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Monat: Dezember 2023

Entwicklung und ich

Vor einem märchenhaften Haus, in einem verwunschenen Garten, umgeben von rätselhaften Wesen, hob ich einen Stein, unter dem ich zu meinem Entsetzen eine sich windende Schlange fand. Vor Schreck liess ich den Stein fallen und rannte zu meiner Mutter, so schnell mich meine kurzen Beine trugen.

Die Schlange – wahrscheinlich war es nur eine Blindschleiche – hat jenen sonnigen Tag in Vevey wohl kaum überlebt. Dass ihr unangenehmes Ableben meine früheste Kindheitserinnerung geprägt hat und damit einen Wendepunkt in meinem Bewusstsein darstellt, wäre für das unglückliche Reptil wohl ein schwacher Trost.

Alles was ist, war und jemals sein wird

Vor einigen Monaten habe ich an dieser Stelle über den Sinn des Lebens gegrübelt. Heute bin ich fast sicher, ihn in der Entwicklung des Bewusstseins gefunden zu haben. Finden Sie das übertrieben? Dröseln wir mal auf: Es dürfte weithin unbestritten sein, dass wir Menschen ein Bewusstsein haben, mit dem wir uns selbst und die Welt erfahren. Ebenfalls sind Sie wahrscheinlich einverstanden mit der Aussage, dass sich dieses Bewusstsein verändert. Als Säugling können wir zwischen uns und der Welt noch nicht unterscheiden, wir glauben – so wird es von Forschern beschrieben –, dass wir eins sind mit unseren Müttern. Die Trennung zwischen uns und der uns umgebenden Welt erfahren wir erst später, als Kleinkind. In jenen prägenden Jahren also, in denen erste Erinnerungen hängen bleiben. Da aber nimmt unsere Entwicklung erst richtig Fahrt auf, wenn wir die Trennung vom innen und aussen lernen, und dieses Lernen ist wahrscheinlich selbst dann noch nicht abgeschlossen, wenn wir erkennen, dass die erlernte Trennung eine Illusion ist. Denn wie innen, so aussen. Weil alles eins ist. Wir sind ewiges Bewusstsein, das, um sich selbst zu erkennen, auf diesem Planeten eine menschliche Erfahrung macht. Ist Ihnen das zu abgefahren? Verrückter scheint mir die Reduktion des Menschen auf Materie, auf Chemie, die Idee des Menschen als Maschine aus Fleisch, die Verneinung unserer Existenz als geistige Wesen. Ich kenne kaum jemand, der so denkt. Oder fühlt. Sogar die Naturwissenschaftler betreten mit der Erforschung der rätselhaften Quantenwelt wieder zunehmend geistiges Territorium. Es bewahrheitet sich, dass der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaft atheistisch macht, aber auf dem Grund des Bechers Gott wartet.

Halsabschneider und andere Abkürzungen

Während wir uns als Individuen entwickeln, sind wir zugleich ein winzig kleiner Teil eines kollektiven Prozesses. Einige Jahre bevor sich in der Waadt ewige Dunkelheit über ein Reptil im Garten meiner Grossmutter senkte, veröffentlichten prominente DDR-Dissidenten den Berliner Appell «Frieden schaffen ohne Waffen». Fast 40 Jahre später stellt die zwangsgebührenfinanzierte Sendung «Sternstunde Philosophie» die Frage «Wie viele Waffen braucht es für den Frieden?». Das Beispiel zeigt: Auch das kollektive Bewusstsein unterliegt Veränderungen, die keineswegs linear verlaufen. Die Menschheit durchlebt immer wieder temporäre Rückschritte. Für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit schnitten revolutionäre Franzosen im ausgehenden 18. Jahrhundert viele adelige Köpfe ab. Um das Erreichte gegen monarchistische Restaurationsbestrebungen und Gegenrevolutionäre zu verteidigen, mussten in den Jahren des terreurs noch viele Tausend weitere Hälse durchschnitten werden, bevor sich Napoleon als Kaiser von Gottes Gnaden an der Spitze der verirrten Republik installieren konnte und in der Folge Verheerung über ganz Europa brachte. Die Franzosen hatten einen riesigen Aufwand betrieben, um einen König durch einen Kaiser zu ersetzen.

