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Sei mal nicht dabei

Die meisten Menschen haben Angst vor sozialer Verbannung. Dabei braucht es mehr denn je Menschen, die sich der Masse entgegenstellen. Ein Plädoyer für das Aussenseitertum.

Lautes Lachen. Jonathan Meese rennt mit einem Plastik-Laserschwert durch sein Berliner Atelier. Im nächsten Moment klettert er auf eine Leiter und spannt einen transparenten Mädchenschirm über sich aus. Ausgelassen fuchtelt er damit herum – und verletzt sich schliesslich an der Stirn. Blut tropft. Wieder lautes Lachen. Jonathan Meese schaut mich übermütig an, während er mit einem Taschentuch über seine Stirn tupft und sagt: «Wir können beginnen.» Das ist nun gut vier Jahre her. Ich traf den bekannten Maler, um ihn für das Magazin Galore zu interviewen.

Jonathan Meese gilt als Enfant terrible. Er selbst bezeichnet sich als «Spielkind». Oder als «Seewolf». Manchmal auch als «Robinson Crusoe». Auf einer Insel alleine sein Ding durchzuziehen, das sei genau das Richtige. Überhaupt möge er, wie er mir erzählte, alle Einzelgänger, «die hart am Sturm segeln». Er kenne das, er sei immer isoliert gewesen, von Kindheit an. Kann man sich also daran gewöhnen? Und sich sogar damit wohlfühlen? Sind die anderen nicht ohnehin die Hölle, wie es bei Jean-Paul Sartre heisst? «Ich habe die Riesenschwäche, dass ich mich in Menschenmassen sauunwohl fühle.» Lieber alleine sein und nicht bei den anderen? «Es ist überhaupt nicht schlimm, nicht dazuzugehören», versicherte mir Jonathan Meese. Und: «Man muss den Kindern heutzutage sagen, dass es eine Stärke ist, ein Aussenseiter zu sein.»

Das mag sich wie eine Provokation anhören. Wer will schon am Rande stehen? …

von Sylvie-Sophie Schindler


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