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Autor: Paul Rosenberg

Wir wissen nicht wirklich, was geschieht…

… und ob Sie es glauben oder nicht – das ist eine ziemlich gute Nachricht. Ich erkläre es Ihnen gerne. Wir alle wollen wissen, was in der Welt passiert, und das aus gutem Grund: Unsere Umgebung zu verstehen ist überlebenswichtig. Wir suchen instinktiv nach Informationen, wir brauchen sie.

Doch es gibt dabei ein Problem: Egal, wie viele «Nachrichten» Sie konsumieren, Sie
werden nicht wirklich wissen, was in der Welt vor sich geht. Wir können es nicht wissen, denn «die Nachrichten» sind zur Hälfte eine Illusion, die von regierungsabhängigen Unternehmen geliefert wird, welche dafür bezahlt werden, dass Sie nicht aufhören zuzusehen und an den Status quo gebunden bleiben. Zugegebenermassen sind sie recht gut darin, Bilder aus Katastrophengebieten zu liefern. Aber wenn es darum geht zu erklären, warum die Katastrophe passiert ist, führen sie uns fast immer in die Irre.

Ja, ein Teil der Wahrheit findet durchaus seinen Weg durch die Nachrichtenmaschinerie, aber das meiste davon ist unter dicken Schichten der Manipulation vergraben. Wenn Sie sich zum Beispiel den ganzen Tag die Nachrichten ansehen, werden Sie einiges an Wahrheit finden, aber inmitten eines Haufens von Halbwahrheiten. Haben Sie wirklich genügend Zeit, um alles zu analysieren?…

von Paul Rosenberg


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Warum Sie nicht an einen totalen Zusammenbruch glauben sollten

Es gibt eine grosse Anzahl von Menschen, die auf einen umfassenden, apokalyptischen Zusammenbruch des westlichen Systems warten. Ich behaupte, dass es nicht dazu kommen wird. Und ich hoffe, Sie davon überzeugen zu können, dass ich recht habe.

Das gegenwärtige Risiko ist ein langer, stetiger Rückgang der Lebensqualität, nicht eine Apokalypse. Natürlich wäre eine Apokalypse dramatisch reizvoll: In der Apokalypse bricht alles Verkommene zusammen, alle Geheimnisse werden aufgedeckt, die Wahrheit kommt ans Licht, und wir haben am Ende recht. Das gibt ein ganz schön dramatisches Drehbuch für einen Film ab, aber das wird so nicht passieren in der modernen Welt.

Damit will ich nicht sagen, dass der aktuelle Zustand erhalten bleibt – das wird er nicht. Er wird in die Geschichte eingehen, wie die mächtigen Pharaonen oder das ewige Rom und allenfalls kurz betrauert werden. Die Gründe, weswegen wir – jenseits der Kriegsgebiete – keinen totalen Zusammenbruch erleben werden, sind einfach …

von Paul Rosenberg

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Paul Rosenberg beschäftigt sich seit der ersten Cypherpunk-Ära intensiv mit Kryptografie. Er ist Co-Autor eines Grundlagenpapiers über private digitale Volkswirtschaften und betreibt den anarchistischen Blog Free-Man’s Perspective.


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Errichte dir eine Stadt

Build yourself a city, found yourself a state.
Grab the swamp and drain it,
cut the log and plane it,
make the hills and valleys fields.
And on the manmade plain,
breath your last complain,
slay your shame,
forget your name.
Do not strive for pity, build yourself a city.

Obwohl er heute weitgehend vergessen ist, war Eric Hoffer einer der bedeutenden Philosophen des 20. Jahrhunderts. Hoffer war jedoch kein Akademiker mit hochtrabenden Titeln; er war ein Hafenarbeiter, einer von Hunderten von Männern, die Schiffe an den Docks von San Francisco entluden. Ich empfehle Ihnen Hoffers Bücher, aber heute möchte ich mich auf ein Gedicht konzentrieren, das er in einem Interview im Jahr 1967 rezitierte. Hoffer hatte es im Hafen von San Francisco gesehen, es stand an einer Wand am Pier 35 geschrieben:

Errichte dir eine Stadt, gründe dir einen Staat.
Nimm den Sumpf und lege in trocken,
fälle den Baum und hoble ihn,
mach aus den Hügeln und Tälern Felder,
Und auf der von Menschenhand geschaffenen Ebene,
hauche deine letzte Klage aus,
bezwinge deine Schande,
vergiss deinen Namen.
Strebe nicht nach Mitleid, errichte dir eine Stadt.

Nach meinem Verständnis muss dieses Gedicht im Kontext der Bürgerrechtsbewegung der damaligen Zeit gelesen werden. Falls dem so ist, war Hoffer ziemlich mutig, vor allem in seinem Aufruf «Strebe nicht nach Mitleid». Doch der Gedanke war nicht falsch und er war sicherlich nicht der Einzige, der so dachte: Der ehemalige – schwarze – Bürgermeister von Chicago, Harold Washington, pflegte zu sagen: «Wenn sie dir die Tür vor der Nase zuschlagen, brich sie auf.»

