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Selbstzensur

Im deutschen Grundgesetz (Artikel 5) steht: «Eine Zensur findet nicht statt.» Ebenso verbietet die Schweizer Verfassung Zensur. Doch laut dem Allensbach-Institut trauen sich mehr als 60 Prozent der Deutschen nicht mehr, ihre Meinung frei zu äussern.

Die Mainstreammedien schaffen sich einen «Gesinnungskorridor», in dem sie gefahrlos dem Regime nach dem Munde reden. Die begründbare Äusserung einer Meinung, die vom allgemeinen Paradigma abweicht, verstösst schnell mal gegen die willkürlichen Richtlinien vieler sozialer Medien und kann zu Verwarnungen, endgültiger Sperrung von Konten bis hin zu Hausdurchsuchungen und Freiheitsentzug führen. Machthaber bestreben allgemeine Verbote für ganze Plattformen, wie kürzlich in Spanien mit Telegram geschehen.

Was liegt da näher bei dem mit Angst erfüllten Bürger, als sich selbst zu zensieren? Immer öfter greift er zur Schere im Kopf und schneidet sich die Gedanken passend, um sich keine blauen Flecken an den Wänden des Gesinnungskorridors zu holen.

Die Einschüchterung führt dazu, dass er selbst beginnt, sich beim Schreiben und Reden – und als Endstufe: beim Denken – zu zensieren. Das ist geistige Selbstverstümmelung unter Zwang.

Resilientere Menschen verwenden, um der Zensur zu entgehen, so wie damals in der DDR, Codewörter, anstatt die Dinge beim richtigen Namen zu nennen. In DDR-Zeiten wie auch heute sind es Begriffe, die Ironie gegenüber dem System deutlich machen. So war das «Tal der Ahnungslosen» der sarkastische Ausdruck für DDR-Gebiete, in denen kein Westfernsehen empfangen werden konnte – auch eine Form von Zensur. Heute nutzen wir Begriffe wie «Schlumpfen» statt «Impfen» oder vermeiden direkte Erwähnungen von «Corona» weil sich «Corinna» doch so ähnlich anhört.

Die letzte Stufe der Selbstzensur besteht darin, bestimmte Themen wie die Ursachen des Klimawandels, die Kriege in der Ukraine oder Gaza und selbst das Bekenntnis zum christlichen Glauben von vornherein zu vermeiden und gedanklich gar nicht mehr zuzulassen.

In der heutigen Zeit setzt ein Regime nicht mehr direkt auf Zensur ihrer Kritiker; es geht viel subtiler und hinterhältiger vor. So wurde in Deutschland das «Wahrheitsministerium» in Form ungebildeter «Faktenchecker» wie Correctiv geschaffen, um die Autoren dazu zu bringen, sich selbst zu zensieren. Dabei erfindet Correctiv, wie die jüngste Vergangenheit zeigt, auch gern mal alternative Fakten, um diese Fiktionen dann gleich anzuprangern.

Und der deutsche Regierungsschutz hat einen neuen «Phänomenbereich» geschaffen, die «Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates», was mittlerweile nahezu jede Form der Kritik am Staat oder seinen Repräsentanten umfasst. Eine schändliche Art der Meinungsunterdrückung, die gerade in Deutschland mit seiner Vergangenheit nie wieder hätte entstehen dürfen.

Unter der vermehrten Selbstzensur leiden nicht nur die individuelle Identität, Authentizität und Ideenvielfalt, auch die Möglichkeiten der Wahrheitsfindung nehmen ab – dadurch werden die Gedankenkontrolle und die Indoktrination des Gehirns perfektioniert.

Doch wie steht es so schön in Psalm 40, 9–10:
«Ich will predigen die Gerechtigkeit in der grossen Gemeinde; siehe, ich will mir meinen Mund nicht stopfen lassen, HERR, das weisst du. Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen; von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich; ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der grossen Gemeinde …»

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Prof. Dr. Stefan Hockertz ist selbstständiger Toxikologe, Pharmakologe und Immunologe mit jahrzehntelanger Erfahrung im Bereich der Arzneimittelzulassung.
Telegram: @ProfHockertz.
Seine Website: tpi-consult.ch.

Sylvia Theis ist diplomierte Betriebswirtin und Co-Geschäftsführerin eines Schweizer Unternehmens des Gesundheitswesens.


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