Können wir wissen, wie es wirklich war?

Eine Replik auf Christoph Pfister

In unserer letzten Ausgabe vertrat der Chronologiekritiker und Burgenforscher Christoph Pfister die These, dass die offizielle Geschichtsschreibung grösstenteils verfälscht sei und über unsere Vergangenheit kaum verlässliche Aussagen möglich seien. Der studierte Historiker Friedrich Hilgenstock widerspricht.

«DIE FREIEN»: Friedrich, was hältst du von der Chronologiekritik?

Friedrich Hilgenstock: Christoph Pfister stellt wuchtige Thesen in den Raum, mit denen wir uns befassen sollten. Eine wichtige Differenzierung möchte ich aber gleich zu Beginn einführen: Unterscheiden wir klar zwischen der herrschenden Meinung in der Geschichte – also dem Narrativ, das effektiv allzu oft die Sieger diktieren – und der Basis der Quellen, also der Grundlage, auf der jegliche historische Forschung basiert. Ich möchte mich auf den zweiten Part konzentrieren.

Wie weit können wir also in der Geschichte zurückblicken?

FH: Die Frage ist, ab wann eine Quellendichte vorhanden war, die uns einen Blick auf den gleichen historischen Gegenstand aus mehreren Perspektiven ermöglicht. Diese Zäsur liegt für mich nicht auf dem Beginn der Moderne – der Französischen Revolution und dem napoleonischen Zeitalter, das Christoph Pfister anführt – sondern begann mit der Professionalisierung des Buchdrucks in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Ohne die massenhafte, schnelle und kostengünstige Vervielfältigung von Schriften hätte die Renaissance nicht ihren europaweiten Siegeszug angetreten und die Reformation nicht ihre regionale Durchschlagskraft erreicht. …

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Friedrich Hilgenstock hat Geschichte an der Universität Bonn, am Institut d´Études Politiques in Paris und dem Oriel College in Oxford studiert. Hilgenstock ist sein Pseudonym, der richtige Name ist der Redaktion bekannt.


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