Chelsea und ich: Relativ frei – Hafturlaub
«Just wear the fucking mask!» – «Zieht doch einfach die verfluchte Maske an!» Chelsea Manning schaut mich starr an, fast abwesend. Da ist es wieder – dieses mittlerweile vertraute Gefühl, das mir immer dann in die Magengrube kriecht, wenn der Respekt, den ich für einen meiner Helden hatte, an oder mit Corona stirbt.
Chelsea Manning, geboren 1987 als Bradley Manning, übergab 2010 hunderttausende geheime Dokumente der US-Armee an Wikileaks. Die Whistleblower-Plattform von Julian Assange veröffentlichte das hochbrisante Material, wobei vor allem das Video mit dem Titel «Collateral Murder» traurige Berühmtheit erlangte. Die Aufzeichnungen der Apache-Helikopter offenbaren fürchterliche Grausamkeiten der US-Soldaten. Mindestens ein Dutzend unbewaffnete Menschen wurden bei den Angriffen der Helikopter in Bagdad getötet, darunter Journalisten und Helfer, die Verwundete versorgen wollten. Ein Mädchen und ein Junge mussten mit ansehen, wie ihr Vater vor ihren Augen erschossen wurde, die Kinder überlebten schwer verletzt.
Die Bilder haben nichts gemein mit den Action-Filmen «Green Zone» oder «American Sniper» und der restlichen Propaganda, die uns Hollywood über den Krieg erzählt. Dank Chelsea Manning wissen wir, dass die Fratze des Krieges mit dem hübschen Gesicht von Matt Damon rein gar nichts zu tun hat. …
von Michael Bubendorf
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