Die Schwurbelkurbel
Das Wetter ist defekt
Um nichts Schlimmeres thematisieren zu müssen, schreibe ich diesmal über das Wetter. Wobei ich der Ansicht bin, dass das schlimm genug ist.
Einige sonnig-blaue Tage, aber regelmässig durchkreuzt und durchstrichen von präzisem Kondensgestreif, auf dem man imaginär kopfüber Schach hätte spielen können. So phantasievoll wie dieses Jahr wurde noch nie gesprüht, so kam es mir vor, ich sah Raster, Cluster und alle möglichen Muster, Zickzacklinien, Ikosaeder und an einem milchigen Augusttag sogar ein Art Pentagramm, gesäumt von Waffeleisenwolken parellel in Reih und Glied, und das ohne die Zuhilfenahme stärkerer psychoaktiver Substanzen.
Argwöhnisch kommentierte ich jeweils: «Sehr natürlich sieht das wieder aus», aber die Freunde der offiziellen Wetterkunde schrien mich nieder mit «Hör auf mit deinen Verschwörungstheorien!», noch bevor ich ausgeredet hatte. Das bin ich mir längst gewöhnt, aber nicht an die neue Klimanormalität: Liess sich doch der Sommer in der Schweiz schmerzhaft Zeit, um sich flüchtig blicken zu lassen und im September so schlagartig zu verschwinden, wie er gekommen war, als hätte jemand einen Hebel umgelegt … Die Temperatur stürzte tief, der Aufschlag war hart, die Situation liess sich mit einer melancholischen Zeile Scott Walkers zusammenfassen: «This summer was stolen away.»
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