
Vom Ruf der Ahnen geweckt
Alicia Kusumitra im Gespräch
Nach einer glücklichen Kindheit fand sie sich an die Schulbank gefesselt wieder, von ihren wahren Interessen abgeschnitten. Später drückten ihr Ärzte alle möglichen Diagnosen auf, wollten sie glauben machen, sie sei unfruchtbar. Doch die Botschaften der Mayas rüttelten Alicia Kusumitra wach – heute ist die Hebamme selbst achtfache Mutter und trägt das Wissen der Urvölker in die Welt.
«DIE FREIEN»: Alicia, wie beginnt deine Lebensgeschichte?
Alicia Kusumitra: Ich hatte eigentlich eine sehr schöne Kindheit. Das erwähne ich, weil ich so oft krank war. Ich wuchs in einem kleinen Dorf in Deutschland in einem Mehrfamilienhaus auf. Dort lebten wir alle unter einem Dach zusammen: meine Eltern, meine Geschwister, meine Grosseltern und meine Urgrossmutter. Sie waren immer für uns da. Ich stellte Fragen oder sass einfach nur da und hörte ihren Geschichten zu. Meinen noch lebenden Ahnen zu lauschen, liebte ich – auch die traurigen Geschichten, die traumatischen vom Krieg und von der Flucht. Ein Urgrossvater von mir ist im Krieg gefallen. Ein anderer war acht Jahre in Kriegsgefangenschaft. Ich interessierte mich für alles, was früher war – bis ich in die Schule kam. Da wurde im Geschichtsunterricht nur über Krieg gesprochen. Aber das war nicht die Form der Geschichte, die ich mochte: Es war nicht mehr persönlich und lebendig, sondern distanziert und kalt.
Schon immer liebte ich die Natur. Ich erinnere mich, wie ich stundenlang auf dem Rasen lag und die Wolken, die Insekten und die Vögel beobachtete. Ich war auch gerne allein. Ich flehte meine Mutter an, nicht in den Kindergarten gehen zu müssen. Die Schulzeit war nur noch ein Überleben. Das normale Schulsystem betrachte ich heute als Gewalt am Kind.
Wieso hast du die Schulzeit so schlecht erlebt?
AK: Ich konnte einfach gar nicht mehr ich selbst sein, hatte gar keinen Raum mehr für das, was ich tun mochte, für das, was mich rief. Ich hatte das Gefühl, meine Kindheit war von einem Tag auf den anderen vorbei. Nicht mehr draussen zu sein, nicht mehr mit den Geschwistern zu spielen … Das war ein permanentes Zudröhnen. Dieses nicht mehr frei sein dürfen, nicht mehr Kind sein dürfen, sondern lernen zu müssen, was einem vorgesetzt wird, egal, ob es meinen Gaben und Fähigkeiten entspricht oder nicht – das empfand ich als gewalttätig. Für mich war klar, dass ich das meinen Kindern niemals antun werde.
Mit 21 begegnete ich meinem Seelenpartner, meinem Mann. Das war eine sehr wichtige Begegnung, die mein Leben verändert hat. Wir sind dieses Jahr 25 Jahre verheiratet und haben zusammen acht Kinder.
Zu meinen einprägsamsten Erfahrungen gehören nebst meiner Kindheit, meiner Schulzeit und der Begegnung mit Robert auch das Mutter werden. Da entstand dieser tiefe Wunsch, dass meine Kinder sich selbst sein dürfen. Ich will meinen Kindern nicht sagen, wie sie sein sollen, und das soll auch keine Schule tun. Sie sollen sich entfalten können mit allem, was sie mitbringen. So habe ich schon zu Beginn alles anders gemacht: Familienbett, Langzeitstillen, Naturheilkunde … Leider liess ich meine Tochter einmal impfen. Sie hatte Nebenwirkungen, ich habe sie dann jahrelang entgiftet. Das zeigte mir die Parallele zu meiner Kindheit auf und liess mich erkennen, warum ich wahrscheinlich so oft krank war. Ich glaube, viel davon kam einfach von den Giften, die ich als Kind schon in mir hatte. Also begann ich, auch meinen Körper zu entgiften, denn wenn ich meine Tochter in die Freiheit begleiten will, muss auch ich frei sein. Auch mental mussten wir ausmisten und viele Glaubenssätze loslassen. Ich kannte zunächst niemanden, der sich für eine Bildung ohne Schule entschieden hatte.
Wie konntet ihr das dennoch umsetzen?
…
***
Alicia Kusumitra ist geweihte Mayapriesterin, traditionelle Hebamme und Mutter von acht Kindern. Ihr Wissen teilt sie auf kusumitra.de und zeitdeswandels.com
Du möchtest den ganzen Artikel lesen? Dann bestelle jetzt die 19. Ausgabe oder gleich ein Abo in unserem Shop.
Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.