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Schluss mit dem Geldsozialismus

Ein funktionierendes Tauschmittel erleichtert in einer arbeitsteiligen Gesellschaft den Tausch, senkt die Transaktionskosten und erhöht den gesellschaftlichen Wohlstand. Das Tauschmittel, das uns der Staat heute vorschreibt, erfüllt jedoch nicht alle Eigenschaften, die gutes Geld ausmachen.

Konkret sind zwei zentrale Pfeiler nicht gegeben: nämlich die Seltenheit und die Wertstabilität. Das bringt diverse Probleme mit sich:

1. Staatliches Fiatgeld ist fast beliebig vermehrbar:

Seit staatliche Währungen nicht mehr ans Gold gekoppelt sind, gibt es keine Grenzen mehr für deren Vermehrung.

2. Entwertungsgefahr: Jedes Mal, wenn zusätzliche Fiatgeldeinheiten geschaffen werden, verlieren die bereits existierenden Einheiten an Wert. Wenn alle anderen Dinge gleich bleiben, kann man sich mit einem Franken immer weniger leisten. Die Inflation enteignet die Bürger durch die Hintertür.

3. Manipulation des Preises für den Geldverleih:

Politisch eingeführte Zentralbanken wurden mit der alleinigen Kompetenz ausgestattet, gesetzliches Zahlungsmittel zu schöpfen und dieses gegen einen von ihr selbst bestimmten Zins an Geschäftsbanken zu verleihen. Diese planwirtschaftliche Festlegung des Preises für den Geldverleih ist höchst problematisch: Wenn sich Zinsen nicht auf dem Markt entsprechend des Geldangebots und der Geldnachfrage bilden können, erfolgt die Kreditvergabe meistens zu billig, weil man damit aus politischen Gründen auch noch die Konjunktur «ankurbeln» oder das Auftreten von Krisen mit noch tieferen Zinsen in die Zukunft verschieben will. Dies führt zu einer Fehlleitung der Marktakteure, womit wir zum vierten Problem kommen.

4. Entstehung von Finanz- und Wirtschaftskrisen:

Wenn Kredite zu billig verliehen werden, werden mehr Investitionen getätigt. Doch um die damit zusätzlich produzierten Güter in der Zukunft kaufen zu können, sind zu wenig echte Ersparnisse vorhanden. Spätestens wenn diese Güter in den Regalen liegen bleiben oder gebaute Immobilien nicht verkauft werden können, wird der Irrtum offensichtlich. Die Preise der Erzeugnisse fallen und die übermässigen Investitionen müssen abgeschrieben werden. Dies hinterlässt Löcher in den Bilanzen der entsprechenden Firmen, die mit höheren Erlösen kalkuliert haben. Es drohen Konkurse, Arbeitsplatzabbau und Kreditausfälle, die wiederum zu einer Finanz- und Bankenkrise führen können. Auf diese Zusammenhänge hat der Ökonom Ludwig von Mises schon 1912 in seinem Werk «Theorie des Geldes und der Umlaufmittel» hingewiesen.

5. Entstehung von Zombie-Unternehmen: Anstatt die nötigen Bereinigungen zuzulassen und zu akzeptieren, dass eine Reorganisation von Kapital und Arbeit erforderlich ist, um Produktionsangebot und Konsumentennachfrage wieder in Übereinstimmung zu bringen, bekämpfen die Zentralbanken sich anbahnende Korrekturen meist mit extremen Massnahmen. Sie senken in solchen Situationen oft die Zinsen und operieren als «Lender of Last Resort», um taumelnde Finanzinstitute mit Liquidität zu versorgen. Aus Angst vor Volatilität werden grössere Firmen gerettet, obwohl diese unter Marktbedingungen längst hätten bankrott gehen müssen. So werden Zombie-Unternehmen am Leben erhalten, die für ihre Kunden nur noch unzureichenden Nutzen generieren.

6. Verlust der Freiheit: In den letzten Jahrzehnten haben Zentralbanken die Zinsen laufend weiter heruntermanipuliert. Dies kam vor allem den aufgeblähten und übermässig verschuldeten Staatsapparaten zugute. Durch die Zinsmanipulation wurden die Zinskosten für die Staaten gesenkt. Anstatt dass die Staaten, die jedes Mass verloren haben, zum Sparen gezwungen wurden, konnte das unehrliche Spiel auf Kosten künftiger Generationen künstlich verlängert werden. Die Staatsapparate wuchsen so über jedes gesunde Mass hinaus, ohne dass sie den Steuerzahlern die ganze Rechnung für ihr Treiben hätten präsentieren müssen. Mit wachsendem Staat haben wir auch zunehmend unsere Freiheit verloren, weil der Staat in immer mehr Lebensbereiche eingreift, immer weitere Aufgaben an sich reisst und sich zu einem paternalistischen, bevormundenden und zunehmend aggressiven Kontroll- und Überwachungsstaat entwickelt hat.

Freier Geldwettbewerb statt Zwangsmonopolgeld

Was ist zu tun? 1976 äusserte der Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek in seiner Schrift über die Entstaatlichung des Geldes die Idee, die damalige Inflation durch eine freie Währungswahl zu stoppen und auch Privaten zu erlauben, eigene Währungen zu emittieren. Damit stellte Hayek das herrschende Dogma auf den Kopf, welches grossmehrheitlich besagte, dass Geld gesetzliches Zahlungsmittel sein müsse und nur von Staaten herausgegeben werden dürfe.

Wettbewerb ist aus Sicht der Kunden zu begrüssen, weil Konsumenten dadurch eine grössere Auswahl erhalten und Unternehmen sich stets um die Gunst der Kundschaft bemühen müssen. Sie tun das, indem sie vorteilhaftere Produkte und Dienstleistungen anbieten als die Konkurrenz. Beim Geld ist das nicht anders. Eine wesentliche Eigenschaft des Wettbewerbs ist jene, dass schlechte Angebote von besseren verdrängt werden. Gleiches gilt für den Geldwettbewerb: Gutes Geld verdrängt tendenziell schlechteres Geld.

In einem monopolistisch geprägten Umfeld besteht aufgrund fehlender Alternativen die Gefahr, dass die Nutzer des Geldes im Falle einer politischen Katastrophe – wie etwa einer Hyperinflation – wenige oder keine Ausweichmöglichkeiten haben, um weiterhin verlässlich Güter und Geld gegeneinander zu tauschen.

Alle Fliegen auf einen Schlag

In der Schweizerischen Bundesverfassung muss folglich Artikel 99 abgeändert werden. Neu müsste es dort heissen: «Das Geld- und Währungswesen ist Sache von Privaten. Jeder hat das Recht, eigene Währungen herauszugeben und anderen als Tauschmittel anzubieten. Welche Tauschmittel für welche Transaktionen verwendet werden, wird freiwillig zwischen Privaten vereinbart. Es gibt kein gesetzliches Zahlungsmittel. Die Zinsen werden nicht von einer staatlichen Behörde festgelegt, sondern bilden sich auf dem freien Geldmarkt.» Selbstredend wären mit einem solchen Verfassungsartikel auch das heiss diskutierte Bargeldverbot und die Bedrohung von digitalem Zentralbankgeld vom Tisch, weil es den Anbietern freistehen würde, welches Geld sie verwenden wollen.

von Olivier Kessler

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Olivier Kessler ist Direktor des Liberalen Instituts in Zürich. Dieser Text ist ein Auszug aus seinem neuen Buch «Freiheitsdiät: Erfolgsrezepte für eine fitte Schweiz», erschienen im Juni 2024, bestellbar unter libinst.ch/shop


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