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Briefwechsel mit Alex Baur

Betreff: Mehr als nur eine alternative Hoffnung für Deutschland?

Lieber Herr Baur

Sie sind bekanntermassen ein Freund der «Alternative für Deutschland». Als weltoffener Konservativer leben Sie heute in Peru. In Lateinamerika haben Sie beobachtet, «dass die liberalen Modelle am besten funktionieren, denn sobald der Staat seine Finger im Spiel hat, hat man Korruption und Nepotismus». Entsprechend freuen Sie sich über die Wahlerfolge der AfD.

Ich selbst hatte lange Vorbehalte gegenüber der AfD, die ich erst ablegen konnte, als ich die Vorurteile, die mir die Massenmedien ins politische Gewissen implantiert hatten, auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen begann. Eines dieser Vorurteile lautete, die AfD geriere sich – ähnlich wie die SVP in der Schweiz – als «Partei des kleinen Mannes», in Wahrheit stehe sie für eine «neoliberale» Wirtschaftspolitik, was laut Mainstream bekanntlich heisst: asozialer Laissez-faire-Kapitalismus, Politik für Superreiche und Grosskonzerne. Also die Politik, die überhaupt erst ermöglichte, dass einzelnen Akteuren nun fast die ganze Welt gehört.

Doch wer sich ihr Parteiprogramm zu Gemüte führt, erfährt: Die AfD bekennt sich zur Sozialen Marktwirtschaft und orientiert sich am Ordoliberalismus. Ordoliberale fordern, dass der Staat einen Ordnungsrahmen für den Wettbewerb gewährleistet, so dass die Bürger frei auf dem Markt agieren können.

Das tönt nun gar nicht so asozial und rechtsextrem, wie die Diffamierer uns glauben machen wollen. Selbst Sahra Wagenknecht hat Sympathien für den Ordoliberalismus, der, wie sie meint, «das Problem wirtschaftlicher Macht und die Zerstörungspotenziale grosser privater Machtkonzentration prominent thematisiert». Die AfD will also keine «totale», sondern ganz einfach eine «zivilisierte Marktwirtschaft» – ähnlich wie vernünftige Linke auch. Ist die Wirtschaftsethik der AfD am Ende sogar «Querfront»-tauglich?

Was mich betrifft, so höre ich jedenfalls einer Partei nur noch zu, wenn sie sich vornimmt, die Übermacht nicht vom Souverän gewählter Akteure zurückzudrängen. Und tatsächlich verspricht die AfD: «Organisationen und international agierende Konzerne, die Einfluss auf die Innenpolitik anderer Länder oder deren Eliten zu nehmen versuchen, um ihre politischen oder wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen, sind darin zu beschränken.» Das aber muss man erst einmal hinbekommen, ist doch der Staat zutiefst mit den Interessen des Finanzkapitals verflochten.

Was meinen Sie als erfahrener politischer Beobachter und Journalist? Gibt es Länder in Lateinamerika, die in der jüngsten Vergangenheit erwiesenermassen besser weggekommen sind mit rechten Regierungen? Haben wirtschaftsliberale Regierungen den internationalen Raubtierkapitalismus eher im Zaum halten und den Lebensstandard der einfachen Menschen tatsächlich verbessern können? Und kann man aus den lateinamerikanischen Erfahrungen mit liberal-konservativer Politik Schlüsse für Europa ziehen? Kann eine AfD mehr tun, als bloss Hoffnungen zu schüren? Ist sie wirklich eine Alternative zu einem von den Globalisten unterworfenen Deutschland?

Mit besten Grüssen

Christian Schmid Rodriguez

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Lieber Christian Schmid Rodriguez

Vorweg: Ich würde mich nicht als Freund der AfD bezeichnen. Als Journalist ist für mich die Nähe oder gar eine Bindung zu irgendeiner Partei ein No-Go. Im Gegensatz zu den meisten Journalisten bin ich allerdings auch kein Feind irgendeiner Partei – es sei denn, diese würde totalitäre Tendenzen offenbaren …


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