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The Show must go on!

Interview mit Fredy Knie junior

Es war pures Glück, das sich unter dem Zirkuszelt ausbreitete. Als sich bei der Schlussrunde gut 2100 Zuschauer zu einer Standing Ovation erhoben und der Applaus nicht abklingen wollte, war die Freude über die unersetzlichen Zirkusmomente zu spüren. Mit strahlenden Augen und einem gewinnenden Lachen liessen mich die Artisten an ihrem Stolz über die atemberaubende Show teilhaben.

Tief ergriffen fühlte ich mich, geborgen und verbunden inmitten von tausenden von Menschen, als Teil von etwas Grossem. Dieses Gefühl hatte ich lange nicht mehr erlebt. Dabei zu sein, wenn alle den Atem anhalten und mitfiebern, Auge in Auge mit den Artisten zu sein, den Luftzug ihrer Trapezkünste zu spüren und gemeinsam über die Missgeschicke der Komiker zu lachen – das sind elementare Erlebnisse, die kein Bildschirm ersetzen kann.

Scharen von Menschen, vom Kleinkind bis zur Grossmutter, standen Schlange am Zuckerwatte-Automaten, beim Wurststand oder vor den WCs. Menschliche Nähe war hier unausweichlich. Während drei Stunden fanden so viele Leute auf engstem Raum auf angenehme Weise zusammen. Es war schön, wieder einmal solche verbindenden Momente zu erleben: Wenn Tausende von Händen zu den gelungenen Kunststücken klatschen, tausend heitere Seelen über die Clowns lachen, wenn zur Musik die Lichter der Handys in der Luft hin und her schweifen und der Duft von Popcorn um meine Nase streichelt, dann entsteht eine wunderbare Stimmung, die sich wie Samt um mein Bewusstsein legt.

Hier werden Emotionen verkauft. Dieses Metier versteht die Familie Knie wie niemand anderes. Kinder wie Erwachsene erleben hier, was Menschen gemeinsam schaffen können. Schaffen im Sinne künstlerischer Herausforderungen; schaffen aber auch im Sinne autonomer Unternehmensführung. Rund 150 Mitwirkende jeden Alters, aus verschiedenen Nationen und Kulturen, mit unterschiedlichsten Fähigkeiten und Gesinnungen arbeiten unter einem Zirkuszelt zusammen – ein echtes Kunststück. Tradition erhalten und gleichzeitig mit der Zeit gehen – wie ist dieser Spagat machbar? Ich wollte von Fredy Knie junior wissen, was die Zirkusfamilie Knie zusammenhält und was das Geheimnis ihrer Erfolgsgeschichte ist. Ich traf den pensionierten Zirkusdirektor in Rapperswil im Kanton Zürich im legendären Medienwohnwagen zum Interview.

«DIE FREIEN»: Herr Knie, mit dem Hochseilakt in einer offenen Arena wurden die vier Brüder Knie aus Österreich nach dem Ersten Weltkrieg in der Schweiz bekannt. Einem Hochseilakt gleicht auch die Herausforderung, über 100 Jahre als Zirkus in einer derart spannungsgeladenen Gesellschaft zu bestehen.

Fredy Knie junior: Ja, über 100 Jahre ein Familienunternehmen aufrechtzuerhalten, das muss erst mal jemand nachmachen. Wir sind durch schwierige Zeiten, wie den Zweiten Weltkrieg. Es war immer ein Auf und Ab, das wird es auch bleiben …

von Prisca Würgler


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