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Ausserirdischem Leben nachspüren – und dabei das innere Selbst entdecken

Schon immer hat der forschende Mensch, als Homo speculants, seinen Wirkungskreis zu erweitern versucht – «bis an die Sterne weit» –, wie es schon in Goethes «Faust» heisst. Auch wenn die irdische Welt inzwischen aus den Fugen geraten ist, sucht der Mensch weiterhin fieberhaft nach ausserirdischem Leben – mit allen Mitteln, die unsere Technik aufbringen kann.

Soweit mir bekannt, hat erstmals der Astrophysiker Frank Drake mit seiner Gleichung aus sieben Faktoren die Anzahl der technischen, intelligenten Zivilisationen in unserer Galaxie abgeschätzt. Der Faktor «Anzahl der Sterne in der Milchstrasse» ist dabei der bekannteste. Einer neuen Studie im Astrophysical Journal zufolge könnten in unserer Milchstrasse mindestens 36 aktive, kommunizierende intelligente Zivilisationen existieren. Bisher liess sich jedoch kein ausserirdisches Leben (Alien) schlüssig wissenschaftlich nachweisen. Solches Leben könnte von einfachen Formen wie Prokaryoten (zelluläre Lebewesen ohne Zellkern) bis hin zu intelligenten Wesen reichen und möglicherweise Zivilisationen hervorbringen, die weitaus weiter entwickelt sind als der Mensch. Einer neuen Studie zufolge glauben einige Wissenschaftler inzwischen, dass es in unserer Milchstrasse an die 40 Milliarden Planeten gibt, die ähnlich der Erde sind. Na ja, sei’s drum. …

Angenommen, es gäbe eine kontaktsuchende Hochzivilisation im All

In den Weiten des Universums gibt es unzählige Möglichkeiten für Leben und Intelligenz, die wir noch nicht entdeckt haben – selbst hoch entwickelte Zivilisationen im All. Über Lichtjahre Entfernungen würde ein Alien-Funksignal extrem stark abschwächen und im sogenannten kosmischen Rauschen untergehen: Die Sendefeldstärke nimmt ja mit dem Quadrat zur Entfernung ab. Das Sendesignal würde extrem «dünn» bei uns ankommen und nur schwer zu entdecken sein. Selbst wenn wir eine Botschaft empfangen, erschweren technologische Unterschiede zwischen den Zivilisationen die Interpretation und das Verständnis der Nachrichten. Voraussetzung wären übrigens gleiche oder kompatible Kommunikationsmethoden.

In der Praxis ist es fast utopisch, eine effektive Kommunikation aufzubauen. Selbst der theoretische Nutzen durch eine «direkte Unterhaltung» wäre gleich null wegen der möglichen jahrelangen Signallaufzeiten. Aber bereits der Beweis, dass wir nicht allein im Universum sind, hätte immense philosophische und wissenschaftliche Bedeutung. Unsere eigene Zerbrechlichkeit und die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, könnten uns dazu anregen, auf nachhaltigere und harmonischere Weise mit unserer Umwelt und miteinander zu leben. Die Einsicht, dass wir nicht die einzigen oder gar die fortschrittlichsten Wesen im Universum sind, kann uns Demut lehren und unseren Antrieb verstärken, weiterhin zu lernen und zu wachsen.

Einsichten und andere Lebensformen

Ich meine, wir unterschätzen die Schöpfung, denn sie hat unendliche Möglichkeiten, Leben im Universum so zu «installieren», ohne dass sich verschiedene Hochzivilisationen – einschliesslich ihrer Konstrukte aus verschiedenen allein seligmachenden Religionen – nicht ins Gehege kommen. All das spricht für die unendliche Kreativität und Komplexität der Schöpfung. Vielleicht gibt es Lebensformen und Zivilisationen, die auf eine Art und Weise existieren und kommunizieren, die wir uns noch nicht einmal träumen lassen. Stand heute: Wir verstehen nicht einmal die «Sprache» unserer irdischen Mitgeschöpfe, der Tiere und Pflanzen.

Eine faszinierende Möglichkeit wäre zum Beispiel ein Leben auf Silizium-Basis, eine spannende Alternative zur kohlenstoff basierten Biologie, in der wir leben. Silizium (Si) hat ähnliche chemische Eigenschaften wie Kohlenstoff (C) und könnte theoretisch auch komplexe «Lebensmoleküle» und Strukturen bilden. Diese Verbindungen könnten sogar in einer Umgebung existieren, die für ein Leben auf Kohlenstoff basis völlig ungeeignet ist. Siliziumverbindungen sind oft stabiler bei höheren Temperaturen als Kohlenstoffverbindungen. Das bedeutet, dass sich Si-Leben möglicherweise auf extrem heissen Planeten oder Monden ausbreiten könnte, wo C-Leben nie entstehen könnte. Während C-Leben Wasser als Lösungsmittel benötigt, könnte Leben auf Si-Basis sogar mit anderen Lösungsmitteln wie Ammoniak oder flüssigem Stickstoff auskommen.

