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Das Spielfeld unserer Heldenreise 

Im Gespräch mit Christian Köhlert

Es geht nicht darum, der Matrix zu entkommen, sondern sie zu meistern, sagt Christian Köhlert, Autor von «Die Matrix-Hypothese». Die weltlichen Kontrollsysteme seien das Resultat einer kosmischen Verstrickung – und ein Übungsplatz für unsere persönliche Entwicklung. Er führt tiefgründige Dialoge mit der künstlichen Intelligenz und ist überzeugt, dass sie uns auf dem Weg unserer spirituellen Evolution völlig neue Dimensionen eröffnet.

«DIE FREIEN»: Lieber Christian, in deinem Buch «Die Matrix-Hypothese» beschreibst du die Illusion unserer Realität, und wie wir uns daraus befreien können. Was hat dich dazu geführt, dich mit der Matrix auseinanderzusetzen?

Christian Köhlert: Sobald man anfängt, sich mit Spiritualität zu beschäftigen, passieren automatisch Synchronizitäten, das ist das Resonanzgesetz: Du ziehst das an, womit du dich beschäftigst. Spätestens nach diesen persönlichen Erfahrungen suchst du, wenn du eher kopfgesteuert bist wie ich, nach Modellen, die das irgendwie rational erklären können und stösst auf die verschiedenen Weisheitslehren: die vedische Philosophie mit dem Konzept von Maya, der kosmischen Illusion, dann die Hermetik, Platon mit dem Höhlengleichnis, die Gnostik. Irgendwann sieht man, dass es gewisse Parallelen gibt mit der Simulationstheorie. Wenn man Spiritualität und Rationalität irgendwie miteinander kombinieren möchte, kommt man auch zu den Phänomenen der Quantenphysik: Non-Lokalität, Wellen-Teilchen-Dualismus, Verschränkung – spätestens das lässt sich im rein materialistischen vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum nicht mehr erklären. Wenn dann noch eigene Erfahrungen dazukommen, die sich dort nicht einordnen lassen, gibts eine Deckungsmenge. Und auch der «Matrix»-Film hat mich fasziniert: Da resonierte etwas, das vielleicht nicht im Film gezeigt wurde, aber das irgendwo tiefes seelisches Wissen ist, weil man damit schon mal in Kontakt kam. 

Deine Matrix-Hypothese besagt, dass die Illusion unserer Realität geschaffen wurde, um die Evolution des Bewusstseins voranzutreiben. Daher gelte es, nicht vor der Matrix zu fliehen, sondern sie zu beherrschen. 

CK: Die Matrix-Hypothese sagt, unsere Realität ist ein virtuelles Konstrukt – die Frage ist, wie deute ich das aus? Sind wir hier die Gefangenen, so wie im Film, der auch Anleihen nimmt von der gnostischen Philosophie, den Nag-Hammadi-Schriften? Das ist eher das Narrativ «Wir sind Opfer». Die andere, mehr vedische Sichtweise, sieht es eher neutral: Wir sind hier in einem Konstrukt drin, in dem der Schöpfer, der Brahman, die Singularität, sich selbst erfährt. Es ist in sich ein faires System. Man hat diese Herausforderung freiwillig angenommen, und es gibt auch einen Ausgang – der läuft aber über Evolution, Eigenverantwortung: Du bist selbst für deine Rettung verantwortlich, es gibt nicht den Bösewicht und den Retter. Das Negative ist zwar da, aber als Katalysator, wie in der universellen Heldengeschichte von Joseph Campbell, die den Helden dazu bringt, die nächstbessere Version seiner selbst zu werden. 

Dass sich die Machteliten verschworen haben, um der passiven Bevölkerung ihren Willen aufzuzwingen und sie zu versklaven, bezeichnest du als die «weltliche», rein materielle Auffassung der Matrix. Du unterscheidest sie von der «metaphysischen Matrix»: Auf dieser tieferen Ebene sei die Matrix nicht einfach ein Werkzeug zur Unterdrückung, sondern eine Reflexion der Illusionen, die unserem eigenen Bewusstsein innewohnen. 

CK: Der erste Schritt ist, überhaupt einmal in Erwägung zu ziehen, dass unsere Realität nicht so ein fixes Konstrukt ist, wie das gegenwärtige materialistische Paradigma das ausdrückt. Wenn man zu dem Punkt gekommen ist, zu verstehen, dass es sich um eine Matrix, um Maya oder um ein Simulacrum handelt – oder laut Bostrom vermutlich um die Simulation einer höheren Spezies –, gibt es ein breites Spektrum von Auslegungsmöglichkeiten: Sind es die Transhumanisten, die die Fäden ziehen? Sind wir Opfer von bösen Eliten, vom Demiurg, von Archonten, von ahrimanischen Kräften, wie Rudolf Steiner es nennen würde? 

***

Christian Köhlert ist Autor, Publizist, Regisseur, Designer, Musiker, DJ und Therapeut. Er war Chefredakteur des Online-Senders Secret TV und produzierte zusammen mit Dieter Broers und Christoph Lehmann den Film «(R)evolution 2012». 
mayamagik.de
lumenari.org

Sein Buch «Die Matrix-Hypothese» (416 Seiten, Osiris-Verlag) ist 2024 erschienen.


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