Selbstdenker
Es scheint heutzutage zum guten Ton zu gehören, komplexe Themen nicht mehr eigenständig zu durchdringen. Stattdessen lehnen sich viele bequem an vorgefertigte Meinungen an, die in Talkshows gut ankommen, und vertrauen den scheinbar kompetenten Experten, die in den Massenmedien herumgereicht werden. Und weil Denken so schwer und so anstrengend ist, ist schnelles Urteilen und Verurteilen en vogue.
Aber was genau tun wir, wenn wir über etwas nachdenken? Was braucht es, um selber denken zu können? Darüber machte sich der Literaturkritiker Karl Heinz Bohrer 2011 in seinem Buch «Selbstdenker und Systemdenker» Gedanken. Bohrer sagt, dass Innovation und Originalität Grundvoraussetzungen unabhängigen Denkens sind. Denken müsse ausserdem rücksichtslos sein. Er vermutet, dass die wirklichen Denker deshalb schnell ins Abseits geraten.
Menschen, die nicht denken, sind wie Schlafwandler, sagte Hannah Arendt, und wir können annehmen, dass sie damit prophetisch auch die heutigen Zeitgenossen meinte, deren Denken nur noch Systemdenkerei ist. Systemdenkerei ist das, was die Massenmedien verbreiten, die nachweislich weltweit gleichgeschaltet sind und auf die immer gleichen «Experten» und eine in Teilen korrupte und konformistische Wissenschaft setzen, die das eigenständige Denken opportunistischen, politischen und wirtschaftlichen Interessen geopfert hat.
So ordnete Lothar Wieler in seiner Funktion als RKI-Präsident, einer deutschen Bundesoberbehörde, zu den staatlich aufgezwungenen Corona-Verhaltensmassregeln an: «Die müssen also der Standard sein. Die dürfen nie hinterfragt werden. Das sollten wir einfach so tun.» Wieler propagierte absoluten Glaubensgehorsam, während er Regeln verkündete, die zu jeder Zeit allemal sinnlos und absurd waren. So funktioniert staatliche Gedankenkontrolle: über Dogmen, Zwang und Ideologien, die letztlich nichts anderes sind als ausdrückliche Denkverbote. Denken ist eine Energieleistung des intakten Gehirns. Ständige Indoktrination beschädigt das Gehirn – genau- er gesagt den Hippocampus. Dadurch wird die Urteilsfähigkeit der Menschen weiter eingeschränkt. Es werden Zombie-Menschen geschaffen, die gar nicht mehr eigenständig denken können, selbst wenn sie es wollten, sagt der Arzt und Molekulargenetiker Michael Nehls. Es ist sinnlos, Zombies zum Selbstdenken anregen zu wollen, da ihre Hardware schlichtweg defekt ist.
Die Gedanken der Bevölkerung kontrollieren zu können ist der feuchte Traum aller Ideologen. Über welches fragile Narrativ, sei es gesellschaftlich, soziologisch, theologisch oder politisch, dürfen wir uns noch unser eigenes Urteil bilden, ohne dadurch ins gesellschaftliche Abseits zu geraten? Welche Dogmen und Ideologien dürfen wir hinterfragen, welche nicht? Den «menschengemachten» Klimawandel vielleicht oder die Mär, dass Frieden nur durch Krieg erreicht wird? Oder dass der Genderwahn ins Glück führt? Wie viele wagen sich noch, nachzufragen?
Dietrich Bonhoeffer bemerkt dazu: «Klug ist, wer die Wirklichkeit sieht, wie sie ist, wer auf den Grund der Dinge sieht. Klug ist darum allein, wer die Wirklichkeit in Gott sieht.»
Schauen wir also auf den Grund der Dinge, als Selbstdenker.
von Prof. Dr. Stefan Hockertz und Sylvia Theis
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Prof. Dr. Stefan Hockertz ist selbstständiger Toxikologe, Pharmakologe und Immunologe mit jahrzehntelanger Erfahrung im Bereich der Arzneimittelzulassung. Sein Telegram-Kanal: @ProfHockertz. Seine Website: tpi-consult.ch
Sylvia Theis ist diplomierte Betriebswirtin und Co-Geschäftsführerin eines Schweizer Unternehmens des Gesundheitswesens.
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