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Ist der Liberalismus eine materialistische Philosophie?

Beim Begriff Sozialismus denken viele an zwischenmenschliche Wärme, Solidarität und Zusammenhalt. Sozialismus ist das warme Lagerfeuer, um das sich die Gemeinschaft versammelt. Jenen, die es am meisten nötig haben, wird geholfen.

Beim Konservativismus wiederum stehen traditionelle Werte, Familie, Hierarchien und Religion im Vordergrund, die ein geordnetes Miteinander ermöglichen.

Im Gegensatz dazu halten viele den Liberalismus für eine materialistische Philosophie. Die Forderung nach gesichertem Privateigentum ziele letztlich nur auf die egoistische Verteidigung der eigenen materiellen Besitztümer ab, während Solidarität und Allgemeinwohl hintanstehen müssten.

Was entgegnen Liberale auf diese Vorwürfe?

Den meisten Liberalen ist klar, dass der Liberalismus zwar keine hinreichende, aber eine notwendige Bedingung für ein glückliches Leben aller darstellt. Ohne individuelle Freiheit in Form von Abwehrrechten wäre es unmöglich, alle Menschen zufriedenzustellen. Warum? Weil Menschen zwar alle miteinander verbunden sind, sich aber dennoch charakterlich stark voneinander unterscheiden. Menschen haben nun einmal unterschiedliche Präferenzen, Bedürfnisse und Lebensziele. Gestehen wir den Einzelnen keine Freiräume zu und bevormunden wir sie stattdessen durch eine kollektive Gewalt, sind Unglück, gesellschaftliche Konflikte und Spaltung vorprogrammiert.

Wenn Liberale aus diesen Gründen das Privateigentum als wichtigstes Abwehrrecht verteidigen, denken sie nicht nur an materielle Besitztümer wie Geld, Autos und Uhren, sondern an die Achtung der Menschenwürde, Gewaltverzicht und Frieden. Am Ursprung des Privateigentumgedankens stehen der eigene Körper und die Seele. Liberale glauben, dass der Körper im materiellen Diesseits demjenigen gehört, der ihn direkt steuert, also jedem Einzelnen.

Natürlich kann man darüber philosophieren, ob wir tatsächlich die Eigentümer unserer Körper sind oder ob diese uns nur von einer höheren Macht verliehen wurden. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass andere Menschen kein Recht haben, mit Gewalt und Drohung auf andere einzuwirken, um sie zu einem Verhalten zu zwingen, zu dem sie sich ohne solche Übel nicht freiwillig entschieden hätten.

Freiheit als Grundbedingung

Der Liberalismus ist, wie erwähnt, keine hinreichende, aber eine notwendige Bedingung für ein glückliches Leben aller. Natürlich braucht es für Glück nicht nur individuelle Freiheit, aber ohne Freiheit ist keine Verwirklichung der ureigenen Träume möglich – unabhängig davon, ob diese materieller oder immaterieller Natur sind. Hinzu kommen verschiedenste Werte und Lebensprinzipien (z.B. dass man andere nicht manipuliert), die Auswirkungen auf die Reinheit unseres Gewissens und unser Glück haben, auch Liebe und Spiritualität, wobei es hier Unterschiede von Person zu Person geben mag.

Nur weil der Liberalismus sich nicht in diese Angelegenheiten einmischt und es jedem selbst überlässt, was er mit seiner Freiheit anstellen will – solange er die Freiheit der anderen respektiert –, bedeutet das nicht, dass er eine materialistische Philosophie ist. In einer freiheitlichen Gesellschaft kann man zwar einem plumpen Materialismus frönen. Aber man kann sich geradeso gut auch anders entscheiden. ♦

von Olivier Kessler

***

Olivier Kessler ist Direktor des Liberalen Instituts. Er ist Co-Autor von «64 Klischees der Politik: Klarsicht ohne rosarote Brille» sowie Autor und Mitherausgeber u.a. der Bücher «Wissenschaft und Politik: Zuverlässige oder unheilige Allianz?» und «Verlockung der Macht: Die Kunst, die offene Gesellschaft zu verteidigen».


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Gegenwind

Die Windkraft-Offensive ist nicht das, wofür sie uns verkauft wird. Die schädlichen Auswirkungen von Windrädern auf Mensch, Tier und Natur sind immens. Nicht Umweltschutz steht im Vordergrund, sondern satte Gewinne der Investoren, die mit Subventionsgeldern fürstlich belohnt werden.

Bis zu einer Million Schweizer Franken an Subventionen pro Windrad und Jahr sind für die Investoren nicht unrealistisch. Deshalb werden landauf, landab wundersame «Informationsveranstaltungen» durchgeführt, in denen die Bürger «erfahren», dass von Windkraftanlagen keine gesundheitlichen Probleme ausgehen – auch dann nicht, wenn nur ein minimaler Abstand von 300 Metern zwischen Windrad und besiedeltem Gebiet besteht. Erneuerbare Energien sind zweifelsfrei eine lohnenswerte Sache. Ob jede Form der Stromproduktion überall in der Schweiz sinnvoll ist, ist jedoch mehr als fragwürdig.

Die Schweiz ist kein Windkraftland

Wie das Bundesamt für Energie BFE aufzeigt, bildet die Wasserkraft mit einem Anteil von 56 Prozent an der gesamten Stromproduktion das Rückgrat der Energiegewinnung in der Schweiz. Diese Art der Stromproduktion gilt als erneuerbar und emissionsfrei. Nebst dem, dass sehr hohe Wirkungsgrade (bis über 90 Prozent) erreicht werden, ist die Nutzung von Wasserkraft grundlastfähig. Das heisst: Es lässt sich damit kontinuierlich Strom produzieren, und das nachhaltig, weil die Lebensdauer von Wasserkraftanlagen bei über 90 Jahren liegen kann.

Windkraftanlagen hingegen sind nicht grundlastfähig. In der Schweiz stehen die Windräder häufig an drei bis vier Tagen in der Woche still. Der Wirkungsgrad einer Anlage liegt deshalb im Durchschnitt bei fünf bis acht Prozent und die Lebensdauer von Windrädern wird mit maximal sieben bis 20 Jahren beziffert.

Um mir ein besseres Bild über Windkraftanlagen zu machen, habe ich das Haldenstein-Calanda-Windrad besichtigt. Es ist 175 Meter hoch, hat einen Mastendurchmesser von vier Metern und wurde 2013 in einem Kieswerk erbaut. Tote Vögel habe ich unter dem Windrad in Haldenstein keine gesehen, wohl aber den Lärm und den Schlagschatteneffekt der sich mit bis zu 270 Stundenkilometern drehenden Rotorblätter erlebt. Das Einschalten des Windrads lohnt sich erst ab einer Windstärke von 20 Stundenkilometern, da sonst die Betriebskosten höher ausfallen als der Ertrag. Da sich das Windrad immerhin alle zwei bis drei Tage dreht, sind die Betreiber mit dem Stromertrag zufrieden. Zu erwähnen ist, dass die Subventionsbeiträge des Bundes für Windenergie zwischen 13 und 23 Rappen pro Kilowattstunde liegen, was der Calandawind AG pro Jahr fast eine Million Schweizer Franken an Subventionen einbringt.

Ein fragwürdiges Projekt

Kein Wunder wird die Windrad-Offensive hierzulande rasant vorangetrieben – die Betreiber erhalten quasi ein Rundum-Wohlfühlpaket an Subventionsgeldern, die letztlich von uns Bürgern bezahlt werden. Dabei sind die negativen Auswirkungen von Windrädern auf Menschen, Tiere und Umwelt immens. Sehr fragwürdig ist beispielsweise der Windpark, der auf der Waldegg, dem Hügelzug zwischen der Stadt St. Gallen und Teufen im Kanton Appenzell Ausserrhoden, oder auf dem St. Galler Rosenberg angedacht ist. Wie sähe dieser Windpark aus und was wären seine Auswirkungen?

