Der Hüter des Urgetreides
Der bald 70-jährige Hanspeter Saxer tut, was er liebt: Er hütet das Urgetreide. Über 100 Sorten zählen heute zu seinem Schatz.
Sie tragen so schillernde Namen wie Purpur Weizen, Waldstaudenroggen, Valser Gerste oder Huron, eine der Lieblingssorten des grossherzigen Berner Oberländer Sämanns. Denn mit dem Huron-Weizen hatte vor über 40 Jahren seine leidenschaftliche Reise und sein unermüdlicher Einsatz für Biodiversität und Sortenvielfalt begonnen.
Es war im Schwarzwald auf dem biologisch-dynamisch bewirtschafteten «Goldenhof» in Urberg auf 1000 Metern, wo der junge Hanspeter Saxer einen Narren am Urweizen Huron frass. Sein Lehrmeister Franz Karl Rödelberger, ein Schweizer, hatte damals einige Körner dieser von den Äckern verschwundenen Urweizen-Sorte im Walliser Mattertal auf einem Getreidespeicherboden zwischen den Holzlatten aufgestöbert und mit in den Südschwarzwald genommen. Er hütete sie wie seinen Augapfel, baute sie an und vermehrte sie.
In den Kriegsjahren war Huron in der Schweiz einst das Getreide überhaupt. Das aus Kanada stammende Korn hatte neben der Sorte Manitoba die beste Backqualität. «Dieser Huron stand in einem herrlich wogenden Felde da», erinnert sich Hanspeter Saxer mit glänzenden Augen an seine Lehrzeit auf dem Goldenhof zurück, wo Handarbeit noch Trumpf war. «Wir bewirtschafteten zirka 90 Hektaren Land. Aber nicht mit riesengrossen Traktoren. Nein, es waren die kleinen, ausdauernden Norweger-Pferde.
Und auf den Weiden grasten keine Hochleistungskühe, sondern die früher dort heimischen Hinterwälder-Kühe, eine kleine genügsame Zweinutzungs-Rinderrasse.» Es war ein Hof, wo man den Schweiss der arbeitenden und schnaubenden Pferde noch roch und das Pferdegeschirr leise klirrte, wo man statt des Dieselmotorengeknatters überall das Summen der Bienen und das trillernde Pfeifen der Vögel vernahm, und wo man manchmal auch die Menschen fröhlich und singend erlebte – trotz der oft schweren Arbeit. …
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