Ungeachtet meiner Vorbehalte gegen die Idee, einen Staat aufzubauen, ist dieses Gedicht wichtig für uns, die produktiven und denkenden Menschen dieser Zeit, weil wir sind jetzt die Unterdrückten und brauchen einen Weg in die Zukunft.

Wir alle wissen, dass das System uns täglich belügt. Wir wissen, wie dreist es seine bizarre und zutiefst zerstörerische Politik vorantreibt, beispielsweise wenn es unseren Kindern beibringt, dass es eine gute Idee sei, sich von einem Jungen in ein Mädchen umwandeln zu lassen und umgekehrt. Oder wenn sie Transvestiten in die Kindergärten bringen – und sich dabei wie rechtschaffene Weltretter aufführen.

Ich kann kaum glauben, solche Dinge schreiben zu müssen, und doch muss ich es tun … und wir alle müssen der Wahrheit ins Auge sehen: Das System ist komplett übergeschnappt, und es gibt niemanden, der etwas dagegen unternehmen kann ausser uns, die aktuelle Erwachsenengeneration.

Wir dürfen uns jetzt nicht in Klagen ergehen und auch nicht auf versteckte Retter hoffen oder beten, dass sich das System auf magische Weise an seine vermeintlichen Tugenden erinnert, und ganz sicher dürfen wir nicht hassen und zerstören.

Was wir stattdessen tun müssen, ist, uns eine eigene Stadt aufzubauen. Wir müssen ein neues Reich schaffen, in dem Anstand und Vernunft zumindest gleichberechtigt neben der absichtlichen Zerstörung von Werten stehen.

Noch einmal: Es gibt niemand anderen, der das tut. Das System ist wahnsinnig geworden und wenn es jemand gäbe, der uns retten kommt, hätte er es 2020 oder 2021 getan. Wir müssen uns darum kümmern. Die Alternative würde bedeuten, unsere Kinder zu opfern.

Die gute Nachricht ist, dass unsere neue Stadt bereits ein Fundament hat. Hier sind die Dinge, die wir schon haben:

unser eigenes Geld: Wir haben Geld, das ausserhalb der Monopolwährungen besteht, die dem System seine Kraft verleihen. Vor allem haben wir Bitcoin, der von niemandem bewilligt werden muss, dank seiner dezentralen Funktionsweise gegen Zensur resistent ist und wiederholte Angriffe überstanden hat. Er funktioniert weiter und wird jeden Tag einfacher. Silber und Gold haben ebenfalls ein grosses Potenzial.

unsere eigenen Schulen: Vergessen wir für einen Moment, dass uns das System zwingt, für eine zunehmend entwürdigende Schulbildung zu bezahlen: Wir haben Hausunterricht, der weitaus besser ist als staatliche Schulen, ganz zu schweigen davon, dass er wesentlich sicherer ist. Wir haben auch einige hervorragende Privatschulen (nebst einigen nicht so guten).

privater Handel: Trotz Aufblähung der Konzerne während der Nullzins-Ära gibt es nach wie vor viele Familienunternehmen; unabhängige Betriebe mit menschlichen Geschäftsleuten. Sie stehen uns zur Verfügung.

unsere Religionen: Auch wenn wir Verbesserungspotenzial in ihnen sehen; das Christentum und das Judentum bleiben bestehen, und durch sie wird die Sichtweise anständiger, produktiver Menschen getragen und weitergegeben.

Wir haben also alles, was wir brauchen, aber wir müssen handeln … und aufhören, uns schuldig zu fühlen und uns für unsere Tugenden zu entschuldigen. Wir haben eine Stadt zu bauen. Niemand wird es tun, ausser wir selbst. Das Wohlergehen unserer Kinder und Grosskinder steht auf dem Spiel. ♦

von Paul Rosenberg

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Paul Rosenberg beschäftigt sich seit der ersten Cypherpunk-Ära intensiv mit Kryptografie. Er ist Co-Autor eines Grundlagenpapiers über private digitale Volkswirtschaften. Dieser Artikel ist zuerst im März 2023 auf seinem Blog freemansperspective.com erschien. Ins Deutsche übersetzt von Michael Bubendorf und Christian Schmid Rodriguez.


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Die Zivilisation am Leben erhalten

Viele von uns sind in dem Glauben aufgewachsen, dass die Demokratie die beste aller möglichen Welten biete, aber dieses angenehme Versprechen hat sich ganz offensichtlich als falsch erwiesen. Herrschaft taugt nicht als Quelle eines ehrlichen und menschengerechten Lebens; sie taugt nur dazu, immer noch mehr Herrschaft – also Zwang – hervorzubringen. Und da leider niemand ausser uns da ist, um die Zivilisation zu pflegen, müssen wir das tun.

Das heutige Herrschaftsmodell

Es gibt zwei Grundmodelle, wie eine zivilisierte, menschengerechte und vertrauensvolle Lebensweise hervorzubringen sei:

  1. die Zivilisation im Menschen pflegen
  2. den Menschen die Zivilisation aufzwingen

In der guten alten Zeit begnügten sich Regierungen mit der Abwehr äusserer Bedrohungen und überliessen es den Religionen und Philosophien, die Zivilisation in der Bevölkerung zu kultivieren.