Die Energiequellen könnten auch unterschiedlich sein. Si-Leben wäre auf andere Energiequellen angewiesen als C-Leben, möglicherweise durch unterschiedliche chemische Prozesse. Allein diese Überlegungen eröffnen weitere faszinierende Möglichkeiten für die Suche nach Leben im Universum. Es zeigt, wie vielfältig und kreativ die Natur sein kann und wie viele unbekannte Lebensformen noch darauf warten, entdeckt zu werden.

Auch könnte die Evolution und Anpassung von Leben auf Si-Basis völlig anders verlaufen. Eine Vielfalt von Lebensformen wären möglich. Vor allem zeigt dieser Quergedanke, dass unsere Suche nach ausserirdischem Leben nur eine begrenzte Suche nach uns selbst ist, indem wir uns bespiegeln. Könnte es sein, dass Leben im Universum in Formen existiert, die wir uns bisher nicht vorstellen können und dass wir unsere Definition und unser Verständnis von Leben erweitern müssen? Die Vielfalt und Kreativität der Schöpfung geht womöglich weit über unsere derzeitigen Vorstellungen hinaus.

Bei der Suche nach Leben im All begegnen wir unserem Spiegelbild

Im Grunde suchen wir, manisch getrieben, nach unseren eigenen Grenzen und sind dabei unsere eigenen Gefangenen. Seien wir uns dessen bewusst. Unsere Suche nach Leben im Universum spiegelt oft unsere eigenen Vorstellungen, Wünsche und Grenzen wider. Indem wir nach Lebensformen suchen, die uns ähnlich sind, suchen wir vielleicht nach einem Spiegelbild unserer eigenen Existenz und Bedeutung. In diesem Sinne ist die Suche nach Leben im Universum nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine philosophische und spirituelle Reise. Sie fordert uns heraus, über unsere eigenen Existenzbedingungen nachzudenken und unsere Sichtweise menschlich zu erweitern. Egal ob wir irgendwann auf andere intelligente Lebensformen treffen oder nicht, die Reise selbst ist von unschätzbarem Wert. Sie lehrt uns Demut, Neugier und die Bedeutung der Zusammenarbeit in unserem gemeinsamen Bestreben, die Geheimnisse des Universums zu entschlüsseln.

Auf meine einstige Frage an einen Astronauten: «Haben Sie da draussen Gott gefunden?» klang seine Antwort sehr nachdenklich. Sie offenbarte mir, wie sehr der Weltraum uns dazu bringt, über unsere Existenz und unsere Statistenrolle im Kosmos nachzudenken. Selbst ohne je mit ausserirdischem Leben in Kontakt zu kommen, berichten viele Astronauten von einem tiefen Gefühl der Demut und Ehrfurcht angesichts der Weite des Universums und der Zerbrechlichkeit der kleinen blauen Glasmurmel im All: unser Heimatplanet Erde. Ob man die Astronautenerfahrung als Begegnung mit etwas Göttlichem sieht oder als tiefere Verbindung zur Natur und dem Universum, das bleibt einem jedem selbst überlassen. Lasst uns weiterhin mit offenen Augen und Herzen forschen und die Wunder des Universums erkunden – in der Hoffnung, dass wir eines Tages nicht nur ausserirdisches Leben, sondern auch ein tieferes Verständnis unseres eigenen Lebens und unserer Bedeutung im Kosmos finden …

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Hans-Jörg Müllenmeister war ab 1966 in der Elektrotechnik tätig. Seit 1978 ist er Diamantengutachter und Edelsteinfachmann. Er ist Privatier, Buchautor und freier Publizist.

Dieser Artikel erschien in voller Länge zuerst im Dezember 2024 auf Peter Haisenkos Blog AnderweltOnline.com.

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Passend dazu: In unserem aktuellen Videointerview «UFOs in der Schweiz Teil 1» trifft Prisca Würgler auf einen aussergewöhnlichen Gast! Candida Mammoliti, Präsidentin des CUSI (Centro ufologico Svizzera italiana) ist die einzige Frau in der Schweiz, die seit mehr als 30 Jahren zu UFOs forscht, das Phänomen dokumentiert und das Thema an die Öffentlichkeit bringt.

Kennengelernt haben wir Candida Mammoliti dank unserem freien Autor Andreas Stricker, der sie für seinen Artikel «Ufos – realer als viele glauben» in unserer 14. Ausgabe interviewt hat.


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