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Ein Blick in die Augen der Menschheit

Hat ein russischer Augenchirurg per Zufall unseren wahren Ursprung erkannt – und auch, wohin die Reise für uns Menschen noch führen könnte?

Schneebedeckte Berge im Himalaja. Besondere Menschen, die als Einzige den Eingang zu geheimnisvollen Höhlen kennen, in denen sich Wesen, die vor langer Zeit die Erde bevölkerten, in einem tief-meditativen Zustand befinden. Wesen von riesigem Wuchs und eigentümlichem Aussehen, die zwar entfernt mit uns verwandt sind, in der geistigen und technologischen Entwicklung aber weit voraus. Wesen, die nach unzähligen Jahren ihren Körper reaktivieren können. Dies, um entweder die Menschheit mit Weisheiten zu versorgen oder im schlimmsten Fall den Beginn einer neuen Menschheit aufzugleisen.

Nein, die obige Beschreibung entstammt nicht einem fantasievollen Science-Fiction-Epos. Es ist die Zusammenfassung einer ganz und gar ernst gemeinten These über die Entstehung des heutigen Menschen. Das dazugehörige Buch ist erstmals 1999 auf Russisch erschienen und heisst «Das dritte Auge und der Ursprung der Menschheit». Sein Autor ist weit davon entfernt, als Fantast abgetan werden zu können: Es handelt sich um den heute 76-jährigen Russen Dr. Ernst Rifgatovich Muldashev, den erst seine wissenschaftliche Arbeit dazu brachte, an Gott zu glauben.

Dennoch erstaunt es natürlich nicht, dass sich Wikipedia herausnimmt, ihn als «russischen Augenchirurgen und Esoteriker» zu framen. Doch die für den verknöcherten Mainstream schwer zu fassenden Hypothesen Muldashevs werden online erstaunlicherweise nicht derart verrissen, wie zu befürchten wäre. Dieser Mann hat einen dermassen respektablen Lebenslauf, dass es wohl einfacher ist, ihn zu ignorieren als komplett zu diffamieren: Als Leiter des Gesamtrussischen Zentrums für Augen- und Plastische Chirurgie führt er jährlich Hunderte von Operationen durch, ist nebst anderem zugelassener Augenarzt in Mexiko und dreifacher Champion der UdSSR im Orientierungslauf. Er soll mehr als 130 Operationsverfahren entwickelt, mehr als 64 Patente angemeldet und zusätzlich über 500 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht haben.

Wie kommt ein Mensch mit einem solchen Hintergrund dazu, eine Theorie wie die eingangs erwähnte zu verfolgen? Sicherlich nicht, um Aufmerksamkeit und Anerkennung zu erheischen, die ihm mit obigem Lebenslauf ohnehin gewiss sind.

Den «Buddha-Augen» auf der Spur

Der erste Teil des Buches gibt hier Auskunft: Wie so oft, spielte auch hier «Meister Zufall» eine entscheidende Rolle. Bei der Arbeit in der Augenklinik fiel Muldashev auf: Die Kornea des menschlichen Auges, auch Hornhaut genannt, ist bei allen Menschen ab vier Jahren genau gleich gross, unabhängig von Grösse, Gewicht, Alter oder Geschlecht. Dies faszinierte Muldashev dermassen, dass er mit einem Team begann, Messungen vom Augenbereich von Menschen verschiedenster Herkunft anzustellen. Dabei entstand eine Art «Wert» für das Auge eines jeden Menschen. Was bei den Berechnungen herauskam, war das «mittelstatistische Auge». Dieses findet man vor allem bei der tibetischen Bevölkerung. Daraus schlussfolgerte Muldashev, dass der Ursprung der heutigen Menschheit in Tibet liegen müsse.