Auf der Waldegg sprechen wir von neun geplanten Windkraftanlagen mit einer Gesamthöhe von 210 Metern. Das entspricht mehr als dreimal der Höhe der St. Galler Klostertürme. Pro Windrad benötigt es einen Erschliessungskorridor von rund einer Hektare. Das bedeutet, dass für ein Windrad die Fläche von anderthalb Fussballfeldern abgeholzt werden muss. Sobald das Windrad steht, kann ein Drittel der gerodeten Fläche wieder aufgeforstet werden, die Restfläche von circa 4600 Quadratmetern muss jedoch baumfrei bleiben. Hinzu kommt das Sockelfundament aus Beton: Pro Windrad müssen circa 7000 Tonnen Aushub abgeführt werden, anschliessend werden bis zu 10’000 Tonnen Stahlbeton als Fundament im Boden verankert. Je nach Standort und Untergrund muss bis zu zwölf Meter tief gebohrt werden. Pro Windrad sind rund 1400 Lastwagenfahrten nötig. Dieser Stahlbetonsockel ist etwa zweimal so gross wie das St. Galler Waaghaus und für allemal vollversiegelt. An einen Rückbau eines solch grossen Betonsockels ist realistischerweise kaum mehr zu denken. Bei alldem ist zu bedenken, dass die Waldegg zu 84 Prozent kantonales Landschaftsschutzgebiet ist, und zu 63 Prozent bewaldet. Es gibt einen Wildtierkorridor und Einzugsgebiete von Habicht, Wanderfalke und Fledermäusen.

Umweltbelastend und gesundheitsschädlich

Was bei Windrädern häufig ausser Acht gelassen wird, ist der Schatten: Ein 200 Meter hohes Windrad kann morgens und abends während ein bis zwei Stunden einen bis zu 1400 Meter langen Schatten werfen. Tagsüber ist jedoch das weitaus grössere Problem der Schlagschatten – der mit dem Drehen des Windrads verbundene Stroboskopeffekt. Bei einem Abstand von 800 bis 1000 Metern zum Windrad wären immer noch etliche Stadtbewohner über mehrere Stunden täglich einem permanenten blitzartigen Hell-dunkel-hell-dunkel-Effekt ausgesetzt. Dies kann bei den Betroffenen zu Konzentrationsstörungen, Nervosität, Kopfschmerzen und Schlafstörungen bis hin zu epileptischen Anfällen führen.

Ein Windrad erzeugt ein ständig hörbares wellenförmiges Geräusch, das mit einer Lautstärke von 40 bis 70 Dezibel dem Lärm eines Staubsaugers entspricht. Hinzu kommt der Infraschall, der als Druck auf der Brust spürbar ist und nicht nur Schlafstörungen verursachen, sondern sich auch schädlich auf das Herz-Kreislauf-System auswirken kann.

Ein weiteres Problem von Windrädern ist der Eiswurf: Die Rotorblätter auf der Waldegg würden sich auf einer Höhe von 1200 Metern über Meer drehen, was bei Winterlage ungefähr der Schneefallgrenze in der Region entspricht. Bei Schnee und Eis müssen Windkraftanlagen entweder beheizt oder abgestellt werden, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten. Bei einem 210 Meter hohen Windrad muss der Umkreis von rund 400 Metern als Gefahrenzone angesehen werden. Deshalb werden in Deutschland oder Skandinavien Windparks für Personen gänzlich gesperrt und sogar Grund- und Waldbesitzern bleibt die Zufahrt zu ihrem Eigentum zeitweise verwehrt.

Weitere Probleme entstehen beim Rückbau und der Entsorgung ausgedienter Windräder: Rotorblätter enthalten ungeheure Mengen an nicht wiederverwendbaren Karbonfaserstoffen, und die im Windrad enthaltenen PFAS-Gase gehören zu den «ewigen Chemikalien», die, wenn sie austreten, die Umwelt für immer vergiften.

Aufgrund von Zugangsbeschränkungen, Lärm und Schatten mindern Windkraftanlagen den Grundstückwert je nach Lage um zehn bis 27 Prozent. Sie verändern ausserdem das Mikroklima durch die Austrocknung der Böden. Ganz zu schweigen von der Verschandelung des Ortsbilds. Im Fall Waldegg droht St. Gallen die Streichung wichtiger Fördergelder aus dem UNESCO-Weltkulturerbe-Fonds. Mit einem Windpark wäre die wunderschöne Landschaft vor den Toren St. Gallens für Jahrzehnte keine Waldegg mehr. Ein Windegg würde es nie werden. Alles was bleibt, wäre einzig und allein ein Schandegg.

Statt Menschen, Tiere und die Natur mit Windrädern zu drangsalieren, wäre es weitaus lohnenswerter, endlich den Ausbau der Wasserkraft voranzutreiben. Allein die Erhöhung von Stauanlagen bereits existierender Stau-seen um circa einen Meter brächte im Winterhalbjahr ein zusätzliches Speicherpotenzial von bis zu 30 Prozent, wie die ETH Zürich 2018 errechnet hat. Setzen wir also besser auf Wasser-, statt auf Windkraft. ♦

von Dr. Esther Granitzer

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Dr. Esther Granitzer ist selbstständige Komplementärmedizinerin mit Rechtshintergrund, Mitglied des Stadtparlaments St. Gallen, der SVP-Gesundheitskommission und des katholischen Kantonsparlaments SG. Sie leitet die Aletheia-Gruppe in St. Gallen und ist Vizepräsidentin des Vereins Kinderrechte Ostschweiz.
esther-granitzer.ch


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Meine Reise nach Putins Russland

Als ich im Jahre 1991 das erste Mal in Russland war, geschah gerade der Putsch gegen Gorbatschow, der das Ende der Sowjetunion einläutete. Die Stimmung in Moskau damals war eindrücklich. Es war mir, als ob da eine Gesellschaft aus einem tiefen Winterschlaf aufwachen würde.

Die letzten Jahrzehnte des realen Kommunismus waren geprägt durch Stillstand und Perspektivlosigkeit. Gorbatschow hatte dem Land zwar die Pressefreiheit gegeben, aber auf die tieferliegenden Probleme der Sowjetunion hatte er keine Antworten gefunden.

So wurde der Moment, in welchem Jelzin auf den Panzer stieg, zum Signal für den Ausbruch aus einem System, das dem Land zwar Stabilität und einen gewissen Wohlstand gebracht hatte, aber insgesamt die Erwartungen der Leute nicht erfüllen konnte. Die Sowjetunion hatte den Kalten Krieg verloren. Es war Zeit für eine Wende. Die Kolonne der Wartenden vor dem Lenin-Mausoleum war zwar immer noch lang, aber diejenige vor dem ersten McDonalds in Moskau wurde jeden Tag länger. Die Tochter meiner Gastfamilie hatte Geburtstag, und wir verbrachten über zwei Stunden im Regen, um Zugang zu den geheiligten Hallen des Fast Foods zu bekommen. Für mich war das unglaublich und schlicht nicht nachvollziehbar, denn ich hatte keine hohe Meinung von dieser Einrichtung. Ich fragte meine russischen Freunde, was sie denn so schätzten daran. Die Antwort war verblüffend einfach: «Wir möchten einmal im Leben freundlich bedient werden und eine saubere Toilette benutzen können.»

Der «Wind of Change» erfasst das Land

Der Kommunismus war zwar getrieben von hohen Idealen, grundlegende Bedürfnisse der Menschen waren aber im Zuge seiner Verwirklichung auf der Strecke geblieben. Für die jungen Russen war klar, dass der Kapitalismus die Zukunft bedeutete. Und sie warfen sich in dieses Abenteuer mit einer unglaublichen Begeisterung. «Wind of Change» von den Scorpions dröhnte aus allen Lautsprechern, und die Fernsehsendungen wurden immer öfters von putzigen Werbeblöcken unterbrochen. Eine junge Garde von Wirtschaftswissenschaftlern entwickelte einen Plan für den Übergang zur Marktwirtschaft in 500 Tagen. Es war ein Aufbruch, so plötzlich und schnell wie der russische Frühling, den ich später noch oft erlebte: Ende März sitzen noch immer die Eisfischer auf dem See, und Anfang Mai weht bereits ein heisser Sommerwind aus der russischen Steppe. …

von Hanspeter Rikli


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Drei Menschen

«Amok. Alarm. Gefahr. Gruselig. Bedrohung.» Die SRF-Doku zum Thema «Staatsverweigerer» läuft noch keine Minute, da sind alle diese Schlagworte bereits gefallen. Der Mainstream hat die Mensch/Person-Thematik entdeckt, berichtet ausführlich und mit einer überdeutlichen Botschaft: Die «Staatsverweigerer» sind extrem gefährlich.