Das kollektive menschliche Bewusstsein war damals nicht reif für Liberté, Égalité, Fraternité und ist es bis heute nicht. Ich glaube aber, dass wir auf dem Weg dahin sind. Oder präziser; auf einem Umweg dahin. ♦

von Michael Bubendorf


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Warum sollen wir heiraten?

Noch vor gar nicht so langer Zeit wäre diese Frage ziemlich sinnlos gewesen. Wollten zwei, die sich liebten, zusammenbleiben, mussten sie heiraten. Eine Alternative dazu gab es nicht.

Das hat sich glücklicherweise geändert. Man kann auch zusammenbleiben, ohne zu heiraten. Man kann auch unverheiratet eine Familie gründen.

Warum also trotzdem heiraten?

Weil es mit Kindern einfacher ist, wenn die Eltern verheiratet sind? Weil es immer noch Sitte ist? Weil man es sich immer gewünscht hat?

Die meisten Paare, die heiraten wollen, würden sagen: Weil wir uns lieben. Das ist der Hauptgrund. Was aber will ein Paar damit ausdrücken? Ich versuche hier eine Antwort zu geben:

Wir wollen heiraten, weil wir uns nicht nur erotisch anziehen, sondern eine Verbindung zueinander empfinden, die weit über das Sinnlich-Körperliche hinausgeht. Wir wollen heiraten, weil wir diese Verbindung für ein unschätzbares Geschenk des Lebens halten und uns vor Zeugen versprechen möchten, alles dafür zu tun, um dieser Kostbarkeit Sorge zu tragen. …

von Nicolas Lindt


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Auf den Hund und den Hummer gekommen

Gérard de Nerval, ein Dichter der Romantik, spazierte an einem herbstlichen Tag des Jahres 1841 durch den Garten des Palais Royal in Paris. Zum grossen Erstaunen der anderen Flanierenden führte er einen Hummer an der Leine.

Auf die Frage, warum er dieses Tier, das nicht gut zu Fuss wäre, als Begleiter ausgewählt habe, gab er zu Antwort: «Hummer sind ruhig, haben ein ernstes Wesen, kennen die Geheimnisse des Meeres und bellen nicht.» Was für eine Entschleunigung! Aber: Nervals Beispiel hat (noch) nicht Schule gemacht – noch sieht man Hunde, Hunde, Hunde. Der Mensch ist immer noch auf den Hund gekommen, tja, im wahrsten Sinne des Wortes. Machen wir uns nichts vor: Die Menschheit ist mit ihrem Latein am Ende, degeneriert langsam vor sich hin und nähert sich einem amöbischen Dasein, dieses immerhin woke und regenbogenfarbig.

Wenn Sie Folgendes hören, werden Sie sich spontan die Frage stellen, ob man noch vom Homo sapiens oder schon längst vom Homo inconcinnus, dem peinlichen Geschöpf, sprechen sollte. An der Bordeaux-Queer-Week hielt die Geografin Rachele Borghi einen Vortrag mit dem Titel «Die Beziehung zwischen Raum und Queer-Identities, das Performance-Konzept, seine räumliche Umsetzung, die Praktiken der Gegensexualität und der sexuellen Dissidenz, besonders der Post-Porno-Bewegung» …

von Marco Caimi


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«Chemotherapie heilt Krebs und die Erde ist eine Scheibe»

So lautet der provokante Titel des 800 Seiten starken Werkes von Lothar Hirneise. Als Forschungsdirektor der National Foundation for Alternative Medicine und Vorstand von «Menschen gegen Krebs» hat er die ganze Welt bereist, um erfolgreiche Krebstherapien zu finden und zu untersuchen.

Offenbar mit Erfolg, wie sein umfangreiches Buch mit detaillierten Beschreibungen von fast 80 nicht konventionellen Krebstherapien aufzeigt. Das Buch ist 2002 erschienen und inzwischen bereits in der 13. Auflage erhältlich.

In der westlichen Medizinwelt befasst sich die Onkologie mit der Behandlung von Krebs. Uns sind die drei üblichen Therapiemethoden bekannt: operieren, bestrahlen oder vergiften (Chemotherapie). Dabei geht es immer um «das Symptom Tumor», wie Hirneise es formuliert. Dem liegt die sogenannte Mutationstheorie zugrunde, auf die sich die Schulmedizin stützt. Kurz gefasst, entsteht Krebs demnach durch Veränderungen im Erbgut (DNS) von Zellen, so dass im Verlauf der Jahre schliesslich ein Tumor heranwächst. Die simple Schlussfolgerung: «Tumor = Krebs und Tumor weg = Krebs weg».

