«Geschichte ist zum guten Teil eine Illusion»
Interview mit Christoph Pfister
Der Historiker und Autor Christoph Pfister gilt als einer der bekanntesten Vertreter der Geschichts- und Chronologiekritik. Seiner Ansicht nach ist die offizielle Geschichtsschreibung zu grossen Teilen verfälscht. Über unsere Vergangenheit liessen sich kaum verlässliche Aussagen treffen.
Die menschliche Zivilisation sei wesentlich jünger als wir meinen. Das Mittelalter sei eine Erfindung. – Dies sind einige der Thesen der Chronologiekritik, wie sie Christoph Pfister vertritt. Von den Geschichtswissenschaften werden sie abgelehnt, sie sehen die Beispiele als widerlegt an und anerkennen entsprechende Positionen nicht. Ich traf den 79-jährigen Historiker in Freiburg zum Gespräch.
«DIE FREIEN»: Herr Pfister, Sie sind Vertreter der Geschichts- und Chronologiekritik. Was verstehen Sie darunter?
Christoph Pfister: Normalerweise denken wir, was über die menschliche Geschichte gelehrt und geschrieben wird, sei wahr. Geschichte muss auch auf verlässlichen Angaben basieren. Wenn man historische Inhalte untersucht, ist zu erkennen, dass dies häufig nicht stimmt. Ein Beispiel: Bei jüngeren Gebäuden wie dem Empire State Building in New York, das 1931 fertiggestellt worden ist, gibt es ausreichend Aufzeichnungen darüber, wer es wann und wie und so weiter gebaut hat. Bei älteren Gebäuden, einer gotischen Kirche etwa, sind Datierungen fragwürdig. Und wenn man es nicht weiss, dann wird über das Alter spekuliert und es werden Behauptungen aufgestellt.
Was kritisieren Sie hauptsächlich am orthodoxen Geschichtsverständnis?
CP: Unser geläufiges Geschichtsbild kann so kaum stimmen. Die Zeiträume sind viel zu weit gezogen. Fakten sind zwar unzweifelhaft, ihre Interpretation und das Ergebnis dagegen sind strittig. …
von Armin Stalder
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