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Oikophobie

Schon seit der Antike ist der Selbsthass ein wiederkehrendes Symptom dekadenter oder schwächelnder Gesellschaften. In Grossbritannien ist man sich jüngst «bewusst geworden», dass Landschaftsbilder der Heimat gefährlich sein können. Sie sollen offenbar ein Gefühl nationaler Identität verherrlichen. 

Das ist aus der Sicht einiger Kuratoren an Museen an sich schon bedenklich, wird aber umso verwerflicher, wenn Personen, die aus anderen Ländern stammen und vielleicht auch eine andere Religion oder Hautfarbe haben, damit von der gesellschaftlichen Teilhabe implizit ausgeschlossen werden könnten, so der deutsche Historiker Ronald G. Asch. Diese potenzielle «Gefahr» mag Kopfschütteln verursachen, doch die kulturellen Ideologen Europas diskutieren dies ernsthaft. Eine Haltung, die der konservative englische Philosoph Roger Scruton 1993 als Oikophobie bezeichnete – den Hass auf eigene Werte, die Ablehnung des Eigenen, des Bewährten, der eigenen Kultur, Religion und Tradition. Sie führt schnell zu Sittenverfall und Zynismus. 

Die Oikophobie ist das Gegenstück zur Xenophobie. Sie ist nicht die Angst vor dem Fremden, sondern die Abkehr vom Vertrauten, von Geborgenheit, von den eigenen kulturellen Wurzeln. Die eigene nationale Tradition und Kultur wird zugunsten höherer, internationaler und – stärker – transnationaler Werte verunglimpft und ist damit der Beginn der Selbstzerstörung. 

Supranationale Institutionen wie die EU oder der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte übernehmen immer mehr Kompetenzen, bevormunden das Individuum und greifen in seine Lebensräume ein. Gleichzeitig werden offene Grenzen, Masseneinwanderung und Multikulturalismus propagiert – oft verbunden mit der ideologischen Abwertung des Eigenen. Diese Haltung manifestiert sich auch in der Architektur und Kunst: Formlose, kalte Gebäude ersetzen wunderschöne alte Stadtbilder, die einst Heimatgefühl vermittelten und heute von Touristen bewundert werden. Abstrakte, bedeutungslose Kunst verdrängt Handwerk und Kunstfertigkeit, die einst die Werte und Ideale europäischer Kulturen ausdrückten. Sie verschwinden, weil den Menschen der Sinn für das Schöne und qualitativ Wertvolle aberzogen worden ist. 

Der blinde ideologische Mainstream fördert diese Haltung als intellektuell und elitär und pf legt damit eine Kultur des Selbsthasses. Denn wer sich selbst hasst, der kann nicht lieben – denn die Nächstenliebe ist das Produkt der Eigenliebe. 

Doch wie konnte es so weit kommen? Die Antwort liegt in einem historischen Zyklus begründet, der oft wiederkehrt: Gesellschaften, die anfangs stolz auf ihre Werte und Errungenschaften sind, entwickeln mit wachsendem Wohlstand und Globalisierung eine Skepsis gegenüber sich selbst. Die eigenen Werte werden infrage gestellt, schliesslich verachtet. 

Dieser Prozess, der mit geistiger Heimatlosigkeit und politischer Entfremdung einhergeht, bereitet globalen autoritären Strömungen den Boden. Und schon wird aus Weihnachten «winterliche Feiertage», Kreuze als Sinnbild einer christlichen Gesellschaft werden abgehängt, die Bibel verleugnet. 

Prüft aber alles, das Gute haltet fest! Von aller Art des Bösen haltet euch fern! (1. Tess 5, 21–22). Eine fortschreitende Oikophobie löscht jene Werte aus, die unsere Demokratien überhaupt erst ermöglicht haben wie unsere christlichen Wurzeln, die aus Glaube, Hoffnung und Liebe bestehen. Halt- und heimatlos ist eine oikophobe Gesellschaft der Spielball unguter Ideologien, falscher Heilsbringer bis hin zum Antichristen. 

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Prof. Dr. Stefan Hockertz ist selbstständiger Toxikologe, Pharmakologe und Immunologe mit jahrzehntelanger Erfahrung im Bereich der Arzneimittelzulassung. Telegram: @ProfHockertz. Seine Website: tpi-consult.ch

Sylvia Theis ist diplomierte Betriebswirtin und Co-Geschäftsführerin eines Schweizer Unternehmens des Gesundheitswesens. 


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