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Das Matrix-Mysterium

Leben wir in einer virtuellen Realität?

Alte Mythen sagen, dass wir in einer «verzauberten Welt» oder in einer «gefallenen Welt» leben. Platon beschreibt unsere Welt in seinem berühmten Höhlengleichnis als eine Schattenwelt. Die altindische Veda-Lehre bezeichnet die materielle Welt als Gottes Traum, der Maya – «Illusion» – ermöglicht. Buddhistische und monistische Lehren sagen, unsere Welt sei eine Scheinrealität.

Ähnliches besagt der moderne Begriff «Matrix»: Was wir Menschen als Realität wahrnähmen, sei nur eine virtuelle Realität. Was bedeutet virtuell? Und was ist dann «reell»? Was ist die Matrix?

Mit Computern ist es uns möglich geworden, künstliche («virtuelle») Welten zu schaffen: Animationen, Simulationen, Computerspiele. Virtuell bedeutet «scheinbar existent; etwas darstellend, ohne dieses ‹Etwas› wirklich zu sein». Eine noch komplexere Form von virtueller Realität erlebt der Mensch, wenn er sich über einen sensorischen Handschuh und eine sensorische Brille direkt als Teil der computergenerierten Welt sieht. Diese Welt existiert nur in der Wahrnehmung des Menschen, der sich durch das entsprechende «Interface» mit dem Computer verbunden hat.

Materialismus: Virtualität = Realität

Die virtuelle Realität eines Computerspiels ist das Ergebnis einer vielfältigen Arbeit. Intelligenz und Kreativität müssen mit sorgfältiger Informatikarbeit verbunden werden. Ein Computerspiel generiert sich nicht selbst. Und das Universum? Ist das Universum ein unbegrenzter Computer, der sich selbst erschafft und programmiert? Das Weltbild des Materialismus bejaht diese Frage: Das Universum habe aufgrund seiner Unbegrenztheit schon immer existiert, weshalb sich die Frage «Wie entstand dieser Universum-Computer?» gar nicht erst stelle … 

Die Vertreter des Materialismus sagen, alles bestehe nur aus Materie und Energie, und glauben deshalb an die Gleichung Virtualität = absolute Realität. In ihrer extremen Form besagen diese Weltbilder: Die Welt sei letztlich nichts anderes als das Produkt einer Selbstorganisation der Materie; es gebe kein höheres oder absolutes Bewusstsein; die absolute Realität sei nichts anderes als eine Einheit von Energie ohne Bewusstsein und ohne Willen; alles Leben sei nur die illusorische Erscheinung dieses abstrakten Energietotals, und der Glauben an Individualität, an ein autonomes, spirituelles Bewusstsein und an einen freien Willen sei Illusion und eine Störung in der «Matrix». 

Das wohl spektakulärste Beispiel für die hier skizzierte Auffassung von «Realität» liefern die drei Matrix-Filme. 

Der Matrix-Held Neo 

Die drei Matrix-Filme – «The Matrix» (1999), «The Matrix Reloaded» (Mai 2003) und «The Matrix Revolutions» (November 2003) – gehören heute zu den Kultfilmen der Science-Fiction. 

Äusserlich gesehen ist die Matrix-Trilogie – die bis dahin teuerste Hollywood-Produktion – eine wilde Abfolge von brutalen Gewaltszenen und philosophischen Sequenzen. Die «guten» wie die «bösen» Helden kämpfen, schiessen und töten, ohne ein Gefühl von Bedauern oder irgendwelche Skrupel zu zeigen. Im scheinbaren Gegensatz dazu stehen die Gesprächsszenen, in denen kryptische Schlüsselsätze, Orakelsprüche und verwirrende Belehrungen auf das Publikum losgelassen werden. Hinter all diesen teuren Bildern verbirgt sich ein überraschend konsistentes Weltbild. 

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Armin Risi ist Philosoph, Autor und Referent. Er lebte als Mönch für 18 Jahre in vedischen Klöstern in Europa und Indien und verfasste bis heute vier Gedichtbände und elf Grundlagenwerke zum aktuellen Paradigmenwechsel. In seinem Buch «Theistische Mysterienschule Band 2: Einheit im Licht der Ganzheit» (2011, 284 Seiten) behandelt er auch die Matrix-Filme.
armin-risi.ch


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