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Die grosse Show

Vom Wrestling wissen wir, dass Helden und Schurken gemeinsam einer Storyline folgen. Wieso nicht auch von der Politik?

All the world’s a stage. Die ganze Welt ist eine Bühne. Dieses Bild ist längst mehr als eine Phrase. Was auf der Weltbühne geschieht, trägt derartig groteske Züge, dass es schwierig ist, dabei die geistige Gesundheit zu bewahren.

Beim Sortieren der Gedanken mag es helfen, das Verhalten der sogenannten Elite mit etwas zu vergleichen, das seit Jahrzehnten eine Säule der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie darstellt – dem Wrestling.

Heroes and Heels

Lange Zeit war Hulk Hogan der berühmteste Held im Show-Wrestling. «I am a real American», lautete seine Einlaufmusik, «fight for the rights of every man». Doch Mitte der 1990er-Jahre wandelte sich seine Ringpersönlichkeit vom Helden zum Schurken, zum «Heel», wie man in der Fachsprache sagt. Der ehemalige Patriot in grellbunten Farben wurde zum finsteren, manipulativen Mistkerl und verführte andere Stars, sich der dunklen Seite anzuschliessen. Der neue Name seines «Characters» lautete Hollywood Hogan. Die Vereinigung des Bösen, die er gründete, NWO – New World Order.

An dieser Stelle liesse sich die Frage stellen, ob uns das Showgeschäft schon lange durch die Blume etwas sagen möchte, doch das wäre Thema für einen anderen Beitrag. Hier soll es darum gehen, wie das sports entertainment mit den geskripteten Kämpfen, das in den USA seit Jahrzehnten eines der grössten Spektakel darstellt, funktioniert. Die Athleten, die zugleich Darsteller sind, schlüpfen in Rollen, auch «Gimmicks» genannt. Einige behalten ihr Gimmick eine ganze Karriere lang bei und variieren innerhalb davon ihr Verhalten. Andere verkörpern immer wieder neue Figuren, in denen der Ungeübte sie teils kaum wiedererkennt. Das Ensemble der gesammelten Charaktere bildet dabei Figurenmaterial für sogenannte Storylines, die von Autoren über Jahre hinweg vorgeplant werden.

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David Andres hat Mathematik und Psychologie studiert und arbeitet heute in der Personalberatung sowie als Ghostwriter für wirksame Wortwahl in Werbung, PR, Vortragsreden und populären Sachtexten. Er lebt tief in der deutschen Provinz und benötigt dort nur schnelles Netz und langsamen, handgemahlenen Kaffee.


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