ganz anders sieht es aus, wenn man die Schüler pädagogisch anleitet. Gibt man den Kindern eine Wahrnehmungsschulung, guckt man genau hin auf die Wirklichkeit. Und wenn man ihnen die Techniken des Darstellens sorgsam beibringt und die Imaginationsmöglichkeiten darlegt, also das ganze Spektrum künstlerischen Tuns, erweitert dies ihr eigenes Spektrum der fantastischen Produktion und schränkt es nicht ein. Damit sind die pädagogische Anleitung und die Freiheit und Fantasie des Kindes nicht von vornherein konträr, sondern können in einer Ermöglichungsbeziehung stehen. Gleichwohl gibt es ein Interesse daran, die Fantasie und die Einbildungskraft zu limitieren, weil die Einbildungskraft natürlich das Vermögen ist, sich etwas vorzustellen, was nicht – oder noch nicht – wirklich ist. Das bedeutet auch, sich im politischen Raum Alternativen zum Gegebenen vorstellen zu können – «es könnte anders sein, es könnte besser sein». Und wenn ich das nicht lerne, dann fehlt mir die Übung, mir auch eine Alternative zur Realität vorzustellen. Man könnte sich also schon vorstellen, dass die Macht grosses Interesse an einer Unterdrückung oder Kanalisierung der Einbildungskraft hat.

Wie wird Schule zu einem Ort, den man lieben kann?

MB: Indem die Menschlichkeit wieder einkehrt, die personale Beziehung. Die Sachlichkeit muss wieder einkehren und die Fächer wieder selbst als Ausgangspunkt der Faszination zur Geltung kommen dürfen. Dazu muss der Unterricht als das grosse Drama, das grosse Ereignis einer Sachklärung, durch die ich zur Person und zum Menschen werde, in den Mittelpunkt rücken. Das könnte einerseits weniger sein in Richtung Stress und Schulorganisation, es könnte aber mehr sein an Qualität, Zumutung oder Zutrauen. Ich halte eben auch sehr viel vom Leistungsprinzip. Denn Leistung heisst für mich, sich an etwas zu bewähren. Ähnlich Schusters Leisten verlangen uns auch die Aufgaben der Welt Leistungen ab, an denen wir uns zu bewähren haben. Die Schule ist hierbei eine Art Bewährungsort, an dem ich mich an etwas, aber auch für etwas bewähren kann. Und wenn ich mich bewährt habe, bekomme ich Anerkennung, die nicht nur aus dem Lob der anderen, sondern aus der Begegnung mit der Sache herrührt. Ich bin dann zufrieden mit dem Werk, das ich vollbracht habe.

Unsere Auffassung von Leistung hängt oft auch stark davon ab, welche Beziehungsqualität wir in der Hinsicht von unseren Eltern erfahren haben. Je nachdem nehme ich Leistungsanforderungen vielleicht nicht als Überforderung wahr, sondern als Vertrauen, das man mir entgegenbringt, weil man an mich glaubt.

MB: Exakt. Übrigens bin ich auch für die Autorität. Autorität im Sinne einer Verantwortung, die jemand übernimmt, mit dem Ziel, sich selbst überflüssig zu machen. Darum geht es. Es muss jemand sein, an dem ich mich orientieren kann. Und Autorität wird nicht durch ein autoritäres Verhalten gestiftet, sondern durch die Anerkennung derjenigen, die sich mir anvertrauen. Und wenn ich weiss, der Lehrer will nicht über mich als Untertan herrschen, der nutzt die Autorität nur, um mich gross zu machen – gibt es was Besseres? ♦

von Lilly Gebert

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Matthias Burchardt ist akademischer Rat am Institut für Bildungsphilosophie an der Universität zu Köln und stellvertretender Geschäftsführer der «Gesellschaft für Bildung und Wissen». Er ist entschiedener Kritiker der PISA- und Bologna-Bildungsreformen. Zuletzt erschien von ihm der Aufsatz «G8 als Baustein eines Reformputsches gegen die humanistische Bildungskultur» im Sammelband «weniger ist weniger: G8 und die Kollateralschäden».


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