
Tod – Ende oder Übergang?
Warum sollte sich ein Mensch mitten im Leben mit dem Tod beschäftigen? Dem Tod, den wir als Ende allen Lebens verstehen und lieber nicht darüber nachdenken, zumindest was unseren eigenen und den Tod geliebter Menschen betrifft. Warum eigentlich? Nichts im Leben ist doch so sicher, wie der Tod.
Die Frage ist: Was verstehen wir unter «Tod»? Ist er das Ende des Lebens oder nicht? Und wenn nicht, was genau endet dann mit dem Tod?
Es gibt die Überzeugung, dass Menschen reine Materie sind: Wir haben einen Körper. Wir können Bewusstsein haben, wir denken, wir haben Emotionen und Gefühle. Wenn Herz und Gehirn nicht mehr arbeiten, sind all diese Fähigkeiten nicht mehr existent. Tot heisst dann: Der Körper verwest und wir haben als bewusste Wesen ein für alle Mal aufgehört zu sein.
Eine andere Möglichkeit ist, unser Menschsein als eine Kombination aus zwei sehr unterschiedlichen Komponenten anzusehen. Man könnte sagen, der Mensch besteht aus einem irdischen Teil, unserem Körper mit all seinen Fähigkeiten, und einem innewohnenden Geistwesen mit seinen Fähigkeiten. Menschsein bedeutet dann: Geistwesen eingehüllt in ein irdisches Gewand.
Der Tod ist dann nicht mehr als das Ablegen der materiellen Hülle. Was den Körper verlässt und weitergeht, hat verschiedene Namen: Seele, Geist, Bewusstsein usw. Der Körper bleibt zurück und die Atome, aus denen wir alle bestehen, werden der Erde überantwortet.
Der Geist tritt in die Geistwelt ein, die uns in der Seinsform «Mensch» für gewöhnlich verschlossen bleibt. Wir erfahren von dieser Welt nur von Menschen, die eine Jenseitserfahrung gemacht, das heisst ihren Körper für eine Zeit verlassen haben und dann wieder in denselben zurückgekehrt sind.
Während Ärzte bis in die 1960er-Jahre mehrheitlich glaubten, das Bewusstsein sei Produkt des Gehirns und dass nur ein funktionierendes Gehirn Bewusstsein produzieren kann, berichteten Menschen, deren Gehirn nachweislich vorübergehend nicht mehr arbeitete, von Erfahrungen, die ohne Bewusstsein nicht möglich sind.
Ärzte begannen daraufhin, das Phänomen Jenseitserfahrung ab den 1970er-Jahren systematisch zu untersuchen und kamen zu dem Schluss, dass Bewusstsein nicht nur nicht Produkt unseres Gehirns, sondern auch vom Gehirn verschieden und eigenständig sein muss.
Menschen mit Jenseitserfahrungen berichten von einer «Welt» frei von Raum und Zeit, von einer Atmosphäre bedingungsloser Liebe. Verstorbene Verwandte werden trotz körperlosen Daseins als solche erkannt. Identität besteht also über den sogenannten Tod hinaus. Was all diesen Menschen gemeinsam ist: Ihre Haltung zum Leben hat sich grundlegend verändert, Angst vor dem Tod hat niemand mehr.
Tod ist ausgehend von Jenseitserfahrungen nur ein Übergang. Die irdische Existenz, als Zeitabschnitt unseres Lebens, ist vergleichsweise kurz.
Das Bewusstsein der Unendlichkeit unseres Geistes eröffnet uns neue Zugänge zum Leben auf dieser Erde. Das ist es allemal wert, darüber nachzudenken.
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Pamela Dahl ist studierte Philosophin und Literaturwissenschaftlerin, hat einen eMBA mit Vertiefung Prozessmanagement und arbeitet momentan als Deutschlehrerin.
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