Skip to main content

Der kleinste Bauernhof der Welt

Wohl gibt es keine Probleme oder Aufgaben ohne passende Lösung dazu. Mit dieser Einstellung leben Debby, Joel und ihre kleine Tochter Amina in ihrem selbstentworfenen und selbstgebauten Strohhaus mit Selbstversorgergarten. Ihr kleines Paradies inmitten eines Industriegebietes bietet ihnen maximale Freiheit.

Debby Kunz ist ausgebildete Ernährungsberaterin in roh-veganer Ernährung und bildet sich learning by doing stetig weiter. Sie berichtet mir, wie sie dazu kam, ihre Nahrung selbst anzubauen:

«In mir brennt eine Sehnsucht, alles selber zu machen, wovon wir uns ernähren. Spannend ist, wie man plötzlich zu seinen Wurzeln zurückkommt und dich etwas wieder interessiert, was du früh von deinen Eltern oder Grosseltern mitbekommen hast. Mir passiert das heute noch, dass ich beim Gärtnern etwas mache und mir dann in den Sinn kommt, dass ich das von meiner Mutter kenne. Ich bin auf dem Bauernhof aufgewachsen und meine Mutter hatte einen grossen Gemüsegarten. Wir hatten zwar kein Bio-Label, aber eigentlich war es viel mehr als Bio.

Trotz einer «gesunden Lebensweise» hatte ich immer mehr gravierende Probleme wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Neurodermitis, Endometriose und Depressionen. Ich durchlief eine Ärzte-Odyssee und merkte, dass sie mir in keiner Weise weiterhelfen konnten. Innerlich wusste ich immer, dass meine gesundheitlichen Probleme mit dem Essen und meinem Darm zusammenhängen. Am Tag vor einer geplanten OP ging ich in den Wald und schrie aus Verzweiflung nach Hilfe. Ich dachte, es müsse eine andere Lösung geben und bat um ein Zeichen, das mir den Weg dazu weisen soll. Postwendend stiess ich im Internet auf eine reine, naturbelassene Ernährungsweise, welche meinen Körper in ein basisches Milieu brachte, wodurch er sich komplett von allen Beschwerden selber heilen konnte. Die begleitende Darmreinigung war ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Als ganze Familie stellten wir auf selbstgemachte, naturbelassene Kost mit einem hohen Anteil an rohen und wilden Früchten, Beeren, Obst und Gemüse um. Die geplanten schulmedizinischen Behandlungen, auch der operative Eingriff, fanden nie statt.»

Debbys Mann Joel ist gelernter Gärtner und Gartengestalter und Geschäftsführer der Gartist GmbH. Und so verlief sein Weg zum Selbstversorger:

«Schon immer war es uns ein grosses Anliegen, hochwertige Lebensmittel zu produzieren, selber unsere Nahrung anzubauen. Angefangen haben wir mit Fischen der Art Tilapia. Pilze, Hühner, Wachteln und Hasen hatten wir auch. Für mich war klar, dass auch unser Fleischkonsum aus Eigenproduktion stammen soll. Mein Gartenunternehmen Gartist war die perfekte Startrampe, um den Wunsch nach eigenen Kräutern und Gemüsen zu perfektionieren. Was wir aus all den Erfahrungen mitnehmen, ist: Je reiner die Nahrungsmittel, desto schneller kann eine Heilung passieren. Beispielsweise kannst du ganz viel Pulver und Nahrungsergänzungsmittel kaufen, aber es ist nicht dasselbe, wie wenn du es selber anbaust. Da ist dann einfach nochmal eine andere Energie drin.»

Debby: «Meine Mutter zum Beispiel hatte einen Autounfall. Vom Schock wurde ihr Haar innert kürzester Zeit weiss. Ich riet ihr, jeden Tag einen Weizengrassaft zu trinken. Nach rund sechs Monaten waren ihre Haare wieder dunkel.»

Joel: «Gesundheit ist Freiheit. Deshalb möchten wir parallel zum Verkauf von eigenen Produkten auch Wissen vermitteln. Obwohl wir es lieben, in den Wald zu gehen, tun wir das nicht jeden Tag, weil das aufwendig und zeitintensiv ist. Deshalb bauen wir die essenziellsten Kräuter in unserer selbstgebauten Homefarm an und haben damit quasi eine eigene Apotheke vor unserer Haustür. Rund 20 Wildkräuter, Microgreens, Weizengras und Gerstengras – so hast du die Superfoods immer verfügbar. Das ist quasi der kleinste Bauernhof, den man sich vorstellen kann. Er ist für jede Lebensweise möglich, zehn Quadratmeter reichen dafür aus. Wir konnten dieses Modell bereits bei Kunden aufstellen, die jetzt auch ihre Erfahrungen damit machen. Diese Kleinstbauernhöfe können individuell eingerichtet und genutzt werden.»