«DIE FREIEN» sprachen bereits vor über einem Jahr über Menschen, die für die Person, die von den Behörden angeschrieben wird, keine Verantwortung übernehmen. Wie geht es ihnen heute, drei Jahre, nachdem die Mensch/Person-Bewegung durch die Pandemiemassnahmen einen enormen Schub erhielt? Ich habe mich mit drei sehr unterschiedlichen Menschen getroffen.

Anton *

Das Treffen beginnt mit einer bizarren Überraschung. Nebst den vereinbarten Menschen sitzt auch Roger Bittel am Tisch, der den Telegram-Kanal Bittel TV betreibt. Er sei nur der Kollege von einem meiner Interviewpartner, und obwohl er versichert, dass er keinen Beitrag über unser Treffen verfassen werde, macht der Newsproduzent eifrig Notizen und interveniert zuweilen im Gespräch. Ich verdränge meine Befremdung und richte meine Aufmerksamkeit auf «Anton» (der echte Name ist der Redaktion bekannt), der seit Jahren keine Steuern mehr bezahlt. Er ist gut gelaunt, wirkt entspannt und gelöst. Gelassen zeigt er ein gutes Dutzend ungeöffneter Briefe, die er in seinem Briefkasten vorfand, nachdem er kürzlich von ein paar Wochen im Ausland zurückkam. Er wird sie alle ungeöffnet an die Absender retournieren, darunter Behörden, Versicherungen, Banken.

Ich möchte den Stand der verschiedenen Verfahren, die Behörden gegen ihn anstrengen, erfahren. Doch Anton gibt kaum klare Antworten, auch weil er den Stand der Verfahren oft selbst nicht kennt, da er die allermeiste Post ungeöffnet retourniert. Stattdessen versucht er immer wieder, das Gespräch auf die theoretischen Grundlagen seiner Aktivitäten zu bringen: House Joint Resolution, Personenmatrix, Four Corners Rule. Mich interessiert aber nicht die Theorie, sondern die Praxis. Nach unserem Gespräch kann ich ihm nur wenige Zitate senden, die meine Recherche weitergebracht haben. Doch Anton gibt die Abschrift seiner mündlichen Aussagen nicht frei. Er versucht, meinen Artikel bis ins letzte Detail zu kontrollieren, verlangt trotz gegenteiliger Abmachung den gesamten Text zur Überprüfung, will löschen, hinzufügen, ändern. Nach einem schier endlosen Hin und Her schickt Anton eine Flut von Zitaten und verlangt, dass wir diese im Text vollständig abdrucken. Wären wir seinem Wunsch nachgekommen, würden Sie jetzt fast eine ganze Seite Text lesen, den Anton selbst geschrieben hat, und der mit seiner persönlichen Situation fast nichts zu tun hat. …

* Namen der Redaktion bekannt

von Michael Bubendorf


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Wir wissen nicht wirklich, was geschieht…

… und ob Sie es glauben oder nicht – das ist eine ziemlich gute Nachricht. Ich erkläre es Ihnen gerne. Wir alle wollen wissen, was in der Welt passiert, und das aus gutem Grund: Unsere Umgebung zu verstehen ist überlebenswichtig. Wir suchen instinktiv nach Informationen, wir brauchen sie.

Doch es gibt dabei ein Problem: Egal, wie viele «Nachrichten» Sie konsumieren, Sie
werden nicht wirklich wissen, was in der Welt vor sich geht. Wir können es nicht wissen, denn «die Nachrichten» sind zur Hälfte eine Illusion, die von regierungsabhängigen Unternehmen geliefert wird, welche dafür bezahlt werden, dass Sie nicht aufhören zuzusehen und an den Status quo gebunden bleiben. Zugegebenermassen sind sie recht gut darin, Bilder aus Katastrophengebieten zu liefern. Aber wenn es darum geht zu erklären, warum die Katastrophe passiert ist, führen sie uns fast immer in die Irre.

Ja, ein Teil der Wahrheit findet durchaus seinen Weg durch die Nachrichtenmaschinerie, aber das meiste davon ist unter dicken Schichten der Manipulation vergraben. Wenn Sie sich zum Beispiel den ganzen Tag die Nachrichten ansehen, werden Sie einiges an Wahrheit finden, aber inmitten eines Haufens von Halbwahrheiten. Haben Sie wirklich genügend Zeit, um alles zu analysieren?…

von Paul Rosenberg


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Replik – Macht es doch besser!

Eine schonungslose Replik auf Rafael Lutz, der das Abschneiden von MASS-VOLL! bei den Nationalratswahlen als Niederlage fehldeutet und Bürgerrechtler im Stil der Mainstream-Medien diffamiert. Wir räumen hier mit Missverständnissen auf.

Leider wurde niemand von Aufrecht, MASS-VOLL! oder anderen Akteuren der Bürgerrechtsbewegung in den Nationalrat gewählt. Ursächlich hierfür sind nicht die wenigen Engagierten, sondern die vielen Faulen. Rafael Lutz blendet den effektiven Grund für das blamable Ergebnis der Bürgerrechtsbewegung aus: die Nichtwähler. Die Untätigen, die von den Hinterbänken blöken, aber selbst nicht bereit sind, in die Hosen zu steigen. Diejenigen, die meinen, das kaputte System werde nach dem Zusammenbruch von selbst verschwinden und wir würden alle in einer heilen Welt mit blumigen Wiesen, Permakultur und Trommelkreisen aufwachen. Und dabei noch immer nicht begriffen haben, dass der Zusammenbruch gezielt herbeigeführt wird, um danach eine totalitäre Dystopie zu errichten. David Heggli, MASS-VOLL!-Spitzenkandidat aus Schaffhausen, sieht die bewussten Nichtwähler als Opfer einer eigentlichen Psyop:

«Das Nichtwählen mit dem angeblichen Zweck, das derzeitige System nicht zu legitimieren, scheint eine gezielte Form der Demoralisierung, eine Form des Aufgebens zu sein.»

Und Marcel Eugster, MASS-VOLL!-Spitzenkandidat aus Solothurn, ergänzt:

«Genau diejenigen, die ich im Parlament eigentlich vertreten wollte, sind überhaupt nicht wählen gegangen. Und jetzt mokieren sie sich, dass wir es nicht ins Parlament geschafft haben.»

Franz Böni, MASS-VOLL!-Spitzenkandidat aus Bern, sieht in diesem apathischen und destruktiven Verhalten eine grosse Gefahr:

«Offensichtlich haben die Staatsverdrossenen einen sehr grossen Einfluss und geben damit genau den Parteien mehr Kraft, die sie eigentlich nicht an den Hebeln der Macht sehen möchten.»

Nun kann man natürlich Kritik daran üben, wie sich die Exponenten der Bürgerrechtsbewegung im Wahlkampf verhalten haben. Seitens MASS-VOLL! haben wir 2023 jede Menge heftige Kritik von allen möglichen Exponenten einstecken müssen. Haben wir darauf öffentlich zurückgeschossen? Nein, nie. Warum? Weil wir eine selbstzerstörerische Schlammschlacht innerhalb der Bürgerrechtsbewegung um jeden Preis verhindern wollten. Leider rissen die unnötigen und der gesamten Bürgerrechtsbewegung schadenden Angriffe trotzdem nicht ab. Gezielt diffamierende Videos, die ‹zufällig› in der heissen Phase des Wahlkampfs als sogenannte harmlose Aufklärungsvideos verbreitet wurden, Pressemitteilungen, die wegen Unwahrheiten korrigiert oder zurückgezogen werden mussten, Tweets auf den sozialen Medien, die weit unter der Gürtellinie waren, haben die Bewegung als Ganzes geschwächt. Franz Böni, MASS-VOLL!-Spitzenkandidat aus Bern: «Das war ein Hauptgrund, dass viele Wähler schlussendlich der EDU oder SVP die Stimme gegeben haben, obwohl sie eigentlich auf unserer Seite sind.»

