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«Wie finde ich in einer Partnerschaft zu nährender und erfüllter Sexualität?»

Matthias weiss Rat

Zugegeben, diese Frage kann als ziemlich steil angesehen werden, im Sinne von: Ist so etwas überhaupt möglich? Glücklicherweise ja, wenn auch nicht ohne «Preis», wie so alles im Leben (das heisst: Es liegt immer auch ein Stück weit an uns, etwas in Gang zu setzen und so zur Veränderung beizutragen). Als hilfreich empfinde ich:

  • Wenig(er) ist mehr.
  • Dito: Langsam(er).
  • Raum geben (statt nehmen).
  • Bei sich anfangen (statt am anderen herumzuzerren; was zugegebenermassen schwerer ist …).
  • Eher geben, als nehmen, wobei hier gleich angefügt werden soll, dass dies ein «heisses Eisen» darstellt. Insgesamt sollte das Gleichgewicht natürlich ausgewogen sein. Was ich damit meine ist, dass, wer das Wohlbefinden seines Gegenübers im Auge hat, nicht schlecht damit fährt. Aber natürlich ist genauso der zweite Teil von «Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst» zu beachten und zu beherzigen: Will heissen: Ich kann meinem Gegenüber nur «geben», wenn ich selber erfüllt bin. Halte ich mich hingegen im Mangel auf und möchte, dass mir der andere jenen auffüllt – eine (leider) gängige Vorstellung von Liebe –, ist das meines Erachtens von Vornherein zum Scheitern verurteilt … Wie viel leichter lebt es sich jedoch, wenn die Liebe einfach überfliessen kann.
  • Mehr sein bzw. geschehen lassen, statt tun.

Ich bin mir bewusst, dass der eine oder andere Punkt der obigen Liste als leicht anstössig erachtet werden kann – dass er also im besten Sinne etwas in Gang setzt und an-stösst.

Ist dem so, dann «Hallelujah», schliesslich hat ja alles Konsequenzen – auch das Verwirklichen eines Wunsches, wie derjenige nach einer nährenden Partnerschaft, in der auch eine erfüllte Sexualität ihren Platz hat.

Dass hierbei vielleicht auch das eine oder andere Verhalten aufgegeben werden darf oder so mancher Glaubenssatz über Bord geworfen werden kann, ist für mich schon beinahe «logisch». Denn, wie Einstein schon gesagt haben soll, grenzt es an Wahnsinn, sich Veränderungen mittels stets denselben Methoden herbeizusehnen …

Wer also den Auf-Bruch zu einem neuen Liebesleben wagt, der oder die hat zuerst einmal alten Ballast abzuwerfen; also überhaupt Platz zu schaffen für das Neue, das sich da zeigt und welches angenommen werden möchte.

Selbstverständlich kann sich das anfangs unangenehm anfühlen, schliesslich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Kinder machen es uns vor, wie man weiterkommt: Sie stehen einfach einmal mehr auf, als sie hingefallen sind.

Als ich selbst zum ersten Mal mit diesem lohnenswerten Weg konfrontiert wurde, kam zunächst mein ganzer Zorn herauf. Zum Glück wusste meine damalige Partnerin gut damit umzugehen und blieb einfach dabei. Obwohl wir seit einigen Jahren nicht mehr als Paar unterwegs sind, ist die Saat der Liebe von damals mehr als aufgegangen und wir lieben uns seither umfassender als je zuvor!

Sprich, auf einem solchen Weg zu nährender(er) Liebe und auch erfüllter(er) Sexualität darf man oder frau sich auch Zeit lassen. Dieser zeigt sich beim Gehen. Er stellt ein Ausprobieren dar, ein Experiment und sogar ein Abenteuer! Sie dürfen sich darauf freuen.

***

Matthias A. Weiss ist ehemaliger evangelisch-reformierter Pfarrer, der sich ganz dem Mysterium
des Heilens verschrieben hat und die Menschen lehrt, wie sie diese Kunst selber erlernen können. In dieser Kolumne beantwortet er Lebensfragen und solche zu spirituellen Themen anonym. Sende deine Frage an: weissrat@diefreien.ch

Zum Thema «Sex und Spirit» spricht er am Neue Wege Kongress von Graswurzle am 22. Februar 2025 im MythenForum in Schwyz.


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