Doch seit den 1970er-Jahren haben wir eine feindliche Übernahme der Moral erlebt; die Durchsetzung moralischer Normen durch den Staat, indem alles reguliert und kriminalisiert wurde. Gemäss diesem Modell muss der Staat die korrekte Sprache und ordentliche Sexualpraktiken durchsetzen; er muss die Erbsünde des Rassismus bestrafen und unterdrücken; er muss grüne Politik erzwingen, um die Apokalypse abzuwenden … der Staat muss eine Bedrohung nach der anderen beseitigen, um uns zu guter Letzt ins gelobte Land zu führen.

Der Weg der Herrschenden ins Paradies besteht darin, immer mehr Zwang auszuüben. Und viele Menschen glauben gerne an solche Fantasien, da sie nicht erkennen, welchen hohen Preis sie dafür bezahlen. An diesem Punkt stehen wir heute.

Was also sollen wir tun?

Wir müssen nach eigenem Willen und aus eigener Initiative handeln. Die gute Nachricht ist, dass wir genau das bereits tun. Und es zeigt sich, dass wir wirklich gut darin sind …

von Paul Rosenberg

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Paul Rosenberg beschäftigt sich seit der ersten Cypherpunk-Ära intensiv mit Kryptografie. Er ist Co-Autor eines Grundlagenpapiers über private digitale Volkswirtschaften und betreibt den anarchistischen Blog «Free-Man’s Perspective».

Am 20. Februar 2023 erschienen auf freemansperspective.com. Ins Deutsche übersetzt von Michael Bubendorf.


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United we fall

«United we stand, divided we fall» – Vereint stehen wir, getrennt fallen wir. Dieser vielgehörte Slogan wird uns als Weisheit präsentiert, doch im Grunde genommen ist er falsch.

Wenn man eine Masse von Körpern braucht, um eine andere Masse von Körpern auf dem Schlachtfeld anzugreifen, ist Einheit wichtig. Wenn wir aber nach Ehrlichkeit, Intelligenz, Mitgefühl, Innovation und Evolution streben, dann ist Einheit unser Feind. Einheit funktioniert für Körperkraft, doch sie arbeitet gegen alle höheren und besseren Aspekte unserer Natur. Deshalb predigen diejenigen, die Menschenopfer sammeln, Einheit; sie wollen gehorsame Körper, keinen selbstbestimmten Verstand.

Spirituelle Einheit?

Das wirklich Schädliche an der Einheit besteht darin, dass sie uns als eine Art spirituelles Ideal verkauft wird: Opfern wir uns alle selbst, damit wir irgendwie zu kollektiven Superhelden werden. Auch das ist falsch. Das Hohe und Gute – die wirkliche Spiritualität – entwickelt sich nur in Individuen. Je mehr unser Denken vereinheitlicht ist, desto mehr geht es abwärts. Je individueller der Geist, desto mehr erheben wir uns.

Einheit im religiösen Sinn ist der vergeistigte Traum der Gratis-Erlösung. Man hofft darauf, dass die eigenen, persönlichen Defizite gelöst werden, ohne selber Aufwand betreiben zu müssen, indem man sich einer kollektiven Einheit anschliesst. Vereinheitlichung soll die Kräfte vom Himmel herabrufen und uns auf magische Weise heilen. Es ist ja schliesslich «spirituell».

Die Wahrheit ist: Wohlstand, Wachstum und Erfindungsgeist blühten immer dort auf, wo die Individualität die Oberhand hatte. Dort, wo kollektive Ideale vorherrschten, sank die Menschheit auf eine tierische Ebene ihrer Existenz hinab.

Ein bisschen Hilfe

Jede Massentragödie seit 1900 war nicht nur von Einheit geprägt, sondern wurde um die Einheit als zentralem Bestandteil aufgebaut. Ein einziges Wort genügt, um das zu verdeutlichen: Kollektivismus. Kollektivismus ist per Definition Einheit. Er stand in Maos China genau so im Mittelpunkt wie in Lenins und Stalins Sowjetunion, Pol Pots Kambodscha sowie in Nordkorea unter den diversen Kims. In diesen Einheits-Fallen wurden grob geschätzt um die 100 Millionen Menschen getötet. Weitere Millionen Tote zählen wir wegen Hitler und Mussolini hinzu, die ebenfalls Einheit erzwangen; Abweichler wurden eingesperrt und ermordet.

Aufmerksamen Beobachtern sind diese Zusammenhänge nicht entgangen. So meinte Gustave Le Bon: «Ein Einzelner, der für eine bestimmte Zeit im Schosse einer Masse eingebettet ist … gerät alsbald in einen besonderen Zustand, welcher der Verzauberung des Hypnotisierten unter dem Einfluss des Hypnotiseurs sehr ähnlich ist.» Und Charles Chaplin sagte: «Der Mensch als Individuum ist ein Genie. Doch eine Menschenmasse wird zum kopflosen Monster, zu einem grossen, bestialischen Idiot, der tut, wozu er angestachelt wird.» …

von Paul Rosenberg


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