Nach all der unbeantworteten Kritik ist es höchste Zeit, nur ein paar Dinge klarzustellen: MASS-VOLL! hat allen Exponenten der Bürgerrechtsbewegung im Vorfeld der Nationalratswahlen 2023 die Hand für Listenverbindungen gereicht – teilweise mehrfach. Leider wurden diese Angebote in vielen Kantonen kaltschnäuzig ausgeschlagen. So etwa auch im Kanton Schwyz. Josef Enders Wahlkampagne bestand unter anderem darin, gegen MASS-VOLL! und somit gegen die eigenen Reihen der Bürgerrechtsbewegung zu agieren.

Ein für MASS-VOLL! einschneidendes Ereignis war die Spontan-Demo gegen das Impfdorf im HB Zürich im November 2021: Nach dem brutalen Polizeieinsatz gegen die friedlichen Demonstranten schossen diverse Exponenten (unter anderem abermals Josef Ender) aus der Bürgerrechtsbewegung gegen MASS-VOLL! Diese Kritik führte dazu, dass Viola Rossi, damalige Co-Präsidentin von MASS-VOLL!, seitens SRF sogar aus der Arena ausgeladen wurde. Gegen den masslosen Polizeieinsatz prozessieren wir noch immer mit massivem Aufwand gegen die linksgrün gesteuerte Stadt- und Kantonspolizei Zürich. Und dies mit Erfolg: Gemäss ersten Urteilen vom Herbst 2023 hat die Polizei MASS-VOLL! und die weiteren Demonstrierenden zu Unrecht weggewiesen.

Bei MASS-VOLL! sind wir uns bewusst, dass man in der Retroperspektive ein paar Dinge anders hätte machen können. So etwa der viel kritisierte SRF-Arena-Auftritt zum dritten Covid-Referendum im Mai 2023: Im Vorfeld wurden mit diversen Exponenten mögliche Varianten diskutiert und schliesslich die Strategie vereinbart, nicht «in die Vollen zu gehen». Es sollte der bewusste Versuch unternommen werden, die schlafwandelnden Massen zu erreichen. Dieser Versuch ist uns leider ganz offensichtlich misslungen. Auch der Strategie-Wechsel, seitens MASS-VOLL! doch für den Nationalrat zu kandidieren, kam im Frühjahr 2023 sehr spät und hätte früher erfolgen müssen. Wir hätten uns dadurch definitiv sehr viel Stress ersparen können.

Natürlich ist Selbstherrlichkeit und Selbstüberschätzung in der Bewegung vorhanden. So äusserte sich etwa Patrick Jetzer, Präsident Aufrecht, am 25. Oktober 2023 auf Facebook: «Im Gegensatz zu MV gibt es bei Aufrecht jede Menge guter Köpfe». Dass bei Aufrecht gute Köpfe noch nicht ausgetreten sind, steht ausser Frage. Einige jedoch, wie die Verfasser dieses Textes, haben Aufrecht in Richtung MASS-VOLL! verlassen. Entsprechend unnötig ist daher die respektlose und beleidigende Haltung gegenüber gut 1500 Mitgliedern bei MASS-VOLL!, die sich für die Freiheit von uns allen ehrenamtlich engagieren. Jetzers unnötiger Angriff zielt offenkundig – wie so oft – direkt auf die Person von Nicolas A. Rimoldi. Der Präsident von MASS-VOLL! würde autoritär herrschen, was impliziert, dass alle übrigen Führungspersonen bei MASS-VOLL! blosse willenlose Handlager und Befehlsempfänger wären. Rimoldi ist zweifellos schon rein optisch auffällig und hat mit Abstand die grösste mediale Präsenz aller MASS-VOLL!-Exponenten. Doch diese öffentlich-mediale Präsenz hat auch ihre Schattenseiten: Anfeindungen bis hin zu Drohungen sind an der Tagesordnung. Das bekamen zu Beginn von MASS-VOLL! auch weitere Führungspersonen zu spüren, die öffentlich auf der Website aufgeführt waren. Entsprechend wurde der Entscheid gefällt, die Betroffenen aus dem Dauerfeuer zu nehmen und alle Kritik an Rimoldi abprallen zu lassen.

Im ruhigen Hintergrund kann so ein top motiviertes und am gleichen Strang ziehendes Kernteam bei MASS-VOLL! arbeiten. Dieses Team leitet Rimoldi, wobei er sich für den durch ihn gegründeten Verein MASS-VOLL! mit viel Herzblut und praktisch ohne Pause einsetzt. Mit seinem Tempo mithalten können die wenigsten; teilweise wurde auch regelrecht Obstruktion betrieben. Entsprechend erstaunt es nicht, dass sich MASS-VOLL! in den letzten Jahren immer wieder von Mitgliedern getrennt hatte, die jetzt (wie beispielsweise Joyce Küng) öffentlich gegen MASS-VOLL! schiessen. Bei allem Gegenwind wächst MASS-VOLL! weiter und die Mitglieder haben Rimoldi stets einstimmig zum Präsidenten gewählt.

Wo trotz aller Einigkeit noch Differenzen bestehen, wird ausdiskutiert. Als ein Beispiel kann das Wahlprogramm genannt werden, welches im Sommer 2023 im harten internen Ringen in wochenlanger Arbeit erstellt wurde. Nach MASS-VOLL!-interner Umfrage galt es, konkrete Inputs von über 100 Mitgliedern aufzunehmen, diese in tagelanger Arbeit zu bereinigen und als präzise und knappe Forderungen auszuformulieren. Letztlich wurde durch ein etwa zwanzigköpfiges Team im Rahmen mehrerer, stundenlanger Sitzungen das finale Wahlprogramm ausgearbeitet, welches schliesslich von allen mitgetragen wurde. Nico Bramato, Nationalratskandidat MASS-VOLL! und Regio-Leiter Zürich, sagt zum Wahlprogramm: «Anstatt den einfachen Weg zu gehen und das Wahlprogramm auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu kürzen – wie dies andere gemacht haben – haben wir bewusst eine umfassende, mutige und selbstbewusste Richtung eingeschlagen.»

Dass sich dieses Wahlprogramm gegen einen überbordenden Staat stellt und daher an einigen Stellen durchaus libertäre Züge trägt – was Lutz kritisiert –, ist nach den letzten Jahren des Zwangsmassnahmen-Wahnsinns und der Ausgrenzung «Ungeimpfter» aus der Gesellschaft durch ebendiesen Staat nur eine logische Konsequenz. Lars Ziegler, Nationalratskandidat Aargau und Kampagnenleiter der Souveränitäts-Initiative meint zur Kritik am Wahlprogramm: «Wir versuchen hier gerade eine Alternative zum politischen Establishment aufzubauen – hätten wir etwa ein Copy-Paste-Wahlprogramm von den Altparteien mit Mainstream-Positionen aufsetzen sollen?» Wer eine bessere Lösung hat, möge bitte vortreten. Denn bis heute bleibt das Wahlprogramm von MASS-VOLL! das einzige Dokument aus der Bürgerrechtsbewegung, welches für viele der aktuellen Probleme in diesem Staat durchdachte und verständlich ausformulierte Antworten bereithält. Die Wahl von Javier Milei zum Präsidenten Argentiniens zeigt zudem, dass radikal freiheitliche Ideen politisch mehrheitsfähig sind. Ob Milei seine Wahlversprechen dann auch tatsächlich umsetzen wird, steht auf einem anderen Blatt.

Nebst dem umfassendsten Wahlprogramm in der gesamten Bürgerrechtsbewegung hat MASS-VOLL! erfolgreich das dritte Covid-Referendum gestemmt, ist auf Anhieb in 10 Kantonen für den Nationalrat angetreten und verfügt über die grösste massenmediale Medienpräsenz im Schweizer Widerstand. Und genau hier sollten wir alle hin: Wir müssen in die Debattenräume kommen und politische Macht erlangen – das muss das Ziel jeder ausserparlamentarischen Opposition sein. Dies erfordert aber pausenlosen Einsatz und harte Entscheidungen. Ein Preis, den leider noch viel zu wenige bereit sind, zu bezahlen.