Als ihn ein Mitarbeiter auf die eigenartigen Augen aufmerksam machte, die praktisch jeden tibetischen Tempel zieren, rekonstruierte Muldashev mithilfe der Erkenntnisse aus seinen Forschungen das zugehörige Gesicht zu diesen «Buddha-Augen» und kam dabei auf das Antlitz eines unbekannten Wesens. Nun hielt ihn und eine Handvoll weitere Wissenschaftler nichts mehr in Russland. Eine Expedition nach Indien, Nepal und Tibet wurde geplant, um nachzuprüfen, wem das ungewöhnliche Augenpaar gehört und ob ihre Theorien über den Ursprung der Menschheit sich erhärten liessen. Die Teile 2 und 3 des Buches sind sodann dem Faktenmaterial und den Erlebnissen gewidmet, die sie auf ihrer Reise erwarben.

Gerade diese Teile des Werkes sind ein gut strukturierter, aber auch wilder Ritt, der zu einer Erklärung der Menschwerdung führt, die so zumindest in der wissenschaftlichen Welt ihresgleichen sucht. Muldashev und seine Begleiter sprachen auf ihrer Reise mit diversen geistlichen Würdenträgern und erhielten erstaunliche Reaktionen und Aussagen zum mitgebrachten Rekonstruktionsbild. Für viele der Lamas und Gurus war es kein unbekanntes Gesicht. Die Gespräche führten zu einer Verfeinerung der Theorien Muldashevs und schliesslich auch zur Begegnung mit zwei «besonderen Menschen», welche die sagenumwobenen Höhlen regelmässig besuchten. Doch sie machten Muldashevs Hoffnungen, selbst in diese Höhlen gehen zu können, sogleich zunichte. Sie seien von einer Art psychoenergetischen Barriere geschützt. Muldashev wurde zwar erlaubt, den Eingang einer Höhle aufzusuchen, durfte aber nicht weiter, da es für ihn sonst den Tod hätte bedeuten können.

Was ihm dort widerfuhr und ob es ihm gelang, tiefere Bereiche der Höhle zu erreichen, wird hier nicht verraten, da dies sicher einen Höhepunkt des Buches darstellt. Ebenso, wer sich nach Ansicht Muldashevs nun wirklich hinter dem rekonstruierten Gesicht verbirgt, was der häufig im Buch erwähnte Begriff «Genpool der Menschheit» bedeutet und warum das Ende der Zivilisation nicht das Ende der Menschheit – oder besser gesagt: der Menschheiten – bedeuten muss.

Der vierte Teil des Buches, der den Titel «Philosophische Betrachtungen der Fakten» trägt, ist zwar durchaus süffig zu lesen, kann aber auch am ehesten weggelassen werden. Teils entsteht der Eindruck, er wurde vor allem für den sensationshungrigen Leser verfasst, der nach (fantasievollem) Füllmaterial lechzt, das nebst den wissenschaftlichen Erkenntnissen ein noch farbigeres Bild der Menschwerdung malt.

Doch egal, welche Teile des 400 Seiten dicken Werkes einen mehr oder weniger ansprechen: Muldashevs Buch führt den Leser dazu, die Entstehung des Menschen wieder als ein spannendes Geheimnis zu sehen, das wissenschaftlich noch längst nicht gelöst ist. Es hilft, den Verstand zu öffnen – ein Verstand, der auch bei vielen Freigeistern unter uns nach Jahren der Indoktrination an den Schulen in seinen Begründungen des eigenen Weltbilds immer wieder zur Evolutionstheorie zurückkehrt. Doch die Evolutionstheorie ist genau das, was ihr Name bereits aussagt: eine Theorie. Und deren Anhänger müssen es aushalten, wenn daneben auch andere Theorien und Thesen aufgestellt werden, von denen eine davon sie früher oder später möglicherweise vom Thron der Deutungshoheit stossen wird.

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Regina Castelberg ist freie Journalistin und Geschäftsmitinhaberin der Hoch2 Medien Schweiz AG.

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Ernst Muldashev: «Das dritte Auge und der Ursprung der Menschheit», 2017, 400 Seiten, AMRA Verlag.


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