Debby: «Weizengras und Gerstengras sind die basischsten Lebensmittel, die wir zu uns nehmen können. Davon gehören mindestens ein paar Schalen in jeden Haushalt! Mich interessiert besonders auch die Kinderernährung. Mit der richtigen Ernährung ist ein Kind rundum gesund und entwickelt sich gut. Das nimmt Stress und Belastung aus der gesamten Familie.»

Joel: «In der Arbeit als Landschaftsgärtner fiel mir auf, dass in vielen Siedlungen immer Restflächen entstehen, die nicht genutzt werden. Mich hat schon immer die Frage beschäftigt, wie wir diese Flächen sinnvoll nutzen können. Denn jeder Erdkrümel ist unsere Existenzgrundlage. Auch Bauland ist ehemaliges Kulturland, und darauf haben unsere Vorfahren ihre Lebensmittel angebaut. Wie können wir also diese Kulturflächen für die Natur, die Gemeinschaft und die Gesundheit nutzen? Dazu haben wir die Homefarm entwickelt. Um diese zu bewirtschaften, können sich auch mehrere Familien zusammentun. Mir geht es nicht um die Homefarm als Produkt, sondern vielmehr um das Homefarming als Lebensstil.

Mit einer Schale auf deiner Fensterbank kannst du deine eigenen Sprossen ziehen, was dich einmalig 80 Franken kostet, aber es ist auch möglich, mit einer Homefarm einen winzigen Bauernhof zu betreiben. Dieser ist aufskalierbar auf eine ganze Siedlung. Er kann für rund vier Familien Microgreens produzieren und zu einem Ort werden, wo man sich trifft, sich austauscht und zusammen etwas macht. Das gemeinsame Gärtnern verbindet die Generationen und es verbindet uns mit der Natur.»

Debby: «Die urbane Permakultur ist unsere Zukunft, sie ist enorm wertvoll und hat viel Potenzial. Denn der Boden der heutigen Landwirtschaft enthält nurmehr vier Prozent der essenziellen Spurenelemente von ehemals. In einer Schale kannst du diese mit Steinmehl beifügen, kannst deine Pflanzen mit kollodialem Silber spritzen oder was du für wichtig und richtig hältst – du bist dein eigener Herr und Macher. Nur schon energetisch passiert mit deiner Pflanze etwas, wenn du die Samen selber in den Händen hältst und deine Freude darüber in sie übergeht, dass sie unter deiner Pflege wächst. Sie wächst dann mit den Informationen, die du brauchst, um gesund zu leben.»

Joel: «Ein grosser Traum von uns ist die 100-prozentige Selbstversorgung. Deshalb planen wir im nächsten Jahr, nach Costa Rica zu gehen und dort diesen Traum umzusetzen. In diesem Jahr werden wir unser Wissen dokumentieren und den Menschen zur Verfügung stellen.»

Debby: «Dank Erfahrungsberichten von anderen, welche die Pfade der natürlichen Selbstheilung vorausgegangen sind, erhielt ich den Mut, meinen eigenen Heilungsweg zu gehen. Ich war immer wieder Zweifeln ausgesetzt, meinen Gelüsten unterworfen und meine Beschwerden raubten mir Kraft. So, wie mir andere halfen, durchzuhalten, möchte ich meine Geschichte nun teilen, damit auch andere Hoffnung schöpfen und in der Ernährung und im Lebensstil die Kraft der Selbstheilung finden. Heilung ist ein Naturprinzip, wir müssen nur das richtige Milieu dafür schaffen. Wichtig dabei ist, am Glauben an sich selbst und der Kraft der Natur festzuhalten.»

von Prisca Würgler

***

Joels und Debbys neue Firma harmoka wird Anfang 2025 starten. Sie ist im Bereich ganzheitliche Gesundheit und Ernährung tätig. Kontakt über gartist.ch oder j.kunz@gartist.ch.


Hat dir der Artikel gefallen? Dann bestelle jetzt ein Abo in unserem Shop.

Deine Meinung ist uns wichtig: Teile dich mit und diskutiere im Chat mit unseren Lesern.

Teile diesen Beitrag mit deinen Freunden