MASS-VOLL! wird weiterhin die klare Strategie verfolgen, die Menschen aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien. Wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen Wandel, um uns gegen die autoritäre Agenda 2030 und den WHO-Pandemiepakt erfolgreich zur Wehr setzen zu können. Hierfür arbeiten wir mit allen konstruktiven Kräften zusammen – wie etwa mit Petra Burri, Präsidentin Aufrecht Bern, die Mitglied im Komitee der Souveränitäts-Initiative ist. Untätiges Zuschauen und Nichtwählen ist keine Lösung. Das Mass ist nach wie vor voll! ♦

von Dr. Barbara Müller, Vorstandsmitglied MASS-VOLL! und Dr. Markus Zollinger, Vorstandsmitglied MASS-VOLL!

Beitragsbild: Wahlfeier am 22. Oktober 2023 mit Nationalratskandidaten von MASS-VOLL!


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Das Scheitern ist selbstverschuldet

Aufrecht und Mass-Voll sind bei den nationalen Wahlen leer ausgegangen. Die Blamage hat viele Gesichter: Selbstherrlichkeit, Zank und ein wenig kohärentes Wahlprogramm führten dazu, dass die beiden Organisationen ihre Anschlussfähigkeit verloren haben.

Der 22. Oktober war ein Tag des Protestvotums mit einer klaren Ansage an die Politik: Die Luftschlösser-Politik von Linksgrün der letzten vier Jahre ist gescheitert. Dafür haben die Grünen und Grünliberalen nun ihre Quittung erhalten. Der deutliche Wahlsieger bleibt die SVP. Die Partei verliert zwar im Ständerat einen Sitz, hat aber im Nationalrat 9 der 12 Sitze zurückgewonnen, die sie 2019 verloren hatte.

Innerhalb der etablierten Parteien ist die SVP meist die einzige, die immer wieder einmal Gegensteuer leistet – wenn auch oft nur sehr zurückhaltend. Für oppositionelle Politik gab es zuletzt Grund genug: Man denke nur an die Corona- oder die Energie-Politik, die die Bürger mehr und mehr entmündigt und auf das Portemonnaie abzielt.

Das darf, so denke ich, einmal nüchtern festgehalten werden. Und das ist kein Loblied auf die SVP – zu deren Wirtschafts- oder Migrationspolitik man geteilter Meinung sein kann. Nun hat sich der kritische Kurs der SVP, so scheint es, ausgezahlt.

Ganz anders Mass-Voll und Aufrecht. Beiden Organisationen hat es nicht einmal für einen einzigen Sitz gereicht. Was ist da geschehen?

Schafften es Organisationen wie die Freunde der Verfassung und Co. doch während der Hochzeiten der Pandemie, mehr als ein Drittel der Stimmbürger hinter sich zu scharen. Man fragt sich: Wie war eine solch krachende Niederlage möglich? Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Doch der Reihe nach.

Egoprobleme und Kritikunfähigkeit

«Wir haben relativ gut abgeschnitten. Das kann man sagen. … Das ist ein beachtliches Resultat», kommentierte Patrick Jetzer, Chef von Aufrecht Schweiz, das Ergebnis nach den Wahlen auf Hoch2. Seine Organisation blieb zwar in allen Kantonen unter einem Wähleranteil von zwei Prozent, trotzdem gab sich Jetzer zufrieden. Er sprach von einer guten Ausgangslage für die kommenden kommunalen Wahlen.

Frei von jeder Selbstkritik äusserte sich auch Mass-Voll- Chef Nicolas Rimoldi: «Mass-Voll ist eine beispiellose Erfolgsgeschichte.» Dabei ging auch seine Organisation leer aus. Auch die ständige mediale Aufmerksamkeit, die Rimoldi in den Monaten vor den Wahlen wie nur wenige Politiker genossen hatte, half nicht. Rimoldi zeigte sich stolz, weil er in Zürich mit 10´398 Stimmen besser als Erich Vontobel (9390 Stimmen) abgeschnitten hatte, der für die EDU nun in den Nationalrat gezogen ist.

Hier tritt bereits ein erstes zentrales Problem deutlich zutage. Rimoldi und Co. waren zuweilen mit einer Selbstherrlichkeit unterwegs, die Berset und Co. in nichts nachsteht. Sie versuchten zu Recht, aus der Pandemie politisches Kapital zu schlagen, scheiterten aber gerade auch deshalb, weil in ihren Organisationen ein autoritärer Geist vorherrschte – den sie in der Öffentlichkeit pausenlos anprangerten. Kritiker und basisdemokratische Stimmen hatten einen schweren Stand. Ähnliches beobachtete man in der Vergangenheit schon bei den Freunden der Verfassung (FdV).

Streitereien schadeten enorm

So schmiss etwa Christian Besmer, der die Co-Leitung für Aufrecht im Bezirk Horgen innehatte, aus Frust noch in der ersten Hälfte des Jahres das Handtuch. Joyce Küng, die lange mit Rimoldi zusammengespannt hatte, verliess die Organisation, weil Rimoldi alles selbst bestimmen wollte. Es könnten nach Belieben weitere Beispiele genannt werden.

Die beiden Protagonisten verfolgten knallhart ihre eigenen Interessen. Die Spitznamen «Rimoldiva» und «Napoleon», welche in der Szene häufig zu hören sind, kommen nicht von ungefähr. Wer es wagte, Rimoldi und Jetzer zu widersprechen, bekam Probleme. Kritik aus den eigenen Reihen prallte immer wieder an ihnen ab. Die «Stars» wussten alles besser.

Gleichzeitig konnten sich Jetzer und Rimoldi auch gegenseitig nicht riechen. Jeder war überzeugt von seiner Strategie: Auf ging keine. Wer scheinbar alles besser weiss, ist zum Scheitern verurteilt.

Es schien fast so, als würde Rimoldi keine Gelegenheit auslassen, um Angriffsflächen zu bieten. Dass er vor allem Stimmen am äussersten rechten Rand fischte, war ihm offenbar auch recht so. Stichwort «Braunau» oder «Remigration». Während Donald Trump in der Vergangenheit erfolgreich nach dem Motto «Any news ist good news» politisierte, ging diese Strategie bei Rimoldi nicht auf. Der Bewegung schadete er damit. Sogar Aufrecht – nicht gerade bekannt dafür, von anderen zu «distanzieren» – tat dies während der Wahlkampagne. Aber wer sich öffentlich fetzt, weckt nicht gerade Vertrauen.

Mit Mühe und Not einigten sich Mass-Voll und Aufrecht im Kanton Zürich auf eine Listenverbindung. Und wie so oft in solchen Situationen, in denen sich zwei streiten, freut sich am Schluss der Dritte. In diesem Fall Erich Vontobel. Er profitierte von der Listenverbindung von Mass- Voll, Aufrecht und den Schweizer Demokraten und holte für die EDU einen zweiten Nationalratssitz.

Kaum anschlussfähig

Der Streit in den eigenen Reihen ist das eine, die fehlende Anschlussfähigkeit in der Mitte der Gesellschaft das andere. Diese war 2021 noch gegeben, wie Organisationen wie die FdV bewiesen hatten. Rimoldi setzte ein libertäres Parteiprogramm auf, mit dem man in der Schweiz bloss an den Rändern Stimmen holt. Zwar versuchte er, sich breiter aufzustellen als Aufrecht und das Corona-Damoklesschwert loszuwerden, das den Organisationen anhaftet, die in der Pandemie entstanden sind. Doch das gelang ihm nur bedingt. Für die meisten blieb Rimoldi einfach der Corona-Kritiker. Bei Aufrecht wiederum wusste man nicht so recht, für was sie eigentlich stehen. Wer unaufhörlich von Eigenverantwortung spricht und gegen einen aufgeblasenen Staat wettert, hat noch lange nicht die Herzen und Stimmen des Volkes auf seiner Seite. Kommt hinzu: In beiden Organisationen sind ehemalige Links- und Rechtsaussen- Politiker tätig. Diese mögen sich zwar in ihrer Kritik an der Corona-Politik einig gewesen sein – bei anderen Themen könnten ihre Positionen jedoch kaum unterschiedlicher sein. So lässt sich kein anschlussfähiges Parteiprogramm schreiben.

