Rebell mit einem Augenzwinkern
Sam Moser ist eine der prägnantesten Stimmen der Schweizer Freiheitsbewegung. Mit seinen scharfsinnigen Protestsongs hat er vielen Menschen aus dem Herzen gesprochen und Mut gemacht – und nebenbei die Hitparade gestürmt. Wir sprachen mit dem Musiker und Familienvater über Angst und Hoffnung, Erfolg und Freiheit, Wildnis und Zivilisation.
«DIE FREIEN»: Lieber Sam, viele kennen dich dank deinem massnahmenkritischen Hit «S’Mass isch voll». Erzähl uns etwas über deine Musikerkarriere vor Corona.
Sam Moser: Ich nahm mit neun Klavierunterricht, hatte mit 14 die erste Punk-Band, wir spielten Offspring-Covers. Mit meiner Band Deep Trip waren wir mit Nazareth auf Tournee in England und Deutschland. Wir gaben recht Gas, sechs Jahre lang waren wir immer auf Tour mit gut besuchten Konzerten. Nebenbei arbeitete ich als Barkeeper.
Schon vor Corona hast du sehr gesellschaftskritische, melancholische Texte geschrieben. Die Videoclips zu deinen Songs stellen oft die Natur als Kraftort dar, thematisieren den Rückzug in die Wildnis. Ist das dein Gegenrezept zur Zivilisationsverblödung?
SM: Ja, ich denke das ist ein wichtiger Schritt, dass wir aus dieser Digitalisierung heraus und mehr in die Natur gehen. Auch, dass wir versuchen, unsere Nahrung wieder selbst herzustellen oder zumindest den Bezug dazu wieder haben. Mir tut es enorm gut, in den Wald zu gehen, ich gehe jeden Tag. Dort kann ich auftanken, das hat mir auch in dieser Zeit enorm viel Kraft gegeben. Darum habe ich den Clip für meinen neuen Song «Mitenand» im Wald gemacht, nach dem Motto: Wenn alles zusammenbricht, finden wir uns dort wieder, als Jäger und Sammler. (lacht)
«Unsere Angst bringt nur Verderben» singst du in «Mitenand». Es ist klar, dass du damit auf die Ereignisse der letzten drei Jahre anspielst. Kann man die Botschaft auch an die Freiheitsbewegung richten? Auch bei den Massnahmenkritikern gibt es Ängste, Übertreibungen, Fake News …
SM: Es geht beide Seiten an. Angst spaltet immer nur noch mehr. Wir müssen uns irgendwie wieder finden. Die Impfung ist letztlich jedem seine eigene Entscheidung. Aber es gibt für mich einen Unterschied zwischen Leuten, die sich aus Angst impfen liessen oder dem Druck nicht standgehalten haben und solchen, die uns dazu zwingen wollten und uns denunzierten und als Nazis und Schwurbler beschimpften. Ich muss sagen, bei Letzteren bin ich auch auf Abstand, mit denen möchte ich auch nichts mehr zu tun haben. Dazu singe ich in meinem Song: «Wenn es nicht miteinander geht, geht es halt nebeneinander.»
Also keine versöhnlichen Gefühle für Impf-Extremisten?
SM: Nein. Aber es geht ja nicht nur um die Impfung. Das sind Leute, die wahrscheinlich bei jedem Thema so sind – man kann mit ihnen gar nicht diskutieren. Denen sage ich einfach: Geh du deinen Weg und ich gehe meinen. Fertig. Das wird jetzt vielleicht ähnlich werden bei der Digitalisierung: Wenn das so weiter fortschreitet, dass du irgendwo nicht mehr mit Bargeld bezahlen kannst, dann …
von Christian Schmid Rodriguez
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Sam Moser ist Musiker, Sänger und Songwriter. Sein neustes Lied «Mitenand» finden Sie unter lnk.site/mitenand
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