In Stein gemeisselt

Alcide Rüefli beschreitet nun schon sein achtes Lebensjahrzehnt, doch sein Tatendrang und seine Energie scheinen ungebrochen. Beinahe sein ganzes Leben hat sich zwischen Granitblöcken und Sandstein abgespielt.

Unzählige Skulpturen zeugen von seinem künstlerischen Wirken. Die aktuellste Figur ist die seiner sehr eigenwilligen Justitia, die als Wahrzeichen einige Zeit den Platz über der Tellsplatte in Sisikon schmückte.

Wir haben den Steinbildhauer Alcide Rüefli in Grenchen, Kanton Solothurn, besucht. Rüefli ist ein Urgestein seiner Zunft. Und er steht felsenfest zu seinen Ansichten und seiner Einstellung, die er oft in ziemlich rauem Ton klarmacht. Mit einem unterschwelligen, manchmal nicht so leicht verständlichen Humor macht er aus seiner Meinung kein Hehl. Gerade wenn wir über die heutige Zeit sprechen, kommen oft nicht ganz druckreife zornige Ausdrücke daher. Doch Rüefli betont immer wieder, dass seine Äusserungen deckungsgleich mit der Bundesverfassung seien. Diese liegt griffbereit auf seinem Stubentisch, sie ist voll mit farbig markierten Zeilen, die ihm wichtig sind. Besonders Artikel Nr. 21, «Die Freiheit der Kunst ist gewährleistet», ist da ganz dick angestrichen.

Es ist ein buntes Heftchen geworden, diese Bundesverfassung, mit all den Artikeln, die in seinen Augen von der Politik ausgehebelt wurden. Und wenn er dann beginnt, diese zu zitieren, wird Rüefli meist ziemlich laut, worauf er sich aber umgehend lachend für seinen «groben» Ton entschuldigt.

Bei seinem eher ungewohnten romanischen Vornamen, Alcide, handelte es sich ursprünglich um einen Beinamen des griechischen Herakles. Vielleicht verpflichtet ihn dieser, die lange Geschichte der Steinbildhauerei vor Ort zu studieren. Ob es sich um die Werke der alten Ägypter, der Inkas, der Renaissance, der Gotik oder der Zeitgenossen handelt – Rüefli erweitert so stetig sein umfangreiches historisches Wissen. So betont und belegt er immer wieder, dass wir ohne seine Berufskollegen im Altertum keine Dokumente über die Frühzeit der Menschheit hätten: «Wir wüssten nichts mehr!» …

von Herbert Schweizer


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