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Der freie Wille

175 Jahre Bundesverfassung. Eine Revision in drei Paragraphen.

Die Bundesverfassung ist in schlechter Verfassung. Sie muss neu verfasst werden. Ausserdem ist sie viel zu kompliziert. Höchste Zeit, sie auf das Wesentliche zu vereinfachen.

§ 1: NIEMAND DARF GEGEN SEINEN FREIEN WILLEN ZU ETWAS GEZWUNGEN WERDEN.

Kommentar: Der Satz spricht für sich selbst. Niemand ist Niemand. Niemand ist nicht Jeder. Jeder ist Niemand. Etwas ist Etwas. Etwas ist Allesund nicht etwa Nichts, mit dem es heutzutage gerne verwechselt wird. Damit ist schon alles gesagt, was darüber zu sagen ist. Punkt.

Kommentar zum Kommentar: Leider zeigt uns die Erfahrung der letzten dreieinhalb Jahre, dass der unumstössliche Satz Punkt um Punkt ohne äussere Not umgestossen wurde. Verfassungsrechtlich kann man nur noch von einem darniederliegenden Grundsatz sprechen. Der verfassungsrechtliche Grundsatz aller Sätze wurde so unumstösslich zum Erliegen gebracht, dass er es nach Meinung der Verfassungsrechtler bereits aufgegeben hat, jemals wieder aufzustehen.

Kommentar zum kommentierten Kommentar: Man muss schon den gesamten Volkswillen aufbringen, um nicht auf das zu schauen, was offensichtlich ist: Die Aushebelung der Verfassung.

§ 2: NIEMAND DARF GEGEN SEINEN FREIEN WILLEN ZU ETWAS GEZWUNGEN WERDEN.

Kommentar: Gegenüber § 2 könnte man einen Zwang oder eine besondere Zwangslage zu Geltung bringen. Zwang wird durch Kontrolle verfügt und ausgeübt. Alles und alle Mittel sind recht, den Zwang auszuüben und Kontrolle zu verfügen. Der Zweck ist nur einer: Alle Mittel zu heiligen. Es ist egal für was, gegen wen oder wofür und wogegen. Es ist egal in welchen Bereichen, da es alle Bereiche betrifft.

§ 3: NIEMAND DARF GEGEN SEINEN FREIEN WILLEN ZU ETWAS GEZWUNGEN WERDEN.

Kommentar: Das wichtige Mittel, um § 3 auszuhebeln, ist die Spaltung. Spaltung in allen Bereichen, sei sie öffentlicher oder privater Natur. Da Spaltung das einzige Mittel einer Minderheit ist, über die Mehrheit Macht auszuüben und den freien Willen zu unterdrücken, ist sie ab sofort verboten. Sei es bei Menschen, Atomen oder Tabletten.

Daher: Spaltung gehört in den Kübel der Geschichte.

Kommentar zum Kommentar: Die Macht geht vom Volke aus. Abspaltprodukte wie Volksvertreter – oder schlimmer noch Politiker –, die in irgendeiner Weise Macht ausüben und/oder diese direkt oder indirekt vertreten, sind mit sofortiger Wirkung vom Volke auszuschliessen und nicht mehr wählbar, da sie ausserhalb des Volkskörpers agieren. Politikerlöhne und Gehälter sind auf netto Null zu kürzen. Wiederholungspolitiker sind in die Zwangsimmunität zu überführen, wo sie bis auf weiteres verwahrt werden.

Abschliessende Bemerkung zur revidierten Verfassung

Der ärgste und einzige Feind, welcher die Macht hat, um die revidierte Verfassung ausser Kraft zu setzen, ist die Angst. Gegen die Angst ist kein Kraut gewachsen. Die Angst reisst mühsam Stein um Stein errichtete Verfassungsmonumente in einem Augenaufschlag nieder. Die Angst vernichtet Vernunft, Verstand und Gefühl. Wie uns ist es der Angst freigestellt, zu befallen und zu besetzen, wen und wie es ihr beliebt.

Darum gilt: Ausnahmslos alles und jeder, der Angst erzeugt oder dazu angetan ist, Angst zu erzeugen, ist ein Verfassungsfeind.

Stelle dich auf Seite der Verfassung und habe keine Angst, denn nur die Verfassung und nicht die Angst wird dich schützen. Solltest du auf etwas anderes als die Verfassung vertrauen, weil du z.B. Angst hast und gerne jemand anderem als der Verfassung z.B. Verfassungshütern vertrauen möchtest, wird die Verfassung ausser Kraft gesetzt und du bist wem und was auch immer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Fazit

Dies ist die Neue Bundesverfassung, welche nach ihrer Revision eigentlich genau der alten Bundesverfassung entspricht, die wie gesagt so kompliziert verfasst war, dass sie in allen zur Verfügung stehenden Punkten ausser Kraft gesetzt werden konnte. Dies darf nicht noch einmal passieren. Denn: «Niemand darf gegen seinen freien Willen zu etwas gezwungen werden.»

Niemand. ♦

von Oliver Hepp


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