Skip to main content

Die Mutter aller Verschwörungen

Dallas, 22. November 1963.

Der 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, John Fitzgerald Kennedy, kommt offiziell durch zwei Gewehrschüsse ums Leben. Als Tatverdächtiger wird umgehend die berühmt-berüchtigte Räuberbande und Scharfschützenbruderschaft, bestehend aus deren drei Mitgliedern Lee, Harvey und Oswald – dem Kopf der Bande – dingfest gemacht und in Gewahrsam genommen. Drei Schützen und nur zwei Schüsse? Hatte der dritte Schütze Ladehemmung? Erste Fragen bleiben unbeantwortet, doch bereits zwei Tage später gelingt es dem Nachtclubbesitzer Jack Ruby, die ruchlose 3-er-Gang durch nur einen einzigen Schuss zur Strecke zu bringen und sie damit ihrer gerechten Strafe vor dem Jüngsten Gericht aller Zeiten zuzuführen. God bless Amerika. That’s Entertainment.

Es gibt wohl kein Ereignis in der jüngeren Geschichte, welches mehr Verschwörungstheorien um sich vereint, als das bis heute nicht zur Gänze aufgeklärte Attentat auf den amerikanischen Präsidenten. Wer war es? Wer hat JFK erschossen? Die oben erwähnte 3-er-Gang war es wohl nicht. Auch nicht ein Einzeltäter gleichen Namens. Die Indizien haben die offizielle Erzählweise – den sogenannten Warren-Report – mittlerweile untergraben wie Termiten und das Kartenhaus zum Einsturz gebracht. Doch immer noch wird falsch gepokert. Wer war der Mörder von «Jack», wie der Präsident auch privat genannt wurde? Der Gärtner jedenfalls war es nicht.

War es La Cosa Nostra, der die Kennedy-Brüder – also Jack, der Präsident und Robert, sein Justizminister – ein geschäftsschädigender Dorn im Auge waren?

Oder war es die Central Intelligence Agency, der Kennedy gedroht hatte, sie in tausend Stücke zu zersplittern, um den kriminellen Geheimdienstapparat als Ganzes in der sogenannten Schweinebucht den Haien zum Frass vorzuwerfen? Oder hatte gar der 68-jährige Chef des FBI, den alle nur die «Bulldogge» nannten, seine Finger im Spiel? War es The Bulldog J. Edgar Hoover, den die Kennedy-Brüder gezwungen hatten, in Frührente zu gehen, damit er weniger inländisches Unheil anrichten konnte? Der die liberalen Ansichten der gut aussehenden Kennedys hasste, der ihren Lebensstil verachtete und alle Ermittlungen um das Attentat herum massgeblich zu verhindern wusste?

Oder war es Lyndon B. Johnson, der Vizepräsident und Kennedys Nachfolger? Der Weisung gegeben habe, die Mordpläne der Mafia nicht zu stören, um seinen Chef aus dem Weg zu räumen? Oder waren es die Bulldogge und der Vizepräsident zusammen?! Die Indizien weisen darauf hin: Einige Tage vor Hoovers Aussage in der Warren-Kommission wurde der Kampfhund von Lyndon B. Johnson zum FBI-Direktor auf Lebenszeit ernannt.

Oder war es Fidel Castro? Es gibt das Gerücht, der überzeugte Kommunist habe nach dem alttestamentarischen Prinzip «Wie du mir – so ich dir» Kennedy ermorden lassen, als (Zitat:) «Vergeltung für die über 600 Mordversuche, die CIA und Mafia gemeinsam gegen seine Person zu verantworten hätten». Umso mehr, da der glühende Marxist und bekennende Zigarrenraucher aus Kuba im September 1963 öffentlich davor warnte, dass führende Politiker der USA nicht sicher würden leben können, wenn sie glaubten, ihn töten lassen zu können. Oder war es gar hinter El Comandante die ganze Sowjetunion per se oder Nikita Chruschtschow himself oder die Exilkubaner oder Israel oder das Militär oder mächtige industrielle Kartelle oder war es – ganz verwegene Behauptung – der militärisch-industrielle Komplex an sich, was zu komplex wäre, um das jetzt im Einzelnen aufzudröseln.

Wer erschoss den Präsidenten? Wer war es? Oder Warren’s alle? Sei’s drum.

All diese Theorien sind dem Kenner der Materie und Eingeweihten präsidialer Komplotte bekannt. Was aber nur wenige wissen, ist die schöne Geschichte, dass damals, rund um das Kennedy-Attentat die Ungereimtheiten, die unzähligen Augenzeugenberichte, die der offiziellen Erzählart der Vorgänge diametral widersprachen, dermassen ins Kraut schossen, dass sich der Geheimdienst, namentlich die CIA genötigt sah, etwas zu unternehmen.

Dieses «etwas» bestand darin, all die Theorien, die um die Ungereimtheiten entstanden und die offensichtlich zutage tretende Verschwörung gegen den Präsidenten in höchsten Regierungskreisen unter einen Hut zu bringen und ein Wort zu kreieren, welches von da an alle diejenigen diskreditieren, diffamieren und unglaubwürdig machen würde, die sich der offiziellen Erzählung – heute sagen wir dazu Narrativ – widersetzten, indem sie zum Beispiel ihre eigene Urteilsfähigkeit ins Feld führten, 1 und 1 zusammenzählten oder einfach ihre gottgegebene Vernunft gebrauchten, statt diese im Vorhinein – ganz im Stile der Mafia – lebendigen Leibes zu begraben.

Das Wort «Verschwörungs-Theorie» wurde kreiert, der Verschwörungstheoretiker war geboren. Made & Copyright by CIA. So geschehen im Jahre 1963 n. Chr. und bis heute ein beliebtes Tool, um jeglichen Investigationsversuch bereits im Keim zu ersticken.

Doch wie sagte Hermann Hesse in seinem Jahrhundertgedicht «Stufen»: Und jedem Keime wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. Nun, das war jetzt ein bisschen frei nach Hesse. Der Keim ist bei ihm ein Anfang. Womit wir wieder bei der schonungslosen Offenlegung des Attentats auf JFK angelangt wären, denn diese ist noch lange nicht zu Ende. God bless Amerika und den Rest der Welt.


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop!

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Teile diesen Beitrag mit deinen Freunden