Schwander und Ender mit beachtlichem Erfolg

Dass man sehr wohl Massnahmenkritiker und anschlussfähig sein kann, illustriert der Erfolg von Pirmin Schwander. Dem bisherigen SVP-Nationalrat ist mit einem Glanzresultat der Einzug in den Ständerat gelungen. Schwander gehörte zu denjenigen Politikern, die in den Corona-Jahren den Kompass nie aus den Augen verloren haben. Er ging sowohl gegen das Bundesgesetz über polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus (PMT) sowie auch gegen das Covid-19-Gesetz auf die Barrikaden. Der Unternehmer traute sich auch, an Demonstrationen Gesicht zu zeigen – damit war er eine absolute Ausnahme. Nun ist sein Engagement belohnt worden.

Ausgezeichnet schlug sich auch Josef Ender vom Aktionsbündnis Urkantone. Ender erreichte mit seiner Freien Liste als Parteiloser kantonsweit das fünftbeste Resultat – eigentlich eine kleine Sensation. Damit lag er vor sämtlichen Vertretern der Mitte-Partei. Selbst die ehemalige FDP-Präsidentin Petra Gössi (16´398 Stimmen), die in den Ständerat eingezogen ist, konnte den Newcomer Ender (14´963) nur relativ knapp abhängen. Das heisst: Wäre Ender nicht parteilos, wäre er jetzt in Bern. Ender machte das, was alle erfolgreichen Politiker tun: Er bewegte sich nahe bei den Bürgern, tourte durch den ganzen Kanton. Mit Erfolg. Ender ist ein Anpacker, hemdsärmelig und auf dem Boden geblieben. Das kommt gut an. An Schwander, Ender und Co. können sich die Politiker aus dem Umfeld der Bürgerrechtsbewegung ein Beispiel nehmen.

Selbstverständlich gab es in den genannten Organisationen zahlreiche basisdemokratische Kämpfer, die hinter den Kulissen viel Knochenarbeit geleistet haben. Das gilt genauso für viele Kandidaten, die stets die Sache in den Vordergrund gestellt haben. Zu ihnen zählt etwa der ehemalige Grüne-Kantonsrat und Aufrecht-Zürich-Kandidat Urs Hans, dem wenige Tausend Stimmen fehlten. Hans, der nach den Wahlen eine selbstkritische Analyse der Niederlage vornahm, schloss diese mit den Worten: «Wir von Aufrecht Zürich machen weiter. Am Sonntag haben wir an die Türe des Bundeshauses geklopft und in vier Jahren gehen wir hinein.» Wir sind gespannt. ♦

von Rafael Lutz


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Mit dem Kovic spricht man nicht!

Wir wussten von Anfang an, dass es wohl nicht nur für Friede, Freude und Eierkuchen sorgen würde: Das Zwiegespräch zwischen dem linken «Experten für Verschwörungstheorien» Marko Kovic und dem libertären Unternehmer Titus Gebel in unserer 9. Ausgabe.

Unsere Redaktion war jedoch erstaunt über die Gegensätzlichkeit und Heftigkeit der Reaktionen auf diesen Beitrag. So hiess es auf der einen Seite: «Ein Highlight», «Endlich lasst ihr auch mal eine linke Stimme in eurer Zeitschrift zu Wort kommen». Auf der anderen Seite: «Was fällt euch ein, mit so einem zu reden?», «Wieso bietet ihr dem eine Plattform?», «Ich bin schwer enttäuscht von euch», «Das Gespräch ist missglückt». Wir wurden daran erinnert, dass Kovic mit seinen öffentlichen Aussagen der Gesellschaft und insbesondere den Menschen in der Bürgerrechtsbewegung schwer geschadet hat, dass er ein schändlicher «Systemling» sei und schlimmeres, womöglich sogar ein «Agent» des deep state.

Ich kann diese Reaktionen gut nachvollziehen, schliesslich ist der Corona-Faschismus auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen. Es ist mir keineswegs entgangen, wie gegen die Massnahmenkritiker gehetzt wurde und immer noch wird.

Und trotzdem sehe ich gute Gründe, einen Marko Kovic zum Gespräch einzuladen. Hier sind zehn davon:

1. Es findet sich praktisch nie jemand von den «Zeugen Coronas», der mit uns «Covidioten» sprechen will. Diskursverweigerung und soziales Ausschliessen ist bekanntlich deren Regel. Wieso eigentlich nicht? Ich nehme an, weil sie insgeheim wissen, dass sie keinerlei solide Argumente haben. Dass sie sich nicht wirklich mit der Materie beschäftigt haben und seit Jahren einfach die vorgesetzte Meinung nachplappern. Sie wissen genau, dass sie zu faul oder zu feige waren, selbstständig über das Problem nachzudenken und nachzuforschen. Und einige von ihnen wissen natürlich, dass sie ganz einfach korrupt sind. Aber wir sind nicht die. Wir waren in all dieser Zeit bereit, uns mit der Gegenseite an einen Tisch zu setzen, Argumente auszutauschen und uns über Fakten zu unterhalten. Wir sind immer noch dazu bereit und werden auch weiterhin dazu bereit sein. Das letzte Wörtchen in der «Pandemie»-Geschichte ist noch lange nicht gesprochen. Kovic ist einer der ganz wenigen, die zumindest den Mut haben, zu einem solchen Gespräch aufzukreuzen. Seit es «DIE FREIEN» gibt, haben wir Dutzende bekannte Verteter der Mainstreammeinung zu solchen Zwiegesprächen eingeladen. Obwohl diese Personen normalerweise sehr gern in der Öffentlichkeit stehen, erhalten wir in der Regel eine Absage, wenn überhaupt eine Antwort kommt.

2. Und dann sitzt man eines Tages dem Kovic gegenüber – da hätten natürlich viele Leser erwartet, dass man die Gelegenheit nutzt, um ihn «auseinanderzunehmen». Darauf war aber unser Zwiegespräch nicht ausgerichtet. Weder habe ich das gewollt, noch hätte ich das gekonnt: Man kann einen Kovic nicht argumentativ «widerlegen». Man kann ihm haufenweise Fakten vor die Füsse werfen – er wird einem immer entgegnen, dass es eine «bessere Studie» gäbe, die etwas anderes behaupte. Und wie wir alle wissen, gibt es natürlich diese Studie, so wie es zu allem irgendeine Studie gibt, darunter auch eine Studie, die «belegt», dass eben diese Studie wirklich besser sei als jene. Dass ein Austausch auf dieser Ebene kaum fruchtbar werden würde, war mir schon 2021 klar, nachdem Daniel Stricker in seinem Interview sein Glück versucht hatte.

Marko Kovic hat eine Mission: Die besteht darin, uns «Verschwörungstheoretikern» zu erklären, dass wir auf dem Holzweg sind, und wieso wir auf dem Holzweg sind. Nebenbei demonstriert er die wissenschaftliche Autorität, die brillant genug ist, sich uns zu stellen und es locker mit uns aufnimmt. Ob er dafür bezahlt wird, weiss ich nicht, aber dass da zumindest eine klitzekleine Dosis narzisstische Motivation mitspielt, würde ich schon behaupten. Kovic ist geradezu empört, wenn man ihn auf der wissenschaftlichen Ebene kontert. Die Reaktion fühlt sich dann jeweils an wie: «Was fällt dir ein, dich auf die Wissenschaft zu beziehen, wenn ich doch der Wissenschaftler bin, der alle Studien gelesen hat und die Wissenschaft repräsentiert, und nicht du? How dare you?!» Obwohl zwischenmenschlich ganz umgänglich, war Kovic im Gespräch relativ dünnhäutig und reagierte ziemlich empfindlich, wenn ich ihn herausforderte – was mich umso mehr irritierte, als er beim Urteilen über Andersdenkende bekanntlich alles andere als zimperlich ist. Das Resultat war, dass wir eher einen Fechtkampf mit Sticheleien hatten als einen schwungvollen Tanz der Argumente. Die emotionalen Implikationen verrate ich unter Punkt 10.

