Reisen nach Russland in Freundschaft und Frieden
Kann man überhaupt nach Russland fahren? Man kann. Ich wollte selbst einen Eindruck von der Situation im Land bekommen, unabhängig von den amtlichen Reisewarnungen und der sehr einseitigen Berichterstattung bei uns. Und ich finde es ganz wichtig, gerade jetzt den Kontakt zu den Menschen in Russland aufrechtzuerhalten, wo die offiziellen Verbindungen vieler westlicher Länder abgebrochen wurden.
Wie kommt man hin? Da es keine Direktflüge nach Russland gibt, entweder über Umwege, zum Beispiel über Istanbul. Oder auf dem Landweg nach Kaliningrad und von dort weiter. Man braucht ein Visum für Russland, das man bei Reisen bis zu 16 Tagen online und bei längeren Reisen über ein Reisebüro bei der Botschaft beantragen kann. Man kann übrigens von zu Hause aus Hotelzimmer und Inlandsflüge online buchen und in Euro bezahlen. Das ist nicht unwichtig, weil westliche Kreditkarten in Russland nicht mehr funktionieren und man nur Bargeld mitnehmen kann.
Ich habe mich für eine Freundschaftsreise mit der privaten Organisation Druschba («Freundschaft») entschieden. Druschba setzt sich für die Völkerverständigung zwischen Russen und Deutschen ein und organisiert seit 2016 Reisen nach Russland, vor allem mit Privat-PKWs. Das Motto des Vereins: «Menschen, weigert euch, Feinde zu sein».
In diesem Jahr fuhren drei Gruppen nach Russland, zwei auf verschiedenen Strecken in privaten PKWs und unsere, die Karelien-Gruppe, mit Flugzeug und Bahn. Für unsere Gruppe hat Isolde, eine pensionierte Russischlehrerin aus Mecklenburg, die Übernachtungen und Transporte im Land organisiert. Ich bin über Gdansk nach Kaliningrad gefahren. Nach zwei Tagen in dieser geschichtsträchtigen Stadt traf sich unsere Gruppe von neun Leuten am Flugplatz, um gemeinsam nach Sankt Petersburg zu fliegen. Ich war gespannt, wer sich trotz der Warnungen unserer Behörden nach Russland traut. Einige in unserer Gruppe reisten zum ersten Mal nach Russland, andere, wie ich, kennen Russland von früheren Besuchen, auch vor 1990. Wir waren eine gut gemischte Gruppe aus Ost und West, alle neugierig auf das Land und die Menschen.
Friedliche Stimmung in Sankt Petersburg
Mir fiel zuerst auf, dass das Leben in den Städten ganz normal ist. Ich sah kein Militär und kaum Polizei auf den Strassen. Die Menschen gehen spazieren, einkaufen, in Restaurants. Trotz der Sanktionen sind noch westliche Firmen vor Ort. Andere Firmen wie McDonalds, die sich aus Russland zurückgezogen haben, wurden von russischen Unternehmen übernommen. Das Angebot der Supermärkte ist wie bei uns sehr vielfältig.
Die Menschen kamen freundlich auf uns zu. Viele haben in der Schule Deutsch gelernt und sprachen uns an, weil deutsche Touristen im Moment sehr selten sind. Das mit dem Deutschlernen ändert sich allerdings seit einiger Zeit: Die jungen Leute lernen lieber Englisch. Und wohlhabende Eltern schicken ihre Kinder zum Chinesischunterricht.
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Sabine Geschke ist Elektronikingenieurin im Ruhestand und lebt in Berlin.
Alle Infos zu den deutsch-russischen Freundschafts- und Friedensfahrten finden Sie unter druschba-global.org.
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