Als eines von vielen Gegenargumenten verweist Hirneise auf Untersuchungen von McKinsey sowie Mintz und Illmensee, die bereits 1969 bzw. 1975 experimentell nachweisen konnten, dass der Transfer des Zellkerns einer gesunden Zelle in eine Krebszelle diese nicht gesund macht. Somit bleibt die Mutationstheorie eben eine – bis heute unbewiesene! – Theorie.

«Krebs ist keine Krankheit – er will uns helfen zu überleben»

Diesen Titel gab Andreas Moritz seinem Buch zum Thema. Moritz hat mehrere lesenswerte Bücher zu ganzheitlichen Heilweisen geschrieben, zum Beispiel «Die wundersame Leber- und Gallenblasenreinigung», «Zeitlose Geheimnisse der Gesundheit & Verjüngung» oder «Heile dich selbst mit Sonnenlicht». Auch er hinterfragt die gängige Theorie der «mutierten Gene» als Ursache des Krebsgeschehens: Warum sollte eine gesunde Zelle plötzlich den Entschluss fassen, sich in eine Krebszelle zu verwandeln? Was ist die Ursache?

Einen alternativen Erklärungsversuch liefert die «Mitochondrientheorie». Mitochondrien sind die «Kraftwerke» der Zelle, sie dienen der Erzeugung der für uns überlebensnotwendigen Energie.

Normale Zellen gewinnen Energie, indem sie Sauerstoff mit Glukose verbinden. Nur wenn Sauerstoff fehlt, können Mutationen auftreten. Krebszellen können nur anaerob (das heisst ohne Sauerstoff) Energie erzeugen, sie nutzen dazu die sogenannte Fermentation. Aus diesem Grunde gedeihen sie hervorragend in Bereichen, die reichlich Stoffwechselabfallprodukte bieten. So gelangen sie einerseits an Energie und helfen anderseits dem Körper, gefährliche Säuren abzubauen, die aufgrund von Azidose (Übersäuerung) entstehen und sonst tödlich wären.

Auffallend ist, dass Tumore in der Regel sehr gut mit Blutgefässen versorgt sind. Der Körper scheint im Tumor bzw. Krebs einen Verbündeten zu sehen – und ist nicht auf Selbstzerstörung aus! Die «geniale Rettungsaktion des Körpers» sieht Moritz darin, dass gesunde Zellen ihr genetisches Programm ändern und zu Krebszellen werden, um die Eigenvergiftung abzuwenden. Der Körper ist also offenbar in einem kritischen Zustand und hat ein «Notfallprogramm» gestartet, sichtbar in Form von Tumoren oder Metastasen. Somit ist für die Heilung von Krebs entscheidend, die physischen und emotionalen Ursachen herauszufinden.

Stellt man sich die Entstehungsgeschichte von Krebs in zehn Schritten vor, so ist der sichtbare Krebs der neunte und letzte mögliche Schritt des kranken Körpers zur Selbstverteidigung und Rettung. Wenn er versagt, wird er im zehnten Schritt sterben. Zur Heilung müssen die vorherigen Schritte eins bis acht herausgefunden werden, nämlich die Krankheitsursachen.

Chemische Umweltgifte, künstliche Lebensmittel, Elektrosmog und Bestrahlungen, Pharmaprodukte, mangelndes Sonnenlicht, Stress, schlechte Ernährungs- und Schlafgewohnheiten sowie Übergewicht könnten physische Ursachen sein.

Moritz führt ausserdem komplexe emotionale Ursachen wie verdrängte Konflikte, mangelnde Selbstliebe und andere psychosomatische Themen an. Deren Aufarbeitung könnte eine Krankheit wie Krebs lindern oder heilen.

Wer selbst oder im Kreis seiner Mitmenschen mit der Diagnose Krebs konfrontiert wurde, kennt die damit verbundene Angst und Hilflosigkeit. Die Lektüre der genannten oder ähnlicher Werke kann dabei helfen, Hoffnung und Heilung in alternativen Denkweisen und Behandlungsmethoden zu finden. ♦

von Markus Hill


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