Ich sah einmal einen psychologischen Ratgeber mit dem Titel «Willst du Recht haben oder glücklich sein?». Diese Frage fällt mir immer wieder ein, wenn ich mit komplett Andersdenkenden zu tun habe. Was bringt mehr: Kämpfen, um «Recht» zu bekommen, koste es was es wolle – oder beweisen, dass man überhaupt fähig und willens ist, ein gesittetes Gespräch zu führen, auch wenn man weiterhin nicht gleicher Meinung ist? Für mich ist der Fall klar, und das sollen die Gesprächsverweigerer nur erfahren. Die interessieren sich nämlich durchaus für uns, mehr als viele glauben möchten – sie dürfen es halt nicht eingestehen.

3. Jeder, der besser spät als nie doch noch «aufwacht» und unsere Zeitschrift aufschlägt, wird feststellen müssen, dass wir jederzeit für die Gesprächskultur eingestanden sind und akzeptieren, dass jeder Mensch auf einem anderen Wissens- und Erkenntnisstand ist – sei es medizinisch, politisch, philosophisch, psychologisch oder spirituell. Ich kenne persönlich eine Ärztin, die übelst über uns Ungeimpfte hergezogen war – heute spricht sie auf Augenhöhe mit uns, weil sie doch ins Grübeln gekommen und neugierig geworden ist, wie wir so ticken, und gemerkt hat, dass wir doch nicht nur Unmenschen sind, die ausschliesslich Unsinn erzählen.

Gesellschaftlich ist noch längst nicht alles entschieden, und es kann sich noch viel verändern, wenn immer mehr Impfgeschädigten ein Lichtlein aufgeht und die korrupten Eliten sich mit ihrer immer grösseren Dreistigkeit immer schneller demaskieren. Wenn es soweit ist, dann sollen die Betrogenen wissen, dass sie bei uns willkommen sind, die Fakten und das Wissen abzuholen, das nützlich ist und hilft, um sich selbst zu helfen, die Zivilisation wieder aufzubauen und echte Souveränität zu erlangen. Es sind andere, die unsere zivilisatorischen Werte verraten haben.

4. Das Hauptmotiv dieses Zwiegesprächs war, einen Libertären und einen Sozialisten gegenüberzustellen. Ein Gegensatz, wie er spannender nicht sein könnte – und hoch relevant, denn die Diskussion, welche Gesellschaft wir in Zukunft wollen, fängt doch eigentlich erst jetzt richtig an. Kovic ist nur ein Repräsentant der salonfähigen Linksextremen, und er war bereit, sich mit einem Kontrahenten auszutauschen. Unsere Leserschaft ist mündig genug, um selbst zu beurteilen, ob seine Positionen sinnvoll sind oder nicht. Wieder: Wir bilden ab, wie ein kultiviertes Gespräch zwischen Andersdenkenden ablaufen kann. Andere zelebrieren, wie man sich gegenseitig an die Gurgel geht – sollen sie doch. Wir können auf Augenhöhe mit der anderen Seite sprechen. Es ist an der Gegenseite, zu beweisen, dass sie es auch kann.

5. Das politische Pendel kann irgendwann auch wieder zurückschwingen. Spätestens dann, wenn die Betrogenen sich zu hinterfragen beginnen, sind wir dank solcher Zwiegespräche argumentativ bestens gerüstet. Politik ist ja nichts anderes als Aushandeln, und das will gelernt sein. Was wäre denn die Alternative? Auge um Auge, Zahn um Zahn? Bürgerkrieg? Wer will das denn?

6. Wieso macht es ausserdem noch Sinn, Andersdenkenden trotz allem mit einem gewissen Grundrespekt zu begegnen? Ich lese derzeit ein spannendes Buch über den Widerstand in der NS-Zeit. Da finden sich viele bemerkenswerte Berichte über KZ-Wärter oder Spitzenfunktionäre, die sich doch nicht nur als Unmenschen erwiesen, sondern im Rahmen des Möglichen dem einen oder anderen Häftling halfen oder das System von innen her zu sabotieren versuchten. Klar waren diese Leute alles Mittäter, Zahnräder im Maschinenwerk der Nazidiktatur, und wenn sie alle «einfach nicht mitgemacht» hätten, dann wäre alles anders herausgekommen. Aber es werden eben nie alle gleichzeitig dasselbe tun, weil nie alle gleich denken, wahrnehmen und erkennen. Auch im Dritten Reich waren die meisten Menschen offenbar Frösche im Kochtopf und merkten erst, dass sie eigentlich gar keine Freunde der Diktatur sind, als die Diktatur plötzlich da war. Damit will ich keineswegs sagen, dass ich mich heute verbiegen würde vor den Vertretern der Mehrheitsmeinung, damit sie mich morgen im Impf-KZ eventuell milder behandeln … nein – ich glaube einfach generell, dass es für jeden Menschen insgesamt besser ausgeht, wenn wir den Nächsten trotz allem versuchen, als Mensch zu behandeln, auch wenn wir als verurteilungswürdig erachten, was er tut. Vielleicht ist er ja noch lernfähig.

7. Umgekehrt betrachtet: Ich habe noch nie erlebt, dass jemand seine Meinung geändert hat, weil man ihn beschimpft, beleidigt, ausstösst, unterdrückt, ihn seine Ablehnung zu verstehen geben liess. Genau das ist doch die autoritäre schwarze Pädagogik unserer Unterdrücker. Mich jedenfalls hat das nicht überzeugt.

8. Aus vielen enttäuschten Reaktionen auf unser Zwiegespräch spürte ich so etwas wie eine Opfermentalität heraus. Ja, die Corona-Hetzer haben Verbrechen gegen uns begangen, einige davon halte ich für unentschuldbar. Aber werden sie in ein paar Jahren noch in den Spiegel schauen können? Werden sie noch ruhig schlafen können? Werden sie an ihrem Lebensende zufrieden sein mit ihrem Leistungsausweis? Ich glaube: Sie sind die wahren Opfer, sie haben intellektuell und moralisch versagt und werden die Schuld, die sie auf sich geladen haben, auf irgendeine Weise zu spüren bekommen. Aber eben: Solange die falsch liegende Mehrheit nicht begreift, dass sie die ganze Zeit die Herrschaft des Psychopathismus unterstützt hat, während sie tragischer- und peinlicherweise geglaubt hat, sie würde das Richtige tun, indem sie tut, was die meisten tun – solange muss jeder Einzelne selbst zur Erkenntnis kommen, durch eigenes Nachdenken, im eigenen Tempo, und insbesondere: in Freiheit. Man kann niemanden zur Erkenntnis zwingen. Sollen die «Experten» doch spotten über uns «Verschwörungstheoretiker». Wir wissen doch genau, dass uns die Geschichte in neun von zehn Fällen recht gibt.

9. Wir von «DIE FREIEN» sehen uns nicht als Opfer. Wir standen von Anfang an auf der richtigen Seite, haben uns weit rausgelehnt, dafür viel eingesteckt, und sind im Reinen mit uns selbst. Wir stehen über den Attacken und Ungerechtigkeiten der Impffaschisten, und das sollen die wissen. Sie haben versucht, uns kleinzukriegen, aber das schaffen sie nicht, im Gegenteil, wir sind stärker geworden, wir sind daran gewachsen. Wir haben die Grösse, mit ihnen zu reden, trotz ihrer Aussagen und Taten. Und es ist uns sogar ein Vergnügen, ihnen unter die Nase zu reiben, dass wir diese Grösse haben. Denn die erwarten, dass wir sie genauso hassen wie sie uns – aber diesen Gefallen tun wir ihnen nicht.

10. Das heisst nicht, dass Grösse zu zeigen nicht auch anstrengend sein kann. Ja, ich hatte die Illusion, dass wir mit Kovic vielleicht noch den einen oder anderen gemeinsamen Nenner finden würden, und dass er im Jahre 2023 eine seiner irrigen Corona-Positionen hinterfragt oder revidiert hätte. Das war zu viel erwartet. Der Modus war Kampf, Abwehr, Abgrenzung und Selbstbehauptung. In dieser Hinsicht war das Gespräch für mich eine Enttäuschung. Kovic ist in der Diskussion eiskalt, verhält sich wie ein menschlicher Schachcomputer und wartet ab, bis der Gegenspieler irgendeine Aussage macht, die er nicht hundertprozentig belegen kann, oder die etwas zu pauschal oder übertrieben ist. Dann zack – stürzt er sich wie die Spinne im Netz auf genau diesen Punkt und «beweist» damit die Unglaubwürdigkeit des Gesprächspartners. Jeder, der solche Diskussionen kennt, weiss, dass ihnen eine gewisse Toxizität innewohnt, es ist jedenfalls nicht wirklich ein Vergnügen. Toxische Gespräche erkennt man daran, dass sie energieraubend sind, einen auszehren und desillusionieren, statt einen zu bereichern und zu erfüllen. Wie es um meinen Energiehaushalt am Tag nach diesem Gespräch bestellt war, lässt sich gut mit diesen Zeilen George Orwells zusammenfassen: «Die meiste Zeit geisterte ich herum, und wenn ich auch nicht wirklich stöhnte und mit Ketten rasselte, so war mir doch manchmal danach zumut. Auch trank ich mehr, als mir gut tat.» Kurzum: Gut, dass ich diese Erfahrung gemacht habe; noch besser, dass ich sie hinter mir habe.

11. Und zum Schluss noch eine Sondermitteilung an all unsere geschätzten Abonnenten, die sich geärgert haben, dass sie das Gespräch mit Kovic mitfinanziert haben: Nein, bitte denken Sie nicht so! Stellen Sie sich einfach vor, dass Sie mit Ihrem Beitrag die Artikel bezahlt haben, die Ihnen bisher gefallen haben. Das Zwiegespräch haben die anderen Abonnenten bezahlt – denen dafür etwas anderes vielleicht nicht gefallen hat …

Letztlich läuft doch alles darauf hinaus, ob es überhaupt noch Sinn macht, mit Andersdenkenden zu reden. Ja, was soll man denn sonst machen? Alle ausstossen, niederschreien oder zusammenklopfen, die in den eigenen Augen falsch liegen? Das ist das Rezept der Antifa und anderer Freunde des Totalitarismus. Ich möchte eigentlich nicht nach denselben Mustern agieren wie diejenigen, die ich kritisiere.

Und: «DIE FREIEN» nehmen sich selbstverständlich weiterhin die Freiheit, frei zu entscheiden, mit wem sie reden wollen und mit wem nicht. In der nächsten Ausgabe werden wir uns mit «krassesten Verschwörungstheoretikern» unterhalten, und das wird wiederum manchen Lesern nicht gefallen, die den Kovic-Austausch ganz sinnvoll fanden. Schauen Sie auf jeden Fall rein, wir sind gespannt, was Sie davon halten! ♦

von Christian Schmid Rodriguez


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Briefwechsel mit C.J. Hopkins

Betreff: Wenn der Wahnsinn regiert …

Geschätzter C.J. Hopkins

Seit Jahrzehnten schreiben Sie als preisgekrönter Satiriker, Dramatiker und Gesellschaftskritiker gegen totalitäre und autokratische Tendenzen an. Dissens und kritische Gedanken zeichnen Sie aus. Sie stehen für die USA der Rebellen. Die US-Politik setzte Ihnen in den letzten Jahrzehnten zu. Sie fanden in Berlin eine neue Heimat; dem Berlin, das John F. Kennedy einst als Hort der Freiheit bezeichnete. In dieser Stadt macht die Justiz Ihnen nun das Leben zur Hölle, weil sie Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf die Schippe genommen haben. Lauterbach hatte in einem Tweet geschrieben: «Die Masken senden immer ein Signal.» Dem fügten Sie das Cover zu ihrem Buch «The Rise of the New Normal Reich» hinzu, auf dem eine Gesichtsmaske mit einem kleinen Hakenkreuz abgebildet ist. Sie hatten schon früher festgehalten, dass Masken «ideologische Konformitätssymbole» seien. Zu viel des Guten für die Regierenden in Berlin, die offenbar keine Kunst und erst recht keinen Widerspruch mehr dulden. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft weitere Ermittlungen gegen Sie aufgenommen – weil Sie über das kafkaeske Verfahren berichtet haben. In Berlin regiert offenbar der Wahnsinn. Zuletzt haben Sie sich deshalb sogar nach Italien zurückgezogen – bleiben Sie noch länger im Süden Europas?

Man scheint Sie einschüchtern zu wollen. Und diese Wahnsinnigen definieren heutzutage die «Realität», das «neue Normal», wie Sie es nennen. Diese Leute verlangen, dass wir nach ihren Spielregeln spielen, ihre Befehle befolgen. Ein grosser Fehler in Ihren Augen. Was sagen Sie den Menschen, die zwar mit den Regeln auch nicht unbedingt einverstanden sind, sie aber noch immer befolgen?

Für mich sind Sie der Beweis dafür, dass es den Verfechtern der Cancel-Culture und des neuen Totalitarismus niemals gelingen wird, Dissens erfolgreich zu unterdrücken. Sie und viele andere inspirierende Menschen verdeutlichen durch ihr Wirken: Je härter die Oberbefehlshaber der Deutungshoheit gegen Kritiker vorgehen, desto rascher dreht sich der Bumerang und wird auf sie selbst zurückfallen. Sie geben nicht sehr gerne Ratschläge. Trotzdem frage ich Sie: Was raten Sie, als subversiver Zeitgenosse, heute den Kritikern? Und wie können unsere Leser Sie unterstützen oder mehr über Ihre aktuelle Arbeit und den Stand des Verfahrens erfahren?

Herzliche Grüsse, Rafael Lutz …


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Aufbau des globalen Polizeistaats

Die Sustainable Development Goals (SDG), die 17 «Ziele für nachhaltige Entwicklung» der Agenda 2030 klingen zunächst gut – doch tatsächlich untergräbt die UNO unter diesem Deckmantel die nationale Souveränität und die Freiheit der Menschen.

Diese These untermauern Whitney Webb und Iain Davis in ihrem Unlimited Hangout-Beitrag «SDG16: Part 1 – Building the Global Police State». Anhand der Zusammenhänge, die sie in ihrem Beitrag aufzeigen, wird erkennbar, wie gefährlich die UNO und ihre «nachhaltigen Ziele» wirklich sind: Menschenrechte gegen Naturrecht. Impfzertifikate als Vorhut digitaler Ausweise. Bill Clintons Verbindungen zu pädophilen Sexualstraftätern. Der Kampf gegen «Falschinformationen» und Meinungsfreiheit. Weltfrieden als Köder zur Errichtung einer globalen Diktatur. Für ihren Bericht schöpfen die Autorin Webb und der Investigativjournalist Davis aus einem tiefen Fundus jahrelanger Hintergrundrecherchen über die globale Machtelite. «DIE FREIEN» präsentieren eine Zusammenfassung dieses bemerkenswerten Artikels, der im Original 38 Seiten stark ist.

«Die Agenda 2030 ist ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten.»

Das schreibt die UNO auf der Website der Ziele für nachhaltige Entwicklung. Hinter der Rhetorik verbirgt sich das eigentliche Ziel: die Stärkung und Konsolidierung der Macht und Autorität des «Global-Governance-Regimes» und die Ausnutzung von realen und imaginären Bedrohungen, um die Vormachtstellung des Regimes zu stärken. Webb und Davis belegen dies insbesondere anhand des 16. «Nachhaltigkeitsziels» (SDG16), welches angeblich «friedliche und inklusive Gesellschaften und Recht für alle» fördern soll. Die Autoren analysieren als Erstes die rechtlichen Grundlagen. …

von Michael Bubendorf und Christian Schmid Rodriguez


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